• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Dialekt - ja oder nein?

Lainy
Benutzer161129  (41) Verbringt hier viel Zeit
Redakteur
  • #1
Ich hab dieses Thema ja schon mal kurz im Kinder-Kneipchen angesprochen und mich würden Eure Erfahrungen/Meinungen zu diesem Thema interessieren.
Wir wohnen in einer Gegend, in der sehr stark Dialekt gesprochen wird (GsD ein schöner, wie ich finde :zwinker:). Allerdings wollte ich, dass sich mein Kind auch außerhalb seiner Heimat mitteilen und kommunizieren kann. Deshalb habe ich die ersten Jahre nahezu ausschließlich Schriftdeutsch mit ihm gesprochen. (Ich muss dazu sagen, dass ich in meiner Kindheit oft mit hochdeutsch sprechenden Menschen zu tun hatte und während meines früheren Berufes die letzten Überbleibsel meines Dialektes abtrainiert hab. Im Alltag spreche ich allerdings normalerweise meinen Dialekt und das auch gerne.) Ich musste mich dafür oft belächeln lassen, um es mal nett zu formulieren :zwinker:
. Mittlerweile spricht mein Kind sowohl Standarddeutsch, als auch unseren Dialekt und kann problemlos hin- und herwechseln. Je nach Bedarf.
Wie handhabt ihr das so? Und warum?
 
Fedora
Benutzer71015  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #2
Mittlerweile spricht mein Kind sowohl Standarddeutsch, als auch unseren Dialekt und kann problemlos hin- und herwechseln. Je nach Bedarf.
Als Ergebnis empfinde ich das so als optimal, ist auch bei mir selbst so gelaufen. Es ist eine gewisse Form von Zweisprachigkeit, die einem in verschiedenen Situationen Sympathien einbringt oder anderweitig weiterhilft (z.B. weil man eben nicht an unpassender Stelle belächelt wird).
Dialekt ist ein Stück Identität und Regionalgeschichte, weshalb ich nie versuchen würde, das bei einem Kind komplett wegzutrainieren. Standarddeutsch sprechen zu können hingegen, z.B. in Situationen, in denen man seine Identität schützen will oder im formellen Bereich (im geschäftlichen Kontext etwa), ist einfach eine Kompetenz, die man seinen Kindern schon auch mitgeben sollte, wenn man kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
M
Benutzer22419  Sehr bekannt hier
  • #3
Die Großeltern sprechen moderaten Dialekt mit ihr, zu Hause reden wir.... ja, puh. Wie reden wir? Sicher kein sauberes Hochdeutsch, aber eben auch keinen richtig derben Dialekt. Man hört schon, wo wir herkommen, bei meinem Kerl stärker als bei mir. Er ist es auch, der zur Zeit bemüht ist, die "Zweisprachigkeit" bei unserer Tochter mehr zu fördern. Sie versteht hiesigen Dialekt durchweg gut, bis natürlich auf irgendwelche exotischen Ausdrücke, die so im Alltag keine Verwendung finden. Selbst spricht sie aber überwiegend Schriftdeutsch, eben mit lokalem Einschlag. Süße Ausnahme, auf die uns die Klassenlehrerin beim Halbjahresgespräch angesprochen hat: neulich hat sie in der Schule statt Kleber "Klewer" geschrieben und diese Schreibweise vehement verteidigt :grin:
 
Lainy
Benutzer161129  (41) Verbringt hier viel Zeit
Redakteur
  • Themenstarter
  • #4
Dialekt ist auch ein Stück Identität und Regionalgeschichte, weshalb ich nie versuchen würde, das bei einem Kind komplett wegzutrainieren.

Absolut! Das war auch nie mein Ziel. Da ja die meisten Menschen in unserer Umgebung sowieso Dialekt sprechen und im Kindergarten/Grundschule ja auch, hab ich mir um das Erlenen des Dialekts keine Sorgen gemacht :zwinker:
 
Tischtaenzerin
Benutzer114808  (37) Beiträge füllen Bücher
  • #5
Ich werde es handhaben wie meine Eltern bei mir: Hochdeutsch, iiiirgeendwann nach Jahren kann man dann auch mit Dialekt anfangen (den mein Mann bisher wenig versteht geschweige denn sprechen kann).
Wirklich Dialekt spreche ich auch nur mit meiner Mutter/meinem Opa.
 
