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Offene Kommunikation und Probleme ansprechen fast unmöglich

D
Benutzer31012  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo Leute,

meine Freundin und ich haben ein kleines Problem. Wir sind seit über drei Jahren zusammen und das Problem ist...das wir nicht über Probleme reden können.

Ich will versuchen, mich kurz zu fassen aber auch Hintergrundinfo zu geben. Grundsätzlich sind wir beiden in der Hinsicht einfach komplett unterschiedlich. Ich bin sehr selbstkritisch und hinterfrage mich und mein Handeln. Wenn es ein Problem gibt (mit mir oder mit anderen), versuche ich, das zu lösen und aus der Welt zu schaffen - anstatt es zu verdrängen. Ich würde mich als sehr rational denkenden Menschen verstehen. Meine Freundin ist genau umgedreht ein sehr emotional denkender Mensch. Sie will sich nicht wirklich mit den Problemen auseinandersetzen und sitzt sie eher aus. Dies hat auch schon dazu geführt, dass sie nach einem missglückten WG-Versuch aus der Wohnung zu ihren Eltern geflüchtet ist - anstatt vorher mal zu versuchen, mit den Leuten (ihren damaligen Freunden) zu reden. Sie hat auch schon zwei Studiengänge abgebrochen. Der erste tatsächlich nach langem Überlegen, weil er ihr nicht gefallen hat. Der zweite nach einem totalen Zusammenbruch und wieder einem Einzug bei ihren Eltern. Im zweiten Fall hatte sie Probleme mit der Wohnsituation und dem Stress, hat es aber nicht geschafft, die Probleme anzugehen.
Soviel zu einem kurzen Hintergrund.

Nun aber zu unserer Beziehung. Wir hatten ein Jahr in der gleichen Stadt, zwei Jahre Fernbeziehung (1,5 h). Seit April wohnen wir zusammen. Während es anfangs nicht wirklich zu Streit gekommen ist (rosa Brille eben), kam es dann mit der Zeit eben zu kleineren und größeren Unstimmigkeiten. Allerdings "streiten" wir nicht wirklich.
Sie selbst spricht Probleme von sich aus gar nicht an. Auch wenn sie mich direkt betreffen und wenn ich direkt etwas ändern sollte oder müsste. Das können Kleinigkeiten sein, wie dass ich oft Werkzeug rumliegen lassen - was ja auch stimmt. Es können aber auch Sachen von ihr sein wie z.B. dass sie keine Paprika mag oder größere Dinge wie z.B. dass ihr Lecken und Fingern quasi gar nicht gefällt. Beides findet man so mit der Zeit heraus und ich frage mich dann auch, ob ich komplett dumm bin, dass ich das nicht früher gemerkt habe. Während ich Themen im Bereich Sex ja noch irgendwie nachvollziehen kann (peinlich und so), verstehe ich z.B. Sachen mit Essen überhaupt nicht. Ist natürlich doof, wenn ich Paprikagemüse gemacht habe und sie das nicht mag, woher soll ich das auch wissen. Aber dann lacht man drüber und bestellt eine Pizza. Wenn sie es aber isst und im laufe der nächsten Wochen herauskommt, dass sie das gar nicht mag, komme ich mir auch doof vor. Das hätte man so einfach beheben können. Stattdessen hat sie (ohne erkennbaren Grund) schlechte Stimmung.

Nun, während das bei Kleinigkeiten natürlich weniger eine Rolle spielt, ist es bei anderen Dingen für mich wichtig, dass man darüber spricht. Einfach so läuft es zwar in90% der Fällen aber was ist, wenn wichtige Entscheidungen anstehen? Familie gründen? Oder z.B. wie neulich Probleme beim Sex - es tat ihr an einigen Tagen weh und sie musste abbrechen. Liegt es an mir? Verbesserungen oder Veränderungen sind natürlich auch schwer, wenn der andere seine Meinung nicht sagt.

Gespräche in dieser Richtung laufen eigentlich immer nach dem gleichen Schema gleich ab. Ich versuche etwas anzusprechen, sie will nicht wirklich drüber reden. Aber ich merke, dass da was ist und frage behutsam nach. Sie wird einsilbig und sagt dann gar nichts mehr. Begibt sich fast in eine Embryonalstellung und fährt die Schotten runter. Man muss kein Psychologe sein, um zu sehen, dass es ihr dabei nicht gut geht. Ich habe schon versucht gar nichts zu sagen und sie nur zu streicheln, zu warten, dass sie etwas sagt. Dann kommt auch von ihr nichts mehr. Versuche ich zu reden, so ergibt sich ein Monolog. Ich sehe sie da sitzen und merke, dass es in ihrem Kopf rattert aber sie nicht weiß, was sie sagen soll. Das sagt sie auch. Und ist wütend, weil sie es nicht weiß.
Auch im Nachhinein. Sie ist sich dessen bewusst und sagt, dass sie so große Probleme damit hat, in solchen Situationen etwas zu sagen, weil sie nicht weiß, was. Und je länger sie nichts sagt und je länger ich nichts sage (oder umgekehrt je länger ich etwas sage), desto schlimmer wird es. Sie wird dann sauer - auch auf ich selbst - und steigert sich hinein und dann geht erst recht nichts mehr. Im Nachhinein ist sie sauer, weil SIE den Abend/Morgen/Mittag versaut hat und entschuldigt sich 1000-fach. Um noch einmal zu betonen, dass ihr solche Gesrpäche schwer fallen. Sie hat auch schon einmal gesagt, dass sie Angst hat, dass ich aus einem solchen Grund einmal Schluss mache. Ich glaube davor, dass ich Schluss mache, hat sie eh hin und wieder Angst.


