• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

ADS/ADHS bei Kindern und Erwachsenen

Seestern1
Benutzer148761  Beiträge füllen Bücher
  • #1
Seestern1
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  • Themenstarter
  • #2
celavie celavie fällt mir dazu ein. Wen könnte man noch verlinken?
 
wild_rose
Benutzer164330  Beiträge füllen Bücher
  • #3
Rosoideae Fragaria Rosoideae Fragaria HarleyQuinn HarleyQuinn würden mir spontan einfallen
 
HarleyQuinn
Benutzer121281  (35) Planet-Liebe ist Startseite
  • #4
Danke fürs verlinken :smile:
Es dauert noch ein bisschen bis ich so richtig reinkomme aber dafür bekomm ich eine Beratung und weiteres extra für Erwachsene.
 
Seestern1
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  • Themenstarter
  • #5
Ich glaube viele sind gerade erst in der Diagnostik. Mit meinem Sohn bin ich z.B. gerade dabei. Nächster Termin ist aber erst im Mai (Konzentrationstest) und Auswertung dann erst Ende Mai. Seid ihr offen für ne Medikation im Fall der Diagnosebestätigung oder wollt ihr vor allem therapeutische Unterstützung?
 
G
Benutzer Gast
  • #6
Darf ich auch mitmachen? Ich bin seit knapp zwei Jahren auch ADS diagnostiziert, aber eigentlich auch noch am "einarbeiten" bzw. herantasten.
 
Seestern1
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  • Themenstarter
  • #7
Ja klar, dass soll ja hier ein offener Erfahrungsaustausch werden :smile:
 
Daylight
Benutzer15352  Beiträge füllen Bücher
  • #8
Ich bin auch gerade in der Diagnostik (warte leider auf nen Termin, habe bisher nur den Wisch vom Psychiater mit „V.a. ADHS“).
 
celavie
Benutzer58054  (42) Sehr bekannt hier
  • #9
Das Buch fand ich sehr gut für den Einstieg:

und den Podcast
ADHD for smart ass women

bzw dem Tabulos Podcast zum Thema aus dem letzten Jahr.
 
celavie
Benutzer58054  (42) Sehr bekannt hier
  • #10
Witzig ist ja auch AufmerksamkeitsDefizit - wenn ich eins nicht habe, dann ein Defizit in Aufmerksamkeit bzw Gehirnleistung. Eher ein Zuviel davon. Nur auf eine Sache länger konzentrieren fällt mir schwer.
 
wild_rose
Benutzer164330  Beiträge füllen Bücher
  • #11
Witzig ist ja auch AufmerksamkeitsDefizit
Ich finde das auch unpassend und würde meine Symptome eher als Aufmerksamkeitsteuerungsdefizit beschreiben. Von den anderen Dingen die in der Beschreibung vollkommen fehlen wie Impulsivität und soziale Unfähigkeit mal abgesehen :grin:
 
Dreizehn
Benutzer20579  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #12
Unsere Kinderpsychologin erklärte mir hierzu auch, dass die Amerikaner wohl mittlerweile häufiger den Begriff 'Executive Function Disorder' verwenden, weil es eben eher um Probleme in der 'Exekutive' geht, als wirklich um verringerte Aufmerksamkeit.

Passt zu dem, was ihr hier schreibt.
 
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #13
Ich gehe ja bei mir spätestens seit dem Studium, als ich ein paar Seminare zum Umgang mit AD(H)S-Schülern gemacht habe, davon aus, dass ich definitiv auch in das ADS-Spektrum gehöre. In meiner Familie wurde es mittlerweile auch bei mehreren nahen Familienmitgliedern diagnostiziert, was den Verdacht erhärtet.
Ich selbst verspüre bisher keinen Leidensdruck, das testen und diagnostizieren zu lassen, eventuell ändert sich meine Meinung, falls mein zweiter Sohn Anzeichen für ADS zeigt. Beim Großen ist nichts davon zu bemerken und ich bin ehrlich gesagt einfach nur erleichtert, weil ich erlebt habe, wie schwer es gerade für die beiden Verwandten (männlich) war und ist, sich einzufinden und zurechtzukommen. Es sind großartige Menschen, aber jedes Feature dieser Art, das ich nicht weitergebe, lässt mich aufatmen.

Andererseits bin ich fest davon überzeugt, dass wir als Gesellschaft ADSler brauchen, weil diese einfach ganz andere Lösungswege gehen und oft über eine besondere Form von Kreativität im Umgang mit gestellten Aufgaben verfügen. Ich fänd es schön, wenn man weniger versuchen würde, alle Formen von ADS in eine "normale" Form zu pressen, sondern ein Umfeld schaffen würde, in dem sich auch Menschen mit dieser "Begabung" zurechtfinden und klarkommen.

Off-Topic:
Als Beispiel: Ich weiß, dass ganz viele Menschen nicht mit mir dauerhaft auskämen und nie mit mir zusammen sein könnten, weil ich bin, wie ich bin. Mein Mann hat in seinem Leben aufgrund einiger autistischer Züge ähnliche Erfahrungen gemacht. Wir beide ergänzen uns aber nun seit 10 Jahren hervorragend und unterstützen uns da, wo wir jeweils Defizite haben. Nach außen hin wirken wir wie ein ganz normales Paar und irgendwie sind wir das ja auch, auch wenn jeder einzelne von uns seine Schwierigkeiten hat.
 
nepomuk
Benutzer108566  Sehr bekannt hier
  • #14
...
 
Zuletzt bearbeitet:
G
Benutzer Gast
  • #15
Unsere Kinderpsychologin erklärte mir hierzu auch, dass die Amerikaner wohl mittlerweile häufiger den Begriff 'Executive Function Disorder' verwenden, weil es eben eher um Probleme in der 'Exekutive' geht, als wirklich um verringerte Aufmerksamkeit.