Daylight
Benutzer15352  Beiträge füllen Bücher
  • #6
Wir sprechen beide zum Glück dialektfrei - unser Kind hat demnach wenig Chancen, etwas anderes als Hochdeutsch zu lernen. :grin:
 
M
Benutzer22419  Sehr bekannt hier
  • #7
Wir sprechen beide zum Glück dialektfrei - unser Kind hat demnach wenig Chancen, etwas anderes als Hochdeutsch zu lernen. :grin:
Wieso ist das ein Glück, dialektfrei zu sprechen?
Ich empfinde Dialekt eher als Bereicherung, keinesfalls aber als Nachteil.
 
Zuletzt bearbeitet:
Daylight
Benutzer15352  Beiträge füllen Bücher
  • #8
Wieso ist das ein Glück, dialektfrei zu sprechen?
Ich empfinde Dialekt eher als Bereicherung [...]
Joa, ich nicht so. Mich stört jetzt auch nicht unbedingt Dialekt bei anderen (wenn es kein total schlimmer ist. Hessisch oder Sächsisch finde ich z.B. ziemlich unattraktiv und viele können dann eben nicht zwischen Hochdeutsch und Dialekt wechseln - selbst Frau Merkel spricht ja mit ziemlich krassem Einschlag), aber in unserer Familie spricht halt niemand mit Dialekt, da würde es mich schon irritieren, wenn unser Kind so daherredet :ashamed:.
 
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LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #9
Mein dialekt kämpft aktuellnoch um die offizielle anerkennung. mein mann und ich können (relativ) gut zwischen hochdeutsch und ruhrdeutsch hin und herwechseln. meine tochter spricht noch nur ruhrdeutsch, spätestens beim schreiberwerb kommt das aber recht automatisch, das haben mein mann und ich auch geschafft. das ruhrdeutsche weicht ja auch nicht sooo stark vonder standardsprache ab, wie manch andere dialekte.
Und noch ist ihr "komma!" statt "komm mal" und "nomma" statt "noch einmal"" für alle verständlich.
 
Greeny
Benutzer150857  (36) Sehr bekannt hier
  • #10
Wenn mein Mann will, kann er ziemlich gut auf hessisch platt schwätzen, aber in der Regel macht er das nur, wenn er ein paar Bier zu viel hatte oder mich ärgern will. Ich selbst spreche gar keinen Dialekt (außer "wa" am Ende eines Satzes :upsidedown: ) und bin darüber auch ganz froh. Mein Mann hat das nur von seinen Großeltern gelernt (seinen Opa habe ich nie verstanden, hab immer nur genickt und hinterher meinen Mann gefragt, was er eigentlich so erzählt hat :victory: ) und aus dem Sachkunde-Unterricht in der Grundschule. Unsere Kinder würde ich gern einsprachig Hochdeutsch erziehen. Reicht ja, wenn der Papa ab und zu mal sagen wird "Komm, wir gehen bei die Bach". :flennen: :hilfe:
 
M
Benutzer22419  Sehr bekannt hier
  • #11
Natürlich ist es blöd und in jeder Hinsicht von Nachteil, wenn ein Erwachsener sich nicht hochdeutsch ausdrücken kann. Aber dass diese Gefahr besteht, wenn Kinder mit Dialekt aufwachsen, halte ich für ein altes, längst widerlegtes Vorurteil. Heutzutage kommt doch kein Kind mehr um die Standardsprache herum - spätestens im Kindergarten, später dann in der Schule wird es mit dem Hochdeutschen konfrontiert werden, in aller Regel schon viel früher, sofern es nicht in der tiefsten Provinz aufwächst. Beispiele wie das, was dein Mann erlebt hat, dürften die ganz große Ausnahme sein.
Meine Eltern reden sehr viel krasseres Kurpfälzisch als wir es zu Hause jetzt tun und keines von uns Kindern hatte deswegen Probleme, zwischen Schriftsprache und Dialekt hin- und herzuswitchen. Unser eigener Dialekt hat sich durch die starke Prägung in Schule, Uni etc. auch sehr abgeflacht. Bei Bedarf können wir umschalten, aber im Alltag ist es kaum mehr als ein hörbarer Einschlag. Und mehr höre ich übrigens auch bei unserer Bundeskanzlerin nicht :ninja:
 
