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Ichsein - mein Vorsatz fürs neue Jahr...?! :/

C
Benutzer107569  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo ihr,

eigentlich halte ich nicht viel von Vorsätzen, aber dieser hier würde mir wohl wirklich viel bringen. Ich weiß nicht genau, was ich mir hier erhoffe... wohl einfach Zuhörer, Meinungen, Anregungen, vielleicht sogar Tipps.

Kurz vorweg: ich hatte eine harte Zeit und definitiv ein paar mehr Schwierigkeiten als andere junge Menschen in der Jugend, um herauszufinden, wer ich bin, was mich ausmacht, wofür ich mich selbst liebhaben könnte, usw... im Endeffekt bin ich froh, dass alles so gelaufen ist wie es war und konnte all diese Fragen für mich ganz gut klären :smile:

Das Problem ist nur die Anwendung! Ich habe riesige Probleme damit, "Ich" zu sein. Ich weiß nicht, wie ich das verständlich ausdrücken soll... ich finde mich an sich gut so wie ich bin, habe meine Werte und Ideale gefunden (zumindest mehr oder weniger), mag meine Art, meine Interessen... sagen wirs so: würde ich "mir" begegnen, fänd ich mich toll :zwinker: Es ist also nicht das Problem, dass ich nicht wüsste wer ich bin oder gerne wäre oder das was ich bin nicht mag. Ich versuche auch stets eine gute Freundin zu sein, ein ehrlicher und fairer Mensch... natürlich klappen all diese Vorsätze nicht immer zu 100%, aber ich bin mit mir zufrieden.
Außerdem bin ich sehr tolerant gegenüber anderen Menschen, wenn es um deren Ansichten, Interessen, Lebensstile,etc... geht. Es ist sehr schwer, meine Toleranzgrenze zu überschreiten. Meist passiert das nur, wenn jemand gegen meine Grundprinzipien oder Grundwerte verstößt und kommt sogut wie nie vor.

Allerdings habe ich umgekehrt immer Angst, vorverurteilt oder missverstanden zu werden. Ich fühle mich absolut schnell minderwertig! Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, der/die meine Meinung missbilligt, oder ich das Gefühl bekomme, dass mich mein Gegenüber komisch findet, oder irgendwas derartiges, bin ich sofort in einer totalen "Hündchenhaltung" und "so klein mit Hut".

Schlimm ist das besonders bei Menschen, von denen ich weiß, dass ich ihnen zwangsläufig wieder begegnen werde. Ich habe zum Beispiel relativ frisch zwei neue Mitbewohner in meiner WG, die ich noch nicht so gut kenne, außerdem treffe ich immer wieder in der Uni, einer Art Verein und über Freunde neue Leute... bei all diesen gibt es diese Problematik. Ich bin unruhig, unentspannt, überlege was ich sage, was die wohl denken und bin einfach verkrampft, weil ich Angst habe, dass sie ein falsches Bild bekommen. Was passiert? Genau: sie bekommen erst recht ein falsches Bild, weil ich es auch völlig falsch vermittle.

Bei komplett Fremden (die ich nicht mehr wiedersehe bzw. es mir offen steht) und bei sehr guten Freunden ist es absolut nicht so und ich bin einfach so wie ich bin, straight on. Ich lerne auch immer gerne neue Leute kennen, spreche auch gern und viel von mir, habe keine Schwierigkeiten, Leute zu treffen... ich bin alles in allem vielleicht etwas schüchtern zu Beginn, aber das legt sich rasch.

Dieses Problem nervt mich tierisch, vor allem, weil meine Gedanken permanent darum kreisen. Ich habe tierische Angst, missverstanden oder verurteilt zu werden. Wenn ich beispielsweise einen One Night Stand habe (was sogut wie niemals bei mir vorkommt), habe ich Angst, dass das diverse Leute mitbekommen könnten, weil ich mich frage, was die dann denken, ob geredet wird usw... das ist total absurd, weil ich selbst ONS für absolut nix verwerfliches halte und von einem guten Teil der Leute sogar weiß, dass sie auch welche haben usw... wieso sollten sie mich also dafür verurteilen? Das Gefühl ist dennoch da. Ich bin auch ein eher komplizierter Mensch im Inneren, etwas sensibel, habe ein Faible für Melancholie und einige Dinge, die nicht jeder liebt - auch damit halte ich gerne zurück, obwohl ich lieber mein ganzes Ich mit allen Facetten präsentieren würde, weil ich Angst habe, schräg angeguckt zu werden.

