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Meine Mutter ist schwer krank

Dani21
Benutzer105407  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Guten Abend/Nacht allerseits!

Ich weiß selber nicht genau, warum ich mich genau an euch wende - Vielleicht weil ich Zuspruch oder Trost brauche... vielleicht aber auch einfach nur um alles mal rauszulassen.

Ich glaube das könnte hier auch ein wenig länger werden, dafür entschuldige ich mich schon mal.

Vor einigen Jahren ist meine Mutter an Krebs erkrankt. Sie hat schon viele Krankenhausaufenthalte hinter sich, die längste Zeit verbrachte sie acht Monate am Stück im Krankenhaus.
Als sie entlassen wurde, waren wir alle so froh und sie auch, weil sie endlich wieder Zuhause sein konnte.
Die Entlassung ist nun zwei Jahre her und in der letzten Zeit war ihr wieder anzumerken, dass es ihr wieder schlechter ging...
Schließlich wurde sie vor über einer Woche wieder ins Krankenhaus eingeliefert, es ging ihr richtig, richtig schlecht, dennoch wollte sie erst nicht ins Krankenhaus. Meine Geschwister und ich haben stundenlang auf sie eingeredet, bis sie zugestimmt hat.
Der Hausarzt war auch da und er hat gemeint, wenn sie Zuhause bleibt, dann wird sie auf jeden Fall sterben.
Sie meinte daraufhin am Anfang nur: "Na und?"
Ich kann nicht beschreiben was ich in dem Moment gefühlt habe.

Jedenfalls hat der Krankenwagen sie dann mitgenommen, meine Brüder und ich sind sogleich hinterher gefahren, und dann mussten wir erstmal lange warten.
Irgendwann durften wir dann zu ihr - Sie sah schrecklich aus und war auch sehr benommen von den Medikamenten und so.
Zwei Ärzte waren auch da und dann haben die uns gesagt, dass es nicht gut aussieht. Überhaupt nicht gut.
Zusätzlich zu ihrem Krebs hat meine Mutter noch so eine Muskelkrankheit und jetzt hat sie auch noch große Probleme mit der Leber bekommen.
Sie haben gesagt, das könnte man so an sich zwar gut operieren, aber aufgrund der anderen Krankheiten ist das eine sehr gefährliche Sache.
Sie meinten die Chance ist recht groß, dass meine Mutter gar nicht mehr aus der Narkose aufwacht.

Mein ältester Bruder ist bei der Nachricht zusammengeklappt und ich stand da nur und dachte....ich weiß nicht mehr was ich dachte, ich begriff das alles gar nicht richtig was die da erzählten.
Meine Mama bekam ja kaum was mit von alledem, aber als wir uns von ihr verabschiedeten und ich ihr versprach wir würden sie bald wieder besuchen kommen hat sie ganz, ganz fest meine Hand gedrückt. :frown: Daran muss ich auch ständig denken jetzt.

Am nächsten Tag sind mein zweitältester Bruder und ich nochmal ins Krankenhaus gefahren, der Älteste ist Zuhause geblieben, er hatte Angst, dass er wieder zusammenklappen könnte. Er hat auch allgemein eine große Abneigung gegen Krankenhäusern, schon durch dem Geruch dort wird ihm schnell richtig schlecht.

Jedenfalls sind mein zweitältester Bruder und ich dann dahin gefahren und ja... Meiner Mutter ging es noch schlechter und es war wirklich schlimm sie so zu sehen mit den Schläuchen in der Nase und alles. Nach fünf Minuten nuschelte sie dann undeutlich, dass wir gehen sollen.
Sie wollte nicht dass wir sie so sehen.
Wir sind dann auch gegangen und Zuhause hat dann mein zweitältester Bruder ganz schlimm angefangen zu weinen und ich saß nur da. Es überforderte mich und irgendwie hätte ich gerne mitgeweint, aber ich konnte es in seiner Gegenwart nicht.
Ich fühlte mich irgendwie.... hartherzig, ich weiß auch nicht wie ich das erklären soll, aber: Mein ältester Bruder bricht zusammen, mein zweitältester Bruder weint furchtbar und ich? Die Jüngste?
Ich zeigte irgendwie gar keine Reaktionen, geschweige denn Emotionen.
Erst als mein Bruder gegangen war und ich alleine in der Wohnung war, erst da konnte ich weinen. Ich habe Schwierigkeiten damit meine Gefühle offen zu zeigen, habe auch Angst, dass mich alle deswegen hartherzig und kalt finden - denn es bekommt ja keiner mit wenn ich weine, eben weil ich dass keinem zeige wie es in mir ausschaut.

Ein anderer Punkt ist, dass ich das Gefühl habe, dass ich jetzt stark bleiben muss, einen kühlen Kopf bewahren muss, nicht nur für mich selbst sondern für uns alle.
Es ist alles so schwer und alle haben soviel Kummer, da will ich niemanden noch zusätzlich mit meinem Kummer quälen.

Inzwischen ist meine Mutter operiert worden, was so an sich zwar erst erfolgreich war, aber leider hat sie sich eine Infektion eingefangen, aufgrund dieser Infektion verschlechterte sich ihre Atmung, daraufhin mussten die Ärzte sie ins künstliche Koma befördern und nebenbei haben sie die Chemotherapie angefangen.
Die Chemotherapie ist nun zu Ende, nun warten sie das Ergebnis ab. Die Ärzte betonen immer wieder, dass es alles andere als gut ausschaut und das alles passieren kann, aber sie sagen auch, dass sie nicht viel Hoffnung haben... dafür ist die Krankheit schon zu fortgeschritten.
Stoppen könnten sie den Krebs sowieso nicht, höchstens etwas verlangsamen, aber sie glauben auch dafür ist es zu spät.
Sie bekräftigen aber dennoch, dass sie alles in ihrer Machtstehende tun werden.
Das ist der aktuelle Stand.

In den letzten Tagen habe ich versucht mich etwas abzulenken, tagsüber klappt es manchmal ein klein wenig, weil man da was zu tun hat.
Aber gegen Abend und Nacht sieht es ganz anders aus.

Das Gefühl dass meine Mama bald nicht mehr da ist ist schrecklich. Ich kann mir das hier alles nicht vorstellen ohne sie. Auf ein Leben ohne sie.
Ich weiß aber auch, dass ich mich darauf einstellen muss. Ich muss mich darauf einstellen, dass sie nie wieder Nachhause kommt, dass sie stirbt.
Das ist grausam.

Die Einzige mit der ich so ein bisschen über das alles hier reden kann ist meine Partnerin, aber auch da mache ich oft schnell wieder dicht, ich will sie da einfach nicht zu sehr mit hineinzerren. Ich habe mit sowas sehr große Schwierigkeiten, ich will sie nicht belasten, ich habe immer Angst, dass ich nerve oder dass ich nur auf Mitleid aus bin.
Habe auch gemischte Gefühle euch damit jetzt zu behelligen, aber da ihr Außenstehende seid, fällt es mir hier doch ein klein wenig leichter alles zu erzählen.

Zudem kommt dass mein ältester Bruder schon plant was wir alles Schönes machen, wenn unsere Mutter wieder entlassen wird, das bricht mir immer fast das Herz. Denn augenscheinlich läuft er gerade von der Realität weg, er möchte es nicht hören, wenn die Ärzte sagen, dass es mehr als schlecht um sie steht. Ich habe wirklich Angst, dass er im schlimmsten Fall der Fälle dann total durchdreht. Ich versuche ihn jetzt schon immer behutsam etwas in seiner Euphorie zu bremsen - seine Euphorie die zur momentanen Lage völlig fehl am Platze ist.
Ich habe doch auch Hoffnung, dass alles wieder gut wird, das die Geschichte doch noch einmal gut ausgeht, aber ich weiß, dass diese Hoffnung momentan nicht sehr wahrscheinlich ist - mein Bruder weiß das, glaube ich, nicht.

