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Woher kommt dieser Drang sich immer von anderen abzukapseln?

Stormy
Benutzer120069  (43) Benutzer gesperrt
  • #1
Hallo,

ich habe ein Problem, das mich sehr belastet. Ich habe eine Kontaktstörung, d.h. sobald ich auf mir unbekannte Menschen treffe, habe ich den Drang mich abzukapseln. Da ist niemals der Wunsch ein Teil der Gemeinschaft zu werden. Somit mache ich mich selbst immer wieder zur Außenseiterin. Eine Therapie konnte die Ursache nicht klären. Es hieß nur, ich solle mehr Selbstvertrauen gewinnen.

Vielleicht sollte ich etwas weiter ausholen. Ich fühlte mich als Kind von meinen Eltern nicht geliebt, war ihnen nur eine Last. Sie erwarteten einfach von mir, daß ich mich allein beschäftigte und Probleme mit mir selbst ausmachte. Ich kann nicht mal sagen, daß ich unglücklich damit war. Ich kannte es ja nicht anders.
Schon im Kindergarten fühlte ich mich nicht in die Gruppe integriert. Ich versuchte mit dem Verteilen von Süßigkeiten Freunde zu gewinnen, was mir aber nicht gelang. Somit kapselte ich mich ab oder bekam Tobsuchtsanfälle, wenn mir etwas nicht passte.
In der Schule setzte sich das fort. Ich hatte eine Freundin, alle anderen interessierten mich nicht. Als sie nach einigen Jahren kein Interesse mehr an mir hatte, tat es mir nicht mal besonders leid. Und das, obwohl ich ihr mal im Alter von 8 Jahren gesagt hatte, daß ich sie lieb habe. Klassenfahrten waren eine besonders unangenehme Sache für mich. Ich war gezwungen Klassenkameradinnen zu fragen, ob ich mit auf ihr Zimmer dürfe. Denn eigentlich wollte man mich nicht so richtig dabei haben. Genausowenig, wie ich mit fahren wollte. So war ich immer das 5. Rad am Wagen und fand in den ganzen Jahren keinen Zugang zur Klassengemeinschaft.
Wenn ich mal als Jugendliche allein Urlaub machte (Reiterferien oder Sprachreise) fiel es mir genauso schwer Kontakte zu knüpfen. Die meisten Jugendlichen lagen mir einfach nicht und so fixierte ich mich in diesen Wochen meistens auf ein Mädchen, wobei ich oft die Jüngeren bevorzugte.

Auch wenn ich mit meinen Eltern Verwandte besuchte, zeigte ich dieses abkapselnde Verhalten. Ich bliebe eine Weile bei den Erwachsenen sitzen, aber nach kurzer Zeit verzog ich mich in ein anderes Zimmer oder in den Garten, um mich allein zu beschäftigen. Einmal suchte man mich sogar mal, nachdem ich mich von einer Hochzeitsfeier entfernt hatte.

Später im Berufsleben setzte sich das fort. Ich schaffte es nie, mich in einen Kollegenkreis zu integrieren. Wenn ich Kontakt zuließ, dann konzentrierte sich das in der Regel auf eine einzige Person. Da kann ich dann auch richtig distanzlos sein und gebe sehr schnell sehr viel von mir preis.

Ich hatte diverse Bekanntschaften, aber leider wurde nie eine Freundschaft daraus, weil die emotionale Nähe fehlte. Allerdings ging das immer von beiden Seiten aus. Ich bin nicht der herzliche Mensch und auf der anderen Seite fehlte meistens der Respekt und die Wertschätzung, so daß es immer oberflächlich blieb. Mit Beziehungen war es ähnlich, wobei ich da auch schon mal besitzergreifend sein konnte.

Kennt das jemand?
Kann das mit der fehlenden Liebe meiner Eltern zusammenhängen?

Gruß,
Stormy
 
Zuletzt bearbeitet:
Kuroi
Benutzer78196  Meistens hier zu finden
  • #2
Stormy schrieb:
Kann das mit der fehlenden Liebe meiner Eltern zusammenhängen?
Konnte dir deine Therapeutin das nicht erklären? Das ist doch schließlich ihr Job.
Ist dir denn bewusst, warum du dich abkapselst? Liegt es an mangelndem Interesse deinerseits oder hast du sogar Angst vor anderen Menschen?

Ich kann dir in der Hinsicht leider nicht viel raten. Nur so viel:

1. Such dir eine neue Therapeutin.
2. Bis es soweit ist, lerne dich selbst besser kennen. Dann lernst du vielleicht, besser mit deiner Kontaktstörung umzugehen. Ich kann dir dazu passend "Grundformen der Angst" von Fritz Riemann empfehlen. Ist nicht mehr super aktuell, stimmt aber im Kern und ist verständlich geschrieben.
 
