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Keine Kraft meinen Freund immer zu unterstützen :(

B
Benutzer153657  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo Zusammen :smile:
Ich melde mich hier auch mal zu Wort, nachdem ich lange Zeit nur stille Mitleserin war. Und zwar geht es um meinen Freund. Dazu muss ich ein wenig ausholen:
Ich (23) und mein Freund (26) studieren beide das Gleiche und haben uns auch darüber kennen gelernt. Wir sind seit fast einem dreiviertel Jahr zusammen und in unserer Beziehung läuft alles echt super. Das war nicht immer so, mein Freund leidet immer mal wieder unter Depressionen und ist auch schon lange in Behandlung (welche allerdings so gut wie abgeschlossen ist). Durch die Therapie hat er gelernt, wie er mit den Depressionen umgehen kann und auch wieder da raus findet. Er war von Anfang an offen zu mir und hat mir erklärt was dann genau in ihm vorgeht. Dadurch habe ich die Krankheit ein bisschen mehr verstanden und kann ihm (so gut es geht) helfen, die depressiven Phasen zu überstehen. Natürlich hat mich das auch immer selbst runtergezogen, dass er so leiden muss und man selbst kaum was machen kann, damit es ihm besser geht. Die letzte Phase ist jetzt ca. 3 Monate her. So weit so gut.

"Mein" Problem zur Zeit ist allerdings, dass er sehr selbstmitleidig (gibt es das Wort eigentlich?) ist.
Als Beispiel: da wir Studenten sind, haben wir natürlich nicht das meiste Geld zur Verfügung. Er hätte aber gerne ein neues Handy, würde gerne mal in den Urlaub fliegen, Motorradführerschein machen etc. Also auf seiner Wunschliste stehen viele sehr teure Dinge, die er sich nicht leisten kann. Das zieht ihn ziemlich runter und ich darf mir mehrmals am Tag anhören, wie unfair das ist (andere Leute in unserem Alter können sich sowas schon leisten). Dazu muss gesagt sein, dass er dieses "Leben" schon kannte, da er vor dem Studium eine Ausbildung gemacht hat und dann ein halbes Jahr in dem Beruf gearbeitet hat und auch gutes Geld verdient hat. Ich versuch ihm dann immer die positiven Seiten des Lebens zu zeigen (von wegen Geld ist nicht alles, freu dich über die kleinen Dinge oder nach dem Studium wird alles besser, dann verdienen wir viel Geld usw.). Oder ich erkläre ihm, dass, wenn er mehr arbeiten würde, auch mehr Geld dabei rauskommt. Er hat zwar einen Job, allerdings ist das mehr ein "Arbeiten auf Abruf" bei geringem Stundenlohn. Darüber beschwert er sich auch, doch um sich einen anderen Job zu suchen ist er schlichtweg zu faul und auch zu "verwöhnt". Verwöhnt, weil er kaum einen Job machen möchte (keine körperliche Arbeit, keine Flyer verteilen, nicht kellnern, keine administrativen Aufgaben). Das schränkt die Suche natürlich extremst ein. Ich suche ihm dann Jobangebote raus, doch wie gesagt, bei den eingeschränkten Kriterien gibt es nicht allzu viel.
Nächster Punkt ist das Studium. Wie schon erwähnt ist er ziemlich faul, weswegen sich jetzt ziemlich viele Klausuren angehäuft haben, die er in vorigen Semestern geschoben hat. Er ist wirklich nicht dumm, nur total faul! An dem Berg von Klausuren verzweifelt er. Redet sich ein, dass er dumm ist und das alles eh nicht packt; dass er das Studium dann auch gleich knicken kann. Ich rede ihm diese negativen Gedanken immer so gut es geht aus und zeig ihm, was er schon alles erreicht hat. Ich unterstütze ihn im Studium wo ich kann (besuche Vorlesungen mit ihm, obwohl ich die jeweilige Klausur nicht mehr schreiben muss, damit er nicht alleine da sitzt; ich lerne mit ihm; schreib ihm einen Wochenplan, mit fest eingeteilten Lernzeiten usw.).
Das alles ist für mich auf die Dauer sehr anstrengend. Ich kann ihn nicht immer motivieren oder ihm die negativen Gedanken ausreden, mir fehlt da einfach die Kraft (und auch die Nerven) für.
Das einzige wo er voll und ganz hinter steht und sich auch super selbst bei motivieren kann, ist sein Sport (Fitnessstudio). Er hat da sogar mich überzeugt, mich auch dort anzumelden. Ist also, was diesen Punkt betrifft, verkehrte Welt.

Nochmal kurz eine Zusammenfassung:
Er sieht immer das negative in allem, die Welt ist generell gegen ihn --> ich versuch ihn aufzumuntern, das positive zu zeigen
Er ist faul --> ich versuch ihn zu motivieren
Er hat Probleme im Studium --> ich unterstütz ihn wo ich kann
Ihn nervt sein Job --> ich such für ihn neue Jobangebote

Ich hoffe ihr habt mein Problem verstanden (war ja doch ein ziemlich langer Text) und vielleicht hat der ein oder andere einen Tipp, wie ich es ihm (und mir) leichter machen kann. Und bitte versteht mich nicht falsch, er ist wirklich der tollste Mensch, den ich kenne (auch wenn er hier ziemlich schlecht wegkommt)! Er sieht ja auch selber ein, dass sich das ändern muss, aber er verfällt viel zu schnell wieder in alte Muster :frown:

Vielen Dank und liebe Grüße,
BlueFlower
 
iShares
Benutzer157782  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Ich wüsste nicht was du noch tun könntest, was du nicht schon getan hast...
 