Passt zu dem, was ihr hier schreibt.
Das trifft es auch bei mir eigentlich sehr gut, bzw. besser. Ich hatte auch als Kind schon immer viele Probleme bei der Sache zu bleiben, weil einfach so viel immer gleichzeitig in den Kopf kam und verarbeitet werden wollte.
Mir hätte es sich damals schon viel geholfen wenn ich gewusst hätte das das nicht einfach nur meine eigene Unruhe und Verpeiltheit war. :smile:
 
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LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #157
Ich kann ja nur von mir reden: ich verkläre ADHS nicht und bin mir mittlerweile sicher, dass es eine große Rolle bei meinem ersten Studienabbruch (Zwangsexmatrikulation) hatte. Aber ja, es ermöglicht mir Dinge, die ich eben auch nicht missen will. ADHSler können Dinge schneller und anders verknüpft denken, was wahrscheinlich ein Grund für Kreativität ist. Und genau das ist eben eine Stärke von mir. Genauso wie ich mittlerweile gelernt habe, bestimmte Dinge bewusst einzusetzen, sodass es nicht mehr einschränkt. Heute weiß ich, dass ich auf einem schmalen Grad pushen muss. Ich funktioniere nicht auf 80%, das ödet mich an und im Trott passieren mir Fehler. Weniger fehleranfällig bin ich, wenn ich ganz knapp an der Belastungsgrenze arbeite. Ich kann sehr, sehe lange auf 99,5% fahren, nur ist das eben gefährlich nah an der Überlastung. Es ist doch ein Witz, dass ein Studium mit mit zwei Kindern, Haushalt, Job und Haustieren besser gelingt, als als Single im Elternhaus. Ich brauche diesen Stress und den Druck, damit ich funktioniere.
Genauso weiß ich heute, dass ich Dopaminflashs brauche. Das tut mir gut. Ein Konzert puscht mich Wochen lang. Es tut mir rein körperlich gut, wie eine Droge ohne Nebenwirkung (außee vielleicht taube Ohren). Für andere ist das (psychisch) anstrengend, für mich ist es besser als ein Spar-Wochenende.

Mein Bruder ist genauso. Seitdem er sich selbstständig gemacht und einen sehr flexiblen und mental anstrengenden Job hat, wo er immer tausend Sachen gleichzeitig bedenken muss, dazu Kind, Frau und mehrere Haustiere hat, geht es ihm besser. Das liegt auch bei ihm daran, dass es ihm gut tut, auf vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Wir sind nicht gut im Entspannen, wie müssen immer etwas tun. Aber genau das können wir heute lenken. Bei ihm schlug das früher in "Scheiße bauen" um, bei mir in Angststörung und Zwangsgedanken, denn das Gehirn denkt und tut nämlich eh. Das kann ich nicht abstellen. Aber das womit es arbeitet, kann man lenken und heute kommt bei uns beiden gescheiter Output raus.
 
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (30) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #159
Bei mir hat der Online Test auch ergeben, das ich nicht konzentriert Arbeite und ein starker Hinweis auf ADHS vorliegt.
So von der Art waren auch die Tests in meiner Diagnostik.
Aber zum einen über einen längeren Zeitraum (1-1,5 h). Danach hatte mich die Testerin gefragt ob mich das erschöpft hat, was ich verneinte. Als ich dann im Auto war ist der Stress den dieser Test bei mir ausgelöst hat erst abgefallen und ich habe gemerkt das ich in Wirklichkeit sehr müde war.
Zum anderen sehe ich bei diesem Test mögliche andere Erklärungen, warum man gute oder schlechte Ergebnisse erzielt. Z.B. kann jemand vielleicht besonders gut Kopfrechnen oder kann nicht gut sehen. Die Tests in der Diagnostik waren deutlich umfangreicher und diverser (wenn auch nicht interessanter). Dadurch ist da natürlich auch mehr abgedeckt.

Zu dem "besonders gut Laufen unter Druck/Stress": Man muss da natürlich im Auge behalten dass man als AD(H)Sler gerne in Extreme verfällt. Aber auch wir können Burnout bekommen. Sollte man schon im Auge behalten. Und eigentlich sind ein paar freie Kapazitäten auch wichtig, damit einen unerwartetes nicht direkt raus haut.
Das ist teilweise so ein bisschen mein Problem. Ich liebe dieses High, wenn viel los ist und alles Zack, Zack, Zack geht. Aber ich weiß einfach das es nicht lange gut geht und versuche mich deshalb da immer ein bisschen zu zügeln.
Andererseits hatte ich auch schon Phasen wo ich vor lauter Angst vor dem Down, erst gar nichts angefangen habe. Auch nicht gut.
Ich kämpfe da sehr um den Mittelweg.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #251
Wenn ich das so lesen… naja, den Test habe ich bisher nicht gemacht, da hätte ich einen Account erstellen müssen, oder? 😅
Bei vielem hier nicke ich jedoch.
Fehlende Hausaufgaben haben mich in der Mittelstufe ganz schön runtergezogen notentechnisch, die Leistungen selbst waren weniger das Problem. Soziale Probleme: ja, es sei denn, die Menschen waren deutlich älter oder ähnlich.
Ab der Oberstufe gab es keine Probleme mehr. Hausaufgaben habe ich weiterhin nicht gemacht. Meine Lehrkräfte waren damit meistens einverstanden, der Deal war, dass ich dafür mitmache. Da mir ohnehin langweilig war, konnte ich mich dann aktiv beteiligen. War ok. Ein Lehrer kam damit weniger klar. Ich sollte meine Sachen dann „vorlesen“. Nichts lieber als das. Was soll ich sagen? Seine Hausarbeiten haben uns nicht weigergebracht. Am Ende hatte ich 13 Punkte im Abi, danach ging es dann weiter mit 10. War schon amüsant, es war halt niemand gut vorbereitet trotz Teilnahme und Hausaufgaben 😌
Fürs Abi (ja, in Summe für alle Prüfungen) habe ich anderthalb Tage gelernt. 1,x kam dabei raus, war ok.
Im Studium ist es mir auf die Füße gefallen. Da musste ich dann tatsächlich auch erst lernen lernen. Das war schon schwierig, gekrönt von persönlichen Tragödien kam da dann auch der Bruch im Lebenslauf auf diese Weise zustande.
Faszinierenderweise geht es hier anscheinend vielen ähnlich 😅 Diese Häufung finde ich tatsächlich interessant.
 
Dreizehn
Benutzer20579  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #348
Wobei man da nun auch absolut nicht zu viel Hoffnung/Angst in Medikamente stecken braucht. Von unangestrengtem Dahinplätschern oder dass dann da nicht mehr genug Wut übrig bliebe oder was auch immer, braucht man dann deshalb nicht zu träumen. Man bleibt schon trotzdem neurodivers.
Ja, zumal man ja auch die meiste Zeit des Tages ohne Medikamente ist. Ein unretardiertes Medikament wirkt so 1-3 Stunden, retardierte im Idealfall (!) bis zu 8. Wenn man die also nicht durchgängig futtern möchte, ist man eh meist ohne.

