• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

"Bauchkribbeln nicht mehr so da"

Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #1
Tja, das sind so ziemlich die bösesten Worte, die man hören kann, was er da am Montag zu mir gesagt hat... Zusammen damit, dass er sich wundert, dass ich am WE auf dem Live-Rollenspiel-Con gar nicht gemerkt habe, dass er irgendwie "komisch" war... Dazu dann die eine oder andere Bemerkung darüber, was seiner Ansicht an der Beziehung nicht stimmt - eigentlich vor allem, dass ich nicht "für ihn da war", als seine Oma gestorben ist...

Zugegeben, da hatte ich ein bisschen falsch reagiert, auf meiner Seite zu emotional - habe mich dafür entschuldigt und versucht, es besser zu machen... Habe abends lange mit ihm getelt, um für ihn da zu sein, obwohl ich dadurch dauerhaft zu wenig Schlaf hatte, was sich auf meiner Arbeit bemerkbar machte...

Ist halt das Problem in einer Fernbeziehung, da kann man so schlecht einfach mal rüber und jemanden in den Arm nehmen...

***

Dummerweise behauptete er am Montag in diesem Gespräch, er habe dauerhaft das Gefühl, er sei immer für mich da und ich umgekehrt nie für ihn... Und das er so keine Beziehung führen wolle.

Meine Wahrnehmung ist genau umgekehrt... Dass er nie für mich da war, wenn ich Stress hatte... Mir zwar zuhört, wenn ich davon erzähle, aber irgendwie immer total gleichgültig... Mir nie sagt: "Ich hab dich lieb, auch wenn du überarbeitet bist"... Stattdessen hat er die Einstellung, dass in seiner idealen Zukunft er abends nach Hause kommt, Essen ist gekocht und Kinder haben die Hausaufgaben gemacht - und Frauchen hat gestaubsaugt.

Das heißt, ich habe es immer so erlebt, dass ich im Grunde mit meiner Arbeit, die mir sehr wichtig ist, nie ernst genommen werde - sondern im Gegenteil nicht mal von meinen Sorgen erzählen darf. Ich dachte immer, das wird mit der Zeit noch besser - er wird sich daran gewöhnen und akzeptieren und respektieren, wer und was ich bin.

Aber irgendwie bin ich dabei immer unsicherer geworden.

Jetzt hab ich Montag ne Vorführstunde, ne wichtige (Referendariat). Da habe ich nach seiner Ansage, die mir so wehgetan hat, einfach gesagt: "Pass auf, können wir Montag, nach der Vorführstunde, darüber reden? Ich habe gerade einfach nicht die Nerven dafür..." Zum ersten Mal überhaupt habe ich mich getraut zu sagen, dass meine Arbeit mir jetzt gerade verdammt scheiße wichtig ist. Wirklich, wirklich wichtig. Und zwar nicht nur abstrakt (was ich schon öfter gesagt hatte) - sondern dass ich jetzt seine Beziehungsprobleme einfach mal zugunsten meiner Arbeit nach hinten schieben möchte.
Hat er auch zugestimmt.
Da habe ich gesagt: Ich bin am WE für dich da, wenn deine Oma beerdigt wird. Du kannst mich anrufen und reden, ich meld mich auch mal.
Da hat er gemeint: Nee, lass lieber, bereite dich lieber auf deine Vorführstunde vor.
Und jetzt hält er sich bedeckt. Bedeckt, bedeckt, bedeckt. Er meinte ja Montag auch, er wüsste immer schon gar nicht mehr, worüber er mit mir sprechen soll... Irgendwie ist das grad so was wie ne Beziehungspause, auch wenn wir es nicht so nennen... :ratlos:

***

Jetzt habe ich irgendwie eine höllische Angst vor Montag - dem, worauf es vielleicht hinauslaufen wird... Innerlich fühle ich mich schon fast wieder als Single, habe abwechselnd Angst davor ihn zu verlieren und freue mich auf die Wochenenden, an denen ich nicht mehr ständig fahren muss, so dass ich vielleicht wirklich dauerhaft Sängerin in einer neuen Band werden kann...

Keine Ahnung, warum ich das alles so hier reinschreibe, vielleicht musste ich es auch einfach mal nur loswerden... Vielleicht ist mein Freund ja auch einfach nur fertig wegen dem Tod seiner Oma und weil seine Mutter danach zusammengebrochen ist und er sich für sie verantwortlich fühlt...

Und montag ist diese doofe Vorführstunde und ich kann mich gar nicht darauf konzentrieren - und dieses WE ist die Beerdigung...
 
xoxo
Benutzer30217  Sophisticated Sexaholic
  • #2
Wie lange seid ihr bereits zusammen ?

Manchmal ist es ja so, dass die Schmetterlinge verloren gehen und Menschen das als negativen Zustand empfinden und nicht merken, dass der Alltag einen eben einholt, was ja nicht unbedingt immer etwas schlechtes nach sich zieht und sich stärkere Gefühle, Liebe breitmacht.

Und jetzt seid ihr vielleicht an dem Punkt des Vertrauens angekommen, an dem ihr über die Sachen sprecht, die ihr schon lange als Macke des Partners gesehen habt, euch vorher aber nicht getraut habt. Vermutlich habt ihr beide gerade die rosarote Brille abgelegt.

Todesfall, Nervenzusammenbruch, Beerdigung und das alles habe ich ja auch gerade hinter mir. Ich erinnere mich an deinen Thread als es geschah und du schon damals daran gezweifelt hast, ob du richtig reagiert hast. In meinen Augen hast du das. In solchen Situationen hat man eben nicht immer Zeit nachzudenken und handelt – in den Augen des anderen – nicht immer ideal oder so wie er gedacht habe, dass du hättest handeln können. Jeder Mensch hat eine andere Art und Weise um mit Trauer umzugehen.

Die Beerdigung seiner Oma steht ja noch an, dass wird sicherlich auf aufwühlendes Erlebnis, er ist sicher nicht fertig mit der Trauer; jetzt wo du weißt, dass er dich mehr braucht, als du bisher gegeben hast, kannst du ja versuchen, mehr für ihn da zu sein. Wenn er aber abblockt und meint, du sollst dich um deine Arbeit sorgen, dann musst du wissen, ob er das wirklich so meint oder nur aus Trotz gesagt hat.

Tod usw ... haben mich übrigens auch ganz schön aus der Bahn geworfen und ich wollte erstmal mit niemandem Kontakt haben und mit der Zeit nur zu ganz bestimmten Leuten. Also beschränkt euch am Montag auf das wesentliche, das, was wirklich geklärt werden muss und packt die Wahrheits-Keule des Aussprechens erst nach einiger Zeit aus, wenn der Trauerprozess vorangeschritten ist, falls ihr vorhabt, wirklich über eure gesamte Beziehung zu sprechen.

Beginnen solltet ihr mit eurer Definition und Vorstellung von dem "füreinander da sein".
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #3
Danke....

Wir sind jetzt seit November zusammen - also ist jetzt auch die klassische Zeit, in der die Schmetterlinge nachlassen, die rosarote Brille verschwindet...

Was meinst du mit "den wesentlichen Dingen"?

Ich werde ihm am WE vielleicht einfach mal eine SMS schreiben, wie es ihm jetzt geht - mich nicht aufdrängen, aber einfach zeigen, dass ich an ihn denke?

Natürlich werden wir an den anderen Dingen auch arbeiten müssen - aber vielleicht wirklich nicht jetzt gerade...
 
xoxo
Benutzer30217  Sophisticated Sexaholic
  • #4
Ehrensache.