F
Benutzer45373  Verbringt hier viel Zeit
  • #3
Ich würde mir ehrlich gesagt von diesem Forum hier nicht allzuviel Hilfe erwarten. Suche lieber den Rat von Profis.
 
Stormy
Benutzer120069  (43) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #4
Konnte dir deine Therapeutin das nicht erklären? Das ist doch schließlich ihr Job.
Ist dir denn bewusst, warum du dich abkapselst? Liegt es an mangelndem Interesse deinerseits oder hast du sogar Angst vor anderen Menschen?

Ich kann dir in der Hinsicht leider nicht viel raten. Nur so viel:

1. Such dir eine neue Therapeutin.
2. Bis es soweit ist, lerne dich selbst besser kennen. Dann lernst du vielleicht, besser mit deiner Kontaktstörung umzugehen. Ich kann dir dazu passend "Grundformen der Angst" von Fritz Riemann empfehlen. Ist nicht mehr super aktuell, stimmt aber im Kern und ist verständlich geschrieben.

Hallo Kuroi,

nein, meine Therapeutin konnte das leider nicht erklären.

Warum ich mich von anderen abkapsele?
Angst ist es definitiv nicht. Es ist oft eher ein Desinteresse, weil ich das Gefühl habe, dass wir nicht auf einer Wellenlänge sind. Das Gefühl, dass uns irgendwas trennt.
Ich finde das sehr schmerzlich, denn ich möchte ja keine Mauer zwischen anderen und mir aufbauen. Und doch passiert es immer wieder. :-((
 
N
Benutzer92211  Sehr bekannt hier
  • #5
Wenn du unter der Situation leidest, solltest du dir auf jeden Fall noch mal professionelle Hilfe suchen, denke ich. Vielleicht hattest du die falsche Therapeutin oder auch die falsche Therapieform. Informiere dich doch mal über Verhaltenstherapie vs. tiefenpsychologisch fundierte Therapie, falls dir diese unterschiedlichen Konzepte nicht ohnehin schon geläufig sind.
 
Fuchs
Benutzer10855  Team-Alumni
  • #6
Du kapselst dich ja nicht völlig ab, sondern suchst dir ja immer eine Bezugsperson. Völlig unmöglich ist es ja nicht, dir nahe zu kommen und etwas persönliches von dir zu erfahren - du bist halt nur sehr wählerisch damit, welchen Personen du diese Chance eröffnest. Symptomatisch gesprochen hört sich das für mich so an, als ob du keine Graustufen kennst: entweder du bist tief mit jemanden verbunden oder du bist völlig oberflächlich. Zwischenstufen sind ausgeschlossen. Da du Angst vor Menschen negierst und mehr von Desinteresse sprichst, vermute ich, dass du Menschen unter Umständen zu unrecht und zu schnell als langweilig abstempelst und diese allgemein recht undifferenziert betrachtest.

Es ist nur eine Vermutung, aber ich würde mich nicht wundern, wenn dich andere ebenso mit Desinteresse betrachten, weil du ihnen nichts von dir zeigst, was ihr Interesse wecken könnte. Diese Form der Verschlossenheit könnte deine Therapeutin als mangelndes Selbstvertrauen interpretiert haben. Vielleicht denkst du ja auch, dass du nichts zu bieten hast? Würdest du dich als introvertiert bezeichnen? Wieder symptomatisch gesprochen könnten dir dann ein paar Übungen helfen, extrovertierter zu werden und dich mehr anderen Menschen zu präsentieren. Dabei gehe ich natürlich davon aus, dass du unter der Gesamtsituation leidest und bereit bist, auch ein paar für dich unangenehme Dinge zu probieren, sofern sie langfristig diese Form von Charakterschwäche bei dir ausbügeln.

Jetzt ursächlich gesprochen: deine Theorie, dass dich die mangelnde Zuneigung deiner Eltern insoweit geprägt hat, klingt nicht abwegig. Beurteilen kann ich es natürlich nicht, aber deine ganze Geschichte liest sich für mich so, als ob du nie die Chance bekommen hast, zu lernen, wie man auf andere Menschen zu geht. Du hast dich stattdessen mit dir selbst begnügt, denn das schien dir wohl lange Zeit am einfachsten/angenehmsten. Funktionieren tut das aber nicht mehr und da nun niemand da ist, der dich erziehen oder dir helfen kann, musst du selbst erkennen, was dich unglücklich macht, es verstehen und bekämpfen.

