• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

depression als modekrankheit?

D
Benutzer93180  Sehr bekannt hier
  • #1
ne frage, die mir jetzt schon seit längerem im kopf rumschwirrt und ich wollte dazu einfach mal eure meinungen und gedanken hören.

ständig hört oder liest man, dass dieser oder jener an depressionen leidet.
nicht nur hier im forum, auch im familien und bekanntenkreis hört man ständig von leuten die depressionen haben oder jemanden kennen, der an depressionen leidet.
ich möchte mit dieser umfrage sicher nicht den leuten die ernsthafte probleme haben ihre glaubwürdigkeit absprechen, sie angreifen oder irgendjemandem zu nahe treten!!!!

ich frage mich nur ob "depressionen" eine diagnose ist, die heutzutage sehr schnell, vielleicht manchmal sogar zu schnell gestellt wird.
nach dem motte "ach dem geht es nicht so gut, der hat oft schlechte laune, der hat wohl depressionen". dann hat das kind wenigstens einen namen und man braucht nicht mehr groß zu suchen und sich gedanken zu machen (ähnlich wie bei den tausenden von kindern, die meiner meinung nach zu schnell als ADS- bzw ADHS-kinder abgestempelt werden, um sie dann mit retalin ruhigstellen zu können).

was haltet ihr davon? gibt es wirklich so extrem viele menschen, die an wirklichen depressionen leiden und deshalb gleich antidepressiva und ähnliches schlucken müssen oder geht es in diesem ausmaß eher in richtung "modekrankheit". depression als nöglichkeit die verantwortung für sich selbst abzugeben, eine entschuldigung um nicht selbst mit seinen problemen fertig werden zu müssen??


nur um keine missverständnisse aufkommen zu lassen. ich möchte hier niemanden angreifen und ich möchte mit meinen gedanken nicht sagen, dass alle meschen mit depressionen heuchler sind. also nicht falsch verstehen!
 
D
Benutzer Gast
  • #2
Belegbar ist, dass die "psychischen Krankheiten" bzw. die Diagnose massiv zugenommen haben.

Es dürfte sicherlich den einen oder anderen Fall geben, Ärzte haben ein Problem mit der Zeit und dem Geld und je nach dem, was der Patient ihnen erzählt, ist die Diagnose "zu schnell" erfolgt.

Viele Menschen informieren sich, suchen schon im Vorfeld Lösungen und kennen die Folgen (körperliche Schmerzen) sowie die Beschwerden und können einem Arzt ganze Befunde auswendig erzählen.
Dadurch ist man natürlich sensibilisiert und "seine Krankheit" seine Beschwerden sind natürlich noch von jedem anders und "intensiver" empfunden.
(Ich sage jetzt nicht, das Menschen - alle Menschen zur Übertreibung neigen oder simulieren!)

Die Krankheit, das Krankheitsbild des "Depressiven" ist anerkannter als früher.
Durchaus auch Männer leiden darunter, man gilt nicht mehr als "verrückt" oder "anders" - das wurde früher schnell stillgeschwiegen.

Sehr viele Menschen verbinden das eine Wort "Depression" mit vielerlei Beschwerden.
Das kann ja alles sein, Nervenentzündungen, Stoffwechselerkrankungen, Mangelerscheinungen kurz: viele körperliche Beschwerden haben als Ursache eine Depression.

Wie sollte man sons die heutige Erwartungshaltung, Druck, Mobbing, Ängste um Arbeit und Menschen, Über/Unterforderung, Hektik, Lautstärke, (Beziehungs)Stress und "nicht der Norm entsprechen" UNTER EINEM WORT zusammenfassen. Es geht niemand zum Arzt und sagt, "mir gehts schlecht ich habe Stress"....

Depression bedeutet vieles und ist vielfältig. Ob es alles mit irgendwelchen Psychopharmaka behandelt werden muss, kann ich nicht beurteilen.

Nach einer Umfrage die letztens in der rp stand, fühlen sich 87% der Arbeitnehmer "verbraucht, schlapp, unter Stress und sind einfach unmotiviert". Die Menschen kommen nicht mehr zur Ruhe.
Das ist viel. Und jeder ist irgendwie betroffen......

Man sieht es den Menschen an. Es "fehlt" etwas in ihren Augen, im Gesicht - die Mimik ist verändert.....

Off-Topic:
Bei mir kamen zur Diagnose "Depression" und "BurnOut", was gut 7 Jahre gedauert hat, bis es soweit war, umfangreiche Tests, so musste ich in die Röhre mit m Hirn, Nervenbahnen wurden durchgemessen usw....um nichts in der Welt, möchte ich nochmal so da stehen - unfähig einen PC zu bedienen oder eine Spülmaschine einzuräumen - geschweige denn, soetwas zu "spielen".
 
many--
Benutzer65590  (39) Beiträge füllen Bücher
  • #3
Jede Zeit hat ihre Modekrankheiten. Depression, ADHS, "Hysterie", "Melancholie". Allerdings gibt es ja auch so was wie medizinischen Fortschritt - manche Erkrankungen können halt erst ab einem bestimmten Wissensstand sicher diangnostiziert werden.

Gerade psychische Erkrankungen sind da immer problematisch. Ich habe immer den Eindruck, als träfen beide o.g. Richtungen oft gemeinsam ein. Es gibt einen Wissensfortschritt, jemand beschreibt einen Zustand und disgnostiziert ihn X - und das wird dann eine gängige, dann eine Trenddiagnose. Tatsächlich ist das Problem aber komplexer; was heute "Depression" heißt, sind morgen 5 verschiedene Krankheiten. Beispiel: im Mittelalter wurden sämtliche Formen der psyschischen Erkrankung als "Melancholie" diagnostiziert, die Differenzierungen kamen erst später dazu.
 
P
Benutzer15875  Meistens hier zu finden
  • #4
Es kann aber auch sein, dass immer mehr Menschen wegen den genannten Streßgründen und so öfters ärztlichen Rat einholen.

Ich selbst bin auch betroffen von dieser "Modekrankheit" (als ob ich mir das ausgesucht hätte nach dem Motto "och ist ja gerade in Depressionen zu haben"), nur hat es bei mir 3 dicke "Schläge" vor den Kopf gebraucht bis ein bekannter Psychiater mir sagte "Philipp, du solltest eine stationäre Therapie in einer Klinik machen".

Zuerst war ich etwas überrascht weil ich nicht damit gerechnet habe, dass es mich auch erwischen würde aber jetzt bin ich froh den Schritt gegangen zu sein.

Kann sein, dass ich mich täusche aber ich meine seit dem Tod von Robert Enke sind die Medien und sämtliche Illustrierte, Magazine etc. doch voll mit dem Thema "Depressionen".
 
V
Benutzer Gast
  • #5
Ich finde es nicht richtig, eine Krankheit als "Modekrankheit" zu bezeichnen. Das führt nämlich irgendwann
dazu, dass man sie für ein Hirngespinst hält und Betroffene nicht mehr ernst nimmt.

Ich finde auch nicht, dass diese schwere Krankheit (unter der übrigens nicht nur der Betroffene selbst, sondern auch sein näheres Umfeld stark leidet, das macht mich dann umso wütender, wenn ich irgendwas von "Mode" lese - als könnte man sich frei dafür entscheiden, schwer krank zu sein!) momentan stärker verbreitet ist als z.B. noch vor 5 oder 10 Jahren.
Es machen jetzt nur mehr Medien darauf aufmerksam und warnen davor, damit man die Warnsignale frühzeitig erkennt und sich Hilfe sucht. Das finde ich vollkommen richtig. Auch ist es richtig, dass diese Krankheit als solche angesehen und nicht nur einfach als temporäre Verstimmung, die jeder mal hat, wahrgenommen wird.

@Dollface: Du schreibst zwar, dass du hiermit niemanden angreifen möchtest, aber ich finde, genau das tust du. Du bringst nämlich Betroffene in die Situation, sich dafür rechtfertigen zu müssen, krank zu sein.
Meiner Erfahrung nach ist man in Deutschland eher vorsichtig mit Diagnosen, einfach auch deshalb, weil (seelische) Krankheiten oft nicht klar abgrenzbar sind und man nicht klar benennen kann, was denn nun genau das Problem ist. Es funktioniert einfach nicht, dass man sich kurz mal dem Arzt vorstellt und dieser einem dann einen Aufkleber auf die Stirn klebt, wo drauf steht "Depressionen", "Borderline", "Magersucht", "Angststörung", etc.´
Dafür sind (seelische) Krankheiten einfach zu vielfältig und was manchmal wie eine eigenständige Krankheit aussieht, kann auch "nur" Symptom für eine andere Krankheit sein.
 