Momentan brummt mir wirklich der Schädel, es ist soviel passiert in so kurzer Zeit. Ich fühle mich einfach ausgelaugt und weiß selber nicht wie ich das zukünftig alles noch schaffen kann.
Ich vermisse meine Mama gerade so sehr, ich hoffe so sehr, dass sie wenigstens noch ein paar Jahre bei uns bleibt. Aber auch dann wird es irgendwann vorbei sein, das weiß ich. Ich werde mich mit der Thematik weiter auseinandersetzen müssen, früher oder später.

So und nachdem ich mir das hier alles mal von der Seele geschrieben habe, hoffe ich, dass ich wenigstens ein bisschen schlafen kann.

Danke wenn ihr durchgehalten habt und euch wirklich alles hier durchgelesen habt. Ich erwarte von euch kein Allheilmittel gegen meine Probleme, sowas gibt es nicht, leider.
Aber ich musste es hier jetzt einfach mal rauslassen.
 
L
Benutzer147572  Meistens hier zu finden
  • #2
Ich bin down. Mensch Dani das tut mir sehr leid. Mir fehlen die Worte, aber ich wünsche dir viel Kraft. Lass dich drücken, ich denke von uns allen hier :knuddel:
 
Morgenstern
Benutzer133419  (61) Sehr bekannt hier
  • #3
Du bist nicht hart oder gefühlskalt. Du konntest erst später weinen, weil Du erst mal Deine Brüder um Dich hattest und die Kraft für sie auch haben musstest, und das war wichtiger.

Eure arme Mutter... ich kann verstehen, dass bei Euch die Hoffnung zuletzt stirbt, aber... musste das sein, stundenlang auf eine todkranke Frau einzureden, dass sie einwilligt, nochmal ins Krankenhaus gefahren zu werden? Ich glaub, irgendwann weiß man, dass man bald sterben wird.

Ihr hättet das nicht tun dürfen. Wenn sie sowieso bald sterben muss, wieso soll sie sich dann noch einer hoffnungslosen Tortur im Krankenhaus unterziehen? Sie hat es ja gewusst, sie sagte, na, und?

Tut mir leid, wenn ich das so hart schreibe...
 
Dani21
Benutzer105407  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #4
Du bist nicht hart oder gefühlskalt. Du konntest erst später weinen, weil Du erst mal Deine Brüder um Dich hattest und die Kraft für sie auch haben musstest, und das war wichtiger.

Eure arme Mutter... ich kann verstehen, dass bei Euch die Hoffnung zuletzt stirbt, aber... musste das sein, stundenlang auf eine todkranke Frau einzureden, dass sie einwilligt, nochmal ins Krankenhaus gefahren zu werden? Ich glaub, irgendwann weiß man, dass man bald sterben wird.

Ihr hättet das nicht tun dürfen. Wenn sie sowieso bald sterben muss, wieso soll sie sich dann noch einer hoffnungslosen Tortur im Krankenhaus unterziehen? Sie hat es ja gewusst, sie sagte, na, und?

Tut mir leid, wenn ich das so hart schreibe...

Das habe ich mir selbst sogar auch schon gedacht, brauchst dich nicht entschuldigen...
Aber man will in dem Moment alles versuchen um sie doch noch zu retten, sage ich mal.
Momentan liegt sie ja im künstlichem Koma, da bekommt sie nichts mit und hat somit gerade wenigstens zum Glück keinerlei Schmerzen.

Vorwürfe mache ich mir sehr, wenn wir ihr damit jetzt noch mehr geschadet haben, aber wir hätten uns auch Vorwürfe gemacht wenn wir einfach nichts mehr gemacht hätten.
"Ihr hättet das nicht tun dürfen", sagt sich da leicht, ist keine Kritik gegen dich, ich verstehe die Meinung und habe mich damit gedanklich auch schon oft beschäftigt wiegesagt.
 
SchafForPeace
Benutzer12529  Echt Schaf
  • #5
Das ist hart... hoffe, dein Bruder fällt nicht zu sehr in ein Loch, falls die Ärzte Recht haben. Klingt aber eher so.

Schwere Situation.

Hast du jemanden, mit dem du darüber reden kannst zuhause? Vielleicht auch zusätzlich zu Freunden und Co jemanden "vom Fach", wie den Geistlichen eurer Gemeinde oder zb die psychische Beratungsstelle der Uni, falls du studerst? Gibt es eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von (krebs-)kranken oder ähnliches in der Umgebung? Dort kann man sich sehr gut miteinander austauschen und sich gegenseitig unterstützen etc.

Hast du noch Zeit für dich allein, für ein Hobby oder so, damit du dort zwischendurch auch etwas abschalten kannst? Wenn es derzeit noch nicht so eine extreme Phase sein sollte bei deiner Mutter, wär vielleicht ja auch ein kurzer Urlaub oder Wochenendtripp etwas, was dir Kraft geben könnte.

Ich wünsch euch allen, dass die nächste Zeit irgendwie aushaltbar wird für alle.
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Es überforderte mich und irgendwie hätte ich gerne mitgeweint, aber ich konnte es in seiner Gegenwart nicht.
Ich fühlte mich irgendwie.... hartherzig, ich weiß auch nicht wie ich das erklären soll, aber: Mein ältester Bruder bricht zusammen, mein zweitältester Bruder weint furchtbar und ich? Die Jüngste?
Ich zeigte irgendwie gar keine Reaktionen, geschweige denn Emotionen.
Ich glaube, dass sowas auch "funktioniert", weil es für viele sehr hilfreich ist zu sehen/spüren, dass einer der Angehörigen stark ist und auch durch nicht-weinen symbolisch zeigt, dass er für die anderen da ist und stark sein will/ist. Würd mich nicht wundern, wenn das sogar deshalb vom Unterbewusstsein so gesteuert werden kann.
Mach dir keinen Kopf darum, jeder reagiert in Ausnahmesituationen wie dieser anders und zwar meist sogar anders, als man von sich selbst je erwartet hätte.
 
D
Benutzer99946  Meistens hier zu finden
  • #6
Habr ihr schon einmal erwogen, euch an profesionelle Seelsorger zu wenden? Die können zwar euren Schmerz nicht lindern, aber helfen, alles zu verarbeiten und mit umzugehen.
 
Blue_eye1980
Benutzer138371  (43) Beiträge füllen Bücher
  • #7
Hallo.

Normal stehen im KH immer Psychologen parat, die in solchen Situationen da sind, und den Angehoerigen helfen.

Ich kann verstehen wie es dir geht.

Mein Papa war ueber 1 Jahr im KH, und er war insgesamt 4 Monate im kuenstlichen Tiefschlaf.

Bei mir war es am Anfang auch so, das man immer wieder geweint hat, und nicht wusste wie man damit umgeht. Nach einem halben Jahr konnte ich nicht mehr weinen, da ich innerlich so leer war, und keine Kraft mehr hatte.
Uns wurde nicht nur einmal gesagt, das er die Nacht nicht ueberleben wird :-(

Und ich glaube auch, das deine Mama innerlich schon weiss, das die Reise vielleicht bald zu Ende gehen wird.

Und die Ueberstellung in ein Hospiz oder so waere nicht moeglich?

Dann haette sie zumindest noch eine "schoenere" Zeit ausserhalb vom KH?

