Benutzer20579 (39)
Planet-Liebe ist Startseite
- #1
Liebe Leute,
um die Sachen etwas aufzuteilen und meinen eigentlichen Trennungsthread mit den dortigen Problemen zu belassen, eröffne ich am heutigen Tage für einen weiteren Kerl einen eigenen Thread.
Kurz zur Vorgeschichte: Besagter Kerl befindet sich seit letztem Juni ca. in meinem Leben und ist im Moment eigentlich nicht mehr wegzudenken. Seit sich die Trennung von meinem Freund abzeichnete, war er irgendwo da, zerrte, zog und grub an mir rum und das alles so auffällig, dass zahlreiche Freunde von mir besorgt waren und ihm Stalking-Tendenzen unterstellten. 10-15 SMS in einer halben Stunde waren keine Seltenheit, wir fingen irgendwann an zu telefonieren, schrieben uns ewige SMS hin und her, kurz, ich benahm mich wie 15 und hatte ein Gegenüber, was darauf einging.
Seine Beziehung ging im Sommer in die Brüche, meine im Herbst. Seine Verlobte servierte ihn per SMS ab, nachdem sie ihn auch noch mehrfach betrogen hatte. Beide Expartner sind psychisch krank, was wir in zahlreichen Gesprächen auch ausdiskutierten – sprich, beides gebrannte Kinder mit depressiven Partnern, die nicht in der Lage sind, Probleme zu kommunizieren und anzusprechen, was sie stört. Weitere Gemeinsamkeit: Ausnahmsweise trafen hier mal zwei „Macher“ aufeinander, die jahrelang in jeder Beziehung alles organisiert, gemacht und getan haben und das bei Partnern, die sich phlegmatisch umsorgen ließen und kaum Input brachten. Für uns beide war diese Sache daher mehr als entspannend: Dieses Gefühl, sich endlich mal nicht kümmern zu müssen, jemanden zu haben, der sein Leben irgendwo „im Griff“ hat – soweit man das eben sagen kann, wenn beide frisch getrennt sind.
Die Sache ging von zahlreichen Treffen dahin, dass wir uns im November und Dezember jedes Wochenende gesehen haben, jedes Wochenende mind. eine Nacht miteinander verbracht haben und uns während dieser Zeit eigentlich wie ein Pärchen verhalten haben – händchenhaltend durch die Stadt, Küsschen hier und da. Gipfel war dann ein Kurzurlaub Ende Dezember, bei dem wir ebenfalls wie ein Paar unterwegs waren und die Zeit wirklich perfekt war.
Viele Dinge in dieser Zeit machten mich zunehmend sicherer, dass wir beide ineinander verliebt sind. Während eines Kurzurlaubes von mir schrieben und telefonierten wir ständig, weil die Sehnsucht so stark war. Wir trafen uns direkt danach auf der Hälfte der Städte, weil wir keinen Tag mehr abwarten konnten, bis ich wieder in meiner Heimat war. Eine ganze Zeit lang konnten wir beide abends nicht einschlafen, wenn wir nicht telefoniert hatten. Ewige SMS von ihm, Inhalte wie „Mist, verknallt, und mehr“ waren für mich relativ eindeutig. Dazu kam, dass er zunehmend anfing, zu fragen, was das nun wäre, ob es eine Beziehung wäre, dass er Angst hätte, weil er im Kopf soviel planen würde, manchmal an unsere Hochzeit denken würde, obwohl wir doch nichtmals zusammen wären. In jedem Restaurant nahm er meine Hand über den Tisch, sah mich verträumt an. Wir schreiben uns seit Ende August täglich Nachrichten.
Zusätzlich hatten wir beide die besten Küsse und den besten Sex unseres bisherigen Daseins, was uns beide völlig überraschte und fertigmachte, weil wir nie dachten, dass es mal SO – wie in einem schlechten Film, wo man denkt, alles sei völlig übertrieben – sein würde.
Er ist zusätzlich der erste Mann, mit dem ich gut in einem Bett schlafe, auch das war für mich völlig neu. Auch für ihn war das nebeneinander aufwachen das Größte.