Jetzt werden vielleicht einige Leute denken, so kaltherzig wie der schreibt, geht der bestimmt nicht auf sie ein. Ich versuche es wirklich so gut es geht. Ich will ihr den Stress nehmen, die Angst, etwas falsches zu sagen. Ich habe auch schon gesagt, dass wir auch gerne mal versuchen können zu schreiben. Oder in der jeweiligen Situation abbrechen und dann später das Thema klären - mit dem Ergebnis, dass sie es von sich aus nie wieder ansprechen wird.
Natürlich ist es für euch jetzt auch schwer zu sagen, wie "normal" ich bin. Meine Freundin könnte auch einen Thread eröffnen mit "Er will immer alles ausdiskutieren". Ich bemühe mich ja auch, nicht jede Kleinigkeit anzusprechen. Aber wenn die Freundin mit schmerzerfülltem Gesicht den Sex abbricht, darf man da nicht nachfragen? Bzw. sie gar nicht abbricht, aber ich merke, dass es ihr weh tut und abbreche.

Es ist auch nicht so, dass sie sonst keine Meinung hat oder nicht redet. Nur wenn es zu persönlich wird, dann blockt sie ab. Ich will nicht aus einem solchen Grund mit ihr Schluss machen, definitiv nicht. Das habe ich ihr auch beteuert. Aber ich habe Angst, dass es wirklich mal zu einem größeren Problem kommt, was man klären muss. Ich will auch nicht, dass sich Sachen ansammeln, weil ich es ihr zuliebe nicht anspreche und sie sich bei mir nicht traut.
Aber was ist die Lösung? Wie viel kommuniziert ihr und redet offen über Probleme?

Oh Gott, es ist schon wieder viel zu lange geworden. Kommentare, Anmerkungen, Infos?
 
myla
Benutzer161036  Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Hallo dreader,

ich glaube, dass ich ein paar der von dir beschriebenen Situationen in gewisser Hinsicht nachvollziehen kann. Vermutlich geht es auch dir so, dass ihre Reaktionen dich dann sogar entmachtet und deshalb auch verärgert fühlen lassen können.

Wenn es zwischen mir und meiner Freundin zu Problemen / einem Gespräch kommt, kann es durchaus passieren, dass sie im Zuge dessen anfängt sich zurück zu ziehen, zu schweigen, sich ins Bett zu legen oder einfach zur Seite zu drehen. Wenn ich dann weiter beim Thema bleibe und versuche etwas zu klären, komme ich eventuell nicht weiter, d.h. sie reagiert dann nicht mehr wirklich. Bleibe ich dabei, auf sie einzureden (und ich meine das nicht in negativer Hinsicht), so kann es auch passieren, dass sie zu weinen anfängt.
Wenn wir später über die Situation und das Problem reden - das ist glücklicherweise möglich -, ergeben sich vielleicht folgende Punkte:

- sie fühlt sich durch mein Reden bedrängt
- ich rede auf zu rationaler Ebene, sie erwartet aber vor allem emotionales Verständnis
- ich klinge ihr evtl. zu verärgert oder rechtfertigend

Was passiert mit ihr?
- sie kann dann nicht mehr wirklich denken
- sie ist dann sehr sensibel, vor allem bezüglich Kritik
- obwohl sie nichts mehr sagt, dringen meine Worte in sie vor
- sie fühlt sich dann evtl. auch durch bestimmten Körperkontakt bedrängt
- sie ist selbst unzufrieden mit ihren Reaktionen

Was kann ich tun? (Das habe ich gelernt.)
- ihr Raum geben und das Thema verschieben
- sie massieren (das hilft sehr gut, sie wieder aus dem Gefühl zu holen)
- auf jeden Fall aufhören zu reden, auch wenn es positiv gemeint ist
- mich selbst zurück ziehen, falls ich mich verärgert fühle, weil ich ja das Thema klären will

Ich habe das Glück, dass sich Probleme im Nachhinein klären lassen und wir generell miteinander reden können, nur manchmal nicht sofort auf gleicher Ebene.

Hoffentlich klappt das bei euch auch noch!
 
The-Finest
Benutzer79820  Meistens hier zu finden
  • #3
Zunächst einmal finde ich nicht, dass dein Beitrag kaltherzig wirken könnte, wie auch, denn Du hast ein wichtiges Anliegen, was Dir auch etwas bedeutet und welches Du gerne klären möchtest. Allein diese Überlegung ist für mich alles andere als kaltherzig. Nur weil Du hier kein Liebesroman von Dir gibst, kann man jedenfalls in meinen Augen nicht darauf schließen, dass Dir das egal ist, also mach Dir da mal keinen Kopf.

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Um mir ein besseres Bild zu machen, würde mich interessieren, wie alt ihr beide eigentlich seit?

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Ich würde mich als sehr rational denkenden Menschen verstehen. Meine Freundin ist genau umgedreht ein sehr emotional denkender Mensch. Sie will sich nicht wirklich mit den Problemen auseinandersetzen und sitzt sie eher aus.

Hast Du denn einmal versucht, mit deiner Freundin emotional zu reden? Also das Du ihr vielleicht nicht so "sachlich/rational" Dinge erklärst, sondern ihr deine Gefühle dabei mitteilst und ihr z.B auch sagst, dass Du Dich um eure Beziehung sorgst, sie sehr liebst, aber nicht weisst, wie Du etwas besser machen kannst, dass sie als auch Du euch letztlich besser fühlt?

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Sie hat auch schon einmal gesagt, dass sie Angst hat, dass ich aus einem solchen Grund einmal Schluss mache. Ich glaube davor, dass ich Schluss mache, hat sie eh hin und wieder Angst.

Das halte ich für elementar und mich würde es nicht überraschen, wenn dies der zentrale Schlüssel zu dem ganzen ist.

Weisst Du warum sie diese Angst hat?

Hat sie diese Angst möglicherweise auch schon gehabt, bevor ihr euch kennengelernt habt?

Wie schätzt Du es ein, kann es sein, dass Du ihr unbeabsichtigt eventuell Anlass gibst Angst zu haben?

