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Freund ist in Freikirche - immer mehr Distanz

Z
Benutzer138536  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Liebe Leute,

hier ein Disclaimer voraus: vorsicht, lang! Kurzfassen war noch nie meine Stärke - und darüber hinaus ist es ein heikles Thema. ;-)

Ich (24) und mein Freund (27) sind seit etwas mehr als 3 Jahren zusammen. Die Beziehung ist aus einem wahren Wirrwarr an Gefühlen und Missverständnissen entstanden, auf das ich hier nicht ellenlang eingehen möchte. Vielleicht ein kurzer Abriss: er vergeben, ich gerade getrennt - getroffen, nett gefunden, viel mehr getroffen - er findet heraus, dass er betrogen wurde, ich schon in ihn verliebt - langes Hin- und Her, mit Hinhalten seinerseits, vielen Enttäuschungen und Aufgeben meinerseits. Dann, als die Chance, dass es doch nochmal was wird, bei mir subjektiv bei 0 stand, hat er sich doch für eine Beziehung entschieden, mir das ganz romantisch erklärt und seitdem sind wir ein Paar.

Die Beziehung hatte ihre Höhen und Tiefen. Wir kommen aus zwei doch recht unterschiedlichen Kulturen (er aus Russland). Ich bin aber ein sehr weltoffener Mensch, und durch mein Elternhaus auch schon mit der russischen Kultur in Kontakt gekommen, habe dann schließlich auch die Sprache für meinen Freund gelernt und dieses Jahr seine Heimat mit ihm besucht (und auch alle Verwandten kennen gelernt). Er ist bei meiner Familie ebenfalls herzlich aufgenommen wurden.

Grundsätzlich sind wir ein Paar, was gut miteinander reden kann (wir haben beide auch noch einen entsprechenden sozialwissenschaftlichen Background, dass das "gut funktionieren müsste"), lachen, und auch zusammenarbeiten. Verschieden waren wir immer im Hinblick auf Temperament (er kontrolliert, ich impulsiv und emotional, manchmal überdreht) und Nähebedürfnis (er eher distanziert, ich nähebedürftig). In unseren Streitigkeiten geht es oft darum, und besonders in Zeiten von Stress zieht sich mein Freund gern zurück, was ich manchmal ertragen kann, manchmal aber auch nicht (v.a., wenn ich selbst einen Rat bräuchte).
Wichtig ist letztlich noch zu wissen, dass ich im Verlauf der Beziehung zweimal wegen Burn-out-artigen Zuständen behandelt werden musste. Ich habe das mithilfe Psychotherapie im Griff, aber in den schwersten Zeiten hat sich mein Freund aufopferungsartig um mich gekümmert, eine Hilfe, für die ich bis heute nicht weiß, wie ich das irgendwie jemals zurückgeben könnte. Andererseits habe ich aber auch den Eindruck, das ihn das Ganze, zusammen mit Familienstreitigkeiten, an seine Grenzen gebracht hat und er sich viele Dinge, die bei mir passierten, auch nicht erklären konnte.

Nun zum eigentlichen Thema:
mein Freund ist seit etwa 2 Jahren in einer christlichen Gemeinde, die an der Uni missionieren geht. Mittlerweile besucht er deren Treffen 4mal pro Woche und leitet selbst eins. Er ist stark involviert, mental wie auch "physisch", indem er zu Treffen von ihnen fährt, die auch teils international stattfinden. So hat er letztes Jahr ein Treffen in Asien mitgemacht und in Europa, dieses Jahr war es wieder so. Seit er in dieser Freikirche ist, spricht er vermehrt von Gott und seinen Wegen. Ich selbst, das muss ich dazu sagen, komme aus keinem religiösen Elternhaus, aber aus einem toleranten. So habe ich die Einstellung, dass mein Freund natürlich seiner Religion nachgehen sollte, wenn ihn das zufriedener macht. Ich sehe aber seit 2 Jahren Wesensveränderungen von höchster Güte. Er war mal ziemlich aufgeschlossen, philosophisch - jetzt ist er oft gedankenversunken, ist eigentlich nie ausgelassen, und das Thema Religion ist immer zentral. Ich weiß, das ist eine Sichtweise, aber diese dominierende Art "nervt" irgendwie nach einiger Zeit - denn dadurch reden wir eigentlich, z.B. in Sachen Beziehung, nie über Inhalte, sondern nur darüber, wie "Gott alles richten wird". Damit kann ich mich nicht anfreunden. Zweitens ist mein Freund nun seit Längerem ständig abwesend. Jedes Wochenende ist er samstags und sonntags halb- bis ganztägig weg, plus Abende in der Woche und Freitag, da leitet er einen Bibelkreis. Man kann - nicht übertrieben - am Wochenende wirklich nichts planen. Er kommt zu keinen Familienfeiern aus meiner Familie, und auch wahrscheinlich nicht zu meiner Geburtstagsfeier. Für die eigene Familie lässt er noch ab und zu etwas ausfallen, aber wie lange noch? Drittens gab es in der letzten Zeit viele Aktionen seinerseits, die mich verletzt haben. Das haben wir teilweise besprechen können, aber er ist eigentlich nicht einsichtsfähig, da zumindest Kompromisse zu treffen. Zu Silvester letzten Jahres hat er mir kurz vor einer geplanten Reise gesagt, sie müsse kürzer ausfallen, denn er habe noch eine Konferenz über Silvester. Resultat: 1 1/2 Tage zusammen in London, ich wurde stehen gelassen und habe 5 Tage NICHTS mehr von ihm gehört, auch nicht zu Silvester oder Neujahr, und ohne zu wissen, wo er sich gerade aufhält. Gleiches geschah mit einer teuren Reise nach Asien, die er allein für die Glaubensgemeinschaft unternahm, und nicht mal ein paar Tage für sich die Umgebung anschauen konnte. Mitte des Jahres hat er sich dann auf einmal sexuell distanziert, mich monatelang im Unklaren gelassen, mich abgewiesen, bis ich sozusagen "laut werden musste", dass er mir erklärte, er könne aufgrund seines Glaubens keinen Sex mehr haben. Ich habe dafür ja Verständnis, aber fand es unfair, mich nicht von vornherein davon wissen zu lassen. Zumal: 3-4 Monate danach entschied er, "wieder damit loszulegen" - ohne, dass ich irgendwie in den Entschluss eingebunden war. Nun hat er auch so Sachen fallen lassen wie: "Urlaub brauchen wir nicht, wenn du reisen willst - da komme ich nicht mit." oder "Wir müssen von materiellen Dingen komplett entsagen." Ich bin selbst kein Materialist und nur auf Geld aus, aber ich glaube, dass Reisen auch wichtig sein kann, um seinen Horizont zu erweitern und Erfahrungen zu sammeln. Deswegen hat mich diese definitive Absage schon stark überrascht, zumal wir auch viele schöne Reisen gemeinsam verbracht haben.
Viertens und letztens: wir sind beide am Ende unseres Studiums und wollten zusammen in eine andere Stadt gehen. Diesen Plan hat er jetzt aufgegeben - er möchte in Berlin bei der Gemeinde bleiben und evtl. für sie missionieren gehen.

Das sind die Fakten. Ein anderer Fakt ist: im Internet kursieren in Foren Gerüchte, dass es sich bei der Gemeinde um eine Sekte handelt. Dazu gibt's auch einen Artikel von der Studierendenzeitung bei uns aus 2008. Eigentlich ist es ja auch egal, ob es eine Sekte ist oder nicht - jedenfalls hat es meinen Freund extrem verändert und seit Anbeginn hat ihn diese Gemeinde kontinuierlich in ihren Bann gezogen, sodass er sich extrem distanziert, Entscheidungen alleine fällt, die uns beide betreffen, und ich mich mittlerweile in der Beziehung unwohl fühle und Angst habe, dass sie daran zerbricht.

Ich finde recht wenig zu dem Thema im Internet, deswegen frage ich hier an der Stelle: was würdet ihr machen? Wie kann ich ihm z.B. sagen, dass ich mir Sorgen mache, ohne, dass er sich verletzt fühlt? Hat jemand Erfahrungen damit?

Ihr würdet mir wirklich weiterhelfen! Vielen Dank im Voraus!
 
SchafForPeace
Benutzer12529  Echt Schaf
  • #2
Ich denke, ihr passt schon allei vom Nähebedürfnis her nicht zu einander.

... und mittlerweile legt er eine Grundeinstellung an den Tag, die nicht (mehr) zu deiner passt.
Ich kenne diese Freikirche auch eher als Sekte als als "seriöse" Glaubensgemeinschaft.
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #3
Er stellt seinen Glauben über die Beziehung zu Dir. Das sei ihm unbelassen, aber Du musst für Dich entscheiden, ob du damit umgehen kannst und willst.
 
