• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Wie findet ihr "geschlechtergerechte" Sprache?

M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • #1
Letztens war eine Goldschmiedin im Fernsehen, die nach etwas fachlichem befragt wurde. Sie sagte danach in etwa "...ich bin ja Fachmann in der Hinsicht". Dies klang schon etwas seltsam, und ich bin daher auch froh, dass Leute im Büro nicht mehr wie früher allgemein Bürokaufmänner, sondern je nach Geschlecht Bürokaufman- oder frau sind.
Gerade an der Uni tummeln sich aber so einige (links-alternative) Leute, denen das nicht reicht, und die ihrer Umwelt gerne vorschreiben wollen, wie sie gefälligst zu schreiben haben. Bekanntes Beispiel ist da das "Binnen-I", das man z. B. bei StudentInnen sieht, und angeblich beide Geschlechter umfassen soll. Gerecht ist daran aber eigentlich nicht so viel, da faktisch nur die weibliche Form ausgeschrieben wird - man könnten genauso StudenteN sagen, und behaupten, dass große n würde die Frauen mitmeinen.
Nebenbei: Das im Fernsehen bei ungelösten Verbrechen nur vom unbekannten Mörder gesprochen wird, kritisiert da niemand (aber Frauen morden ja nicht...:rolleyes:)

Andere gehen noch einen Schritt weiter, und wollen ihrer Umwelt die Verallgemeinerung "man" am besten sofort verbieten, da es nach "Mann" klingt, was ja soooooo sexistisch sein soll. Alternativ soll man für "Man macht xy nicht" nun "Mensch macht xy nicht" sagen, was sehr dämlich klingt.

Spätestens nach einigen Seiten Text mit dauerndem seine/ihre, er/sie usw. ist die Lesbarkeit oftmal sowieso im Arsch.

Wie findet ihr das, wenn Menschen mit der Begründung der Gerechtigkeit, euch vorschreiben wollen, wie ihr gefälligst zu schreiben habt? Hier im Forum gibt es ja auch so einige, die sich offenbar bemühen, sprachlich nie anzuecken. Ich bin gespannt.
 
M
Benutzer Gast
  • #2
Ich find es vollkommen unnötig und übertrieben, vor allem das Binnen-I. Wenn ich explizit eine Frau meine, dann schreibe ich auch die weibliche Form (eben Beispiel Kauffrau), ansonsten verwende ich ganz normal die für mich gewohnte Mehrzahl und das ist für mich zB Studenten, Schüler, etc.

In 90% der Fälle bewirkt diese neue Schreibweise nur eins: einen unglaublich gestörten Lesefluss. Texte, in denen sich schon in den ersten Zeilen abzeichnet, dass jedes zweite Wort "geschlechtergerecht" geschrieben wird, lese ich nicht mehr.
 
Medeia
Benutzer72148  Meistens hier zu finden
  • #3
Ich kann EnfantDuSang absolut zustimmen.
Mich nerven Texte mit der Schreibeweise "StudentInnen" und ich finde das Wort ansich schrecklich so.
Bei konkreten Einzelfällen sage ich natürlich auch Bankkauffrau ansonsten benutze ich aber die ganz normale "männliche" Mehrzahl.
 
der gute König
Benutzer66788  (45) Verbringt hier viel Zeit
  • #4
Wenn man das so oberflächlich betrachtet, ist es natürlich albern. Aber es geht ja deinen "links-alternativen Studenten" generell darum, wie Gesellschaft mit Geschlechterkonstruktion umgeht. Bzw., diese Konstruktion aufzubrechen. Einen gesamten gesellschaftswissenschaftlichen Forschungsbereich auf das Binnen-I zu reduzieren, bestätigt die Theorie ja auch irgendwie, dass die meisten Menschen überhaupt nicht verstanden haben, worum es geht und wo das Problem liegt.
 
S
Benutzer48909  (43) Meistens hier zu finden
  • #5
Ich find es vollkommen unnötig und übertrieben, vor allem das Binnen-I. Wenn ich explizit eine Frau meine, dann schreibe ich auch die weibliche Form (eben Beispiel Kauffrau), ansonsten verwende ich ganz normal die für mich gewohnte Mehrzahl und das ist für mich zB Studenten, Schüler, etc.

In 90% der Fälle bewirkt diese neue Schreibweise nur eins: einen unglaublich gestörten Lesefluss. Texte, in denen sich schon in den ersten Zeilen abzeichnet, dass jedes zweite Wort "geschlechtergerecht" geschrieben wird, lese ich nicht mehr.