Ich drueck euch natuerlich ganz fest die Daumen....Ganz viel Kraft fuer euch!!!
 
rowan
Benutzer39498  Planet-Liebe ist Startseite
  • #8
Liebe Dani, meine Mutter starb vor 12 Jahren in einem Krankenhaus. Nicht nach langer Krankheit, sondern plötzlich, aber zwischen dem Platzen des Aneurysma und dem Hirntot lagen 10 Tage Koma. Zehn sehr lange Tage, in denen wir die Krankheit recherchiert haben (leider gab's auch damals schon Suchmaschinen im Internet), sie besucht haben, die Prognosen von den Ärzten versucht haben zu verarbeiten,... ich erinnere mich noch sehr gut an den Anruf vom Krankenhaus, als es vorbei war. Mein älterer Bruder hat ihn angenommen. Er weckte mich auf und meinte "Mama ist gestorben."
Ich kann mich nicht daran erinnern, viel geweint zu haben. Schon gar nicht in Gegenwart meiner Familie. Mein Vater, meine Brüder und ich, es hat lange gedauert bis wir gemeinsam getrauert haben. Eigentlich haben wir die Sache jeder für sich alleine auf unterschiedliche Wege verarbeitet. Jeder geht mit diesem Trauma anders um - bei mir war es Verdrängen und Abschottung, bei meinem Bruder Verzweiflung, bei meinem Vater Abwendung. Trauer funktioniert nach keinem Schema, und es ist nur menschlich, Trauer auch mal zu unterdrücken - man nennt das Resilienz. Schließlich muss der Alltag trotzdem weiter funktionieren.

Natürlich wussten wir zu dem Zeitpunkt schon, dass das der wahrscheinlichste Ausgang ist, aber wenn es dann tatsächlich passiert, ist es noch mal was Anderes.
Möglicherweise besteht dir dieser Moment bevor, ob sehr bald oder ein bisschen später ist vermutlich noch nicht klar.

Ich will nicht behaupten, dass die letzten 12 Jahre einfach waren, aber natürlich ist es irgendwann normal, dass die Mama weg ist. Deine Mutter durfte noch miterleben wie du groß geworden bist, wie du dich als erwachsener Mensch entwickelt hast, und das ist unglaublich viel wert. Noch heute vermisse ich sie, jeden Tag, aber es tut nicht mehr weh. Meistens jedenfalls. Wenn ich Geschichten wie deine lese, dann schon. Oder wenn ich an meine Hochzeit denke, an der sie nicht da ist. Oder wenn am Muttertag tonnenweise Freunde auf Facebook ihre achsotollen Mamas anpreisen. Aber es ist nur noch kurz.

Was kannst du tun? - eigentlich nicht viel. Die Dinge gehen ihren Lauf. Wenn es dir gut tut, im Krankenhaus bei deiner Mama zu sein, dann sei dort. Wenn es dir gut tut, laufen zu gehen, dann lauf'. Wenn es dir gut tut, mit einer Freundin Kaffee trinken zu gehen, dann mach' es. Aber mache dir um Himmels Willen keine Vorwürfe. Ihr habt gehandelt, wie wohl die meisten Angehörigen handeln würden, nach eurem besten Wissen und Gewissen.
Und hab' doch bitte kein schlechtes Gewissen, andere Leute mit diesen Sorgen zu "belasten". Hier geht's nicht um einen Hamster, sondern um deine Mama.
 
Pink Bunny
Benutzer58449  (34) Planet-Liebe ist Startseite
  • #9
Eure arme Mutter... ich kann verstehen, dass bei Euch die Hoffnung zuletzt stirbt, aber... musste das sein, stundenlang auf eine todkranke Frau einzureden, dass sie einwilligt, nochmal ins Krankenhaus gefahren zu werden? Ich glaub, irgendwann weiß man, dass man bald sterben wird.

So gings mir beim Lesen leider auch. Ich denke eure Mutter hat im Inneren schon abgeschlossen...
Aber trotzdem kann ich auch die TS und ihre Familie verstehen. Man möchte die eigene Mutter nicht sterben lassen wenn es noch einen Funken Hoffnung gibt.
Es kommt halt immernoch drauf an auf welcher Seite des Tischs man sitzt.

Was deinen Bruder und dich angeht, so glaube ich das ihr euch beide gerade in der ersten von fünf Trauerphasen befindet.
Sagen dir 5 die Phasen der Trauer von Kübler Ross etwas?
  • Die erste der Phasen ist durch das Nichtwahrhabenwollen geprägt. Der Trauernde streitet etwa ab, dass eine Trennung erfolgt ist, der Verlust stattgefunden hat oder er eine tödliche Krankheit hat. Dabei dominieren Gefühle wie Entsetzen oder eine emotionale Starre.
  • In der zweiten Phase der Trauer werden verschiedene Emotionen sehr intensiv erlebt. Nicht nur Niedergeschlagenheit und Angst können eine Rolle spielen, auch Wut kann auftreten. Die Wut kann sich in diesem Abschnitt der 5 Stufen gegen alle richten, die nicht betroffen sind. Bei Scheidungen kann das etwa bedeuten, dass der Betroffene Neid gegen (aus seiner Sicht) glückliche Paare empfindet.
  • In der dritten der 5 Phasen kann eine Art Verhandlungsverhalten auftreten. Bei der Trennung in Partnerschaften kann das bedeuteten, das Betroffene versuchen, den Partner zurückzugewinnen. Auch Schuldgefühle können auftreten, beispielsweise dahin gehend, nicht genug für andere im Leben getan zu haben.
Abschluss der 5 Phasen
  • Schließlich erlebt der Trauernde eine Zeit der Depression oder Verzweiflung. Hier werden Sorgen darüber erlebt, wie es weitergehen soll oder wie andere mit der neuen Situation umgehen können.
  • In der letzten der 5 Phasen erfolgt eine Akzeptanz. Ein Kranker kann sich damit abfinden, sterben zu müssen oder jemand, der einen Menschen verloren hat, akzeptiert diesen Verlust.
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #10
Hallo Dani!

Hier sind lange Beiträge IMMER willkommen. Bisher ist es noch nicht vorgekommen, dass sich jemand darüber beschwert hat und der erste der das tut, kriegt eins von mir auf'n Deckel :zwinker:

rowan rowan hat sehr gut beschrieben, was mir durch den Kopf gegangen ist.
Ich finde du solltest dir nicht zusätzlich noch Druck machen. Wenn nicht in dieser Ausnahmesituation, wann hättest du dann das Recht dir Hilfe zu suchen, weil du selbst ein bisschen hilflos bist? Dafür sind Freunde und Partner da. In solchen Extremsituationen hast du das Recht dich einfach mal für eine Weile fallen zu lassen und hemmungslos deine Gefühle rauszulassen.
Wenn diese Gefühle beinhalten, dass du einfach nur da sitzt und Tee trinkst und dabei genuddelt wirst, weil du noch nicht weinen kannst, dann ist das so. Das ist okay. Es geht um dich. Nicht um deine Partnerin, deine Freunde oder mich. Ums knallhart zu sagen: Die haben das jetzt mal auszuhalten, denn sonst bist du vermutlich immer die Starke. Diesmal musst du das aber nicht sein.

Mach dir auch keine Vorwürfe, dass ihr sie überredet habt ins Krankenhaus zu gehen. Es gibt hier keine "richtige" Entscheidung.

Was du allerdings machen kannst ist etwas, dass nicht viele machen können und ich hatte auch nur ein einziges Mal das Privileg. Du kannst dich langsam verabschieden. Das war damals eines der schwersten Dinge in meinem Leben. Ihm nochmal zu sagen wie sehr ich ihn liebe. Gleichzeitig war es gut.
Ob es für dich das richtige ist, kann ich nicht beurteilen. Für mich war es das.