Denke ruhig über die Ursachen deiner Störung nach, bedenke aber auch, dass diese Form der Meditation dir zwar hilft, dich besser selbst zu verstehen, aber ohne Handlung nichts ändern wird. Auch wenn es nicht direkt eine Angst ist, musst du dich hier Widerständen stellen und selbstgebaute psychische Blockaden abbauen. Das geschieht nicht durch Erkenntnis allein, sondern fordert ein hohes Maß an Disziplin, Aktivität und Energie.

Ich hoffe, du wirst dergleichen finden und das ich dich ein wenig motivieren konnte.

Eine Frage habe ich noch, aber du musst sie selbstverständlich nicht beantworten: war diese Kontaktstörung der Grund für die Therapie oder gibt es da noch Dinge, die du verschweigst, die aber vielleicht damit zusammenhängen könnten?
 
Kuroi
Benutzer78196  Meistens hier zu finden
  • #7
Warum ich mich von anderen abkapsele?
Angst ist es definitiv nicht. Es ist oft eher ein Desinteresse, weil ich das Gefühl habe, dass wir nicht auf einer Wellenlänge sind. Das Gefühl, dass uns irgendwas trennt.
Ich finde das sehr schmerzlich, denn ich möchte ja keine Mauer zwischen anderen und mir aufbauen. Und doch passiert es immer wieder. :-((
Das kommt mir sehr bekannt vor. Ich kenne ein paar Menschen, die so sind wie du. Allerdings haben die keinen Leidensdruck. Bei dir ist das jedoch anders und deswegen schlage ich dir nochmal eine neue Therapie vor und empfehle dir erneut das bereits von mir erwähnte Buch. Vielleicht hilft es ja erstmal, dich selbst besser zu verstehen. Das ist immer ein Schritt in die richtige Richtung.

Das Thema ist mMn zu komplex, als dass wir dir hier erklären könnten, warum du so bist und wie du das ändern kannst. Dazu fehlt den meisten Usern die Kompetenz und der Rest kann dich auch nicht übers Internet therapieren. Dir bleibt wohl nichts anderes übrig als dir einen Profi zu suchen, der dir hilft.

Ich kann dir ansonsten einfach nur raten, dich nicht unter Druck zu setzen. Jetzt gerade bist du eben wie du bist, und auch wenn du damit nicht 100%ig zufrieden bist, darfst und sollst du dich selbst mögen. Kümmere dich um einen neuen Therapieplatz und dann wird dir auch geholfen.
 
einsamerEngel
Benutzer35148  Beiträge füllen Bücher
  • #8
Sich die meiste Zeit abzukapseln, weil man keine Kontakte haben will, heisst noch lange nicht dass man beziehungsunfähig wäre.
Wenn Du es Dir jedesmal erhofft hattest, dass eine Beziehung draus wird, aber bevor es richtig losging doch immer Flaute war, ist das natürlich frustrierend. Aber schiebe das nicht alles auf Dich selber, auf Deine Eltern, oder auf die anderen.
Es waren immer noch "nur" Einzelfälle.
Damit eine Beziehung entstehen kann, muss man sich überhaupt erst einmal kennen lernen.
Und man muß bereit sein, sich zu öffnen, zumindest ein Stück weit, damit die Person gegenüber auch etwas von einem lernen und auch empfinden kann.
Es ist eine Gratwanderung. Zuwenig wird als kühl und desinteressiert gewertet, zuviel als aufdringlich oder zu sehr selbstüberzeugt.

Also wenn ich es überschlage, ist es bei mir fast ein Drittel meines Gehalts.
Es müssen halt die passenden zusammenfinden, vielleicht hattest Du bisher einfach immer nur Pech was das Angeht.
Ich für meinen Teil sage mir immer, dass ich eigentlich Glück hatte, dass ich dann doch mit denen nicht zusammen gekommen bin und daß mir einiges erspart geblieben ist :zwinker:
 
Moewmoew
Benutzer95651  (38) Beiträge füllen Bücher
  • #9
Hast du den Gedanken, dass aus der Freundschaft eh nichts wird, vielleicht immer im Hinterkopf und bremst dich deswegen selbst aus?
Vielleicht solltest du dir mal gezielt Leute suchen, die das gleiche Hobby wie du haben, damit da schon einmal eine Gemeinsamkeit herrscht.
Oder es kann wirklich immer einfach Pech gewesen sein, wie einsamerEngel schon schrieb, dass ihr nicht zusammengepasst habt.

Aber da du trotz der vorherigen Therapie immer noch daran zu nagen hast, würde ich dir auch eine neue empfehlen.
 
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