H
Benutzer Gast
  • #6
Puppengesicht, ich sehe das ähnlich. Krankheiten die nicht so sichtbar sind, wie ein amputiertes Bein oder ein Loch im Kopf und dazu "eh da" sind, stehen immer etwas höher im Kurs bei Simulanten und natürlich auch bei denen, die mit entsprechender Behandlung ihr Geld machen.
"Schlecht gehen", kann es einem immer. Wenn daraus aber ein "echte Krankheit" wird, hat man ein super Argument für unerwünschtes Verhalten, Unzufriedenheit oder schlechte Leistungen, sowohl anderen, als auch sich selbst gegenüber.
Gleichzeitig leidet man aber nicht "unnormal". Solche Krankheiten bringen doch überwiegend Beschwerden mit, die man genausogut ohne diese Krankheiten mit den beliebten Schlagwörtern wie "Stress" usw. abhandeln kann.
Den einen gehts halt "irgendwie Schei$$e", die anderen haben Depressionen. Bei ersteren sagt man "stell Dich nicht so an", bei letzteren "oh Du arme(r), kann ich was für Dich tun?"

-- -- hellgrau
 
simon1986
Benutzer6874  (38) Benutzer gesperrt
  • #7
Hellgrau, du malst doch ein wenig schwarz-weiss :grin:

Bestimmt gibt es Modekrankheiten, oder besser gesagt Mode-Diagnosen. Was im Raum steht und diskutiert wird, wirkt eben wie ein Angebot, man kann sich ein Leiden aussuchen, heisse es jetzt Asperger-Syndrom oder Hochbegabung. Es ist auch nicht auszuschliessen, dass eine Stürung real zahlreicher wird, wenn sie einen Namen bekommt und in den Gesundheitsdiskurs eingeführt ist. Wie um 1900, als viele Menschen nervenschwach oder hysterisch waren. Auch dass die Pharmaindustrie Krankheiten designt, um ihre Produkte abzusetzen, ist nicht zu 100% auszuschliessen.

Nur darf man nicht in den Fehler verfallen und alle seelischen Leiden als Modeerscheinung verdächtigen. Viele psychische Probleme haben sehr viel mit verschlechterten Lebensbedingungen zu tun, und wenn wir sagen, diese Leiden seien bloss eingebildet, dann machen wir einfach aus gesellschaftlichen Problemen ein individuelles Versagen.

Drum stimme ich doch eher Nuvola zu.
 
S
Benutzer80965  (32) Meistens hier zu finden
  • #8
1. Ja, ich denke, es gibt Trittbrettfahrer, die die Verantwortung für ihr Leben auf eine Krankheit abschieben. Das hat eben zur Folge, dass eine solche Diskussion entsteht. Die Grenze ist bei psychischen Krankheiten nicht so klar, und es ist einfacher, ein paar Medikamente einzuwerfen, als an den Ursachen zu arbeiten. Das heisst aber nicht, dass die Krankheit ein Mythos ist und nicht ernstzunehmen.

Daher denke ich, dass voreilige Diagnosen daran "Schuld" sind, dass Depressive sich quasi "rechtfertigen" müssen. Dass man den Eindruck bekommt, es ist eine "Modeerscheinung". Für echte Betroffene bestimmt hart. Aber ich kann verstehen, wenn man der Diagnose kritisch gegenüber steht.

2. Aber ob depressiv, oder nicht. Wer Probleme hat, sollte ruhig den Mut finden, sich helfen zu lassen. Ob es nun in Form von Therapie, einfacher Beratung oder Medikamenten geschieht. Wie das Ganze dann heisst, ist schlussendlich egal. Dass der Leistungsdruck und die Information durch die Medien zugenommen hat, sollte man dabei nicht ausser Acht lassen.
 
munich-lion
Benutzer53592  Planet-Liebe ist Startseite
  • #9
Wer bereits 5 Leute im engeren Umfeld aufgrund Depressionen verloren hat, weil sie sich das Leben nahmen, (nicht inbegriffen sind die Suizidversuche, die zum Glück scheiterten) der würde diese Krankheit niemals als "Mode-Erscheinung" bezeichnen.

Klar, einige gehen mit dem Begriff ein wenig leichtsinnig und unbedacht um und meinen hin und wieder, sie hätten jetzt ihre "Depri-Phase", weil ihnen das Nudelwasser übergekocht ist oder weil das Kerzenlicht so schöne Schatten an die Wand malt...aber jeder hat das Recht ernstgenommen zu werden, wenn der Arzt diesbezüglich eine Diagnose stellt. Ganz egal, wie "leicht" diese auch ausfallen mag.
Niemand, der nicht schon einmal unter Depressionen litt kann sich vorstellen, welche Qualen diese Menschen erdulden müssen...und erst Recht nicht die, die sich gar nicht Hilfe suchen, weil die Krankheit als solche entweder nicht erkannt wird oder sie sich dafür fast zu Tode schämen.
 
D
Benutzer93180  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #10
Ich finde auch nicht, dass diese schwere Krankheit (unter der übrigens nicht nur der Betroffene selbst, sondern auch sein näheres Umfeld stark leidet, das macht mich dann umso wütender, wenn ich irgendwas von "Mode" lese - als könnte man sich frei dafür entscheiden, schwer krank zu sein!)

dass nicht nur die betroffenen unter der krankheit leiden, sondern auch die angehörigen ist mir mehr als bewusst. meine mutter war mehrere jahre psychisch sehr krank und wir haben ALLE darunter gelitten, die ganze familie und das nicht gerade wenig.
du sprichst aber genau das an was ich meinte, wenn du von schwer krank redest. sind diese leute alle wirklich SO schwer krank, dass sie sich nicht mehr selber helfen können?

der punkt wo ich mir gedanken drüber machen ist keinesfalls ob irgenjemand simultiert. dass es jemandem der depressionen diagnostiziert bekommt nicht gut geht, dass ist doch überhaupt nicht die frage, das bezweifle ich doch überhaupt nicht und dafür muss sich auch sicher überhaupt niemand rechtfertigen.
meine frage ist eher gewesen, ob die leute heutzutage schneller zum arzt gehen, schneller hilfe suchen, schneller resignieren vor ihren eigenen problemen und diesen leuten allen schnell der stempel depression aufgedrückt wird. das war alles.

tut mir leid wenn du dich angegriffen gefühlt hast von meiner frage und dem begriff "modekrankheit", kann sein dass ich mich da etwas unglücklich ausgedrückt habe aber ich hab mehrmals gesagt, dass sich das nicht gegen irgendjemanden persönlich richtet und das bitte ich dann auch genau so zu verstehen.
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #11
Ich stimme Munich-Lion da voll zu.
Echte Depressionen kennen wohl nur die tatsächlich Betroffenen und alle Anderen können sich davon nicht annähernd ein Bild machen.
Meine Oma war mind. 30 Jahre lang schwer depressiv, allerdings starb sie als ich 14 war (sie hat sich da Leben genommen) und während meiner Kindheit hab ich nie etwas von ihrer Kranikheit bemerkt. Ich hab das alles erst viel später von meiner Mutter und von meinem Opa erfahren und war entsprechend geschockt. Mich macht der Gedanke, dass nicht mal ich als ihr geliebtes Enkelkind sie dazu "überreden" konnte, weiterzuleben. Wie schlecht muss es ihr gegangen sein... :cry:

Dass sich viele Leute Depressionen "einreden" und jede Phase, in der es einem mal schlecht geht (und die macht jeder von uns von Zeit zu Zeit durch) gleich als Krankheit bezeichnet und davon redet, dass man Medikamente oder eine Therapie braucht, das hab ich schon mehrfach erlebt und mitbekommen.
Grade meine Schwiegermutter redet immer wieder in diese Richtung, dabei hat sie null Ahnung davon, was echte Depressionen sind und wie die wirklich Betroffenen da leiden. Ihr geht es da noch viel zu gut.

