Textform: Essay - über mich selbst schreiben

[Benutzer]

Hallo liebe PL-er,

ich möchte mich für ein Stipendium bewerben und muss dafür ein Motivationsschreiben in Form eines Essays schreiben.

Nun frage ich mich, welche formalen Kriterien es da zu beachten gibt?

Ich habe im Internet gefunden, dass es sich dabei dann wohl um ein "beschreibendes Essay" (Lt. Beschreibung ist das Ziel dabei, ein anschauliches Bild von einer Person, einem gegenstand, einem Ort oder einer Begebenheit zu zeichnen).

Gibt es bei einem Essay eine Einleitung?
Wird es in der Ich-Form geschrieben oder tue ich so, als ob ich eine "fremde" Person wäre?
Kann es durchaus charmant-humorvoll sein oder doch mehr faktisch?

Die Länge soll ca. 3 A4 Seiten umfassen.

Habt ihr vielleicht Erfahrung damit und könnt mir weiterhelfen?

Danke und lg,
orbit

 

[Benutzer100759]

- Wenn du über Dich sprichst, immer in der ich-Form. In der Dritten Person über sich zu sprechen konnten sich Cäsar und Napoleon leisten. Für Normalsterbliche ist das Tabu.

- Ein Motivationsschreiben hat nüchtern und nicht humorvoll zu sein.

- Keine lange Einleitung im Sinne eines Vorwortes, Abstracts oder einer Exec Summary.

Drin sein müssen:

- Warum genau DIESES Stipendium von DIESER Stiftung? ("Bezug")

- Warum bist DU eines Stipendiums würdig? Welches besondere Engagement zeichnet dich aus? Welche sachbezogenen Hobbies hast du? ("Person")

- Welche leistungsbezogenen Herausstellungsmerkmale hast du dir zu eigen gemacht? Praktika? Auslandssemester? udgl. ("Qualifikation")

- Was soll dir das Stipendium ermöglichen? Wo möchtest du hin? ("Perspektive").


Das ganze auf die maximal 3 Seiten beschränken. Keine Formatspielereien. Alles ganz nüchtern. Und bitte unbedingt korrekturlesen

 

[Benutzer]

Hallo Chelle,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort - das hilft mir schon sehr weiter. Auch wenn es nicht das ist, was ich hören wollte ;-) - ich hatte gedacht, dass man beim Essay etwas "lockerer" unterwegs sein kann und hatte da schon einen Ansatz.

Aber gut, ich bekomm es natürlich auch anders hin ;-) - wie startet man denn das am besten? Mein Name ist xy ist wohl nicht so prickelnd....

Inhaltlich gesehen hast Du ganz recht, das sind auf jeden Fall die Dinge, die ich beschreiben werde - ich wollte mich aber auf jeden Fall irgendwie von so einem 08/15 Text abheben..

Danke jedenfalls schonmal.
lg, orbit

 

[Benutzer42813 (41)]

Wenn es nüchtern und sachbezogen sein soll und dir ein guter Anfang fehlt...

Fang doch mit einer kleinen Anekdote aus deinem Leben an, drei oder vier Sätze, die beispielhaft zeigt, warum das Thema für dich von Interesse ist. Absatz, dann der Satz "mein Name ist XY und ich...".

 

[Benutzer]

@ shiny flame

Danke, das ist ein super Tipp. Kann ich mir sehr gut vorstellen.

 

[Benutzer100759]

Aber gut, ich bekomm es natürlich auch anders hin ;-) - wie startet man denn das am besten? Mein Name ist xy ist wohl nicht so prickelnd....

Das Gute wie Schlechte an diesen Motivationsschreiben ist, daß die sehr stark konventionalisiert sind. Es gibt also ein Gerüst (welches ich auch angedeutet habe), innert dessen du dich bewegen solltest. Persönlicher Ausdruck ist fein; Konventionsüberschreitung ist schlecht.

Begonnen wird ein solches Schreiben immer mit


1. der Begrüßung:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ebenso sehr geehrte Frau Mag.a Mustermann!

(wenn du den Namen des/der zuständigen Bearbeiters/in weißt bzw. mit dieser/m in Kontakt standest)


dann folgt

2. der Bezug dieses Schreibens

also etwa:
Bezugnehmend auf unser Telefonat vom X.X.2011, möchte ich mich hiermit um einen Stipendienplatz für das Semester XY bewerben.

oder:
Mit großem Interesse habe ich das Programm Ihres XY-Stipendiums gelesen, und möchte mich hiermit um ein einen entsprechenden Stipendienplatz für das Semester XY bewerben.
Wenn du noch etwas schmeichelhaftes über den Stipendienvergeber zu sagen hast, tu's hier und jetzt. Besonders wichtig ist das bei Firmenfellowships!