Ich verstehe dich schon...ich bin auch jemand der, wenn er sieht, dass andere es nicht hinbekommen, die Ärmel hoch rollt und das Kommando übernimmt. Manchmal geht das aber einfach nicht oder nur begrenzt. Finde deine Grenzen und erlaube dir nicht, sie zu überschreiten, weil das einfach so richtig ist.
Bestrafe dich auch nicht dafür WIE du trauerst, denn du trauerst und ich bezweifele, dass deine Brüder dir das nicht abkaufen. Im schlimmsten fall sagen sie etwas in ihrem eigenen Schmerz, dass sie nicht so meinen, aber auch da glaube ich nicht, dass sie selbst nicht bemerkten, wie mies es dir geht.

Ich wünsche dir die Stärke, deine Schwäche offen zuzugeben, damit du selbst nicht innerlich platzt. Ich wünsche dir die Schulter, die du gerade brauchst und dass du sie ausgiebig nutzt, ich würde das tun...bis der gesamte Pulluver durchgeweicht ist. :zwinker:
Ich wünsche dir alles Gute.
 
Dani21
Benutzer105407  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #11
Ich danke euch erstmal für eure Antworten, vielen Dank, wirklich, es sind gute und wichtige Punkte dabei die ihr ansprecht.

Werde mal versuchen auf alles einzugehen.

Hast du jemanden, mit dem du darüber reden kannst zuhause? Vielleicht auch zusätzlich zu Freunden und Co jemanden "vom Fach", wie den Geistlichen eurer Gemeinde oder zb die psychische Beratungsstelle der Uni, falls du studerst? Gibt es eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von (krebs-)kranken oder ähnliches in der Umgebung? Dort kann man sich sehr gut miteinander austauschen und sich gegenseitig unterstützen etc.

Ich rede hier drüber manchmal mit meiner Freundin, aber ich kann das nie allzulange, irgendwann mache ich dann immer dicht und wechsle wieder das Thema. Ich spüre ja, dass die Situation für sie auch nicht gerade einfach ist, weil sie mir schon gerne helfen würde, aber es ist sehr schwer in solchen Situationen zu helfen, ich bin dann einfach schon froh, dass ich weiß, dass sie da ist und dass sie mir auch immer wieder sagt, dass sie für mich da ist und das wir das zusammen durchstehen. Da bin ich auch wirklich sehr dankbar, aber es fällt mir einfach wahnsinnig schwer, dass auch so anzunehmen und mich so richtig bei ihr fallen zu lassen und auszuheulen.

Freunde habe ich auch, zwar nur wenige aber dafür auch gute, zumindest dachte ich das, bei einer habe ich mich wohl geirrt.
Das war mal drei Jahre meine beste Freundin, wir waren zwar in letzter Zeit nicht mehr so eng wie früher befreundet, aber eben doch befreundet, wir konnten uns weiterhin aufeinander verlassen, dachte ich zumindest.
Sie wohnt inzwischen weiter weg, hatte ihr also eine Nachricht geschickt und mehrmals versucht bei ihr anzurufen: Ich kenne sie wirklich schon sehr lange, schon vor den drei Jahren waren wir schon lange locker befreundet.
Sie hat auf meine Nachricht und Anrufe nicht mal reagiert, was mich doch schon arg enttäuscht hat. Sie antwortet sonst immer, wir hatten auch keinen Streit davor oder so.
Na ja, "Freunde in der Not..." Soll ja vorkommen, habe es von ihr nur wirklich nicht von ihr erwartet und wenn ich daran denke, wie oft ich nächtelang bei ihren Problemen für sie da war tut das schon sehr weh.
Aber ich will mich daran auch nicht ewig aufhalten, habe ja ganz andere Probleme gerade.

Aber diese Erfahrung mit der besagten Freundin, hemmt mich jetzt etwas bei meinen anderen Freunden, sie wissen alle Bescheid, aber auch bei ihnen fasse ich mich damit immer nur kurz, sie geben mir alle zu verstehen, dass sie für mich da sind.
Aber einerseits öffne ich mich nur schwer, andererseits muss ich an die andere "Freundin" denken, die ich mal als meine Beste erachtet habe und die mich nun ignoriert, denke wenn ich zu offen bin, dann haben sie auch die Schnauze voll. (Wobei sie dann ja keine richtigen Freunde wären, das ist mir auch klar.)
Man sagt ja auch, in der Not zeigt sich wer Freund ist und wer nicht.

Hast du noch Zeit für dich allein, für ein Hobby oder so, damit du dort zwischendurch auch etwas abschalten kannst? Wenn es derzeit noch nicht so eine extreme Phase sein sollte bei deiner Mutter, wär vielleicht ja auch ein kurzer Urlaub oder Wochenendtripp etwas, was dir Kraft geben könnte.

Ja, die Zeit habe ich. Ich schreibe nebenbei gerade hobbymäßig an einem "Roman". Doch gerade momentan habe ich da eine große Schreibblockade, ich denke mal, dass liegt auch an dieser Sache hier.
Ich schaffe es gerade nicht mich damit abzulenken, das konnte ich sonst immer - Mich mit Schreiben ablenken, aber in diesem Falle klappt das nicht.
Am besten klappt es noch mit der Ablenkung, wenn ich auf der Arbeit bin. Oder wenn ich Zuhause den Haushalt mache, ich heule mich auch manchmal bei meinen Hamstern aus, auch wenn das jetzt für einige von euch vielleicht kindisch klingt, Tiere sind für mich immer schon ein großer Trost gewesen.

Das mit dem Urlaub oder Wochenendtripp klingt nicht schlecht, daran ist momentan aber nicht zu denken, dafür sieht leider alles zu kritisch aus und ich möchte auf jeden Fall hierbleiben. Auch wenn ich in den Urlaub fahren würde: Ich hätteja trotzdem die ganze Sache hier im Kopf und obendrein würde es mir vorkommen, als würde ich somit weglaufen und meine Brüder alleine lassen.
Schon alleine weil mein ältester Bruder letzte Woche (da wussten wir noch von nichts), auch in den Urlaub fahren wollte mit Freunden, hat er nun aber abgesagt, um uns und unsere Mutter nicht alleine zu lassen.

[DOUBLEPOST=1415148846,1415148082][/DOUBLEPOST]
Ich glaube, dass sowas auch "funktioniert", weil es für viele sehr hilfreich ist zu sehen/spüren, dass einer der Angehörigen stark ist und auch durch nicht-weinen symbolisch zeigt, dass er für die anderen da ist und stark sein will/ist. Würd mich nicht wundern, wenn das sogar deshalb vom Unterbewusstsein so gesteuert werden kann.
Mach dir keinen Kopf darum, jeder reagiert in Ausnahmesituationen wie dieser anders und zwar meist sogar anders, als man von sich selbst je erwartet hätte.[/QUOTE]

So wie du das schilderst, macht das durchaus Sinn, irgendwie.
Aber ich habe dennoch etwas Angst, dass ich dadurch auf sie nicht stark sondern kalt und sogar gleichgültig wirke. Meine Brüder haben mich auch schon komisch angeguckt, sie hatten wohl gedacht, dass ich ganz anderes reagiere - genau wie ich.
Ich weiß ja schon lange von der Krankheit die meine Mutter hat und manchmal habe ich mich gefragt, wie ich damit umgehen werde, wenn sich ihr Zustand wieder verschlechtern sollte.
Es ist auf jeden Fall anders, als ich dachte. In meinen Vorstellungen war nämlich immer ich die Person, die sich ständig die Augen ausweint. Was ich zwar auch tue, nur halt eben wenn es keiner mitbekommt, letzte Nacht zum Beispiel. Wenn es dunkel wird, kommen sowieso diese ganzen schlechten Gefühle, ich nehme an, dass ist so, weil ich es ja tagsüber oft verdränge, weil der Alltag funktionieren muss, Nachts müssen die verdrängten Gefühle und Emotionen dann einfach raus.