Als Modekrankheit würde ich Depressionen wohl nicht bezeichnen, aber wohl als Volkskrankheit. Ich bin in vielen Gesundheitsforen unterwegs und da handelt jeder zweite Thread von Angszuständen, Depressionen und entsprechenden Medikamenten.
Was ich mich oft frage: Warum bin ich nicht betroffen? Oder warum hab ich die Kurve gekriegt? Schlimme Zeiten hab ich zur GEnüge erlebt, warum stopf ich mich also nicht mit Antidepressiva voll? Warum hab ich keine Suizidgedanken?
Und was unterscheidet die Betroffenen von mir?
Sind einige Charakter einfach schwächer? Umfelde instabiler?
Was genau führt zu einer echten Depression?

Ich hab das auch bei meiner Oma nie verstanden. Ihr gings nie schlecht im Leben, wodurch kam da also?
Muss es einem am Ende gar nicht schlecht gehen, um depressiv zu werden? Kann man sich das auch einreden? Ich denke ja, aber das ist ein anderes Thema.
 
S
Benutzer80965  (32) Meistens hier zu finden
  • #12
Ich hab das auch bei meiner Oma nie verstanden. Ihr gings nie schlecht im Leben, wodurch kam da also?
Muss es einem am Ende gar nicht schlecht gehen, um depressiv zu werden? Kann man sich das auch einreden? Ich denke ja, aber das ist ein anderes Thema.

Du darfst aber nicht vergessen, dass Depressionen auch körperliche Ursachen haben können, durch eine hormonelle Störung bedingt. Ich kann mir vorstellen, dass gerade das auch sehr schlimm sein kann. "Eigentlich müsste es mir doch gut gehen?! Nur warum tut es das nicht?"
 
J
Benutzer94192  Benutzer gesperrt
  • #13
sind vielleicht körperliche, erbliche faktoren oder besonders schlimme erlebnisse die ursachen? oder lösen schlimme erlebnisse die depressionen aus, die grundlage für die krankheit ist aber in einer person? ich denke es ist multifaktoriell bedingt und lässt sich nicht auf eine ursache beschränken.
 
V
Benutzer Gast
  • #14
du sprichst aber genau das an was ich meinte, wenn du von schwer krank redest. sind diese leute alle wirklich SO schwer krank, dass sie sich nicht mehr selber helfen können?
Genau so könnte man sich fragen, ob ein Drogenabhängiger denn wirklich Hilfe braucht oder ob er nicht selbst vernünftig werden kann.

Was ist denn "SO schwer krank"? Wie will man das messen?
Man kann halt nicht von sich auf Andere schließen.
Während der Eine in der Lage ist, sich selbst aufzuraffen, schafft das der nächste nicht.
Viele Menschen glauben auch, sich selbst helfen zu können und erkennen nicht die Notwendigkeit, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Ist es denn dann nicht besser, dass Menschen sich frühzeitig Hilfe suchen (auch wenn es nur eine "depressive Verstimmung" ist), bevor sie irgendwann gar nicht mehr aus dem Haus kommen, den ganzen Tag im Bett liegen und nur noch vor sich hinvegetieren?
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #15
Ist es denn dann nicht besser, dass Menschen sich frühzeitig Hilfe suchen (auch wenn es nur eine "depressive Verstimmung" ist), bevor sie irgendwann gar nicht mehr aus dem Haus kommen, den ganzen Tag im Bett liegen und nur noch vor sich hinvegetieren?

Also meine Oma war immer in Behandlung, hat die verschiedensten Medikamente bekommen und dadurch eben auch problemlose Phasen erlebt. Mein Bruder und ich haben sie immer unbeschwert erlebt, nie auch nur annähernd bedrückt oder verstimmt und wir haben einen Großteil unserer Kindheit mit ihr verbracht. Wie ich heute weiß, war sie sogar einmal in stationärer Behandlung, aber gebracht hat es letztlich gar nichts.
Die Medikamente konnten ihre Symptome wohl unterdrücken, aber auch nicht ewig. Und irgendwann gings dann wohl einfach nicht mehr...

Wie genau eine Heilung für tatsächlich depressive Menschen also auszusehen hat, das weiß ich nicht. :ratlos:
 
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S
Benutzer26195  (55) Verbringt hier viel Zeit
  • #94
Die Bezeichnung "Modekrankheit" impliziert doch schon, dass dem Großteil der Betroffenen unterstellt wird, sie seien gar nicht betroffen.
Nüchtern betrachtet, wird der Begriff Modekrankheit hier ohne jede wissenschaftliche Grundlage in den Raum geworfen. Eine Modekrankheit läge vor, wenn diese relativ Neu und gerade in der Presse und Forschung „enVogue“ wäre. Das liegt aber für so etwas altes, wie Depressionen aber nicht vor.

Da bewegen wir uns also doch direkt in die Tabu-Diskussion, bei der jeder, der ein inflationäres "Ich hab Depressionen"-Geschrei kritisiert..
Sorry deine Beiträge bewegen sich größtenteils auf „Tina“-Niveau. Mal bitte ein paar harte Fakten als Grundlage, dann kann man sich darüber unterhalten, ob der Begriff Depression überhaupt inflationär verwendet wird und wie groß die Abweichung zwischen den ärztlich diagnostizierten Depressionen und den Selbstdiagnosen überhaupt ist.

Wer meint, unbedingt Psychopharmaka bekommen zu müssen, wird sie auch bekommen. Egal, ob er krank ist, oder nicht. Welche Ärzte schneller mal was verschreiben, ist doch bekannt. Es gibt auch genug Berufstätige und immer öfter Studis, die zu Medikamenten greifen sollen, da die 2,0 eben nicht gut genug ist. Krank sind die Leute nicht, sondern versprechen sich nur durch Medikamente die Probleme zu lösen, deren Ursachen ganz woanders liegen.
Dann nenne doch einfach mal ein paar Namen von solchen Ärzten. Wenn Dir dein Hausarzt Baldrian verschreibt ist das ein bisschen etwas anderes, als richtige Psychopharmaka. Dafür hat der weder Kenntnis noch Kompetenz. Einen Facharzt entsprechend zu belabern ist schon eine Herausforderung.

@MrShelby:
Äh - wer Schmerzmittel will, wird sie auch bekommen und wer Drogen will, wird auch an die rankommen.
Hier auch so ein schönes Allgemeinplatz. Kennst du deinen lokalen Drogendealer? Glaubst Du du kannst mal einfach so zu einem Facharzt marschieren und den zu einer entsprechenden Diagnose und Schmerzmittel überreden. Ich habe einmal in meinem Leben richtig schwere Schmerzmittel verschrieben bekommen. (Morphiumhaltig und nicht der Aspirin-Kram, den man in jeder Apo kaufen kann.) Das war damals ein richtiger Tanz diese Sachen zu bekommen.
 
Honigblume
Benutzer86199  Meistens hier zu finden
  • #95
Hier auch so ein schönes Allgemeinplatz. Kennst du deinen lokalen Drogendealer? Glaubst Du du kannst mal einfach so zu einem Facharzt marschieren und den zu einer entsprechenden Diagnose und Schmerzmittel überreden. Ich habe einmal in meinem Leben richtig schwere Schmerzmittel verschrieben bekommen. (Morphiumhaltig und nicht der Aspirin-Kram, den man in jeder Apo kaufen kann.) Das war damals ein richtiger Tanz diese Sachen zu bekommen.
Ja - auch wenn ich in meinem Leben noch nie illegale Drogen genommen habe, noch nicht einmal an nem Joint gezogen habe - wüsste ich sehr wohl wie ich rankomme.