Es ist also ein dauerndes hin und her in mir zwischen "Dinge verbergen", um nicht komisch aufzufallen und "alles preisgeben", um nicht missverstanden zu werden...

In der Theorie ist alles so einfach und wenn ich meinen Freunden so zusehe, sind die meisten auch gerade raus und fahren damit gut. Sie machen sich halt auch keinen Kopf. Ich glaube, ich komme gerade aufgrund meiner vielen Grübelei und Selbstzensur oft komisch rüber... das will ich nicht. Und dennoch hab ich immer so ein beklemmendes Gefühl, wenn ich auf dem "Prüftstand" stehe oder mich so fühle. Wenn ich gar Stress mit jemandem habe, wird es noch schlimmer. Mir ist klar, dass man nicht von jedem gemocht werden kann und es immer mal jemanden gibt, der über einen redet, und ich finde mich selbst ja auch durchaus mögenswert... doch trotz all meiner eigenen Toleranz scheint etwas in mir zu glauben, dass es für mich dort draußen garkeine gibt!? Ich bin einfach total unsicher und ängstlich und in meinem Kopf dreht sich ein riesiges Rad im Kreis.

Kennt das vielleicht jemand? Was ist mein Problem? Und was könnte ich dagegen tun?
 
Bane
Benutzer79269  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Vorweg, man sollte nicht alles von sich Preis geben, sei es vor Freunden oder sogar vor der eigenen Familie. Du bist wer du bist und das ist ja von deiner Aussage her so gut wie es ist. Das jeder unterschiedlich lang braucht mit anderen offener zu werden ist ja in meinen Augen auch nicht ungewöhnlich, kenne ich selber. Und ich würde mir weniger Gedanken machen was andere über einen Denken und somit Angst haben das man sich falsch darstellt/gibt selber.
 
C
Benutzer107569  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #3
Vorweg, man sollte nicht alles von sich Preis geben, sei es vor Freunden oder sogar vor der eigenen Familie. Du bist wer du bist und das ist ja von deiner Aussage her so gut wie es ist. Das jeder unterschiedlich lang braucht mit anderen offener zu werden ist ja in meinen Augen auch nicht ungewöhnlich, kenne ich selber. Und ich würde mir weniger Gedanken machen was andere über einen Denken und somit Angst haben das man sich falsch darstellt/gibt selber.

Hallo Bane,

danke fürs Lesen und deine Antwort... du hast natürlich Recht - alles preisgeben muss und sollte man nicht, das tu ich auch bestimmt nicht. Aber ich möchte eben nicht immer darüber nachdenken, was ich nun wem sage, weil es so und so ankommen könnte, sondern einfach mal ich sein und mir keinen Kopf machen. Ich bedenke quasi automatisch vorher schon, was mein Gegenüber wohl davon halten könnte, wenn ich nun dieses oder jenes preisgebe. Und gewisse Dinge will ich einfach eigentlich mitteilen, damit man mich eben als den Menschen wahrnimmt, der ich bin. Es fällt mir da halt extrem schwer, das richtige Maß zu finden bzw. mir darüber nicht den Kopf zu zerbrechen.

Das weniger Gedanken darüber machen, was andere Denken ist wohl der Knackpunkt. Die Frage nur, wie man das lernt...
 
Bane
Benutzer79269  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #4
Das weniger Gedanken darüber machen, was andere Denken ist wohl der Knackpunkt. Die Frage nur, wie man das lernt...

Mh Choua, ob man es lernen kann weiß ich auch nicht. Mir geht es nur bei bestimmten Situationen wie z.B. Bewerbungsgespräche so, da mache ich mir auch Gedanken drüber wie ich rüber komme oder halt wirke als Mensch auf den anderen. Aber sonst im Leben ist es mir relativ egal, das ist halt von Mensch zu Mensch unterschiedlich und wenn man es ändern will glaub ich muss man sich selber da etwas ändern, muss ja nicht gravierend sein was das betrifft. Einfach nur das du dir da den Kopf nicht so deswegen kaputt machst sag ich mal.
 
You And Me
Benutzer98634  Verbringt hier viel Zeit
  • #5
Hi Choua. Es ist glaube ich wichtig, ausgeglichen zu sein in der Sache, die dich beschäftigt. Sich zu viel Gedanken darüber zu machen, was andere denken und wie man rüberkommt, ist genauso suboptimal wie bei jedem einfach drauflos zu reden.
 
