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Neue Partnerschaft und depressive Verstimmung

Bria
Benutzer65313  (36) Toto-Champ 2008 & 2017
  • #1
Ich würde mal gerne eure Meinung zu etwas hören, was mich in den letzten Wochen beschäftigt...
Ich bin seit ein paar Wochen wieder in einer (Fern-)Beziehung. Eigentlich ja eine schöne Sache :zwinker: Wäre da nicht zumindest ein Problem.

Ob ich eine Depression habe oder nicht, das ist nicht ganz heraus (und ich weiß auch nicht, ob ich das überhaupt wissen will), aber zumindest depressive Verstimmungen sind vorhanden und ich nehme seit Jahren Johanniskraut dagegen (unter Aufsicht meiner Therapeutin). Das äußert sich in mehreren Dingen, manche mehr, manche weniger beeinflussend für eine Beziehung. Hinzu kommt meine momentane berufliche Situation, die ich als nicht ganz einfach bezeichnen würde und die mich regelmäßig noch in den Abgrund zieht. Das bedingt sich alles so ein bisschen gegenseitig.

Mein neuer Partner weiß zumindest grob von der Sache, also zumindest, dass da was nicht stimmt und von der Therapie. Er weiß auch von der beruflichen Sache. Was er nicht weiß ist eben, wie ich oftmals daheim sitze und am verzweifeln und heulen bin, wie ich mit irgendetwas mal wieder nicht klar komme und das Gefühl habe, meine ganze Welt stürzt ein und ich schaffe das alles nicht, oder wenn meine Ängste mich überwältigen. Ich bin oftmals schlecht gelaunt deswegen und gereizt, was ich bisher absolut nicht an ihm ausgelassen habe, aber die Angst ist natürlich da.

Ich weiß nicht ganz, wie ich damit umgehen soll. Wir kennen uns schon länger, waren schon ein paar Monate befreundet, bevor wir zusammen gekommen sind, also ein bisschen mehr als die paar Wochen kennt er mich schon. Natürlich nicht so, wie man sich irgendwann irgendwie in einer Partnerschaft kennt.
Ich weiß nicht, wie viel ich ihm davon erzählen kann, erzählen sollte. Er kann mir nicht viel helfen, er kann mich nicht mal kurz in den Arm nehmen und mich so trösten. Es würde mir sicher helfen, mit ihm darüber zu reden, aber gleichzeitig habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn mit so etwas belaste, wo er doch ohnehin nichts tun kann. Und ich weiß auch nicht, ob ich mit solchen Dingen unsere junge Beziehung zu sehr belaste. Schließlich will ich ihn nicht gleich verschrecken, indem ich alle paar Tage schier Zusammenbrüche habe...
Andererseits - natürlich merkt er es, wenn es mir nicht so gut geht. Und anlügen möchte ich ihn dann eigentlich auch nicht. Nur ist das alles per Telefon nicht ganz so einfach...

Ich bin also ehrlich gesagt ziemlich hilflos. Mit meiner Therapeutin habe ich bisher darüber noch nicht gesprochen, da gibt es momentan Dringlicheres...
Vielleicht war jemand von euch schon in einer ähnlichen Situation oder kann sich gut reinversetzen? Was würdet ihr euch an der Position meines Partners wünschen?
 
Silberwind
Benutzer47567  (33) Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Hatte auch schon mit stärkeren und schwächeren Depressionen zu kämpfen. Dein Freund ist mit dir als ganze Person zusammen und dazu gehört auch, dass es dir gerade schlecht geht. Finde nicht, dass du das irgendwie verstecken solltest. Natürlich ist dein Freund nicht dein Therapeut, aber es dir sicher gut mit ihm deine Sorgen zu teilen. Das sollte eine Partnerschaft schon verkraften. Ich weiß wie viel man herumgrübelt, wenn man depressiv ist und das macht die Lage nicht besser. Red mit ihm.

Von dem was du so schreibst bin, ich mir nicht sicher ob es reicht nur zu deiner Therapeutin zu gehen. Vielleicht brauchst du mehr Hilfe (eine stationäre Therapie oder eine Kur). Kann ich natürlich nicht so aus der Ferne beurteilen, aber das geht mir durch den Kopf, wenn ich das so lese. Ich wünsche dir alles Gute und hoffe ihr könnt gut reden!
 