Mit wesentlichen Dingen meine ich diejenigen Probleme, die ihr unbedingt besprechen und klären wollt, die wirklich essentiell für eure Beziehung sind und die nicht warten können. Und ja, wie du erkannt hast, hebt euch andere Dinge an denen ihr arbeiten wollt, für später auf, damit nicht alles auf einmal kommt.

Mir hat kein Tut Mir Leid, Mein Beileid oder Wie Geht Es Dir geholfen (da denkbar schlecht), sondern die einfachen Worte Viel Kraft. Aber gut, das ist von Mensch zu Mensch wieder sehr individuell, was er im Zustand der Trauer braucht.
 
K
Benutzer89409  Verbringt hier viel Zeit
  • #5
red mit ihm
 
J
Benutzer35990  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #6
Hm da hilft wohl wirklich nur reden.

Aber gut bin ich die Einzige die es nicht als normal erachtet, dass nach 5 Monaten schon die Schmetterlinge samt rosa-Brille flöten gehen? Bin nu 6 Monate mit meinem Schatz zusammen und es ist noch intensiver als am ersten Tag, sofern das geht.

Sicher bleibts net auf ewig so wie am Anfang, dass alles neu und aufregend ist und sicher ist der Tod eines geliebten Menschen ein heftiger Einschnitt der eine Beziehung belasten kann, aber deswegen gleich so Vorwürfe in den Raum zu stellen find ich nicht normal:kopfschue . Wenn ihr beide das Gefühl habt, dass der jeweils andere nicht für euch da ist sollte sich dringend was ändern, bzw ihr solltet klären ob das Ganze eine Zukunft hat.
 
Piratin
Benutzer29410  (46) Beiträge füllen Bücher
  • #7
Aber gut bin ich die Einzige die es nicht als normal erachtet, dass nach 5 Monaten schon die Schmetterlinge samt rosa-Brille flöten gehen?



Ich denke, dass das mit der Oma nur der Aufhänger dafür ist, dass sich jetzt zeigt, dass man auf den dritten, vierten und fünften Blick halt doch nicht recht zusammenpasst. Diese Kälte und Gleichgültigkeit seinerseits hören sich m.M. nach nicht gut an, und wenn er dann auch noch SAGT, dass das Bauchkribbeln weg ist, dann ist es vermutlich schon länger weg.

Vielleicht ist er auch einfach noch nicht reif für eine feste Beziehung, vor allem mit einer älteren Frau, die eventuell ganz anderen Ansprüche an ein Miteinander stellt.

Ich glaube ich würde mich an deiner Stelle erstmal zurückziehen, vielleicht kommt er dann wieder klar und vermisst dich. Außerdem geht die Arbeit vor, und Lehrproben sind zu wichtig um die zu vermasseln.
 
radl_django
Benutzer48403  (54) SenfdazuGeber
  • #8
Ich denk, es spielen beide Faktoren zusammen: Dass er keine Schmetterlinge im Bauch mehr hat UND seine Oma auch gerade jetzt gestorben ist. Das kann einen emotional schon sehr aufwühlen.

Es ist unbedingt wichtig, dass Ihr offen über alles reden sollt, denn mir scheint, es wird vieles anders aufgefasst und wahrgenommen. Es ist also wichtig, Klarheit zu verschaffen.
 
*Luna*
Benutzer56022  (41) Meistens hier zu finden
  • #9
Die Schmetterlinge müssen nicht weg sein. Es kann sein, dass sie nur schlafen.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #10
Ich habe jetzt xoxos Rat mit dem "Viel Kraft" befolgt und ihm das einmal im icq und einmal per SMS letzte Woche geschickt - und mich ansonsten auch an Piratins Rat (der ja auch mein eigener war) gehalten und mich auf meine Lehrprobe konzentriert. Ich denke mal, ich bin jetzt auch so gut vorbereitet, wie es halt geht (wobei, mir fällt grad ein, ich muss noch ein bestimmtes Bild malen...).

***

Gestern haben wir jetzt noch mal telefoniert. Ich hatte im icq vorsichtig angefragt, wie es ihm jetzt geht - schließlich war ich mit meinen Vorbereitungen fertig, und es widerstrebte mir total, ihn so alleine zu lassen. Aber nachdem er mir letzte Woche irgendwie nur Vorwürfe gemacht hatte, habe ich vorher einfach das Gefühl gehabt, irgendwie überhaupt nichts für ihn tun zu können und mir nur Vorwürfe und Anklagen einzuhandeln für Sachen, die ich lieb gemeint habe. Und er kann die auch ziemlich direkt und verletzend formulieren...

Ich habe gestern also all meine eigenen Sachen komplett zurückgestellt und einfach immer wieder vernünftig auf seine Vorwürfe reagiert. "Wenn das und das nicht hilft, fällt mir nur noch das oder das ein. Würde etwas davon dir helfen?"
Wieder Gemotze, aber daraus ließ sich zumindest etwas raushören, und schließlich hatte ich ne Idee, von der er meinte, dass sie ihn zufriedenstellend ablenken könne. Ich hab ihn also angerufen und ihm den einen Brief von ihm an mich (aus der Woche, bevor seine Oma gestorben ist) vorgelesen - total der schöne, romantische, verliebte Brief, der mich damals sehr glücklcih gemacht hat, wo er so einen Tagtraum von ihm und mir draußen in einem kleinen Wald in der Nähe einer STeilküste beschrieben hat.

Danach meinte er am Tel: "Im Moment könnte ich dir so was nicht mehr schreiben. Auch ohne die Sache mit meiner Oma. Das Gefühl ist irgendwie einfach weg."
"Ja, ich weiß", sagte ich. Was soll man da auch anderes sagen?
"Aber lass uns darüber lieber nach deiner Lehrprobe sprechen".
"Ja." sagte ich.

Später, im Chat, erzählte er auf einmal doch spontan noch davon, wie er am Morgen im Bett gelegen und den Sonnenaufgang gesehen hatte. Und er schickte mir einen Link von einem Konzert im April, ob ich darauf Bock hätte.
Da ist mir ein Klopfer rausgerutscht: "Was? Willste doch nicht Schluss machen? Das klang doch sonst alles danach!"
"Weiß nicht", meinte er (weil ihm eben das Gefühl von "Geborgenheit" fehlt, wie er anfügte), und dann haben wir noch ein bisschen bemüht hin und her geschrieben und gemeint, dass wir erst nach Montag über solche Dinge reden wollen.

Mir sind ein paar Sachen aufgefallen, die meiner Ansicht nach in der Beziehung nicht "stimmen", und ich würde mich freuen, wenn hier noch mal ein paar Ansichten dazu kommen würden - und vielleicht auch Tipps für mich, wie und ob man so was ansprechen kann, denn totanalysieren bringt in einer Beziehung irgendwie auch nichts, oder?

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Die erste Sache ist folgende: Seine Mutter (die jetzt nach der Beerdigung richtig am Boden ist) ist seit zwanzig Jahren ohne Arbeit und hat ihren Lebensinhalt im Grunde immer darin gesehen, ihren Kindern alles Schwere abzunehmen. Daran ist er also gewöhnt.

Er hat jetzt mit 20 zum ersten Mal erlebt, wie es ist, wenn etwas Schlimmes passiert, das man nicht ändern kann. Wenn ein Mensch, den man liebt, stirbt oder es ihm schlecht geht. Hilflosigkeit. Im Grunde etwas, was zum Leben dazu gehört. Er macht mir jetzt Vorwürfe, dass ich nicht "richtig" für ihn da bin - aber wenn ich ihn frage, was ich anders machen könnte, wie es wäre, wenn ich "richtig" für ihn da wäre - dann kommt nur ein vages "Mir zeigen, wie die Dinge wieder in Ordnung kommen."