Dann kommt der Punkt der Person (siehe oben erwähnte Struktur):
Seit dem XX Semester bin ich Masterstudentin der Tibetanologie und Wirtschaftswissenschaften an der Kaiser Sese Seko Universität in Botswana. Zu meinen besonderen Interessensgebieten innert der Fachrichtungen zählen die Kulturgeschichte der Miniaturgebetsmühle sowie deren Potential als Exportstütze der tibetanischen Industrie.


usw usf.

Ich werde dir jetzt bewußt nicht dein Motivationsschreiben aufsetzen , das sollst du nämlich hübsch selber machen, das hat auch didaktischen Wert

Allerdings sollten an deiner Studentenvertretung auch Musterschreiben aufliegen.
Generell gibt es nämlich je nach Stipendium etwas unterschiedliche Anforderungen. Erasmus-Stipendiatskandidaten sind da etwas weniger stark gefesselt, das Roche-Stipendium das ich zu meiner Zeit angestrebt habe war eher strenger reglementiert.

 

[Benutzer70527 (34)]

Ich finde es etwas seltsam, dass das als Essay bezeichnet wird. Ein Motivationsschreiben hat, wie schon sehr ausführlich und echt gut erklärt, ein festes Gerüst. Wer ein Motivationsschreiben verlangt, hat genaue Vorstellungen, wie das aussehen soll.
Ein Essay (zumindest wie es in der Schule gelehrt und in einigen Fachtexten beschrieben wird) hat im Grunde keine feste Form. Ich zitiere hier mal Wikipedia: "Viele Essays zeichnen sich aus durch eine gewisse Leichtigkeit, stilistische Ausgefeiltheit, Verständlichkeit und einen nicht zu unterschätzenden Witz." In einem Essay kann durchaus eine lockere Form gewählt werden, solange der Grundgedanke hinter/unter der "vernachlässigbaren" Form scharf und relevant ist.

Ich denke, die Herrschaften möchten lieber ein Motivationsschreiben von dir, den Essay-Teil solltest du vernachlässigen. Wer hier tatsächlich einen Essay abliefert (mit all den stilistischen Freiheiten und Lockerheiten, die diese Form dem Autor normalerweise ermöglicht), schaut am Ende vermutlich doof. Halte dich an Chelles Tipps!

Kommt mir dennoch komisch vor, dass die das als Essay betiteln...

 

[Benutzer]

@chelle

danke nochmal für Deine ausführliche Antwort.

@ Das Ich-Viech

Du bringst meine Gedanken auf den Punkt - das ist es ja, was mich verwirrt. Ein Motivationsschreiben ist für mich etwas anderes als ein Essay.

Deshalb poste ich hier jetzt die Anforderungen seitens der Stipendienstelle:

...............

Nachdem es bei diesem Studium um sgeht, dachte ich mir, dass die Textform (wenn sie schon so deutlich angeführt ist), vielleicht nicht zu vernachlässigen wäre.

Was die Stelle aber jetzt unter einem Motivationsschreiben innerhalb eines Essays versteht, ist eben fraglich...

 

[Benutzer100759]

Ich würde - wenn du dir nicht sicher bist - direkt mal die Dame die unter der Ausschreibungssite steht anrufen und fragen, wie locker das abgefaßt werden darf. Die ist nämlich dafür angestellt, Dir weiterzuhelfen.
Frag sie auch gleich ob du den Letter of Intent zu ihren Handen schicken sollst, dann kannst du nämlich die Grußformel (wie oben beschrieben) personalisieren und hast durch das Telefonat gleich auch einen sehr einfachen Einstieg ins Schreiben.

 

[Benutzer42813 (41)]

Telefonieren ist nie verkehrt.

Meine Ansicht ist allerdings: Da steht schwarz auf weiß, dass die ein Essay von dir wollen, das dich als Person zum Inhalt hat. Kein klassisches Motivationsschreiben. Da es um Journalismus geht, sollst du wohl auch gleichzeitig zeigen, dass du die journalistische Textform Essay beherrscht - die Qualität deines Textes verrät über dich und deine Eignung für den Beruf noch mehr als nur die nackten Informationen im Text. Dadurch, dass alle Bewerber für ihr "Probe-Essay" das gleiche Thema haben (nämlich die eigene Person und die Motivation) können sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und den Text einmal als Essay, einmal als Motivationsschreiben gegenlesen.