:jaa: Dem kann ich mich vollinhaltlich anschließen.

Wenn mein Chef sagt: Liebe Kollegen, wenn wir da alle sitzen, dann fühle ich mich genauso angesprochen wie meine männlichen Kollegen. Wegen mir braucht sich da definitiv keiner irgendwelche Umstände machen. Ich find es im Gegenteil sogar äußerst nervig, wenn jemand immer versucht korrekt beide Geschlechter zu nennen. Es nervt um hemmt einfach den Fluss.
 
M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #6
Einen gesamten gesellschaftswissenschaftlichen Forschungsbereich auf das Binnen-I zu reduzieren, bestätigt die Theorie ja auch irgendwie, dass die meisten Menschen überhaupt nicht verstanden haben, worum es geht und wo das Problem liegt.

Das Frauen in einigen Bereichen diskriminiert werden, bestreitet doch niemand. Eine komplette Unkesbarkeit der Sprache wird aber daran vermutlich nix ändern.
 
S
Benutzer48909  (43) Meistens hier zu finden
  • #7
Aber es geht ja deinen "links-alternativen Studenten" generell darum, wie Gesellschaft mit Geschlechterkonstruktion umgeht. Bzw., diese Konstruktion aufzubrechen. Einen gesamten gesellschaftswissenschaftlichen Forschungsbereich auf das Binnen-I zu reduzieren, bestätigt die Theorie ja auch irgendwie, dass die meisten Menschen überhaupt nicht verstanden haben, worum es geht und wo das Problem liegt.

Aber meistens sind es gerade die Frauen, denen es überhaupt nicht wichtig ist, dass "politisch korrekt" geschrieben/ gesprochen wird. Warum also ihnen (uns) das aufdrängen? Vielleicht ist das "Problem" auch gar nicht so gravierend aus Sicht der Mehrheit der Frauen, wie es einige, vor allem Gleichstellungsbeauftragte immer gerne darstellen...

Außerdem sehe ich persönlich es so, dass es völlig egal ist, ob ich als Beamter oder Beamtin angesprochen werde. Um eine wirkliche Gleichstellung zwischen Mann und Frau in den Köpfen der Menschen zu erreichen braucht es ganz andere Sachen als sowas, denke ich. Im Moment hat man eher das Gefühl, viele Frauen, die da Wert drauf legen versuchen sich "die Rosinen aus dem Kuchen zu picken". Möglichst alle Vorteile der Gleichstellung mitnehmen, aber die Nachteile nicht in Kauf nehmen wollen.
 
M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #8
Aber meistens sind es gerade die Frauen, denen es überhaupt nicht wichtig ist, dass "politisch korrekt" geschrieben/ gesprochen wird. Warum also ihnen (uns) das aufdrängen? Vielleicht ist das "Problem" auch gar nicht so gravierend aus Sicht der Mehrheit der Frauen, wie es einige, vor allem Gleichstellungsbeauftragte immer gerne darstellen...

Das halte ich für einen wichtigen Punkt. Sehr arrogant wirkt es dann, wenn manche von sich behaupten, dass sie besser wissen, was Frauen hilft, als sie selber. Nach dem Motto: Frauen profitieren davon auch...die haben es -im Gegensatz zu uns- nur noch nicht begriffen :kopfschue
 
V
Benutzer Gast
  • #9
Ich hab nix gegen geschlechterspezifische Sprache, wobei ich die Sache mit dem Binnen-I auch irgendwie doof finde. Stören tut mich das aber nicht weiter, auch wird mein Lesefluss dadurch nicht beeinträchtigt.
Off-Topic:
Mein ehemaliger Geschichtslehrer hat immer spaßeshalber alles Mögliche geschlechtsspezifisch angepasst, weil wir nur Mädels im LK waren. So sagte er so was wie: "Der Salzstreuer meiner Frau - ich meine natürlich die Salzstreuerin" ;-).
 
S
Benutzer48909  (43) Meistens hier zu finden
  • #10
Ich hab nix gegen geschlechterspezifische Sprache, wobei ich die Sache mit dem Binnen-I auch irgendwie doof finde. Stören tut mich das aber nicht weiter, auch wird mein Lesefluss dadurch nicht beeinträchtigt.

Ich find die Gesetzestexte zum Teil extrem anstrengend zu lesen, wenn da immer steht "Der Bürgermeister/ Die Bürgermeisterin.... " usw. alles wird dadurch so lang. Und ich denke mal, dass jedem auch klar ist, wenn da "Der Bürgermeister..." steht, dass die Funktion gemeint ist und die natürlich auch von einer Frau besetzt werden kann.
 