Vorgestern hatten wir dann eine Situation, wo wir uns so lange in die Augen geguckt haben, dass ich mir sicher war, dass er mich liebt - ich weiß, dass das albern klingt, aber ich habe es einfach gespürt. So guckt kein Mensch, der eine Affäre hat – und diesen Blick bekomme ich seit Monaten und es wird mehr. Auch auf unserem Kurzurlaub war es so, dass sich sein Blick total aufhellte und er strahlte, wenn er mich sah – es geht mir nicht darum, so was zu suchen und zu projezieren, sondern das sind einfach objektive Feststellungen – egal ob Angehörige, meine Eltern (ja, er kennt meine Eltern und ich seine!), jeder betont, dass das ein völlig verliebter Kerl wäre.
Was von Anfang an nicht so richtig passte, waren unsere beiden Äußerungen dazu. Wir haben die Geschichte geheim gehalten, überall, wo uns unterstellt würde, da liefe doch was, vehement bestritten, dass da was sein könnte. Nie im Leben! Er sagte mir auch, irgendwann, dass er zwar verknallt, aber nicht verliebt wäre und dass das für ihn ein riesiger Unterschied wäre. Überhaupt hat er häufig direkt nach Treffen gesagt, es wäre doch alles zuviel, für mich sowieso und er überhaupt – und eigentlich würde ich doch ihn und alles drumherum scheiße finden, ich wäre nur so genügsam, dass ich das nicht zugeben würde. Auf der anderen Seite reagierte er kiebig, wenn ich behauptete, wir hätten eine Affäre, weil es das ja nun nie im Leben wäre – viel mehr, viel intensiver, so was hätte er noch nie erlebt – und das würde so einem Begriff ja einfach nicht gerecht werden. Auch ich schwankte hin und her, mal fand ich ihn unendlich toll, mal war ich mir sicher, ihn nicht zu wollen – letzteres wurde aber mit der Zeit weniger.
Irgendwann im Dezember hatten wir dann eine Verhütungspanne. Man sollte meinen, dass man bei einer Affäre doch total panisch werden würde und die PD besorgen würde – stattdessen fing er an, zu planen, wie wir zusammen ziehen, unser Kind großziehen – wochenlang hat er sich da richtig reingesteigert – was ich schon komisch fand – und war richtig traurig, als ich dann doch meine Tage bekam. Komischerweise ging es mir genauso, obwohl ich ein völlig sicherheitsorientierter Typ Mensch bin und nie im Leben etwas riskieren würde. Trotzdem, der Gedanke mit ihm ein Kind zu bekommen, war irgendwie … schön? Am gleichen Abend fing er auch vermehrt an, über Beziehungen zu reden und das wir schon wochenlang eine hätten – und ich in meinem unendlichen Taktgefühl fragte ihn, seit wann man so ein bisschen Vögelei nun Beziehung nennt… Daraufhin hatten wir ein langes Gespräch darüber, ob wir nun eine Beziehung hätten. Ich fragte ihn, was sich für ihn ändern würde, wenn es so heißen würde – er meinte, er würde dann alles organisieren müssen und immer Angst um mich haben müssen. Ich habe ihm gesagt, dass das nicht so wäre und sich für mich nichts ändern müsste – eben weil wir doch irgendwo schon längst eine Beziehung führen und ich nicht wüsste, was sich ändern sollte, nur weil wir es so nennen. Wir haben uns dann darauf geeinigt, weitere Zeit ins Land gehen zu lassen und abzuwarten.
Ende Dezember dann eben wie gesagt unser Urlaub – der perfekt war, der ab dem Flughafen wie ein Pärchenurlaub war – nur, dass ich mit meinen bisherigen Exbeziehungen noch nie so entspannte und schöne Urlaube hatte. Es war wie Flitterwochen, es kam uns beiden so vor. Aber danach behauptete er weiterhin, doch Single zu sein, was mich wirklich gestört hat.
Ich habe ihm dann letzte Woche eine lange Mail geschrieben, in der ich ihm schrieb, dass mich das Hin und Her nerven würde – eine Antwort bekam ich vorerst nicht, weil ihn die Mail – wie er mir dann gestern sagte – völlig überforderte.
Gestern hatten wir dann ein sehr langes Telefonat – zur Mail, zu allem. Seitdem bin ich verwirrter, als vorher. Ich konnte ihm alles an den Kopf werfen, was mir seit Monaten durch den Kopf geht – dass er derjenige wäre, der die Nähe permanent herstellen würde – und sobald man versucht, ihn da zu greifen oder darüber zu reden, windet er sich wie ein Fisch und nimmt Reißaus. Er ist es, der von verknallt, Beziehung, Hochzeit und Kindern anfängt – sobald ich darauf Bezug nehme, zieht er sich zurück.