---------- Beitrag hinzugefügt um 08:16 -----------

Die TS hat schon im ersten Beitrag diesen Vergleich herangezogen, und somit geht es ihr eben auch darum. Wenn du jetzt nicht mehr argumentieren willst oder kannst, da deine Punkte nicht mehr in sich stimmig sind, müssen wir wirklich nicht mehr miteinander diskutieren.
Das habe ich dir doch auch schon versucht zu erklären: Depression und Adhs sind zwei unterschiedliche komplett unterschiedlicher Erkrankungen mit einem sehr unterschiedlichen Wissensstand allein schon auf wissenschaftlicher Ebene, was natürlich unterschiedliche Konsequenzen für Diagnostik, Behandlung, Wissen in der Allgemeinbevölkerung nach sich zieht. Es macht schlichtweg keinen Sinn im gleichen Atemzug von beiden zu reden.
Da Metamorphosen nur von Depressionen gesprochen hat, kannst du doch nicht erwarten, dass dies für ADS/ ADHS genauso gelten soll.

---------- Beitrag hinzugefügt um 08:23 -----------

Aber selbst wenn es nur Einzelfälle sind, sollte man ebendiese Einzelfälle kritisch analysieren und hinterfragen, dass nicht aus einigen Einzelfällen irgendwann die Regle wird...
Ja aber das passiert doch nicht in diesem Forum?! Also ich meine, wenn es wichtig ist, die Einzelfälle zu analysieren, dann doch bitte von Fachleuten, die Ahnung von der Materie haben, von der sie sprechen.


Und noch zum inflationären Gebrauch des Wortes Depression: Ich weiß nicht, wie oft ich in meinem Leben schon so Dinge gesagt habe wie: "Irgendwie bin ich depressiv heute." oder von ner Freundin salopp gehört habe "Ach, ich merke gerade wieder meine Winterdepression." Gerne auch so Aussagen: "Ich bin total süchtig nach Schokolade". Wer in diesen Fällen glaubt, hier werde von ernstzunehmenden psychischen Störungen wie Depression, Sucht oder Essstörung geredet, dem kann ich dann leider auch nicht mehr helfen...
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #96
Dass der Begriff schon fast inflationär verwendet wird, das liegt doch in diesem Fall viel eher an der gesellschaftlich gängigen, wenn vielleicht auch falschen Begriffsdefinition. Als Beispiel habe ich auch schon mal salopp dahergesagt, dass ich momentan depressiv sei, weil ich gerade niedergeschlagen war. Den Begriff habe ich im Affekt benutzt, ohne dass ich mir dabei die Selbstdiagnose Depression erstellen wollte. Es ist nun mal allgemein üblich, dass im Fall der Depression das Adjektiv inflationärer benutzt wird als das Substantiv. In manchen Fällen weil die Leute es nicht besser wissen und „depressiv sein“, gerade eben weil es allgemein so inflationär benutzt wird, nicht von einer vorübergehenden Missstimmung abgrenzen und in anderen Fällen, weil die gesellschaftliche Begriffsdefinition auf die Leute abfärbt und folglich der Begriff hin und wieder auch von Personen unwillkürlich benutzt werden kann, die sich eigentlich durchaus darüber im Klaren sind, dass es einen Unterschied gibt. Ganz ähnlich verhält es sich ja auch mit dem Begriff Selbstbewusstsein, der von der breiten Masse falsch ausgelegt wird.
Genau. Aber gerade angesichts dieser inflationären Verwendung der Begriffe "depressiv" und "Depression" neigt man doch eher dazu, die Sache nicht mehr wirklich ernst zu nehmen und fälschlicherweise auch bei wirklich an Depressionen leidenden Personen zu denken, dass sie doch eigentlich überhaupt nicht depressiv sind und den Begriff nur wie so viele andere Leute auch falsch verwenden-
 
metamorphosen
Benutzer44072  Sehr bekannt hier
  • #97
Die Diskussion dreht sich ja ein bisschen und mir erscheint es so dass die "Depressionskritiker" immer wieder auf neue Argumente ausweichen.

Genannt wurde also:

1. Selbstdiagnosen
2. Fehldiagnosen von Ärzten
3. Simulieren durch psychisch völlig Gesunde
4. Bewusste Manipulation der Diagnosen zu Gunsten der Pharmaindustrie
5. Eigentlich lösbare Probleme werden als Krankheit missverstanden

1. Selbstdiagnosen sind keine Diagnosen. Ärtze sind dafür zuständig und nicht irgendwer der sich dazu berufen fühlt. Bei den Selbstdiagnosen handelt es sich vielleicht oft nur um Missverständnisse. Nicht immer wenn das Wort Depression fällt ist tatsächlich die Krankheit gemeint. Hier sollte man genau zuhören und überlegen.

Wenn über einen Kollegen gesagt wird der hätte seine Tage, dann ist das auch nicht so gemeint das es im medizinischen Sinne zutreffend wäre. Daraus sollte man nicht schließen, dass angeblich plötzlich Männer davon betroffen sind und auch nicht das alle möglichen (z.B. Frauen) das nur behaupten aber nicht wirklich ihre Tage kriegen.

Umgangssprache ≠ Diagnose eines Facharztes


Fehldiagnosen kommen vor. Sowohl falsch positive wie falsch negative. Gleicht sich also zum Großteil aus und nimmt bei besser Ausbildung ab.

3. Das Simulieren einer Depression bringt glaube ich nicht so den richtigen Spaß. Welche Vorteile hat man davon die die Nachteile aufwiegen würden? Erscheint mir ziemlich abstrus. Und am Schluss schauen sie vom Himmel runter und freuen sich wie konsequent sie das alles bis zum bitteren Ende vorgespielt haben?

4. Die Einflussnahme von Pharmafirmen ist ja das eine. Unbestreitbar versuchen die mit verschiedenen Methoden in der Grauzone jeweils ihr eigenes Produkt gegenüber der Konkurrenz zu pushen und ihre neuen Produkte bei den Ärzten bekannt zu machen.

Völlig gesunden eine unzutreffende Diagnose zu stellen und sie dann aus Profitgier mit Medikamenten zu behandeln (wir reden ja keineswegs über Placebos) ist eine andere Nummer und dabei würde es sich um Straftaten handeln.

Für solche Vorwürfe sollte man schon mehr in der Hand haben als pure Vermutungen.

Zu mal ja die Akzeptanz von Antidepressiva ohnehin nicht besonders groß ist und die Betroffenen sich oft gar nicht behandeln lassen oder die Behandlung abbrechen und wenn die zum psychologischen Psychotherapeuten rennen hat der Hausarzt auch nicht viel gewonnen. Scheint mir insgesamt nicht wirklich durchdacht.

5. Ich glaube was eigentlich lösbar ist und was nicht kann man nicht objektiv beurteilen. Es ist ja gerade das Merkmal von psychischen Störungen das eigentlich lösbare Probleme von der Betroffenen Person eben nicht gelöst werden! Hier beisst sich doch die Katze in den Schwanz und wer von eigentlich lösbaren Problemen spricht stellt damit diese Problematiken grundsätzlich in Frage.

Natürlich ist es für mich nicht nachvollziehbar wieso man 20 mal am Tag irgendwelche Dinge in der Wohnung desinfizieren sollte, wenn hin und wieder sauber machen völlig ausreicht. Und man muss den Herd auch nicht 5 mal kontrollieren. Wenn derjenige solche aus meiner Sich definitiv leicht lösbaren Probleme normal und vernünftig handhaben würde wäre es natürlich besser. Dann müsste er nicht behandelt werden. Dann hätte er allerdings auch keine Zwangsstörung.

Und natürlich wäre es auch besser wenn jemand anders keine völlig übersteigerten irrationalen Ängste hätte. Dann hätte er eben keine Phobie und seine Probleme wären gelöst.

Und für jemanden mit Depression wäre es auch besser wenn er die Probleme einfach mal alleine lösen würde.

Aber im Gegensatz zum psychischen Normalerleben zeichnet sich das eben dadurch aus dass derjenige den hohen Leidensdruck hat und die Probleme eben nicht in den Griff bekommt. Es erübrigt sich damit einfach darüber zu diskutieren ob er es könnte, wollen müsste oder können müsste.

Die verzerrte Wahrnehmung bezüglich der Lösbarkeit ist ja quasi eine Grundvorraussetzung. Die Argumentation von banane0815 ist also so nicht sinnvoll. Es geht darum ob die Probleme de fakto bewältigt werden und nicht ob sie aus der Sicht von anderen vielleicht bewältigt werden könnten.

