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Angst davor, aus Liebe die eigene Persönlichkeit zu ändern

Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #1
Ich habe hin und her überlegt, ob ich das Thema zu "Liebe und Partnerschaft" oder in den Kummerkasten schreiben soll, habe mich dann aber für den Kummerkasten entschieden.

Denn es ist ein Problem, dass mich selber angeht, nicht meinen Freund und mich als Paar. Ein Problem, dass ich in früheren Beziehungen schon hatte und das sich jetzt leider wieder bemerkbar macht. Um es zu beschreiben, muss ich ein bisschen ausholen - ich danke für die Geduld beim Lesen!

Ich bin eine Frau mit einer Menge Eigenschaften, die man sowohl positiv wie auch negativ auslegen kann. Ich schließe schnell Bekanntschaften und freue mich immer, wenn ich neue, sympathische Menschen kennenlerne. Dadurch fühle ich mich reich, selbst wenn nicht aus allen Bekanntschaften enge Freundschaften werden, die man jedes Wochenende sieht. Trotzdem sind es Menschen, mit denen mich Sympathie verbindet und irgendwelche ungewöhnlichen Gemeinsamkeiten.
Als positive Eigenschaft heißt das "offen und kontaktfreudig", als negative "oberflächlich und sprunghaft". Was davon bin ich jetzt?

Das mit dem "sprunghaft" ist eine weiter meiner Eigenschaften, die positiv auch "kreativ und vielseitig interessiert" heißen kann. Ich bin leidlich erfolgreiche Hobby-Schriftstellerin, ich habe einen Vollzeit-Job, der mich sehr fordert, ich male und schneidere Werke, die durchaus der Öffentlichkeit präsentiert werden können (an Zimmerwänden, als Geschenke oder am eigenen Leib getragen).

Für mich selbst habe ich inzwischen gelernt, damit ganz gut umzugehen, ich mag mich auch. Ich habe keine feste Clique, aber eine Vielzahl von Bekannten und einige wenige sehr enge und tiefe Freunde, bei denen ich mich wirklich akzeptiert und geliebt fühle. Meine Wohnung ist auf meinen Arbeitstil abgestimmt - im Arbeitszimmer stehen ein Schreib- und ein Nähtisch, der Küchentisch ist gleichzeitig Zuschneidetisch, im Arbeitszimmer steht eine Staffelei, die Wände sind bunt und voller Bilder, Übersichten für die Arbeit, Tipps fürs Schreiben...

Ich habe mir eine Wohnung gezaubert, in der ich mich inspiriert fühle und gut arbeiten kann. Wenn ich an einem Text für meine Arbeit schreibe, kann ich plötzlich aufstehen und an einem sich in Arbeit befindlichen Bild weiter malen - oder zu lauter Musik tanzen - oder mich aufs Bett werfen und an meiner neuen Korsage weiter nähen - oder eben etwas essen - und dann weiter arbeiten...

Meine Wohnung passt durch diese Aufteilung zu meiner sprunghaften Art und ermöglicht mir inzwischen, meine mir gemäße Art zu leben umzusetzen. Manchmal herrscht sehr kreatives Chaos - und irgendwann stört mich das so sehr, dass ich aufräume, damit ich weiter arbeiten kann und weil ich Ordnung möchte.

***

Schwierig wird es dann, wenn eine Beziehung ins Spiel kommt. Das ist mir gestern klargeworden, als ich eine Künstlerfreundin getroffen und mit ihr eine andere Hobby-Künstlerin besucht habe, als wir zu dritt die halbe Nacht durchgequatscht haben, als wir noch einen Spaziergang zur Wohnung der Freundin machte, die mir schwarze Perlen schenkte, die ich auf meiner neuen Mütze vorne zu einem Muster aufsticken will.

Denn sowie ich in einer Beziehung bin, passt meine Art nicht mehr. Das ist im Moment der Fall. Mein Freund versteht nicht, warum ich nicht auch bei ihm arbeiten kann, er hat mir in seiner Wohnung doch extra einen eigenen Schreibtisch mit seinem alten Rechner gebaut. Klar kann ich dort auch schreiben - aber zwischendurch Nähen oder Malen geht nicht mehr!

Mein Freund versteht nicht, warum ich mich zu eingeschränkt dadurch fühle, dass er am Liebsten ständig seine Zeit mit mir verbringen möchte. Er ist ein stillerer Typ, der nicht so viel rausgeht - das tue ich ja auch nicht ständig, aber manchmal halt schon. Aber ich bin gerne in meiner Wohnung und arbeite! Nicht nur bei ihm gemeinsam vor der Glotze oder mit einem Buch im Bett liegend!

Und irgendwie hemme ich mich selber in Beziehungen auch immer wieder dadurch, dass ich nicht mehr so frei bin. Ich erlaube mir selbst nicht mehr, rauszugehen und Menschen zu treffen, die mein Freund nicht kennt. Er meint immer, ich kann ihn ja mitnehmen - aber das sind keine Pärchenabende! Pärchenabende sind etwas schönes, aber es ist etwas ganz anderes, als Individuum, als einzelne, freie Frau unterwegs zu sein und Menschen kennenzulernen!

***

Gestern habe ich gemerkt, dass es so nicht weitergehen kann. Eine Zeitlang habe ich hier gewohnt und hatte "nur" Affären mit Männern - damals war ich frei genug, meine Zeit selbst einzuteilen, zu arbeiten, zu schreiben, zu malen oder an Inspirationsmangel zu leiden.

Meine Beziehung ist eigentlich etwas sehr gutes - wir haben gemeinsame Hobbies, wir haben gemeinsame Freunde für Pärchenabende. Wir gucken ähnliche Filme, wir haben guten Sex und - es fällt mir schwer, das Wort zu benutzen - wir lieben uns. Es ist etwas sehr gutes. Diese Beziehung gibt mir normalerweise Wärme und Glück, Stabilität und Sicherheit, lauter gute Sachen, an die ich mich inzwischen fast schon gewöhnt habe und auf die ich nie wieder verzichten möchte.

Aber ich habe in früheren Beziehungen jedes Mal erlebt, dass nach einiger Zeit mein eigenes Leben aufhört. Meine sprunghafte, lebendige, chaotische, offene, aber eben nicht solide Art wird auf einmal misstrauisch beäugt.

Am Anfang findet ein Mann es vielleicht toll, eine Freundin wie mich zu haben, so war leider meine bisherige Erfahrung. Eine Künstlerin! Eine sehr intelligente Frau! Die sprüht vor Lebendigkeit, die den Mann dazu bringt, sich für etwas ganz besonderes zu halten, weil so eine Frau sich in ihn verliebt!

Aber dann kommt die Zeit, wo die Frau kurz angebunden ist, weil sie gerade eigentlich viel lieber kreativ sein will, wo die Frau andere Menschen genauso begeistert und sprühend anlächelt wie nur der Mann angelächelt werden sollte!

In bisherigen Beziehungen passierte es an diesem Punkt regelmäßig, dass ich versuchte, sesshaft und normal zu sein, immer noch immer nur für diesen einen Mann da, wie er es wollte. Denn ich brauche doch diese Sicherheit und Liebe in der Beziehung und ich kann es nicht ertragen, wenn mein Partner sich von mir abwendet, sich ungeliebt fühlt - ich liebe ihn doch immer noch! Aber die Energie, die vorher floss und sprühte und für drei Projekte und fünf Menschen gleichzeitig reichte, versiegt dann immer irgendwie.

Ich habe zwei Beziehungen hinter mir, wo ich nach einem halben Jahr genau das erlebte - und dann einige langweilige Jahre vergeblich versuchte, irgendwie so etwas wie Glück zu finden. Wieder kreativ zu werden. Irgendwann machte ich dann immer Schluss und war psychisch jedes Mal ein Stück verletzter - denn mit meiner Sprunghaftigkeit sehne ich mich ja gleichzeitig auch ein gutes Stück nach Sicherheit und Geliebtwerden!