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Wie würdest Du eure 3 jährige Beziehung ansonsten beschreiben, seit ihr glücklich, liebt ihr euch?

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Gründsätzlich verstehe ich dein Anliegen und deine Befürchtungen für die Zukunft, jedoch seit ihr seit 3 Jahren ein Paar und sich jetzt mit möglichen Zukunftsszenarien auseinander zu setzen, die wohlmöglich dann nicht so eintreffen, macht Dich an der Stelle nur verrückt. Denn auch wenn ihr schlußendlich miteinander reden könnt, bzw. es lernt, besteht dennoch die Gefahr, dass eure Beziehung immernoch zerbrechen kann.

Für mich sieht es so aus, als ob sie aus welchen Grund auch immer, nicht reden möchte. Einige Erklärungsansätze hast Du bereits geliefert, allerdings kannst Du keinen Menschen zur Kommunikation gegen seinen willen zwingen. Und wenn sie das nicht möchte, solltest Du das zunächst respektieren, da Du noch nicht mehr über ihre die Beweggründe weisst.

Was sagen denn ihre Familie und Freunde dazu?

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Und kann es sein, dass sie in einer vergangenen Beziehung schwer enttäuscht und verletzt wurde? Weisst Du etwas darüber?
 
Zuletzt bearbeitet:
rudolfk
Benutzer101597  (66) Sehr bekannt hier
  • #4
Halte mal ihre Hände oder nimm sie in den Arm wenn du mit ihr redest. Körperkontakt kann ihr bei ihren Ängsten helfen.
 
D
Benutzer31012  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #5
Ich habe gerade nur wenig Zeit zu antworten aber ich versuche mal auf das Wichtigste einzugehen.

Hallo dreader,

ich glaube, dass ich ein paar der von dir beschriebenen Situationen in gewisser Hinsicht nachvollziehen kann. Vermutlich geht es auch dir so, dass ihre Reaktionen dich dann sogar entmachtet und deshalb auch verärgert fühlen lassen können.

Das klingt wirklich ziemlich ähnlich wie bei mir.

Was kann ich tun? (Das habe ich gelernt.)
- ihr Raum geben und das Thema verschieben
- sie massieren (das hilft sehr gut, sie wieder aus dem Gefühl zu holen)
- auf jeden Fall aufhören zu reden, auch wenn es positiv gemeint ist
- mich selbst zurück ziehen, falls ich mich verärgert fühle, weil ich ja das Thema klären will

Ich habe das Glück, dass sich Probleme im Nachhinein klären lassen und wir generell miteinander reden können, nur manchmal nicht sofort auf gleicher Ebene.

Hoffentlich klappt das bei euch auch noch!

Das Thema verschieben habe ich versucht aber von selber spricht sie es dann halt nicht mehr an. Das ist dann auch nicht zielführend. Das Reden bringt glaube ich echt nichts mehr. Dahin tendiere ich inzwischen auch. Massieren und in den Arm nehmen versuche ich auf jeden Fall auch so gut es geht.


Um mir ein besseres Bild zu machen, würde mich interessieren, wie alt ihr beide eigentlich seit?

Ich bin 25, sie 22.

Hast Du denn einmal versucht, mit deiner Freundin emotional zu reden? Also das Du ihr vielleicht nicht so "sachlich/rational" Dinge erklärst, sondern ihr deine Gefühle dabei mitteilst und ihr z.B auch sagst, dass Du Dich um eure Beziehung sorgst, sie sehr liebst, aber nicht weisst, wie Du etwas besser machen kannst, dass sie als auch Du euch letztlich besser fühlt?

Um es kurz zu machen. Ja, habe ich schon versucht. Bringt auf jeden Fall auch mehr als rational, ändert aber nichts grundsätzlich

Das halte ich für elementar und mich würde es nicht überraschen, wenn dies der zentrale Schlüssel zu dem ganzen ist.
Weisst Du warum sie diese Angst hat?
Hat sie diese Angst möglicherweise auch schon gehabt, bevor ihr euch kennengelernt habt?
Wie schätzt Du es ein, kann es sein, dass Du ihr unbeabsichtigt eventuell Anlass gibst Angst zu haben?

Sie wurde in einer 3-Monatsbeziehung vor mir sehr doof verlassen. Generell hat sie meiner Meinung nach starke Verlustängste. Dass sich ihre Eltern trennen z.B.. Dass ihr Bruder sich nicht so oft meldet,...Heimweh. Eigentlich sind es gar keine sooo krassen oder ungewöhnlichen Sachen und Dinge, über die man irgendwann hinauswächst.

Wie würdest Du eure 3 jährige Beziehung ansonsten beschreiben, seit ihr glücklich, liebt ihr euch?

Definitiv sehr glücklich und wir lieben uns!

Gründsätzlich verstehe ich dein Anliegen und deine Befürchtungen für die Zukunft, jedoch seit ihr seit 3 Jahren ein Paar und sich jetzt mit möglichen Zukunftsszenarien auseinander zu setzen, die wohlmöglich dann nicht so eintreffen, macht Dich an der Stelle nur verrückt. Denn auch wenn ihr schlußendlich miteinander reden könnt, bzw. es lernt, besteht dennoch die Gefahr, dass eure Beziehung immernoch zerbrechen kann.

Definitiv kann das immer schief gehen. Aber ich fände es doof, wenn es ausgerechnet an der Kommunikation scheitert und nicht an der Sache an sich.


Für mich sieht es so aus, als ob sie aus welchen Grund auch immer, nicht reden möchte. Einige Erklärungsansätze hast Du bereits geliefert, allerdings kannst Du keinen Menschen zur Kommunikation gegen seinen willen zwingen. Und wenn sie das nicht möchte, solltest Du das zunächst respektieren, da Du noch nicht mehr über ihre die Beweggründe weisst.

Was sagen denn ihre Familie und Freunde dazu?