Soll man auf den Grabstein schreiben: Er hätte seine Probleme lösen können! :hmm: :confused:
 
H
Benutzer Gast
  • #98
Zu all diesen Punkten haben wir doch schon mehrfach ganz andere Sachen geschrieben. Du widersprichst da Aussagen, die wir gar nicht gebracht haben.


Natürlich sind Selbstdiagnosen keine fachlichen Diagnosen. Aber sie existieren und werden gemacht. Dass sie oft schlecht und falsch sind, ist doch genau der Punkt. Das ist ja genau der Teilaspekt, um den es da geht. Denk mal nur an sowas "klares" wie Schilddrüsenfehlfunktion. Ich kenne mehrere Menschen, die das haben. Das ganz normale Leben, das sie führen, macht es fast nicht möglich zu entscheiden, ob die Medikamente wirken oder nicht.

Was die Fehldiagnosen und das Fehlverhalten von Ärzten angeht, habe ich geschrieben, dass es zunimmt, je mehr Ärzte, Therapeuten usw. benötigt werden. Der Qualitätsschnitt sinkt, wenn wir aus Medizin eine Massenware machen. Und den Trend haben wir leider.
Dazu kommen noch die zusätzlichen Schwierigkeiten bei der Diagnose von Kopfkrankheiten gegenüber "klaren Sachen".
Der zusätzliche Einfluss eines durch und durch kommerzialisierten Gesundheitssystems (den meisten Beteiligten geht es dann besonders gut, wenn es vielen Menschen schlecht geht und sie Behandlungen brauchen ...) kommt da erst viel später. In Situationen, in denen der Patient lieber mit Tabletten, als mit guten Ratschlägen nachhause gehen möchte. Mir ist es auch lieber, wenn ich gegen meinen Heuschnupfen ein Mittel bekomme, als nur "bleiben sie zuhause".
(geholfen haben mir die Medikamente leider nicht)

Simulation von völlig Gesunden, das hat niemand behauptet. Im Gegenteil, ich habe Mia doch gleich zugestimmt, dass bei denen sowieso was schiefläuft.
Erklären von Unzulänglichkeiten, Ausreden für eigene Schwächen, mancher will gar nicht geheilt werden, weil die schlechte Situation dann nicht mehr and er Krankheit liegen kann ...
Das waren die Punkte die angesprochen wurden.

"Völlig Gesunden aus Profitgier eine falsche Diagnose zu stellen" - auch das ist ein von Dir zusammengebasteltes Extrembeispiel. Das hat von uns niemand gebracht. Ganz im Gegenteil.

Bei der Lösbarkeit geht es doch auch überhaupt nicht darum, jemandem vorzuwerfen "Das hättest Du auch selbst geschafft."
Es geht darum, dass viele es auch selbst schaffen könnten. Dass die Situation, die Angst, die potentielle Gefahr etc. das aber vielleicht gar nicht zulassen, ist doch etwas völlig anderes.
Darin liegt doch gerade ein weiteres Problem. Diese Krankheiten sind so schwer zu fassen, dass man mit ein bisschen "übermäßiger Vorsicht" auf einmal viele Menschen zu Kranken macht, die ihre Probleme selbst regeln könnten. Und diese Menschen wiederum werden sich dessen dann vielleicht schon gar nicht mehr bewusst. Sie sehen, dass sie vielleicht eine Krankheit haben, die verbreitet und gefährlich ist und ergeben sich dann lieber in die entsprechende Behandlung, als zu sagen "ach was, Kindergarten, schaff ich auch so", selbst wenn sie das eigentlich könnten.


-- -- hellgrau
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #99
@metamorphosen
Es ist mir wirklich zu blöd, zum zweiten mal auf Kritik an Dingen einzugehen, die mir nur unterstellt werden.
Deshalb: Lies meine Beiträge durch, interpretiere nichts in meine Worte hinein, was ich niemals geschrieben habe und überlege noch mal, ob du mit deinem Beitrag überhaupt meinen Beitrag kritisierst oder nur das, was du dir dazu denkst...
Auf die meisten Punkte, die du kritisierst, bin ich schon längst eingegangen... also: erst lesen, dann schreiben.
 
A
Benutzer Gast
  • #100
Ich hab hier jetzt ein paar Seiten Streitereien übersprungen, also falls das was ich jetzt schreibe schon vorgekommen oder total auseinander genommen worden ist, dann tuts mir leid.
Ich wollte nur meine Sicht von diesen psychischen Modekrankheiten einbringen:

Ich habe jahrelang sehr starke Phobien gehabt - und zwar vor allem Höhenangst. Ich konnte oft nicht einmal in den ersten Stock eines Gebäudes gehen, bei einem kleinen Hügel, bekam ich Herzrasen.

Was aber manchmal noch schlimmer als die Krankheit selbst war, war das anderen Leuten zu verklickern, was ich meine wenn ich Höhenangst sage. Weil einfach jeder zweite, der sich erschreckt, wenn er eine Spinne sieht gleich meint, dass er eine Phobie hat und ich auch Gespräche mit dieser Sorte Leute hatte.
Da wird ein völlig falsches Bild meiner psychischen Erkrankung in die Allgemeinheit gebracht, weil es anscheinend irgendwie cool oder was weiss ich was ist, eine Phobie zu haben. Wenn ich jemanden gesagt habe, dass ich nicht mit in den dritten Stock kommen kann, ich hab echt schwere Phobien, ich krieg Panikattacken ab dem zweiten Stock - dann wurde milde gelächelt und gesagt "ach das bisschen Weinen kriegen wir hin".

Und da haben nicht die Leute, die das sagen schuld daran und sie wollen meine Krankheit nicht abwerten sie sind einfach nur verblendet von den Leuten, die meine nsie haben eine Phobie, weil sie auf einem wackeligen Kran in 100 m Höhe Angst haben, wenn sie auf einem Bein stehen - übertrieben gesagt. Und ja ich habe auch Leute kennengelernt, die wegen unglaublicher Kleinigkeiten medikamentös (!) behandelt worden sind.

Also ja, mich kotzen Leute an, die sich auf den Modekrankheitenzug schmeissen, um irgendwie Mitleid oder Aufmerksamkeit zu bekommen.
Und vorallem die, die meinen sie sind depressiv oder phobisch - nur damit sie das Problem benannt haben und dann nicht daran arbeiten müssen, weil sie ja krank sind. Da geht sowas ja nicht. Das ist eine Beleidung für jeden, der wirklich krank ist und sich da mit sehr, sehr viel Kraft selber rauszieht oder rausgezogen hat.

Und ja: ich finde das absolut vergleichbar mit dem Depressionsthema. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand er Depressionen hat nicht aggressiv wird, wenn er von irgendwem dahergelaufenen hört "oh ich hatte gestern ein schlechtes Essen und vorgestern ist mir wa aus der Hand gefallen, ich glaub ich bin total depressiv" oder nur müde belächelt wird, weil er Depressionen hat, weil das eh irgendwie alle haben. Da soll er doch gar nicht so tun, soll er halt ein fröhliches Lied hören. So hat man ja seine eigenen Depressionen auch überwunden.
 
H
Benutzer Gast
  • #101
Ja, kam schon in der Richtung vor. Aber umso besser, dass Du das so deutlich und von der Seite einer Betroffenen sagst. Danke.
Es ist schon ziemlich mies, wenn Menschen sich in Krankheiten flüchten. Wenn es aber dann so weit geht, dass man sich mit solchen "Macken" interessant macht, wirds eklig.
Das ist genau einer der Effekte, die wir hier meinen. Man hat das "Problem" (z.B. "normale" Spinnenangst) ja eh schon, da kann man natürlich recht locker eine Phobie und sich selbst zum Gesprächsthema machen. Und für Aufmerksamkeit tun Menschen leider einiges, was sie besser nicht tun sollten. Oft auch ohne überhaupt zu merken, was sie für einen Mist veranstalten.