Falliga
Benutzer52152  Meistens hier zu finden
  • #4
Ich kenne von Freikirchlern leider auch nichts anderes. Die sind in manchen Sichtweisen sehr anders und was ich besonders gemerkt habe: sie sind sehr gern unter sich bzw unter seinesgleichen. In meiner Jahrgangsstufe waren einige aus der Freikirche und die haben sich dann auch speziell Partner gesucht, die das ebenfalls waren. Was den Sex angingen, haben sich einige selbst beschissen, nach außen hin getan, als würden sie nicht, haben es aber natürlich trotzdem. Andere Paare wiederum haben extra dafür geheiratet.
Ich hab es auch schon miterlebt, wo welche da "eingestiegen" sind, dass der aktuelle Partner dann eben aus den oben genannten Gründen nicht mehr passte. So wie es mit deinem Freund klingt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er dich "bekehren" möchte und da musst du einfach wissen, ob du das willst. Du musst ja jetzt schon unfreiwillig manche Bereiche seines Glaubens mitleben und das finde ich nicht richtig. Jeder kann seinen Glauben für sich haben, aber bei deinem Freund und dir gibt es da eben einen Interessenkonflikt. Und grad bei dem Thema ist der nicht wirklich unerheblich. Der Vergleich mit einer Sekte ist vielleicht ein bisschen scharf ausgedrückt, zu Schulzeiten kam es uns, die nicht da drin waren, aber eben auch ein bisschen so vor, weil die mit den anderen einfach deutlich weniger zu tun haben wollten und deren Freundeskreise hauptsächlich auch aus deren Kreisen bestand.
Letztendlich musst du für dich selbst entscheiden, ob du mit dem Wandel deines Freundes auf Dauer zurecht kommst. Wenn er nicht mal mehr mit dir verreisen will, sein Leben komplett auf seinen Glauben ausrichtet, würde ich mich an deiner Stelle stark zurückgesetzt fühlen und missverstanden. Deine Interessen oder Bedürfnisse scheinen ihn ja nicht mehr zu interessieren und das ist eben das Hauptproblem.
 
Xhexenia
Benutzer123649  Planet-Liebe ist Startseite
  • #5
Er hat sich im Laufe der Beziehung zu einer anderen Person entwickelt, einer Person, die ziemlich anders im Vergleich zu der ist, in die du dich verliebt hast. Und das ist entscheidend, Toleranz hin oder her: Kannst du deinen Partner noch lieben?
Ich selbst könnte es dann nicht mehr, wenn Problemen aus dem Weg gegangen wird, "weil Gott es richten wird", horrende Summen für religiöse Zwecke ausgegeben werden, die besser in andere Dinge investiert werden, der Partner mehr Zeit mit seinem Glauben als mit mir verbringt und überdies offenbar in einer religiösen Interessenskrise steckt: Sex ja/nein, Materialismus ja/nein. Vor allen Dingen passiert das alles, ohne dass er dich auch nur einmal in Kenntnis davon setzt.

Für mich klingt das mehr als nur ein bisschen nach Gehirnwäsche und Sekte. Er ist nur noch auf seinen Glauben und diese Gemeinschaft fixiert, deine Wünsche und du, das ist zweitrangig. Er scheint ja noch nicht mal an familiären Ereignissen teilnehmen zu wollen, weil da eben wieder eine Veranstaltung dieser religiösen Gemeinschaft ist etc.
Ich glaube, dass dein Freund sich in diesem Ideal verliert.

Dieses Thema sensibel anzuschneiden, das wird vielleicht nicht helfen. Bringe Fakten auf den Tisch. Sage ihm, wie er sich früher verhielt und nun verhält. Wie er dich und alles andere vernachlässigt. Er wird es vermutlich ohnehin abstreiten. Da wäre für mich Druck das einzig letzte Mittel: wach auf oder ich werde gehen.
Und das würde ich dir auch tatsächlich raten. Wer weiß, inwieweit er da noch hineingerät und was das für seine und eure Finanzen bedeutet. Und wer möchte von seinem Freund schon dauerhaft versetzt werden bzw. seinen religiösen Launen ausgesetzt sein? Für mich wäre das in dieser Form absolut nichts. Musst du natürlich selbst wissen.
 
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #6
Ich komme aus einer Freikirche und kann dir nur sagen, dass es auf jeden Fall nicht leicht ist - auch für ihn nicht.
Vor ein paar Jahren habe ich mich entschieden "auszusteigen" und ein "normales" Leben zu beginnen, aber dieser Umstieg, die Krisen und mit den neuen Freiheiten klarzukommen, das hat echt seine Zeit gebraucht.

Ich glaube allerdings auch nicht, dass die Situation für deinen Freund einfach ist. Er ist nicht in der Kirche, um dich zu ärgern oder dir das Leben schwer zu machen. Er glaubt ja wirklich, dass er verloren geht, wenn der der Glaubensgemeinschaft den Rücken zuwendet. Er MUSS in die ganzen Gottesdienste, der MUSS aktiv mitarbeiten - nicht, weil die Kirche es verlangt, sondern weil es ein Drang aus dem Inneren heraus ist.

Das er sich noch nicht von dir getrennt hat, spricht für dich. Er muss dich wirklich lieben, ansonsten hätte er einige Bibelstellen, die den Umgang mit "Ungläubigen" verbieten, ernst genommen und schluss gemacht. Darum kann man nicht sagen, dass er das alles über dich und die Beziehung stellt - in seinen Augen ist das sicherlich ein Kompromiss.

Wenn er sich dazu entschlossen hat, doch wieder Sex mit dir zu haben, dann wird das in ihm auch einen Kampf auslösen - er darf es einerseits nicht, andererseits verspürt er entweder einen starken Drang dazu, mit dir zu schlafen oder aber er hat Angst, dich auf Dauer zu verlieren, wenn er dich zum Zölibat zwingt.

Wenn du möchtest, kannst du mich auch privat anschreiben. Da ich mein Leben lang in einer Freikirche war und den Glauben auch genaus ausgelebt habe, wie man es von einem "echten Christen" erwartet, kann ich dir unter Umständen helfen, seine Sichtweise zu verstehen.
 
reed
Benutzer116134  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #7
Ich würde mich, neben all dem Guten was schon gesagt wurde, auch damit beschäftigen, was ihn in diese Gemeinschaft zieht. War er schon immer religiös veranlagt? Hat ihm etwas gefehlt, brauchte er eine Überzeugung, mit der er weiterleben kann? Hast du mit ihm schon mal darüber gesprochen, was ihm so an der Freikirche gefällt?
 
Z
Benutzer138536  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #8
Liebe alle,

vielen Dank für eure Antworten. Viele Meinungen spiegeln auch den inneren Konflikt wieder, in dem ich mich derzeit befinde: "Möchte ich, dass das Leben so wirklich verläuft oder soll ich lieber gehen?"

Übrigens nochmal zur Klärung: "Freikirche" habe ich v.a. geschrieben, damit vielleicht alle etwas damit anfangen können. Streng genommen handelt es sich dabei nicht um eine der Freikirchen, wie sie in Deutschland oder den USA unter bestimmten Namen bekannt sind, sondern um eine christliche Glaubensgemeinde. Da gibt es einen Anführer, der sozusagen wie ein "Guru" behandelt wird (mein Freund wird dort regelmäßig zum Essen eingeladen und ist ihm ziemlich verbunden). Außerdem herrschen dort Hierarchien: "ältere Brüder" (keine Schwestern übrigens, etwas, was mich als Frau mit klaren Vorstellungen von Gleichstellung schonmal stört) dürfen als einzige Bibelkreise leiten, in denen gelesen und diskutiert wird. Kontakt zu anderen Gemeinden gibt es nicht. Die Gemeinschaft stellt sich klar gegen die Kirchen, da sie den christlichen Glauben nicht "authentisch leben und institutionalisieren" - das war auch ein erster Punkt, warum mein Freund sich dorthin hingezogen fühlte. Er wollte den Glauben näher an dem, was geschrieben wurde, leben - aber meiner Meinung nach, ich weiß nicht, wie ihr das durch diese Schilderungen seht - ist er da vom Regen in die Traufe geraten. Der Artikel zu dieser Gemeinschaft aus dem Jahr 2008 in unserer Studienzeitung sagt, dass besonders ausländische Studenten in diesen Bibelkreis geraten, die mit dem Deutsch und der Integration Probleme haben. Der Bibelkreis ist dafür bekannt, Leuten nahezulegen, sich von der materiellen Welt zu isolieren, und über kurz oder lang auch von Verwandten, Freunden, Partnern oder beruflichen Zielen. Letzteres ist eigentlich das, was mir am meisten Sorgen macht, und passt auch zu deinem Kommentar, Zaniah:

Das er sich noch nicht von dir getrennt hat, spricht für dich. Er muss dich wirklich lieben, ansonsten hätte er einige Bibelstellen, die den Umgang mit "Ungläubigen" verbieten, ernst genommen und schluss gemacht. Darum kann man nicht sagen, dass er das alles über dich und die Beziehung stellt - in seinen Augen ist das sicherlich ein Kompromiss.