Aber das kann ich nicht, das kann niemand. Alle Menschen, die ich kenne, haben im Leben schlimme Dinge erlebt, die sich nicht einfach so in Ordnung bringen lassen - er jetzt auch. Es ist das erste Mal im Leben, das ist für ihn natürlich schwer. Und natürlich kann man in einer aktuellen Krise auch nicht immer so den Blick nach außen behalten. Dann verhält man sich auch mal egoistisch und ungerecht.

Aber hinterher sollte man das irgendwann schon merken - und einfach ein bisschen mehr Demut dem Leben und seinen Krisen gegenüber entwickeln... Nicht der Freundin zum Vorwurf machen, dass sie nicht sein komplettes Leben wieder schön macht!

Aber wie sage ich das? Dass mich das verletzt - und dass er da etwas durchmacht, was normal ist und zum Leben gehört und auch kein megagroßes Drama ist, was eine Beziehung in Frage stellt? Kann man so was überhaupt sagen - oder muss er von selbst drauf kommen?

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Die zweite Sache hängt vielleicht auch mit dem Thema "noch wenig Lebenserfahrung" zusammen. Ich konnte sie jetzt zum ersten Mal in Worte fassen.

Als ich mich in ihn verliebt habe, habe ich mich in sein Lächeln verliebt, seine Augen, seine Stimme, seine Art, die Welt zu betrachten... Seinen Humor... Seinen Musikgeschmack, seine Intelligenz... In seine Lebendigkeit, seine Fähigkeit, die Dinge von verschiedenen Seiten zu betrachten, sich selbst in Frage zu stellen und weiterzuentwickeln... Nun, im Grunde halt für Dinge, die ihn ausmachen. In ihn.

Er hat mal irgendwann gesagt, er mag es, dass er sich so geborgen fühlt, wenn er bei mir ist. Nun muss natürlich auch nicht jeder immer ganz genau in Worte fassen können, was er am anderen mag, das gelingt sogar oft erschreckend schlecht, aber irgendwie haben sich gestern wie ein Puzzle verschiedene Sätze von ihm in mir zusammen gefügt und ein Bild gemalt, das mich erschreckt.

"Ich fühl mich so geborgen bei dir, deswegen bin ich verliebt."

"Die S., die ist eigentlich gar nicht dumm, die tut aber manchmal so. Und obwohl ich eigentlich weiß, dass es albern ist, habe ich mich dadurch so stark und 'männlich' gefühlt, das war schön. Wir haben ziemlich geflirtet. Ich habe mich da irgendwie gut gefühlt, das fehlt mir manchmal bei dir."

"M. hat mit seiner Freundin telefoniert, der freut sich immer total auf sie. Mich stört es, dass ich mich gar nicht mehr froh fühle, wenn wir telefonieren." (Das Problem hatten wir eine Woche später erst mal gelöst, dachte ich, dann kam nämlich:smile:

"Beim Gedanken an deine Nähe fühle ich mich glücklich."

"Seit der Sache mit meiner Oma, wo du so blöd reagiert hast, fühle ich mich gar nicht mehr geborgen bei dir. Meine Gefühle sind irgendwie kaum noch da, das Bauchkribbeln ist weg."

Versteht man, was ich meine? Immer nur, wie er sich durch mich fühlt. Irgendwie kam nie, nie, nie dass er mich für das liebt, was ich bin. Nett, charismatisch, temperamentvoll, ehrgeizig, neugiereig und offen, viel zu emotional... Was weiß ich, was ihm nun genau an mir gefallen kann... Versteht ihr? Er liebt mich nicht für das, was ich bin, sondern nur dafür, wie er sich bei mir fühlt, zumindest ist inzwischen bei mir dieser Eindruck entstanden...

Ich meine, kann ja sein, dass man manche Dinge einfach nicht sagen und komisch ausdrückt. Hatte ich bisher auch immer angenommen. Aber wo er jetzt gleich die ganze Beziehung in Frage stellt, weil er sich nicht sofort "gut fühlt" durch meine Reaktion...

Da fühle ich mich dann ganz übel auf meine Funktion reduziert! Als wäre ich diejenige, die ihre Aufgabe erfüllen muss, kochen, lieb sein, in den Arm nehmen, Lösungen anbieten, was weiß ich... Noch nicht mal auf meine Funktion als Freundin, sondern als Mutterersatz!

Ich möchte für ihn da sein und ihn glücklich machen, weil ich ihn liebe, nicht weil das meine Aufgabe ist! Ich will ihn glücklich machen, weil er ist, wie er ist! (Na ja, so ging es mir bis vor ein paar Tagen... Inzwischen... Sehe ich ihn durch eine andere Brille und weiß nicht, ob das noch immer so ist...)

Aber ich habe langsam das Gefühl, dass er mich nicht als Menschen mit Macken und Kanten sieht, mich um meiner selbst willen mag, sondern in seinem Kopf so ein Bild hat, was eine Freundin für sein Leben bedeutet - und ich werde danach beurteilt, wie gut ich diese Funktion ausfülle. Je nachdem, was er gerade braucht und wie gut ich das erfülle, liebt er mich mehr oder weniger.

Das ist für mich kein Zustand, so will ich definitiv keine Beziehung führen.

Wie kann man so was ansprechen? Kann man so was überhaupt ansprechen?

Und wie kann man so was lösen?

***

Inzwischen bin ich fast schon so weit, dass ich selber an Schluss machen denke. Ich hatte gestern nachmittag ein erstes Treffen mit meiner neuen Band. Ich habe gemerkt, wie sehr ich es genieße, endlich einmal als ich selbst gesehen zu werden. Natürlich habe ich auch da eine Funktion (Musikerin), die ich erfüllen soll, aber die ist wenigstens klar ausgesprochen! Und ich weiß, was von mir erwartet wird, und woran ich arbeiten muss!

Soll ich wirklich jedes zweite Wochenende darauf verzichten, um mich mit einem Mann zu treffen, der mich nur liebt, weil ich in seinem Leben eine Funktion erfülle - gar nicht um meiner Selbst willen?
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #11
Aber ich habe langsam das Gefühl, dass er mich nicht als Menschen mit Macken und Kanten sieht, mich um meiner selbst willen mag, sondern in seinem Kopf so ein Bild hat, was eine Freundin für sein Leben bedeutet - und ich werde danach beurteilt, wie gut ich diese Funktion ausfülle. Je nachdem, was er gerade braucht und wie gut ich das erfülle, liebt er mich mehr oder weniger.

Das ist für mich kein Zustand, so will ich definitiv keine Beziehung führen.

Wie kann man so was ansprechen? Kann man so was überhaupt ansprechen?

Und wie kann man so was lösen?

Darauf will ich mal näher eingehen...
Mein Freund und ich haben beide in -liebevollen, nicht Streit - Gesprächen festgestellt, dass man den andern schon auf Grund seiner Eigenschaften liebt, wenn die Verliebtheit zu Liebe wird - aber vorher, dass as uns anzieht, ist das Gefühl, dass er uns gibt.
Ich hab mich in ihn verliebt, weil ich für ihn die einzige im Raum war, immer und überall, weil er sanft und zärtlich war, schon bevor eine Beziehung überhaupt zur Debatte stand.
Er hat sich in mich verliebt, weil ich eine Schulter zum Anlehnen war, er sich geborgen fühlte und er selbst sein konnte.