-- -- hellgrau
 
metamorphosen
Benutzer44072  Sehr bekannt hier
  • #102
Deshalb: Lies meine Beiträge durch, interpretiere nichts in meine Worte hinein, was ich niemals geschrieben habe und überlege noch mal, ob du mit deinem Beitrag überhaupt meinen Beitrag kritisierst oder nur das, was du dir dazu

Ich hab mir die Beiträge sehr genau durchgelesen und kritisiere genau deswegen Deine Argumentation mit dem "selber lösen könnte". Um das noch mal genauer herauszuarbeiten was ich an Deiner Argumentation unsinnig finde, zitiere ich hier mal:

Ich stelle hier nur in den Raum, dass es sein könnte, dass durchaus auch Probleme, die der Betroffene noch gut selbst lösen könnte, als Depression diagnostiziert werden

Ich nehme einfach mal an dass es für einen Betroffenen Sch...egal ist ob er die Probleme theoretisch gut selber lösen könnte. Solange sie nicht gelöst sind leidet er drunter, selbst wenn er sich nur einbildet dass er sie nicht selbst lösen kann.

Ich habe doch nicht gesagt, dass ich es gut oder schlecht finde, dass heutzutage vielleicht schon "harmlosere" Dinge als Depression gelten.

Haben sich denn die Diagnosekriterien geändert oder worauf basiert Dein "vielleicht"?

Das Problem ist schon mal, dass dann die schnelle und einfache Lösung bevorzugt wird, was natürlich u.A. auch Arztkosten nach sich zieht, die von der Allgemeinheit bezahlt werden müssen.

Ich zahle meine Beiträge dafür dass Menschen, denen Ärzte eine Diagnose stellen, eine Behandlung bekommen. Wenn behandelnder Arzt und der Betroffene der Meinung sind dass derjenige die Diagnosekriterien erfüllt und das Problem nicht selber lösen kann, dann sollen sie mein Geld dafür verwenden.

Vom "theoretisch könnte" kann sich keiner was kaufen und die Allgemeinheit spart auch kein Geld. Theoretisch könnte man eine Fraktur mit einem bisschen Gips und etwas handwerklichem Geschick auch selber lösen, tut aber trotzdem niemand.

Die Kosten sind ja auch nicht unbedingt höher weil die Diagnose Depression gestellt wird. Die Leute gehen ja oft zu ihrem Hausarzt weil sie eine Reihe von somatischen Symptomen haben und wenn der jetzt etwas gegen die Symptome verschreibt ohne die Depression zu erkennen wird das auch nicht billiger.

Weiterhin wird man doch gerade dadurch persönlich stark, dass man auch vor Problemen nicht zurückschreckt, sondern sie angeht und löst - auch wenn das einiges an Arbeit und Anstrengung mit sich bringt.

Und vielleicht werden manche auch stark wenn sie mit der Hilfe von Ärzten, Therapeuten, Medikamenten oder Psychotherapien ihre Probleme durch einiges an Arbeit und Anstrengung bewältigen.

Ich bin ja grundsätzlich auch der Meinung dass an dem Spruch "Was einen nicht umbringt härtet einen ab" etwas wahres dran ist. Das hier besprochene Problem Depression bringt allerdings zu viele Leute um, so dass man hier keinesfalls auf diesen Effekt bauen sollte. :ratlos:

Ich sehe nur die Gefahr, dass sich ein Mensch wegen jeder Kleinigkeit, die er auch selbst lösen könnte, helfen lässt, wodurch er überhaupt nicht die Fähigkeit entwickeln kann, Probleme selbstständig zu lösen.

Eine Pharmako- oder Psychotherapie ist nicht der Versuch das Leben für einige zum Ponyhof zu machen.

Ich halte mich für völlig normal und brauche trotzdem an tausenden von Stellen in meinem Leben die Hilfe und Unterstützung von anderen.

Wenn jemand besondere Probleme hat dann ist es doch erst recht völlig legitim dass derjenige Hilfe in Anspruch nimmt, gerade bei einer Krankheit die oft durch Antriebslosigkeit und geringes Selbstwertgefühl geprägt ist , scheint es mir etwas unrealistisch dass diejenigen das Problem ganz ohne fremde Hilfe lösen müssen.
 
casanis
Benutzer77547  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #103
Merwürdige Diskussion hier. Mir scheint es als reden alle aneinander vorbei.

Fakt ist m.E.:

Es gibt schon immer Trends alles mögliche zu pathologisieren. Wenn schon, dann würde das im Unterschied zu manchen hier jedoch nicht in erster Linie (es mag Ausnahmen geben) darauf zurückführen, dass Leute sich hinter irgendetwas "verstecken" wollen, sondern halte es da eher mit Foucault: Die gesellschaftliche Tendenz zu pathologisieren ist Ausdruck dessen, wie eine Gesellschaft mit "Normabweichungen" umgeht. Es geht also um Nivellierung, Durchsetzung von Normen, Exklusion der Unproduktiven, die einfach "anders" sind. Früher waren das die Homosexuellen und Nymphomaninnen, heute sind es evtl. Kinder und Jugendliche, denen man eine leichtfertig eine ADHS verpasst (was nicht heißen soll, dass es ADHS nicht gibt) oder eine antisoziale Persönlchkeitsstörung, weil sie aufmüpfiger sind als andere (man sehe sich hierfür nurmal die diagnostischen Kriterien an). Jemand der zu viele Leserbriefe schreibt, in denen er wie Don Quichote gegen Windmühlen das Schlechte in der Welt bekämpft hat dann eben bald eine paranoide Persönlichkeitsstörung. Das sind dann aber - wenn man die tatsächlichen diagnostischen Kriterien betrachtet, die es ja inzwischen gibt - meistens Fehldiagnosen von Stümpern.

"Depressionen" gehören aber nun gerade zu denjenigen psychischen Krankheiten, für die das am wenigsten zutriffst.

1. Es gibt nicht "die" Depression, sondern sehr unterschiedliche - und durchaus gut unterscheidbare - Formenund Schweregrade.

2. Die diagnostischen Kriterien für die verschiedenen Formen und Schweregrade sind relativ klar formuliert (vgl. z.B. das DSM IV.

3. Es gibt BESTIMMTE Formen der Depression, bei denen sich kaum Zusammenhänge zu äußeren Ereignissen aufzeigen lassen, die also zu einem großen Teil biologisch determiniert sind.

4. In den allermeisten Fällen, in denen KORREKT eine Form der Depression von einem Fachmann diagnostiziert wurde, kann sich der oder die Betroffene definitiv NICHT selbst helfen, sondern benötigt externe Hilfe (unter Umständen auch pharmakologisch und stationär).
 
M
Benutzer39497  Sehr bekannt hier
  • #104
Genau. Aber gerade angesichts dieser inflationären Verwendung der Begriffe "depressiv" und "Depression" neigt man doch eher dazu, die Sache nicht mehr wirklich ernst zu nehmen und fälschlicherweise auch bei wirklich an Depressionen leidenden Personen zu denken, dass sie doch eigentlich überhaupt nicht depressiv sind und den Begriff nur wie so viele andere Leute auch falsch verwenden-

In gewissen Punkten magst du damit vielleicht Recht haben, aber der eigentliche Grund warum echte Depressionen oft nicht ernst genommen werden, liegt meiner Meinung nach nicht in der häufig falschen Verwendung des Begriffs, sondern die Sache verhält sich genau anders rum. Gerade weil viele Leuten eben nicht wissen wie es ist, wenn man eine richtige Depression hat, hat sich im Laufe der Zeit eine allgemeinene Verharmlosung des Begriffes gebildet.

Sicherlich ist es dem Unverständnis und der Fähigkeit zur Abgrenzung nicht gerade förderlich, wenn Leute mit einer harmlosen Missverstimmung sich als depressiv bezeichnen. Aber an dem eigentlichen Problem, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Gesellschaft verblendet ist und eben nicht kapiert, wenn es jemandem schlecht geht und er nicht in der Lage ist seine Probleme einfach so mit ein bisschen gutem Willen zu lösen, ändert das nichts. Das ist ein grundsätzliches Problem von mangelnder Empathie oder eben auch der inneren Angst der Menschen davor, sich mit psychischen Erkrankungen auseinanderzusetzen. Die falsche Sprachbenutztung sehe ich da nicht als Ursache, sondern eher als verschärfender Faktor für das allgemeine Unverständnis.
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #105
Ich nehme einfach mal an dass es für einen Betroffenen Sch...egal ist ob er die Probleme theoretisch gut selber lösen könnte. Solange sie nicht gelöst sind leidet er drunter, selbst wenn er sich nur einbildet dass er sie nicht selbst lösen kann.
Es ist eben ein Unterschied, ob man sich wirklich eingildet, ein Problem nicht lösen zu können (dann kann unter Umständen entsprechende Hilfe sinnvoll sein, um diese Einbildung zu beseitigen) oder ob man nur zu faul ist, ein Problem zu lösen, ohne sich einzubilden, es überhaupt nicht lösen zu können. - Und ich halte es eben für möglich, dass es auch Leute gibt, die sich aus dieser Faulheit heraus schon professionelle Hilfe holen.