___

Mein Mann hat heute einen Termin bei einer neuen Psychiaterin und ich hoffe, die ist gut. Bei seinem bisherigen läuft es so zäh - vor 3 Jahren (!) mal eingestellt, seit 2 Jahren haben die sich persönlich nicht mehr gesehen. Immer mal wieder hieß es, man solle mal einen Termin machen, auch mit der Ehefrau - aber entweder hat die Praxis zu, Ferien oder nur Vormittagstermine. Oder man fährt hin und es steht ein Schild an der Tür, das heute doch mal zu ist. Ich finde das echt heftig, wie schlecht eine Praxis organisiert sein kann, gerade als Psychiater, wo doch einige Patienten Probleme mit der Organisation oder dem Antrieb haben. :ratlos:

Wir finden das ADHS im Moment wieder mal als sehr stark, auch im Job läuft es nicht ganz so berauschend. Es gibt so viele Alltagsbeispiele, wo ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll - "Ich habe alle Bäder geputzt" - stellt sich raus, ja gut, ohne Dusche, Badewanne und Toiletten. Er hatte keinen WC-Reiniger mehr. Und aufgeräumt ist auch nicht, weil "Ich weiß ja eh nicht wohin die Sachen sollen." Ich meinte dann, "Man kann zusammenfassen, du hast Waschbecken geputzt." Fand er unnötig spitzfindig. :tongue:

Genauso heute Morgen - mein Wecker hat nicht geklingelt. War im Handy wohl falsch eingestellt. Wir stehen immer um 7 Uhr auf, die Kinder brauchen morgens etwa eine Dreiviertel-Stunde. Zwischen 8 Uhr und 8:15 Uhr ist Schulbeginn, man geht etwas weniger als 15 Minuten.

Mein Mann kommt um 07:30 hoch und sagt, dass wir mal aufstehen sollen. Sein Handy hatte geklingelt, auf die Idee, uns zu wecken, kam er nicht.

Ich bin im totalen Panikmodus gewesen, weil wir normalerweise gegen 07:45 Uhr das Haus verlassen und hätte ihn echt hauen können. Seine Antwort, er habe halt "unten alles vorbereitet" und er habe uns "doch jetzt" geweckt, hat nicht unbedingt geholfen. "Alles vorbereitet" war, dass er dem Kind ein Brot geschmiert hat und Porridge gemacht hat. Trinkflasche? Schulranzen gepackt? Zahnbürsten vorbereitet? Medikament fürs Kind bereitgestellt? Haarbürste und Haargummis bereit gelegt? Jacken, Schuhe, mit dem Kleinkind nochmal zur Toilette? "Achso, ja nee." :kopfwand:

Das Schlimme ist ja, er merkt es dann selbst und fühlt sich so doof. Aber ich werde verrückt davon.

Ich habe es dann mit großer Eile geschafft, alle bis etwa 07:55 aus dem Haus zu kriegen. Er wollte dann ohne Schulranzen losgehen. :cry: Und das ist nur eine Stunde aus meinem Leben und ich soll bei Verstand bleiben. :grin:

Ach Mann. Ich bin gespannt, was die Psychiaterin sagt - wir denken, dass er schon unterdosiert ist - aber ggf. auch mit dem falschen Präparat. Er hat krasse Leistungsspitzen, aber auch krasse Abfälle. Eine gleichmäßigere Ausschüttung wäre was.

Blöd ist halt auch, dass er das Medikinet nun so lange nimmt, wie es die Kleine gibt - wir wissen ja also auch gar nicht, was ist das ADHS und was ist das Leben mit zwei Kindern. Das macht es nicht leichter.

Die Große ist ja nun mittlerweile auch in der Einstellung und es ist krass, was sich seitdem verändert hat. Impulskontrolle und Aggressionen sind auf einem Level, vielleicht noch ein Zehntel zu vorher. Die Schule lief seit Mitte Oktober problemlos. :smile: Ab dieser Woche testen wir ein Retard, ich hoffe, dass das auch klappt. Die Anspannung ist groß, da es geringer dosiert ist - vorher bekam sie zwei 10er unretardiert, nun eine 10er retardiert. Als ich der Kinderpsychiaterin sagte, dass die Ausschüttung ja dann 2mal 5 wäre und damit eigentlich die Hälfte, meinte sie "Ja neee, so ganz einfach ist das nicht, Trägerstoffe und Freisetzung sind eben ja doch anders und man muss nun wieder neu schauen, was sie braucht."

Dass eine Eindosierung so lange dauert, nun ja auch schon einen Monat und wir sind immer noch in der Anfangsphase. Dafür ist schulisch einfach schon zuviel passiert, als das ich da entspannt abwarte. :frown: Ich hoffe echt, dass wir bald die passende Dosis haben - gerade im Bereich Konzentration ist noch deutlich Luft nach oben. Aber wie gesagt, immerhin sind die Verhaltensauffälligkeiten deutlich reduziert, das war nun erstmal das Wichtigste.

Tjaja, es bleibt weiterhin spannend.
 
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LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #490
Ich habe letzte Woche etwas sehr wichtiges gelernt:
Personen mit Autismus und oft auch mit ausgeprägtem ADHS haben ja bekannterweise ein Problem beim Erlernen von Abläufen (Ordnung halten, Morgens fertig machen, etc). Sie bilden keine Habits, also keine Automatismen. Deshalb ritualisieren sie vieles.
Der Unterschied zwischen Ritual und Habit ist, dass man das Ritual mit Verstand, den Habit aber unterbewusst macht.
Neurotypische Menschen können sich im Halbschlaf im Bad fertig machen. Wenn man ihnen sagt "Putz dir die Zähne", dann macht man das einfach, es ist automatisch abgespeichert in welcher Reihenfolge man welche Bewegung macht. Ebenso so beim Haarewaschen. Man denkt da gar nicht, man macht einfach, seift sich ein, spült die Haare, rasiert die Achseln... Das kann so extrem sein, dass man das Badezimmer betritt, weil man das neue Shampoo ins Regal stellt und aufeinmal auf dem Klo sitzt, weil man das so automatisiert hat.
Autistische Personen haben diese Habits nicht, oder zumindest nur deutlich weniger ausgeprägt. Da muss bei jedem Zähneputzen, bei jedem Toilettengang, bei jedem Duschen und Tasche packen muss jeder Handgriff als aktive Handlung mitgedacht werden und das IMMER - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Das kostet unglaublich viel Gehirnkapazität und deshalb geht dann auch viel verloren, bzw wird übergangen: Zahnpastatuben bleiben offen, das Klo nicht abgespült, das Portemonnaie vergessen, die Haare nicht gekämmt, die Jacke neben die Garderobe auf die Kommode gelegt, die Schuhe vorm Regel stehen gelassen... Wahlweise leben diese Menschen daher im absoluten Chaos (zerstreuter Professor) oder sind zur Kompensation hyperordentlich und hyper strukturiert (eben sehr ritualisiert), um nicht unter zugehen.