Genauso sehe ich Folgendes vollkommen ein:

Ich glaube allerdings auch nicht, dass die Situation für deinen Freund einfach ist. Er ist nicht in der Kirche, um dich zu ärgern oder dir das Leben schwer zu machen. Er glaubt ja wirklich, dass er verloren geht, wenn der der Glaubensgemeinschaft den Rücken zuwendet. Er MUSS in die ganzen Gottesdienste, der MUSS aktiv mitarbeiten - nicht, weil die Kirche es verlangt, sondern weil es ein Drang aus dem Inneren heraus ist.

Ich glaube tatsächlich nicht, dass das seine Motivation ist - er könnte mich mit viel mehr "ärgern", und das würde ihn natürlich auch nicht so lange dort halten! ;-)

Ich würde mich, neben all dem Guten was schon gesagt wurde, auch damit beschäftigen, was ihn in diese Gemeinschaft zieht. War er schon immer religiös veranlagt? Hat ihm etwas gefehlt, brauchte er eine Überzeugung, mit der er weiterleben kann? Hast du mit ihm schon mal darüber gesprochen, was ihm so an der Freikirche gefällt?

Das habe ich auch schon. Einerseits sagt er selbst, dass er eben authentischen Glauben leben will, weil er viel dadurch lernt und ihm viele Dinge in seinem Leben klar werden. Er hat eine schwierige Geschichte - der Vater früh verstorben, Migration mit Mobbing, starke Probleme mit der Mutter, und der Betrug durch seine Ex von der wirklich allerschlimmsten Sorte (sie hatte Beziehungen parallel zu ihm, und hat wenig später nach der Trennung direkt geheiratet(!)). Deswegen kann ich mir schon erklären, warum er einen Fokus braucht, das aufzuarbeiten - und der Glaube ist ihm, rein aufgrund von Erziehung und Kultur des Heimatlands, da wahrscheinlich die nächste Option. Zusätzlich, so habe ich das wahrgenommen, hat er eigentlich sein ganzes Leben nach einer Vaterfigur gesucht. Auch an meinen Vater oder seinen Schwager hat er sich stark geheftet, er musste für die Mutter oft Aufgaben erledigen, die eigentlich dem "Herr im Haus" gebühren. Dass er jetzt dem "Guru" so nah ist, verwundert mich deswegen nicht.

Um ehrlich zu sein, und vielleicht hat das mein Post am Anfang nicht so ganz herausgebracht: ich bin auf eine Art natürlich wütend, enttäuscht, verletzt, und ich sehe durch eure Posts auch mehr und mehr, dass ich ein Recht darauf habe (vorher habe ich mich oft selbst kasteit dafür). Andererseits liebe ich diesen Mann auch sehr. Eine Trennung kommt, zumindest gerade, einfach nicht infrage - das schaffe ich emotional gerade nicht (ist auch studienmäßig eine schwierige Zeit). Er selbst sagt häufig noch, dass er mich liebt, und ist sehr zärtlich - wenn auch sexuell natürlich Enttäuschungen bestehen. Und ich schwanke dabei ständig hin und her zwischen dem Gedanken, alles, wie es ist, zu akzeptieren, oder doch zu gehen... Es ist eben ein klassisches Dilemma...

Das nur mal so als Senf dazu. Ich weiß, damit habe ich mich jetzt vielleicht nicht weiterbewegt, aber vielleicht fügt dieser Beitrag nochmal wichtige Informationen hinzu. Ich weiß, dass das Thema kein leichtes ist...
 
Subway
Benutzer54399  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #9
In Berlin gibt es doch sicherlich eine Sektenhilfe oder so etwas in der Art? Vielleicht kannst du dir da ja mal Hilfe suchen?
 
S
Benutzer Gast
  • #10
. Er hat eine schwierige Geschichte - der Vater früh verstorben, Migration mit Mobbing, starke Probleme mit der Mutter, und der Betrug durch seine Ex von der wirklich allerschlimmsten Sorte (sie hatte Beziehungen parallel zu ihm, und hat wenig später nach der Trennung direkt geheiratet(!)). Deswegen kann ich mir schon erklären, warum er einen Fokus braucht, das aufzuarbeiten - und der Glaube ist ihm, rein aufgrund von Erziehung und Kultur des Heimatlands, da wahrscheinlich die nächste Option. Zusätzlich, so habe ich das wahrgenommen, hat er eigentlich sein ganzes Leben nach einer Vaterfigur gesucht. Auch an meinen Vater oder seinen Schwager hat er sich stark geheftet, er musste für die Mutter oft Aufgaben erledigen, die eigentlich dem "Herr im Haus" gebühren. Dass er jetzt dem "Guru" so nah ist, verwundert mich deswegen nicht.

Schon bevor Du das geschrieben hast war mein Gedanke, daß er eigentlich eher eine Therapie bräuchte, als so eine Sekte.
Er scheint ziemliche Probleme zu haben, von denen er sich durch diese Gemeinschaft Linderung erhofft.

Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß Du mit ihm selbst ohne diese Gemeinschaft glücklich werden kannst, solange er nicht an diesen Problemen arbeitet.
 
Blueberry
Benutzer109511  (30) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #11
Der Bibelkreis ist dafür bekannt, Leuten nahezulegen, sich von der materiellen Welt zu isolieren, und über kurz oder lang auch von Verwandten, Freunden, Partnern oder beruflichen Zielen.
Das liest sich für mich durchaus bedenklich. Ich halte es auf keinen Fall für gesund, sich auf Dauer von allem "Weltlichen" und allen "Andersgläubigen" abzukapseln und sich nur noch mit Menschen der komplett gleichen Gesinnung zu umgeben. Das führt doch fast zwangläufig zu immer mehr Radikalisierung. Und nach einer "normalen" freikirchlichen Gemeinde klingt das ganz sicher nicht.

Ich war mehrere Jahre in der Jugend einer EFG (evangelisch-freikirchliche Gemeinde) und diese Menschen hatten ihren festen Glauben, aber waren gleichzeitig sehr offen und tolerant gegenüber allen, die anders dachten. Auch Verhaltensregeln wie zum Beispiel für den Umgang mit Nichtgläubigen und dergleichen gab es nicht. Mädel und Junge, Frau und Mann waren komplett gleich gestellt. "Kein Sex vor der Ehe" wurde zwar von einigen Paaren so praktiziert, allerdings wurde das nicht erwartet. Es hat eigentlich jeder so gehandelt, wie er es mit seinem Gewissen vereinbaren konnte.
Aber wahrscheinlich war unsere Gemeinde auch einfach nur sehr liberal.

Die Macht und der Einfluss des Zusammenhalts und der Gemeinschaft einer solchen Glaubensgruppe sollte nicht unterschätzt werden. Die Geborgenheit und Zuflucht, den Schutz vor vielen täglichen Problemen, den Halt den man dort findet, das sind Dinge, die einen immer wieder in die Gruppe gehen lassen. Ich habe selber erlebt, wie gut mir die Gemeinschaft mit anderen Christen tat und mein Glaube ist mir immer noch sehr wichtig und ein großer Halt.
Allerdings war ich nie bei den "Hardlinern"...ich kenne allerdings auch Menschen, die ihr Leben lang in einer solchen strengen Gemeinschaft waren, für die diese alles bedeutet hat und die sich nie dagegen entschieden hätten.

Fakt ist jedenfalls, dass dein Freund wohl nicht vom Glauben lassen wird. Und je stärker er in die Gruppe involviert ist, je mehr er dort eingebunden wird und je mehr Halt, Kraft und ja- auch Bestätigung er dort findet, um so mehr wird er auch hinein investieren. Da bin ich mir ganz sicher. Er hat dort scheinbar einen Lebensinhalt gefunden.

Wie du damit umgehen kannst? Schwer zu sagen...ich muss ehrlich sagen, ganz geheuer klingt mir diese Gruppe nicht. Zu radikal. Vielleicht informierst du dich wirklich mal bei einer Sektenhilfe oder sonst einer Beratungsstelle? Ich denke nicht, dass du deinen Freund da loseisen kannst, aber du solltest schon wissen, wie du selber aufpassen kannst, dass du nicht gegen deinen Willen immer mehr beeinflusst wirst.
Ich will dir keine Angst machen, aber ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass du deinen Freund an die Gemeinde verlieren wirst...das kann durchaus passieren...wenn das, was er da erlebt und natürlich die Glaubensregeln immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Schon bevor Du das geschrieben hast war mein Gedanke, daß er eigentlich eher eine Therapie bräuchte, als so eine Sekte.
Er scheint ziemliche Probleme zu haben, von denen er sich durch diese Gemeinschaft Linderung erhofft.

DAS kann ich so auch unterschreiben.
 