Ehrlich gesagt halte ich das für natürlich, wenn man den andern nicht wirklich gut kennt, verliebt man sich in die Schmetterlinge im Bauch, die er auslöst.

Aber dann sollte das Kennenlernen kommen, also das kennenlernen als Partner. Wie wer in welcher Situation reagiert, was man mag und was nicht, wie man wo harmoniert.
Und auch da haben wir festgestellt, dass der Blick und das Gefühl von dem eigenen abgerückt ist. Also man schaut nicht nur auf sich und wie man sich fühlt, wenn er andere da ist, sondern man erkennt den andern als Ursache der Schmetterlinge und forscht in ihm, auf welchen Teil die Schmetterlinge ansprechen ;-)
Sozusagen.
Man erkennt, dass man den Musikgeschmack teilt, die Vorliebe für schöne Ausdrücke und Wort, Bücher, die Freude am Zigeunerleben, die Sicht auf Alltagsdinge, die moralischen Grundwerte und die Lebensziele, kurz man stellt fest, he, dieser Mensch ergänzt mich und erfüllt mich.
Aber auch da wieder, ein wichtiger Teil ist, ich liebe ihn nicht nur weil er ist wie er ist, sondern weil ich bin wie ich bn, wenn ich bei ihm bin...
Er tut MIR gut, und ich ihm, die Art wie er mit mir umgeht, wie er mich ansieht, wie er mit mir spricht und lacht.
Man liebt im Endeffekt immer in gewisser Weise die Interaktion, die die Beziehung ausmacht.
Das erklärt in meinen Augen auch, warum Liebe so oft stirbt, und keiner weiß warum... man hat sich einen andern Umgang miteinander angewöhnt und das ist nicht das Verhalten, in das man sich einstmals verliebt hat.

Nun, lange Rede kurzer Sinn, ich denke, es ist bei jeder Liebe (Verliebtheit noch ein Stück mehr) die Komponente dabei, welches Gefühl der andere mir gibt, in mir auslöst und wodurch.

ABER; jetzt kommt in meinen Augen das ABER...
Es sollte nur eine Komponente sein, zumindest wenn sich wirklich eine längere Beziehung entwickelt, sollte man den andern als Menschen wahrnehmen und nicht, wie in der Rosa Wölkchen Phase nur schwärmen wie alles kribbelt.
Natürlich ist Liebe in erster Linie Egoismus, ich liebe den, der mir gut tut. Aber wenn ich das herausgefunden habe, dann will ich diesen Menschen als Ganzes erfassen.

Ich finde es schade, wenn er alles darauf reduzierst, wie du ihn behandelst, da würde ich mich auch nicht ernstgenommen, oder besser, angenommen fühlen.
Er ist recht jung, ja, das bekommst du jetzt zu spüren... aber da ist die Gefahr groß in die Mutterrolle zu rutschen, dass er von dir erwartet, dass du sein Leben schön gestaltest.
So funktioniert das nicht, dass musst du ihm entweder klar machen oder deine Konsequenzen ziehen.

Wie ihm das klarmachen... nun, meiner ist ein ganz seltenes Exemplar, das reden und zuhören kann und sich nicht auf seine Sicht versteift (der erste Mann in meinem Leben, der so ist ;-) )
Wenn du ihm deinen Standpunkt vernünftig erklären kannst und er dir auch sagen kann, warum er sich in dich verliebt hat und was sich daran nun geändert hat, was er glaubte erwarten zu können...
Und wenn er einsieht worin er sich geirrt hat, weil das Leben nunmal nicht funktioniert wie ein Ponyhof, wo es immer eine liebe Tante gibt, die aufgeschürfte Knie verbindet... dann ist er noch zu jung für dich.
Er muss, um zu wachsen, reflektieren und hinterfragen können, aber er muss selbst einsehen, dass das notwendig ist.

Das heißt, das ganze wird auf ein sehr langes, ruhiges Gespräch hinauslaufen, in dem ihr eure weiteren Erwartungen, eure Empfindungen und Wünsche, formuliert und versucht zusammenzubringen.
Wenn ihr das beide wollt - genauso könnt ihr auch jeweils für euch entdecken, dass es so nicht passt.

p.s. mein freund ist auch jünger als ich und hat schon in unserer Freundschaftszeit viel von mir zu lernen versucht *seufz* er braucht auch viel Rat und Zuspruch und Bestätigung... aber ich weiß, dass ich das selbe bei ihm auch bekomme und dass er es zu schätzen weiß - dass er einfach einen Anstubs braucht um Selbstvertrauen zu üben... und älter zu werden.
Darum stört mich seine Unsicherheit in manchen Punkten nicht, genauso wenig wie andre Macken, und er kennt meine und kommt durch seine ruhige Art gut mit meiner Biestigkeit und Trotzigkeit zurecht... wir haben uns schon vor der Beziehung sehr gut gekannt... aber alles was wir danach noch kennenlernten machte es nur besser... ich finde, irgendwie sollte es so sein, und nicht anders herum...
 
S
Benutzer72261  Verbringt hier viel Zeit
  • #12
....
 
S
Benutzer69138  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #13
als außenstehende würde ich sagen, dass ist alles zu viel aufwand, zu viel drama.

gut, seine oma ist gestorben. was hat das eigentlich genau mit eurer beziehung zu tun?
ich fand, du hast schon fast ein bisschen viel aufsehen drum gemacht, siehe den anderen thread und nun meint er, es sei zu wenig?
da kommt in der tat die vermutung auf, du bist ein toller mama ersatz. der altersunterschied bekräftigt das noch.

irgendwie behandelst du ihn wie ein rohes ei. ich weis, wie es ist nahe stehende personen zu verlieren, ich weis, wie man da neben sich stehen kann.
dennoch war ich jedem dankbar, der mir auch nur im entfehrntesten zugehört hat. und habe nicht prinzessin auf der erbse gespielt, weil die "versorgungsstationen" um mich rum zu wenig getan haben.

momentan hapert es bei ihm an konfliktlösungsmanagement.

ich würde beobachten, ob das ein vorübergehender trauer zustand, oder ein generelles thema ist.

tendenziell würde ich aber sagen, nach nur 5 monaten fernbeziehung so ein drama? hm.... fraglich.

und mich würde es verletzen, wenn der partner derart zweifeln würde, ob er noch mit mir zusammen bleiben will.

solche zweifel sollten immer ausgesprochen werden. klar.
aber dann sollte ein guter grund da sein.
wir hatten solch ein gespräch auch schon. es dauerte zwei minuten. dann wurde aus einem trennungsgespräch ein konfliktlösungsgespräch. und wir hatten definitv einen hintergrund.

den finde ich bei euch nicht. und er zögert diesen schwebe zustand so lange raus.

das ist ja grausam. zumal du nichts falsch gemacht hast.
 
S
Benutzer57292  (40) Verbringt hier viel Zeit
  • #14
Entschuldige, wenn mein Beitrag etwas konfus ist. Eure Situation ist etwas verworren und ich kann für euch beide Verständnis aufbringen, vielleicht weil ich auch seine Seite kenne.