Ich fand das sehr spannend, vielleicht hilft es anderen auch die Familienmitglieder zu verstehen.
 
Diania
Benutzer186405  (52) Sehr bekannt hier
  • #505
Ich habe letzte Woche etwas sehr wichtiges gelernt:
Personen mit Autismus und oft auch mit ausgeprägtem ADHS haben ja bekannterweise ein Problem beim Erlernen von Abläufen (Ordnung halten, Morgens fertig machen, etc). Sie bilden keine Habits, also keine Automatismen. Deshalb ritualisieren sie vieles.
Der Unterschied zwischen Ritual und Habit ist, dass man das Ritual mit Verstand, den Habit aber unterbewusst macht.
Neurotypische Menschen können sich im Halbschlaf im Bad fertig machen. Wenn man ihnen sagt "Putz dir die Zähne", dann macht man das einfach, es ist automatisch abgespeichert in welcher Reihenfolge man welche Bewegung macht. Ebenso so beim Haarewaschen. Man denkt da gar nicht, man macht einfach, seift sich ein, spült die Haare, rasiert die Achseln... Das kann so extrem sein, dass man das Badezimmer betritt, weil man das neue Shampoo ins Regal stellt und aufeinmal auf dem Klo sitzt, weil man das so automatisiert hat.
Autistische Personen haben diese Habits nicht, oder zumindest nur deutlich weniger ausgeprägt. Da muss bei jedem Zähneputzen, bei jedem Toilettengang, bei jedem Duschen und Tasche packen muss jeder Handgriff als aktive Handlung mitgedacht werden und das IMMER - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Das kostet unglaublich viel Gehirnkapazität und deshalb geht dann auch viel verloren, bzw wird übergangen: Zahnpastatuben bleiben offen, das Klo nicht abgespült, das Portemonnaie vergessen, die Haare nicht gekämmt, die Jacke neben die Garderobe auf die Kommode gelegt, die Schuhe vorm Regel stehen gelassen... Wahlweise leben diese Menschen daher im absoluten Chaos (zerstreuter Professor) oder sind zur Kompensation hyperordentlich und hyper strukturiert (eben sehr ritualisiert), um nicht unter zugehen.

Ich fand das sehr spannend, vielleicht hilft es anderen auch die Familienmitglieder zu verstehen.

Mein großes Kind hat komplexe, selten genutzte Tätigkeiten auch wieder verlernt, zB Purzelbaum. Das macht man mit 10 ja nicht mehr oft, sie kann es nicht mehr. Autisten können auch Fahrradfahren und Co wieder verlernen. Verwandte von mir können nicht Auto fahren, haben aber einen Doktortitel.

Es ist wie mit der Dyskalkulie, die sehr gehäuft bei ADHS auftritt. Es ist ja nicht nur so, dass Zahlen nur ein verwurschteltes Durcheinander sind, wie verknotete Haare, es ist dieses stete immer wieder neu lernen. Dyskalkuliker können sich ja (gewisses) Rechnen auch (hart) erarbeiten, aber - immer wieder neu. Genau für dieses immer wieder neu geht einfach irgendwann die Puste aus, wer möchte sich schon zehnmal im Jahr Grundrechenarten beibringen und wer möchte sich schon permanent die einfachsten Dinge immer wieder neu erarbeiten? Deshalb gibt es ja immer wieder Phasen, in denen einfach nichts mehr funktioniert, weil alles zu mühsam ist, weil die Kraft nicht mehr reicht, weil diese für die einfachsten Dinge verbraucht wird und genau deshalb bekommen so viele unbehandelte Menschen mit ADHS eine Erschöpfungsdepression, weil so viel Kraft in den Alltag gesteckt werden muss und das ganz einfach zehrt und nicht genug Kapazität für die großen Dinge übrig lässt.
 
Diania
Benutzer186405  (52) Sehr bekannt hier
  • #567
Dreizehn Dreizehn
In Ergänzung zu Daylight Daylight

Sehr häufig sind Mädchen und Frauen nicht die typischen Zappelphilippe, mit denen man ADHS verbindet. Die Unruhe z.B. zeigt sich weniger in der Motorik, sondern findet mehr im Kopf statt. Mädchen sind öfter die verträumteren ADHSler.

Ich verlinke das mal zusätzlich:

Natürlich kann man fragen, wie viel ist davon vielleicht Sozialisation? Ich denke z.B., dass die Tatsache, dass deine Tochter auch nach außen hin "formuliert", schlicht damit zu tun hat, dass du es ihr auch einfach zugestehst, dass du sie nicht zwingst, es in sich mit ihr auszumachen. Oder auch, dass du ihr gestattest, sich z.B. zu wehren (die festhaltende Lehrerin).

Es wird sich vielleicht in Jahrzehnten zeigen, wenn eine andere Erziehung Auswirkungen hat, ob sich die männlichen/weiblichen Typen nicht doch mehr ähneln als man denkt.

Es kann aber auch sein, dass alles so bleibt wie es ist, ein Herzinfarkt zeigt sich bei Frauen ja auch ganz anders als bei Männern. Auf jeden Fall ist man auch bei ADHS zu lange von der Normgröße männlich ausgegangen.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #660
Hallo zusammen,
mich würde da eure Meinung interessieren.
Meine Tochter ist jetzt 11 und hat eine psychische Einschränkung die ähnlich ADHS ist, jedoch unbehandelbar ist, ihr Sozialverhalten kann auf andere recht seltsam wirken.
Sie ist in einer Sportgruppe, in der sie dadurch als ziemlich schräg angesehen wird und ihr großer Bruder, der eben auch in der Gruppe ist, dem ist das ziemlich peinlich und macht das auch fertig. Er will natürlich den anderen nicht sagen, dass sie da eine "offizielle Einschränkung" hat, will sich auch nicht ständig und immer für sie verantwortlich fühlen, was wir auch nachvollziehen können. Jetzt soll er zudem noch dort als Co-Trainer weiter machen, was das ganze noch erschwert.
Wir sind kurz davor, sie aus der Gruppe zu nehmen und unseren Sohn zu schützen, obwohl sie sagt, dass es ihr Spaß macht und sie sich bemüht. Sie macht noch zwei andere Sportarten, für ihn ist es der einzige Sport.
Irgendwie ein Dilemma und irgendwie kann man beiden nicht gerecht werden.