V
Benutzer Gast
  • #11
Off-Topic:
Ich find die Gesetzestexte zum Teil extrem anstrengend zu lesen, wenn da immer steht "Der Bürgermeister/ Die Bürgermeisterin.... " usw. alles wird dadurch so lang. Und ich denke mal, dass jedem auch klar ist, wenn da "Der Bürgermeister..." steht, dass die Funktion gemeint ist und die natürlich auch von einer Frau besetzt werden kann.
OK, ich lese auch nicht regelmäßig irgendwelche Gesetzestexte, von daher kann ich das nicht beurteilen ;-).
 
D
Benutzer Gast
  • #12
Völlig nervend der ganze Kram. Wenn mich jemand berichtigt oder mir etwas vorschreiben möchte in diesen Belangen, werde ich zynisch und übertreibe Maßlos. Weil mich dass überhaupt nicht interessiert.

Es gibt nun mal MenschenInnen, die müssen sich jeden Schuh anziehen und alles auf sich beziehen und meinen, wenn sie auf MEINE korrekte Schreib,-Sprechweise achten, hätten Sie einen NAchteil falls ich mich nicht korrekt in ihrer Augen ausdrücke.

Das diese LEute nicht auf die Straße gehen und den letzten Rest unserer Sprache verhunzen zu wollen, ist mir ein Rätsel....
Gerade die Männer unter denen sollten sich den ganzen Tag schlecht fühlen und "unemanzipiert".....
Schlägt man die Zeitung auf, liest man es jeden Tag.....Alles negative ist Maskulin, oder hat jemand doe folgenden Worte schon mal mit "Binnen-I" gelesen....? :

Dealer, Räuber, Geisterfahrer, Alkoholiker, Strolch, Sexist, Hacker, Posträuber, Bankräuber, Täter.........

wenn die keine anderen Sorgen haben......;-)
 
xoxo
Benutzer30217  Sophisticated Sexaholic
  • #13
Bekanntes Beispiel ist da das "Binnen-I", das man z. B. bei StudentInnen sieht, und angeblich beide Geschlechter umfassen soll. Gerecht ist daran aber eigentlich nicht so viel, da faktisch nur die weibliche Form ausgeschrieben wird - man könnten genauso StudenteN sagen, und behaupten, dass große n würde die Frauen mitmeinen.
Denkfehler. Die weibliche Form wird bei Studentinnen, nicht bei StudentInnen ausgeschrieben. Nur weil die Buchstabenreihenfolge stimmt, macht es das Wort nicht gleich männlich, weiblich oder zum Neutrum. Studenten + Studentinnen = StudentInnen.

Alternativ soll man für "Man macht xy nicht" nun "Mensch macht xy nicht" sagen, was sehr dämlich klingt.
Es klingt nur dämlich, weil du es nicht gewohnt bist.

Spätestens nach einigen Seiten Text mit dauerndem seine/ihre, er/sie usw. ist die Lesbarkeit oftmal sowieso im Arsch.
Und? Seit meiner Geburt wachse ich damit auf, dass mein Geschlecht subsumiert wird. Wenn man jetzt vorschlagen würde, dass man nicht mehr seine und er schreibt für die Lesbarkeit, sondern immer nur ihre und sie und sich die Männer bitte dennoch angesprochen fühlen sollen, dann ginge das Geheule und Gejammer aber los.

Was meinst du, wie gerecht ich es finde, wenn ich bei Wikipedia "Deutsche Fußballnationalmannschaft" eingebe und automatisch die der Männer kommt und ich erst bei "Deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen" die Frauen präsentiert bekomme ?
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #14
Irgendwann bekommen wir dan solche Sätze :grin:
"Ein(e) Bauer / Bäuerin produziert eine/n Sack / Säckin Kartoffeln/innen..."

Aber jetzt mal ehrlich: Ich finde dieses ganze ...innen, usw. einfach nur bescheuert. - Ich bin (genau wie sehr viele Frauen, die ich kenne) für den Erlaht des generischen Maskulinums, um den Rede- und Lesefluss zu erhalten.
 
M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #15
Denkfehler. Die weibliche Form wird bei Studentinnen, nicht bei StudentInnen ausgeschrieben. Nur weil die Buchstabenreihenfolge stimmt, macht es das Wort nicht gleich männlich, weiblich oder zum Neutrum. Studenten + Studentinnen = StudentInnen.