S
Benutzer157504  Verbringt hier viel Zeit
  • #3
Du kannst die das leichter machen wenn du nicht seine mama spielstt. Er will studieren und Geld haben dann muss er das auch machen und zwar selbst nicht weil seine mama Freundin ihn tritt und tröstet und schuvst und an die Hand nimmt. Wenn er das nicht kann ist das Studium vielleicht nichts für ihn oder er braucht noch mehr Therapie aber du bist nur seine Freundin und nicht seine erzieherin
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #4
ich befürchte, du wirst nicht viel mehr tun können - aber vielleicht weniger. fakt ist ja: durch sein gejammer macht er nichts besser, aber so einiges schlechter. nicht nur für sich selber, auch für dich.
ich würde dir eher raten ihm sein gejammer jeweils direkt abzuschneiden - zum beispiel mit: "bei wie vielen stellen haste dich diese woche beworben? bei keiner? dann halt einfach den mund... ich kanns nicht mehr hören!" - das wäre so meine methode. ich mein: ihm bei allem helfen, stellenangebote raussuchen, mit ihm vorlesungen besuchen, wochenplan schreiben... hast du bei ihm eine stelle als mutti angenommen? in meinen augen hast du da die schwelle zwischen "helfender freundin" und "verantwortlicher mutti" schon längst überschritten. du merkst jetzt, dass es dich fertig macht... und ihm hilft es auch nicht: ist ja nicht damit getan, klausuren zu bestehen - das wichtigste am erwachsen-werden ist, dass man sowas selber hinbekommt.

ich sage garnichts dagegen, wenn jemand zeitweilig mal hilfe braucht, das passiert nahezu jedem. trotzdem ists höchste zeit, dass er sein leben mal wieder selber in die hand nimmt und nicht alles auf deinen schultern lastet.

solche aktionen sind übrigens ein absoluter killer für partnerschaftliche gefühle, wenn man den menschen, den man eigentlich gerne als seinen gleichberechtigten partner sehen will, permament ans händchen nehmen muss.
ich habs schonmal so weit getrieben dass ich sagte "ein kind bekommen? mit ihm? ich hab doch schon nen kind... ihn." :zwinker:
 
Ganzneuhier99
Benutzer154731  (42) Sehr bekannt hier
  • #5
Hast du dich mit Depression beschäftigt? Gibt es Selbsthilfegruppen für Angehörige in deiner Nähe?

Ich kenn mich ja damit nicht aus, aber für mich klingt es, als würdest du schon viel zu viel tun. Du lebst ja quasi sein Leben für ihn. Das muss er aber irgendwann mal alles selber auf die Reihe kriegen, wenn er ein eigenständiges Leben führen will.
Je eher, desto besser. An deiner Stelle würde ich also eher weniger tun als noch mehr.
 
B
Benutzer153657  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #6
Danke erstmal für eure Antworten!

ich würde dir eher raten ihm sein gejammer jeweils direkt abzuschneiden - zum beispiel mit: "bei wie vielen stellen haste dich diese woche beworben? bei keiner? dann halt einfach den mund... ich kanns nicht mehr hören!" - das wäre so meine methode.

Hmm, ja im Prinzip hast du ja recht, aaaaaber ich kann nie im Leben so hart zu ihm sein. Dafür bin ich einfach nicht der Typ.

Natürlich habt ihr alle Recht, dass ich von der "Mutti"-Rolle weg muss. Das seh ich ja auch ein.
Nur je weniger ich ihn unterstütze, desto größer wird das Gejammer! Das heißt nicht, dass er verlangt, dass ich das alles für ihn mache. Ganz im Gegenteil, ihm ist bewusst, wie viel ich mache, er weiß das auch sehr zu schätzen und bedankt sich auch immer dafür. Allerdings kommen dann auch direkt wieder die negativen Gedanken, dass ich viel zu gut für ihn bin und er mich nicht verdient hat. Es ist gewissermaßen ein Teufelskreis.
Seine Therapeutin sagt ihm auch immer, dass er einfach mal in den sauren Apfel beißen und die unschöne Dinge einfach mal abarbeiten muss. Aber ansonsten ist sie dort auch mit ihrem Latein am Ende.
Vielleicht sollte ich das auch mal tun (in den sauren Apfel beißen), die Unterstützung langsam etwas einschränken und das Gejammere einfach aussitzen?

Und ja, ich habe mich mit Depressionen beschäftigt, aber mich noch nicht nach Selbsthilfegruppen umgesehen. So schlimm ist es für mich auch (noch) nicht.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #7
Nur je weniger ich ihn unterstütze, desto größer wird das Gejammer!
und warum? hast du dich - oder ihn - das mal gefragt?

Allerdings kommen dann auch direkt wieder die negativen Gedanken, dass ich viel zu gut für ihn bin und er mich nicht verdient hat.
:kopfwand: sowas ist doch echt zum kotzen.
ich will ihm keine böse absicht unterstellen, mag sein dass es unterbewusst ist... aber damit hat er dich ja voll am wickel. sei weiter meine liebe, fürsorgliche, geduldige mami, oder ich sorg dafür dass es dir richtig scheisse geht. dann blockst du was ab, weils dir zuviel wird (verständlicherweise! - du hast ihn, glaube ich, nicht adoptiert... und selbst wenn: er ist ü-18!) und darfst du ihn dann erstmal trösten und aufbauen...