Jetzt ist da dieser Mann, der mir wirklich viel bedeutet. Der aber in letzter Zeit irgendwie meistens zu Hause hockt und nie wirklich viel unter Leute geht, während ich mich fast totarbeite. Gestern Abend, diese Nacht mit den zwei künstlerischen Frauen - da habe ich mich überhaupt nicht sicher gefühlt, nur ständig herausgefordert. Es war schön - und trotzdem war ich alleine und bin von da alleine nach Hause gefahren. Ich möchte mehr solche Nächte erleben. Andere Künstler kennenlernen.

Aber ich fürchte mich sehr davor, wieder alles an mir selbst aufzugeben, nur meinem Freund zuliebe. Ich weiß nicht, ob jemand nachvollziehen kann, wie sehr ich mich davor fürchte - aber meine letzten Beziehungen haben alle damit geendet, dass ich träge, unglücklich und ständig erschöpft war, obwohl ich fast nichts künstlerisches mehr machte. Und das Wiedererwachen meiner künstlerischen Ader bedeutete jedes Mal den Anfang vom Ende der Beziehung.

Ich kann meinem Problem gar keinen Namen geben - ich weiß nur, dass ich schreckliche Angst habe. Davor, meinen Freund zu verlieren oder seinen Unmut zu wecken, schlimmer noch: Davor, ihn traurig zu machen, davor, dass er einsam und traurig ohne mich zu Hause hockt.

Aber noch mehr Angst habe ich davor, dass ich aus diesen Gründen... Mein eigenes Leben (schon wieder) aufgebe, nachdem ich fast zwei Jahre meine eigene Herrin und zumindest als freie Künstlerin glücklich gewesen bin.
 
A
Benutzer91789  Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Hallo Flame,

wenn ich Deinen Beitrag so lese, kann ich Dir beim besten Willen keine Oberflächlichkeit attestieren.
Wärst Du oberflächlich, hättest Du weder einen eher introvertierten Partner noch würdest Du Dir auf diese Weise Gedanken über Deine Beziehung machen.

Warum glaubst Du Dich für Deine Beziehung verändern zu wollen? Hat Dein Freund Dich nicht so kennen und lieben gelernt, wie Du jetzt bist oder hast Du etwas hinter dem Berg gehalten was Deine Persönlichkeit/ künstlerische Ader angeht?

Deine Leidenschaft, dein Credo, die Kunst und die damit verbundene Lebensweise komplett aufzugeben, halte ich für einen gewaltigen Fehler. Denn irgendwann würdest Du das mit Sicherheit deinem Freund vorwerfen.

Ich sehe hier zwei Probleme:

1. Du fasst Deine "künstlerische Freiheit" (Sorry, kann es nicht besser umschreiben) als Gegensatz zur Geborgenheit in einer Beziehung auf. Das ist aber wirklich nicht der Fall. Ein Partner sollte wenigstens versuchen, deine Arbeits- und Lebensweise zu akzeptieren. Stelll Dir mal vor, Du würdest Deinem Freund die "Sprunghafte Arbeitsweise" aufzwingen. Würde er damit klarkommen?

Teilweise hat sich deine Art zu leben und handeln doch schon verändert oder?
Du schreibst ja selbst, dass Du nur selten ausgehst. Und wenn ich Deinen Ausgangspost richtig deute, nimmst Du in diesem Bereich ja schon Rücksicht auf Deinen Freund.

Zeige ihm doch einfach, was Dir Kunst bedeutet. Vielleicht widmest Du ihm auch mal ein Kunstwerk. Du könntest Ihn einfach mal portraitieren. Eigentlich schlägst Du hier zwei Fliegen mit einer Klappe. Du zeigst ihm deine Leidenschaft für Kunst und auch die Liebe zu Ihm.

2. Du hast irgendwie Angst davor deinen Freund allein zu lassen. Hier liegt das Problem auch auf seiner Seite. Vielleicht solltest Du Ihn ermuntern auch mal rauszugehen, Leute zu treffen etc. Wenn ich mir vorstelle, dass er eher ein stiller Typ ist, wie Du schreibst, hat er wahrscheinlich auch ein wenig Angst vor extrovertierten Konkurrenten.
Wenn er selbst etwas mehr aus sich rausgehen könnte, hätte er da wahrscheinlich weniger Probleme mit Deinen Treffen etc.

Das ist natürlich nur mein jetziger Eindruck. Ist schon kompliziert das Ganze.

Liegt wahrscheinlich daran, was sich jeder von der Liebe wünscht: Freiheit in Geborgenheit.

Gruß

AlterAnfänger32
 
G
Benutzer Gast
  • #3
Wenn man eins in einer Beziehung nicht tun sollte, dann ist es sich selbst aufzugeben. Hört sich jetzt vielleicht ein wenig kalt an, aber wenn dein Freund mit deiner Art zu leben (mit Dir!) nicht zurecht kommt, dann ist es sein Problem. Er hat dich so kennen gelernt und bis zu einem gewissen Grad sind Kompromisse in einer Beziehung auch wichtig und normal. Es handelt sich aber deutlich nicht mehr um Kompromisse, wenn ein Partner in der Beziehung das Gefühl hat, nicht mehr er selbst sein zu können.

Hast du denn mit ihm mal offen gesprochen, so wie du es hier beschrieben hast? Aus deinem Text wird doch schnell deutlich, dass er dir wirklich etwas bedeutet, dass du ihn, seine Art und eure gemeinsame Zeit magst udn wertschätzt. Es fällt mir immer schwer nachzuvollziehen, dass manche Menschen dann immernoch ein großes Problem damit haben, den anderen freizugeben. Denn er hätte mit Sicherheit Gewissheit, dass du wieder zu ihm zurückkommst.
 
Z
Benutzer84394  Verbringt hier viel Zeit
  • #4
Ich hätte gerne eine Freundin, die sich auch mal selbst beschäftigt und mich nicht komplett vereinnahmt, da ich auch meine eigenen, zeitintensiven Interessen habe.

Trotzdem ist eine Beziehung ja auch ein Kompromiss. Wenn du den nicht eingehen kannst oder willst, dann sei so fair und mach Schluss, statt deinen Freund krampfhaft an dich zu binden.
Man kann seinen Partner nicht in den Schrank stellen, wenn man ihn gerade nicht braucht und holt ihn raus, wenn man etwas von ihm will.

Das Wissen, dass er dir wirklich etwas bedeutet reicht ihm sicherlich nicht aus - du musst es ihm auch immer wieder praktisch beweisen.
 
M
Benutzer93410  Verbringt hier viel Zeit
  • #5
meiner persönlichen Erfahrung nach wird der Anteil der Freunde aus dem erweiterten Freundeskreis im Laufe einer funktionierenden Beziehung automatisch geringer, ohne dass ich es merke oder es mich störte. Das heisst natürlich nicht, dass es keine gibt, aber deren Kontakt beschränkt sich bei mir zunehmend auf gemeinsame Hobbies, Studium etc. ohne dass ich mit den Leuten etwas anderes machte. Ich erwarte von meinem Freund, dass er den Kontakt mit diesen Leuten auf professioneller Ebene akzeptiert und mir selbst kein schlechtes Gewissen machen, wenn ich ihn deswegen vernachlässige. Das würde ich auch auf deine Tätigkeit ausweiten.

Gleichzeitig würde ich niemals meinen engsten Freundeskreis in einer Beziehung in Frage stellen. Ich erwarte von meinem Freund, dass er meine engen Freunde mag, etwas mit mir und denen gemeinsam unternimmt und von meinen Freunden, dass sie ihn akzeptieren. Wenn da nicht passt, ist meist eh der Wurm drin. Über kurz oder lang kann ich mich an keine Beziehung erinnern (nun es ist erst die dritte), in der sich nicht mittelfristig ein gemeinsames Hobby, etc. herauskristallisiert hat. Einmal habe ich ihn sogar darüber kennengelernt.

ich glaube, du solltest dir Gedanken machen, wie du die Balance finden kannst, wo du Raum für das eine wie das andere findest und dich, falls es nicht klappt, damit abfinden, dass du beides nicht haben kannst und dann bewusst auf eines davon verzichten.
 
