• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Augen, das Fenster zur Seele?

VersatileGuy
Benutzer162572  dauerhaft gesperrt
  • #1
Hallo zusammen :anbeten:.

Ich saß hier gerade am Essen und irgendwie kam ich auch folgenden Gedanken, beziehungsweise folgende Fragestellung:

Wieso kann man Menschen, von denen man tief enttäuscht oder verletzt wurde manchmal nur schwer direkt in die Augen schauen?

Aus Interesse habe ich etwas recherchiert.
Ausfindig gemacht habe ich dabei nur, dass direkter Blickkontakt uns das Denken erheblich erschwert. So dass Teilnehmer einer Studie (Welche die selben Aufgaben lösen mussten, konkret ging es um Wortassoziationen. Zum Wort "Stift" als Beispiel "Schreiben".) wesentlich mehr Zeit benötigten diese Assoziationen zu bilden wenn sie einem Menschen gegenüber direkt in die Augen schauen mussten, als ohne direkten Blickkontakt.

Das Gegenüber hat sich dabei wie in einem normalen Gespräch verhalten. Den Blick ab und zu schweifen lassen, teils den Teilnehmer fixiert.

Sicherlich mag das sehr unterschiedlich sein von Mensch zu Mensch. Ich aber kann Menschen die mich wirklich tief enttäuscht haben nur sehr schwer in die Augen schauen, geschweige denn sie überhaupt richtig eines Blickes zu würdigen. Geht euch das ähnlich, oder seid ihr eher die Fraktion des tötenden Blickes? :grin:

Psychologisch gesehen finde ich das echt schräg.

Habt ihr Ideen weshalb dieser Schutzmechanismus existiert (zumindest für einige)?

Theorie meinerseits: Man macht sich unter Umständen verletzlich. Deshalb das Meiden der Blicke. Irgendwie treibt mich das gerade um :ninja:.

Einen schönen Abend euch :thumbsup:
 
Flöchen99
Benutzer124657  (24) Meistens hier zu finden
  • #2
Ich denke das hat etwas damit zu tun, dass man sich irgendwie verletzlich fühlt, wenn man anderen Menschen wirklich richtig in die Augen schaut. Es gibt ja diesen Spruch, irgendwie dass man durch die Augen bis auf den Grund der Seele sieht. Ich denke das könnte damit etwas zu tun haben.

Gleichzeitig finde ich aber eine Begegnung auch offener und intimer, wenn man sich in die Augen sieht. Das baut Distanz ab. Ich habe vor Jahren schon angefangen Leuten bewusst in die Augen zu sehen. Dadurch bemerke ich aber auch oft, dass andere Menschen das nicht so direkt tun und augenscheinlich als unangenehm empfinden.

Irgendetwas besonderes hat es aber in jedem Fall auf sich mit den Augen. Für mich sind die Augen auch ein ganz wichtiger Attraktivitätsfaktor. Es gibt Menschen mit so anziehenden Augen, dass man kaum wo anders hinsehen kann :love:.
Und es gibt nicht viel intimeres, als sich wirklich lange in die Augen zu sehen.
 
Mr. L*
Benutzer168169  Meistens hier zu finden
  • #3
Ausfindig gemacht habe ich dabei nur, dass direkter Blickkontakt uns das Denken erheblich erschwert. So dass Teilnehmer einer Studie (Welche die selben Aufgaben lösen mussten, konkret ging es um Wortassoziationen. Zum Wort "Stift" als Beispiel "Schreiben".) wesentlich mehr Zeit benötigten diese Assoziationen zu bilden wenn sie einem Menschen gegenüber direkt in die Augen schauen mussten, als ohne direkten Blickkontakt.
Wir nehmen unsere Umgebung zu einem großen Teil über den Sehnerv wahr und dies kostet eine Menge Energie, da das Gehirn nahezu alle Reize verarbeitet, übrigens auch welche, die nicht sinnvolle Informationen enthalten (wie z.B. in der Berufstaucherei die Tauchgänge bei null Sicht)...

Wenn Du zum Beispiel statisches Apnoetauchen betreibst (Gesicht unter Wasser und so lange wie möglich die Luft anhalten), kannst Du eine ganze Weile länger die Luft anhalten, wenn Du dabei lediglich die Augen schließt.

Andererseits visualisiert man auch, wenn man sich etwas (bildlich) vorstellt (die Augen gehen in eine bestimmte Richtung, je nachdem, welchen Hirnbereich man gerade anspricht).

Daher erscheint es mir plausibel, daß beim in die Augen schauen, wobei ja mehr Daten verarbeitet werden müssen als beim reinen Nachdenken, auch ein schlechteres Ergebnis herauskam.
 