Er behauptete gestern in dem Telefonat völlig seltsame Sachen, dass er noch nie Schmetterlinge im Bauch gehabt hätte bei mir, dass es eben anders wäre, wenn er verliebt wäre – dabei SEHE ich genau das in seinen Augen und seine Nervosität in meiner Nähe, seine 100 SMS nach unseren ersten Küssen, weil er so ängstlich und unsicher und aufgeregt war, das ist nun wirklich keine Einbildung.
Ich habe gestern soviel gesagt darüber, wie ich die Sache sehe: Wie sehr ER die Nähe sucht und auf Abstand geht, wenn ich darauf eingehe, wie sehr es IHN ärgert, wenn ich es Affäre nenne, wie ER Kind und Hochzeit plante, wie ich es spüre, dass da was ist.
Alle meine Theorien zu uns, die ich seit Monaten mit mir rumschleppe, abgeladen in einem Telefonat – und bevor jemand schimpft: Auf der anderen Seite ein Mann, der sich alles anhört, sagt, dass das sein kann, mir irgendwo recht gibt – wir konnten es alles abstrahieren, es war nicht so, dass er dicht machte. Das hat mich gefreut.
Das Gespräch verlief insgesamt durchwachsen – es fielen Aussagen wie, dass er eben kein Bedürfnis hätte, mich oft zu sehen, dass er nicht verliebt wäre, dass es eben dann nur eine Affäre wäre, dass er es eher lassen würde, als jetzt einen draufzusetzen. Er behauptete bei vielen Aussagen, sie nicht getroffen zu haben, konnte sich angeblich nicht erinnern. Auf der anderen Seite gab er mir dann aber bei sehr vielen Sachen recht, an seine Gefühle während bestimmter Situationen, die dazu getroffenen Aussagen kamen wieder – er sagte noch vor Wochen, bevor er es lassen würde, würde er eher eine Beziehung haben wollen – also genau umgekehrt zu dem, was er mir gestern sagte. Ebenso weiß ich noch recht genau, dass er mal unendliche Angst hätte, ich wolle ihn nicht so oft sehen und mir die Antwort abluchste, ihn täglich sehen zu wollen – nur um dann riesig erleichtert zu sein.
Sprich, es drehte sich im Kreis und viele Aussagen waren genau gegenläufig zu anderen, früheren Aussagen, die er bereits getroffen hat. Mein Eindruck: Wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt, wertet er ab, redet es sich selbst ein – nach dem Motto: Wenn ich es lange genug laut sage, glaube ich auch dran!
Meine Theorie dazu ist und bleibt einfach, dass wir beide bisher nur Beziehungen geführt haben, bei denen wir die Leute im Griff hatten – und dazu Beziehungen, bei denen es viel auf und ab ging, da unsere Partner eben krank waren. Das führt zum einen dazu, dass man die Phasen, die gut waren, auf ein Podest hebt, weil sie einem ungleich stärker vorkommen – gleichzeitig bildet man sich ein, dass das erhebende Gefühl, wenn man jemanden umsorgt und versorgt was mit Liebe zu tun hat. Da wir beide das nicht haben, weil es bei uns nichts zu kümmern gibt und man sich den anderen nicht so „einverleiben“ kann, fehlt was – und das halte ich für diese so empfundene Distanz, die aber nicht daran liegt, dass es zwischen uns nicht passt – sondern eben daran, dass wir beide völlig ungesunde, unausgewogene Beziehungen gewöhnt sind. Dazu kommt einfach, dass man bei zwei eigenständigen Menschen auch nicht so schnell eine Abhängigkeit im Alltag entwickelt –da wir beide Hobbys und Interessen haben, können und wollen wir uns nicht täglich sehen. Bisher war es bei uns beiden aber so, dass wir in Beziehungen vieles aufgegeben haben, um den Partner dauernd zu sehen – da der in der Regel sowieso kaum ein eigenes Leben hatte bzw. von der Organisation von uns abhängig war, konnte man sich so auch einreden, unendlich viele Gemeinsamkeiten zu haben und total gleich zu ticken. In meinen Augen ist das der Grund, wieso seine Beziehungen so kurz gehalten haben – und so wie er über seine Exfreundinnen redet, merkt man, dass das alles irgendwelche komischen Bratzen waren – weder intellektuell noch sonst wie in der Lage, irgendwo mit ihm mitzuhalten. Sagt viel über jemanden aus, wenn er sich nur Leute sucht, die er so im Griff haben kann…
In meinen Augen baut er da einfach Schutzwälle auf, um nicht mehr verletzt zu werden – und weil er genau weiß, dass er mich nicht „im Griff“ hat, baut er Distanz auf – zumindest auf verbaler Ebene. Auf emotionaler und körperlicher Ebene gibt es diese Distanz nicht – das weiß ich.