Bei ADHS unter Geschwisterkindern ist das oft ja auch problematisch, dass eines dem anderen "peinlich" ist.
Was meint ihr dazu?
Geschwister leiden oft sehr unter ihren psychisch-kranken Geschwistern. Das ist unfair und blöd für alle Beteiligten, aber ich finde es sehr, sehr wichtig diesen Kindern, deren Belastung zu Hause ja auch sehr hoch ist, Ausweichmöglichkeiten, zum Beispiel im Hobby ohne das Geschwister zu ermöglichen, egal ob das Sport oder die Messdiener sind.
Wenn es "sein" Sport ist, er sich da sehr wohl fühlt und seine Schwester ein Störfaktor jenseits der normalen Geschwisterrivalität ist, ja dann würde ich sie rausnehmen, damit er auch ein Leben außerhalb seiner Schwester hat.

Letztlich schützt du damit auch die Geschwister-Beziehung, damit sich dort kein künstlicher Hass aufbaut und nicht auf ewig der Vorwurf im Raume steht, dass sie immer Schuld daran ist, dass er nichts schönes machen und haben kann.

Als Eltern ist das natürlich sehr, sehr bitter. Da habe ich großes Mitgefühl für alle Beteiligten.
 
Zuletzt bearbeitet:
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #720
Off-Topic:


Ah, dann hatte ich das evtl falsch interpretiert. Dachte, es ginge um Stimmen, die über "normale" innere Gespräche hinausgehen - so wie Zwangsgedanken, abwertende oder demotivierende Gedanken bei Depressionen oder katastrophisierende Gedanken bei Ängsten
Mir ging es primär um die Abwertung von außen: Was man nicht sieht, kann ja nicht sein. Mir hat man nicht geglaubt antriebslos zu sein, weil ich auf bestimmten Leveln immer hochgradig funktionierte (Arbeit, Uni, Kinder, ich war auch immer frisch geduscht und geschminkt). Dass ich für Privates gar keine Kraft mehr hatte, mich für Ausflüge oder Treffen oder gar Sport kaum aufraffen konnte, sah man nicht. Den Haushalt ließ ich teils nicht aus Faulheit schleifen, sondern weil das Ausräumen der Spülmaschine eine unüberwindbare Hürde gewesen ist.

Aber ja, natürlich darf man nicht vergessen dass es zwischen verschiedenen Erkrankungen keine ganz klaren Abgrenzungen gibt. PTBS, Autismus, AdHS, Depressionen, Borderline und andere Angststörungen haben große Schnittmengen. Die Ansätze der Behandlungen sind nur teils sehr unterschiedlich, wenn nicht sogar kontraproduktiv. Daher ist es manchmal sinnvoll erstmal beschreibend bei den Symptomen zu bleiben und nicht sofort in Diagnosen zu denken. Vielleicht hätte ich meine Depressionen ernster genommen, hätte ich von meinem ADHS nichts gewusst. So habe ich alle Symptome immer auf das ADHS geschoben und nicht mehr gesehen, dass man natürlich auch weitere psychische Erkrankungen haben kann.
 
Diania
Benutzer186405  (52) Sehr bekannt hier
  • #778
Und jetzt geht der Scheiß mit der ADHS-Medikation weiter. Ich hatte echt gehofft, was Wirksames zu bekommen, was ich nicht jeden Tag nehmen muss
ADHS Medikation muss schon kontinuierlich genommen werden. Zumindest ist es sinnvoller.


Hab das Rezept für Atomoxetin jetzt erst Mal mitgenommen. Ob ich es wirklich nehme, weiß ich noch nicht.
Mach das mal. Also es nehmen. Mit mal meine ich natürlich nicht einmal zum testen, sondern solange bis du eine Aussage treffen kannst. Über welchen Zeitraum sollst du auf wahrscheinlich 40mg steigern? Solange würde ich es auf jeden Fall mal versuchen, es sei denn, die Nebenwirkungen sind zu stark.
Mach das, schon deshalb, dass du eine Argumentationsgrundlage hast, aber auch für dich, zur Erfahrung. Ich finde, dass Strattera, darunter fällt Atomoxetin, einen ganz anderen Bereich ansprechen, als Metylphenidate, also BTM Medikamente, aber sie sprechen Bereiche an. Bezüglich Konzentration und ähnlichem wirst du sicher nicht den Effekt haben wie mit Ritalin, Medikinet usw.
Atomoxetin hat z.B. das, was ich hier beschrieben habe, erreicht, nämlich, dass sich 'morgens' immer noch doof anfühlte, aber nicht so wie zehn Kilimandscharos auf mir drauf. Das war schon schön, einfach eine Erleichterung. Es gab auch noch ein paar andere klare Wirkungen, die will ich jetzt aber wegen zu persönlich nicht ausführen. Metylphenidate haben einen ganz anderen Bereich angesprochen, beides zusammen wäre das Beste, nur ein paar Bereiche, sind ja auch schon etwas.
Beim Atomoxetin musst du bitte beachten, dass es anders als die BTM ein Spiegelmedikament ist, die positiven Wirkungen brauchen etwas. Sprich in dieser Zeit auch nochmals mit deinen Ärzten wie die Befürchtung mit dem Risiko beseitigt werden könnte.
Was du auf jeden Fall machen solltest, kauf dir ein Blutdruckmessgerät und miss deinen Blutdruck vor der Einnahme mit Atomoxetin, eine halbe Stunde danach und dann nochmal ein paar Stunden später. Dokumentiere alles. Es ist nämlich leider nicht so, dass Atomoxetin da völlig unproblematisch ist, was den Blutdruck betrifft und darum geht es deinem Arzt wohl auch.
Trotzdem, sei achtsam, aber, probiere das Atomoxetin.
 