"Student" steckt in Studentinnen auch drin, von daher ist da nix 50:50 geteilt. Fair wäre es, wenn klar gesagt wird, dass manche gerne die weibliche Form als Normalfall haben möchten, und das Binnen-I dem ganzen lediglich einen pseudo-gerechten Beigeschmack geben soll.

DonMartin hat natürlich recht damit, dass die Forderung, endlich AntisemitInnen und KinderschänderInnen lesen zu dürfen, kaum geäußert wird. Also geht es doch nicht um Gerechtigkeit, sondern ledigleich den Drang, einseitig die Dinge umzusetzen, die einem nutzen.
 
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M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #46
Nervig, ja mag sein. Fakt ist, dass "Rentner" nun mal rein grammatikalisch gesehen zweideutig ist. Es KANN sich entweder nur auf die Männer beziehen, aber es KANN sich auch auf Männer und Frauen beziehen. Die Sprachkritik sagt hierbei, dass...

Der oftmalige Verweis auf die Sprachkritik ist einer der Schwachpunkte des Ganzen. Es ist ja nicht so, dass mitten in der Gesellschaft der Wunsch formuliert worden wäre, dass die Sprache in der Hinsicht reformiert werden müsste.
Wissenschaftlerinnen (i.d.R. waren dies Frauen) aus der Germanistik, der Soziologie etc. meinten hier ein Problem entdeckt zu haben, dem sich nun die ganze Gesellschaft zu stellen habe. Wie man an vielen Reaktionen hier sehen kann, deckt sich diese Annahme keineswegs mit der Lebenswirklichkeit vieler Männer und Frauen, die einen unkomplizierten Umgang mit Sprache wünschen, und bei dem Wort "Renter" nicht gleich vermuten, dass die nächste Diskriminierungswelle auf sie zukommt, sondern die Bedeutung klar aus dem Zusammenhang verstehen.
Es gab auch bei mir an der Uni übrigens so einige Frauen, die meinten, ihre Umwelt bekehren zu müssen. Und dies läuft leider oftmals darauf hinaus, dass letztlich hinter der Argumentation steht: Die Menschen verstehen das Problem leider nicht...von daher müssen wir (Akademikerinnen) ihnen mal die Welt erklären. Dies ist eine zutiefst anmaßende Sichtweise, die unterstellt, dass diejenigen, die das Binnen-I und andere Vorschläge ablehnen, entweder zu dumm sind, oder gerne diskriminieren. Und vor allen Dingen: Woher genau meinen sie das Recht zu besitzen, der Gesellschaft vorschreiben zu können, wie diese nun zu schreiben hat?
 
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M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #48
Ich finde es etwas befremdlich, dass du als TE eigentlich hier nur Meinungen wahrnimmst oder hören möchtest, die deiner eigenen entsprechen und ansonsten Dinge ad absurdum führst und persönlich wirst, um deine Meinung als die Richtige darzustellen.

Ich zumindest lese hier im Thread auch Gegenstimmen oder zumindest Leute, die es nicht weiter stört, wenn beide Formen genannt werden - und ich weiß auch nicht, wieso man sich über so ein Thema so aufregen kann.

Falls du meinen Beitrag richtig gelesen hättest, wäre dir aufgefallen, dass ich geschrieben habe: "Wie man an vielen Reaktionen hier sehen kann...". Soweit ich mich erinnere, bedeuten "viele" und "alle" immer noch etwas unterschiedliches. Da finde ich es doch sehr befremdlich, dass du eine bessere Diskussionskultur forderst, und gleich mit einer Unterstellung anfängst...

Letztendlich ist mir z.B. Sprache sehr wichtig und auch wenn ich kein riesiger Freund von gerade DIESEN sprachlichen Umsetzungen bin, finde ich es besser, wenn man sich bemüht, zumindest dort Gleichberechtigung einzuführen - es zeigt zumindest, dass man sich darüber bewusst geworden ist, dass das Problem existiert und das Sprache mitunter der erste Schritt ist, um Sachen zu ändern.

An dieser Stelle, behauptest du, dass es sich bei der Sprache, so wie so die deutliche Mehrheit benutzt, um ein Problem handelt. So als seien wir uns da alle einig. Aber sind wir das? Nochmal die Frage: Wo kommt aus der Mitte der Gesellschaft, von der Kassiererin im Discounter bis zum Krankenpfleger die Forderung, etwas zu ändern? Ich sehe dies vornehmlich als inneruniversitäres Projekt, das von den Absolventen einschlägiger Studiengänge in ihre Arbeit (z. B. als Frauenbeauftragte) überführt werden soll, ohne das "an der Basis" mal geschaut wird, ob 1. überhaupt ein Problem gesehen wird und 2. diese Veränderung gewünscht wird.
 