Haben sich denn die Diagnosekriterien geändert oder worauf basiert Dein "vielleicht"?
Mein Vielleicht basiert darauf, dass ich eben nur vermute, dass es sein könnte, dass sich entweder die Diagnosekriterien verändert haben könnten oder dass in dem Grenzbereich, in dem nicht sicher ist, ob die Kriterien nun schon wirklich erfüllt sind oder nicht, heute öfters gesagt wird "Das ist eine Depression" als früher.
Das ist eben nur eine Sache, die die zunehmende Anzahl von Depressions-Diagnosen erklären könnte (sofern es eine derartige Zunahme überhaupt gibt und die Sache mit der Wahrnehmung von Depressionen als "Modekrankheit" nicht nur auf Selbstdiagnosen und der inflationären Verwendung der Worte Depression und depressiv basiert).

Und vielleicht werden manche auch stark wenn sie mit der Hilfe von Ärzten, Therapeuten, Medikamenten oder Psychotherapien ihre Probleme durch einiges an Arbeit und Anstrengung bewältigen.

Ich bin ja grundsätzlich auch der Meinung dass an dem Spruch "Was einen nicht umbringt härtet einen ab" etwas wahres dran ist. Das hier besprochene Problem Depression bringt allerdings zu viele Leute um, so dass man hier keinesfalls auf diesen Effekt bauen sollte. :ratlos:
Natürlich ist es nicht sinnvoll, im Falle einer wirklichen Depression nicht zum Psychologen, o.Ä. zu gehen, um Hilfe zu bekommen. - Ich beziehe mich bei dieser Sache, dass man durch diese Hilfe die mögliche Abhärtung umgeht, vor allem auf diese "Faulen", die schon versuchen, Hilfe bei Problemen zu finden, zu deren Lösung sie schlicht und einfach zu faul sind.
In gewissen Punkten magst du damit vielleicht Recht haben, aber der eigentliche Grund warum echte Depressionen oft nicht ernst genommen werden, liegt meiner Meinung nach nicht in der häufig falschen Verwendung des Begriffs, sondern die Sache verhält sich genau anders rum. Gerade weil viele Leuten eben nicht wissen wie es ist, wenn man eine richtige Depression hat, hat sich im Laufe der Zeit eine allgemeinene Verharmlosung des Begriffes gebildet.
Naja... das ist meiner Meinung nach wie die Frage, was zuerst war, das Huhn oder das Ei...
Fehlendes Wissen darüber, was eine Depression wirklich ist, begünstigt natürlich die unpassende Verwendung des Begriffes. - Aber wenn erst mal einige Leute diesen Begriff flasch verwenden, wird der Begriff auch von Leuten falsch verwendet, die es eigentlich besser wissen müssten.
Diese beiden Faktoren schaukeln sich doch gegenseitig auf und so bekommt ein Wort im Volksmund auf ein mal eine völlig andere Bedeutung.
 
M
Benutzer39497  Sehr bekannt hier
  • #106
Es ist eben ein Unterschied, ob man sich wirklich eingildet, ein Problem nicht lösen zu können (dann kann unter Umständen entsprechende Hilfe sinnvoll sein, um diese Einbildung zu beseitigen) oder ob man nur zu faul ist, ein Problem zu lösen, ohne sich einzubilden, es überhaupt nicht lösen zu können. - Und ich halte es eben für möglich, dass es auch Leute gibt, die sich aus dieser Faulheit heraus schon professionelle Hilfe holen.

Es ist immer sehr heikel in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen von Einbildung zu sprechen. Wenn die Rede davon ist, dass eine Person sich einbildet ein Problem nicht lösen zu können und deswegen eine Therapie benötigt, so impliziert diese Aussage nämlich, dass JEDES Problem lösbar sein MUSS oder dass die Person im eigentlichen Sinne gar kein Problem hat, sondern dieses auf Hirngespinsten beruht, die mit Hilfe von Therapie möglicherweise beseitigt werden können. Nun gibt es ja unterschiedliche Erkrankungen und bei manchen davon sieht es von aussen betrachtet tatsächlich so aus, als würde der Betroffene sich Dinge einbilden. Gerade wenn es aber um Depressionen geht und die betroffene Person sich leer, ausgebrannt oder sogar lebensmüde fühlt, dann wird dieses Problem von der Person selbst wie auch von Angehörigen durchaus als real angesehen. Zumal heute ja bekannt ist, dass Depressionen auch körperliche, bzw. neurologische Ursachen haben können. Es zeugt letztlich auch von Unverständnis (leichtfertig) von Einbildung zu reden, da der Aussenstehende damit andeutet, dass dieses oder jenes Problem nicht sein kann oder darf, da jeder Mensch nach Schema F funktionieren muss und Abweichungen von der Norm, die dieses Problem hervorrufen, darauf beruhen, dass der Betroffene es sich einbildet.

Auch ist es wohl nicht angebracht zu behaupten, dass jemand zu faul ist, um ein Problem zu lösen und sich aus dieser Faulheit heraus vorschnell professionelle Hilfe sucht. Wenn jemand ein Problem hat und dafür nicht nur einen Lösungsweg sieht, sondern sich auch alleine dazu imstande fühlt diesen Weg zu gehen, warum sollte er dann zu faul sein, zum eigenen Wohle diesen Weg zu gehen und stattdessen eine mühselige Therapie auf sich nehmen? Wenn der Betroffene also lieber therapeutische Massnahmen in Anspruch nimmt und Antidepressiva schlucken will, dann ist das doch ein Zeichen dafür, dass er den Lösungsweg eben doch nicht sieht oder zumindest nicht dazu fähig ist, den Weg alleine zu gehen. Zudem zeigt sich in der Praxis doch eher das Gegenteil, nämlich dass viele Leute sich zu spät oder überhaupt keine Hilfe suchen, da sie sich schämen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen oder vielleicht auch weil sie sich nicht eingestehen wollen, dass sie psychische Probleme haben. Das schliesst zwar nicht aus, dass auch die umgekehrten, von dir beschriebenen Fälle zutreffen können, aber es ist eben fraglich, ob man dabei von Faulheit sprechen sollte.

Mein Vielleicht basiert darauf, dass ich eben nur vermute, dass es sein könnte, dass sich entweder die Diagnosekriterien verändert haben könnten oder dass in dem Grenzbereich, in dem nicht sicher ist, ob die Kriterien nun schon wirklich erfüllt sind oder nicht, heute öfters gesagt wird "Das ist eine Depression" als früher.
Das ist eben nur eine Sache, die die zunehmende Anzahl von Depressions-Diagnosen erklären könnte (sofern es eine derartige Zunahme überhaupt gibt und die Sache mit der Wahrnehmung von Depressionen als "Modekrankheit" nicht nur auf Selbstdiagnosen und der inflationären Verwendung der Worte Depression und depressiv basiert)

Da spielen sicher die geschilderten Einflüsse mit der Wahrnehmung durch Selbstdiagnosen eine Rolle. Ob Depressions-Diagnosen durch Fachleute im Gegensatz zu früher tatsächlich zugenommen haben oder ob heute einfach offener darüber gesprochen wird, das ist schwer zu beurteilen. Die veränderten gesellschaftlichen Einflüsse können vermutlich schon dazu führen, dass die Leute heutzutage eher ausgebrannt sind und sich eben auch schneller professionelle Hilfe suche.

Natürlich ist es nicht sinnvoll, im Falle einer wirklichen Depression nicht zum Psychologen, o.Ä. zu gehen, um Hilfe zu bekommen. - Ich beziehe mich bei dieser Sache, dass man durch diese Hilfe die mögliche Abhärtung umgeht, vor allem auf diese "Faulen", die schon versuchen, Hilfe bei Problemen zu finden, zu deren Lösung sie schlicht und einfach zu faul sind.