girl_next_door
Benutzer96776  Beiträge füllen Bücher
  • #12
Och ich würde das einfach handhaben wie gewohnt, d.h. weiterhin im Dialekt sprechen.
In meiner Gegend ist das so üblich und es würde sich sehr komisch anfühlen, als einzige Hochdeutsch zu sprechen :zwinker:
Das würde bei mir auch sicher etwas merkwürdig klingen nach all den Jahren Dialekt.

Klar wäre es mir natürlich auch ein Anliegen, dass mein Kind in spe auch Hochdeutsch (besonders in Schriftform) möglichst fehlerfrei anwenden kann.
Spätestens in der Schule wird dann eh Hochdeutsch gelehrt.
Selbst bin ich ja der lebendige Beweis, denn wenn es sein muss beherrsche ich durchaus auch Hochdeutsch (und das obwohl alle meine Freunde und auch ich nur mit Dialekt aufgewachsen sind) :grin:
Scheint also nicht geschadet zu haben.

Ich hätte auch keine Sorgen, dass man das Kind außerhalb nicht versteht, es ist kein allzu krasser Dialekt...
Und wie gesagt in unserer Gegend kommt man nicht drum rum, ansonsten wäre es sicherlich eine Überlegung wert, ob man dem Kind nicht zuerst mal solides Hochdeutsch beibringt, schaden würd's bestimmt nicht :zwinker:
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #13
Wenn mein Mann will, kann er ziemlich gut auf hessisch platt schwätzen, aber in der Regel macht er das nur, wenn er ein paar Bier zu viel hatte oder mich ärgern will. Ich selbst spreche gar keinen Dialekt (außer "wa" am Ende eines Satzes :upsidedown: ) und bin darüber auch ganz froh. Mein Mann hat das nur von seinen Großeltern gelernt (seinen Opa habe ich nie verstanden, hab immer nur genickt und hinterher meinen Mann gefragt, was er eigentlich so erzählt hat :victory: ) und aus dem Sachkunde-Unterricht in der Grundschule. Unsere Kinder würde ich gern einsprachig Hochdeutsch erziehen. Reicht ja, wenn der Papa ab und zu mal sagen wird "Komm, wir gehen bei die Bach". :flennen: :hilfe:
Krasse Grammatikfehler mache ich, trotz Dialekt, eigentlich nicht. Meine Eltetn haben da sehr drauf geachtet. Mein Mann ist hingegen mit Satzstellungen wie "der Omma ihr Haus" aufgewachsen. Das unterbinde ich dann schon. Dialekt hin oder her.
 
M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • #14
Was hier immer nett umschrieben wurde: Für manche klingt ein Dialekt im "besten" Fall provinziell, im schlechtesten ungebildet.

Gerade Akademiker, die eher mal dazu neigen, ihr Kind zu tode zu förden, dürften den Dialekt wohl als unschöne Karriere-Hypothek sehen und daher vermeiden wollen...
 