M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #62
Sprache wandelt sich tatsächlich, und es ist auch möglich, "von oben" eine sprachliche Änderung einzuleiten und hat auch immer wieder stattgefunden. Allerdings muss eine Neuerung auch Anklang finden und von den Leuten als dem Sprachgefühl, der Ästhetik, entsprechend gesehen werden. Und diese spezielle Lösung des Binnen-I finden viele Leute (darunter ich) sehr unglücklich.

Jetzt eine sprache "von oben" zu verändern, ist einer freien Gesellschaft unwürdig, finde ich. Das erinnert mich zu sehr an den Versuch, Sprache in Diktaturen (3. Reich, DDR) zu instumentalisieren. Natürlich muss es einen Grundkonsens geben, der die Verständigung sicherstellt, und zu einer gewissen Vereinheitlichung führt, klar. Sprache ohne Verständigung, führt sich ad absurdum.
Es geht aber bei deinem Beitrag nicht um fehlende Verständigung (die sollte auch ohne Binnen-I und co im Zusammenhang klar sein, ansonsten tippe ich eher auf sprachliche Defizite des Schreibers), sondern die Steuerung der Sprache zu gunsten einer (vornehmlich akademischen) Kleingruppe.
Dies lehne ich klar ab. Meine These ist: Die Sprache gehört den Menschen. Und wie ich es schon vorher sagte, sehe ich nicht, dass in der Mitte der Gesellschaft eine tiefgreifende Unzufriedenheit vorhanden ist, und die Frage der "geschlechtergerechten Sprache" uns alle tagtäglich umtreibt.

Selbst verhältnismäßig kleine Veränderungen wie die "Neue Rechtschreibung" haben zu mehr Verwirrung und Ablehnung, als zu sprachlicher Vereinfachung (wie versprochen) geführt. Es mag sein, dass nachfolgende Generationen dies mal anders sehen. Aber war dies dieser elendige Krampf, und ein Durcheinander aus alter, neue und gemischter Rechtschreibung wert? Und da nenne ich nichtmal optisch fragwürdige Dinge wie den "Grislibären".

Edit: Die Englische Sprache ist übrigens nicht frei von solchen Diskussionen. Ich erinnere da z. B. im Zuge der policial-correctness-Debatte an die Forderung, den "chairman" zur "chairperson" zu machen.
 
M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #81
Du hast immer noch nicht verstanden, dass es weder um Sprachspielereien, noch um individuelle Absichten einzelner Sprecher geht, sondern um gesellschaftliche Verhältnisse, die sich auch in Sprache ausdrücken.
Und dass es auch nicht darum geht, die Welt durch eine Sprachreform zu verändern, sondern einfach ein Bewusstsein zu schaffen für diese gesellschaftlichen Verhältnisse.

Ich habe es sehr wohl verstanden. Das Problem ist doch: Eine einfache, leicht umsetzbare, und für die deutliche Mehrheit der Bevölkerung akzeptable und von ihnen gewollte Umsetzung gibt es nicht.
Ich bestreite aber sehr wohl, dass man ein Bewusstsein schaffen müsste. Wenn ich mich recht erinnere, sind Fragen wie z. B. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die finanziellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern in manchen (!) Unternehmen usw. andauernd Themen in Zeitung, Talkshows und politischen Diskussionen. Es gibt einfach kein Diskussionsdefizit, wenn es um die Frage geht, wie gegenwärtige Ungleichheiten vermindert werden können. Ebenso gibt es Initiativen wie den "Girls Day" (und einen sehr halbherzigen Boys Day) und Schnupperkurse an den Unis, die Frauen für Naturwissenschaften usw. begeistern sollen.

Binnen-I oder nicht hilft genau keiner Verkäuferin, die an der Kasse videoüberwacht wird, aber führt schlechtestensfalls zu sehr viel Ablehnung gegen "nervige Emanzen".
 
der gute König
Benutzer66788  (45) Verbringt hier viel Zeit
  • #95
Das find ich schön. :smile:
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #96
Nee, nichts für mich. Ist unpraktikabel und wer soll sich außerdem durch ein "_" angesprochen fühlen? Irgendwer wird sicher meinen, dass das wieder eine Diskriminierung ist, weil die Sprache keinen Namen für jene hat, die außerhalb der klassischen Zweigeschlechtlichkeit stehen.