Nun, mit denen muss sie selten so etwas klären. Und die Mutter (mit der ich mich ganz gut verstehe) sagt halt, dass meine Freundin Entscheidungsschwierigkeiten hat und schon als Kind immer den Frieden wahren wollte. Sie hat auch nie gegen ihre Eltern rebelliert oder so.

Und kann es sein, dass sie in einer vergangenen Beziehung schwer enttäuscht und verletzt wurde? Weisst Du etwas darüber?

Siehe oben. Das hat sie wohl damals doof getroffen. Er hat sich wohl einfach ohne Grund nie wieder gemeldet. Ist allerdings 4 Jahre her. Getroffen hat sie der Zusammenbruch vor 1,5 Jahren. Da hatte sie meiner Meinung nach auch eine depressive Phase/Depression, war aber nie in Behandlung. Da müsste sie ja über sich selbst sprechen und das fällt ihr ebi mir ja schon schwer (O-Ton).

Halte mal ihre Hände oder nimm sie in den Arm wenn du mit ihr redest. Körperkontakt kann ihr bei ihren Ängsten helfen.

Das mache ich schon aber ich werde verstärkt darauf achten.
 
Maybellene
Benutzer116121  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • #6
Sie wurde in einer 3-Monatsbeziehung vor mir sehr doof verlassen. Generell hat sie meiner Meinung nach starke Verlustängste.

EDIT: Upps, verlesen. Dennoch - kennst du den Grund aus dem der Typ sie verlassen hat? Ich denke, das belastet sie noch immer sehr.

Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen, da ich am Anfang einer langen Beziehung mal genauso war.
Ich war noch ziemlich jung (18) und hatte keine wirklichen Beziehungen vorher - nur eine ganz kurze (2 Monate) bei der ich ganz fies sitzengelassen worden bin. Danach bin ich übervorsichtig geworden und hatte in meiner neuen Beziehung unfassbar große Probleme, etwas anzusprechen, das mir nicht passte. Sowohl im Bett, als auch im Alltag - also schon recht ähnlich. Aus Angst, sonst wieder sitzengelassen zu werden.
Heute weiß ich, dass das meinen Ex damals genauso belastet haben muss, wie dich. Aber er hat auch etwas ungünstig reagiert (viel kritisiert und bei Streits ist er immer abgehauen, was mich nervös gemacht hat) und dadurch wurde es nur schlimmer...
Bei uns beiden hat letztlich nur die Zeit und etwas Geduld geholfen. Ich brauchte eine Weile, bis ich genug Vertrauen hatte und auch verlangt habe, was ich wollte. :tongue: Bis ich wusste, dass er nicht abhauen würde, nur wenn ich zugebe, dass ich seine Lasagne echt nicht mag.

Uns hat damals geholfen, ein gemeinsames Hobby zu finden, denn da hab ich viel schneller klipp und klar gesagt, was ich wollte :tongue:

Letztlich ist meine Beziehung daran zerbrochen, dass wir zu wenig Kompromisse gefunden haben. Du siehst also: Am Ende war ich sehr wohl fähig, zu verlangen, was ich will :grin: Also gib nicht auf! :zwinker:

Ach und kauf Lube, wenn es ihr beim Sex wehtut! :smile: Im Bett muss es stimmen, das ist - zumindest für mich - auch wichtig, um einander zu vertrauen.
 
Ganzneuhier99
Benutzer154731  (42) Sehr bekannt hier
  • #7
Ohne jetzt alle Antworten gelesen zu haben: hast du nicht schon einmal einen Thread mit demselben Thema aufgemacht? Sie hatte damals massive Depressionen, ihr hattet noch nicht zusammen gewohnt und davon hatten wir dir auch alle abgeraten.
[doublepost=1461825243,1461825015][/doublepost]Gefunden :smile:
(Wie) kann komme ich mit den Problemen meiner Freundin klar?

Dann hat sie das zweite Studium jetzt also doch auch abgebrochen das sie im Oktober angefangen hat und ihr habt in eurer gemeinsamen Wohnung genau die Probleme, die zu erwarten waren?
 
boarnub
Benutzer153493  Meistens hier zu finden
  • #8
Also ich beziehe deine Probleme jetzt mal auf mich, wie ich damit umgehen würde.

Bei mir ist es nämlich im Prinzip ganz klar, egal wie viel Jahre man vorher zusammen war, ob man nun wirklich zusammenpasst, sieht man erst wenn man zusammengezogen ist. Nach 3 Jahren Beziehung finde ich einen guten Zeitpunkt, aber das es bereits nach unter einem Monat zusammenwohnen Probleme gibt, finde ich mehr als bedenklich.

In Gewisser weise bin ich auch eher ein rationaler Problemlöser, der als Leitspruch hat: Nur den Menschen die das Maul aufmachen kann geholfen werden :grin:

Das geht im Prinzip so weit, dass ich auch das Empathiegefühl, welches du besitzt und dich dazu brachte diesen Thread zu erstellen, in der Regel abschalte. Ich denke mir einfach, gut ich hab irgendwas gemacht was bei dem anderen eine schlechte Laune ausgelöst hat, aber da bin ich nicht im Zugzwang das zu kommunizieren. Entweder das Gegenüber sacht was oder ich ignoriere es.

So Taktlos würde ich bei meiner Freundin natürlich nicht sein, aber deine Freundin wäre in diesem Fall absolut inkompatibel zu mir. Ich habe einfach nicht die Kraft, Informationen aus anderer Leuts Nase zu ziehen. Entweder man sagt, was das Problem ist oder man löst es im stillen für sich.