Z
Benutzer138536  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #12
Liebe alle,

vielen Dank für eure Ratschläge. Gerade das mit der Sektenhilfe werde ich wirklich in Betracht ziehen. Dort gibt's auch Tipps für ein Gespräch, das man führen kann, um seine Sorgen auszudrücken. Ich werde das mal versuchen und evtl. dort auch nochmal hingehen.

Ich schreibe, weil heute ein ziemlich schlimmer Tag ist:
Vor ein paar Tagen habe ich meinem Freund gebeichtet, dass mich das mit dem fehlenden Sex einfach niederdrückt - ich fühle mich als Frau zurückgewiesen. Es lief jetzt 2 Monate absolut gar nichts, außer öfter Streit, dann fuhr ich 1 Woche weg zu Freunden ins Ausland und in dieser 1 Woche hatte ich viel Zeit zum Reden und Nachdenken. (Dort habe ich übrigens auch eine Freundin besucht, deren Mann Psychotherapeut ist, und sie hat mir empfohlen, doch mal den Freund dahinzuschicken - wie ihr es auch teils geraten habt.) Als ich in die Schweiz fuhr, kam am Tag der Abreise kein Anruf, keine SMS, kein Lebenszeichen. Ich konnte auch meinen Freund nicht erreichen, und war darüber schon traurig. Nach zwei Tagen in der Schweiz rief er mich dann recht unbeeindruckt an, und meinte, er wisse ja, dass ich wegfahre, und da müsse man ja kein Traram drum machen. Ich fand eigentlich, das sei nicht der Punkt - aber egal. Das war es auf jeden Fall, womit ich diese 1 Woche begonnen hatte, und dementsprechend nachdenklich kam ich zurück und schnitt das Thema Sex an.
Mein Freund sah mich dann ganz lange an, schwieg… Dann war klar, dass wir beide bald weg mussten (20 Minuten) und er meinte: "Das ist zu kurz, ich möchte in Ruhe darüber sprechen." Das habe ich akzeptiert.
Tage später kam er dann zu mir nach Hause und ich hatte gerade geduscht und zog mir im Schlaf-Wohnzimmer etwas drüber. Danach war er ganz still, und in der Küche sagte er dann: "Sag mal, wir haben uns doch schon öfter unterhalten (das letzte Mal vor 2 Jahren, übrigens), dass ich es absolut nicht anziehend finde, wenn du dich vor mir umziehst. Wie willst du denn da überhaupt etwas Sexuelles auslösen?" Ich war geschockt, konnte mich aber an die Unterhaltung erinnern, und habe dann eingewilligt, seinen Wunsch zu respektieren und mich nicht mehr vor ihm umzuziehen. Auch, wenn das doch irgendwie einen bitteren Nachgeschmack hatte. Danach meinte er: "Hey, du bist doch so kreativ, du hast soviel an dir, du weißt doch, was mir gefällt, damit wir uns näher kommen!" In dem Kontext habe ich das so verstanden, dass er mich zu mehr Kreativität im Bett motivieren wollte. Okay, gesagt, getan.
Vor zwei Tagen habe ich ihn nach allen Regeln der Kunst verführt - erfolgreich. Kurz danach war er aber wieder zurückgezogen und oft nachdenklich, obwohl die Stimmung prinzipiell besser war.

Und nun, langer Text, kurzer Sinn: gestern ist die Bombe geplatzt und es kam raus, ich hätte alles missverstanden.
Er könne keinen Sex mehr haben, jetzt, wo er einen Bibelkreis leite. Er wolle seine Gedanken davon nicht einnehmen lassen, und wolle auch nicht, dass unsere Beziehung darauf basiert (das hat sie nie). Ich nähme das viel zu ernst und er wolle nicht, dass ich uns darüber definiere. Er müsse nach jedem Sex mit mir Buße tun. Als ich fragte, ob das am Samstag falsch war, nickte er nur.

Daraufhin brach ich in Tränen aus. Ich meinte, er würde es falsch verstehen, dass ich nun den vermaledeiten Sex als Erstes angesprochen hatte, heißt ja nicht, dass es für mich überwichtig ist. Aber ich finde, es gehöre schon zu einer Beziehung, und wenn einer sich zurückziehe, sollte man im Vorfeld darüber reden und es nicht im Unklaren lassen. Vor ein paar Monaten hatten wir dieselbe Situation und ich hatte ihn explizit darum gebeten, dass doch beim nächsten Mal zu tun, falls er sich wieder dazu entscheiden würde. Das ist jetzt. Es hat nicht funktioniert.

Der Streit wurde dann sehr destruktiv. Es wurde auch nochmal betont, dass ich mir gar nicht erst ausmalen soll, irgendwohin mit ihm zu fahren, da mache er nicht mit. Er sagte, wir seien so sehr von alltäglichen Verführungen umgeben, dürften uns dem nicht hingeben, sie seien dunkel. Es gäbe eine helle Seite mit Mut, Freude, Frohsinn. Er liebe mich, und dies sei auf einen Bund ausgerichtet… Ich weiß nicht, es klang alles so zwiegespalten, dass ich gar nicht mehr wusste, wo mir der Kopf steht. Meine Gedanken wirbelten.

Auf einmal war er müde und meinte: "Na ja, ich gehe jetzt schlafen." Das macht er ab einem bestimmten Punkt immer und ist dann mehrere Tage im "Ausharren" begriffen, d.h. er trägt den Streit mit sich herum. Es wird eigentlich selten etwas gelöst zwischen uns, fiel mir auf, obwohl wir viel reden.

Ich konnte auf jeden Fall nicht schlafen. Ich lag geschlagene 5 Stunden wach, es waren so viele Verletzungen vorgefallen, ich weinte in der Dunkelheit, und da die Wohnung recht klein ist, konnte ich kaum fliehen. Auf einmal hatte ich so eine Heidenwut auf ihn. "Heidenwut", haha. Vielleicht stimmt das ja wirklich. Ich weckte ihn irgendwann und meinte, ich könne nicht einschlafen (ich war wirklich so wütend, ich konnte nicht mehr - ich mache das sonst nie). Ich wüsste nicht, was ich mit all dem Gesagten tun soll. Er schnaufte, stand auf und meinte nur "Wenn du Kopfschmerzen hast, dann nimm ne Aspirin, ich mach die dir wohl nicht weg. Und ansonsten nicht soviel nachdenken, das hilft eh nicht." Sagts und ging ins Bad. Kam wieder und legte sich hin. Ich meinte, dass es sehr schwer wäre, einfach aufzuhören, zu denken - nach all dem, was passiert ist. Er antwortete abfällig, und danach ging es mit mir durch. Ich schmiss ihm meine Decke ins Gesicht und schrie los. Ich habe ihn nicht beleidigt, sondern einfach gemeint, er rede die Beziehung kaputt und "penne dann". Dann bin ich in die Küche und habe einfach geweint. Die Uhr zeigte 4:55. Ganz lange hörte ich von nebenan nur ein Schnaufen, dann ein "Entschuldigung", und als ich wiederkam, schlief er.

Heute morgen zog er sich wortlos an und ging. Vorher meinte er nochmal, dass es ihm leid tue - und als ich fragte, wofür denn, entgegnete er nur so: "Das, was ich gesagt habe! Du weißt schon, was."

Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Ich bin 2 Stunden wie betäubt durch die Stadt gelaufen. Eigentlich muss ich jetzt an meiner Diplomarbeit schreiben, das werde ich auch - aber es ist schwer. Ich habe irgendwie das Gefühl, wir sind an einem toten Punkt. Ich bin für ihn nur eine Egoistin, so werde ich oft dargestellt, die allein auf das Sexuelle pocht oder auf ihre eigenen Wünsche. Dabei wünsche ich mir doch nur Kompromisse oder wenigstens eindeutige Kommunikation. Ich könnte jetzt gerade mal wieder nur heulen :frown: - bin absolut ratlos…

Sorry, wenn es lang ist. Vielleicht liest es ja jemand. Aber von der Seele ist es jetzt wenigstens. Danke an alle...
 
Blueberry
Benutzer109511  (30) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #13
Er könne keinen Sex mehr haben, jetzt, wo er einen Bibelkreis leite. Er wolle seine Gedanken davon nicht einnehmen lassen, und wolle auch nicht, dass unsere Beziehung darauf basiert (das hat sie nie). Ich nähme das viel zu ernst und er wolle nicht, dass ich uns darüber definiere. Er müsse nach jedem Sex mit mir Buße tun. Als ich fragte, ob das am Samstag falsch war, nickte er nur.
Das finde ich ein starkes Stück. Bist du dir sicher, dass du so auf Dauer eine Beziehung mit ihm führen kannst? Ich finde es auch echt hart, dass er das einfach so raus haut und erwartet, dass du dich jetzt mit dieser Einstellung abfindest. Du hast schließlich auch Bedürfnisse und die sollten genau so berücksichtigt werden wie seine Vorstellungen!
 