Ich glaube, vor allem nach dem du geschrieben hast, dass er sehr behütet wird, dass er emotional einfach noch total durch den Wind ist. Da kam wohl beides zusammen. Mich hat der Tod meiner Oma auch sehr mitgenommen - mein Freund hat auch nicht immer wirklich die richtigen Worte gefunden, das geht ja auch kaum. Insofern finde ich xoxos Vorschlag wirklich sehr passend ("viel Kraft"). Ich glaube, das einzige, was du ihm momentan geben kannst, ist Verständnis und Hoffnung, dass das Leben trotzdem schön sein kann - irgenwann mit dir. Und einfach nur da sein, jetzt gerade keine Forderungen stellen. Oder war die Beerdigung jetzt schon? Da ihr euch ja nicht sehen könnt, brauchst du ein Äquivalent des "In den Arm Nehmens". Ich würde ihm wohl eine kurze Botschaft per Post schicken.

Natürlich alles nur, wenn du für euch eine Zukunft siehst ... das liegt jetzt wohl auch an dir. Ich kann auch gut verstehen, dass DU jetzt wiederum verletzt bist.
Ich kann auch keinen Fehler daran erkennen, dass dir die Vorbereitung deiner Unterrichtsstunde wichtiger war.

Zu deinem Posting, in dem du schreibst, dass er dich nicht wegen deinen Eigenschaften, sondern wegen seinen Gefühlen dabei liebt:
Ich finde es irgendwo normal. Insbesondere am Anfang. Ich habe mich in meinem Freund nicht verliebt, weil er zielstrebig ist und Humor hat. Das ist mir zu abstrakt. Ich habe mich verliebt, weil ich einfach sauglücklich war, wenn wir uns getroffen haben, und das hat mehr oder weniger so angehalten. Es ist eine Kombination der Faktoren. Du solltest auch bedenken, dass er sich vielleicht auch nicht besser ausdrücken konnte. Vielleicht legst du jetzt auch in Zeiten des Zweifelns Worte auf die Goldwaage, die er ohne zu überlegen einfach so gesagt hat.

Ich stimme aber den anderen zu - ja, er muss auch noch erwachsener werden. Du kannst ihm nicht immer das Leben möglichst angenehm gestalten, er muss schon alleine vorwärts laufen können und wollen. Er wird sich aber wohl nicht von heute auf morgen verändern. Er muss auch merken und wertschätzen lernen, dass du nebenher auch ein eigenes Leben hast, das dir wichtig ist und das du nicht aufgibst. Insofern machst du es schon richtig ... ob er es jetzt merkt oder erst nach einer möglichen Trennung ... :ratlos:
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #15
Nachdem ihr hier alle so lieb geschrieben habt, schulde ich euch wohl auch einen Bericht darüber, wie es weiter ging. Geht. Was auch immer.

Ich krieg es nicht mehr ganz zusammen. Aber wir haben gestern wohl noch telefoniert.

Genau, es ging darum, dass ich ihm gesagt habe, dass ich es extrem doof finde, wenn etwas schief läuft gleich mit Trennung zu drohen. Dass meine Freunde mich ganz toll aufgefangen haben - aber dass die so was nicht ständig machen werden.
"Meine Freunde fragen mich eh, wenn ich immer erzähle, warum wir überhaupt noch zusammen sind.", sagte er.
"Du willst ja eh Schluss machen."

Ja, wollte er wohl, so klang er - jedenfalls brach da die eine oder andere Sache aus mir heraus, die mir auch manche Sachen endlich mal klar machte. Irgendwie hat er ja auch nie gesagt, was ihn eigentlich genau gestört hat!

***

Irgendwie war es ein Trennungsgespräch, irgendwie sind wir jetzt nicht mehr zusammen - und danach haben wir das erste konstruktive Gespräch seit Monaten geführt. Darüber, wie ich ticke (viel zu emotional für ihn), wie er tickt (viel zu kalt und abweisend für mich)... Darüber, dass ich oft Dinge erzähle, die mich auf Arbeit oder im Leben gestresst haben und manchmal weine, weil es mir zu viel wird. Für ihn hat das immer einen Hilferuf bedeutet, so dass er sich in sich zurück gezogen hat (liegt laut seiner Aussage daran, dass er Krebs ist) und seine Probleme zurück gestellt hat, um mich damit nicht auch noch zu belasten.

"Bist du denn komplett durchgeknallt?", habe ich ihn angemotzt, aber meine Stimme war irgendwie eher erstaunt und liebevoll dabei. "Das ist doch Schwachsinn pur! Ich geh hier hin und teile mein Leben mit dir, meine Emotionen, meine Lebendigkeit, all das was schön und was schlimm ist - und du glaubst, du musst mir da raus helfen? Den Schuh hast du dir aber selber angezogen, das hab ich nie von dir verlangt! Das ist doch Schwachsinn pur!
Ich teile hier mit dir, was ich erlebe, und du ziehst dich zurück und gibst nichts zurück als kluge Ratschläge von oben herab, Distanz - und irgendwann weine ich, weil ich mich ohne dich so einsam fühle und du raffst es immer noch nicht und schränkst deine Gefühle noch mehr ein? Bist du denn komplett bescheuert? Hat dir denn keiner erzählt..." Ich zögerte. Wie sollte ich das jetzt sagen?

"Hat dir denn noch keiner erzählt, dass Frauen so sind? Sie teilen ihre Freude, ihre Sorgen miteinander. Sie wollen gar keine Lösungen, sie wollen teilen, weil das Nähe bedeutet. Lösungen finden sie alleine, es ist arrogant von dir, wenn du glaubst, sie für mich finden zu können. Damit stellst du dich über mich, und das macht ne Beziehung auf Dauer kaputt!

Du hast dich nicht an den Deal gehalten! Du hast mir nie, nie, nie irgendwas von dir erzählt! Du warst für mich da, aber du hast mir umgekehrt nie erlaubt, für dich da zu sein - bis auf einmal alles bei dir zusammengebrochen ist... Und jetzt trägst du mir die eine falsche Reaktion, den letzten Tropfen, so sehr nach, dass du Schluss gemacht hast? Bist du denn ein kompletter Volltrottel? Ich hätte immer für dich da sein können, auch wenn es mir scheiße geht, ich bin ne Frau! Wir sind multitasking-fähig! Warum hast du mich immer so zurückgewiesen?"

Irgendwie haben wir ein langes Gespräch geführt. Irgendwie sind wir jetzt getrennt und haben endlich mal wieder geredet. Irgendwie möchte er jetzt weiterhin Kontakt mit mir haben, weil er mich "immer noch sehr mag". Irgendwie will er im April mit mir auf ein Konzert.

***

Irgendwie hat er mir endlich mal von seinen Sorgen wegen seiner Familie erzählt - und ich habe ihm zugehört, gefragt, was ihm am meisten Sorgen macht... Und ihm einfach erzählt, dass ich ihm dazu zwar viel erzählen kann, aber befürchte, dass ihm das nicht helfen wird - denn er will ja ne Lösung. Habe erzählt, wie sich die Situation mit seiner Mutter für mich darstellt... Dass er Glück hat, so eine behütete Kindheit gehabt zu haben und ich ihm das Glück auch gönne, aber dass er das bitte nicht für selbstverständlich halten soll, weil viele Leute einfach ne andere Kindheit erleben. Diese Leute (wie z.B. ich und die meisten meiner Freunde) wachsen damit auf, dass es beschissene Dinge im Leben gibt, die man nicht ändern kann. Gerade auch bei den Eltern. Habe ein paar Beispiele dazu erzählt. Und habe ihm gesagt, dass das, was er erlebt, einfach absolut normal ist und er es gefälligst mal wieder in den richtigen Rahmen einordnen soll - und ich ihm da weder raushelfen könnte noch würde, weil ich zu viel Respekt vor ihm habe, um ihm das Schwere abzunehmen. Damit würde ich ihm nämlich die Chance nehmen, zu wachsen und sich weiter zu entwickeln.