Ich persönlich bekomme immer einen Tunnelblick, wenn sprachexperimentelle Dinge in solch offensichtlicher Art in einem Text propagiert werden. Wenn es denn gerade um Geschlechtsidentitäten oder um Sexismus geht, passt es möglicherweise gut. Aber wenn eigentlich was ganz anderes das Thema ist, finde ich das Rumreiten auf den Geschlechtsidentitäten und das Herausstreichen derer sehr ablenkend und unnötig.
 
P
Benutzer Gast
  • #97
Finde ich ehrlich gesagt ziemlich grausam, ein aggressives gendern macht Texte unleserlicher als sie es sein könnten. Wenn man bei jeder Möglichkeit der/die/dem "/" "_" oder sonstiges einfügt zerpflückt das den Text und für mehr Gleichberechtigung wird auch nicht gesorgt. Zum Glück sehen das, so wie ich das vernehme, die meisten weiblichen Mitmenschen auch so, in einer Sprache rumzudoktern schafft weder mehr Gleichberechtigung noch profitiert irgendeine Frau davon.
 
Schweinebacke
Benutzer78484  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #98
Sollte man mich mal irgendwann zum Kanzler machen, kommen alle Emanzen in ein großes Lager, in dem sie dann für den Rest der Bevökerung kochen, waschen und bügeln dürfen. Warum? Weil sie es verdient haben für solch einen Unsinn.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #99
Sollte man mich mal irgendwann zum Kanzler machen, kommen alle Emanzen in ein großes Lager, in dem sie dann für den Rest der Bevökerung kochen, waschen und bügeln dürfen. Warum? Weil sie es verdient haben für solch einen Unsinn.

Nageh :frown: Ich hab doch gar nichts getan... :confused:
 
M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #100
Sollte man mich mal irgendwann zum Kanzler machen, kommen alle Emanzen in ein großes Lager, in dem sie dann für den Rest der Bevökerung kochen, waschen und bügeln dürfen. Warum? Weil sie es verdient haben für solch einen Unsinn.

Wo darf ich am 27. mein Kreuz machen?

:zwinker:
 
F
Benutzer86530  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #101
Ich find es vollkommen unnötig und übertrieben, vor allem das Binnen-I. Wenn ich explizit eine Frau meine, dann schreibe ich auch die weibliche Form (eben Beispiel Kauffrau), ansonsten verwende ich ganz normal die für mich gewohnte Mehrzahl und das ist für mich zB Studenten, Schüler, etc.

Seh ich auch so.
Wenn ich konkret ne Frau meine, sage ich schon die weibliche Form, aber ich finde es extrem affig, wenn manche da verlangen, dass man immer beides schreiben/sagen soll, weil die armen Frauen ja sonst sooooowas von diskriminiert werden :rolleyes:
Die männliche Form ist halt Standard und hat doch nix mit Diskriminierung zu tun. Also der Feminismus treibt manchmal schon sehr seltsame Blüten :grin:
 
S
Benutzer Gast
  • #102
Die Universität Potsdam hat in einer ihrer Broschüren geschrieben: "Wir bitten um Verständnis, dass aus Platzgründen in dieser Broschüre nur die männliche Pluralform für männliche und weibliche Personen genutzt wird."

Das finde ich völlig in Ordnung und sollte als Mindeststandard zur Nichtausgrenzung von Frauen (bzw. anderen Gendern) durch die Sprache wohl nicht schwer umzusetzen sein.

Ich finde die Thematik nicht ganz einfach. Zum einen verstehe ich voll und ganz den feministischen Ansatz, den xoxo hier vertritt. Sprache war schon immer ein Herrschaftsinstrument, das gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse abgebildet und zementiert hat. Wenn mit selbstverständlich angewandten Begriffen, Minderheiten bezeichnet und diffamiert werden (ob durch den Benutzer des Wortes gewollt oder nicht), dann sollte man das nicht einfach mit Sätzen "Es sind ja nur Wörter" abtun. Bezeichnungen wie "Neger" sind völlig zu Recht geächtet. Wer das nicht akzeptiert, der soll sich bitte auch nicht beschweren, wenn er als deutscher Staatsangehöriger im Ausland pauschal "Kraut" oder Nazi genannt wird.