Das Problem bei solchen unausgesprochenen Problemen ist einfach, das Sie nicht gelöst werden und sich das ganze emotional auflädt. So kann aus einer Kleinigkeit plötzlich ein riesen Problem werden. Evtl mag Sie keine Wasserringe auf dem Tisch, also soll man Untersetzer nehmen. Einem selbst ist das aber egal und plötzlich muss man nach einem halben Jahr eine Liste über sich ergehen lassen, die aufzeigen was man für ein Dreckschwein ist weil man keine Untersetzer benutzt, dass Bett nicht macht, Teller nicht wegbringt, Sachen nicht sofort in die Spühlmaschine räumt, Müll auf dem Mülleimer stapelt statt ihn mal zu leeren.

Ich kann einfach mit solchen Menschen nichts anfangen die sowas in sich reinfressen und dann irgendwann überkochen.


Kurzum, schau ob ihr euch auf irgendwas einigen könnt, ob Sie vllt einfach Dinge aufschreibt die Sie stört und dir dann den Zettel geben darf und dann kein Dialog entstehen muss, sondern du nur einfach ihre Seite kennst. Bei Dingen wo du ein Kompromiss brauchst oder Hilfe kann man zur Not immer noch an einem späteren Zeitpunkt sich aussprechen.

Über kurz oder lang musst du dann aber abwägen, ob das zusammenleben so funktioniert und tut es das nicht, musst du deine Konsequenzen daraus ziehen!
 
Tahini
Benutzer133456  (52) Beiträge füllen Bücher
  • #9
Moeglicherweise hat Deine Partnerin den Eindruck, sie habe keinen Bewegungsspielraum. Bei extrem introvertierten, intuitiven Menschen (und so klingt sie), kann das kumulativ entstehen, und zum Schluss wird sie quasi manoevrierunfaehig, weil sie sich selbst einen so stark begrenzten Aktionshorizont gebaut hat.

Und jemand wie Du, der geradlinig, rational, und situationsgerecht ausgelegt ist, traegt moeglicherweise hochgradig dazu bei, dass sie sich das innerlich so aufbaut, weil Du die Welt anders wahrnimmst. Es gibt das Konzept der "disposable information" - manche Menschen haben kein Problem damit, die Realitaet schnell zu erfassen, auf sie zu reagieren, und dann das alles wieder zu vergessen (wie Du es vermutlich handhabst - einfach dynamisch, effizient, realistisch), waehrend andere (wie Deine Partnerin) offenbar zu dem Typus gehoert, die dazu tendiert, erarbeitete Information auf immer zu internalisieren und moeglicherweise sogar miteinander zu verquicken. So lebt sie in einer unendlich komplizierten Gedankenwelt, in der alles immer von riesiger Bedeutung ist, und alles immer mit allem anderen irgendwie zusammenhaengt.

Meine Partnerin ist auch so.

Was hilft, ist, ihr klar zu machen, dass das Thema, das Du gerade mit ihr besprichst, klein und harmlos ist, und keinerlei weitere Konsequenzen hat. Ein Beispiel:

Wenn meine Partnerin mich fragt, was ich gerne essen wuerde, und ich sage "Nudeln", haengt da fuer sie ein Universum der Bedeutung mit dran. Sie denkt, ich will ihr damit vierzehn verschiedene Dinge vermitteln - wenn ich in Wirklichkeit einfach nur Nudeln essen will.
 
D
Benutzer31012  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #10
EDIT: Upps, verlesen. Dennoch - kennst du den Grund aus dem der Typ sie verlassen hat? Ich denke, das belastet sie noch immer sehr.

Nun, er war 16 oder 17 und hat sich dann halt nicht mehr gemeldet. Er scheint wohl immer noch komisch zu sein und betrügt seine jetzige Freundin usw. War in meinen Augen einfach ein komischer Mensch.

Bei uns beiden hat letztlich nur die Zeit und etwas Geduld geholfen. Ich brauchte eine Weile, bis ich genug Vertrauen hatte und auch verlangt habe, was ich wollte. :tongue: Bis ich wusste, dass er nicht abhauen würde, nur wenn ich zugebe, dass ich seine Lasagne echt nicht mag.

Uns hat damals geholfen, ein gemeinsames Hobby zu finden, denn da hab ich viel schneller klipp und klar gesagt, was ich wollte :tongue:

Was heißt für dich Zeit? Monate? Jahre? Und inwiefern hätte er dich da unterstützen können oder dir die Unsicherheit nehmen?

Ach und kauf Lube, wenn es ihr beim Sex wehtut! :smile: Im Bett muss es stimmen, das ist - zumindest für mich - auch wichtig, um einander zu vertrauen.

Aber genau das fände ich sehr bevormundend. Sie will ein Problem nicht anpacken und lieber aussitzen - jetzt egal welches - und ich präsentiere ihr die Lösung.


Ohne jetzt alle Antworten gelesen zu haben: hast du nicht schon einmal einen Thread mit demselben Thema aufgemacht? Sie hatte damals massive Depressionen, ihr hattet noch nicht zusammen gewohnt und davon hatten wir dir auch alle abgeraten.

Dann hat sie das zweite Studium jetzt also doch auch abgebrochen das sie im Oktober angefangen hat und ihr habt in eurer gemeinsamen Wohnung genau die Probleme, die zu erwarten waren?

Ich wollte den alten Thread jetzt nicht mehr weiterführen aber du hattest mir damals auch genatwortet. Aber vom zusammenziehen abgeraten haben mir auf jeden Fall nicht "alle". Ehrlich gesagt kann ich mich jetzt gar nicht erinnern, dass mir konkret angeraten wurde. Die Meinungen waren sehr geteilt darüber in wie fern man eben zu einer solchen Freundin hält oder sich trennt. Und sie unterstützt oder ins kalte Wasser fallen lässt. Zur Wohnsituation weiß ich nicht ganz genau welche zu erwartenden Probleme du jetzt meinst, da es mir primär um Problemklärung an sich geht. Das hat sich durch das Zusammenwohnen jetzt aber nicht verändert.
Das Studium macht sie mit Begeisterung weiter auch wenn es stressig ist. Da bin ich auch echt stolz auf sie. Sie hatte davor aber zwei andere abgebrochen.