Habr ihr schon einmal erwogen, euch an profesionelle Seelsorger zu wenden? Die können zwar euren Schmerz nicht lindern, aber helfen, alles zu verarbeiten und mit umzugehen.

Das ist ein sehr guter Punkt, vielen Dank, daran habe ich noch gar nicht gedacht, obwohl es naheliegend ist.
Ich war schon mal auf Grund einer anderen Sache in psychologischer Behandlung, darum weiß ich, dass sowas enorm helfen kann, auch wenn es den Schmerz natürlich nicht lindert, wie du so richtig sagst.
Aber was meine Brüder von der Idee halten.... das weiß ich noch nicht um ehrlich zu sein. Mein Ältester würde Hilfe annehmen, denke ich.
Doch der andere... kann ich gerade schwer einschätzen.
Aber ich werde das so oder so in Angriff nehmen, denke ich. Schon weil hier ganz in der Nähe meine frühere Psychologin ist, ich hatte ein tolles Verhältnis zu ihr und sie hat mir in der Vergangenheit immer sehr geholfen.
Also danke für diesen Tipp, wundere mich dass ich selber nicht darauf gekommen bin, aber manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht...

Und die Ueberstellung in ein Hospiz oder so waere nicht moeglich? Dann haette sie zumindest noch eine "schoenere" Zeit ausserhalb vom KH?

Tut mir leid wegen deinem Papa. :frown:
Momentan ist das wohl leider nicht möglich, ihr Körper ist wirklich sehr geschwächt und momentan wird sie von allen anderen isoliert, weil die kleinste Erkältung sie vollends umhauen könnte.


rowan rowan Oh Gott, das tut mir wahnsinnig leid für dich, dass du sowas durchmachen musstest, auch wenn es schon so lange her ist und alles. Ich danke dir für deine Offenheit und deinem langem Beitrag.

Ich kann mich nicht daran erinnern, viel geweint zu haben. Schon gar nicht in Gegenwart meiner Familie. Mein Vater, meine Brüder und ich, es hat lange gedauert bis wir gemeinsam getrauert haben. Eigentlich haben wir die Sache jeder für sich alleine auf unterschiedliche Wege verarbeitet.

So sehe ich das bei uns leider auch kommen. :frown: Obwohl wir uns jetzt immer sagen, dass wir egal was kommt zusammenhalten werden und alles gemeinsam durchstehen werden.

Natürlich wussten wir zu dem Zeitpunkt schon, dass das der wahrscheinlichste Ausgang ist, aber wenn es dann tatsächlich passiert, ist es noch mal was Anderes.

Ja, ist ja bei uns genauso. Wir wissen alle, dass es irgendwann so kommen wird, nur bei meinem ältesten Bruder bin ich mir nicht so sicher, der möchte es ja unter keinen Umständen wahrhaben.
Ich bilde mir ein gegen eine Hiobsbotschaft "gewappnet" zu sein. Aber ich schätze da mache ich mir gerade auch ein bisschen was vor.
Auf sowas kann man sich nicht "vorbereiten" glaube ich. Ich habe große Angst davor, wenn es wirklich passiert... Andererseits sage ich mir so auch immer wieder:
"Sie müsste dann nie wieder leiden."

Auch dem Rest deines Beitrags kann ich nur zustimmen. Wir hatten eine tolle Zeit, wir haben ein tolles Verhältnis zu unserer Mama.
Die letzten zwei Jahre wo sie Zuhause war, habe ich besonders intensiv aufgenommen, denn es spukte mir ja schon lange im Kopf herum: "Wie lange wird es noch so sein?"
Ich habe die Zeit genossen, meine Brüder auch, mein Papa auch und meine Mama ebenso, denke ich.

Dein Beitrag macht mir wirklich ein wenig Mut, rowan. Und deine persönliche Geschichte, berührt mich wirklich.

Und hab' doch bitte kein schlechtes Gewissen, andere Leute mit diesen Sorgen zu "belasten". Hier geht's nicht um einen Hamster, sondern um deine Mama.

Das stimmt natürlich, aber ich muss halt immer daran denken, dass es meiner Mama ja noch viel schlechter als mir gehen muss, auch wenn sie gerade im Koma liegt und gerade nichts mitbekommt, dazu habe ich gleich übrigens noch eine Frage. Aber dazu komm ich später.
Ich denke da irgendwie....dass ich nicht so groß das Recht zu "jammern" habe, ich bin hier Zuhause, ich habe meine Familie um mich - meine Mama ist gerade alleine... sie hat nur ein Stofftier bei sich, was wir hier bei einem ihrer früheren Krankenhausaufenthalte geschenkt haben, ist ja besser als nichts. So hat sie uns in gewisser Weise immer bei sich.
So gings mir beim Lesen leider auch. Ich denke eure Mutter hat im Inneren schon abgeschlossen...
Aber trotzdem kann ich auch die TS und ihre Familie verstehen. Man möchte die eigene Mutter nicht sterben lassen wenn es noch einen Funken Hoffnung gibt.
Es kommt halt immernoch drauf an auf welcher Seite des Tischs man sitzt.

Ja, im Nachhinein habe ich mich ja selbst gefragt, ob das alles so richtig war wie wir gehandelt haben. Ich hatte dass auch bei meinen Brüdern mal ganz zaghaft angesprochen, aber da kam natürlich sofort: "Wir können sie doch nicht einfach sterben lassen!" Und so sehe ich das ja auch, ich würde mir nicht mehr in die Augen schauen können, wenn wir einfach nichts mehr gemacht hätten.
Andererseits ist da natürlich die Angst, dass wir ihr somit noch mehr Leid und Schmerz zumuten in Zukunft...
Es ist schwierig, ganz schwierig.
Der Grad zwischen "Leben retten wollen" und "Leben und Schmerzen verschlimmern" ist glaube ich ganz schmal.

Pink Bunny Pink Bunny , stimmt, wir befinden uns wohl wirklich in der ersten Phase. Im Kopf weiß ich ja wie es gerade alles ist, aber dennoch fühlt es sich teilweise auch noch sehr unwirklich an.
Und dadurch, dass ich auch mit meinen Freunden nicht richtig drüber sprechen möchte, lauf ich ja irgendwie auch etwas von der Realität weg, es tut auch irgendwie weh es alles hier rein zuschreiben, ich weine viel seitdem. Dadurch wird der Schmerz noch greifbarer, es wird alles realistischer.
Es tut weh.
Aber es hat auch ein wenig was Reinigendes an sich.


rowan rowan hat sehr gut beschrieben, was mir durch den Kopf gegangen ist.
Ich finde du solltest dir nicht zusätzlich noch Druck machen. Wenn nicht in dieser Ausnahmesituation, wann hättest du dann das Recht dir Hilfe zu suchen, weil du selbst ein bisschen hilflos bist? Dafür sind Freunde und Partner da. In solchen Extremsituationen hast du das Recht dich einfach mal für eine Weile fallen zu lassen und hemmungslos deine Gefühle rauszulassen.

Ich schätze, dass muss ich noch lernen. Ich habe da eine innerliche "Sperrung" irgendwie. Es wird schwer sein aus diesem Muster auszubrechen, ich versuche es ja schon, zumindest bei meiner Freundin, dass ich da mehr rauslasse, aber es fällt ungemein schwer.
Es ist schon für mich ein großer Schritt, dass ich mit euch hierrüber schreiben kann, wenn ich das hier schaffe, vielleicht schaffe ich es dann auch irgendwann bei meinen Freunden und meiner Familie mehr Gefühle zu zeigen.

Mach dir auch keine Vorwürfe, dass ihr sie überredet habt ins Krankenhaus zu gehen. Es gibt hier keine "richtige" Entscheidung.