D
Benutzer Gast
  • #6
Erst einmal Hut ab vor Deiner Eigenständigkeit, der Kreativität UND, dass du Dir darum Gedanken machst, und das Problem "siehst".

Du schöpfst Kraft, tankst Energie und bist ganz Du selber aus deiner Arbeit und deinem Chaos.
Du lebst Dein Leben und hast dennoch Platz frei für jemanden zum Gern haben bzw. lieben.

Die Vorposter haben es schon sehr treffend ausgedrückt.

Innerhalb einer Beziehung sollte man sich ergänzen, dein PArtner kann genau das Gegenteil sein, er könnte Dich mal Zeitweise auf den "Teppich" zurückholen, ohne dass du es falsch verstehst.
Du solltest ihn nicht vernachlässigen und die Gedanken ernst nehmen, wenn er, was sein Recht ist, mal "Hallo, hier ist noch jemand" sagt um auf ihn aufmerksam machen zu wollen.

ABER niemand, auch ein Partner hat das Recht, zu Verlangen, dass du dich änderst.
Ja, es hört sich hart an, wenn du merkst, dass du dich anhand einer Partnerschaft zu deinem Nachteil veränderst, was dir selber gegen den Strich geht - bist du nicht bereit oder zur Zeit fähig eine feste Beziehung einzugehen.
Wenn er meint, dich ändern zu müssen und dir dabei die Grundvoraussetzungen deines Schaffens und deines zufriedenen Lebens entzieht, bist du nicht die Richtige für ihn.

Kompromisse finden ist gut. Eine "offene Beziehung" führen, jeder in seinem Reich, immer zu Wissen, dass der andere jederzeit für einen da ist oder eine offene Tür hat.
Das aber OHNE das sich jemand ausgenutzt oder als "Notnagel" vorkommen muss.

Es gibt sehr viele "Künstlerehen", Menschen die seit 20 und mehr Jahren verheiratet sind aber getrennt wohnen.

Natürlich sehnt sich jeder nach einem bisschen Glück und der besagten Schulter.
Du musst dir bewusst werden und vielleicht lernen, ein kleines Stückchen Kuchen abzugeben, ohne das der Rest darunter leidet. Bleib du selber, lasse dich nicht gehen und räume deinem PArtner auch die Freiheit ein, dich so zu lieben wie du im Moment eben bist. Oder sei so ehrlich und "glaube" nicht an eine feste Beziehung, in dem du ja dem Anderen irgendwelche Hoffnungen machst "auch anders sein zu können".

(D)Ein Partner hat es nicht verdient, er sollte "einen Schlüssel zu deinem Erfolg" und dich haben und nicht der Wächter vorkommen, der dich im Käfig sitzend ab und an mal "raus lässt".

"Angst" ist der ungeeignetste Ratgeber und keine Basis einer Beziehung.
 
Fuchs
Benutzer10855  Team-Alumni
  • #7
Hallo Flame!

Ich glaube, du hast da ein ganz klassisches Dilemma der Liebe am Hals, auf das es niemals eine befriedigende Antwort geben wird. Es ist die Frage, inwiefern man sich selbst für den Partner zurücknehmen sollte. Und eigentlich ist das schon falsch formuliert, denn man tut damit ja seinem Partner keinen Gefallen. Es ist ja selbst ein Bedürfnis, sich eben bei ihm aufzuhalten, seine Nähe zu spüren und sich dort ein wenig zu verkriechen - ein wenig teil seines Lebens zu werden anstatt die volle Intensität des eigenen Lebens zu genießen.

Wenn ich dich richtig verstehe, hast du Angst, dass du dich durch dein Nähebedürfnis zu ihm quasi selbst in Ketten legst, da es sich hierbei um zwei (deiner Beurteilung nach) nicht vereinbare Dinge handelt. Nun können dir hier viele Leute einreden, dass es ja Kompromisse gibt und du da eine Balance finden könntest, aber so eine Balance ist nicht jedermanns Sache. Wenn mich eine Leidenschaft nur dann wirklich befriedigt, wenn ich sie voll und ganz ausleben kann, macht sie jeder Abstrich bereits kaputt. Auch wenn ich nicht bestreiten möchte, dass man sich in Beziehungen gegenseitig annähert und etwas mitnimmt, muss so eine Balance nicht immer existieren.

An deiner Stelle würde ich auf meine Erfahrungen hören, die mir gezeigt hätten, was ich für ein Mensch bin. Das hast du ja hier recht passend beschrieben. Du bist (deiner Einschätzung nach) nun einmal eine Künstlerin und dementsprechend auch nicht wirklich "bodenständig" (ich hoffe, das wird jetzt richtig verstanden und mir nicht als Beleidigung für alle Künstler angekreidet :grin:). Wenn du ehrlich zu dir bist, dann willst du doch auch genau so sein, selbst wenn du dich nach der Geborgenheit und Sicherheit einer Beziehung sehnst. Das ist nun einmal das Tragische, was du letztlich auch so liebst. Allen deinen Beiträgen, die ich so randweise von dir gelesen habe, bestätigen meinen Eindruck, dass du ganz der Momentmensch bist und da solltest du dir nicht untreu werden sondern dich dem hingeben, was dir gerade am meisten verspricht - und zwar reinen Gewissens und ohne Angst oder Reue. Wenn du gerade Bock auf Schneiderei hast, dann erschaffe ein Meisterwerk aber verschwende keinen Gedanken an deinen Freund! Und wenn du dich einsam fühlst und seine Nähe brauchst, denke nicht daran, in erlesener Künstlergesellschaft zu verweilen. Ich kann mich täuschen, aber ich glaube nicht, dass du ein "Kompromissmensch" bist.

Ob das letztlich deine Beziehung überlebt, kann dir niemand sagen, aber Fakt ist: so lebst du nun einmal und aus Liebe kannst du das nicht ändern. Du kannst es nur unterdrücken und das würde dir - wie es deine Erfahrung zeigt - letztlich beides zerstören.
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #8
Eine schwierige Situation...

Einer Beziehung muss man einfach auch einen gewissen Platz im Leben einräumen, dafür auf andere Dinge verzichten, bzw. Dinge einschränken, die man in Single-Zeiten intensiver betrieben hat. Wer als Single immer einen ausgefüllten Tag hatte, muss eben irgendwo auch noch Zeit für die Beziehung unterbringen. - Dass dadurch andere Dinge zurückstekcen müssen, ist einfach so. - Der Tag hat eben nicht mehr als 24 Stunden.
Allerdings hat man neben der Beziehung auch noch andere Interessen und Bedürfnisse und diese müssen auch weiterhin befriedigt werden.

Somit musst du, bzw. müsst ihr irgendwo einen Mittelweg finden zwischen den beiden Extremen "eigene Interessen für die Beziehung aufgeben" und "vor lauter eigener Interessen keine Zeit und keinen Platz mehr für die Beziehung haben".
Du darfst dich nicht selbst aufgeben, aber genau so wenig kannst du einfach nur nach deinen persönlichen Interessen gehen, ohne die Beziehung in dein Leben einzubauen und ihr Platz einzuräumen, der dann für andere Interessen nicht zur Verfügung steht.

Mit deiner sprunghaften, chaotischen, kreativen und Freiheitsliebenden Art und deinen vielen persönlichen Bedürfnissen ist es da sicherlich nicht einfach, einen geeigneten Platz für die Beziehung zu finden und einen Partner, der sowohl mit deiner Art, als auch mit dem begrenzten, für die Beziehung zur Verfügung stehenden Platz zurecht kommt...
 