Also ich beziehe deine Probleme jetzt mal auf mich, wie ich damit umgehen würde.

Bei mir ist es nämlich im Prinzip ganz klar, egal wie viel Jahre man vorher zusammen war, ob man nun wirklich zusammenpasst, sieht man erst wenn man zusammengezogen ist. Nach 3 Jahren Beziehung finde ich einen guten Zeitpunkt, aber das es bereits nach unter einem Monat zusammenwohnen Probleme gibt, finde ich mehr als bedenklich.

Nun, ich würde nicht sagen, dass sich durch das zusammenwohnen groß etwas verändert hat. Es gibt jetzt keine großen Probleme und auch nicht mehr als vorher. Es geht eher darum, dass auch kleine Probleme angesprochen werden, bevor es den anderen extrem nervt. Und wenn es eben mal große Probleme gibt, dann sollen die natürlich auch angesprochen werden.


In Gewisser weise bin ich auch eher ein rationaler Problemlöser, der als Leitspruch hat: Nur den Menschen die das Maul aufmachen kann geholfen werden :grin:

Das geht im Prinzip so weit, dass ich auch das Empathiegefühl, welches du besitzt und dich dazu brachte diesen Thread zu erstellen, in der Regel abschalte. Ich denke mir einfach, gut ich hab irgendwas gemacht was bei dem anderen eine schlechte Laune ausgelöst hat, aber da bin ich nicht im Zugzwang das zu kommunizieren. Entweder das Gegenüber sacht was oder ich ignoriere es.

So Taktlos würde ich bei meiner Freundin natürlich nicht sein, aber deine Freundin wäre in diesem Fall absolut inkompatibel zu mir. Ich habe einfach nicht die Kraft, Informationen aus anderer Leuts Nase zu ziehen. Entweder man sagt, was das Problem ist oder man löst es im stillen für sich.

Prinzipiell gebe ich dir Recht. Wer ein Problem hat, soll es ansprechen. Aber ich versuche mich auch immer viel in andere Leute hineinzuversetzen. Ich habe sie kennen gelernt, da war sie 19. Da war ich auch noch anders und bin die Dinge nicht so konkret angegangen. Das zeigt wahrscheinlich auch erst die Lebenserfahrung, dass das oft besser ist. Aber das Ding ist einfach, dass Strei und Unstimmigkeiten jetzt nicht unser Alltagsleben ist sondern ja wirklich nur ein ganz kleiner Bruchteil. Und im restlichen Bereich sind wir sehr kompatibel. Beim Thema Diskussion und Streit hoffe ich ja, dass sich das mal gibt. Besonders, da es sie ja auch stört, dass sie nicht darüber sprechen kann.

Das Problem bei solchen unausgesprochenen Problemen ist einfach, das Sie nicht gelöst werden und sich das ganze emotional auflädt. So kann aus einer Kleinigkeit plötzlich ein riesen Problem werden. Evtl mag Sie keine Wasserringe auf dem Tisch, also soll man Untersetzer nehmen. Einem selbst ist das aber egal und plötzlich muss man nach einem halben Jahr eine Liste über sich ergehen lassen, die aufzeigen was man für ein Dreckschwein ist weil man keine Untersetzer benutzt, dass Bett nicht macht, Teller nicht wegbringt, Sachen nicht sofort in die Spühlmaschine räumt, Müll auf dem Mülleimer stapelt statt ihn mal zu leeren.

Ich kann einfach mit solchen Menschen nichts anfangen die sowas in sich reinfressen und dann irgendwann überkochen.

Genau auf so etwas habe ich auch keine Lust. Nur wird sie nie überkochen. Das wäre mir manchmal wahrscheinlich lieber als schlechte Stimmung und beleidigt und weinend in der Ecke sitzend.


Kurzum, schau ob ihr euch auf irgendwas einigen könnt, ob Sie vllt einfach Dinge aufschreibt die Sie stört und dir dann den Zettel geben darf und dann kein Dialog entstehen muss, sondern du nur einfach ihre Seite kennst. Bei Dingen wo du ein Kompromiss brauchst oder Hilfe kann man zur Not immer noch an einem späteren Zeitpunkt sich aussprechen.

Über kurz oder lang musst du dann aber abwägen, ob das zusammenleben so funktioniert und tut es das nicht, musst du deine Konsequenzen daraus ziehen!

Nun, generell gibt es jetzt nicht jeden Tag 10 Sachen, die sie stören. Und die Dinge, die sie stören brauchen wahrscheinlich in 99% der Fälle einen Kompromiss oder ein Gespräch.

Moeglicherweise hat Deine Partnerin den Eindruck, sie habe keinen Bewegungsspielraum. Bei extrem introvertierten, intuitiven Menschen (und so klingt sie), kann das kumulativ entstehen, und zum Schluss wird sie quasi manoevrierunfaehig, weil sie sich selbst einen so stark begrenzten Aktionshorizont gebaut hat.

Und jemand wie Du, der geradlinig, rational, und situationsgerecht ausgelegt ist, traegt moeglicherweise hochgradig dazu bei, dass sie sich das innerlich so aufbaut, weil Du die Welt anders wahrnimmst. Es gibt das Konzept der "disposable information" - manche Menschen haben kein Problem damit, die Realitaet schnell zu erfassen, auf sie zu reagieren, und dann das alles wieder zu vergessen (wie Du es vermutlich handhabst - einfach dynamisch, effizient, realistisch), waehrend andere (wie Deine Partnerin) offenbar zu dem Typus gehoert, die dazu tendiert, erarbeitete Information auf immer zu internalisieren und moeglicherweise sogar miteinander zu verquicken. So lebt sie in einer unendlich komplizierten Gedankenwelt, in der alles immer von riesiger Bedeutung ist, und alles immer mit allem anderen irgendwie zusammenhaengt.

Meine Partnerin ist auch so.