Daylight
Benutzer15352  Beiträge füllen Bücher
  • #827
Klar, wenn man als Kind extrem gut maskiert, ist das natürlich schwierig. Aber oft liefern Zeugnisse schon Hinweise. Und selbst wenn die Noten wie bei caotica caotica gut waren, gab es dann trotzdem “Auffälligkeiten” wie viele versäumte Unterrichtsstunden, Verspätungen o.ä. Bei mir stehen halt die typischen Schlagworte in dem Zeugnissen (habe eins aus der 1., 2., 6. und 9. mitgenommen): verträumt, kommt dauernd zu spät, schwätzt im Unterricht, passt nicht auf, beteiligt sich mit wechselndem Interesse am Unterricht, hat oft Material nicht dabei, ist unkonzentriert, ungenau, macht Flüchtigkeitsfehler etc.
 
Diania
Benutzer186405  (52) Sehr bekannt hier
  • #828
Off-Topic:



Höchst "interessant", dass ein Arzt erstmal die Wirkung bei Missbrauch von Ritalin durch "Gesunde" beschreibt und nicht erst die angedachte Medikation und Wirkung bei korrekter Einnahme.
Off-Topic:

Ratten nicht zu vergessen.
Das interessanteste und beste an dem Artikel ist:
"Auch die Kinder- und Jugendpsychiater
lehnen Ihre Vorstellungen mehrheitlich
ab." (etwas weiter unten ähnliches über Kinderärzte).
 
E
Benutzer203678  (51) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #829
Off-Topic:

Höchst "interessant", dass ein Arzt erstmal die Wirkung bei Missbrauch von Ritalin durch "Gesunde" beschreibt und nicht erst die angedachte Medikation und Wirkung bei korrekter Einnahme.
Off-Topic:
Der ist kein Arzt. Der ist Neurobiologe.
 
Dreizehn
Benutzer20579  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #830
Interessanter Artikel:


Er hat in vielen Punkten recht. Aber der Artikel muss mit der nötigen Distanz gelesen werden.
Man braucht keine Distanz, man muss nur den Bullshit-Filter abschalten können. Da bin ich schlecht drin. :tongue:

Halten wir fest: Schuld ist die Mutter. Weil ihr Stärke und Ruhe fehlt. Und da, wo ein Vater ist, ist es seltener. Und das soll angeblich zu selten erforscht sein? Unfug. Dass man der Mutter vorhält, dass ihre Erziehungsfehler die ADHS-Symptome auslösen, ist ein alter Hut. Dass viele Mütter mit ihren ADHS-Kindern alleinerziehend sind, ist logische Folge der Vererbbung und der Tatsache, dass Kinder mit ADHS meist mindestens einen Elternteil mit ADHS haben. Häufig nicht diagnostiziert und nicht behandelt. Ist das beziehungsförderlich? Nö. Weil man dann häufig ein Kind hat, was querschießt, dauernd sozial aneckt und als problematisch wahrgenommen wird - und dazu einen vergesslichen, chaotischen oder impulsiven Partner, der irgendwann eher als zusätzliche Belastung wahrgenommen wird. Oder die Probleme bei sich oder den Kindern nicht sieht, weil die Ähnlichkeit glauben lässt, es wäre eben normal so.

Auch die 'Heilung' in Almhütten ist uralt, natürlich ist eine reizarme Umgebung hilfreich bei ADHS. Die meisten Menschen können aber leider nicht so leben und ob es auf lange Sicht gut geht, ist eben die andere Frage. Unsere Psychiaterin meinte auch mal, mir erklären zu müssen, dass bestimmte Probleme von ADHSlern in Klinikumgebungen mit festen Strukturen nicht so auftreten. Klar ist das so. Mein Mann kam als Single ohne nennenswerte organisatorische Belastung im Alltag auch gut zurecht. Häufig zeigt sich die Problematik eben auch dann, wenn mehrere Stressfsktoren zusammenkommen, weil bislang bewährte Mechanismen nicht mehr ausreichen.

Übrigens scheint er die klassischen Leitlinien nicht zu kennen, wenn er sagt, man müsse die Kinder mit Medikamenten mit denen vergleichen, die vernünftig therapeutisch und pädagogisch begleitet wurden. Die klassische ADHS-Therapie ist immer multimodal und umfasst bei Kindern auch Sozialkompetenztrainings, Ergotherapie, Verhaltebstherapie, Elterncoachings und Erziehungsberatung. Medikamente werden dazu (!) eingesetzt, oft auch, damit die Kinder erst therapierbar werden. Dosierungen werden angepasst und auch mal ausgelassen, auch Reduzierungen sind möglich. Manche nehmen die Medikamente nicht in den Ferien, nicht in den Wochenenden oder im Urlaub, andere leben als Erwachsene komplett ohne und wieder andere müssen wieder erhöhen, wenn es nicht passt. Das müsste er alles wissen, bevor er es kritisiert.

Quark den man tritt, wird breit, nicht stark.
 
Zuletzt bearbeitet:
Daylight
Benutzer15352  Beiträge füllen Bücher
  • #831
An die erwachsen Diagnostizierten: Kennt ihr das auch, dass eure „Symptome“ nach der Diagnose schlimmer wurden? Ich merke auch schon seit dem Diagnostikprozess eine Veränderung meiner Selbstwahrnehmung. Vielleicht bin ich auch achtsamer mit mir selbst? Aber dass „alles“ schlimmer wird als vorher, finde ich nicht so cool. Ich bin chaotischer, vergesslicher, schneller überreizt. Keine Ahnung, ob ich das zuvor mehr verdrängt oder besser maskiert habe. Find‘s jedenfalls anstrengend.

Wem habt ihr eigentlich von der Diagnose erzählt und wie waren die Reaktionen? Bei mir wussten es zuerst mein Partner, ein Kumpel, meine Cousine und meine Schwester. Die sind aber alle selbst neurodivers. Als ich es meiner Mutter (höchstwahrscheinlich auch betroffen) erzählte, hat sie dazu nix gesagt und als ich es im Nebensatz bei einer Freundin gedroppt habe, kam genau gar keine Reaktion :confused:.
 
Dreizehn
Benutzer20579  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #832
Daylight Daylight Ich habe auch das Gefühl, dass es hier nur noch schlimmer wird. Schwacher Trost irgendwie. :zwinker: Vermutlich fällt mit der Bestätigung, dass es so ist, einfach auch eine gewisse Maskierung ab und man frisst weniger in sich rein. Kostet dann nach innen weniger Kraft, dafür aber nach außen.