Piratin
Benutzer29410  (46) Beiträge füllen Bücher
  • #9
Ach, naja, geht das nicht jedem so? Alles im Leben hat seinen Preis.

Ich bin grade in der Nestbauphase und total glücklich mit meinem Freund (und seinem Sohn). Wir suchen gemeinsam Möbel und Tapeten aus und setzen unseren langgehegten Traum Stück für Stück in die Wirklichkeit um. Trotzdem beneide ich meine in einer bunten Studentenwg lebende single Freundin wahnsinnig, die jeden Abend weggehen kann, bei der immer was los ist in der Bude und die drei Verehrer gleichzeitig hat. Die muss nicht jeden Abend kochen, die ist abenbds nicht zu müde um mit einer alten Freundin zu telefonieren, die hat reichlich Zeit zum Shoppen und Partymachen wohingegen ich schon froh bin, wenn ich mal zweei Stunden für mich abknapse.
Meine Nähmaschine würde hier sofort von den Hunden über den Haufen gerannt werden, sie fristet ein Schattendasein im Schrank. Lesen? Früher mein Lieblingshobby, das neueste Buch liegt schon seit 2 Wochen ungeöffnet im Schrank....dafür hab ich vom Heimaturlaub an der Küste ein tolles antikes Schiff-Ölgemälde für`s Wohnzimmer mitgebracht...

Im Gegenzug träumt sie von nem Traummann und einem gemeinsamen Haus.....

Nja. Irgendeinen Preis zahlt man immer, für alles im Leben.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #10
So, nachdem ich ein paar Tage Zeit hatte, die ganzen Antworten mal sacken zu lassen, möchte ich jetzt doch die Höflichkeit besitzen, jedem von euch zu antworten. Auf jeden Fall schon mal jeden vielen Dank für die Mühe mit der Antwort!

Es stimmt schon...
Somit musst du, bzw. müsst ihr irgendwo einen Mittelweg finden zwischen den beiden Extremen "eigene Interessen für die Beziehung aufgeben" und "vor lauter eigener Interessen keine Zeit und keinen Platz mehr für die Beziehung haben".
Du darfst dich nicht selbst aufgeben, aber genau so wenig kannst du einfach nur nach deinen persönlichen Interessen gehen, ohne die Beziehung in dein Leben einzubauen und ihr Platz einzuräumen, der dann für andere Interessen nicht zur Verfügung steht.

Das liest sich so einfach... Sich selbst nicht aufgeben... Ich habe leider in der Vergangenheit einfach Negativ-Erfahrungen damit gemacht, dass ein Mann mir bei jedem Streit mit Beziehungsende drohte - und Streit gab es ständig, weil ich leider unordentlich bin und erst Recht, wenn ich gerade eine kreative Phase habe... Das führte dazu, dass ich mich im Grunde permanent für meine Art geschämt habe und immer das Gefühl habe, ich muss Wiedergutmachung alleine schon dafür leisten, dass ich eben existiere. Und wie kann man so ein anstrengendes Wesen wie meines wieder gut machen außer durch Selbstverleugnung?

Mit deiner sprunghaften, chaotischen, kreativen und Freiheitsliebenden Art und deinen vielen persönlichen Bedürfnissen ist es da sicherlich nicht einfach, einen geeigneten Platz für die Beziehung zu finden und einen Partner, der sowohl mit deiner Art, als auch mit dem begrenzten, für die Beziehung zur Verfügung stehenden Platz zurecht kommt...

Sind es denn so viele Bedürfnisse, die ich habe? Ich gehe doch viele Kompromisse ein! Ich habe mir große Mühe gegeben, mich mit seinen Freunden anzufreunden, ich bin für ihn da, wenn es ihm schlecht geht, ich bin offen für viele Wünsche zur Freizeitgestaltung (auch sexuell), ich kümmere mich darum, dass wir Rollenspielabende mit SEINEN Freunden veranstalten, ich flirte nicht mehr mit anderen Männern, selbst wenn ich es für völlig harmlos halte, ich habe meine Band aufgegeben, um mehr Zeit für ihn zu haben, ich passe meinen Kleidungsstil seinen Vorlieben an...

Ich arbeite halt sehr viel, ich bin im Moment in der zweiten Ausbildungsphase und will einen guten Abschluss schaffen - aber das ist auch nicht zuletzt, damit ich später eine gute Stelle hier in der Nähe finden kann.

Mein Bedürfnis nach einem eigenen Platz, nach manchmal dem Gefühl von innerer Freiheit, um kreativ sein zu können, ist das so furchtbar viel verlangt? Ich habe es in früheren Beziehungen aufgegeben und einfach gemerkt, dass ich damit den wichtigsten Teil meiner Persönlichkeit aufgegeben habe. Das war sehr furchtbar. Und weil ich es früher getan habe, befürchte ich einfach, dass ich es jetzt langsam wieder tue!



Warum glaubst Du Dich für Deine Beziehung verändern zu wollen? Hat Dein Freund Dich nicht so kennen und lieben gelernt, wie Du jetzt bist oder hast Du etwas hinter dem Berg gehalten was Deine Persönlichkeit/ künstlerische Ader angeht?

Natürlich nicht. Er hat mich so kennengelernt. Im Freundeskreis wissen alle, dass ich ein bisschen verrückt und Künstlerin bin und man mich halt einfach so nehmen soll - und wir kannten uns vorher schon flüchtig über ein gemeinsames Hobby. Dann wollten wir beide mit ein paar anderen Leuten auf den gleichen Con fahren und wir haben über Einzelheiten gechattet - und ich war gerade dabei, einen Text kurz vorm Absenden ein letztes Mal Korrektur zu lesen. Da habe ich ihm den halt übers Chatlog Absatz für Absatz zugeschickt, damit er Feedback gibt. So fing die Beziehung an, mehr oder weniger. Er hat mich beim Schreiben unterstützt und ich war glücklich, weil das halt das Wichtigste in meinem Leben ist.

Zeige ihm doch einfach, was Dir Kunst bedeutet. Vielleicht widmest Du ihm auch mal ein Kunstwerk. Du könntest Ihn einfach mal portraitieren. Eigentlich schlägst Du hier zwei Fliegen mit einer Klappe. Du zeigst ihm deine Leidenschaft für Kunst und auch die Liebe zu Ihm.

Good idea, habe ich bereits gemacht :zwinker:. Und ihm ein Liebeslied auf der Gitarre vorgesungen und meine tiefe Zuneigung zu ihm in einer Kurzgeschichte verewigt :zwinker:.

2. Du hast irgendwie Angst davor deinen Freund allein zu lassen. Hier liegt das Problem auch auf seiner Seite. Vielleicht solltest Du Ihn ermuntern auch mal rauszugehen, Leute zu treffen etc. Wenn ich mir vorstelle, dass er eher ein stiller Typ ist, wie Du schreibst, hat er wahrscheinlich auch ein wenig Angst vor extrovertierten Konkurrenten.
Wenn er selbst etwas mehr aus sich rausgehen könnte, hätte er da wahrscheinlich weniger Probleme mit Deinen Treffen etc.

Er ist halt auch durch vorherige Beziehungen vorgeschädigt - nachdem er betrogen wurde, hat er halt Angst, erneut betrogen zu werden. Und, wie du schon gemerkt hast, als introvertierter Typ fällt ihm das Rausgehen schwer. Ich versuche schon, ihm da zu helfen. Jetzt war vor Kurzem ein Con, auf den ich nicht mitkonnte (wegen Arbeit) und er hatte wohl Lust, wegen Kurzarbeit aber kein Geld - und da habe ich ihm den Con als Weihnachstgeschenk spendiert, damit er eben auch mal rauskommt und etwas alleine ohne mich erlebt. Aber zwingen kann ich ja auch niemanden zu seinem Glück... Normalerweise ist das Maximum, was ich erreichen kann, ein Pärchenabend.