Ich habe ihn auch gefragt, ob er mich um meiner Selbst willen geliebt hat und es nur immer schlecht sagen konnte, oder nicht doch eher um meiner Funktion in seinem Leben willen... Das heißt, ich habe ihm eher Vorwürfe gemacht, dass letzteres der Fall gewesen sein sollte. Ich bin kein Engel :zwinker:. Er hat sehr ernst und entschieden gesagt, dass er mich lange um meiner selbst willen geliebt/gemocht/was auch immer hat, aber das irgendwie irgendwann unter dem selbstauferlegten Druck, immer für mich dasein zu müssen, kaputt gegangen ist. Ich habe ihm das geglaubt, es hat mir gut getan.

"Wofür hast du mich denn geliebt?", fragte er mich und eine endlose Liste prasselte aus mir heraus.
"Am meisten dafür, dass du lebendig bist, dass du dich selbst damals in Frage stellen und weiter entwickeln konntest", sagte ich plötzlich ganz erstaunt. "Das hat dich unglaublich attraktiv für mich gemacht. Ich habe damals halt geglaubt, dass wir gemeinsam weiter wachsen und uns weiter entwickeln würden. Aber wir sind wohl in verschiedene Richtungen gewachsen."

Ja, das war unser "Trennungsgespräch".

***

Ironischerweise endete es damit, dass ich noch mal fragte, ob er jetzt auch Freunde und Leute hätte, die ihn wegen der Sache mit seiner Mutter auffangen könnten. Ja, hätte er, und er zählte auf. "Aber ich würde auch gerne mit dir drüber reden", sagte er plötzlich.

"Mit mir?", sagte ich spöttisch. "Ich kann dir doch nicht helfen. Ich kenne keine Lösungen und werde immer wieder emotional. Und ich behaupte doch sogar, dass es keine Lösungen gibt und du dich nicht so mimosig anstellen sollst."

"Ich weiß nicht... Ich würde gerne", sagte er. "Und wenn bei dir irgendwas ist, nächste Woche, bin ich auch für dich da."

"Was? Für mich? Damit ich mir wieder Vorwürfe machen lassen muss, ich würde dich runterziehen und schwach sein? Nee, nee, ich mach meine Sachen alleine und kriege sie genauso gut hin wie ich sie immer hingekriegt habe. Das hatte nämlich nie was mit dir zu tun. Wäre ja noch schöner, wenn du dir jetzt wieder die Verantwortung für mein Leben anziehst, nur um dich erwachsen und frei von deiner Mutter fühlen zu können! Nee, nee, Junge, nicht mit mir!"

Da lachte er, und ich frage mich echt, wie lange es her ist, dass er so frei gelacht hat. "Ich habe nie verstanden, was du meinst, dass selbst die schlimmste Situation irgendwie zum Lachen ist", sagte er.

"Du hast ja früher auch noch nichts wirklich Schlimmes erlebt. Kein Wunder, woher sollst du auch wissen, wie sehr das befreit?"

"Ich glaube, ich verstehe dich jetzt etwas besser", meinte er.

***

Tja. Jetzt bin ich wieder frei. Und eigentlich ganz glücklich damit. Es war ein schönes Abschlussgespräch. Ein netter Kollege macht mir den Hof, ein guter Freund auch...

Aber ich will im Moment niemanden davon. So einen Stress muss ich mir so bald nicht mehr wieder antun. Jetzt bin ich frei. Ich fühle mich frei. Nicht mehr ständig voller Angst, nicht geliebt zu werden, etwas falsch zu machen...

Es geht mir gut.

Mein neuer Exfreund hat mir dann auch noch eine SMS geschrieben, wie mein U-Besuch heute gelaufen ist, und ich hab zurückgeschrieben, dass man schon eine Masochistin mit verdammt schwarzem Humor sein muss, um einen missglückten Unterrichtsbesuch am Tag nach einer Trennung zusätzlich zu zu engen, drückenden Schuhen geil zu finden... Von daher hätte ich großes Glück.
 
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caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #16
Hmmm, also wenn du dich glücklich und frei fühlst, war es wohl das richtige für dich...
Ihr wart wohl noch nicht passend füreinander...

Ich hatte genau so ein Gespräch auch mehrmals... allerdings das erste schon in Freundschaftszeiten...
Er sagte mir auch, dass er so hilflos sei, wenn ich jammere und motze, weil er mir keine Lösungen bieten könnte, noch mich einfach in den Arm nehmen, wegen der Ferne.

Da hab ich ihm lang und breit erklärt, dass ich keine Lösungen suche, sondern nur Dampf ablasse, ihn teilhaben lasse an dem was mich beschäftigt, ohne dass er was für mich regeln soll.
Nun, in unserer Beziehung hatten wir nochmal so ein Gespräch... und ich sage ihm immer wieder dass ich Dinge nicht erzähle um sie ihm aufzubürden, sondern um zu teilen.
Und er hört zu. Und er versteht. UND er nimmt es an.

Ich wusste aus verschiedenen Erfahrungen vorher, dass das einer der Männer/ Frauen Punkte ist, die immer wieder schiefgehen.
Darum hab ich das (und ein paar andere Dinge) vorab geklärt, erklärt, besprochen.
Wir haben uns beide versprochen, mit Dingen, die uns auffallen oder belasten, gleich sofort auf der Stelle herauszurücken.

Das ist einer der Grundpfeiler meiner Beziehnung, und es tut mir leid, wenn es bei dir das war, was es einstürzen ließ.

Auf der anderen Seite, offenbar sollte es nicht sein, wenn es dir mit deiner Freiheit so gut geht, auch wenn es irgendwie doch sehr plötzlich kam...
Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute!
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #17
Ich fühle mich zumindest frei von dem Gefühl, immer etwas falsch gemacht zu werden und mich dafür, wie ich bin, zurückgewiesen zu fühlen...

Wahrscheinlich wird es noch mal kippen, wenn ich innerlich kapiert habe, dass ich auch frei von IHM bin, dass er WEG ist...

Irgendwie war es halt gestern zum ersten Mal seit langem wieder ein konstruktives Gespräch - es hätte früher stattfinden müssen...

Jetzt werd ich plötzlich doch wieder ganz traurig... :kopfschue
 
S
Benutzer57292  (40) Verbringt hier viel Zeit
  • #18
Fühl dich von mir trotzdem mal gedrückt. :knuddel:

Komisch, dass man erst hinterher über alles reden kann. Was du schreibst, erinnert mich auch fragmentarisch an meine Erfahrungen mit der Männerwelt.
 
S
Benutzer72261  Verbringt hier viel Zeit
  • #19
....
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #20
Ich muss grad einfach noch mal schreiben, weil ich irgendwie so fertig bin... Ich will es einfach noch nicht wahr haben. Gestern abend haben wir wieder telefoniert.

Er meinte dabei noch, in den letzten zwei, drei Tagen wäre er schon wieder am Zweifeln gewesen, ob es das Richtige wäre, aber er würde einfach nicht wollen, dass wir in einem Monat wieder da stehen würden, wo wir jetzt stehen. Aber er möchte den Kontakt zu mir nicht verlieren. Er merkt nur, dass er jetzt, wo ein bisschen mehr Distanz drin ist, wieder viel besser und lieber mit mir reden kann, und ihm die Gespräche sogar gut tun, dass meine Art die Dinge zu betrachten ihm gut tut...