V
Benutzer97853  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #3
Ich kann dir nur teilweise einen Ratschlag geben.
Ich bin selbst in Therapie, nur weiß mein Freund nichts davon. Und das belastet unsere Beziehung doch mehr, als ich möchte. Anfangs fiel es mir noch leicht, einen Schleier zu tragen und meine inneren Probleme mit mir selbst und meinem Leben zu verstecken. Aber nach eineinhalb Jahren wurde aus dem Schleier ein Vorhang, und es kostete mich immer mehr Kraft, ihn zuzuziehen. Ich bin oft launisch, zickig, unsicher, habe Verlustängste. Ich sage aber nie wirklich, was los ist.
Ich habe mit meiner Therapeutin mal darüber geredet und sie hat mir ganz klar geraten, auszupacken. Weg mit den Geheimnissen. Das belastet eine Beziehung nur. Und ich glaube, sie hat recht.
Ich bin aber noch nicht an dem Punkt, ihm zu erzählen, was mit mir los ist. Leider.

Ich denke, der Mittelweg ist vielleicht ganz gut. Er sollte auf jeden Fall von deinen Problemen wissen. Er kann dich nicht "retten". Das habe ich mir nämlich unterbewusst von meinem ersten Freund "gewünscht", als ich ihm erzählte, was bei mir los ist. Aber ich denke, er sollte verstehen, weshalb du mal nicht so gut drauf bist, wenn ihr euch seht, warum du launisch bist und er erst nicht versteht, was los ist. Er sollte wissen, dass das keine weibliche, monatliche Laune ist.
Wie du merkst, bin ich sehr vorsichtig, wenn es darum geht, dem Freund von seinem Innenleben zu erzählen. Ich bin ZU vorsichtig.
Ruf ihn ruhig mal an, wenn es dir wirklich schlecht geht. Aber sei dir bewusst, dass du den Weg trotzdem alleine gehst - dein Freund kann eher deine Krücke sein. Und deine Therapeutin zeigt dir den Weg.
Hast du denn auch Freundinnen, die dich auf dem Weg der Genesung unterstützen können?
Ich finde es super, dass du in Therapie bist.
Und sprich das Thema auf jeden Fall mal an.

Alles Gute!
 
N
Benutzer113006  Team-Alumni
  • #4
Vielleicht war jemand von euch schon in einer ähnlichen Situation oder kann sich gut reinversetzen? Was würdet ihr euch an der Position meines Partners wünschen?
Offene Kommunikation - das A und O. Ob der Partner nun von der 'Depression' weiß oder nicht, finde ich nicht entscheidend. Denn in beiden Fällen spürt er, dass etwas nicht stimmt. Und in beiden Fällen ist der Partner hilflos. Dein Partner wird spüren, dass etwas nicht stimmt, also ist es meiner Meinung nach besser mit offenen Karten zu spielen. Dass das eine Gratwanderung ist, ist mir bewusst, denn der Partner sollte natürlich nicht in den Strudel mit hineingezogen werden und dein Therapeut sein - aber ich denke, dass es schon einmal gut ist, dass du in Therapie bist und dahingehend bereits Hilfe erhältst. Nichts ist schlimmer, wie wenn der Partner auch noch anfängt, darüber zu grübeln, ob die geliebte Person nun depressiv ist oder nicht und beginnt sich Sorgen zu machen.
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #5
Beide Vorposter(innen) haben das schon genau richtig gesagt, finde ich. Du willst eine Beziehung mit ihm, als behandle ihn auch wie einen Beziehungs-Partner, damit er Dich wie eine Beziehungs-Partnerin behandeln kann. Das kann er aber nur, wenn er weiß, was mit Dir los ist. Wirklich los ist. Unter Anderem, dass er gar nicht erst auf die Idee kommen kann, dass Du "nur" eine kleine Drama-Queen bist. Denn für Außenstehende ist das auf den ersten Blick nicht immer zu unterscheiden.
Jetzt kommt leider das große "Aber", vry hat es ja auch schon gesagt: er muss immer Dein Freund, Dein Partner bleiben, er darf nicht zum Zweit-Therapeut werden. Diese Grenzen musst Du ihm aber aufzeigen, denn er, wenn er ein guter Typ ist, wird sie nicht erkennen und Dir dann wahrscheinlich viel zu viel zu helfen versuchen. Das schafft einerseits ein großes Ungleichgewicht in Eurer Beziehung, zweitens hindert es Dich, Deinen Weg alleine (mit Therapeutin) zu schaffen und drittens läuft er Gefahr, in eine Co-Depression zu geraten.