Es handelt sich aber deutlich nicht mehr um Kompromisse, wenn ein Partner in der Beziehung das Gefühl hat, nicht mehr er selbst sein zu können.

Für diesen Satz könnte ich dich küssen - denn ich grübele doch die ganze Zeit, wie Kompromisse aussehen könnten und ob ich vielleicht einfach zu viel verlange!

Hast du denn mit ihm mal offen gesprochen, so wie du es hier beschrieben hast? Aus deinem Text wird doch schnell deutlich, dass er dir wirklich etwas bedeutet, dass du ihn, seine Art und eure gemeinsame Zeit magst udn wertschätzt. Es fällt mir immer schwer nachzuvollziehen, dass manche Menschen dann immernoch ein großes Problem damit haben, den anderen freizugeben. Denn er hätte mit Sicherheit Gewissheit, dass du wieder zu ihm zurückkommst.

Ja, habe ich. Das Ergebnis war, dass es ihm sehr schlecht ging, weil er sich einfach ganz stark an bestimmte Situationen mit seiner Exfreundin erinnert fühlte, und da habe ich erst mal getröstet. Danach haben wir weiter geredet, viel geredet, und es ist ja nicht so, dass er mir verbietet, alleine zu sein oder Künstlerfreunde zu treffen. Er freut sich dann für mich, weil ich glücklich bin - sagt er. Aber gleichzeitig guckt er so traurig und ich fühle mich ganz gemein. Er hat - so hat er erzählt - halt ziemliche Minderwertigkeitigkeitskomplexe (völlig zu Unrecht!), und dann kann er sich immer gar nicht vorstellen, wie eine tolle Frau wie ich (sagt er), die so was von super wäre, alleine unterwegs ist, ohne dass alle Typen sich in mich verknallen. Und weil die alle doch viel toller als er wären...

Wie gesagt, wir reden darüber, und vom Kopf her weiß er auch, dass seine Ängste großer Mist sind. Und trotzdem zwickt es an ihm - und ich weiß das - und ich will ihm doch nicht wehtun - und...

Teufelskreis.

Man kann seinen Partner nicht in den Schrank stellen, wenn man ihn gerade nicht braucht und holt ihn raus, wenn man etwas von ihm will.

Das Wissen, dass er dir wirklich etwas bedeutet reicht ihm sicherlich nicht aus - du musst es ihm auch immer wieder praktisch beweisen.

Glaub mir, das tue ich. Immer wieder durch kreative kleine Überraschunge, Liebeserklärungen am Telefon, gemeinsame Zeit, Kuscheln...

Ich erwarte von meinem Freund, dass er den Kontakt mit diesen Leuten auf professioneller Ebene akzeptiert und mir selbst kein schlechtes Gewissen machen, wenn ich ihn deswegen vernachlässige. Das würde ich auch auf deine Tätigkeit ausweiten.

ich glaube, du solltest dir Gedanken machen, wie du die Balance finden kannst, wo du Raum für das eine wie das andere findest und dich, falls es nicht klappt, damit abfinden, dass du beides nicht haben kannst und dann bewusst auf eines davon verzichten.

Diese Erwartungshaltung sollte ich vielleicht tatsächlich mal übernehmen.

Ich merke nämlich beim wiederholten Lesen deines Beitrages, dass ich im Grunde immer hingehe und frage "bitte, bitte erlaubst du mir, dass ich heute mal den Abend alleine verbringe und kreativ bin und alleine in meiner Bude male und Musik höre?"
Ein selbstbewusstes "Heute Abend möchte ich malen, aber lass morgen abend doch mal wieder zusammen eine DVD gucken und uns gegenseitig den Rücken massieren!" wäre im Vergleich dazu viel besser - weil es sowohl das Gute am Alleinsein wie auch das Gute an der Beziehung ganz selbstverständlich postuliert. Denn in dem Moment, in dem ich mir selbst das Alleinsein vermiese, funktioniert die Beziehung ja auch nicht mehr...

Diese Balance, aber auch das Selbstbewusstsein dafür zu finden, wird sicher nicht leicht werden - aber der Mann ist es mir wert, darum zu kämpfen.

ABER niemand, auch ein Partner hat das Recht, zu Verlangen, dass du dich änderst.
Ja, es hört sich hart an, wenn du merkst, dass du dich anhand einer Partnerschaft zu deinem Nachteil veränderst, was dir selber gegen den Strich geht - bist du nicht bereit oder zur Zeit fähig eine feste Beziehung einzugehen.
Wenn er meint, dich ändern zu müssen und dir dabei die Grundvoraussetzungen deines Schaffens und deines zufriedenen Lebens entzieht, bist du nicht die Richtige für ihn.

Bewusst versucht er es nicht - vielleicht versuche ich es, wie oben schon geschrieben, selber unbewusst.
Aber ich glaube tatsächlich, dass er einfach nicht so klar sieht, wie sehr mein Lebensstil und meine Persönlichkeit miteinander zusammenhängen. Dein Beitrag hier hat mir gerade klargemacht, dass ich hier selber herausgefordert bin, erst mal Position für mich selbst und mein Leben zu beziehen - liebevoll, respektvoll, aber ganz selbstverständlich genauso zu Gunsten meines eigenen Lebens wie zu Gunsten meiner Beziehung. Bevor ich das nicht tue, kann ich gar nicht wissen, ob er mich ändern möchte oder nicht, stimmts?

Ein Partner hat es nicht verdient, er sollte "einen Schlüssel zu deinem Erfolg" und dich haben und nicht der Wächter vorkommen, der dich im Käfig sitzend ab und an mal "raus lässt".

Verdammt, das trifft mich wirklich. So sollte es sein - und so war es am Anfang auch. So war es noch im August, als er mich in den Arsch getreten hat, eine wichtige Gelegenheit für die Schriftstellerei zu nutzen und mit tausend Freunden und Bekannten telefoniert hat, um mir die Möglichkeit zu geben, pünktlich zum Vorstellungsgespräch dafür zu kommen. Im Grunde ist er doch gar nicht mein Feind.

Es ist sehr gut möglich, dass ich hier tatsächlich Negativerfahrungen aus einer vergangenen Beziehung auf ihn projiziere. Denn noch gestern hat er mir, als ich mehrere Stunden konzentriert am Schreiben für die nächste Deadline war, da hat er mir in seiner Wohnung Pizza und hübsch angerichtete Paprikastreifen mit Frischkäse gebracht und sie mir mit Orangensaft an seinen alten Rechner gebracht.

Aber wenn ich hier Negativerfahrungen aus einer alten Beziehung auf ihn projiziere, löst das mein Problem noch nicht. Denn mein Problem lautet ja nicht "Mein Freund hindert mich am Schreiben", sondern "Ich habe selbst Angst, aufgrund meiner Beziehung meine Persönlichkeit aufzugeben". Das ist ein schleichender, unbewusster Prozess, und ich habe in letzter Zeit eben einige Anzeichen dafür bei mir beobachtet.

Wenn ich dich richtig verstehe, hast du Angst, dass du dich durch dein Nähebedürfnis zu ihm quasi selbst in Ketten legst, da es sich hierbei um zwei (deiner Beurteilung nach) nicht vereinbare Dinge handelt.

Genau wie ich eben schrieb. Zwei nach meinen bisherigen Beobachtungen unvereinbare Dinge. Und es waren sehr schmerzhafte Erfahrungen, in der Vergangenheit.

An deiner Stelle würde ich auf meine Erfahrungen hören, die mir gezeigt hätten, was ich für ein Mensch bin.

Aber ich bin doch noch längst nicht fertig! Ich weiß doch noch gar nicht, was für ein Mensch ich wirklich bin! Das einzige, was ich weiß, ist dass ich gerne und weit über Hobbyfreude hinaus schreibe und auch sonst kreativ bin. Dass ich mich immer in Männer verliebe, "weil sie mich inspirieren", und das Beziehungen bisher jedes Mal aus meiner Sicht gescheitert sind, "weil ich mich selbst aufgegeben habe und dann nicht mehr schreiben konnte". Aber muss das den wirklich heißen, dass ich niemals eine glückliche Beziehung werde führen können?