Letztendlich muss ich einfach sagen, dass ich selten ein so widersprüchliches Telefonat geführt habe – und mir das komplette Ausmaß seiner Verwirrung gestern nur noch mehr bewusst wurde. Er gab mir sogar Recht darin, dass wir „eigentlich“ schon lange eine Beziehung hätten. Ich habe viel von meiner Wut und meinem Ärger bei ihm abgeladen und auf alles eine konstruktive Antwort bekommen – und obwohl ich heute Nacht mies geschlafen und viel zu viel geträumt habe, bin ich heute erstaunlich ruhig.
Die Sache ist einfach: Ich weiß, dass man sagt, man solle jemandem glauben, was er sagt. Fakt ist aber nun, dass ich so viele unterschiedliche Aussagen habe, die sich enorm widersprechen – und wenn ich das mit dem abgleiche, was ich sehe und spüre, dann muss ich sagen, dass alle Behauptungen, „da wäre nix“ Teil eines riesigen Schutzwalles sind, der aufgezogen wurde, um die Kontrolle zu behalten.
Letztendlich weiß ich, dass manche Sachen davon echt strange klingen. Ich weiß auch, dass ich Haue kriegen werde, weil meine alte Beziehung noch nicht so lange her ist und diese Geschichte hier Paradebeispiel dafür ist, wie ich es nicht hätte machen sollen.
Sache ist aber einfach die, dass ich den Eindruck habe, irgendwo wäre es die Sache wert, auszuprobieren – einfach, um alte Strukturen zu durchbrechen und zu schauen, wo man landet.
Frage ist nun einfach, ob jemand einen konstruktiven Rat für mich hat… Ich möchte gleich darum bitten, nicht so sehr auf mir rumzudreschen, da ich echt wenig geschlafen habe heute Nacht Und mir geht es auch darum, klarzustellen, dass ich nicht die verliebte Kuh bin, die ihm da hinterherlaufen möchte – im Gegenteil. Ich sehe mich selbst sehr klar und habe ihm meine Eindrücke mehr als differenziert dargestellt – und Gott sei gelobt, dass er clever genug ist, es nicht als „Du willst mich doch auch, sieh es ein!“ wahrzunehmen, sondern durchaus auch abstrahieren kann. Ich habe ihm auch klargemacht, dass es mir nicht darum geht, eine Beziehung zu forcieren – sondern dass ich eben denke, dass es gut tun würde, es einfach zu wagen und zu schauen, wie es sich entwickelt – ohne Hintertür, um einfach mal die Möglichkeit zu haben, sich gedanklich drauf einzulassen – aber andersrum eben auch ohne Garantie, dass es klappen muss- denn die hat man doch sowieso nie! Zwischendurch war er der Meinung, das wolle er nicht - lieber dann einen Schritt zurück. Auf aktiver Suche sei er nicht - aber vor der Familie, seinen Freunden und anderen Frauen wolle er das so nicht haben. Im gleichen Gespräch behauptete er dann irgendwann wieder ganz andere Sachen - ich könnte Recht haben, es könne genauso sein, tatsächlich könnte das funktionieren. Und dann wunderte er sich wieder über sich selber, weil er es einfach nicht weiß. Wir verblieben so, dass wir beide drüber nachdenken – und ansonsten überlege ich eben, was ich im Moment mache.
Naheliegend wäre, zu sagen, man lässt den Kontakt erstmal bleiben, wenn es ernst ist, kommt er wieder – aber genau den Test habe ich schon so oft gemacht, er kam immer wieder zurück. Von daher ist es wirklich wie ein schlechtes Klischee: Es geht nicht miteinander und nicht ohneeinander.
Ich weiß auch, dass viele denken würden, am Einfachsten wäre es, ich würde es lassen und mir wen anders suchen - aber ich weiß eben, dass ich so ein "richtiges" Gefühl noch nie hatte - trotz aller Widrigkeiten. Im Kern ist es richtig, es könnte was Großes sein. Und ich glaube, dass viel von der Angst in uns daher kommt, dass wir das beide wissen und Angst haben, deutlich verletzlicher zu werden, als es bei den bisherigen "kontrollierten" Beziehungen der Fall war.
um die Sachen etwas aufzuteilen und meinen eigentlichen Trennungsthread mit den dortigen Problemen zu belassen, eröffne ich am heutigen Tage für einen weiteren Kerl einen eigenen Thread.