Was hilft, ist, ihr klar zu machen, dass das Thema, das Du gerade mit ihr besprichst, klein und harmlos ist, und keinerlei weitere Konsequenzen hat. Ein Beispiel:

Wenn meine Partnerin mich fragt, was ich gerne essen wuerde, und ich sage "Nudeln", haengt da fuer sie ein Universum der Bedeutung mit dran. Sie denkt, ich will ihr damit vierzehn verschiedene Dinge vermitteln - wenn ich in Wirklichkeit einfach nur Nudeln essen will.

Ok, danke auch mal für diese Sichtweise und deine Erfahrungen. Ich denke, das trifft ganz gut auf sie zu, ja. Viele Entscheidungen sind in meinen Augen wirklich "unwichtig". Nudeln, Reis, Pizza. Dann isst man halt morgen was anderes. Für sie bedeutet das wirklich mehr.
Bei mir bedeutet ein "ich weiß nicht" oder ein "ist mir egal" genau das. Entweder weiß ich es nicht oder es ist mir egal. Bei ihr bedeutet es meistens "ich will (und kann?) die Entscheidung nicht treffen". Essen ist vielleicht ein gutes Stichwort. Ich würde auf die Essensfrage von dir wahrscheinlich im ersten Moment mit "egal" antworten - wenn es mir egal ist. Wenn sie dann sagt "Na entscheide du heute" würde ich halt sagen Nudeln. Anders herum antwortet sie mit "egal" und wenn ich dann sage, sie soll aber entscheiden, dann kann das schon dazu führen, dass ihr Kopf anfängt zu rattern und ich mir denke "Von der Entscheidung hängt jetzt nicht dein Leben ab".
Das ist jetzt übrigens nicht immer so, nur zur Klarstellung. Kann aber schon mal vorkommen. Ich weiß dann nur nicht, ob es jetzt sinnvoll ist, ihr wirklich die Entscheidung bis zum Schluss zu überlassen (-> sie wird unsicher) oder ihr das abzunehmen (-> sie kommt damit durch).
 
Tahini
Benutzer133456  (52) Beiträge füllen Bücher
  • #11
Versuch mal einen Trick aus der Personalbranche: Lass sie fuehren. Und sag ihr, dass das ihre Rolle ist, naechstes Mal, wenn es um Nudeln/ Reis/ Pizza geht. Es ist naemlich eine Sache, zu sagen "entscheide Du" und eine ganz andere, zu sagen "fuehre uns." Letzteres mobilisiert all ihr Hintergrundwissen.

Madame Tahini ist genau so. Wir sitzen im Restaurant und sie fragt mich "was moechtest Du denn?"
Tahini sagt "Mapo Dofu, Hot & Sour Soup, Chicken Foo Yong, und eine Flasche Tsingtao."
Sie: "Hmm...nicht Satay Chicken?"
Ich: "Nein, Mapo Dofu, Hot & Sour Soup, Chicken Foo Yong, und eine Flasche Tsingtao."
Sie: "Fried aubergine?"
Ich: "Mapo Dofu, Hot & Sour Soup, Chicken Foo Yong, und eine Flasche Tsingtao."
Sie: "Gyoza?"

Und irgendwann kommt dann der Punkt, wo ich aufgebe. Und dann sage ich, "okay - fuehr uns."

Dann geschieht was Erstaunliches. Man hoert foermlich ihren Harddrive hochfahren, und sie zieht eine hochintensive Analyse durch, was wir die letzten vierzehn male alles gegessen haben, und weshalb, und was wir mochten, und was nicht, und was wir schon oft hatten, und was noch nie... und zum Schluss weiss sie, was sie will, und kann akzeptieren, was ich will (Mapo Dofu, Hot & Sour Soup, Chicken Foo Yong, und eine Flasche Tsingtao).
 
Eswareinmal
Benutzer123446  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #12
Ok, danke auch mal für diese Sichtweise und deine Erfahrungen. Ich denke, das trifft ganz gut auf sie zu, ja. Viele Entscheidungen sind in meinen Augen wirklich "unwichtig". Nudeln, Reis, Pizza. Dann isst man halt morgen was anderes. Für sie bedeutet das wirklich mehr.
Hm, mal nur dazu, ein Beispiel von mir früher...
Beispiel:
Ich: "Was möchtest du essen?"
Mann: "Nudeln."
Ich, in Gedanken: Oh nein, ich habe gestern Reis gekocht. Und vorgestern Kartoffeln. Jetzt habe ich keine Nudeln gemacht. Ich hab falsch agiert. Jetzt ist er bestimmt sauer, weil ich es nicht wusste.

Bei mir lag das schlicht daran, dass ich so erzogen wurde, auf die unausgesprochenen Bedürfnisse meiner Umwelt zu achten und alle mitzubedenken - und dass ich emotional eins auf den Deckel bekommen habe, wenn ich diese Bedürfnisse übersehen habe. Das saß ziemlich tief und so ganz weg ist das noch immer nicht.
Solche Dinge wirken im Hintergrund und ergeben ein Kaninchen-vor-der-Schlange-Verhalten, Panik oder Ähnliches.

Aber um das aufzudröseln, MUSS sie bereit dazu sein, an sich zu arbeiten.
 
U
Benutzer96466  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #13
Beim Thema Diskussion und Streit hoffe ich ja, dass sich das mal gibt. Besonders, da es sie ja auch stört, dass sie nicht darüber sprechen kann.

Da seh ich ein Problem: "einfach abwarten" scheint ja bisher nichts gebracht zu haben. Sie müsste da mit irgendwem dran arbeiten, aber dummerweise scheint ihr Problem sie davon abzuhalten, in die Problemlösung einzusteigen.
 
D
Benutzer31012  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #14
Versuch mal einen Trick aus der Personalbranche: Lass sie fuehren. Und sag ihr, dass das ihre Rolle ist, naechstes Mal, wenn es um Nudeln/ Reis/ Pizza geht. Es ist naemlich eine Sache, zu sagen "entscheide Du" und eine ganz andere, zu sagen "fuehre uns." Letzteres mobilisiert all ihr Hintergrundwissen.