Wenn du gerade Bock auf Schneiderei hast, dann erschaffe ein Meisterwerk aber verschwende keinen Gedanken an deinen Freund! Und wenn du dich einsam fühlst und seine Nähe brauchst, denke nicht daran, in erlesener Künstlergesellschaft zu verweilen. Ich kann mich täuschen, aber ich glaube nicht, dass du ein "Kompromissmensch" bist.

Das ist schön gesagt. Der schönste Satz von vielen sehr hilfreichen hier. Ich habe ihn mir gestern abend zu Herzen genommen und vier Stunden geschrieben - da musste mein Freund halt Computer spielen und kochen. Und heute abend werde ich zu Hause bleiben, etwas aufräumen und ein neues Bild anfangen. Ich merke schon, wie ich beim Gedanken daran, mich zumindest in der Hinsicht wieder frei zu fühlen, aufblühe.

***

Ich glaube, so ganz leicht wird es einfach nicht werden. Da werde ich noch eine Menge tüfteln und kämpfen müssen.

Flame

P.S.
Ich bin grade in der Nestbauphase und total glücklich mit meinem Freund (und seinem Sohn). [...] Lesen? Früher mein Lieblingshobby, das neueste Buch liegt schon seit 2 Wochen ungeöffnet im Schrank.....

Ich freue mich für dich, dass du glücklich bist und deinen Nestbautrieb und damit ja sicher auch einen wichtigen Anteil deiner Persönlichkeit verwirklichen kannst. Und ich drücke dir die Daumen, dass du trotzdem bald endlich mal ein paar ruhige Stunden zum Lesen findest!
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #11
Das liest sich so einfach... Sich selbst nicht aufgeben... Ich habe leider in der Vergangenheit einfach Negativ-Erfahrungen damit gemacht, dass ein Mann mir bei jedem Streit mit Beziehungsende drohte - und Streit gab es ständig, weil ich leider unordentlich bin und erst Recht, wenn ich gerade eine kreative Phase habe... Das führte dazu, dass ich mich im Grunde permanent für meine Art geschämt habe und immer das Gefühl habe, ich muss Wiedergutmachung alleine schon dafür leisten, dass ich eben existiere. Und wie kann man so ein anstrengendes Wesen wie meines wieder gut machen außer durch Selbstverleugnung?
Natürlich liest und schreibt sich das ziemlich einfach, obwohl es sich bestimmt nicht so leicht durchführen lässt...
Wenn ein Mann aber wirklich so große Probleme mit deiner Unordentlichkeit in kreativen Phasen hat, dass es deshalb ständig Streit gibt, passt er wohl leider nicht zu dir und deiner Persönlichkeit. - Denn um seinen Erwartungen zu entsprechen, müsstest du dich ja wohl wirklich total verbiegen, was nicht Sinn der Sache sein kann.
Sind es denn so viele Bedürfnisse, die ich habe? Ich gehe doch viele Kompromisse ein! Ich habe mir große Mühe gegeben, mich mit seinen Freunden anzufreunden, ich bin für ihn da, wenn es ihm schlecht geht, ich bin offen für viele Wünsche zur Freizeitgestaltung (auch sexuell), ich kümmere mich darum, dass wir Rollenspielabende mit SEINEN Freunden veranstalten, ich flirte nicht mehr mit anderen Männern, selbst wenn ich es für völlig harmlos halte, ich habe meine Band aufgegeben, um mehr Zeit für ihn zu haben, ich passe meinen Kleidungsstil seinen Vorlieben an...
Ich glaube nicht, dass es unbedingt auf die Anzahl der Bedürfnisse ankommt, sondern einfach darauf, dass beide Seiten mit den jeweiligen Bedürfnissen des Partners zurecht kommen.
Mein Bedürfnis nach einem eigenen Platz, nach manchmal dem Gefühl von innerer Freiheit, um kreativ sein zu können, ist das so furchtbar viel verlangt?
Für manche Männer anscheinend schon...
Ich habe es in früheren Beziehungen aufgegeben und einfach gemerkt, dass ich damit den wichtigsten Teil meiner Persönlichkeit aufgegeben habe. Das war sehr furchtbar. Und weil ich es früher getan habe, befürchte ich einfach, dass ich es jetzt langsam wieder tue!
Einen Teil deiner Persönlichkeit aufzugeben, funktioniert einfach nicht - das hast du ja auch schon selbst bemerkt...
Ich wollte mit meinem Beitrag nur sagen, dass das andere Extrem, überhaupt keine Kompromisse einzugehen und der Beziehung kaum Platz im eigenen Leben einzuräumen (um überhaupt nicht die Möglichkeit zu haben, seine Persönlichkeit aufzugeben), auch nicht funktionieren kann.
Ja, habe ich. Das Ergebnis war, dass es ihm sehr schlecht ging, weil er sich einfach ganz stark an bestimmte Situationen mit seiner Exfreundin erinnert fühlte, und da habe ich erst mal getröstet. Danach haben wir weiter geredet, viel geredet, und es ist ja nicht so, dass er mir verbietet, alleine zu sein oder Künstlerfreunde zu treffen. Er freut sich dann für mich, weil ich glücklich bin - sagt er. Aber gleichzeitig guckt er so traurig und ich fühle mich ganz gemein. Er hat - so hat er erzählt - halt ziemliche Minderwertigkeitigkeitskomplexe (völlig zu Unrecht!), und dann kann er sich immer gar nicht vorstellen, wie eine tolle Frau wie ich (sagt er), die so was von super wäre, alleine unterwegs ist, ohne dass alle Typen sich in mich verknallen. Und weil die alle doch viel toller als er wären...
Ich glaube, hier mangelt es deinem Freund einfach an Selbstbewusstsein, was ich irgedwie auch teilweise nachvollziehen kann (Zweifel wie "warum sollte eine so tolle Frau gerade mich mögen, obwohl es doch noch viel tollere Männer als mich gibt?" haben mich schon öfters davon abgehalten, mich an eine tolle, interessante Frau ranzumachen)

Aber wenn eine so tolle Frau wie du mit ihm zusammen ist, kann er ja ja gar nicht so schlecht sein, sondern muss ja tolle Dinge an sich haben :zwinker: - Genau das muss er nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herz begreifen (auch wenn ich weiß, dass so etwas sehr schwer ist)
Wie gesagt, wir reden darüber, und vom Kopf her weiß er auch, dass seine Ängste großer Mist sind. Und trotzdem zwickt es an ihm - und ich weiß das - und ich will ihm doch nicht wehtun - und...

Teufelskreis.
Immerhin ist es doch schon mal ein Anfang, wenn er vom Kopf her weiß, dass die Ängste unbegründet sind. Bis das aber auch im Herz ankommt, dauert es evtl. ziemlich lange. (Ich weiß im Kopf auch schon lange, dass meine blöden Zweifel unbegründet und bescheuert sind - aber ich kann sie trotzdem nicht einfach so ausschalten)

Wenn du aber versuchst, ihn nie in eine Situation zu bringen, in der er solche Ängste entwickeln könnte, wird sich an seinen Ängsten kaum etwas ändern. - Es wird sich viel eher dann etwas daran ändern, wenn er nach solchen Situationen, die bei ihm diese Angst erzeugen, merkt, dass seine Angst unbegründet und unnötig war.
Verdammt, das trifft mich wirklich. So sollte es sein - und so war es am Anfang auch. So war es noch im August, als er mich in den Arsch getreten hat, eine wichtige Gelegenheit für die Schriftstellerei zu nutzen und mit tausend Freunden und Bekannten telefoniert hat, um mir die Möglichkeit zu geben, pünktlich zum Vorstellungsgespräch dafür zu kommen. Im Grunde ist er doch gar nicht mein Feind.