So schlimm ist es für mich auch (noch) nicht.
noch. richtig. das kommt schleichend... bis man den partner irgendwann tatsächlich in der kind-rolle (und/oder sich selber in der mutter-rolle) sieht und jede anziehung stiften geht.. und danach die liebe. bis man, aus reinem selbstschutz, nurnoch wut und abscheu empfindet.

angenommen, du ständest jetzt schon vor der wahl, hart zu sein und ihn auflaufen zu lassen - und damit eure beziehung vielleicht noch zu retten - oder weiterzumachen bis du nurnoch negative gefühle ihm gegenüber hast... was würdest du wählen? wähle, solange du noch eine wahl hast.
 
Kokiri
Benutzer157013  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #8
Und ja, ich habe mich mit Depressionen beschäftigt, aber mich noch nicht nach Selbsthilfegruppen umgesehen. So schlimm ist es für mich auch (noch) nicht.

Die Frage, die du dir stellen solltest, ist aber: Will ich so lange warten, bis es wirklich richtig schlimm ist? Eventuell kann man dir in einer solchen Gruppe Tipps geben oder dich (emotional) so weit untestützen, dass es gar nicht erst bis zu dem Punkt kommt.
 
I
Benutzer144428  (30) Meistens hier zu finden
  • #9
Ich hatte in meiner Jugend selbst eine Depression, deswegen kenne ich diese negativen Gedanken sehr gut. Leider ist es so, dass du dir die Zunge taubreden kannst, ein depressiver Mensch hat einen solchen Dickkopf, dass er dir keines deiner Worte glaubt. Wenn du ihm sagst, dass er toll ist, dann bedeutet das für ihn "das sagt sie nur, weil sie es hasst wenn ich ein Trauerkloß bin und jammere", wenn du ihn nicht aufbaust ist es "ich bedeute ihr nichts, mein Leid ist ihr egal", wenn du ihn unterstützt ist es "ich bin zu nichts nütze, mir muss so viel geholfen werden", wenn du ihn nicht mehr unterstützt ist es "jetzt hat sie mich satt, nichtmal sie will mir noch helfen". Leider kannst du an diesen Gedanken von ihm nicht das geringste ändern, das kann nur er selbst.
Ich weiß aber leider auch nicht wie man ihm da helfen könnte, ich weiß nur wie ich mich selbst dazu bringen kann schlechte Gedanken zu meiden. Ich weiß, dass nichts funktionieren kann, wenn er nicht wirklich mitmacht, wenn er nicht bereit ist seinen Dickkopf zu überwinden (was sehr schmerzhaft ist, aber man lernt diesen Schmerz zu ignorieren).

Du stehst jetzt also vor einem Problem: Dein Freund könnte sich jederzeit bessern (bzw. seine Depression könnte sich bessern), aber das kann auch getrost noch Jahre so weitergehen. Du kannst diese Entwicklung ganz augenscheinlich nicht beschleunigen (oder ist das alles schon besser geworden?). Du kannst ihn entweder verlassen oder bei ihm bleiben.
Ich persönlich würde die Entscheidung daran ausmachen, wie sehr dich das belastet. Bist du schon selbst am Rande einer Depression? Oder könntest du so auch locker noch fünf Jahre durchstehen?
 
B
Benutzer153657  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #10
Oha, ziemlich harte Worte Nevery Nevery . Ich verstehe was du mir sagen willst, aber ich bin mir sicher, dass er sich nicht bewusst so verhält und er würde nie "dafür sorgen, dass es mir so richtig scheiße geht"!! Im Gegenteil, er verwöhnt mich und unterstützt mich auch bei allem (und das macht er nicht um mich bei Laune zu halten). Abgesehen von diesem Gejammer führen wir eine sehr harmonische und ausgeglichene Beziehung!
Ich vermute (bzw. bin mir sicher), dass sein Verhalten auf die Depressionen zurück zu führen ist. Auch wenn er grade keine depressive Phase hat, sitzt doch diese negtive Denkweise sehr tief verankert. Deshalb denke ich, dass I InLoveIWonder seine Gedankengänge sehr gut dargestellt hat.
Ich werde ihn auf gar keinen Fall verlassen. Ich selbst bin auch noch sehr weit von einer Depression entfernt. Eigentlich nervt es mich "nur" und ich bin müde, ihn immer aufzumuntern. Wirklich fertig macht mich nur, wenn er wieder depressiv ist. Depressionen halte ich auf dauer nicht aus, dieses Gejammer könnte ich vermutlich ignorieren aber es wäre halt schön, wenn es aufhört :grin:
 
U
Benutzer96466  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #11
dieses Gejammer könnte ich vermutlich ignorieren aber es wäre halt schön, wenn es aufhört

Dein Threadtitel hört sich anders an.

Wie ist denn der Stand bzgl. Therapie und Medikamente? Ist er eingestellt, oder ist das nicht nötig?
 
B
Benutzer153657  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #12
Dein Threadtitel hört sich anders an.

Ja das ist mir beim Schreiben auch aufgefallen. War vielleicht ein wenig drastisch formuliert. Keine Lust oder genervt trifft es vielleicht besser.

Wie ist denn der Stand bzgl. Therapie und Medikamente? Ist er eingestellt, oder ist das nicht nötig?
Er war ca. 1 Jahr auf Medikamenten, diese wurden aber schon vor über einem Jahr abgesetzt. Generell ist er Medikamenten gegenüber offen, allerdings ist es absolut nicht nötig zur Zeit. Er ist ja nicht depressiv sondern einfach nur sehr selbst mitleidig. Seine depressiven Phasen (die während der letzten 9 Monate nur noch 2 Mal auftraten) dauern auch nur noch ca. 2 Wochen und da kommt er auch weitestgehend alleine wieder raus.
 