H
Benutzer137374  (52) Benutzer gesperrt
  • #14
Das liest sich ja grauenhaft. Normalerweise halte ich nichts davon, das Beenden von Beziehungen leichtfertig vorzuschlagen, aber was machst Du da? Ich stellte mal die Frage, was in einer Beziehung wichtig ist, damit sie langfristig funktioniert. Humor und Weltanschauung haette ich genannt. Es ist eine Sache, ob man gegenueber Glaeubigen tolerant ist oder ob man sein Leben mit ihnen verbringt. Dein Freund ist ein religioeser Spinner. Wie ertraegst Du das? Neben den praktischen Aspekten trennen Euch doch auf "geistiger" Ebene Welten.

Huhngesicht
 
Bria
Benutzer65313  (36) Toto-Champ 2008 & 2017
  • #15
Schwierige Sache. Erst mal finde ich, dass du nicht überreagiert hast - irgendwann muss da auch mal was raus. Und bei euch ist das Ganze ziemlich verfahren und in einer Sackgasse, nach meinem Empfinden.
Ich würde wohl zweigleisig fahren - erst mal, informier dich schleunigst (!) bei einer Sektenhilfe, lieber gestern als heute. Die haben hoffentlich mehr Erfahrung und Tipps, als wir es geben können.
Und zweitens würde ich ihm klar machen, dass es SO nicht weiter geht. Das muss dir allerdings auch klar sein, und es kann natürlich auch sein, dass so ein Gespräch tatsächlich in die Richtung Trennung geht. Überlege dir, ob das für dich eine Option sein kann. Gespräche zu führen scheint mit ihm nicht einfach zu sein, aber ich glaube, dir bleibt nichts anderes übrig, als das demnächst in einem Moment mit möglichst viel Zeit anzusprechen. Oder du schreibst ihm einen Brief, sammle vorher ein paar Stichpunkte, die du unbedingt unterbringen möchtest und schreib dann halbwegs geordnet :zwinker:
Ich würde wohl auch (provokant wie ich bin, keine Ahnung, ob das ne gute Idee ist :grin: ) mal fragen, was er denn davon halten würde, wenn du rein hypothetisch aus deinem Glauben heraus wöchentlich Sex haben musst und ihm das so vor den Latz knallst. Ich finde Glauben und Religion wichtig, aber das muss man gemeinsam abklären und einen gemeinsamen Weg finden. Zu einer Beziehung gehören immer zwei.

Ich sehe bei euch ehrlich gesagt nicht viele Lösungswege, aber ich mag es nicht, Leuten zu einer Trennung zu raten, ohne sie viel zu kennen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass es nach so einer langen Zeit auch für dich nicht leicht ist. Man weiß ja nie, ob man es nicht doch irgendwie geschafft hätte... Allerdings - wenn es so weitergeht läuft es wohl über kurz oder lang darauf hinaus.
Eine Paartherapie wäre wohl auch keine Option für euch?
 
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Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #25
Faktisch hat er doch schon seit geraumer Zeit ein Leben für sich, aus dem du ausgeklammert bist, dass ihr nicht teilen könnt - und er findet das ganz ok und zeigt für deine Probleme damit nur wenig bedenken. Zwischen den Zeilen klingt durch, dass du auch emotional immer weniger Stellenwert in seinem Leben einnimmst. Ihr seid innerlich so weit entfernt, dass es so wohl kaum weiter gehen kann.

Und er scheint sich schrittweise immer weiter in diese Welt zu bewegen, und sein Respekt vor deiner anderslautenden Sichtweise scheint auch nach und nach zu wanken.

Was du tun kannst: Um es kurz zu sagen - Mark11 hat mir die Worte aus dem Mund genommen, daher werde ich das nicht noch einmal in eigenen Worten wiederholen.

Du solltest zuallererst auf dich selbst achten. Mir scheint, du kommst da in einen Strudel der sich immer schneller bewegt und dir irgendwann eh keine andere Wahl lässt als dich daraus zu befreien, oder dich hinein reißen zu lassen.
 
Z
Benutzer138536  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #26
Hallo liebe Leute,

das mit dem Strudel ist eine ganz gute Metapher, liebe Brooklyn-Bridge. Ich fühle mich wirklich so, schon hineingerissen, in den letzten Tagen ging es mir dermaßen schlecht, dass ich den ganzen Tag Angstgefühle hatte und mich kaum auf etwas konzentrieren konnte.

Manchmal denke ich auch, dass ich immer viel zu sehr das Negative betrachte. Er hat ja auch Seiten, die gut sind. In unserer Beziehung lässt er mir die Freiheit, mich zu verwirklichen - er meinte später, das habe er mit "selbstständig" gemeint. Dazu müsst ihr wissen, dass ich eben auch kein unbeschriebenes Blatt bin.
Mein Freund und ich haben sehr viel durchlitten. Wie gesagt, ich musste zweimal stationär wegen Depressionen behandelt werden. In der ersten Depression hat er mich kennen gelernt, und kurz, nachdem wir zusammen gekommen sind, ist sie ganz heftig geworden. Ich habe damals in meiner Not, unbehandelt und verzweifelt, einfach den Weg des geringsten Widerstandes gewählt und versucht, mir das Leben zu nehmen. Das ist etwa 3 Jahre her. Die letzte SMS davor habe ich an ihn geschrieben. Er hat die Polizei alarmiert und musste mit ansehen, wie seine Freundin ins Krankenhaus kommt, da er dort selbst hingerauscht kam. Ich war 13 Wochen im Krankenhaus, meine Eltern haben sich dem ziemlich widersetzt und gedroht, mich sozusagen "zu verstoßen" - er war da. Wenn ich das jetzt schreibe, kommen mir die Tränen. Er stand mir wirklich zur Seite und meinte "wir schaffen das schon". Es muss für ihn gleichsam eine harte Zeit gewesen sein, in der er nicht wusste, was passiert. Klinische Depressionen und Angst liegen bei mir in der Familie.
Wir hatten nie die Möglichkeit, über all das zu sprechen. Von einem Gespräch vor mehr als 2 1/2 Jahren weiß ich, wie ärgerlich auch war, ganz natürlich war er wütend auf mich, dass ich die Verantwortung für mein Leben an ihn abgegeben habe. Er hat das nie mit jemand anderem besprochen als mir und keine Beratung in Anspruch genommen.
In der Therapie damals hat sich herauskristallisiert, dass ich mehr Selbstständigkeit brauche. Es gibt bei mir verschiedene Probleme in der Kindheit und aktuell, die dazu führen, dass meine Eltern mich immernoch behüten möchten. Ich bin dazu noch Einzelkind. Ich kann mich schwer von ihnen lösen, ich hatte nie eine rebellische Phase und gerade in Beziehungen traue ich mir vielleicht auch nicht viel zu.
Die Depressionen kamen in 2012 wieder - wieder ist er damals nicht von meiner Seite gewichen. Ich war selbst so orientierungs- und machtlos, wir waren im Ausland und es war schwer, Hilfe zu bekommen. Ich fuhr dann wieder nach Deutschland zu meinen Eltern, die sich wehrten, mich in eine Klinik zu bringen, obwohl ich wieder mit voller Wucht unten war. Stattdessen haben sie mit mir ständige Problemsuche betrieben, die die Dinge "ausradieren" sollten. Schließlich war es mein Freund. Ich solle mich doch von ihm trennen.
Ich weiß nicht, wie viele hier wissen, wie entscheidungsfreudig man in einer Depression ist: gar nicht. Und andererseits klammerte ich mich an jeden Strohhalm. Je mehr mich meine Eltern unter Druck setzten, dass es besser werden sollte - und am besten sofort - umso mehr fühlte ich mich gedrängt und traurig. Ich habe mich dann über Skype von meinem Freund getrennt.
Er saß zu diesem Zeitpunkt allein im Ausland, in stetiger Sorge darum, wie es mir geht. Es hat mir das Herz gebrochen.
Nach 2 Monaten intensiven Leids konnte ich dorthin zurückkehren und habe, nach langem Hin und Her, mit ihm gesprochen und wir sind wieder zusammengekommen. Er meinte schon damals, es sei ab da wichtig, dass wir uns beide um unsere seelische Gesundheit bemühen.

Vielleicht wird das einige von euch jetzt schocken - ich habe zu lang hinterm Berg gehalten damit, was meine Geschichte ist, obwohl das für die Beurteilung sicher auch wichtig ist...

Ich habe nach 3 Tagen allein gemerkt, wie leer ich mich fühle - ich schreibe Diplomarbeit und danach ist irgendwie das völlige Nichts für mich. Ich fühle mich schon wieder so ausgeliefert, und das Ding ist, ich glaube, ich möchte mein Leben an seines hängen, um es nicht mehr so zu spüren. Und das merkt er.

Natürlich gibt es aber auch seine Seite der Geschichte. Ich dachte nur, vielleicht muss ich das auch mal kundtun.