Mir ist dabei aufgefallen, dass er viel besser damit umgehen konnte, wenn ich einfach mal hemmungslos Klartext geredet habe, wie ich es aus "Rücksicht" auf seine Gefühle viel zu lange nicht getan habe... Sollten das die vielbeschworenen klaren Ansagen sein, mit denen Männer besser umgehen können?

Ich bin wirklich frustriert. Denn es stimmt tatsächlich, dass ich ihn objektiv betrachtet wegen meiner Arbeit vernachlässigt habe, als er mich gebraucht hätte. Und es stimmt auch, dass ich Ende letzten Jahres psychisch manchmal ganz schön am Boden war und er mich dann auch nach besten Kräften wieder aufgebaut hat.

Ich hatte gedacht, wenn jetzt die Osterferien kommen, dann haben wir ein bisschen Zeit, um mal wieder schöne Zeit miteinander zu verbringen. Um ein bisschen mehr zusammenzuwachsen. Und ich bin ziemlich traurig.

***

Ich habe gemerkt, dass er mir zu viel bedeutet, um ihn einfach so aufgeben zu wollen... Und das es mir leid tut, dass ich ihn ne Zeitlang wirklich habe hängen lassen.

Ich glaube, ich würde ihn verdammt gerne noch mal treffen...

Er meinte gestern, dass er ist total beschissen findet, nach seiner Oma auch noch mich zu verlieren - aber irgendwie hat er schon klar gesagt, dass es in seinen Augen jetzt vorbei ist, weil ich eben nicht für ihn da war. Weil ich mich im Grunde nicht verhalten habe, wie man sich in einer Beziehung verhält.

Aieeee.... Wahrscheinlich ist das einfach ein Teil des Trauerprozesses... Das ich nicht wahrhaben will, dass es vorbei ist... Wo wir doch endlich wieder miteinander geredet haben wie erwachsene Leute, wo wir doch endlich seine und meine Art als gleichwertig und respektierenswert im Raum haben stehen? Wo ich endlich begriffen habe, dass ich als "ich selbst" deutlich besser mit ihm reden kann als wenn ich ihn wie ein rohes Ei behandele und mich von ihm auch viel eher akzeptiert fühle?

Es kann doch jetzt noch nicht vorbei sein?

Aber er hat gesagt, dass es das ist... Und trotzdem hatte er mir am Samstag noch einen Link für ein Konzert im April geschickt...
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #21
Ich glaube abwarten und nicht zu viel interpretieren ist in dem Fall gerade das beste...
Weil, auch wenn es vielleicht ungesund ist, sich Hoffnungen zu machen, so wie ich das lese, wollt ihr euch beide noch nicht endgültig aufgeben, weder einzeln, noch als Paar... vielleicht braucht er Zeit um zu wachsen und du um dich so zu erkennen wie du für ihn sein willst... wer weiß wer weiß...
Manchmal muss man sich verlieren um sich zu finden...

Und manchmal divergiert das was man sagt und gerne wahr haben möchte, mit dem, was man fühlt und was wahr ist...

Gib euch einfach Zeit - häng nicht zuviele Hoffnungen und Interpretationen rein, aber lass die Zeit einfach mal vergehen und tu währenddessen, was dir gut tut. ich wünsch dir alles Gute
 
S
Benutzer69138  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #22
bin ich die einzigste, die das nicht so romantisch sieht?

"manchmal muss man sich verlieren, um sich wieder zu finden....."

hallo, wir sind in keinem kitsch roman.

er hat schluss gemacht. punkt. aufgrund einer (meiner meinung nach) nichtigkeit. punkt.

dass man in einer beziehung aneinander vorbeiredet, kommt immer mal wieder vor.
dass man sich unverstanden fühlt auch.
und das man sich oftmals in seinen bedürfnissen nicht vollkommen aufgehoben fühlt sowieso.

das ist es ja, woran man arbeiten muss.

irgendwie macht ihr den eindruck, als währt ihr wie im film vom schicksal getrennt worden.

quatsch. er hat dich wieder auf den single markt katapulltiert.

was soll das?

"ich will nicht mit dir zusammen sein, aber tele und konzert schon noch?"

flame, wo ist dein stolz? wo dein selbstwert? wo deine verletztheit? wo deine wut?

herrje, ich kann doch nicht wegen jedem kleinen meinungs-bedürfnis-zerwürfnis-pups gleich schluss machen?


oder lebe ich in einer anderen welt?
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #23
So wie sie ihn beschreibt, erinnert er mich nur stark an meinen ;-) und der wusste selbst nie so genau, was er eigentlich will, und das warum schon gar nicht... bei solchen Männern... ist ein Nein nicht immer ein Nein, weil sie das eine sagen und das andere tun...
(in ihrem Fall, Konzertlink...)

Kann mich natürlich auch irren ;-)

Bin wirklich keine romatische Person, spreche nur aus Erfahrug :grin:
Wenn dem nicht so wäre, würde ich es auch anders sehen, Schluss ist Schluss, etc - aaaaber, ich kenns eben auch anders, also daher mein weeeer weiß...

Off-Topic:
mir hat man auch immer gesagt, ich solle es endlich bleiben lassen, er will mich nicht, er ist zu kompliziert, er ist zu jung, er weiß nicht was er will, er hat keine Ahnung, er hat sich entschieden blablabla - GETAN hat er immer etwas anderes. Wenn ich es gelassen hätte, wär mir der beste Mann durch die Lappen gegangen, den die Zeit momentan für mich im Angebot hatte...man muss halt wissen, ob man wirklich eine Kerl will, der goldig, zärtlich, lieb und verständnisvoll ist - aber dabei auch unheimlich dooof sein kann... :tongue:
 
S
Benutzer69138  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #24
So wie sie ihn beschreibt, erinnert er mich nur stark an meinen ;-) und der wusste selbst nie so genau, was er eigentlich will, und das warum schon gar nicht... bei solchen Männern... ist ein Nein nicht immer ein Nein, weil sie das eine sagen und das andere tun...
(in ihrem Fall, Konzertlink...)


aber ich wüsste in dem moment genau was ich will :zwinker:

schön für die männer, wenn sie sich nicht entscheiden können. ich nehm ihnen die entscheidung gerne ab. und zwar gegen sie.

was will ich mit so einem?


ich kenne das zur genüge. zwei meiner mädels haben auch so ein prachtexemplar. die sind jedes jahr im frühling single. bei einem kann man die uhr danach stellen, wanns ihm wieder für zwei wochen zu blöd wird und er dann wieder flennend ankommt. geht seit 8 jahren.

wir sind doch nicht im männlein-wünsch-dir-was-laden.

:kopfschue

ich weis ja wie das ist.
mein ex hatte die masche auch drauf. aus heutiger sicht: mann war ich dumm. stroh dumm... bin ich froh da raus zu sein...
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #25
flame, wo ist dein stolz? wo dein selbstwert? wo deine verletztheit? wo deine wut?

Mir ist klar geworden, dass ich ihn wegen meiner Arbeit wirklich vernachlässigt habe...

Sandra-Christina, sagen wir so... du weißt selbst am Besten, wie schwer es ist, mit sich selbst ins Gleichgewicht zu kommen. Abgespaltene Persönlichkeitsanteile in sich selbst zurückzuholen. Ich spreche jetzt von mir, nicht von ihm.

Und in mir sind zwei Frauen, eine ist stark, stolz, selbstbewusst, kämpferisch, empathisch, altruistisch...
Und eine ist noch ein kleines Mädchen, hilflos, von Angstattacken, Selbstzweifeln und Depressionen geplagt, will getröstet werden und endlich spüren, dass sie wertvoll ist...