L
Benutzer156002  (41) Verbringt hier viel Zeit
  • #13
Also ich kann meinen Vorrednern da nur zustimmen, du solltest m.M.n auch mal die harte Seite zeigen. Vielleicht nicht von 0 auf 100, aber ihm beim nächsten Mal gejammer über teure Sachen doch sehr deutlich machen, dass er auch sich nen anderen Job SELBST suchen kann. Er ist erwachsen und sollte sich versuchen zu bessern. Dass er in Therapie ist ist super. Ich kenne mich mit Depressionen nicht aus, aber ich würde nicht jedes Verhalten auf die Depressionen schieben, so entschuldigst du ihn und setzt dich selbst unter Druck ihm wieder zu helfen. Eigentlich redest du dir sein Verhalten doch schön und wenn du hart wärst, wärst du ja die Böse.

Also mich würde das auf Dauer belasten, vor allem wenn ich keine Besserung sehe. Stell dir mal die Frage, ob du das noch X Jahre akzeptieren und "durchahtelten" würdest und ihn dann immer noch bedingungslos liebst? Du bist seine FREUNDIN nicht seine Mami, sorry aber meine Liebe würde da wahrscheinlich schleichend schwinden, denn ein wenige Selbständigkeit darf es doch sein..

Stell dir nur die Zukunft vor, wie das alles aussehen würde mit nem richtigen 40h Job, nen Haus und Kinder? Wieviel machst du und wieviel er?
 
I
Benutzer144428  (30) Meistens hier zu finden
  • #14
Ich glaube was dir nicht klar ist, ist dass er im Moment immernoch eine Depression hat. Diese Phasen die er hat treten nur auf, weil die Krankheit selbst noch nicht besiegt ist. Es gibt immer mal "Ausbruchsphasen" in denen sich die ganze Symptomatik verstärkt und die sind dann auch für alle Beteiligten am anstrengendsten, aber solange er noch selbstmitleidig ist, ist seine Depression noch vorhanden und er kann jederzeit wieder eine Episode bekommen.
Dass seine Depression wirklich vorbei ist wirst du daran merken, dass er auch zwischen solchen extremen Phasen gut drauf ist und sich nicht mit negativen Gedanken rumquält, wenn das passiert ist wird er auch keine Episoden mehr bekommen. (Außer es passiert etwas ganz schlimmes, aber das wäre dann eine ganz neue Depression.)
 
Primavera
Benutzer101356  (34) Meistens hier zu finden
  • #15
Ich glaube, du hast gar nicht viel bessere Optionen als ihm a) Grenzen aufzuzeigen und b) dich selbst innerlich abzugrenzen.

Ich habe mit meinem Freund so eine ähnliche Verschiebung durch, dass ich mich irgendwann dafür verantwortlich gefühlt habe, dass sein Zeug läuft - und schon lieber präventiv eingegriffen habe, weil ich es am Ende ja sonst eh ausbaden muss und es dann noch anstrengender wird. Ich war gestresst von seinen Aufgaben (und musste mich ja nebenher um mein Zeug kümmern) - ganz schlecht. Hat sich auch auf die Beziehung nicht gut ausgewirkt.

Zu a) Ich habe ihm - und sage das auch jetzt ab und zu, wenn er wieder in alte, antriebslose, selbstmitleidige Phasen verfällt - klar gemacht, dass es sein Zeug ist und er sich darum kümmern muss. Dass es mir z.T. schon schlecht geht, weil ich ihm helfe, und dass das nicht sein darf. Dass es eine wirklich unsexy Dynamik in unsere Beziehung bringt. Dass ich ihm natürlich grundsätzlich helfen und ihn unterstützen werde, aber nicht mehr in dem Ausmaß und nur, wenn er selbst auch was tut. Und dass ich das nicht tue, weil ich ihn nicht liebe oder er nicht gut genug für mich ist (auch manchmal seine Angst), sondern um mich zu schützen und um unsere Beziehung zu retten.

Zu b) Ganz wichtiger Punkt! Mich hat es in den letzten Monaten auch immer wieder in den Fingern gejuckt, mich einzumischen oder "schnell was zu erledigen", weil er es rausgeschoben hat. Ich habe aber versucht, mir selbst die (ungeduldigen) Nachfragen "hast du schon was gemacht?" zu verkneifen und mir selbst immer wieder gesagt: "Das ist nicht dein Problem." Solange man nicht wirklich voneinander abhängig ist (keine gemeinsame Wohnung bzw. die Miete kommt zumindest rein etc.), muss man sich echt davon lösen - es ist erstmal vorrangig das Leben des anderen, das er selbst gestalten muss. Klar, auf die lange Sicht würde ich sagen "mein Freund kriegt seinen Arsch nicht hoch, sein Leben nicht auf die Reihe, dann ist er evtl. kein dauerhafter Partner für mich" (was grad nicht meine Haltung ist!), aber für den Moment zumindest muss man den anderen machen lassen - "Es ist nicht mein Problem"...
Es ist nämlich auch einfach ein Kreislauf und beide haben ihren Anteil an so einer Situation. Um das zu verstehen, habe ich auch eine Weile gebraucht, aber der "Unterstützer" zieht den anderen so mit - das tut demjenigen aber nicht gut.

Was natürlich bei dir noch besonders ist: Die Erkrankung deines Freundes. Da kann ich dir nicht viel dazu sagen, ob seine Antriebslosigkeit vllt daher kommt und wie man am besten damit umgeht. Ich geb meinem Freund immer mal wieder einen verbalen Arschtritt, dass er nicht rummeckern, sondern halt was machen soll - dauerhaft zu jammern ohne was zu tun kann ich nicht ab. (Und er sieht es dann auch ein und stellt zumindest das Jammern ein.) Aber wie gesagt, ich weiß nicht, ob das bei deinem Freund vllt kontraproduktiv wäre bzw. an der falschen Stelle ansetzen würde.
 