Madame Tahini ist genau so. Wir sitzen im Restaurant und sie fragt mich "was moechtest Du denn?"
Tahini sagt "Mapo Dofu, Hot & Sour Soup, Chicken Foo Yong, und eine Flasche Tsingtao."
Sie: "Hmm...nicht Satay Chicken?"
Ich: "Nein, Mapo Dofu, Hot & Sour Soup, Chicken Foo Yong, und eine Flasche Tsingtao."
Sie: "Fried aubergine?"
Ich: "Mapo Dofu, Hot & Sour Soup, Chicken Foo Yong, und eine Flasche Tsingtao."
Sie: "Gyoza?"

Und irgendwann kommt dann der Punkt, wo ich aufgebe. Und dann sage ich, "okay - fuehr uns."

Dann geschieht was Erstaunliches. Man hoert foermlich ihren Harddrive hochfahren, und sie zieht eine hochintensive Analyse durch, was wir die letzten vierzehn male alles gegessen haben, und weshalb, und was wir mochten, und was nicht, und was wir schon oft hatten, und was noch nie... und zum Schluss weiss sie, was sie will, und kann akzeptieren, was ich will (Mapo Dofu, Hot & Sour Soup, Chicken Foo Yong, und eine Flasche Tsingtao).

Hey, irgendwie verstehe ich das noch nicht ganz. "Führe mich" würde ich jetzt so in der Alltagssprache ja nie verwenden. Meinst du so in Richtung "Was würdest du mir denn empfehlen?"

Bei mir lag das schlicht daran, dass ich so erzogen wurde, auf die unausgesprochenen Bedürfnisse meiner Umwelt zu achten und alle mitzubedenken - und dass ich emotional eins auf den Deckel bekommen habe, wenn ich diese Bedürfnisse übersehen habe. Das saß ziemlich tief und so ganz weg ist das noch immer nicht.
Solche Dinge wirken im Hintergrund und ergeben ein Kaninchen-vor-der-Schlange-Verhalten, Panik oder Ähnliches.

Aber um das aufzudröseln, MUSS sie bereit dazu sein, an sich zu arbeiten.

Sie müsste da mit irgendwem dran arbeiten, aber dummerweise scheint ihr Problem sie davon abzuhalten, in die Problemlösung einzusteigen.

An sich arbeiten klingt halt ziemlich einfach und ziemlich schwer zu gleich. Ich denke auch, dass sie früher oder später da was machen muss. Aber was verbirgt sich dahinter? Sie sagt in solchen Situationen, dass sie eben nicht so rational denken kann und emotional veranlagt ist. Dass sie ihre Gedanken da nicht abstellen kann. Ich kann da ja schlecht sagen: Du musst halt an dir arbeiten. Wie schon gesagt, im Prinzip hat sie das Problem ja erkannt und hat Angst davor, was passiert, wenn sie das nicht schafft. Aber wie kommt man von diesem Punkt jetzt weiter?
 
Tahini
Benutzer133456  (52) Beiträge füllen Bücher
  • #15
Hey, irgendwie verstehe ich das noch nicht ganz. "Führe mich" würde ich jetzt so in der Alltagssprache ja nie verwenden. Meinst du so in Richtung "Was würdest du mir denn empfehlen?"





An sich arbeiten klingt halt ziemlich einfach und ziemlich schwer zu gleich. Ich denke auch, dass sie früher oder später da was machen muss. Aber was verbirgt sich dahinter? Sie sagt in solchen Situationen, dass sie eben nicht so rational denken kann und emotional veranlagt ist. Dass sie ihre Gedanken da nicht abstellen kann. Ich kann da ja schlecht sagen: Du musst halt an dir arbeiten. Wie schon gesagt, im Prinzip hat sie das Problem ja erkannt und hat Angst davor, was passiert, wenn sie das nicht schafft. Aber wie kommt man von diesem Punkt jetzt weiter?

Ich drueck's mal anders aus:
  • "entscheide Du" impliziert eine rasche, moeglicherweise unreflektierte Handlung; und es klingt auch manchmal nach "bin gerade zu bequem, mir Gedanken zu machen, also mach Du."
  • "fuehre uns" ist eine direkte Uebersetzung aus dem Englischen (wir sprechen zu Hause englisch - "lead us"); vielleicht waere eine bessere, deutsche Uebersetzung "heute bist Du die Vorsitzende des zustaendigen Kommittees."
Hmm, vielleicht immer noch nicht perfekt. Wie auch immer, es geht darum, was zu sagen, das nicht klingt wie "mir wurscht, mach irgendwas," und mehr wie "schlag doch was richtig Nettes und Wohlueberlegtes vor."
 
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Benutzer31012  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #16
Ich drueck's mal anders aus:
  • "entscheide Du" impliziert eine rasche, moeglicherweise unreflektierte Handlung; und es klingt auch manchmal nach "bin gerade zu bequem, mir Gedanken zu machen, also mach Du."
  • "fuehre uns" ist eine direkte Uebersetzung aus dem Englischen (wir sprechen zu Hause englisch - "lead us"); vielleicht waere eine bessere, deutsche Uebersetzung "heute bist Du die Vorsitzende des zustaendigen Kommittees."
Hmm, vielleicht immer noch nicht perfekt. Wie auch immer, es geht darum, was zu sagen, das nicht klingt wie "mir wurscht, mach irgendwas," und mehr wie "schlag doch was richtig Nettes und Wohlueberlegtes vor."

Ok, dann habe ich das richtig verstanden. Ich war nur von dem führen irgendwie irritiert (und ein gutes Deutsches Wort finde ich hier schwierig. Werde ich in Zukunft aber mal vermehrt versuchen.
 
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