Vermutlich sind die da einfach zu faul, von jedem Bewerber ein klassisches Motivationsschreiben UND einen Probeessay zu einem vorgegebenem Thema zu lesen . Das ist ja auch alles Arbeitszeit, die irgendjemand bezahlen muss und die sich so reduzieren lässt.

 

[Benutzer]

@ Shiny flame

ja, vermutlich hast Du recht und das ist das Motiv dahinter ;-) Obwohl der Lehrgang eigentlich nie "ausgebucht" war (zumindest, wenn man sich die Teilnehmerzahlen der letzten Semester anschaut), dürften sie wohl "alles in einem" haben wollen.

Ev. werde ich heute anrufen und nachfragen - dann bin ich auf jeden Fall schlauer.

Danke für Eure hilfreichen Antworten

 

[Benutzer]

Hi ihr Lieben,

also ich habe nun diesen Essay geschrieben - eher "locker" und als beschreibende Textform. Den Tipp von Shiny Flame, mit einem Zitat zu starten, hab ich jedenfalls umgesetzt. Ich denke, es ist ganz gut gelungen und hoffe nun, dass die Zuständigen an der Uni das auch so sehen werden

Ich werde auf jeden Fall berichten, ob's was geworden ist.

lg orbit

 

[Benutzer70527 (34)]

Hast du denn zwischendurch mal angerufen, oder probierst du das jetzt "auf gut Glück"? oO

 

[Benutzer]

Ich hab mich dann für "gut Glück" entschieden, denn ich denke, dass es wohl so sein wird, wie Shiny Flame geschrieben hat: vermutlich wollen sie checken, ob man die Textform hinbekommt und das eigenständig macht. Eine weitere Aufgabenstellung war es, einen kurzen Text zu einem bestimmten Thema zu verfassen und dabei selbst eine Textform zu wählen.

Ich wollte dann nicht unbedingt von vorneherein auf der Liste der "blöd Fragenden" landen und damit vielleicht einen Nachteil haben.

Wenn's nach hinten losgeht - und ich die Aufgabenstellung falsch interpretiert habe - dann hab ich wohl Pech gehabt. Habe ich hoffe, dass ich die Anforderungen nun doch erfüllt habe (ich bin jedenfalls ganz zufrieden mit dem Text).

Bitte Daumen drücken, dass es klappt

 

[Benutzer70527 (34)]

Viel Glück, Daumen sind gedrückt!

 

[Benutzer]

Kleines Update:

Habe die Unterlagen heute per Mail und per Post losgeschickt - habe daraufhin eine umgehende Eingangsbestätigung erhalten und bin am Donnerstag zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Ich denke, da wird sich zeigen, ob mein Text gut war oder nicht

 

[Benutzer]

Falls Euch interessiert:

Gespräch ist heute supergut gelaufen, hab ein positives Gefühl. Und - mein Motivationsschreiben lag zwei Mal ausgedruckt vor den Lehrgangsleitern und beide hatten ein großes "" Smiley draufgeschrieben. Sie erwähnten auch beide, dass sie den Text sehr humorvoll geschrieben fanden.

In zwei Wochen bekomme ich Bescheid, ob Stipendium ja/nein. Ich hoffe das Beste!

 

[Benutzer70527 (34)]

Falls Euch interessiert:

Gespräch ist heute supergut gelaufen, hab ein positives Gefühl. Und - mein Motivationsschreiben lag zwei Mal ausgedruckt vor den Lehrgangsleitern und beide hatten ein großes "" Smiley draufgeschrieben. Sie erwähnten auch beide, dass sie den Text sehr humorvoll geschrieben fanden.

In zwei Wochen bekomme ich Bescheid, ob Stipendium ja/nein. Ich hoffe das Beste!

Hui! Schon mal Glückwunsch zum erfolgreichen Gespräch und zum Smiley. Weiterhin viel Glück

 

[Benutzer]

Kleines Update:

Ich habe heute endlich (!) Nachricht bekommen - und sogar gute, denn: ich hab das Stipendium eingesackt
JUHUUUUUUUUUUU

Danke an alle für die Tipps und besonders an Ich-Viech fürs Daumendrücken!

 

[Benutzer87573 (36)]

Wow! Herzlichen Glückwunsch
Dann hast du es ja genau richtig gemacht.

 

[Benutzer30735]

Herzlichen Glückwunsch, das freut mich (habe hier still mitgelesen)

 

[Benutzer70527 (34)]

Glückwunsch!

 

[Benutzer]

Vielen Dank ))))

Übernächste Woche gehts schon los