Ich versuche es.

Ich wünsche dir die Stärke, deine Schwäche offen zuzugeben, damit du selbst nicht innerlich platzt. Ich wünsche dir die Schulter, die du gerade brauchst und dass du sie ausgiebig nutzt, ich würde das tun...bis der gesamte Pulluver durchgeweicht ist. :zwinker:
Ich wünsche dir alles Gute.

Vielen Dank auch dir. Man sollte sowas wirklich nicht komplett in sich reinfressen, das sehe ich ein. Ich habe nur noch sehr große Schwierigkeiten, dass auch so umzusetzen.


Was ich euch noch fragen wollte: Meine Mama liegt ja gerade im künstlichem Koma. Bekommt sie da WIRKLICH nichts mit?
Ich hatte gestern noch so ein bisschen im Internet gelesen was das Thema betrifft, und manche meinen man bekommt mehr mit als man denkt.
Ist das wirklich so? Und was heißt das?
Hat jemand von euch vielleicht schon eigene Erfahrungen damit gemacht? Das würde mich sehr interessieren.

Ist wieder ein richtiger Roman geworden hier, aber ich wollte jedem eine Antwort geben, außerdem habe ich heute meinen freien Tag und bin heute auch alleine Zuhause. Da hilft es mir gerade mich hier mit dem Thema so intensiv zu beschäftigen.
 
rowan
Benutzer39498  Planet-Liebe ist Startseite
  • #12
I
Was ich euch noch fragen wollte: Meine Mama liegt ja gerade im künstlichem Koma. Bekommt sie da WIRKLICH nichts mit?
Ich hatte gestern noch so ein bisschen im Internet gelesen was das Thema betrifft, und manche meinen man bekommt mehr mit als man denkt.
Ist das wirklich so? Und was heißt das?
Hat jemand von euch vielleicht schon eigene Erfahrungen damit gemacht? Das würde mich sehr interessieren.
Mein Wissensstand ist: man weiß es nicht. In der Regel können sich Patienten aber nicht an die Zeit im Koma erinnern. Schmerzen hat sie sicher keine.
Wir waren damals auch oft bei meiner Mama, vermutlich hat uns das mehr geholfen als ihr, aber das macht ja nichts. Selbst als sie dann hirntot war (was für mich damals schwer zu begreifen war - schließlich atmeten die Maschinen weiterhin für sie) haben wir uns noch verabschiedet, auch wenn sie das natürlich nicht mehr wahrnehmen konnte.
Generell würde ich es durchaus vermeiden, an ihrer Seite Streitgespräche oder ähnliches zu führen, und nicht umsonst gehen die Ärzte vermutlich mit dir vor die Tür, um über ihre Prognose zu sprechen, oder?
Wenn du das Bedürfnis hast, ihr Dinge zu erzählen oder ihr wichtige Sachen zu sagen: tu es. Keiner weiß genau, ob sie es hört oder nicht. Hauptsache ist, du bist es los.
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #13
Ich wollte dir mit meinen Gedanken keinen Druck machen..und mir bist du sicher nichts schuldig :zwinker:
Ich weiß auch, dass so ein Muster nur schwer zu durchbrechen ist. Es ging mir vor Allem auch darum, dass du da kein schlechtes Gewissen haben brauchst. Du hast in meinen Augen einen kleinen "Freibrief".

Ich kenne das mit Freunden und vermeindlichen Freundin in extremen Situationen. Im Nachhinein war ich froh, dass sich einige vermeindliche Freunde in dieser Zeit verabschiedet haben. Du weißt danach tatsächlich erstmal, wer wirklich mit dir befreundet ist..alle die dann gehen waren es nie wert. Tut weh...jap...aber ist auch letztlich irgendwo gut, dass du dann auch weißt wo du HIN gehen kannst..nicht nur wovor du WEG laufen solltest :zwinker:

Dass du hier geschrieben hast, empfinde ich auch als einen sehr guten Anfang. Du bist hier immer Willkommen, da spreche ich sicher auch für die anderen User.

Zum Thema Ruhe: Es macht absolut Sinn sich eine Art Ruhepunkt zu suchen. Das kann eine Zeit und ein Ort sein, wo du dich völlig zurückziehen kannst. Vielleicht eine kleine Ecke vom Dachboden mit nem Tee in der Hand oder ein Waldspaziergang oder sowas in der Richtung. Irgendwas, dass du dir bewußt gönnst. Eine Zeit und ein Ort, an dem du gar nichts "musst" sondern an dem du quasi "frei" hast.
 
In Love And War
Benutzer4590  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #14
Fühl dich gedrückt :knuddel:Es tut mir sehr leid, dass du eine so schwere Zeit durchmachen musst.

Eine meiner ältesten Freundinnen hat kürzlich ganz Ähnliches erlebt: Bei ihrem Vater wurde dieses Jahr Krebs diagnostiziert, die Prognose war von Anfang an nicht besonders gut (auch wegen mehrerer Vorerkrankungen). Er wurde dann mit Chemotherapie behandelt, währenddessen erlitt er auch noch einen Schlaganfall, und die Therapie schlug nicht an, es wurden Metastasen gefunden - und schließlich sagten die Ärzte, sie könnten nichts mehr für ihn tun. Das war an einem Freitag; am darauffolgenden Montag ist er dann gestorben, dass es so schnell gehen würde, hatte niemand vorhergesehen (eigentlich war für Dienstag geplant, ihn aus dem Krankenhaus nach Hause zu holen, und die Mutter meiner Freundin hatte sich sehr an den Gedanken geklammert, sodass es sie dann extrem hart getroffen hat).

Meine Freundin hat mir erzählt, dass es ihr hilft, dran zu denken, dass ihr Vater nun nicht noch länger leiden muss, und es tröstet sie, dass sie und ihre Mutter da waren und sich verabschieden konnten. Sie meinte auch, es hätte ihrem Papa zum Schluss geholfen, von ihnen zu hören, dass es ok ist und er ruhig loslassen und gehen darf, das hätte es ihm leichter gemacht.
 
Primavera
Benutzer101356  (34) Meistens hier zu finden
  • #15
Fühl dich erstmal gedrückt. :knuddel: Ich wünsch dir für die nächste Zeit alles Gute und viel Kraft.

Ich möchte nur kurz auf den Punkt eingehen, dass du Angst hast, deine Familie könnte dich für kalt und emotionslos halten. Je nachdem, wie sehr dich der Gedanke belastet, könntest du deinem Vater und deinen Brüdern eine kurze Notiz schreiben/Nachricht schicken á la "Ich möchte kurz loswerden, dass ich mir Sorgen mache, dass ich auf euch gefühlskalt wirke, weil ich vor euch nicht weine. Ich bin momentan einfach blockiert und kann grad nicht anders reagieren, aber natürlich nimmt es mich genauso mit wie euch. Wollte das nur kurz loswerden. Ich bin froh, euch an meiner Seite zu haben." Das jeder anders reagiert sollte eigentlich verständlich sein und ich mir sicher, dass deine Familie nicht ernsthaft glaubt, dass es dir egal ist. Aber dann hast du diese Angst "was denken sie von mir" vielleicht aus deinem Kopf raus - da hast du sicher noch genug andere Sachen drin, mit denen du dich beschäftigen musst. :smile:

Alles Gute!
 
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Dani21
Benutzer105407  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #16
Hallo ihr Lieben,

Ich habe mich ja nun eine Weile nicht mehr gemeldet. Da ihr meine erste Anlaufstelle bei dieser Angelegenheit wart, bringe ich euch mal auf den neuesten Stand.