Kurz zur Vorgeschichte: Besagter Kerl befindet sich seit letztem Juni ca. in meinem Leben und ist im Moment eigentlich nicht mehr wegzudenken. Seit sich die Trennung von meinem Freund abzeichnete, war er irgendwo da, zerrte, zog und grub an mir rum und das alles so auffällig, dass zahlreiche Freunde von mir besorgt waren und ihm Stalking-Tendenzen unterstellten. 10-15 SMS in einer halben Stunde waren keine Seltenheit, wir fingen irgendwann an zu telefonieren, schrieben uns ewige SMS hin und her, kurz, ich benahm mich wie 15 und hatte ein Gegenüber, was darauf einging.
Seine Beziehung ging im Sommer in die Brüche, meine im Herbst. Seine Verlobte servierte ihn per SMS ab, nachdem sie ihn auch noch mehrfach betrogen hatte. Beide Expartner sind psychisch krank, was wir in zahlreichen Gesprächen auch ausdiskutierten – sprich, beides gebrannte Kinder mit depressiven Partnern, die nicht in der Lage sind, Probleme zu kommunizieren und anzusprechen, was sie stört. Weitere Gemeinsamkeit: Ausnahmsweise trafen hier mal zwei „Macher“ aufeinander, die jahrelang in jeder Beziehung alles organisiert, gemacht und getan haben und das bei Partnern, die sich phlegmatisch umsorgen ließen und kaum Input brachten. Für uns beide war diese Sache daher mehr als entspannend: Dieses Gefühl, sich endlich mal nicht kümmern zu müssen, jemanden zu haben, der sein Leben irgendwo „im Griff“ hat – soweit man das eben sagen kann, wenn beide frisch getrennt sind.
Die Sache ging von zahlreichen Treffen dahin, dass wir uns im November und Dezember jedes Wochenende gesehen haben, jedes Wochenende mind. eine Nacht miteinander verbracht haben und uns während dieser Zeit eigentlich wie ein Pärchen verhalten haben – händchenhaltend durch die Stadt, Küsschen hier und da. Gipfel war dann ein Kurzurlaub Ende Dezember, bei dem wir ebenfalls wie ein Paar unterwegs waren und die Zeit wirklich perfekt war.
Viele Dinge in dieser Zeit machten mich zunehmend sicherer, dass wir beide ineinander verliebt sind. Während eines Kurzurlaubes von mir schrieben und telefonierten wir ständig, weil die Sehnsucht so stark war. Wir trafen uns direkt danach auf der Hälfte der Städte, weil wir keinen Tag mehr abwarten konnten, bis ich wieder in meiner Heimat war. Eine ganze Zeit lang konnten wir beide abends nicht einschlafen, wenn wir nicht telefoniert hatten. Ewige SMS von ihm, Inhalte wie „Mist, verknallt, und mehr“ waren für mich relativ eindeutig. Dazu kam, dass er zunehmend anfing, zu fragen, was das nun wäre, ob es eine Beziehung wäre, dass er Angst hätte, weil er im Kopf soviel planen würde, manchmal an unsere Hochzeit denken würde, obwohl wir doch nichtmals zusammen wären. In jedem Restaurant nahm er meine Hand über den Tisch, sah mich verträumt an. Wir schreiben uns seit Ende August täglich Nachrichten.
Zusätzlich hatten wir beide die besten Küsse und den besten Sex unseres bisherigen Daseins, was uns beide völlig überraschte und fertigmachte, weil wir nie dachten, dass es mal SO – wie in einem schlechten Film, wo man denkt, alles sei völlig übertrieben – sein würde.
Er ist zusätzlich der erste Mann, mit dem ich gut in einem Bett schlafe, auch das war für mich völlig neu. Auch für ihn war das nebeneinander aufwachen das Größte.
Vorgestern hatten wir dann eine Situation, wo wir uns so lange in die Augen geguckt haben, dass ich mir sicher war, dass er mich liebt - ich weiß, dass das albern klingt, aber ich habe es einfach gespürt. So guckt kein Mensch, der eine Affäre hat – und diesen Blick bekomme ich seit Monaten und es wird mehr. Auch auf unserem Kurzurlaub war es so, dass sich sein Blick total aufhellte und er strahlte, wenn er mich sah – es geht mir nicht darum, so was zu suchen und zu projezieren, sondern das sind einfach objektive Feststellungen – egal ob Angehörige, meine Eltern (ja, er kennt meine Eltern und ich seine!), jeder betont, dass das ein völlig verliebter Kerl wäre.