Wir hatten in den letzten Tagen Gespräche, in denen er meinte, er möchte, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffe und durchziehe. Für die Beziehung könne ja real niemand garantieren. Aber ich solle meinem Herzen folgen, und was das sagt, das ist entscheidend...
Ich schaffe es derzeit wegen des ganzen Stresses nicht, Schluss zu machen. Ich will es auch nicht.
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #27
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #28
Ok, das ist ja wirklich nochmal eine ganz andere Dimension in der Geschichte. Danke für Dein Vertrauen, dass Du es uns hier erzählt hast!

Dennoch möchte ich eigentlich nicht so wirklich etwas zu Deinen Depressionen sagen. Ich habe/hatte selber damit zu tun (wenn auch nicht in der Heftigkeit wie Du), kann daher also auch ganz gut nachvollziehen, denke ich, was in Dir an Gedanken umherrschwirrt und dass diese "Vor"geschichte ein objektives Denken noch einmal erschwert. Ebenso die Angst, genau den Menschen zu verlieren, der Dich wohl am Besten kennt und Dir bisher als einziger Nahestehender wirklich geholfen und beigestanden hat. Trotzdem wissen wir einfach zu wenig von Dir, um seriös detaillierter etwas dazu zu sagen.

Dennoch möchte ich Dir einen Gedanken noch mitgeben: Menschen verändern sich, manchmal schnell, in Phasen, manchmal kontinuierlich. Dein Freund scheint sich, ausgelöst durch die Sekte, momentan sehr stark zu verändern. Also verliere bitte nicht die Möglichkeit aus den Augen, dass er bald einfach nicht mehr der Mensch ist, den Du bisher in ihm gesehen hast (bzw., der er wirklich ist/war).
Ja, ich weiß es selbst: jeder noch so kleinste zusätzliche Streßfaktor kann Dich wieder in die Depressions-Spirale ziehen. Dass Du dies, auch in Hinblick auf Deine Diplomarbeit, zu vermeiden suchst, ist menschlich und vielleicht auch richtig. Ein Festhalten an Deinem Freund erscheint da auf den ersten Blick als die sicherere, stressfreiere Alternative. Nur solltest Du in Dich hineinhorchen, ob dem wirklich so ist. Ob die ganze Traurigkeit, Hilflosigkeit, Wut, Unverständnis,... gegenüber seinem momentanen Leben und Verhalten Dir nicht eigentlich noch viel mehr Stress bereitet? Aber das kannst nur Du für Dich selber entscheiden.

Eine andere Sache ist mir noch aufgefallen, vielleicht liege ich aber auch völlig falsch damit: es ist ganz schwach schon bei Deinem vorletzten Beitrag durch gekommen, in diesem etwas stärker: kann es sein, dass er möchte, dass Du Dich von ihm trennst? Dass er eigentlich schon ziemlich sicher weiß, dass es mit Euch keine Zukunft und er sich schon längst innerlich für seine Sekte entschieden hat, Dich aber doch noch zu sehr liebt (oder "einfach nur" Angst um Dich hat), um selber mit Dir Schluß zu machen? Er Dich also zu diesem Punkt hinbringen will, damit Du ihm diese auch für ihn schmerzhafte Entscheidung abnimmst?

Lass Dir Zeit. Du sagst es selbst: im Moment bist Du nicht an dem Punkt, den Schlußstrich zu ziehen. Ob Du mal dahin kommst, weiß momentan keiner, nicht einmal Du selbst. Eigentlich kann man Dir nur raten, Dich immer wieder selbst zu beobachten und zu hinterfragen. Das, was Du willst und kannst.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #29
Mit der Vorgeschichte ändert sich natürlich einiges.

Dass du nicht bereit bist, dich zu trennen - jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt - ist dein gutes Recht, und unter diesen Umständen natürlich auch verständlich.

Trotzdem solltest du, wie Mark11 schon sagte, abwägen, was für dich mehr Stress bedeutet. Ich bin mir jetzt auch nicht sicher, worum es dir mehr geht: Die Zeit bis zur Abgabe der Diplomarbeit zu überbrücken - das fände ich sehr verständlich - oder ist es die allgemeine Angst vor der Trennung und ihren Folgen? Denn eine Beziehung kann nicht nur aus der Vergangenheit schöpfen, wenn der Partner in der Gegenwart ganz anders geworden ist. Dass du diesen Thread erstellt hast zeigt ja bereits, dass dich die Situation sehr belastet.
 
Z
Benutzer138536  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #30
Liebe alle,

ich möchte mich an dieser Stelle nochmal melden, vielleicht helfen ja meine Schilderungen ja auch anderen, die in einer ähnlichen Situation sind.

An unserer Situation hat sich wenig geändert, wenn man den Status Quo ansieht.
Es hat sich allerdings eine Menge ereignet.
Beruflich hatte ich ein Jobangebot aus einer Stadt, die mehrere Hundert km weit entfernt liegt. Dieses Angebot kam im Januar und war sehr verlockend: gut bezahlt, Mitarbeiter nett, sehr viele Freiräume, neue Erfahrungen. Ich fuhr bereits im vergangenen Jahr einmal in diese Stadt, um sie mir anzuschauen. Im Januar kam dann das Angebot und ich war in der Entscheidungsfindung (gleichzeitig am Diplomarbeitsschreiben).
Ich habe in dieser Zeit überlegt und war auch sehr emotional. Sofern wir die Beziehung weiterführen würden, bedeutete dies schließlich eine 3-jährige Fernbeziehung - da mein Freund nicht gewillt ist, seine Gemeinde zu verlassen. Mein Freund meinte wiederholt: "Du musst mal selbstständig irgendwohin gehen", "Du solltest weit weg von mir und deinen Eltern gehen". Es stand nämlich auch im Raum, dass ich hier oder in der Nähe etwas suche. Ständig bewegten wir uns hin und her. Mein Freund machte ständig klar, dass er nicht mitkommen werde.
Für mich war das eine harte Zeit. Ich musste mich entscheiden, ob ich Job oder Beziehung den Vorrang gebe. Obwohl ich augenscheinlich die einzige war, die an der Beziehung wirklich das Interesse hatte.
Also gab ich nach langem Hin und Her dem Job den Vorrang und werde nächste Woche umziehen.
Es ist für mich sehr schwierig, gerade meine Wohnung abzubauen - nicht nur meines Freundes wegen, sondern auch der vielen Erinnerungen und anderen Freunde in dieser Stadt wegen. Aber ich glaube, das ist auch ein Stück weit normal. Ich tue diesen Schritt auch, um Abstand zu gewinnen von dieser Beziehung.

Sexuell hat sich mein Freund von mir distanziert. In einem Gespräch hat er klar gemacht, dass er Sex nur noch in der Ehe will. Gleichzeitig wollte ich ihn natürlich nicht erpressen, ob er mich denn jetzt heiratet - zumal das eh der blödeste Zeitpunkt wäre und ich nicht mal wüsste, ob ich das nach alldem noch will. Sexuell ist also seit Dezember nichts mehr gelaufen.

Mein Freund wird zunächst meine alte Wohnung zur Untermiete übernehmen. Dabei hat er angemerkt, dass es ihm schwer fallen wird, die Miete zu zahlen, da sein BAFÖG ausläuft. Ich meinte im Vorhinein, man könne sich überlegen, ob ich ihm für den Anfang unter die Arme greife.
Vor zwei Wochen teilte er mir nun mit, dass er für eine neue internationale Konferenz nach Asien fliegt. Ich war geplättet und empfand es als Unverfrorenheit, mir vorher "fast wie ein Drogi" von Geldproblemen zu erzählen, um dann sicher nicht unter 1000 Euro für diesen Flug auszugeben. Als Argument brachte er vor, "es handele sich um keine Spaßreise" und "wenn ich erleben würde, was er erlebt", würde ich mich mit ihm freuen.

Nun habe ich letzte Woche mal erlebt, was er erlebt. Und bin mit dorthin. Der Bibelkreis ging über 3 Stunden, es wurden Bibelstellen gelesen, gepredigt, Zeugnisse abgegeben und viel gebetet. Man muss sagen, alle waren sehr freundlich, und man spürte, dass sie dort Kraft finden. Sie haben mich herzlich aufgenommen. Etwas anderes habe ich nicht erwartet. Und es ist mir klar, dass dies einem Menschen gefallen, ja, dass er sich dahinter stellen kann.
Im Bibelkreis wurde öfter darüber gesprochen, dass man sich im Konflikt zwischen weltlicher und göttlicher Liebe immer für die göttliche entscheiden solle und dass der Umgang mit Nichtgläubigen schadet (dazu gab es Bibelstellen).
Mein Freund instruierte mich, ich solle sagen, wir "kennen uns von der Uni". Auch hier habe ich nichts anderes erwartet. Die ganze Zeit über wechselten mein Freund und ich nur wenige Worte, am Ende des Bibelkreises wurde ich lange von dem Anführer in Beschlag genommen, der mir viel erzählte, auch über meinen Freund - wie er so "viel Klarheit erlangt hat in der letzten Zeit". Zum Abschied schüttelte mir mein Freund die Hand mit Segenswünschen und verschwand einfach.
Am Abend oder am Tag danach kontaktierte er mich nicht.