myrjanna
Benutzer91827  Beiträge füllen Bücher
  • #15
Ich bin eigentlich recht froh, dass man bei mir im Alltag wenig Dialekt heraushören kann.
Die ersten Jahre wurde ich von meinen Eltern hochdeutsch erzogen, in etwa bis zur 7. Klasse (davon 2 Jahre im Ausland an einer deutschen Schule, die aber auch Kinder aus dem Land aufnahm, die dann Deutsch lernten- die hätten mich vermutlich nicht verstanden, wäre mein Dialekt "dicker"). Ich wurde auch verbessert, wenn ich mal einen "Brocken" Dialekt rausgehauen hab.
Danach kam ich wieder nach Deutschland, in eine Schule in der auch tendenziell weniger Dialekt gesprochen wurde (zumindest von den Lehrkräften eigentlich überhaupt nicht und wenn, dann eher als rhetorisches Mittel).
Die Kinder hatten teilweise einen echt starken Dialekt und waren manchmal auch nicht in der Lage, Hochdeutsch zu sprechen.
In den 7 Jahren Schuljahren in Deutschland habe ich mir dann doch so etwas wie die abgespeckte Variante des dortigen Dialekts (Mainfränkisch/Unterfränkisch) angeeignet, vermischt mit den Dialekten die meine Familie nach dem Auslandsaufenthalt "wiedergefunden" hatte (Vogtland, Oberfranken, Sudetendeutsch).
Würde ich wohl nicht anders machen. In meiner Klasse hatten viele Kinder Probleme damit, von ihrem Dialekt auf Schriftdeutsch zu wechseln und schrieben dann eben "Böschdn" statt "Bürste" oder "des" anstelle von "dies"- daher finde ich, zumindest in der Zeit bis ein Kind schreiben gelernt hat, sollte man sich darum bemühen, alles so auszusprechen wie man es schreibt- dass "sch" auch mal "st" sein kann ist ja schon verwirrend genug, da muss ich nicht noch "Kadoffln" von "Kartoffeln" unterscheiden lernen.
 
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LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #30
Ich stamme ja gebürtig aus dem Ruhrgebiet, und dort ist der lokale "Dialekt", das Ruhrpottdeutsch, einfach die ehemalige Proletariersprache. In den sozioökonomisch höhergestellten Familien war das dort seit jeher verpönt.
Ich sehe das nicht ganz so stark. Was verpönt ist, ist der falsche Satzbau: "Komma bei die Omma bei!" "Wia fahn gleich zu der Omma ihr Schrebergahten!" Sowas tut auch mir in den Ohren weh.
Aber es gibt ja schon eine gewissen Sprachkultur, gerne in Verbindung mit Lokalpatriotismus und Fußball, wo der Dialekt - und nichts anderes ist Ruhrdeutsch - gepflegt wird. Siehe Seiten wie "Dortmunderisch": Postkarten
Off-Topic:
Tatsächlich ist "Pott" keine Proletensprache, oder wie lange angenommen, eine vereinfachte Durchmischung von Polen, Münsterländern und sonstigen Auswärtigen, sondern ein klar zu differenzierender Dialekt, der die Schwelle zwischen Sauerländsisch, Münsterländisch und Rheinischem ist. Wenn man genau hinhört, kann ein geübter Hörer (ich zb) einen Duisburger, von einem Dorstener und einem Dortmunder unterscheiden. Das Dorstener ist zb viel münsterländischer geprägt, das Duisburgerisch viel Rheinischer (inkl. der Folklore) und Dortmunderisch hat auch viele sauerländische Einfärbungen. Trotzdem ist die Sprache selbst eine Unterform des Plattdeutschen. War bei mir an der Uni ein beliebtes Thema unter Germanisten.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #40
Das sind natürlich die ganz krassen Fälle. Aber auch die weniger krassen Varianten wie "watt" und "datt", "ey", "hömma", "samma", "hasse mal", "kannse mal" oder auch nur dieses notorisch nachgeschobene "nä?" am Satzende (die Ruhrgebietsversion des "gell?") sind nicht überall gern gesehen bzw. gehört.
Ich glaube, dass es daran liegt, das viele Akademiker im Ruhrgebiet auch zugezogen sind und eben nicht gebürtig Ruhrdeutsch reden. In meiner Familie leben die in meinem Alter 3-4 Generationen hier. Wir können unser "komma wacka!" auch ausschalten. Im Beruf musste ich viel telefonieren, da habe ich immer hochdeutsch geredet. Komme ich aber zu Hause zu Tür herein, geht der Hebel anders herum. "Da gibt es die olle Knifte für meinen Ollen, die Kurze kricht ihr Bütterken mit lecka Wuast und Muttan futtert lieber Vogelfutta zum Abendbrot. Wenn Vattan lieb is, kanna noch die Reste von die Pellemännan mit Frickis haben. Aba voasicht: Senf is schaf." Ich finde es schade, wenn Dialekt komplett ausgemerzt werden soll, aber ich finde die Zweisprachigkeit von Hochdeutsch und Dialekt, gerade auch zum Schriftspracherwerb, sehr sinnvoll. Aber das kommt ganz schnell.
 