Auch mit den Medikamenten empfind ich es so: Seit meine Familienmitglieder wissen, wie es mit Medikamenten laufen kann, sind sie ohne wunderlicher, als vorher ohne. Dafür ist es in den Zeiten der Wirksamkeit umso besser.

Ich weiß nicht, ob es den Zustand ist, wo es mit ADHS einfach alles mal friedlich ist, oder ob es immer nur "anders anstrengend" wird. Aber vielleicht bin ich da im Moment auch einfach der falsche Ansprechpartner, da unsere Situation einfach so zehrend ist.
 
Fantasy.
Benutzer172046  Beiträge füllen Bücher
  • #833
Daylight Daylight Ich merke das bei mir auch. Gestern Morgen hatte ich plötzlich einen Heulanfall und bin wie blöd durchs Zimmer gelaufen, weil eine Kollegin meine Wochenplanung schon wieder durcheinandergeworfen hat. Normalerweise hätte ich mich einfach geärgert und geschimpft und dann was damit gemacht. War schon komisch. Gleichzeitig dann auch der Auslöser dafür, nein zu sagen, und das wiederum hätte mir auch vor der Diagnose gut getan - da hätte ich nur niemals nein gesagt.

Ich denke, es ist eine Mischung aus "sich bewusster werden", "sich selbst erlauben, so zu sein" und gleichzeitig aber eben noch keine gesünderen Mechanismen im Umgang gefunden zu haben. Masking wird nicht umsonst in vielen neueren Berichten als Traumareaktion gewertet. Nicht alles davon ist super gesund, und das zu reflektieren und aufzudröseln und dann noch neue Lösungen zu entwickeln braucht seine Zeit. Manchmal auch das ganze Leben, Menschen ändern sich schließlich.

Ich bin auch noch nicht ganz sicher, wie toll ich es finde, dass viele Verhaltensweisen jetzt stärker werden. Zumal ich trotzdem so erschöpft und überreizt bin die ganze Zeit. Da das richtige Mittel zu finden wird dauern. Aber gesündere Entscheidungen treffen zu können und auch besser vor mir selbst und anderen dazu stehen zu können ist die positive Seite der Medaille von der ich hoffe, dass es langfristig die bessere ist.

Im engsten Freundeskreis habe ich von meiner Diagnose (auch wenn ich aufs ADS noch warte und es derzeit offiziell "nur" eine ASS ist) direkt erzählt, die wussten aber auch von der Diagnostik und haben sich für mich gefreut oder interessiert nachgefragt. Die Reaktionen fand ich toll.
Neulich habe ich mich nach dem Chor in kleinerer Runde "geoutet", da gab es einige interessierte Nachfragen, aber das Thema war sowieso bestehende Neurodiversität bei einigen Teilnehmenden und die Konversation war daher auch genereller (und ich habe echt unterschätzt wie cool es sich anfühlt, im echten Leben mit echten Menschen die das alles auch kennen darüber sprechen zu können). Letztendlich ist mir da wieder klar geworden, warum "oute dich erst, wenn du bereit bist, alle möglichen Fragen zu beantworten" ein toller Rat ist, weil ich mir bei vielen Fragen nicht sicher war.

Meiner Mutter gegenüber ist es kurz danach auch rausgerutscht, die wollte es erst nicht ganz glauben und meinte dann "aha". Ich habe nichts anderes erwartet. Sie war ein paar Tage lang komisch und jetzt ist alles wie immer und wir werden so wie ich sie kenne nie wieder darüber reden.
Im Beruf will ich es erst ansprechen wenn ich einen GdB habe und das kann dauern.

Ich denke, viele Menschen sind einfach super überfordert damit, wie eigentlich immer mit Behinderungen. Sich nicht zu outen, wenn man mit den Reaktionen oder Fragen nicht umgehen kann, ist deshalb nach wie vor mein Mittel der Wahl.
 
efeu
Benutzer122533  (35) Sehr bekannt hier
  • #834
Sich nicht zu outen, wenn man mit den Reaktionen oder Fragen nicht umgehen kann, ist deshalb nach wie vor mein Mittel der Wahl.
Was wäre denn eigentlich die "richtige", also erwünschte Reaktion?
 
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (30) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #835
Was wäre denn eigentlich die "richtige", also erwünschte Reaktion?
Ich glaube da gibt es kein objektives richtig oder falsch.
Ich denke aber oft passt die Nachfrage wie es der Person damit geht. Für manche ist es eine riesige Erleichterung, für andere eine schwere Sache die erstmal verarbeitet werden muss.
 
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (30) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #836
An die erwachsen Diagnostizierten: Kennt ihr das auch, dass eure „Symptome“ nach der Diagnose schlimmer wurden
Bei mir hat sehr bald danach die Therapie angefangen, deshalb ist das vielleicht ein bisschen schwierig zu differenzieren.
Ich glaube schon das manche Symptome vom ADS am Anfang schlimmer geworden sind/jetzt schlimmer sind. Es fällt mir aber schwer das so zu formulieren, weil es mir insgesamt soooo viel besser geht. Die Nebenwirkungen vom Masking waren im Nachhinein betrachtet deutlich schwerwiegender, als die Dinge die ich damit maskiert habe. Ich kann wieder atmen, dafür nehme ich dann andere Sachen schon in Kauf :zwinker:
 
T
Benutzer8865  (37) Meistens hier zu finden
  • #837
Vermutlich fällt mit der Bestätigung, dass es so ist, einfach auch eine gewisse Maskierung ab und man frisst weniger in sich rein.

Das glaube ich ist bei mir auf jeden Fall so. Ich weiß jetzt, warum manche Dinge so sind,wie sie sind und weiß ich bin (platt ausgedrückt) nicht scheiße oder unfähig, sondern es gibt einen Grund der alles schwerer macht, aber für den ich mich nicht schämen muss. Und seitdem händle ich manches anders,nehme es anders an und es ist einfach viel der Maskierung gefallen, die so viel Kraft gekostet hat. Leider ist es jetzt dafür für andere mitunter schwieriger (gewesen). Mein Mann hat das mit dem "das war doch nicht immer SO schlimm!" auch fallen lassen. Doch, war es, aber in meinem Kopf. Seit der Medikation ist es aber viel, viel besser geworden.
Außerdem ist es einfach noch zusätzlich schwierig,wenn man noch der Hauptregulator für das auch neurodiverse Kind ist. Das kostet Kraft, die bei einem selbst dann fehlt.
 