Es ist sehr gut möglich, dass ich hier tatsächlich Negativerfahrungen aus einer vergangenen Beziehung auf ihn projiziere. Denn noch gestern hat er mir, als ich mehrere Stunden konzentriert am Schreiben für die nächste Deadline war, da hat er mir in seiner Wohnung Pizza und hübsch angerichtete Paprikastreifen mit Frischkäse gebracht und sie mir mit Orangensaft an seinen alten Rechner gebracht.
Das hört sich doch sehr danach an, dass er zumindest vom Kopf her deinen Lebensstil akzeptiert und unterstützt und dass er "nur" noch von den Gefühlen her ein Problem damit hat (evtl. auf Grund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit).
Aber wenn ich hier Negativerfahrungen aus einer alten Beziehung auf ihn projiziere, löst das mein Problem noch nicht. Denn mein Problem lautet ja nicht "Mein Freund hindert mich am Schreiben", sondern "Ich habe selbst Angst, aufgrund meiner Beziehung meine Persönlichkeit aufzugeben". Das ist ein schleichender, unbewusster Prozess, und ich habe in letzter Zeit eben einige Anzeichen dafür bei mir beobachtet.
Es scheint mir, als ob ihr beide (obwohl ihr es nicht wollt und eigentlich auch wisst, dass es blöd ist) irgendwelche negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit auf eure Beziehung projeziert und dadurch über eigentlich harmlose Dinge viel zu viel nachdenkt und zweifelt...
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #12
Das liest sich so einfach... Sich selbst nicht aufgeben... Ich habe leider in der Vergangenheit einfach Negativ-Erfahrungen damit gemacht, dass ein Mann mir bei jedem Streit mit Beziehungsende drohte - und Streit gab es ständig, weil ich leider unordentlich bin und erst Recht, wenn ich gerade eine kreative Phase habe... Das führte dazu, dass ich mich im Grunde permanent für meine Art geschämt habe und immer das Gefühl habe, ich muss Wiedergutmachung alleine schon dafür leisten, dass ich eben existiere. Und wie kann man so ein anstrengendes Wesen wie meines wieder gut machen außer durch Selbstverleugnung?

Hi Flame!

Es wurde schon mehrfach gesagt, aber ich möchte es grade auch noch einmal hervorheben: Dass du dich selber auslebst, ist entscheidend dafür, dass eure Beziehung überhaupt existieren kann!

Du hast deine Eigenarten, nenne ich es jetzt mal (ist jetzt nicht negativ gemeint). Damit eckst du hin und wieder, und grad in einer Beziehung, an. Du für dich selber kannst aber gut damit leben, denn es ist genau die Art, wie du sein willst und wie du dich wohl fühlst. Darum solltest du dich nicht dafür schämen! So bist du, und so muss dein Partner dich lieben, denn sonst liebt er nicht dich, sondern ein Abbild von dir, dass du schaffst.

Dass du Angst hast, er könnte mit deiner Art nicht klarkommen, ist nur zu natürlich. Dass bei ihm negative Erfahrungen aus anderen Beziehungen mit reinspielen, macht es nicht einfacher.
Dass du ihm zuliebe Kompromisse machen möchtest, ist fair. Aber zunächst musst du dir selbst klar machen, in wie weit du mit deinen Kompromissen gehen kannst! Du musst sozusagen deine persönliche rote Linie finden, die du nicht überschreiten wirst.
Was geschieht, wenn du sie doch überschreitest, hast du bereits in deinen bisherigen Beziehungen gesehen: Es zerfrisst dich, du kannst weder deine künstlerische Ader ausleben noch kannst du das gute Verhältnis zu deinem Partner retten.

Wenn du diese rote Linie für dich ausgemacht hast (von Kompromissen, die du bereit bist einzugehen und die du nicht bereit bist, einzugehen, hast du ja bereits gesprochen, z.B. Zurückhaltung beim Flirten vs. Zurückhaltung beim Schreiben, Malen, Basteln), musst du mit deinem Freund drüber reden, und er muss sie akzeptieren.
Du musst ihm klarmachen, dass du manchmal deinen Freiraum brauchst, und dass das nichts damit zu tun hat, dass du ihn nicht liebst oder er dir nicht genügt.
Das ist natürlich nicht einfach für einen Partner zu akzeptieren, erst recht nicht wenn er sich für nicht gut genug hält und bei seinen bisherigen Erfahrungen, aber es führt kein Weg drumherum. Du musst mit ihm reden, auch wenn es für euch schmerzhaft ist, ihm klarmachen, dass du diese Freiheit brauchst und das nichts mit ihm zu tun hat.
Dich selbst zu verbiegen mag einfacher erscheinen, aber was dabei rauskommt, hast du bereits gesehen.

Ich denke, du weißt schon die ganze Zeit, worauf es ankommt, und bist (auch durch die bisherigen Antworten) erst langsam auf dem Weg, es dir selbst bewusst zu machen: Du musst, auch wenn es nicht einfach ist, für dich eine klare Grenze ziehen, dass deine Bedürfnisse nicht zu kurz kommen. Die Bedürfnisse deines Partners liegen außerhalb dieser Grenze, und ich hoffe für euch beide, dass die gemeinsame Schnittmenge groß genug ist, dass diese für euch beide offensichtlich so wichtige Beziehung bestehen bleibt und dann vermutlich noch stärker wird - und sollte diese Schnittmenge nicht groß genug sein, hilft euch auch ein krampfhaftes Festhalten daran nicht auf Dauer weiter.
Ich wünsche euch natürlich, dass letzteres nicht der Fall sein wird, und hoffe dass ihr es schafft, eure Beziehung auf eine noch festere Grundlage zu stellen! Denn Beziehung bedeutet ja nicht, immer alles gemeinsam zu machen und alles zu teilen, jeder braucht seine eigene Freiheit, und du vielleicht mehr davon als er.

Alles Gute!
 
Fuchs
Benutzer10855  Team-Alumni
  • #13
Aber ich bin doch noch längst nicht fertig! Ich weiß doch noch gar nicht, was für ein Mensch ich wirklich bin! Das einzige, was ich weiß, ist dass ich gerne und weit über Hobbyfreude hinaus schreibe und auch sonst kreativ bin. Dass ich mich immer in Männer verliebe, "weil sie mich inspirieren", und das Beziehungen bisher jedes Mal aus meiner Sicht gescheitert sind, "weil ich mich selbst aufgegeben habe und dann nicht mehr schreiben konnte". Aber muss das den wirklich heißen, dass ich niemals eine glückliche Beziehung werde führen können?

Hier dramatisierst du aber... :zwinker:

Natürlich bist du noch nicht fertig damit, dich selbst zu erkennen. Das ist man nie. Dennoch ändert sich der Charakter eines Menschen ab einem bestimmten (geistigen) Alter nicht mehr so stark wie vorher und dieses Alter hast du - ohne dir zu nahe treten zu wollen :engel: - bereits überschritten. Jeder erwachsene Mensch sollte eine Vorstellung davon haben, wer er ist - das gehört dazu. Mindestens so sehr wie das Scheitern zum Leben dazu gehört. Das es bisher nicht so gut für dich in Beziehungen lief heißt ja nicht, dass du nur Fehler gemacht hast. Überhaupt finde ich es nicht gut, dass du insofern von Scheitern sprichst, denn Menschen kommen und gehen und nur die wenigsten Beziehungen können auf wirklich lange Dauer bestehen. Meinst du, dass sie das in ihrer Wirksamkeit oder ihrer Schönheit schmählert? Wieso fürchtest du, niemals eine glückliche Beziehung führen zu können? Du widerlegst dich doch bereits selbst! Oder meinst du, nur weil du ein paar Konflikte mit deinem Partner hast, wäre dies keine glückliche Beziehung? Glaub mir, Beziehungen brauchen Konfliktpotenzial, denn sonst können sie dir nie die ganze Bandbreite an Gefühlen vermitteln, die durch sie möglich werden. Und nach allem was ich lese, passt es doch mit diesem Kerl auf so gut wie allen Linien mit dir! Wenn das keine glückliche Beziehung ist, frage ich mich, was du überhaupt noch mehr willst? Es mag zynisch klingen, aber du hast bereits das, was du vom Leben in dieser Hinsicht erwarten kannst.
 