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N
Benutzer113006  Team-Alumni
  • #52
Immer wenn es um Dialekt geht, behauptet jeder entweder, dass er keinen spricht bzw. redet ihn schön. :grin:

Mein Freund kommt zwar aus demselben Dialektraum wie ich, aber laut seinen Aussagen ist der Dialekt meiner Heimat viel stärker. Wir sprechen beide mit einer leichten Färbung, will ja, dass er mich versteht :grin:. Trotzdem lebe ich nicht in meiner Heimat und kann daher gar nicht in der Form Dialekt sprechen, in der ich ihn beherrsche. Etwaige Kinder würden wohl Schwäbisch lernen und mit rollendem R sprechen. :tongue: Denke, selbst wenn man als Eltern Hochdeutsch spricht, prägt das Umfeld das Kind halt doch und so ganz kann man den Dialekt nicht verhindern. :zwinker:
 
Lainy
Benutzer161129  (41) Verbringt hier viel Zeit
Redakteur
  • Themenstarter
  • #53
Geht das nicht ebenso gut umgekehrt?

Kann sein, ich weiß es nicht. Ich habe es mir einfacher vorgestellt, es so zu machen wie eingangs erwähnt. Die Umwelt prägt ja von "alleine". Und so war es dann bei uns auch.

Denke, selbst wenn man als Eltern Hochdeutsch spricht, prägt das Umfeld das Kind halt doch und so ganz kann man den Dialekt nicht verhindern. :zwinker:

Das stimmt natürlich. Ich z.B. wollte keinesfalls verhindern, dass mein Kind Dialekt spricht (ich mag unseren wirklich gerne und bin auch sehr heimatverbunden). Mir war es einfach wichtig, dass mein Kind auch außerhalb unserer Region mühelos und ohne Scheu kommunizieren kann. Positiver Nebeneffekt: auch schulisch war das bis dato durchaus ein Vorteil :smile:
 
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #54
Ich kann keinen Dialekt, habe Deutsch aber auch als Fremdsprache gelernt. Mein Deutsch ist aber dialektal gefärbt, was vor allem durchkommt, wenn ich entspannt bin. Ich kann das auch weitestgehend abstellen.
Bei meinem Mann ist diese Färbung stärker, richtigen Dialekt spricht aber auch er nicht.
Unsere Tochter lernt von uns dialektfreies Deutsch, weil in unserem Umfeld kein Dialekt gesprochen wird. Also wäre es merkwürdig, damit anzufangen und wenn überhaupt, könnte eh nur mein Mann (bedingt) ihr den Dialekt vermitteln. Eigentlich schade, denn Dialekte verbinden. Aber das tun Färbungen ja auch schon :smile:. Ich beneide Menschen, die einen Dialekt sprechen können, mir "fehlt" das ein bisschen.

Diese Färbungen wird sie aber natürlich mitnehmen. Finde ich aber überhaupt nicht schlimm und finde auch das Rheinhessische nicht so schlimm und "prollig" wie Andere. Gut, der hessische Anteil beeinflusst den Dialekt schon negativ :speaknoevil:.
 
Zuletzt bearbeitet:
N
Benutzer164344  (49) Verbringt hier viel Zeit
  • #55
Grundsätzlich sollte man folgendermaßen vorgehen, wenn die Kindr neben dem hochdeutschen noch eine weiter Sprache oder einen Dialekt von Klein auf lernen sollen - was problemlos möglich ist: Person A spricht konsequent Hochdeutsch, Person B konsequent die zweite Sprache bzw. den Dialekt. Das kann ein Kind problemlos auseinander halten, weil es die Sprache über die Person lernt. Es bleibt zwar durch die bilinguale also zweisprachige Erziehung ein Leben lang in der Sprachentwicklung hinter gleichaltrigen zurück - aber das spielt bei einem zwanzigjährigen schließlich keine Rolle mehr.