Für mich ergeben sich aus alldem zahllose Widersprüche. Ich bin nicht-gläubig und er ist mit mir zusammen - führt also nun über Jahre (!) ein Doppelleben. Das war wie ein Schlag ins Gesicht - ich habe sowas ahnen können, aber die Realität ist dann doch "schärfer". In der Nacht nach dem Bibelkreis konnte ich nicht schlafen, wachte morgens auf und übergab mich, wurde sehr krank. Mein Freund kam abends zu mir und kochte - lieberweise - eine Hühnersuppe für mich. Er kümmerte sich. Ich wollte dankbar sein, aber ich konnte es unter dem Eindruck der letzten Tage nur schwer.

Ich fragte ihn, wie er mit den Widersprüchen denn für sich zurecht käme - ich bin keine Christin, er ist mit mir unehelich zusammen. Er meinte: "Für Liebe gibt es keine Rechtfertigung. Und im Grunde meines Herzens sehe ich, dass auch du an etwas glaubst." und dann "Und außerdem gibt es noch andere Bibelstellen."
Danach schliefen wir ein.

Für mich ist das Schlimme an der Situation, dass seine Persönlichkeit "gespalten" ist. Wir waren gestern mit meinen Eltern unterwegs - dort und mit mir scheint er wie der "Alte", lieb, freundlich, zuvorkommend. Doch sobald es um "Dort" geht, verändert er sich, und ich erkenne ihn nicht wieder.

Gestern hatten wir nun wieder Streit, was auch vermehrt daran liegt, dass ich mit der Situation nicht mehr fertig werde. Ich bin wie zerrissen. Ich weiß nicht, was als Nächstes kommt - wir "dürfen" uns nicht mehr küssen, er geht nach Hong Kong zum Missionieren, was auch immer. Er meinte gestern zu mir, die Beziehung nehme für ihn "Rang 1" in seinem Leben ein. Ich dachte, ich höre nicht richtig. Er sagte: "Ich möchte eine Beziehung, die mehr als die nächsten 3 Wochen dauert". Ich hörte wohl wieder nicht richtig. "Ja, die Beziehung verändre sich, aber das sollten wir als Chance sehen". 5 Minuten später. "Ich weiß nicht, was morgen ist."
Das alles steht in einem solchen Widerspruch, dass ich heute morgen mit Beklemmungen aufgewacht bin, nach kurzem Frühstück meinte, ich müsse jetzt gehen.
Dann habe ich ihm angerufen und gesagt, dass es so nicht mehr weitergeht und dass ich Abstand bräuchte, um ins Reine zu kommen. Er hat es verstanden.

Ich weiß nicht, was ich mir von dieser Schilderung jetzt erhoffe. Vielleicht frage ich mich auch nur ein bisschen, ob ich das Richtige getan habe. Mein Freund meint ständig, ich denke zu viel, und dort, wo ich Widersprüche sehe, seien gar keine.
Ansonsten hoffe ich, wie gesagt, dass dies vielleicht dem ein oder anderen in der gleichen Situation hilft, das Ganze einzuordnen. Es ist auf jeden Fall nicht lustig.
 
schuichi
Benutzer135918  Sehr bekannt hier
  • #31
Ich kann mich den anderen nur anschließen. Ich selbst äußerst liberaler Christ habe durch die Freikirchen ,3 gute Freunde verloren . Unbewust habe ich sie mit meiner Einstellung quasi Missioniert was sie dann auch in die Hände dieser Sekten gespült hatte . Weil ich nicht bereit war die christliche Toleranz und Nächstenliebe für diesen exklusiven Club abzulegen trennten sich dann unsere Wege . Bei der Gemeinde bei denen diese Menschen gelandet sind handelt es sich eigendlich noch um recht harmlose "Viniard " heißen die .

Aber ich kenne das alles selbst und sei dir bewusst , was hier schon angesprochen wurde, dass diese Gemeinden eine Art unterschwellige Hinrwässche benutzen und du deine freund so wie du ihn kennen gelernt hast nie wieder haben wirst .
 
TanzDerVampire
Benutzer78178  Meistens hier zu finden
  • #32
Ich verfolge das Thema von Anfang an (auch wenn ich nichts bisher geschrieben habe). Irgendwie finde ich es auch sehr schwierig in dieser Situation etwas zu raten- aber ich finde du verhälst dich ganz gut. Ausserdem ist es schön, von dir nochmal eine Rückmeldung zu erhalten.

Dass du das Jobangebot angenommen hast, finde ich sehr gut! Vielleicht tut euch Abstand wirklich ganz gut. Und so wie er sich im Moment entwickelt, solltest du DICH (und deine Karriere/ dein Job) an erster Stelle stellen.

Mir fällt leider sonst nicht viel ein, was ich raten könnte.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #33
Ich finde es auch sehr gut, dass du das Jobangebot angenommen hast. Diese Beziehung hat eine wackelige Zukunft, da solltest du dir eine große Chance nicht entgehen lassen. Zumal der Abstand auch sehr wichtig sein wird - für euch beide! Natürlich fällt es dir sehr schwer, da immer noch die Gefühle da sind - aber ihr solltet mal beide mit dem Abstand über eure Beziehung nachdenken, und darüber, was ihr eigentlich für die Zukunft davon erwartet.

Dein Freund lebt im Grunde einen stetigen Widerspruch: Einerseits will er es seiner Kirche recht machen, andererseits spürt er auch, dass die Beziehung (und du) ihm sehr wichtig ist. Aber beides gleichzeitig geht nicht, darum ist er hin- und hergerissen. Auf Dauer muss da aber eine Entscheidung her. Entweder, er entschließt sich, seinen Glauben toleranter zu sehen und mehr Raum für dich zu öffnen (was zu 99% bedeutet, diese Religionsgemeinschaft zu verlassen), oder es wird irgendwann vorbei sein. Irgendwann - früher oder später - muss da ein entweder-oder her, und wenn das von ihm nicht kommt, solltest du das einfordern.

Wobei ich den Verdacht habe, dass die räumliche Trennung von seiner Seite aus (womöglich auch nur unbewusst) eh auf kurz oder lang das Ende bedeutet.
 
Plain Jane
Benutzer118034  Meistens hier zu finden
  • #34
Liebe Zaara-Zaara,

Auch ich finde es ganz toll, dass Du das Jobangebot wahrgenommen hast. Sieh es als eine neue Chance! Ich hoffe und wünsche Dir sehr, dass Du dort die Zuversicht und Kraft findest, die Du brauchst.

Wie Mark bereits erwähnt hat, Menschen verändern sich und fällen Entscheidungen. Dein Freund hat sich für eine Lebensweise entschieden, die Dich und Deine Einstellung zum Leben ausschliesst. Eine Heirat zum jetzigen Zeitpunkt - möglicherweise die einzige Lösung für ihn die Beziehung weiter zu führen - hielte ich äusserst unklug. Bitte tu Dir das nicht an.

Wie völlig absorbiert von seiner Gemeinschaft er ist, hat er ja selber gezeigt, als er einerseits um einen Mietnachlass gefragt und andererseits erwähnt hat, dass er zur Konferenz nach Asien fliegen wird. Wahrscheinlich merkt er selber gar nicht mehr, was er da verlangt.

Dazu kommt noch der Schock, dass er Dich vor der Gemeinschaft verheimlicht hat:

Ich fragte ihn, wie er mit den Widersprüchen denn für sich zurecht käme - ich bin keine Christin, er ist mit mir unehelich zusammen. Er meinte: "Für Liebe gibt es keine Rechtfertigung. Und im Grunde meines Herzens sehe ich, dass auch du an etwas glaubst." und dann "Und außerdem gibt es noch andere Bibelstellen."
Danach schliefen wir ein.

Er hat sich längst ein "Bild" von Dir zurecht gelegt, dem Du möglichst entsprechen sollst. Du bist - nun auf einer neuen, spirituellen Ebene - wieder die Seele, die er vor dem sicheren Untergang retten will. Aber Du brauchst keine Rettung mehr. Du bist nun selber stark und das ist auch gut so. Er ist es, der gespalten ist, nicht Du - und begehe nun bitte nicht den Fehler, dass Du ihn retten willst. Das kann nicht gut gehen. Alle Deine Instinkte stehen auf Alarm und sagen Dir, dass der Weg, den er für sich gewählt hat, nicht der richtige ist für Dich: Du wachst mit Beklemmung auf, kannst nicht einschlafen und "weisst" eigentlich, dass es so nicht weiter gehen kann. Höre auf Dein Bauchgefühl! Ich will Dir nicht raten, Dich zu trennen - oder wenigstens noch nicht. Nütze die Zeit um zu Dir (nicht zu Deinem Freund und auch nicht zu Deinen Eltern, sondern zu Dir ganz alleine) zu kommen, Dir klar zu werden was Du willst und wohin Dein Weg Dich führt.