M
Benutzer46012  Verbringt hier viel Zeit
  • #6
Ich kenne es sehr gut von mir, dass ich zuviel darüber nachdenke, was andere von mir halten könnten. Allerdings ist es im Laufe der Zeit weniger geworden.
Versuche mal darüber nachzudenken woher diese Unsicherheit kommen könnte. Solche Ängste entstehen normalerweise, wenn man in der Kindheit oder Pubertät schlechte Erfahrungen mit solchen Kontakten gemacht hat.
Versuche zu deiner Unsicherheit zu stehen. Es ist nichts schlimmes unsicher zu sein, denn jeder Mensch hat seine Ängste oder Situationen in denen er unsicher ist. Rede dir ein, dass deine Sorgen darum, was die Anderen von dir denken könnten nicht real sind. Wenn sie dich aus irgenteinen Grund ablehnen, liegt es mit großer Sicherheit nicht daran, dass du unsicher warst. Denn soetwas sollte andere Menschen nicht stören, und wenn es sie doch stören sollte, sind sie zu dumm für dich. Niemand schaft es bei jedem einen guten Eindruck zu hinterlassen und die Menschen mögen dich auch nicht weniger, weil du eine andere Meinung hast. Du kannst auch jeder Zeit deine Meinung ändern.
Sei dir bewusst, wie sehr es dir besser gehen würde wenn du deine Ängste überwindest und belohne dich wenn du es geschaft hast weniger zu grübeln. Es wird seine Zeit dauern, bis diese Ängste verschwinden.
Auch wenn du vor unsicherheit mal etwas falsches gesagt hast, ist es auch kein Weltuntergang.
 
F
Benutzer95152  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #7
Als ich deinen Thread gelesen habe dachte ich mir so: "Ich kann das soo gut nachvollziehen" :zwinker: es war eine ganze Zeit lang bei mir genau so, mittlerweile weniger aber e ist immer noch machnmal ein Thema!

Ich für meinen Teil bin mittlerweile bei der Einstellung angelangt "Ich bin so wie ich bin - wer damit nicht klarkommt kann mich mal gern haben :grin:" grob gesagt zumindest. Ich lasse mich einfach nicht mehr von den Gedanken was andere von mir halten aus der Fassung bringen. Das kann ich in dieser Situation nur empfehlen, es so zu sehen das du DU bist, und nicht der/diejenige wie andere dich möglicherweise gutfinden könnten.
Naja es kann schon schwer sein wenn das Selbstbewusstsein manchmal nicht gerade der Fels in der Brandung ist, aber auch wenns sich pessimistisch anhört "That's life!"
Und komm ja niemals auf die Idee dir von irgendwem ansatzweise einreden zu lassen das du so wie du bist nicht gut bist, Du bist nunmal wie du bist, und kein anderer kann dir vorschreiben wie du zu sein hast.

Naja vielleicht hab ich nun das ein oder anderre unglücklich formuliert, und es ist nicht so rübergekommen wie es sollte - aber das ist nunmal mein unglückliches Talent :zwinker:
Du kannst wenn du irgendwelche Ratschläge haben willst sicherlich auch mal schreiben, vor allem da ich recht gut nachvollziehen kann wie es dir geht :zwinker:

Dennoch schönen Wochenanfang und natürlich Frohes neues Jahr

Frank
 
radl_django
Benutzer48403  (54) SenfdazuGeber
  • #8
Ich hatte mir früher auch allemögliche Gedanken gemacht, was andere von mir denken könnten, was sie von mir erwarten.
Ich bin aber irgendwan zum dem Schluss gekommen: Egal wie man's macht, man wird nie jedem und allen gerecht. Nach dieser Erkenntnis sage ich mir: Es ist mir völlig latte, was andere von mir denken; Entweder man nimmt mich, wie ich bin, oder man lässt es bleiben.
Seitdem lebe ich auch viel unbeschwerter, und es fällt mir viel leichter, mit Leuten in Kontakt zu kommen und neue Bekanntschaften zu machen.

Ich muss aber sagen, dass man aber diese Erkanntnis erst im fortgeschrittenen Alter macht, von daher kann ich meine Einstellung nicht mal so eben auf Dich übertragen.