Muss ein Mensch hingegen nach Abschluss der Sprachentwicklung (diese ist mit 4 Jahren abgeschlossen) eine weiter Sprache oder einen Dialekt zu seiner Muttersprache lernen, wird er diese nie wie eine Muttersprachebeherrschen können, weil man diese eben in der ersten Lebensphase intuitiv lernt und nicht durch das "Pauken" von Vokalen und grammatikalischen Regeln. Daher kann ich jedem Paar, das dazu in der Lage ist, nur raten, direkt nach der Geburt das Kind bilingual zu erziehen. Eine Base meiner frau lebt als Deutsche mit einem Asiaten in Amerkia. Da spricht sie mit den kindern Deutsch, dier Vater Englisch und seine Mutter in ihrer muttersprache mit den Kindern - es klappt!
 
G
Benutzer Gast
  • #56
N No Body , ich zitier mich mal selbst:

Witzigerweise kann ich nun meinen "Fremddialekt" besser als meinen "Eigendialekt", das hätte ich eigentlich nicht für möglich gehalten. Und dann erst kommt Hochdeutsch, wobei ich das auch super kann. :zwinker:

Ich bin, denke ich, der lebendige Beweis dafür, dass man auch nach Vollendung des vierten Lebensjahres noch sehr, sehr gut Hochdeutsch lernen kann (und Fremdsprachen :zwinker: ). Ich kann den Dialekt meines Partners besser als meinen ureigenen Dialekt, mit dem ich die ersten knapp 20 Jahre meines Lebens tagaus, tagein aufgewachsen bin. Und auch Hochdeutsch kann ich sehr, sehr gut. Das ist maximal ein bisschen ö. eingefärbt, aber verstehen würde mich jeder Deutscher mit Leichtigkeit. Aber ich kann auch relativ locker mich stundenlang auf Hochdeutsch mit Deutschen unterhalten. Nyras ist mein Zeuge! Irgendwann wird es anstrengend, klar... Aber nach acht Stunden der Gespräche darf man auch mal müde werden... :zwinker:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
blondi445
Benutzer28811  (35) Meistens hier zu finden
  • #57
Off-Topic:
V Velvet was ist denn deine Muttersprache? Bin neugierig:jaa:
 
Tahini
Benutzer133456  (52) Beiträge füllen Bücher
  • #58
Ich sehe Dialekt als eine Form von Fremdsprache, auch weil der ja z.T. ganz anderes Vokabular benutzt. Insofern wuerde ich sagen, es ist nur dann fair, dem Kind Dialekt beizubringen, wenn es bereits die Hochsprache sprechen kann.

Dialekt alleine beizubringen, halte ich fuer verantwortungslos, denn das ist ja, als wuerde man das Kind absichtlich linguistisch auf einen Landstrich festlegen. Fuer mich geht das somit ueber "Heimatliebe" weit hinaus, und befindet sich im Spektrum der Konditionierung/ Indoktrinierung.

Ein Bekannter von mir handhabte das so; sein kleiner Sohn wuchs in Paraguay auf, und er war der Meinung, alles, was der Kleine koennen muss, ist Allgaeuer Dialekt. Toller Bloedsinn. Was soll der denn davon mal haben.
:nope:
Natuerlich kann's auch andersrum schiefgehen.
Ich wuchs in Bayern auf, aber meine Familie hielt nichts von Dialekt, also spreche ich wie ein Hannoveraner (bzw., heutzutage eher wie ein Englaender, der in Hannover Deutsch gelernt hat, haha!). Als Resultat fand ich keinen Anschluss, und baute meine Identitaet als ewiger Fremder schon im Kindergarten auf.

Und siehe da, so kam's denn auch... ich bin nirgendwo zu Hause.
Ein bisschen Dialekt kann also schon auch zu was gut sein.
 
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caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #59
. Mittlerweile spricht mein Kind sowohl Standarddeutsch, als auch unseren Dialekt und kann problemlos hin- und herwechseln. Je nach Bedarf.
Wie handhabt ihr das so? Und warum?