Was von Anfang an nicht so richtig passte, waren unsere beiden Äußerungen dazu. Wir haben die Geschichte geheim gehalten, überall, wo uns unterstellt würde, da liefe doch was, vehement bestritten, dass da was sein könnte. Nie im Leben! Er sagte mir auch, irgendwann, dass er zwar verknallt, aber nicht verliebt wäre und dass das für ihn ein riesiger Unterschied wäre. Überhaupt hat er häufig direkt nach Treffen gesagt, es wäre doch alles zuviel, für mich sowieso und er überhaupt – und eigentlich würde ich doch ihn und alles drumherum scheiße finden, ich wäre nur so genügsam, dass ich das nicht zugeben würde. Auf der anderen Seite reagierte er kiebig, wenn ich behauptete, wir hätten eine Affäre, weil es das ja nun nie im Leben wäre – viel mehr, viel intensiver, so was hätte er noch nie erlebt – und das würde so einem Begriff ja einfach nicht gerecht werden. Auch ich schwankte hin und her, mal fand ich ihn unendlich toll, mal war ich mir sicher, ihn nicht zu wollen – letzteres wurde aber mit der Zeit weniger.
Irgendwann im Dezember hatten wir dann eine Verhütungspanne. Man sollte meinen, dass man bei einer Affäre doch total panisch werden würde und die PD besorgen würde – stattdessen fing er an, zu planen, wie wir zusammen ziehen, unser Kind großziehen – wochenlang hat er sich da richtig reingesteigert – was ich schon komisch fand – und war richtig traurig, als ich dann doch meine Tage bekam. Komischerweise ging es mir genauso, obwohl ich ein völlig sicherheitsorientierter Typ Mensch bin und nie im Leben etwas riskieren würde. Trotzdem, der Gedanke mit ihm ein Kind zu bekommen, war irgendwie … schön? Am gleichen Abend fing er auch vermehrt an, über Beziehungen zu reden und das wir schon wochenlang eine hätten – und ich in meinem unendlichen Taktgefühl fragte ihn, seit wann man so ein bisschen Vögelei nun Beziehung nennt… Daraufhin hatten wir ein langes Gespräch darüber, ob wir nun eine Beziehung hätten. Ich fragte ihn, was sich für ihn ändern würde, wenn es so heißen würde – er meinte, er würde dann alles organisieren müssen und immer Angst um mich haben müssen. Ich habe ihm gesagt, dass das nicht so wäre und sich für mich nichts ändern müsste – eben weil wir doch irgendwo schon längst eine Beziehung führen und ich nicht wüsste, was sich ändern sollte, nur weil wir es so nennen. Wir haben uns dann darauf geeinigt, weitere Zeit ins Land gehen zu lassen und abzuwarten.
Ende Dezember dann eben wie gesagt unser Urlaub – der perfekt war, der ab dem Flughafen wie ein Pärchenurlaub war – nur, dass ich mit meinen bisherigen Exbeziehungen noch nie so entspannte und schöne Urlaube hatte. Es war wie Flitterwochen, es kam uns beiden so vor. Aber danach behauptete er weiterhin, doch Single zu sein, was mich wirklich gestört hat.
Ich habe ihm dann letzte Woche eine lange Mail geschrieben, in der ich ihm schrieb, dass mich das Hin und Her nerven würde – eine Antwort bekam ich vorerst nicht, weil ihn die Mail – wie er mir dann gestern sagte – völlig überforderte.
Gestern hatten wir dann ein sehr langes Telefonat – zur Mail, zu allem. Seitdem bin ich verwirrter, als vorher. Ich konnte ihm alles an den Kopf werfen, was mir seit Monaten durch den Kopf geht – dass er derjenige wäre, der die Nähe permanent herstellen würde – und sobald man versucht, ihn da zu greifen oder darüber zu reden, windet er sich wie ein Fisch und nimmt Reißaus. Er ist es, der von verknallt, Beziehung, Hochzeit und Kindern anfängt – sobald ich darauf Bezug nehme, zieht er sich zurück.