Andererseits bin ich Verfechter einer klaren, verständlichen und lebendigen Sprache. Und die sehe ich in Texten, wie dem aus der von xoxo zitierten Asta-Zeitung, nicht verwirklicht. All die "_innen" und "eine_n" entsprechen zwar eher der Realität als die schlichte männliche Form, denn an der Universität gibt es nun mal männliche UND weibliche Dozenten, aber der Lesbarkeit und Verständlichkeit des Textes tun sie keinen Gefallen. Die Einführung dieser Schreibweise wäre auch einer der radikalsten Eingriffe, die man jemals in das Schriftbild der deutschen Sprache vornehmen würde. Nicht das radikale Eingriffe von Grund auf abzulehnen wären: Veränderungen der Sprache und der Gesellschaft waren und sind schon immer notwendig gewesen und haben oftmals positive Veränderungen und Emanzipation herbeigefürt. Ich glaube jedoch, dass diese Methode den Lesefluss einschränken und einen Text künstlich verlängern würde. Und das wäre aus meiner Sicht ein Rückschritt für die Sprache.

Deshalb würde ich vorsichtig für anfangs genannte Variante plädieren. Die ist zwar auch nur ein halbgarer Kompromiss, aber wenn sich beispielsweise alle großen Tageszeitungen, Zeitschriften oder andere Publikationen dazu verpflichten würden, einen entsprechenden Vermerk auf ihre Titelseite oder in ihrem Impressum abzudrucken, wäre doch schon mal viel getan. Auch wenn es nur ein Kompromiss ist.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #103
Deshalb würde ich vorsichtig für anfangs genannte Variante plädieren. Die ist zwar auch nur ein halbgarer Kompromiss, aber wenn sich beispielsweise alle großen Tageszeitungen, Zeitschriften oder andere Publikationen dazu verpflichten würden, einen entsprechenden Vermerk auf ihre Titelseite oder in ihrem Impressum abzudrucken, wäre doch schon mal viel getan. Auch wenn es nur ein Kompromiss ist.

Ich muss sagen, dass von feministischer Seite aus diese vorausgehende Erklärung zu Recht nicht als Kompromiss angesehen wird. Wir wissen ja alle, dass bei generischen Formen die Männer und Frauen eingeschlossen sind. Das braucht man nirgendwo zu vermerken, denn es steht sowieso in allen Grammatikbüchern. Solche Anmerkungen dienen höchstens der Beruhigung des Gewissens der Schreiber, die damit möglicherweise symbolisch ein ansatzweises Verständnis gegenüber der feministischen Sprachkritik äußern wollen. Viel mehr ist es allerdings nicht, denn mit so einer kleinen Vorbemerkung wird die Frau innerhalb der Texte in den Augen der Leserschaft nicht sichtbarer.

Ist leider so, sonst wäre es natürlich eine akzeptable Lösung.
 
MasterHonk
Benutzer29377  Meistens hier zu finden
  • #104
Wie findet ihr "geschlechtergerechte" Sprache?
Völlig schwachsinnig.
Dass beispielsweise die Bezeichnung "Studenten" als Synonym für "Studierende" allgemein zu sehen ist und nicht nur für männliche Studierende, ist offensichtlich.
Daher kompletter Bullshit.
Alleine in Stellenanzeigen sehe ich es wenigstens noch so mehr oder minder ein ...
 
xoxo
Benutzer30217  Sophisticated Sexaholic
  • #105
Off-Topic:
Die männliche Form ist halt Standard und hat doch nix mit Diskriminierung zu tun.
Mit Abstand der undurchdachteste Satz, den ich seit Langem lesen musste.
Indem die männliche Form zum Standart, zur Norm wird, wird die weibliche Form unnormal, herabgewürdigt.
Auf gut Deutsch nennt sich das dann Diskriminierung.
 
P
Benutzer Gast
  • #106
Viel mehr ist es allerdings nicht, denn mit so einer kleinen Vorbemerkung wird die Frau innerhalb der Texte in den Augen der Leserschaft nicht sichtbarer.

Ist leider so, sonst wäre es natürlich eine akzeptable Lösung.

Mir ist unbegreiflich wie eine Frau "sichtbarer" wird durch der_die Dozent_in oder der/die Dozent/Dozentin.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #107
Mir ist unbegreiflich wie eine Frau "sichtbarer" wird durch der_die Dozent_in oder der/die Dozent/Dozentin.

Wie gesagt, eine gute Lösung scheint mir das leider nicht zu sein. Aber durch die eindeutige Markierung einer weiblichen Person durch Artikel und in-Suffix ist die Frau natürlich in dieser Form sichtbar. Wenn sie in einer grammatikalisch betrachtet männlichen Form mitgemeint ist, steht sie schließlich nicht explizit da und ist daher unsichtbar.