E
Benutzer203678  (51) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #838
Kennt ihr das auch, dass eure „Symptome“ nach der Diagnose schlimmer wurden?
Ich denke, es ist nicht schlimmer geworden, sondern ich nehme die Symptome seit der Diagnose bewusster wahr.

Wem habt ihr eigentlich von der Diagnose erzählt und wie waren die Reaktionen?
Meinem Partner (der wusste eh von der Diagnostik), den Kindern, meiner Schwester.
Einer Arbeitskollegin. Bei der weiß ich aber, dass sie es nicht breittritt. Sie ist bei gewissen Sachen mein "Backup" und hatte sich eh schon gewundert, warum ich auf einmal so viel übersehe, was mir "früher" nicht passiert ist. Sie war überrascht, aber hat es nicht als Ausrede, sondern als Erklärung für meine Fehler aufgenommen.

Ob ich es meiner Mutter erzähle, weiß ich noch nicht. Ich werde sie am Wochenende wahrscheinlich sehen und dann wird sie sich wundern, warum ich keinen Kaffee trinke. Bekommt mir nicht, wenn Kaffee dank ADHS-Medikation "normal" wirkt. Werde wohl spontan entscheiden, ob ich was vom ADHS sage oder mich anders rausrede.
 
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (30) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #839
Wem habt ihr eigentlich von der Diagnose erzählt und wie waren die Reaktionen?
Abgesehen von hier wissen es drei Leute: Zwei Freundinnen und mein Mann. Die waren alle sehr lieb als ich das erzählt habe :smile:
Im familiären Umfeld habe ich ein paar Leute mit denen ich erst Vorurteile überwinden müsste. Dazu hatte ich erst nicht die Recourcen und jetzt keinen Bock. Ich möchte da kein Geheimnis raus machen und es dann noch anderen aufbürden, daher habe ich es einfach keinem gesagt.
Auch auf Arbeit und beim Ehrenamt habe ich die Diagnose nicht bekannt gegeben. Da hätte ich keinen Vorteil von und es könnte zu leicht gegen mich verwendet werden.
Ich war bei dem Thema auch erst unsicher und habe es deshalb in der Therapie besprochen.
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #840
Ich hab ja keine offizielle Diagnose, aber ich hab irgendwann im elften Schuljahr die Wahl gehabt, akzeptieren, dass ich nicht funktioniere wie ich finde ich sollte, und aus dem was IST das Beste machen, oder untergehen. Da hab ich einfach nicht mehr so viel Energie in merken und auswendig lernen und beobachten und zurückhalten gesteckt und wurde schusseliger, vergesslicher, gereizter ungeduldiger...

Aber ich hab den - jahrelangen! - Prozess der Akzeptanz bewusst gewählt - konsequent dazu stehen, wie Dinge eben sind, anstatt so viel Energie rein zu stecken sie anzupassen. Und dann wurde zwar das wie ich bin nicht geradliniger aber es ging mir besser und besser damit. Vielleicht muss man durch die Erstverschlimmerung durch um sein "echtes ich" für sich zu finden und zu akzeptieren und die Masken, die man dann wählt zur eigenen Erleichterung und nicht zur Erleichterung des Umfeldes wählen zu können?

Denn spätestens seit so Ende 20 mit einer generellen Offenheit - ohne Diagnostik Namen sondern einfach, so bin ich eben - auch beruflich und sozial ist alles gut. Ich stehe halt nicht mittig im Strom ich sitz auf ner kleinen chaotischen Insel in einem Wasserwirbel. NA UND?
Ich lebe aber auch eine "komm und sag mir ich bin nicht richtig so, na los, komm!" Attitüde und fahre gut damit.

Ich vermeide auch nicht Beziehungen jemand anderem zu Liebe, sondern weil MICH viele Dinge nerven, die ich mir einfach nicht antun muss, für ein bisschen Anlehnungsoptionen. Daher hab ichs in meiner Lebensgestaltung auch einfacher als viele andere - die ist aber auch bewusst gewählt, weil ich eben bin wie ich bin.
 
Diania
Benutzer186405  (52) Sehr bekannt hier
  • #841
An die erwachsen Diagnostizierten: Kennt ihr das auch, dass eure „Symptome“ nach der Diagnose schlimmer wurden?
Das kann ich so nicht bestätigen, im Gegenteil, ich habe ja einige Medikamente durchprobiert und da jeweils sehr eklatante Verbesserungen festgestellt. Ich kann mich aber zum einen anschließen an:
ich nehme die Symptome seit der Diagnose bewusster wahr
Das wirklich in großem Ausmaß, zudem habe ich durch die Beschäftigung mit dem Thema eben erfahren wie weiträumig die Auswirkungen reichen und mich in vielem besser verstanden. Alleine das Verstehen, dass es sich um eine Krankheit handelt und ich nicht einfach endlos scheiße bin, hat (allerdings nicht innerhalb von Wochen, sondern längerer Zeit), bewirkt, dass ich ein paar Altlasten angehen kann. Natürlich im 🐌tempo. Trotzdem.
Außerdem schließe ich mich in Teilen an bei:
Auch mit den Medikamenten empfind ich es so: Seit meine Familienmitglieder wissen, wie es mit Medikamenten laufen kann, sind sie ohne wunderlicher, als vorher ohne. Dafür ist es in den Zeiten der Wirksamkeit umso besser.
In Teilen deshalb weil ich eher glaube, dass dann die Wunderlichkeit mehr auffällt.
Für mich ist es ein wirklich großer Schmerz ohne Medikation auskommen zu müssen, weil ich jetzt ja weiß, wie es mit sein kann. Ist eben als ob man mir meine Schmerzmittel wegnehmen würde.


Wem habt ihr eigentlich von der Diagnose erzählt und wie waren die Reaktionen? Bei mir wussten es zuerst mein Partner, ein Kumpel, meine Cousine und meine Schwester. Die sind aber alle selbst neurodivers. Als ich es meiner Mutter (höchstwahrscheinlich auch betroffen) erzählte, hat sie dazu nix gesagt und als ich es im Nebensatz bei einer Freundin gedroppt habe, kam genau gar keine Reaktion :confused:.
Partner, Kinder, wenige sehr ausgewählte Freunde. Die Reaktionen waren ausgesprochen gut, es sind aber durchweg alles Menschen, die auch in irgendeinem "wir sind sehr wunderlich" Bereich sind.
 
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