Er behauptete gestern in dem Telefonat völlig seltsame Sachen, dass er noch nie Schmetterlinge im Bauch gehabt hätte bei mir, dass es eben anders wäre, wenn er verliebt wäre – dabei SEHE ich genau das in seinen Augen und seine Nervosität in meiner Nähe, seine 100 SMS nach unseren ersten Küssen, weil er so ängstlich und unsicher und aufgeregt war, das ist nun wirklich keine Einbildung.
Ich habe gestern soviel gesagt darüber, wie ich die Sache sehe: Wie sehr ER die Nähe sucht und auf Abstand geht, wenn ich darauf eingehe, wie sehr es IHN ärgert, wenn ich es Affäre nenne, wie ER Kind und Hochzeit plante, wie ich es spüre, dass da was ist.
Alle meine Theorien zu uns, die ich seit Monaten mit mir rumschleppe, abgeladen in einem Telefonat – und bevor jemand schimpft: Auf der anderen Seite ein Mann, der sich alles anhört, sagt, dass das sein kann, mir irgendwo recht gibt – wir konnten es alles abstrahieren, es war nicht so, dass er dicht machte. Das hat mich gefreut.
Das Gespräch verlief insgesamt durchwachsen – es fielen Aussagen wie, dass er eben kein Bedürfnis hätte, mich oft zu sehen, dass er nicht verliebt wäre, dass es eben dann nur eine Affäre wäre, dass er es eher lassen würde, als jetzt einen draufzusetzen. Er behauptete bei vielen Aussagen, sie nicht getroffen zu haben, konnte sich angeblich nicht erinnern. Auf der anderen Seite gab er mir dann aber bei sehr vielen Sachen recht, an seine Gefühle während bestimmter Situationen, die dazu getroffenen Aussagen kamen wieder – er sagte noch vor Wochen, bevor er es lassen würde, würde er eher eine Beziehung haben wollen – also genau umgekehrt zu dem, was er mir gestern sagte. Ebenso weiß ich noch recht genau, dass er mal unendliche Angst hätte, ich wolle ihn nicht so oft sehen und mir die Antwort abluchste, ihn täglich sehen zu wollen – nur um dann riesig erleichtert zu sein.
Sprich, es drehte sich im Kreis und viele Aussagen waren genau gegenläufig zu anderen, früheren Aussagen, die er bereits getroffen hat. Mein Eindruck: Wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt, wertet er ab, redet es sich selbst ein – nach dem Motto: Wenn ich es lange genug laut sage, glaube ich auch dran!
Meine Theorie dazu ist und bleibt einfach, dass wir beide bisher nur Beziehungen geführt haben, bei denen wir die Leute im Griff hatten – und dazu Beziehungen, bei denen es viel auf und ab ging, da unsere Partner eben krank waren. Das führt zum einen dazu, dass man die Phasen, die gut waren, auf ein Podest hebt, weil sie einem ungleich stärker vorkommen – gleichzeitig bildet man sich ein, dass das erhebende Gefühl, wenn man jemanden umsorgt und versorgt was mit Liebe zu tun hat. Da wir beide das nicht haben, weil es bei uns nichts zu kümmern gibt und man sich den anderen nicht so „einverleiben“ kann, fehlt was – und das halte ich für diese so empfundene Distanz, die aber nicht daran liegt, dass es zwischen uns nicht passt – sondern eben daran, dass wir beide völlig ungesunde, unausgewogene Beziehungen gewöhnt sind. Dazu kommt einfach, dass man bei zwei eigenständigen Menschen auch nicht so schnell eine Abhängigkeit im Alltag entwickelt –da wir beide Hobbys und Interessen haben, können und wollen wir uns nicht täglich sehen. Bisher war es bei uns beiden aber so, dass wir in Beziehungen vieles aufgegeben haben, um den Partner dauernd zu sehen – da der in der Regel sowieso kaum ein eigenes Leben hatte bzw. von der Organisation von uns abhängig war, konnte man sich so auch einreden, unendlich viele Gemeinsamkeiten zu haben und total gleich zu ticken. In meinen Augen ist das der Grund, wieso seine Beziehungen so kurz gehalten haben – und so wie er über seine Exfreundinnen redet, merkt man, dass das alles irgendwelche komischen Bratzen waren – weder intellektuell noch sonst wie in der Lage, irgendwo mit ihm mitzuhalten. Sagt viel über jemanden aus, wenn er sich nur Leute sucht, die er so im Griff haben kann…
In meinen Augen baut er da einfach Schutzwälle auf, um nicht mehr verletzt zu werden – und weil er genau weiß, dass er mich nicht „im Griff“ hat, baut er Distanz auf – zumindest auf verbaler Ebene. Auf emotionaler und körperlicher Ebene gibt es diese Distanz nicht – das weiß ich.