Aber Du wirst sehen, auch bei Dir kommt irgendwann der Tag, wo Du denkst: Scheissegal, ich bin wie ich bin, die einen mögen mich, die anderen können mich :zwinker:
 
C
Benutzer107569  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #9
Erstmal danke euch allen für eure Beiträge!!
Mh Choua, ob man es lernen kann weiß ich auch nicht. Mir geht es nur bei bestimmten Situationen wie z.B. Bewerbungsgespräche so, da mache ich mir auch Gedanken drüber wie ich rüber komme oder halt wirke als Mensch auf den anderen. Aber sonst im Leben ist es mir relativ egal, das ist halt von Mensch zu Mensch unterschiedlich und wenn man es ändern will glaub ich muss man sich selber da etwas ändern, muss ja nicht gravierend sein was das betrifft. Einfach nur das du dir da den Kopf nicht so deswegen kaputt machst sag ich mal.
Bei Bewerbungsgesprächen und so spielt es ja auch eine Rolle und ist nachvollziehbar und vernünftig, in anderen Situationen weniger. Ich finde ganz rational machst du das alles richtig. So sehe ich es ja in der Theorie auch, finde nur den Weg zur Praxis noch nicht.

Hi Choua. Es ist glaube ich wichtig, ausgeglichen zu sein in der Sache, die dich beschäftigt. Sich zu viel Gedanken darüber zu machen, was andere denken und wie man rüberkommt, ist genauso suboptimal wie bei jedem einfach drauflos zu reden.
Sehe ich auch so! Wie gesagt, theoretisch ist das alles glasklar. Ich würde das auch so jedem anderen und auch mir raten, ich weiß nur nicht, wie ich es in die Tat umsetzen soll.

Versuche mal darüber nachzudenken woher diese Unsicherheit kommen könnte. Solche Ängste entstehen normalerweise, wenn man in der Kindheit oder Pubertät schlechte Erfahrungen mit solchen Kontakten gemacht hat.
Hmmm, eine gute Frage, woher sowas kommt. Das frage ich mich auch. Ich hatte eine "bindungsschwierige" Kindheit bzw. war ein totales Sensibelchen, allerdings war ich was das betrifft schon immer so, auch als Kind. Nur in der Pubertät war ich eine Weile garnicht so und sehr laut, zum Teil auch vorlaut, wild und habe mir keinerlei Gedanken um sowas mehr gemacht - diese Phase hielt weder lange an, noch hat sie mir irgendwelche spürbaren Nachteile gebracht. Es ist also subjektiv für mich so als würde mir das Innewohnen.

Zum Anderen was du gesagt hast: natürlich muss mich auch nicht jeder mögen, ich mag ja auch nicht jeden. Und den Anspruch hab ich auch garnicht bzw. ich weiß auch, dass ich garnicht so oft abgelehnt werde, ich habe nur die Befürchtung und irgendwie das innerliche Gefühl, wenn ich "loslasse" und das nicht gedanklich kontrolliere, entgleitet es mir...

Ich für meinen Teil bin mittlerweile bei der Einstellung angelangt "Ich bin so wie ich bin - wer damit nicht klarkommt kann mich mal gern haben :grin:" grob gesagt zumindest. Ich lasse mich einfach nicht mehr von den Gedanken was andere von mir halten aus der Fassung bringen. Das kann ich in dieser Situation nur empfehlen, es so zu sehen das du DU bist, und nicht der/diejenige wie andere dich möglicherweise gutfinden könnten.
Danke für deinen Beitrag, Frank! :smile: Ich mag deine Einstellung und gedanklich teile ich sie voll und ganz. Was mich interessieren würde... gibt es bei dir einen Unterschied bei den Personen, also wie sie zu dir stehen, so wie bei mir? Denn völlig Fremden gegenüber bin ich auch so... offen, stabil, einfach ich und ich gebe dann auch genau die richtige Menge von mir preis (empfinde ich) und stehe auch dazu. Es gab sogar mal eine Situation, da saß ich mit 5 bis dato Fremden am Tisch und habe eine doch eher private Sache diskutiert (es ging generell darum, wie man mit einer bestimmten Situation umgehen würde) und alle 5 anderen konnten meine Meinung/Empfindung weder teilen noch verstehen. Ich blieb trotzdem standhaft, habe meinen Standpunkt klargemacht usw... da geht das. Aber bei Leuten, mit denen ich irgendwie ein Umfeld teile, wie zum Beispiel meine neuen Mitbewohner, Leute aus meinem Club, meinen Seminaren.... da stelle ich plötzlich jede Kleinigkeit, die ich sage oder mache in Frage. Weil ich wohl nicht möchte, dass ich irgendwie generell in eine Schublade komme, oder man über mich in meiner Abwesenheit spricht ... mein Gedankengang ist da absurd und dessen bin ich mir bewusst, aber er ist halt da.