Die letzten Wochen sah es eigentlich den Umständen entsprechend ganz gut aus. Der Zustand meiner Mutter hatte sich ein wenig stabilisiert, das Blutbild hatte sich stabilisiert.
Doch gestern erfuhr ich, dass meine Mutter Fieber bekam und sich ihr Zustand wieder verschlechterte, es sah kritisch aus.

Heute Morgen habe ich dann erfahren, dass sie es nicht geschafft hat.

Ich war in dem Moment indem ich es erfuhr wie gelähmt, obwohl es doch abzusehen war, dass das früher oder später passieren würde. Aber auf sowas ist man dann trotzdem irgendwie nicht vorbereitet, das kann man wahrscheinlich gar nicht.

Aber dennoch... bin ich auch ein bisschen erleichtert, auch wenn es im ersten Moment herzlos klingen mag, aber sie musste nicht leiden, sie lag ja noch im Koma und sie wird jetzt auch nie wieder leiden müssen.

Gibt jetzt natürlich auch noch ganz viele Dinge hier zu klären, Wohnung abmelden, um die Beerdigung kümmern und das alles eben.
Bin da froh, dass ich damit nicht ganz alleine bin und meine Brüder und meinen Vater noch habe.

Es tut natürlich wahnsinnig weh und im Moment kann ich mir nicht vorstellen irgendwann wieder richtig glücklich im Leben zu sein, ich werde erstmal versuchen überhaupt damit klar zukommen.
Besuche auch bereits seit einer Woche wieder meine frühere Psychologin, die auch nach wie vor immer ein offenes Ohr für mich hat.

Ja, so sieht es momentan aus alles...
 
Blue_eye1980
Benutzer138371  (43) Beiträge füllen Bücher
  • #17
:frown::frown:Das tut mir echt total leid für dich .

Ich kann verstehen wie es dir gerade geht.
Aber wie du schon gesagt hast, sie musste nicht so lange leiden.
Klar ist es immer schlimm, wenn man jemanden verliert, und es auch total weh tut.

Ich würde auch schauen, das du bald bei deiner Psychologin noch einen Termin bekommst, damit du auch profesionelle Hilfe bekommst.

Aber dein Freund wird wohl auch für dich da sein?

Ich wünsch dir ganz viel KRAFT für die nächste Zeit.
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #18
Das tut mir sehr sehr Leid.
 
~Lady~
Benutzer26627  (37) Meistens hier zu finden
  • #19
Das tut mir so leid für euch.
Das stimmt, man ist in dem Moment nie drauf vorbereitet, egal wie lange der Mensch vorher krank war. Sowas muss man auch emotional erstmal sacken lassen, dass die geliebte Person tatsächlich nicht mehr wieder kommt. Auch wenn der Verstand das schon längst weiß.
Deshalb, nehmt euch alle Zeit, verarbeitet es jeder auf seine Weise. Ich wünsche dir ganz viel Kraft dabei, aber auch genauso viel Raum für dich, um mal nicht stark sein zu müssen.
 
Dani21
Benutzer105407  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #20
Ich danke euch...

Ich kann das alles noch so schwer glauben.
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #21
Das ist normal..mach dir keine Gedanken darum, wie und wann es "richtig" ist zu trauern.
...und wenn du ein paar verbale Streicheleinheiten brauchst, kannst du jederzeit hier her kommen. :knuddel:
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #22
Mein herzliches Beileid! :knuddel:

Und ich möchte mich auch Damian Damian anschließen:
Macht dir keinen Kopf, ob es angemessen ist, wie du trauerst, oder nicht!
Gerade auch die Sache mit der Erleichterung kann ich sehr gut nachvollziehen. Als meine Oma und mein Opa jeweils nach schwerer Krankheit gestorben sind, war ich auch vor allem erleichtert, dass sie von ihrem Leiden erlöst wurden, obwohl ich vor allem meinen Opa auch 7 Jahre nach seinem Tod immernoch vermisse.
 
G
Benutzer Gast
  • #23
Mein Beileid und viel, viel Kraft für dich, deine Brüder und deinen Vater!
 
Dani21
Benutzer105407  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #24
Ende nächster Woche soll die Beerdigung stattfinden. Davor habe ich große Angst, wenn ich ehrlich bin. Das wird nochmal ein ganz schwerer Gang...
Jetzt wo meine Mutter tot ist, fließen auch die Tränen, Freitag und Samstag habe ich eigentlich durchgehend geweint, ja, auch vor meinem Papa beim telefonieren. Es war mir in dem Moment alles egal und es musste einfach raus.

Meinen ältesten Bruder hat das alles besonders schwer getroffen. Es hat uns natürlich alle schwer getroffen, aber mein Vater, mein zweitältester Bruder und ich versuchen trotzdem irgendwie in die Zukunft zu schau'n und letzten Endes ist es ja für meine Mutter besser so...
Das kann mein Bruder noch nicht so sehen, er ist völlig fertig und malt die Zukunft ziemlich schwarz aus. Deswegen ist es im Moment sehr schwer für mich seine Gegenwart zu ertragen.
Versteht mich bitte nicht falsch: Jeder trauert anders und es ist normal, dass man nach so einem Schicksalsschlag in ein schwarzes Loch fallen kann, gerade am Anfang, ist ja noch sehr frisch alles ich verstehe das. Mir geht es ja auch nicht gut.

Das Problem ist nur, dass ich mich nichtsdestotrotz in seiner Gegenwart unwohl fühle Dadurch, dass er ständig sagt wie schlimm jetzt alles wird, zieht er mich sehr runter. Wir waren vorgestern beide in der Wohnung meiner Mutter um schon mal ein paar Sachen auszusortieren und abzubauen.

Später ging es mir Zuhause dann nochmal doppelt so schlecht, weil er mich noch mehr runter gezogen hat.
Das klingt jetzt alles vielleicht etwas egoistisch: Aber momentan habe ich schon mit mir selbst genug zu tun, und ich trauere zwar, aber ich will mich nicht in dieses schwarze, ausweglose Loch mit hineinziehen lassen, ich will wenigstens einen gewissen Funken Zuversicht bewahren, dass das Leben auch irgendwann wieder schön werden kann, auch wenn es vielleicht dauert.
Deswegen halte ich den Kontakt zu ihm momentan relativ gering, nicht weil ich es böse meine, sondern weil es mich wahnsinnig bedrückt, wenn ich ständig höre: "Das Leben wird jetzt ganz schwer, alles ist jetzt sinnlos", und sowas...

Ich bin zehn Jahre jünger als er, ich sehe mich da gerade nicht in der Verfassung ihn zu trösten, es scheint ja momentan eh alles an ihm abzuprallen und es gelingt mir ja nicht mal immer mich selbst zu trösten...

Mit meinem anderem Bruder und meinem Vater habe ich aber sehr regen Kontakt, es gibt mir Kraft, dass sie auch versuchen irgendwie nach vorne zu schauen, sie bauen mich damit sehr auf. Wir bauen uns gegenseitig auf. Es ist zwar sehr schwer, aber ich denke wir können das schaffen, auch wenn ich Angst vor diesem neuen Weg habe.

Ich schlafe auch zur Zeit wenig, ich fühle mich wahnsinnig unruhig und gerade nachts schießen einem immer soviele Gedanken durch den Kopf, ich fühle mich jeden Morgen wie gerädert.
Aber ich hoffe auch das legt sich irgendwann wieder.

Wollte ich euch nur mal mitteilen, wie es hier momentan aussieht. Der nächste große Schritt wird ja, wie ich anfangs erwähnte, die Beerdigung sein.

Ich wünschte ich hätte sie schon hinter mir.
 