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Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #16
Oha, ziemlich harte Worte Nevery Nevery . Ich verstehe was du mir sagen willst, aber ich bin mir sicher, dass er sich nicht bewusst so verhält und er würde nie "dafür sorgen, dass es mir so richtig scheiße geht"!!
nein, ich sagte ja: ich unterstelle ihm keine böse absicht - aber machts das besser? also - für dich? wenn es absicht wäre, dann könntest du zumindest wirklich konsequenzen ergreifen, auch wütend werden. so macht es dir nicht weniger zu schaffen, aber du bist gleichzeitig gehemmt und hilflos.

Im Gegenteil, er verwöhnt mich und unterstützt mich auch bei allem (und das macht er nicht um mich bei Laune zu halten). Abgesehen von diesem Gejammer führen wir eine sehr harmonische und ausgeglichene Beziehung!
ganz ehrlich? ich würds dir gerne glauben, aber... naja. ich würde nicht von ausgeglichen sprechen bei all dem was du aufzählst. muss es prinzipiell auch nicht zwingend sein, wenn du mit der "arbeitsverteilung" glücklich bist, auch gut.
die frage ist: wie wäre eure beziehung, wenn du dich wieder normal benehmen würdest? wie eine freundin, und nicht wie eine mutti? wäre sie dann noch harmonisch?

den spruch von dem so oft gehörten und absolut typischen "abgesehen davon, dass er mich schlägt, führen wir eine tolle beziehung" verkneife ich mir besser, was?

Ich vermute (bzw. bin mir sicher), dass sein Verhalten auf die Depressionen zurück zu führen ist. Auch wenn er grade keine depressive Phase hat, sitzt doch diese negtive Denkweise sehr tief verankert.
das würde mich auch nicht wundern, irgendeinen anlass hat es immer wenn man in so eine situation rutscht. trotzdem forcierst du mit deinem verhalten, dass er dabei bleiben kann, nicht herauskommen muss. du sagst ja, er sieht selber ein dass er das ändern muss - dann hilf ihm lieber mal dabei.

Ich werde ihn auf gar keinen Fall verlassen.
das würde ich dir an dieser stelle auch nicht vorschlagen.

Ich selbst bin auch noch sehr weit von einer Depression entfernt. Eigentlich nervt es mich "nur" und ich bin müde, ihn immer aufzumuntern. Wirklich fertig macht mich nur, wenn er wieder depressiv ist. Depressionen halte ich auf dauer nicht aus, dieses Gejammer könnte ich vermutlich ignorieren aber es wäre halt schön, wenn es aufhört :grin:
ich jedenfalls sprach auch nicht davon, dass du selber in eine depression verfällst - ich sprach davon, dass liebe und respekt, wertschätzung, zuneigung... all solche sachen flöten gehen. dass du nurnoch aus gewohnheit und pflichtgefühl in deiner rolle bleibst. noch nicht jetzt - aber irgendwann kommt es dazu.
 
Luna-chan1990
Benutzer157773  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #17
Hallo,da ich auch oft unter depressiven Phasen leide,die sehr lange andauern können wollte ich mal aus der Sicht eines depressiven Menschens in einer Partnerschaft schreiben.Also als ich noch falsch medikamentös behandelt wurde,kam es schon so weit das mein Partner schon fast in die Vaterrolle getappt ist.Es wurde so schlimm,dass er es mir vorwarf (das er nicht mein Vater ist) und auch bald keine Kraft mehr hat.In dieser Zeit verstand ich ihn,aber ich fühlte mich ohnmächtig irgendwas zu ändern.Trotz Psychiatrie wurde es nur ganz wenig besser.Nun wohne ich in Leipzig, werde besser medikamentös eingestellt, und aus der depressiven Phase raus.Jetzt muss er nicht mehr Vati spielen und bin viel selbstständiger geworden.Ich will auch gar nicht mehr seine Hilfe.Wie es dazu kam?Jetzt wo ich aus der depressiven Phase raus bin, möchte ich von mir aus,mein Leben in den Griff bekommen.

Was ich damit sagen will,dass es mir vorkommt,dass er immer noch nicht den Willen hat selbstständiger zu werden.Er verharrt wohl in seinem alten Muster und will wohl nix dran ändern?Versucht er es nicht mal?Hat er vllt Angst?Oder ist vllt immer noch die Antriebslosigkeit von der Depression da?Es kann ja auch sein, dass er immer noch in einer leichten Depression steckt.Dann ist es wichtig, wieder über therapeutische Maßnahmen nachzudenken.Es kann leider schnell dann passieren,wieder in einer richtigen Depression zu fallen.

Du solltest also doch mal deinen Freund sagen,dass du nicht seine Mutti spielen willst und es auch nicht tust.Am besten im ruhigen Gespräch mit ihm.Sag ihm,du hilfst ihn gerne,wenn er schon angefangen hat das Problem anzugehen und nur noch den "Feinschliff" braucht.
Ihr seid in einer Partnerschaft,wo man sich natürlich gegenseitig Unterstützung gibt,aber es darf nicht überhand nehmen einseitig.Du brauchst auch deine Kraft für dein Studium.

Auch wenn du sagst,dass du noch genug Energie hast,kann es in paar Jahren,Wochen oder Monate anders aussehen.Bitte pass auf dich auf :zwinker: Sowas kann echt in einer Art Co-Abhängigkeit ausarten :smile:Ihr schafft das schon ^^

P.S.: Vielleicht macht ihr auch mal so ein Rollenspiel wo ihr die Rollen tauscht,damit er sieht,was das viele Nörgeln auslöst.Wetten,das es ihn schnell auf die Nerven geht?
 