Shiny Flame
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  • Themenstarter
  • #14
Fuchs, jetzt bist du aber böse! Meine bisherigen Erfahrungen, wenn man jetzt mal die letzten vier Jahre rechnet (in meinem Alter eben schon noch eine sehr lange Zeit) bestehen aus einer Beziehung, in der ein Mann bei jedem Streit mit Beziehungsende drohte, weil er "dann immer nicht mehr sicher wüsste, ob er mich überhaupt noch liebte", immerhin hätte das Bauchkribbeln nachgelassen. Damals habe ich vor lauter Beziehungsstress fast mein Studium nicht geschafft, weil wir solche üblen Streits irgendwann fast jede Woche braucht und mir (oder der Fairness halber: Uns beiden) immer so wehtat, dass zumindest ich mehrere Tage zur Erholung brauchte - und die Kraft fürs Studium oder gar kreative "Hobbies" blieb dabei auf der Strecke. Damals habe ich erst wieder schreiben können, als die Beziehung vorbei war, weil er da auch bei Schreibblockade auf meiner Seite zwei, drei wirklich böse Sprüche gerissen hat.

Ganz ehrlich, wenn das nicht "sich selbst aufgeben und nur noch für die Beziehung leben" ist, dann weiß ich es auch nicht. Ich habe nur deshalb die Kraft zum Schlussmachen gefunden, weil ich sonst mein Examen nicht geschafft hätte!

Und danach? Da habe ich mich leidenschaftlich in einen anderen Künstler verliebt, der mir die große Liebe vorheuchelte und im Grunde aber nur eine heimliche Affäre wollte. Da war ich sehr inspiriert, aber auch sehr unglücklich. In dieser Zeit habe ich geniale Bilder gemalt und meine ersten verkäuflichen Geschichten geschrieben. Aus Außensicht habe ich mich und meinen Stolz in dieser Zeit vielleicht aufgegeben - aber in Wahrheit habe ich geschrieben, gemalt und genäht! Da war ich unglücklich, aber zumindest ich selbst!

Dann eine Liebesbeziehung mit einem jüngeren Metaller - der mit meiner Schreiberei und Malerei nicht wirklich was anfangen konnte, für den das amüsante Hobbies waren, die ich ja wohl auch lassen könnte. Der tief in seinem Innern, wie ich leider im Laufe der Monate herausfand, das Bild einer Zukunft trug, dass ich nicht erfüllen kann: Kinder und die Frau bleibt zu Hause. Der hat selber Schluss gemacht. Vielleicht auch nur wegen der Entfernung, wer weiß das schon so genau - aber wehgetan hatte es trotzdem.

Du hast es sehr schön auf den Punkt gebracht - in meiner Bezíehung habe ich im Grunde alles, was ich von einer Beziehung brauche. Und trotzdem ist diese Angst in mir da - wenn Beziehung bisher jedes Mal bedeutete, mein Kreativleben aufzugeben und nur noch die Unordnung zu behalten, die mich zwangsläufig zu einem zweitklassigen Menschen in den Augen meines Partners degradierte... Diese Angst ist einfach da und ich muss ganz schön mit ihr kämpfen!

Das "soll ich denn nie glücklich werden" bezog sich doch auch auf die vielen Beiträge, in denen angedeutet wurde, wenn es halt nicht passt und ein Mann mich nur unglücklich macht, muss man halt über Schluss machen nachdenken. Aber ich will gar nicht Schluss machen, bei der Sonne und bei allen Göttern! Ich will, dass es mir endlich möglich wird, in einer Beziehung zu leben und trotzdem kreativ zu sein! Und nicht aus lauter Angst, damit seine Liebe zu verlieren, auf meine einsamen kreativen Nächte zu verzichten, sondern darauf vertrauen können, dass er mich dann trotzdem noch liebt! So was muss doch möglich sein!

Aber durch manche beschissene Elemente meiner Vergangenheit geprägt reicht es für mich schon, wenn er am Telefon sagt, dass er traurig wäre, weil er sich eigentlich auf einen Abend mit mir gefreut hätte - und ich schiebe meine Pläne, ein neues großes Bild anzufangen, den Plotentwurf für eine neue Geschichte anzufangen, auf Eis. Selbst, wenn ich dann zu Hause in meiner Kreativwohnung bleibe, habe ich ein schlechtes Gewissen und bin traurig - nicht gerade die besten Gefühle, um eine kreative Herausforderung anzugehen. Und wenn ich so drauf bin, schaffe ich meistens längst nicht so viel wie ich könnte. Ich meine, es gibt immer mal Tage, wo es einfach nicht so gut klappt - aber an solchen Tagen kann ich inzwischen fast Wetten darauf abschließen. Und dann fange ich jedes Mal an, wütend auf meinen Freund zu werden!

Blöder Teufelskreis!

Muss doch irgendwie anders gehen!
 
Fuchs
Benutzer10855  Team-Alumni
  • #15
Naja - du hast ja bereits selbst erkannt, dass es sich hierbei um eine Angst handelt, die du irgendwie bekämpfen musst. Das er sich auf einen gemeinsamen Abend mit dir freut und enttäuscht ist, wenn du etwas anderes vor hast, ist normal. Ich würde mir auch keinen Partner suchen, der da nicht enttäuscht wäre. Aber du hast schon richtig erkannt: sich deswegen dann selbst den Abend zu versauen und eben doch nicht das zu tun, weshalb man mal eben seinen Partner abgecancelt hat - das ist das Problem. Ich würde sagen, dich drückt einfach dein schlechtes Gewissen da runter - und da bekommt es kein Mensch mehr hin, kreativ zu sein. In diesen Momenten bist du ohnehin nicht mehr frei genug, sondern du MUSST ja JETZT kreativ sein, denn du hast ihn vertröstet und es wäre ja irgendwie auch gelogen, wenn du jetzt nicht die Zeit auch nutzen würdest. Da ist ein ganz ungesunder Zwang dabei, der gerade bei künstlerischen Tätigkeiten vernichtend wirken kann.

Trennung hilft da nicht im geringsten, denn das wird dir mit jedem Mann wiederfahren. Dir dazu zu raten finde ich auch völlig übereilt, denn wie gesagt: die Beziehung passt doch wunderbar! Nur du hast das Problem...

Was dir helfen würde, wäre eine gesunde Portion Egoismus, so dass du sowohl ungetrübt deiner Leidenschaft allein wie auch deiner Partnerschaft nachgehen kannst. Das musst du schaffen, dir irgendwie einzuschärfen. Denn ich glaube nicht, dass es funktionieren wird, Kompromisse auszuhandeln. Wenn du es hinbekommst - schön und gut - aber es wäre mehr Gewinn für dich, wenn du weiterhin ganz in deiner Leidenschaft aufgehen kannst und die Beziehung trotzdem hälst. Einmal einen Abend traurig zu sein, MUSS er einfach wegstecken, denn dafür bekommt er ja auch eine Menge von dir. Letztlich wirst du doch auch aus Eigenimpuls ihn nicht völlig vergessen. Irgendwann ist doch auch genug mit kreativen Austoben und dann kommst du ganz von selbst auf ihn zu - und bist noch dazu ausgeglichen und nicht kochend vor Wut. :zwinker:

Das dir sowas schwer fällt, hast du ja bereits betont. Aber irgendwelche Alternativen sehe ich da für dich nicht.

Achja... und ich bin nicht böse... :confused: (zumindest nicht zu dir...)
 
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