Von eigenen Erfahrungen kann ich Dir insoweit erzählen, dass ich auch Depressionen hatte, da war ich aber schon diverse Jahre mit meiner heutigen Frau zusammen, daher stellte sich die Frage des Erzählens/nicht-Erzählens gar nicht. Aber es war für sie (und mich) extrem wichtig, dass sie immer ein ganz klein wenig Distanz bewahrte, dass sie immer darauf achtete, ein eigenes Leben weiter zu führen, mit Freunden, Familie usw, ohne mich und ohne meine Krankheit. Dafür brauchte ich auch erst einmal ein wenig Zeit, um das zu verstehen und mich nicht von ihr im Stich gelassen zu fühlen. Denn so war es nicht, sie musste einfach ab und zu Luft holen und ich musste lernen, ihr den Raum zu lassen. So richtig funktionierte das erst, als ich es verstand und ihr damit den Druck des schlechten Gewissens nehmen konnte. Daher mein ganz ernster Rat an Dich: erzähle ihm wirklich, was mit Dir los ist, aber zeige ihm sofort, dass er gerade deswegen Grenzen an Hilfsbereitschaft einhalten muss.

Ich wünsch Dir viel Kraft!
 
K
Benutzer131099  (35) Verbringt hier viel Zeit
  • #6
Kenne mich mit Depressionen auch gut aus. Nachdem meine Mum gestorben ist bin ich aus dem Loch gar nicht mehr raus gekommen. Ich zu meinem Teil habe meinem Freund gleich davon erzählt.Natürlich nicht am Telefon sondern von Angesicht zu Angesicht. Ich kann dir nur raten, mit ihm das Thema aufzugreifen. Er wird Verständnis für dich haben,wenn er es ernst mit dir meint. Aber erspar ihm keine Details, vertraue ihm. Er wird es zu schätzen wissen das du so ehrlich zu ihm bist, und er wird dich so viel besser verstehen und dir vieleicht sogar helfen können. Ich wünsche dir alles Gute.:herz:
 
Bria
Benutzer65313  (36) Toto-Champ 2008 & 2017
  • Themenstarter
  • #7
Vielen Dank für eure Antworten! :smile: Das hilft mir schon sehr weiter.

Allgemein lese ich heraus - darüber reden ja, aber sich nicht darauf verlassen und ihn nicht zu sehr ins Boot holen. Ich glaube, das ist das, wovor ich so ein bisschen Angst habe... Ich weiß nicht, ob ich mich zügeln kann, wenn er denn mal Bescheid weiß, oder ob dann alle Dämme brechen, alles aus mir andauernd heraussprudelt und er zu meinem Fels und quasi-Therapeuten wird. Und das will ich schließlich auf gar keinen Fall, da ich ohnehin schon große Veranlagungen zu einer Klette habe und mich gerade so viel zurücknehme wie ich nur kann :grin: Ich habe Angst, wenn ich ihn einmal angerufen habe, weil ich nicht weiterwusste - dann werde ich es das nächste Mal sicher wieder tun, und das Mal darauf auch, und so weiter... Ich will ihn damit aber nicht belasten und weiß eben nicht, ob ich mich halten kann. Er ist schon sehr fürsorglich und sagt, er möchte für mich da sein, mir helfen und mich unterstützen, und das ist eben die Angst. Was, wenn es ihm irgendwann zu viel wird... Ich will ihn nicht mit hineinziehen und unsere Beziehung riskieren. Ich möchte auch nicht, dass er mir zu viel gibt und sich zu sehr aufgibt. Ja, das klingt alles sehr hypothetisch erst, aber schließlich kommen solche Entwicklungen langsam und schleichend, und wenn man sie dann merkt kann es zu spät sein... :/

Freundinnen habe ich leider keine, mit denen ich wirklich darüber reden kann. Das ist unter anderem auch Teil meines "Problems". Mit den wenigen Freunden, die ich habe, fühle ich mich meist nicht in der Lage, über meine Probleme zu sprechen. Eine Freundin gäbe es, aber die möchte ich a) nicht andauernd damit belasten und b) steckt sie selber gerade in einer halben Krise...

Ich denke auch eher nicht, dass ich "intensivere" Hilfe brauche. Ja, manchmal wünschte ich, ich könnte dem Ganzen einfach mal entfliehen und mich mit mir selbst beschäftigen, herausfinden, was mir guttut, aber wer hat diese Wünsche nicht... Ich denke, die akute Situation hängt eben auch stark mit meinem Beruf zusammen, von dem ich langsam glaube, dass ich ihn nicht mein ganzes Leben lang ausüben kann (geschweige denn die nächsten fünf Jahre) und der mich ziemlich zermürbt, gekoppelt mit finanziellen Sorgen. Das alles mit meinen Ängsten führt leider momentan in eine kleine Abwärtsspirale, aber ich habe das Gefühl, dass ich da auch alleine wieder rauskommen muss...

Mal sehen, was das nächste Mal passiert, wenn wir uns sehen. Vielleicht spreche ich es dann mal an... :hmm: Übers Telefon will ich das auf gar keinen Fall tun.
 
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