Zuletzt bearbeitet:
SchafForPeace
Benutzer12529  Echt Schaf
  • #18
Ich denke ebenfalls, wie I InLoveIWonder schon schrieb, dass seine Depression nicht rum ist und er deshalb nach wie vor antriebslos ist und nach wie vor negativ denkt etc. Momentan ist es nur nicht so extrem, wie in den (ich nenne es mal so) akuten, extremen Phasen.

Ich schätze, er braucht vermutlich doch noch Therapie (vielleicht auch anderer Therapeut oder andere Therapie-Art), eventuell auch wieder Medikamente.

Haz er einen besten Freund oder Geschwister/Elternteile, die er statt "nur" dir ebenfalls kontaktieren kann und die ihm und dir vielleicht etwas Last abnehmen könnten? Dann würdest du vielleicht nicht mehr jedesmal die "volle Ladung" abbekommen.

Ich würde ihm auch keine Lernpläme oder so machen und keine anderen Jobs bzw Angebote suchen. Zum einen, weil es seine Aufgabe ist, zum anderen (vor allem), weil er derzeit eh noch nicht wieder gesund ist und es noch nicht wieder mit normalen Pensum klarkommen würde (ging mir jedenfalls immer so - wenn ich mich dann doch rangesetzt habe, habe ich mich scheiße gefühlt, weil ich nicht wirklich vorwärts kam, u.a. wegen Konzentrationsschwierigkeiten.
Ich denke, es wäre besser, wenn er ein paar der Klausuren streicht, und dafür in kauf nimmt, länger zu studieren. Er hat ja nichts davon, wenn er komplett kaputt geht, weil er (so, mit der Krankheit) nicht alle Klausuren bestehen wird und sich dann noch blöder fühl mit jeder , die er nicht schafft. Er kommt mit dem lernem ja auch nicht so hinterher, wenn ich dich richtig verstanden habe.

Wenn du merkst, dass du die Beziehung so, wie sie ist, nicht mehr führen kannst, dann sprich es an. Vielleicht findet ihr gemeinsam Lösungen. Vielleicht wäre Schluss machen die gesündere alternative für dich. Wichtig bei dem Gespräch wäre meines Erachtens, dass du ihm trotz der Thematik, dass du so nicht mehr kannst, ihm sagst, dass du ihn liebst und nicht nur als belastung empfindest.

Off-Topic:
Antrieblslos - nicht faul.
Es geht einfach nicht, wenn man davon betroffen ist, auch wenn man möchte - dann zu hören, man sei ja nur faul, macht es definitiv nicht besser, sondern noch schwerer.
"Jetzt reiß dich mal zusammen" und Co zu hören, ist dann ebenfalls nicht förderlich. Viele fühlen sich dann etst recht als Versager etc, weil sie sich "nichtmal" mehr zusammen reißen können u.ä.
Ich erwähne das, weil Menschen, die nicht depressiv sind oder waren, dass nicht nachvollziehen können, ist also nicht als Vorwurf gemeint :smile:
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #19
Ich hoffe Nevery Nevery verzeiht mir, wenn ich jetzt good cop spiele :zwinker:...letztlich stimme ich ja komplett mit ihr überein...
Ich antworte hier auch der TS, auch wenn ich Nevery zitiere.

nein, ich sagte ja: ich unterstelle ihm keine böse absicht - aber machts das besser? also - für dich? wenn es absicht wäre, dann könntest du zumindest wirklich konsequenzen ergreifen, auch wütend werden. so macht es dir nicht weniger zu schaffen, aber du bist gleichzeitig gehemmt und hilflos.
Ich denke, dass ist ein ganz wichtiger Punkt. Rein faktisch gesehen geht es um Grenzen und die Überschreitung dieser. Passiert das langsam und von Menschen, die man gern hat, bemerkt man es nicht so leicht und will es vielleicht auch gar nicht so wahr haben. Man redet sich ein, dass das ja nicht so schlimm ist und ja nur ein kleines bisschen über die Grenze und so weiter und so fort.
Es geht dabei nicht darum, ob es wirklich mit Absicht passiert, denn das Ergebnis ist das gleiche: Die Grenze wurde überschritten und schaden wird angerichtet...

ganz ehrlich? ich würds dir gerne glauben, aber... naja. ich würde nicht von ausgeglichen sprechen bei all dem was du aufzählst. muss es prinzipiell auch nicht zwingend sein, wenn du mit der "arbeitsverteilung" glücklich bist, auch gut.
die frage ist: wie wäre eure beziehung, wenn du dich wieder normal benehmen würdest? wie eine freundin, und nicht wie eine mutti? wäre sie dann noch harmonisch?

den spruch von dem so oft gehörten und absolut typischen "abgesehen davon, dass er mich schlägt, führen wir eine tolle beziehung" verkneife ich mir besser, was?
Ich glaube ebenfalls nicht, dass es harmonisch ist, was ihr da habt...kann es ja nicht. Nur weil es nicht offensichtlich und laut ist und eure Nachbarn euch nicht deutlich hören können, ist es nicht gleich harmonisch.
Bei deinem Freund funktioniert viel nach Mechanismen. Du hast davon einige aufgezählt. Da laufen bestimmte Dinge immer wieder nach dem gleichen Muster ab. Auch wenn er das vielleicht in dem Moment nicht sieht..du erkennst es schon. Ich habe es beispielsweise häufig erlebt, dass depressive Menschen andere semi-bewußt lenken. Z.B. in dem sie an einem bestimmten Punkt traurig werden, bekommen sie Zuneigung. Wenn sie Zuneigung brauchen oder einem bestimmten Punkt ausweichen wollen, werden sie traurig.
Das kostet, zumindest scheinbar, weniger Energie, als tatsächlich etwas zu machen. Du fängst ihn ja wieder auf.