War bei mir auch so - mit mir wurde die ersten 4 Jahre meines Lebens praktisch ausschließlich Dialekt gesprochen (ein derartig "anderer" dass er diverse Male schon nicht mal als deutsch erkannt wurde...) und als ich dann ins Hochdeutsche kam, ging es ziemlich flott, dass ich es wie 2 Sprachen auseinander gehalten habe. Auch wenn mir manchmal einzelne Worte nicht direkt eingefallen sind, und ich in der Schule oft genug ein "Das ist kein deutsches Wort, glaub ich..." dazu gehört habe :zwinker:

Ich mag Dialekte, und find es besonders schön, wenn man wechseln kann. Sprache ist schließlich auch ein Teil Identität - meine Sprachmelodie hat sich durch die Jahre Wien inzwischen - auf Grundlage des "alten Dialekts" der dem österreichischen viel näher ist als dem Hochdeutschen - so eingependelt, dass man IMMER hört, dass ich "von woanders" komme, aber nie jemand weiß, wie er es einordnen soll, weil mein ursprünglicher Dialekt nicht vielen bekannt ist. Natürlich kann ich reines Schriftdeutsch sprechen, die Betonung ist aber niemals die eine Hannoveraners :zwinker:

Würde immer wieder so haben wollen, je mehr Sprachen, desto besser - es sei denn das Kind ist komplett überfordert damit. Gibts auch, muss man dann wohl individuell machen.
Ich bedauere ein bisschen, dass eine andere Sprache von der ich als Kleinkind umgeben war, lange auf dem Level eben dieses Kleinkindes blieb, weil zuhause absichtlich keiner so mit mir gesprochen hat - musste ich dann selbst lernen, durch zuhören und nachfragen. Inzwischen ists ok, wenn auch grammatikalisch/Satzbautechnisch nach Aussprache und Worten "nur" die Landessprache der 80er :zwinker:

Off-Topic:

...nur Sprecher erkennen sich immer untereinander, und dann ist es ein bisschen wie bei den schottischen Clans "woher bist du? Ah, ich kenne einen aus..." "Ja, das ist mein Großonkel!" und schon ist man verwandt :zwinker: Die Sippe ist GROSS :grin:
 
Zuletzt bearbeitet:
Edelweiss
Benutzer161456  Sehr bekannt hier
  • #60
War bei mir auch so - mit mir wurde die ersten 4 Jahre meines Lebens praktisch ausschließlich Dialekt gesprochen (ein derartig "anderer" dass er diverse Male schon nicht mal als deutsch erkannt wurde...)

In Anlehnung an den guten alten Bukowina Club House Slang.:love:
 
N
Benutzer164344  (49) Verbringt hier viel Zeit
  • #62
ch sehe Dialekt als eine Form von Fremdsprache, auch weil der ja z.T. ganz anderes Vokabular benutzt. Insofern wuerde ich sagen, es ist nur dann fair, dem Kind Dialekt beizubringen, wenn es bereits die Hochsprache sprechen kann.

Ein Dialekt/Mundart und eine Sprache unterscheiden sich dadurch, das der Dialekt im Vergleich zur "Hochsprache" nur Vokal- und Konsonantverschiebungen sowie einzelne Eigenbegriffe kennt, die teilweise noch aus dem mhd. oder ahd. stammen (z. B. im Moselfränkischen "schennen" aus mhd. "schenzeln" für schimpfen"). Eine Sprache besitzt aber immer eine eigene Grammatik. So sind das Friesische und das Alemannische keine Mundarten sondern eigenständige Sprachen. Und das Niederländische hat sich nur dadurch aus einer salfränkischen Mundart zu einer Sprache entwickelt, dass es verschriftlicht wurde und sich durch den standardisierten Gebrauch eine eigene Grammatik entwickelte.

Da Kinder im Rahmen ihrer Sprachentwicklung (0-4 Jahre) die Sprache über die Person lernen, die sie mit Ihnen spricht, ist bilinguale Erziehung (egal ob nun zwei Sprachen oder eine Sprache und ein Dialekt) problemlos möglich.
 