Aber Du wirst sehen, auch bei Dir kommt irgendwann der Tag, wo Du denkst: Scheissegal, ich bin wie ich bin, die einen mögen mich, die anderen können mich :zwinker:
Wie oben schon gesagt, weitestgehend seh ich das auch so. Aber mein Problem sind die Leute, mit denen ich weiterhin quasi Umgang haben "muss" oder die beispielsweise im selben größeren Bekanntenkreis sind usw... machst auch du da keinen Unterschied?




Ich habe das Thema passend zu Silvester mal bei meinen engeren Freunden angesprochen und deren Empfindung war ganz interessant. Mir wurde - wie auch früher schon öfter - gesagt, dass man mich für über-tolerant und extremst empathisch hält und ich glaube, dass vor allem das letztere vielleicht eine Rolle spielt. Ich merke meist recht schnell, wie mein Gegenüber "tickt" und glaube dann auch ein Gefühl dafür zu haben, was nun besser und was weniger gut aufgenommen würde, was verstanden und was nicht. Meist liege ich damit auch ganz gut. Lieber wäre mir, dieses Empfinden nicht zu haben, denn 1. kann es irren, 2. habe ich es garnicht bei jeder Person und bin dann umso irritierter, wenn ich jemanden nicht einschätzen kann und 3. wäre ich lieber völlig unvoreingenommen authentisch. Ersteres, die große Toleranz, resultiert vielleicht ein bisschen daraus, dass ich mir die eben selbst wünsche.

Ich verstehe mich da einfach selbst nicht. Ich spreche auch manchmal mit Leuten aus dem Freundeskreis über nicht-anwesende Dritte und auch mal kritisch - trotzdem mag ich diese Dritten und würde mir nicht anmaßen, über sie zu urteilen oder sie zu verurteilen. Bei mir allerdings habe ich diese Angst immer. Meine Freunde bauen auch mal Mist und ich verzeihe es ihnen, bewegen sich in moralischen Grauzonen oder haben Durchhänger... bei mir habe ich das Gefühl, würde das alles kritischer gesehen. Selbst wenn sich jemand daneben benimmt, fühle ich mich meist in die Person und versuche zu sehen, was jemanden so weit gebracht hat usw....
Wenn ich doch so ein empathischer und toleranter Mensch zu sein scheine, wieso wohnt mir dann das Gefühl inne, dass meine Mitmenschen beides absolut garnicht besitzen, wenn es um mich geht??
 
C
Benutzer44735  (43) Verbringt hier viel Zeit
  • #10
Ich kenne Dein Problem. Sehr gut sogar.
Ich erzähle Dir kurz etwas dazu.

Fast mein ganzes bisheriges Leben hab ich damit zugebracht anderen zu gefallen. Weil ich einfach dauernd darüber nachgedacht habe, wie mein Verhalten bei anderen ankommt und dass die ja chlecht von mir denken könnten.
Natürlich musste das schief gehen.

Vor einigen Monaten habe ich quasi einen Nebenjob angefangen, wo mir egal war, ob die mich gut finden, wie ich tatsächlich bin, oder eben auch nicht. Wenn ich dort nicht gut ankomme, dann lass ich das Ganze eben wieder sein, dachte ich mir.
Aber was sollte passieren? Was hatte ich wirklich zu verlieren?
So wie Du finde ich mich selbst total knorke und hätte mich selbst gerne als Kumpeline.

Also hab ich mich dort nie bemüht ein konstruiertes Bild von mir an die anderen zu vermitteln. Ich war einfach so, wie mir halt grad zumute war. Ich bin nett, lustig, schlagfertig, freundlich....was soll da schiefgehen? Warum sollen die anderen das nicht mögen?

Die Konsequenz meines natürlichen Verhaltens ist eine ganz erstaunliche: die Kollegen, mit denen ich zusammen gearbeitet habe, finden mich klasse. Mir wurde von der Obrigkeit nahegelegt, mich dort zu bewerben, weil die ausschließlich Gutes von mir hören, was die auch immer wieder betonen.
Die Kollegen haben alles darangesetzt, dass ich genommen werde. Ich wurde regelrecht abgeworben. Nun fange ich am 1.2. fest dort an und gebe dafür meine alte Stelle auf. :eek:
Und das fast nur, weil ich so bin wie ich eben bin :smile:

Ziemlich oft wurde mir gesagt "Ich würde mich sehr freuen, wenn Du fest bei uns anfangen würdest!"

Und nun hab ich den Job, den ich selbst auch unbedingt wollte! :grin:

Das ist doch ein sehr schönes Beispiel dafür, dass es nur gut sein kann, wenn man selbst mit sich im Reinen ist und das auch nach außen hin zeigt, oder? :jaa:

Also, was hast Du zu verlieren?
 
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