Ich glaube nicht, dass er GARNICHTS für dich macht. Ich glaube auch, dass du dich sehr freust, wenn er mal was macht..auch wenn es manchmal patschig ist und nicht so recht passen mag. Er hat sich doch Mühe gegeben...sowas kann er sonst nicht...und schon redet man sich das Ganze positiver als es eigentlich ist. Man lobt ihn vielleicht sogar (->Mutti). Wie eine Blume in der Wüste, um es mal auf die Spitze zu treiben. :zwinker:

Das führt automatisch zum nächsten Punkt:
das würde mich auch nicht wundern, irgendeinen anlass hat es immer wenn man in so eine situation rutscht. trotzdem forcierst du mit deinem verhalten, dass er dabei bleiben kann, nicht herauskommen muss. du sagst ja, er sieht selber ein dass er das ändern muss - dann hilf ihm lieber mal dabei.
Du bist ein bisschen seine Krücke. Er müsste eigentlich seine Beine trainieren, damit er irgendwann wieder selbst stehen kann, die Krücke ist aber bequemer...also nutzt er sie weiter.
In gewissem Maße verhinderst du also auch, dass er sich ändert, denn es funktioniert ja alles für ihn.

das würde ich dir an dieser stelle auch nicht vorschlagen.
Ich würde dir auch nicht raten einfach schlusszumachen. Ich würde dir jedoch raten dich regelmäßig zu überprüfen. Ich versuchs nochmal mit nem Bild: Jeder Mensch kann nur eine bestimmte Last tragen, bis er zusammenbricht. Ganz egal ob die Last jetzt vom Schicksal kommt oder man sie sich selbst auferlegt. Wie einen Felsen. Obelix hat damit Jongliert...du und ich können das nicht. Irgendwann klappen wir zusammen, weil es nicht mehr tragbar ist. Im Unterschied zu Felsen, merkt man es aber vorher kaum und nur mit Erfahrung, wenn es um emotionale Felsen geht. Man merkt nur auf einmal, dass einem der Boden entgegen kommt und dann geht es ganz schnell. Pass ein bisschen auf dich auf, dass das nicht passiert und sei bereit die Reissleine zu ziehen, wenn es passiert.

ich jedenfalls sprach auch nicht davon, dass du selber in eine depression verfällst - ich sprach davon, dass liebe und respekt, wertschätzung, zuneigung... all solche sachen flöten gehen. dass du nurnoch aus gewohnheit und pflichtgefühl in deiner rolle bleibst. noch nicht jetzt - aber irgendwann kommt es dazu.
Das ist ebenfalls ein Punkt auf den du dringend Acht geben solltest. Wenn man ständig jemanden bemuttert, dann passiert es schnell, dass man das Gegenüber irgendwo mehr und mehr als Kind wahrnimmt. Man muss ständig selbst der / die Startke sein. Man darf nie schwach sein. Man tritt sich selbst zu unglaublichen Leistungen. Und darüber bemerkt man kaum, dass man den anderen vielleicht noch mag...mehr aber auch nicht.
Denn aus welchen Bestandteilen besteht eine gut funktionierende Liebe und vor Allem eine Beziehung? Vertrauen...auch darauf, dass man sich mal fallen lassen kann. Kommunikation. Ehrlichkeit....und mehr.
Wird daran rumgekratzt..absichtlich oder unabsichtlich...hinterlässt das langsam aber sicher Spuren.

Es gibt hier noch einige weitere Threads zum Thema depressiver Partner und ein sogar ein paar Stammuser können da ein Liedchen von singen. @krava und Dreizehn Dreizehn möchten vielleicht was dazu sagen.
 
Dreizehn
Benutzer20579  (39) Planet-Liebe ist Startseite
  • #20
Dreizehn Dreizehn möchten vielleicht was dazu sagen.
Davon ab, dass ich nicht viel Zeit habe, wäre wohl mein Rat bei solchen Themen in den allermeisten Fällen "Nimm die Beine in die Hand und lauf, solange du noch Kraft hast und bevor es dich aufzehrt." Das ist aber etwas, was niemand hören möchte, der sich in einer "ansonsten doch schönen" Beziehung befindet.

Ich wünsche das, was ich mit meinem Ex durchhabe, wirklich niemandem. Ich bezweifle daher, dass ich noch konstruktive Ratschläge geben kann. Für mich ist die Beschreibung solcher Beziehung wie ein Fenster in meine Vergangenheit und ich spüre direkt dieses gruselige Gefühl im Nacken und diesen leisen Spott, der verkündet: "Damals dachtest du auch noch, dass man das hinkriegen kann. Konntest du aber nicht."

Von allem ab möchte ich der TE daher nur ganz dringend raten: Schotte dich innerlich ab. Übernehme keine Verantwortung für seine Gefühlswelt, weder, weil du "zu gut für ihn", "zu kalt", "zu drastisch" oder sonstwas bist. Er ist krank, nicht du. Das heißt, dass deine "normalen" Reaktionen für ihn hinzunehmen sind, du kannst ihn nicht permanent in Watte packen.

Hör auf, ihm Jobs zu suchen! Hör auf, dich um sein Studium und seine Jobs zu kümmern! Er muss sein Leben alleine leben, das kann ihm niemand abnehmen. Sicherlich kann man in einer Beziehung für jemanden da sein, aber das hat Grenzen. Die Grenzen eurer Beziehung sind bereits überschritten, es hört sich nicht gesund an.