Tahini
Benutzer133456  (52) Beiträge füllen Bücher
  • #4
Interessant, dass Du Menschen nicht ins Auge blicken kannst, die Dich verletzt haben. Bei mir ist es nicht so - wer mich enttaeuscht, wird durchbohrt, bis die Sache klar ist. Und dann sind es eher die, die wegsehen. So verliert man natuerlich auch Menschen, und vielleicht ist Deine Neigung, wegzusehen, einfach nur ein versoehnliches Zeichen? Eine Moeglichkeit, nonverbal zu sagen, "komm, Schwamm drueber"?

Interessant uebrigens die Studie, die Du erwaehnst.

Es gibt hinsichtlich Blickkontakt zwei diametral entgegengesetzte Kulturen, die ich beide bestens kenne: England und Schweden. In England konversiert man auffallend oft mit abgewandtem Blick, waehrend in Schweden der Blickkontakt so dauerhaft direkt ist in allen Transaktionen, dass manche Nichtschweden es mit der Angst zu tun bekommen. Konversation mit Schweden bedeutet, man stiert sich nonstop an.

Und irgendwie ist das auch reflektiert in der verbalen Kommunikationskultur.

England ist das Koenigreich der Ironie; es gilt, stets das Unangemessenste zu sagen, das einem einfaellt, und natuerlich ist das eine enorme Anstrengung, bei der man stets in sich geht - und man ist stets originell. Muss man sein.

Schweden hingegen ist das Land der kommunalen Loesungsfindung und der Offenheit; man loest jedes Problem gemeinsam mit anderen, und man legt alle Fakten offen auf den Tisch - auch die ueber sich selbst. Man wird also quasi zum Borg, zum Hive Being. Und da muss man natuerlich schon an den anderen voll angekoppelt bleiben.

Vielleicht ist die von Dir beschriebene Dynamik auch da zu finden?
 
VersatileGuy
Benutzer162572  dauerhaft gesperrt
  • Themenstarter
  • #5
und vielleicht ist Deine Neigung, wegzusehen, einfach nur ein versoehnliches Zeichen? Eine Moeglichkeit, nonverbal zu sagen, "komm, Schwamm drueber"?
Wenn das der Fall wäre, dann würde mein Unterbewusstsein sich gegen mein rationales und teilweise etwas aufbrausendes Ich stellen. Wäre aber tatsächlich gut Möglich, da ich das auch schon bei meinen Gedanken / meiner Kommunikation bemerkt habe.

Innerlich hagelt es in solchen Momenten von mir aus auch Abscheu. Mein Vater hat mal gesagt, dass ich gut darin wäre Leute spüren zu lassen, dass ich sie nicht leiden kann. Ohne überhaupt groß was zu sagen. So gesehen dann wieder komisch mit den Augen. :grin:

Vielleicht ist die von Dir beschriebene Dynamik auch da zu finden?
Wow, spannender Ansatz! Womöglich spielt die Selbstoffenbarung da eine Rolle?

Ehrliche, gemeinsame Lösungsfindung hat ja zur Voraussetzung, dass jeder ein Stück weit aus sich herauskommt.

Und mit Ironie lässt es sich wunderbar einigeln. Vermutlich würde jemand im Blick des Gesprächspartners erkennen, ob der etwas nicht ernst meint.
 
Tahini
Benutzer133456  (52) Beiträge füllen Bücher
  • #6
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #7
für mich ist "in die augen schauen" gleichbedeutend mit "nähe".
das für einen sekundenbruchteil zu tun, das ist unbedeutend - wie ich auch an jemandem vorbeigehe, ihn dabei vielleicht sogar streife, ohne dass es bedeutung hätte. diese nähe zu halten, das ist bedeutend.

ich kann jemandem nahe sein, indem ich ihn umarme und küsse - oder indem ich schweigend neben ihm sitze - oder indem ich ihn am kragen packe und an die wand drücke. es gibt viele verschiedene formen von nähe, die ich akzeptiere.

hingegen: nähe zu jemandem, der mich ernsthaft enttäuscht hat, mit dem ich eigentlich nichts mehr zu tun haben möchte... das geht nicht. auch nicht durch blickkontakt, der wird gemieden.
da schneidet es sich allerdings auch mit "nähe meiden aus schüchternheit oder ähnlichem", auch da wird der blick gemieden, weil diese konkrete aussage bezüglich nähe (noch, oder nicht mehr) nicht getroffen werden kann.

für mich ist also dieser direkte, gehaltene blick in die augen auch immer eine zusage von nähe, selbst, wenn es aus wut ist. versage ich jemandem diese nähe oder bin ich zu schüchtern - oder ist er mir schlicht egal - halte ich den blick nicht.
insofern ist es für mich selbstverständlich, dass menschen, die grade einen blick halten, abgelenkt sind. da gibts eine fixierung aufs gegenüber.
 
T
Benutzer167764  Meistens hier zu finden
  • #8
Irgendwo habe ich gelesen, dass, wenn Marlon Brando in Apocalypse Now ohne zu blinzeln in die Kamera guckt, er damit deine Seele beleidigt.
 
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