Und wieder die Frage. Warum sollten die Leute zu faul sein, eine Lösung für ihre Probleme zu finden? Ob überhaupt ein Lösungsweg vorliegt und erkannt wird, hängt sicherlich von vielen anderen Faktoren ab. Wenn jemand sich aber nicht dazu aufraffen kann zu versuchen einen Lösungsweg zu finden, dann liegen seine wahren Probleme wohl eben doch tiefer oder etwas sträubt sich in ihm und er ist innerlich (noch) nicht dazu bereit einen Weg zu finden und zu gehen. Aber es kommt darauf an was man unter Faulheit versteht. Faulheit trifft nach meiner Definition eher dann zu, wenn eine Sache mit Leichtigkeit oder nicht allzu grosser Anstrengung bewältigt werden könnte oder zumindest ein Lösungsweg klar vor Augen liegt, aber der Faule eben schlicht zu bequem dafür ist und lieber die Füsse auf den Tisch legt und nichts tut.

Naja... das ist meiner Meinung nach wie die Frage, was zuerst war, das Huhn oder das Ei...
Fehlendes Wissen darüber, was eine Depression wirklich ist, begünstigt natürlich die unpassende Verwendung des Begriffes. - Aber wenn erst mal einige Leute diesen Begriff flasch verwenden, wird der Begriff auch von Leuten falsch verwendet, die es eigentlich besser wissen müssten.
Diese beiden Faktoren schaukeln sich doch gegenseitig auf und so bekommt ein Wort im Volksmund auf ein mal eine völlig andere Bedeutung.

Damit hast du schon Recht. Es stellt sich jedoch die Frage inwiefern es wirklich von Belang ist, dass das Wort im Volksmund eine verharmloste Bedeutung bekommen hat. Sicherlich hat es Einfluss auf die Wahrnehmung und auf die Vorstellung davon, was eine Depression denn nun überhaupt wirklich bedeutet. Klar, dass die Krankheit aufgrund dessen von vielen Menschen unterschätzt wird, aber das Unverständnis gegenüber Personen mit psychischen Problemen lässt sich eben nicht allein auf den Begriff reduzieren, sondern zeigt sich auch im Alltag auf Reaktionen den Betroffenen und ihren als abnorm empfundenen Verhaltensweisen gegenüber, da sich dieses Unverständnis gegenüber psychisch Kranken eben auf das gesamte Spektrum ihrer Persönlichkeit bezieht, weil vielen Menschen das Einfühlungsvermögen fehlt, um Abweichungen von der Norm nachvollziehen und tolerieren zu können. Wenn der Begriff Depression im Volksmund hingegen nicht so präsent wäre und sich viele niedergeschlagene Leute nicht salopp als depressiv bezeichnen würden, dann würde das vielleicht dazu führen, dass die Krankheit gesellschaftlich nicht so verharmlost wird. Das würde aber vermutlich auch dazu führen, dass die Depression vermehrt tabuisiert und mit grösserer Distanz betrachtet wird und die Leute hätten Betroffenen gegenüber deutlich mehr Berührungsängste, wie das eben bei anderen psychischen Erkrankungen auch heute noch der Fall ist. So betrachtet wäre es allerdings zweifelhaft, ob diese Situation tatsächlich zum besseren Verständnis gegenüber Depressiven beitragen würde.
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #107
Es ist immer sehr heikel in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen von Einbildung zu sprechen. Wenn die Rede davon ist, dass eine Person sich einbildet ein Problem nicht lösen zu können und deswegen eine Therapie benötigt, so impliziert diese Aussage nämlich, dass JEDES Problem lösbar sein MUSS oder dass die Person im eigentlichen Sinne gar kein Problem hat, sondern dieses auf Hirngespinsten beruht, die mit Hilfe von Therapie möglicherweise beseitigt werden können. Nun gibt es ja unterschiedliche Erkrankungen und bei manchen davon sieht es von aussen betrachtet tatsächlich so aus, als würde der Betroffene sich Dinge einbilden. Gerade wenn es aber um Depressionen geht und die betroffene Person sich leer, ausgebrannt oder sogar lebensmüde fühlt, dann wird dieses Problem von der Person selbst wie auch von Angehörigen durchaus als real angesehen. Zumal heute ja bekannt ist, dass Depressionen auch körperliche, bzw. neurologische Ursachen haben können. Es zeugt letztlich auch von Unverständnis (leichtfertig) von Einbildung zu reden, da der Aussenstehende damit andeutet, dass dieses oder jenes Problem nicht sein kann oder darf, da jeder Mensch nach Schema F funktionieren muss und Abweichungen von der Norm, die dieses Problem hervorrufen, darauf beruhen, dass der Betroffene es sich einbildet.
Habe ich jemals geschrieben, dass diese Einbildung die einzig mögliche Ursache ist?
Natürlich nicht. - Es ist nur eine von vielen möglichen Ursachen.
Da spielen sicher die geschilderten Einflüsse mit der Wahrnehmung durch Selbstdiagnosen eine Rolle. Ob Depressions-Diagnosen durch Fachleute im Gegensatz zu früher tatsächlich zugenommen haben oder ob heute einfach offener darüber gesprochen wird, das ist schwer zu beurteilen. Die veränderten gesellschaftlichen Einflüsse können vermutlich schon dazu führen, dass die Leute heutzutage eher ausgebrannt sind und sich eben auch schneller professionelle Hilfe suche.
... und genau deshalb schreibe ich auch "vielleicht " und nicht "so ist es auf jeden Fall"
Damit hast du schon Recht. Es stellt sich jedoch die Frage inwiefern es wirklich von Belang ist, dass das Wort im Volksmund eine verharmloste Bedeutung bekommen hat.
Das hat vor allem Auswirkungen auf die wirklich Betroffenen, die auf Grund der falschen Bedeutung im Volksmund von ihren Mitmenschen falsch behandelt ("hab dich nicht so") oder gar belächelt werden ("noch einer mit dieser Modekrankheit").

Ob Depressionen mehr tabuisiert würden, wenn der Begriff nicht durch seine falsche Verwnedung in aller Munde wäre, weiß ich nicht.
Einerseits sind deine Argumente schon plausibel, andererseits könnte es ja sein, dass ein Betroffener gerade wegen den zu erwartenden falschen Reaktionen anderer Menschen und wegen der Angst, belächelt zu werden, lieber nicht sagen, dass sie betroffen sind.
 
Bondage
Benutzer53338  Meistens hier zu finden
  • #108
Das Problem existiert ja nicht nur bei Depressionen. Jeder Mensch der psychisch erkrankt ist, wird irgendwann mit dem Satz "Stell dich nicht so an" konfrontiert. Jemand der ein gebrochenes Bein und Schmerzen hat, wird so einen Satz wohl nicht hören: man kann das Leiden eindeutig erkennen.

Bei Depressionen und anderen Krankheiten ist das nicht möglich. Die meisten psychischen Erkrankungen sind total komplex und bei vielen dauert es Jahre, bis es zur richtigen Diagnose kommt. Das Problem ist nur das viele Laien der Meinung sind, sie hätten voll den Durchblick. Depressionen sind nur kleine Verstimmungen und Menschen mit einer PTBS sind alles nur Versager, die in der Vergangenheit leben - mal krass ausgedrückt.

Ich glaube aber auch, dass grade heute in der Zeit des Internet, viele Menschen sich Symptome einfach anlesen oder Wörter wie "Depressionen" oder auch "Borderline" leichtfertig in den Mund nehmen und dann schreiben/sagen "Ich bin depressiv", ohne jemals auch nur einen Fachmann diesbezüglich gesehen zu haben.

Als "Modediagnose" sehe ich das alles nicht. Ich glaube eher das es daran liegt, dass es viel mehr Aufklärung gibt, psychisch Erkrankte können offener damit umgehen, trauern sich eher zum Arzt zu gehen etc. Ich glaube nicht, dass aufgrund des heutigen Lebensstil es zu mehr Depressionen kommt, sondern eher das die Menschen offener dafür geworden sind sich Probleme einzugestehen und sich aktiv Hilfe zu suchen.
 
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