~Lady~
Benutzer26627  (37) Meistens hier zu finden
  • #25
Du machst das schon richtig so.
Du sagst, du kannst das gerade nicht. Ich glaube, viele Menschen verlieren aus den Augen, dass sie es auch gar nicht MÜSSEN. Das ist nicht egoistisch, das ist einfach nur gesund.
Lass ihn erstmal. Ja, er muss auf seine Art trauern. Aber das musst du auch. Ohne plötzlich noch Verantwortung für ihn mit zu tragen. Das ist doch klar, dass es nicht böse gemeint ist, wenn du da Abstand brauchst.
Du bist nicht dazu da, sein Leid mittragen zu müssen, denn du hast ja auch schon deines. Füreinander da sein, das klappt, wenn da nicht zwei in verschiedene Richtungen zerren.

Dein Vater, dein Bruder und du, ihr scheint es ja ganz "gut" unter diesen Umständen hinzubekommen.
Dein Bruder wird sich anschließen, wenn er soweit ist. Ansonsten behaltet ihn ein wenig im Auge, aber abnehmen könnt ihr im den Schmerz leider nicht.

Ich kann mir vorstellen, dass es nach der Beerdigung besser wird bei dir. Langsam, aber danach ist wieder Raum, um dich auf das Leben ohne deine Mama einzustellen. Ganz langsam, ganz allmählich. Irgendwann gehört es... hmm... naja, mehr zum Alltag, dass sie nicht mehr da ist. Der Schmerz wird noch bleiben, aber es wird besser.

Mir hat es auf jeden Fall geholfen, die Beerdigung meines Opas nochmal als Abschluss und Abschied zu sehen. Das war mit vielen Tränen verbunden, mit Herzschmerz, aber ich empfinde das auch als heilsam.

Weiterhin viel, viel Kraft wünsche ich dir.
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #26
~Lady~ ~Lady~ hat schon gewantwortet, was ich auch geschrieben hätte und vermutlich etwas besser formuliert.
Was ich noch anfügen möchte betrifft die Beerdigung selbst:

Ich denke, dass man vor einer Beedrigung keine Angst haben sollte. Niemand erwartet, dass du eine Performance hinlegst, weder in die eine Richtung (in Tränen zuerfließen und sich dramatisch auf den Boden werfen), noch in die andere (der Retter der enterbten, der für alle da ist und anschließend seinen Mantel im Wand flattern lässt). Du machst genau das, was DIR gut tut.

Bei mir war das, dass ich die Beileidsbekundungen entgegengenommen habe. Bei meiner Schwester, dass sie sich zurück gezogen hat, weil sie das nicht wollte. Bei mir war es, dass ich gewartet habe, bis alle alle weg waren und ich mich DANN nochmal ans Grab gestellt hab um mich persönlich zu verabschieden..war mir wurscht, dass ich dann später beim Essen war...es geht nämlich nicht um die "Hülle", die da im Grab liegt. Es geht um die Menschen, die noch da sind und du bist einer davon.
Sieh die Beerdigung also nicht als Bürde auf, sondern als Gelegenheit das so zu gestalten, dass es dir am Meisten bringt. Niemand hat das Recht dir vorzuschreiben, wie du dich zu verhalten hast und ich bezweifel, dass es einer wagt.
 
M
Benutzer134858  (27) Verbringt hier viel Zeit
  • #27
Mein Vater verstarb vor 5 Jahren plötzlich und obwohl er kerngesund war im Skiurlaub durch einen plötzlichen Herzinfarkt. Er war mit Kollegen unterwegs, abends kam die Polizei zu uns und teilte uns die schreckliche Nachricht mit. In diesem Moment blieb mein Herz kurz stehen und ich habe von diesem Moment an stundenlang geweint, wochenlang war ich nur ein Häufchen Elend und hatte das Gefühl in einer Glaskugel zu sitzen. Es hat mich innerlich zerrissen.

Ich will dir damit keine Angst machen, aber ich möchte dir eins mitteilen, eigentlich möchte ich dich sogar gerne darum bitten. Tu das wozu viele keine Chance haben. Verbring so viel Zeit mit deiner Mutter, wie es nur möglich ist, auch wenn es weh tut sie so zu sehen und auch wenn dir dadurch ihre baldige Abwesenheit bewusst wird. Nimm langsam Abschied von ihr, zeig ihr, wie wichtig sie dir ist. Das tut dir und deiner Mutter gut. Damit kann man zwar nicht diesen unglaublichen Schmerz überwinden, den man bei dem Tod eines so nahen Angehörigen empfindet, aber man kann zumindest in die Vergangenheit blicken und sagen: "Sie hatte ein tolles Leben und eine tolle Familie. Sie war sicher sehr glücklich darüber." Mir hat das sehr geholfen. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass das ein Allheilmittel ist. Der Tod eines Elternteils oder nahen Verwandten ist ein schlimmes Erlebnis, das kann sicher jeder nachvollziehen. Genieße einfach die Zeit mit ihr. Egal wie viel Schmerzen du dabei empfindest, du wirst es bereuen, wenn du es nicht tust.
Das hier sind natürlich alles nur Vorschläge, aber denke zumindest darüber nach. Ich hätte mir, wie viele andere sicher auch, gewünscht wenigstens Abschied nehmen zu können. Und ich möchte dir mein volles Mitgefühl aussprechen. Auch wenn ich natürlich nicht in der gleichen Situation war wie du, die sozusagen den Verlust über einen längeren Zeitraum verteilt erleben muss, kann ich gut nachvollziehen wie du dich gerade fühlst. Ich wünsche dir ganz viel Stärke in dieser Zeit!
 
CuddlyCat
Benutzer95143  Meistens hier zu finden
  • #28
Off-Topic:
Verbring so viel Zeit mit deiner Mutter, wie es nur möglich ist, auch wenn es weh tut sie so zu sehen und auch wenn dir dadurch ihre baldige Abwesenheit bewusst wird. Nimm langsam Abschied von ihr, zeig ihr, wie wichtig sie dir ist. Das tut dir und deiner Mutter gut.
Lies mal die anderen Beiträge.


Dani21 Dani21 : Es tut mir so Leid für dich.
Mit deinem Vater und deinem einen Bruder zusammen schaffst du den Schritt bestimmt auch noch. :knuddel:
Lass dir den Funken Zuversicht nicht nehmen.
 
haarefan
Benutzer38494  Sehr bekannt hier
  • #29
lady hat das hier schon ganz richtig festgestellt.
manches ist nicht egoistisch, sondern ein ganz normales, gesundes verhalten und notwendiger selbstschutz.

deinem bruder würde ich raten sich professionelle hilfe zu holen. meiner meinung nach versinkt er offenbar in eine depression und da kann es sein, das man da alleine nicht mehr wirklich rauskommt, selbst wenn freunde und einem nahe stehende menschen das noch so sehr versuchen wollen.
eine "neutrale" person in form eines psychologen ist da manchmal die bessere lösung mit seinen seelischen problemen umgehen zu können und sich dafür eine eigene strategie in zusammenarbeit mit dem profi zu erarbeiten.

ja, das der tag der beerdigung dann noch mal ein schwerer gang wird, das ist ganz sicher so.
der weg bis zu diesem tag ist aber auch ein schwerer weg und bei mir war es damals so, das es für mich eine art beendigung des einen, des ersten trauerweges war ... eben weil da eine art last von einem abfällt, wenn der tag der beerdigung überstanden ist und man sich dann zwangsläufig wieder mehr und mehr um sein eigenes (weiter)leben kümmern kann/muss.

der weg der trauer ist ein weiter weg.
immer wieder kommt die trauer hoch, tut aber nicht mehr so weh wie am anfang.
aber man versteht auch zu begreifen, das ein mensch nie wirklich ganz stirbt und immer etwas zurückbleibt ... die erinnerungen und die liebe bleibt.
 
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