Und: Bitte relativiere nicht und entschuldige nicht deine Impulse. Dein Threadtitel beinhaltet: "Keine Kraft" Das ist in Ordnung. Du musst keine Kraft dafür haben, einen erwachsenen Menschen zu stützen, ihn mitzuziehen und zu organisieren. Das musst du nicht abschwächen in: "Es nervt mich eigentlich eher..." Ich habe das summa summarum über 8 Jahre mitgemacht. So lange relativiert, bis ich der Meinung war, dass ICH mich anstelle und übertreibe. Zum Zeitpunkt der Trennung teilten diese Ansicht auch alle anderen im Umfeld. Ich die Gemeine, er der arme Kranke. Bis sein Umfeld ihn 1 Jahr ungefiltert erlebt hat. Da kamen die Leute zu mir und entschuldigten sich. Ein kleiner Trost, aber immerhin. Ich will mich damit nicht aufspielen und sagen: "Schau her, wie es gehen kann!" Aber es ist eine Warnung, nicht zuviel zu schultern und die eigenen Bedürfnisse nicht permanent kleinzureden. Wenn du dauernd dich selbst hintenanstellst, dann tun es auch andere - und dann wird es immer schwerer, sich etwas "zurückzuerobern". Steck deine Grenzen daher frühzeitig und reflektiert ab und überlege dir, wie weit du gehen kannst und bis wo deine Kraft reicht. Wenn eure Beziehung ansonsten wirklich stabil und ausgeglichen ist, dann verkraftet sie das trotz der Krankheit.

Was ich für mich hilfreich fand: Mir vorher überlegen, wie ich mit bestimmten Dingen umgehen möchte. Was ist dein erster Impuls, was schießt dir durch den Kopf, wenn er bestimmte Dinge tut oder sagt? Überlege dir das und handle danach. Ohne Relativierungen und ohne "Aber er ist doch krank!" Schlimm für ihn, aber nicht dein Bier. Klingt böse, ist aber so. Das heißt auch nicht, dass man keine Empathie haben soll. Aber es hindert einen daran, dauernd Verständnis für etwas zu haben, für das man bei gesunden Menschen kein Verständnis hätte. Das ewige "In Watte packen" hilft ihm nicht. Im Gegenteil, wenn du das mal bleiben lässt, ist sein Aufprall um so schlimmer. Die Realität wird ihn einholen und wer ist dann die Blöde? Genau, du. Weil du ihm seine bequeme Lage weggenommen hast. Und dann richten sich seine Hilflosigkeit und sein Zorn gegen dich. Von daher solltest du frühzeitig gucken, dass du es ihm nicht zu bequem machst - für dich, aber auch für ihn.

Man darf Depressionen einfach nicht unterschätzen. Sie sind böse zum Kranken und böse zum Umfeld. Und sie machen aus geliebten Menschen manipulative Nervenbündel. Es wickelt einen ein und irgendwann findet man sich in Situationen wieder, von denen man nie geglaubt hätte, dass sie einen außerhalb schlechter Filme wirklich ereilen können und REAL sein können. Schütz dich davor. Unterschätze es nicht. Unterschätze nicht, was es mit dir anstellen kann. Ich meine das nicht als Dramaqueen. Ich bin ein durchaus pragmatischer, vernünftiger Mensch, der mit seinem Leben im großen und ganzen sehr glücklich ist. Aber die Depressionen meines Exfreundes haben mich ziemlich aus dem Sattel gehauen. Damit hätte ich nie gerechnet und es hat mich eiskalt erwischt. Es kann bei euch anders kommen - dein Freund ist weitaus früher in Behandlung, als es meiner je gewollt hätte - und ich drücke dir die Daumen! Aber achte auf dich. Ganz ehrlich.
 
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B
Benutzer153657  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #21
Nochmals vielen vielen Dank für die ganzen Antworten. Mit so viel Resonanz hätte ich gar nicht gerechnet.
Danke, dass ihr mir die rosa-rote Brille mal abgenommen ist, auch wenn es teilweise ein wenig hart ist, eure Beiträge zu lesen. Aber ich sehe ja ein, dass ihr Recht habt!!
Vor allem aus euren Erfahrungsberichten konnte ich viel für mich rausziehen. Es ist teilweise echt die gleiche Situation die ihr da schildert.
Ich werde mich bemühen, demnächst weniger für ihn zu machen und auch mal was zu sagen, wenn er mal wieder am Jammern ist und mein Gewissen zu ignorieren. Ich will eigentlich so oft was sagen, lasse es aber, weil ich denke "oooh, hoffentlich verkraftet er das". Ok, da muss ich aber durch und er genau so.

Kleine Anmerkung: Seine Therapie ist noch nicht abgeschlossen, nur die Termine liegen nicht mehr so eng (ca. 1 Termin pro Monat). Er hat aber die Option, jederzeit einen früheren Termin zu vereinbaren, falls er das braucht (und das macht er auch von sich aus, wenn er merkt, dass es grade schlimm ist).
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #22
Ich glaube, dass du ein sehr überlegter Mensch bist und sicher alles andere als auf den Kopf gefallen. Die Gefahr ist halt, dass man sich verwurschtelt und nicht mehr los kommt, wenn man es eigentlich müsste.

Du schreibst hier erfrischend strukturiert..sogar nochmal mit Resümee...bleib so strukturiert. Mach dir weiterhin Gedanken. Und natürlich darfst du hier gerne immer wieder schreiben, auch wenn du mal einen Kopftätschler brauchst..die kann ich auch gut :zwinker: :tongue:
 
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