Letztendlich muss ich einfach sagen, dass ich selten ein so widersprüchliches Telefonat geführt habe – und mir das komplette Ausmaß seiner Verwirrung gestern nur noch mehr bewusst wurde. Er gab mir sogar Recht darin, dass wir „eigentlich“ schon lange eine Beziehung hätten. Ich habe viel von meiner Wut und meinem Ärger bei ihm abgeladen und auf alles eine konstruktive Antwort bekommen – und obwohl ich heute Nacht mies geschlafen und viel zu viel geträumt habe, bin ich heute erstaunlich ruhig.
Die Sache ist einfach: Ich weiß, dass man sagt, man solle jemandem glauben, was er sagt. Fakt ist aber nun, dass ich so viele unterschiedliche Aussagen habe, die sich enorm widersprechen – und wenn ich das mit dem abgleiche, was ich sehe und spüre, dann muss ich sagen, dass alle Behauptungen, „da wäre nix“ Teil eines riesigen Schutzwalles sind, der aufgezogen wurde, um die Kontrolle zu behalten.
Letztendlich weiß ich, dass manche Sachen davon echt strange klingen. Ich weiß auch, dass ich Haue kriegen werde, weil meine alte Beziehung noch nicht so lange her ist und diese Geschichte hier Paradebeispiel dafür ist, wie ich es nicht hätte machen sollen.
Sache ist aber einfach die, dass ich den Eindruck habe, irgendwo wäre es die Sache wert, auszuprobieren – einfach, um alte Strukturen zu durchbrechen und zu schauen, wo man landet.
Frage ist nun einfach, ob jemand einen konstruktiven Rat für mich hat… Ich möchte gleich darum bitten, nicht so sehr auf mir rumzudreschen, da ich echt wenig geschlafen habe heute Nacht Und mir geht es auch darum, klarzustellen, dass ich nicht die verliebte Kuh bin, die ihm da hinterherlaufen möchte – im Gegenteil. Ich sehe mich selbst sehr klar und habe ihm meine Eindrücke mehr als differenziert dargestellt – und Gott sei gelobt, dass er clever genug ist, es nicht als „Du willst mich doch auch, sieh es ein!“ wahrzunehmen, sondern durchaus auch abstrahieren kann. Ich habe ihm auch klargemacht, dass es mir nicht darum geht, eine Beziehung zu forcieren – sondern dass ich eben denke, dass es gut tun würde, es einfach zu wagen und zu schauen, wie es sich entwickelt – ohne Hintertür, um einfach mal die Möglichkeit zu haben, sich gedanklich drauf einzulassen – aber andersrum eben auch ohne Garantie, dass es klappen muss- denn die hat man doch sowieso nie! Zwischendurch war er der Meinung, das wolle er nicht - lieber dann einen Schritt zurück. Auf aktiver Suche sei er nicht - aber vor der Familie, seinen Freunden und anderen Frauen wolle er das so nicht haben. Im gleichen Gespräch behauptete er dann irgendwann wieder ganz andere Sachen - ich könnte Recht haben, es könne genauso sein, tatsächlich könnte das funktionieren. Und dann wunderte er sich wieder über sich selber, weil er es einfach nicht weiß. Wir verblieben so, dass wir beide drüber nachdenken – und ansonsten überlege ich eben, was ich im Moment mache.
Naheliegend wäre, zu sagen, man lässt den Kontakt erstmal bleiben, wenn es ernst ist, kommt er wieder – aber genau den Test habe ich schon so oft gemacht, er kam immer wieder zurück. Von daher ist es wirklich wie ein schlechtes Klischee: Es geht nicht miteinander und nicht ohneeinander.
Ich weiß auch, dass viele denken würden, am Einfachsten wäre es, ich würde es lassen und mir wen anders suchen - aber ich weiß eben, dass ich so ein "richtiges" Gefühl noch nie hatte - trotz aller Widrigkeiten. Im Kern ist es richtig, es könnte was Großes sein. Und ich glaube, dass viel von der Angst in uns daher kommt, dass wir das beide wissen und Angst haben, deutlich verletzlicher zu werden, als es bei den bisherigen "kontrollierten" Beziehungen der Fall war.