Auch ich entwickele und verändere mich noch.

Und ich habe vor einem halben Jahr, nach einer wirklich turbulenten Zeit in meinem Leben, endlich wieder Stabilität und Sicherheit bekommen, indem ich meine Arbeit begonnen habe - und gleichzeitig begann die Beziehung mit ihm.

Meine Arbeit hat viel von meiner Kraft gekostet, im Grunde bin ich dort IMMER und NUR die starke, kalte, kompetente Frau gewesen, die alles zu schaffen versteht und dabei noch lächelt - und kürzlich sagte mir eine Kollegin, mit der ich etwas befreundet bin, dass mich das manchmal arrogant wirken lässt. Aber ich war halt lange innerlich eben wirklich in diese zwei Hälften aufgespalten und entweder das eine oder das andere - nie wirklich vollständig. Ich konnte es nicht mischen. Aus irgendwelchen Gründen war ich entweder ganz das eine oder ganz das andere - und so natürlich immer unvollständig. Das hat man mir vermutlich auch angemerkt.

Irgendwie war ich dann abends, wenn ich mit meinem Schatz telefoniert habe, wenn ich ihn getroffen habe, ift nur noch die schwache, kleine, hilflose Frau, die geweint hat und total unselbstständig erschien... Und er versuchte, stark für mich zu sein. Er konnte die andere Seite von mir gar nicht mehr sehen, in die er sich doch verliebt hatte. Die hatte ich ja schon auf der Arbeit aufgebraucht und den Rest total abgespalten.

***

Das ist erst mal, was in mir passiert ist. Ich war unvollständig. Ich war auf dem Weg, mich weiter zu entwickeln - ich habe mich viel entwickelt - aber ich bin tatsächlich nie wirklich für ihn dagewesen, wegen der Arbeit, meiner psychischen Probleme und meiner inneren "Gespaltenheit". Auf meiner Arbeit war ich unvollständig, weil ich immer nur stark sein wollte, bei ihm war ich unvollständig, weil ich immer nur noch schwach war. Gar nicht mehr die Frau, die er kennengelernt hatte. Denn am Anfang hatte ich mich bei ihm GANZ gefühlt. Und angenommen und geliebt, so wie ich war... Wenn ich vollständig war.

Aber es war gekippt, wie mir inzwischen klar geworden ist. Ich war damals noch gar nicht vollständig, ich wäre es nur gerne gewesen.

Und so hat er Recht, und er hat nicht "wegen einer Kleinigkeit" Schluss gemacht, sondern weil das Gleichgewicht in der Beziehung wirklich nicht mehr stimmte. Er hat lange versucht, das zu ertragen, für mich da zu sein, seine eigenen Bedürfnisse zurück gestellt, um mich zu schonen... Und irgendwann, als das mit seiner Oma und seiner Mutter passierte (um die er sich auch sorgt, weil sie eben keine neue Arbeit findet, in die Midlife-Crisis rutscht und er sich für sie verantwortlich fühlt), da hatte er keine Kraft mehr, ständig auf diese Weise für mich da zu sein.

Es war keine "Kleinigkeit", wegen der er Schluss gemacht hat, das sehe ich inzwischen.

Mein Schatz hat mir vorgeworfen, ich wäre überhaupt nicht stark, meine Kollegin hat mir "vorgeworfen", ich würde nie Schwäche zeigen...
Und beide haben Recht. Ich war nicht vollständig. Ich möchte es werden, auch auf meiner Arbeit mal Schwäche zugeben, auch bei meinem Schatz mal stark sein. Aber vor allem möchte ich innerlich vollständig werden. Wenn die Beziehung vorbei ist, dann möchte ich es trotzdem noch. Endlich in mir selbst ruhen und in jeder Situation meine starken und schwachen Anteile beide spüren.

Das muss/werde ich wohl erst mal schaffen. Ich weiß noch nicht, ob ich so lange alleine sein werde. Oder ob ich mich von meinem einen Kollegen im Seminar "trösten" lassen werde, der meine starke, kompetente Seite auf der Arbeit längst kennt und mich langsam auch privat besser kennenlernt und auch mal schwach sieht. Oder vielleicht werde ich wirklich mit meinem Schatz, der für mich halt immer noch mein Schatz ist, im April ins Konzert gehen.

Aber ehrlich gesagt habe ich ihm tatsächlich Unrecht getan. Nicht mit kleinen Dingen, die ich vergeigt habe - sondern damit, dass ich ihm nur die halbe Flame gezeigt habe und er irgendwann aus den Augen verloren hat, wer ich wirklich bin. Das sieht er jetzt erst so langsam wieder, wo er Distanz zwischen uns geschaffen hat und sich daher erlauben kann, auch mal wieder Schwäche bei mir zu zeigen... Und erlebt, dass ich auch stark bin.

Ich muss noch so viel lernen... Und in zwei Stunden habe ich bestimmt alles, was ich hier geschrieben habe, erst mal wieder vergessen und weine einfach nur verzweifelt, weil er mir so fehlt... Oder nicht?

Ich habe heut auf der Arbeit meiner Mentorin auch erzählt, was passiert ist - auf Arbeit auch mal Schwäche gezeigt. Und sie hat mich in den Arm genommen und über den Rücken gestreichelt, und mich in der Stunde ein, zwei Mal unterstützt, als ich es nicht schaffte, genug Klarheit, Lächeln und Wärme auszustrahlen, um meine Schüler präsent zu halten. Aber ich bin irgendwie trotzdem auf meine Arbeit kompetent gewesen. Obwohl ich mal ne Schwäche hatte.

Vielleicht werde ich irgendwann in einer Beziehung auch in der Lage sein, stark zu sein und mich trotzdem mal anlehnen zu können? Irgendwann meine innere Mitte gefunden haben?
 
S
Benutzer69138  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #26
lach, ich weis was du meinst.

dennoch bleibe ich ein stück weit bei meiner meinung.

vielleich bin ich mittlerweile auch in einer anderen phase.
in mir gibt es nämlich mittlerweile drei anteile:

die kleine und die große haben eine mutter bekommen, die das verhältnis zwischen den beiden dolmetscht.
sprich, sie tröstet die kleine, das kann sie schon länger, und so langsam fängt sie an, die große von ihrem hohen ross runter zu holen.

im übrigen hat die mutter jetzt meist die führung.
die kleine schmeißt sich verzweifelt an partner und will nichts unversucht lassen, eine beziehung aufrecht zu erhalten.
die große ist zu gefühlen gar nicht mehr fähig.

letztlich hat sich keine der beiden um mein wohl gekümmert. die sind mit sich selbst beschäftigt.

das macht jetzt meine "innere mutter". die wägt nämlich ab, was wirklich gut für mich ist.
ala: so das schaffst du: so kannst du dich entwickeln
und: hey, passt auf: du verrennst dich, das tut dir nicht gut.

das ist der fluch, der fehlenden eltern. man muss den job selbst übernehmen :grin:

ich bin sicher du tust das richtige! viel kraft! und ganz viel innere mitte :engel:

im übrigen: wenn du magst, schick mir ne pn... die bücher meines dozenten müssten eine offenbarung für dich sein.

er hat das spaltungskonzept in nie dagewesener weise dargelegt.

denn langsam dämmert der wissenschaft, dass der mensch ein "vielfachwesen" ist. und diese spaltungen grundlage unseres fühlens und handelns sind.

oder wie rilke sagt:

Es gibt eine Menge Menschen,
aber noch viel mehr Gesichter,
denn jeder hat mehrere…
 
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