Du liegst ganz richtig, wenn Du Widersprüche im Leben Deines Freundes siehst. Lass Dich nicht verunsichern. Dein Freund manipuliert - möglicherweise unbewusst - und ist, zumindest zum Teil, zum Sprechrohr seiner Gemeinschaft mutiert. Lieben heisst manchmal auch loslassen und die Entscheidungen des anderen akzeptieren können. Wenn Du möchtest, kannst Du ihn wissen lassen, dass Du immer für ihn da sein wirst. Vielleicht erinnerst Du ihn ab und zu daran, aber lass auch ihn seinen Weg gehen.

Ich wünsche Dir alles, alles Gute und ganz viel Kraft. Du schaffst das!
 
Z
Benutzer138536  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #35
Liebe alle,

vielen, vielen Dank für euren Zuspruch! Ich bin über eure positiven Wünsche bzgl. Jobangebot ganz gerührt :smile: Ich werde mein Bestes geben.

Heute morgen habe ich ihn nochmal gesehen, da wir Kartons mit dem Auto fahren mussten - war lange vorher geplant. Er begrüßte mich wie immer und verhielt sich wie immer. Da noch seine Cousine im Raum war, konnte ich dazu nichts sagen. Er bot mir einen Tee an und Frühstück, ich lehnte dankend ab. Dann versuchte er, mich aufzumuntern, und ich sagte einfach, dass ich das gestern ernst gemeint habe und deswegen nicht gut gelaunt bin. Da war er auf einmal ganz betroffen und sagte: "Ja, ich verstehe das, wenn du das brauchst, solltest du es tun... Es verletzt mich auch nicht." Okay.
Wir trugen dann alles ins Auto und fuhren los. Im Auto hatten wir einen Streit über eine Banalität und ich sprach ihn darauf an, warum er so angespannt sei. Er meinte: "Wie soll ich mich denn deiner Meinung nach verhalten, wenn jetzt Abstand ist?" Womit er Recht hatte. Wutentbrannt entlud er dann die ganzen Kartons und trug sie in die Wohnung.
Ich erbat mir dann noch einmal ein ruhiges Gespräch, in dem ich ihm erklärte, ich wolle selbst die Dinge verarbeiten, die passiert sind, und wieder glücklich in meinem Leben werden. Ich möchte auch nicht mehr alles negativ sehen, was er tut - aber das könne ich nur, wenn ich mir Zeit gäbe. Ich sagte auch, die ganzen Sachen, die herausgekommen seien (Taufe, Konferenzen, etc.) wären für mich ein Flashback in meine letzte Beziehung, wo ich ich betrogen worden war. Damit galt es, umzugehen.
Er sagte zu mir, dass er mir viele Sachen nicht anvertraue - weil er meine, ich könne sie nicht tragen. (Ich würde immer so wütend darauf reagieren: das bedeutet für ihn wohl "nicht tragen können.") Da meinte ich, dass wir derzeit ja auch schon eine Menge tragen (kein Sex, bald Fernbeziehung etc.). Nach kurzem Stutzen stimmte er mir dann zu.
Später im Gespräch meinte er dann noch: "Ich gehe dorthin für UNS, damit UNSERE Beziehung eine Chance hat. Ich werde das durchziehen, knallhart - egal, was DU sagst und alle anderen."
Ich fand das zwar hart, aber wenigstens ehrlich.
(Kennt jemand übrigens die Star Trek-Saga :smile:... Da versucht Anakin Skywalker auch aus Angst um seine Frau größere Kräfte zu erlangen, um sie zu beschützen. Er wird dann letztlich wahnsinnig, wandert zur "dunklen Seite über" und ruft am Ende genau das hervor, was er zu verhindern versucht hat. Sie stirbt. --> Vielleicht ein hinkender Vergleich, aber daran hat mich das Statement erinnert.)

Kurz nach dem Gespräch war ich irgendwie erleichtert, jetzt bin ich es nicht mehr. Ich finde es ziemlich unfair, dass er mir unterstellt, ich könne es nicht tragen. Sonst wäre ich ja wohl nicht mit ihm weiterhin zusammen! Natürlich reagiere ich nicht reif und besonnen auf seine Ankündigungen, sondern weine auch mal, reagiere auch mal kindisch, und frage: "Was soll das?" Weil es für mich unkontrollierbar ist. Aber was ist denn daran bitte "nicht tragen"? Im Endeffekt habe ich weiterhin mitgemacht. Aber ich soll seiner Ansicht nach wohl mit Leib und Seele dabei sein.
...
Na ja, nun sitze ich natürlich hier und heule. Mein Gehirn dreht Negativspiralen. Es ist doch auch krass, wenn er das wirklich für uns macht? Das hat er schon mehrfach betont. Ich verstehe nicht, was er da bisher über eine gute weltliche Beziehung gelernt hat...
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #36
Off-Topic:
*hust* Star Wars *hust* :zwinker:


Inwiefern glaubt er denn daran, dass das EURER Beziehung irgendwas nützen soll? Ich erkenne da keinen Zusammenhang. :confused:

Und es ist auch nicht fair von ihm, wütend über eine Entscheidung von dir zu sein, zu der er dich regelrecht gedrängt hat (du solltest mal weit weg von ihm gehen etc.). Und was die "Tragfähigkeit" anbelangt: In einer Beziehung sollte man sich schon ernst nehmen. Wenn man den Partner für ein kleines Kind hält, das man vor der bösen Wahrheit beschützen muss, ist definitiv etwas nicht im Lot.
 
SchafForPeace
Benutzer12529  Echt Schaf
  • #37
Später im Gespräch meinte er dann noch: "Ich gehe dorthin für UNS, damit UNSERE Beziehung eine Chance hat. Ich werde das durchziehen, knallhart - egal, was DU sagst und alle anderen."
damit belügt er dich doch mindestens genauso sehr, wie sich selbst.
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #38
Oh je...

Weißt du...nimm es nicht wörtlich was er sagt. Vor allem nicht, dass er dir Dinge verheimlicht weil DU sie nicht erträgst. Ich würde ziemlich viel darauf wetten, dass er es SELBST nicht erträgt, wenn er davon erzählt, denn dann müsste er noch mehr auf den Tisch packen.
Dieser Mann ist ein Lügner. Er belügt sich selbst und alle anderen. Er spielt eine Rolle, wenn er in seiner so genannten Gemeinde unterwegs ist und zwar eine, von der er meint, dass die anderen sie gut finden. Bei dir spielt er genau so eine Rolle. Jemand der so tief in seinen eigenen Lügen verstrickt ist, könnte ich nicht mehr vertrauen. Das geht einfach nicht, denn sein Verhalten hat einen Grund und der ist sehr wahrscheinlich in seiner wirklichen Persönlichkeit zu finden, die du vermutlich nie kennengelernt hast. Vielleicht ist sogar der liebevolle Mensch, den du am Anfang kennengelernt hast, nie ganz etcht gewesen.

Ich finde ihn jedenfalls ganz schön gruselig, weil er sich augenscheinlich schon eine ganze Ecke von der Realität weg bewegt hat.

Noch eien Sache möchte ich dir mitgeben: Bitte achte mal genau darauf, wer am Ende von euch beiden Schuld und Arbeit zu tragen hat. Denn alles was du berichtest scheint darauf abzuziehlen, dass DU dich verändern sollst und DU etwas falsch machst. Ich glaube, dass er nichtmal böse wäre, wenn er dich los ist. Nur mit der Schuld kann er selbst nicht leben...vielleicht hofft er darauf, dass du in der Ferne von alleine einen Abgang machst...ist nur so eine Vermutung.

Denn eins will ich nicht: Dass du selbst irgendwann anfängst zu glauben, dass du etwas falsch machst. Ich bin der Ansicht, dass er dringend dirgend eine Therapie bräuchte und zwar mehrere Jahre und dringend von diesen falschen Menschen weg müsste. Aber dass kann nur er enscheiden und niemand sonst auf der Welt.

Egal was bei deinem Umzug genau heraus kommt. Ich finde es super super gut, dass du dieses Job angenommen hast und auch hier wage ich eine kleine Wette: Ich behaupte, dass es dir erstmal schlecht gehen wird...und dann wirst du nach ein paar Monaten auf einmal aufgehen wie die Sonne heute Morgen und uns alle mit deinem Strahlen beeindrucken, weil du endlich frei von Konflikten dein Leben leben kannst und dazu wünsche ich dir wirklich von Herzen alles Gute! :smile:
 
G
Benutzer Gast
  • #39
Super, dass Du das Jobangebot wahrnimmst. Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute!
 
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