Syven
Benutzer142801  (33) Verbringt hier viel Zeit
  • #63
In meiner frühen Kindheit wurde nur Dialekt gesprochen, Eltern, Verwandtschaft, Nachbarn, alle sprachen nur Dialekt, so war das auch das Einzige, das ich gelernt habe. In der Grundschule kam dann für mich der "Kulturschock", da neben uns Dorfkindern auch viele Stadtkinder mit dabei waren, die keinen Dialekt sprachen. Durch die Schule habe ich dann schließlich auch Hochdeutsch gelernt und spreche das mittlerweile fließend und akzentfrei. :grin: Oft waren Leute, die mich nur hochdeutsch sprechend kannten ganz überrascht, dass das eigentlich meine "erste Fremdsprache" ist.
Kann problemlos zwischen Dialekt und Hochsprache wechseln. Mein Partner spricht nur Hochdeutsch. Er versteht zwar meinen Dialekt, mit ihm spreche ich aber auch nur Hochdeutsch.
Kinder sind nicht in Planung, ich würde wenn dann aber nur Dialekt mit ihm sprechen und mein Partner wohl Hochdeutsch, dann bekäme das Kind gleich die volle Bandbreite an Sprache ab. :cool:
 
M
Benutzer64981  (36) Beiträge füllen Bücher
  • #64
Wir sind aus RLP ins Badische gezogen und haben alle vier eine dialektale Färbung (danke V Velvet :zwinker: ). Die beiden Kleinen deutlich krasser, als meine große Schwester und ich. Da meine Mutter noch einen weiteren, starken Dialekt spricht ("Seid ihr Türken?" :grin: ) und die Familie mit Badisch so GAR nix anfangen kann, wechsle ich tatsächlich meine Färbung, wenn ich bei meinen Großeltern bin. Den Badner hört man aber immer raus, was aber auch okay ist. Das ist bspw. bei meinen Geschwistern anders. Isch, bisch, kannsch, willsch, darfsch, heb mal,... ist dort normal. Nichts desto trotz haben wir ziemlich gute Rechtschreibnoten erhalten. Wir lesen aber auch viel, ich denke, das spielt hier auch eine große Rolle. :zwinker:

Ich mag Dialekte! Bin aktuell oft in Mainz/Wiesbaden unterwegs und könnte da stundenlang zuhören, wenn der richtige Dialekt gesprochen wird. Oder im Norden... herrlich. Oder Richtung Kaiserstuhl. Oder die Schwaben. :love:
Unser Kind wird wohl den Dialekt, den man dort spricht, wo wir dann leben, übernehmen, wie stark, wird man dann sehen. Aber das ist gut so!
 
redviolin
Benutzer151496  (47) Meistens hier zu finden
  • #65
Die ersten 6 Jahre meines Lebens wuchs ich hauptsächlich in Leipzig auf, dann in Berlin. Es gibt noch Tonaufnahmen von damals, auf denen wir Märchen nacherzählt haben - im typischen Leipziger Dialekt. Ich kann mich nicht entsinnen, daß meine Eltern da irgendwie gegengesteuert haben, trotzdem es für beide ein "Fremddialekt" war (wir wohnten damals nur wegen des Studiums meiner Eltern in Leipzig).

Mein Leipziger Dialekt wurde in Berlin dann schnell vom Berliner Dialekt abgelöst, den ich auch heute spreche. In unserer Familie wurde immer viel gelesen, Hochdeutsch war nie ein Problem. An "erzieherische Maßnahmen" sprachlicher Natur kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Nur mein Opa sagte früher gern, wenn ich so oft "ehj" am Satzende sagen würde, würden mir irgendwann die "e's" ausgehen und ich müsse dann ohne sie zurechtkommen. Das hat mich damals verblüfft (und ehrlich gesagt warte ich immer noch darauf, daß es tatsächlich passiert :upsidedown:).
 
Mártainn
Benutzer163835  (28) Verbringt hier viel Zeit
  • #66
Als jemand, der in einem dreisprachigen Umfeld aufgewachsen ist (Dialekte nicht mit eingerechnet), schätze ich Minderheitensprachen durchaus und setze mich auch für den Schutz und die Förderung selbiger ein. Das gilt ferner dann auch für Dialekte und co. Mein hypothetischer Nachwuchs würde daher auch den lokalen Dialekt und mögliche Regionalsprachen lernen, schon einfach deshalb, weil es Teil der regionalen Kultur ist. Wäre ja auch schade, wenn die sprachliche und kulturelle Vielfalt unserer Welt verliren gehen würde.
 
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