Ist dir das noch nie beim Lesen der Texte aufgefallen? Stell dir mal vor, du bist in der Uni bei einer Prüfung und der Professor drückt dir einen Zettel mit den Prüfungsanweisungen in die Hand. Da steht dann: Mr. Papier, machen Sie XY oder Z. Vollkommen egal. Aber *zack*, war ja vielleicht gar kein männlicher Professor, sondern ein weiblicher Professor (laut Duden gibt es keine Uniprofessorin. Der Titel ist immer nur grammatisch männlich). Aber, für die Prüfung ist es auch komplett irrelevant, ob Mann oder Frau, und ich weiß ja nur von deiner Prüfungsperson, dass sie Professor ist, mehr nicht. Daher würde eigentlich die männliche Form verwendet werden. Der männliche Professor ist dann auch präsent und der weibliche ist unsichtbar. Ob das an der Sprache oder an der Wahrnehmung liegt, ist nicht so ganz klar. Vermutlich ein Wechselspiel beider Komponenten.

Das Beispiel ist jetzt etwas an den Haaren herbeigezogen, aber mir fiel auf die Schnelle nichts besseres ein. Wenn man im Alltag diesbez. sensibel ist, springen einem aber viel mehr Sachen dieser Art in die Augen (bzw. einem und einer :zwinker: ).

Ich kann gut verstehen, dass Markierungen mit /_*(I)-"%^°# nicht schön und wünschenswert sind. Ich kann gut verstehen, dass die Sprachästhetik sich an Sätzen mit Genderisierung für jede/n politisch korrekte/n Frau/Mann stört. Aber ich kann auch verstehen, dass es Kritik an der herkömmlichen Gestalt der Sprache gibt, da sie nun mal über Jahrhunderte einseitig von der vorherrschenden Gesellschaftsstruktur geprägt worden ist.

---------- Beitrag hinzugefügt um 23:25 -----------

fuego schrieb:
Die männliche Form ist halt Standard und hat doch nix mit Diskriminierung zu tun.
Off-Topic:
Mit Abstand der undurchdachteste Satz, den ich seit Langem lesen musste.
Indem die männliche Form zum Standart, zur Norm wird, wird die weibliche Form unnormal, herabgewürdigt.
Auf gut Deutsch nennt sich das dann Diskriminierung.

Nun ja. Die männliche Sprachform ist tatsächlich Standard. Die weibliche ist tatsächlich abnormal. Allerdings nur innerhalb der Grammatik und des Sprachsystems. Vertauschung/Gleichsetzung von Sprache und Realität sind auf dem Gebiet häufig vorzufinden, sehe ich aber als wenig förderlich an.

Wenn du meinst, die Standard-Verwendung des männlichen grammatischen Genus würde die Verwendung des weiblichen grammatischen Genus diskriminieren, dann ist das so wie wenn ich Birnen diskriminiere, weil ich lieber Äpfel esse. Grammatische Geschlechter sind eigentlich nur abstrakte Größen in einem abstrakten System. Ich würde mir wünschen, dass das auch so bleibt. Ansonsten gibt es nur Probleme.
 
xoxo
Benutzer30217  Sophisticated Sexaholic
  • #108
Off-Topic:
[...] dann ist das so wie wenn ich Birnen diskriminiere, weil ich lieber Äpfel esse. Grammatische Geschlechter sind eigentlich nur abstrakte Größen in einem abstrakten System. Ich würde mir wünschen, dass das auch so bleibt. Ansonsten gibt es nur Probleme.
Diese Probleme haben wir jetzt schon, denn das Apfel-Birnen-Beispiel mag zwar in der Mathematik noch funktionieren, hier aber meiner Meinung nach nicht.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #109
Off-Topic:
@xoxo: Da hast du vollkommen Recht. Ich vertrete diesbezüglich von feministischer Sichtweise aus betrachtet eine sehr eigenartige Meinung. Dessen bin ich mir bewusst. Ich würde mir wüschen, wenn wir es soweit kommen lassen würden, dass wir statt "männliches" und "weibliches" Geschlecht in der Sprache von "grünen" und "blauen" Klassen reden (oder was anderes. Ganz egal, hauptsache ohne Sexus-Bezug). Zusätzlich in der Realität natürlich das Bewusstsein, die Wahrnehmung und die Präsenz der Frau in bestimmten Berufssparten o.ä. fördern und auf diese Weise auf besseres hoffen. Mit der Sprache kommen wir nicht weit, es sei denn, wie gestalten sie komplett neu und das ist nicht machbar.
 
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