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Blöde Situation mit meinem Patienten

Tallulah
Benutzer163966  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Guten Abend zusammen,

ich habe lange nicht geschrieben, dafür bin ich gerade in einer umso blöderen Situation gelandet, aus der ich gerade nicht mehr herausfinde. Ich arbeite als Logopädin in einer Praxis und habe seit September 2017 einen Patienten in meinem Alter, mit dem ich mich von Anfang an sehr gut verstanden habe. Ich muss sogar zugeben, dass ich ihn unheimlich gut aussehend fand und am Anfang sogar ein bisschen für ihn geschwärmt habe. Ich bin natürlich immer professionell geblieben, habe mir (hoffentlich) nichts anmerken lassen. Wir haben uns am Anfang auch noch gesiezt, was auch noch eine gewisse Distanz geschaffen hat.

Irgendwann haben wir nach der Therapiestunde immer noch ziemlich lange über Privates gequatscht (was meinem Gefühl nach von ihm ausging, ich bin aber natürlich drauf eingestiegen), sodass wir dann irgendwann vor 2 Monaten angefangen haben, uns zu duzen. Seitdem ist es dann irgendwie alles vertrauter geworden und wir haben ab und an ein wenig geflirtet. Eigentlich alles ganz harmlos und meine leichte Verknalltheit hatte sich auch wirklich total gelegt, sodass ich die Stunde mit ihm einfach immer nur genossen habe. Wir haben auch viel zusammen gelacht. Es war also absolut nichts Bedrohliches, ich wusste immer, wo die Grenze ist. Ich habe dann aber trotzdem meinem Freund davon erzählt, weil ich ein furchtbar schlechtes Gewissen hatte. Er hat darüber nur gegrinst und gemeint, dass er meine Ehrlichkeit zu schätzen weiß und dass es für ihn okay geht, solange ich es im Griff habe. Und das hatte ich auch - habe ich jedenfalls gedacht!

Am Anfang haben wir neue Termine immer telefonisch vereinbart. Da er im Schichtdienst arbeitet, hat die Therapie immer nur sehr unregelmäßig stattgefunden, weshalb wir dann irgendwann auf SMS umgestiegen sind, sodass er mir Termine auch mal kurzfristig zu- oder absagen kann. Lange Zeit ging das jetzt auch gut, bis vor einer Woche. Er schrieb mir, wann er das nächste Mal wieder kommen könne, was ein Termin war, der noch weit in der Zukunft liegt. Ich habe darauf geantwortet, dass das ja noch echt lange hin ist (Was ich aber wirklich ungelogen nur geschrieben habe, weil ich ja auf meine Stunden in der Praxis kommen muss und es immer doof ist, wenn Patienten so unregelmäßig kommen wegen Planungssicherheit). Das hat er aber scheinbar anders aufgefasst und darauf geschrieben, dass wir uns doch gerade erst gesehen haben. Fragt mich nicht wie, aber irgendwie ist daraus dann ein Gespräch entstanden, dass sich auch über den ganzen nächsten Tag erstreckt hat. Ich habe immer wieder versucht, das Gespräch zu beenden, aber er hat mir immer wieder eine Frage gestellt und ich bin leider einfach so naiv und freundlich gewesen, immer wieder drauf einzusteigen. Es war auch ein wenig Geflirte dabei, aber nichts Superschlimmes. Es hat natürlich auch Spaß gemacht, weil es ein super witziges Gespräch am Ende war. Ich ärgere mich aber furchtbar, dass ich es nicht früher unterbunden habe. Wenn ich mir das Gespräch jetzt durchlese, kann ich mir nur an den Kopf fassen.

Auf jeden Fall habe ich ihm dann irgendwann ein schönes Wochenende gewünscht, woraufhin er das ebenfalls tat und das Gespräch erstmal beendet war. Ich war in dem Moment heilfroh. 2 Stunden später dann der Schock, eine Nachricht mit: "Ich wäre jetzt gerne bei dir.". Ich hatte wahnsinnig Herzklopfen und habe nur geantwortet: "Ob das so eine gute Idee wäre?", worauf nur "Warum nicht?" kam. Darauf habe ich nicht mehr geantwortet, sondern gefragt, ob er noch arbeitet, um das Thema zu wechseln. Ich Dulli habe natürlich nicht bedacht, dass er das auch anders verstehen könnte. Zwischen den einzelnen Nachrichten lagen dann immer so 15 Minuten. Auf jeden Fall kam dann eine Nachricht von seiner Freundin von SEINEM Handy, dass er gerade nicht da sei und dass sie schwanger sei und ich solche Nachrichten unterlassen solle, sonst wäre sie beim nächsten Mal nicht mehr so nett. Ich bin fast vom Stuhl gefallen. Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, ob die Nachrichten davor von ihm noch waren und er dann das Handy beiseite gelegt hat, raus gegangen ist etc. und sie das gefunden hat, oder ob die Nachrichten von ihr sind, um zu testen, was ich antworte. Ich habe mich dann einfach nur entschuldigt. Darauf folgte noch ein Wortwechsel, sodass ich dann irgendwann angeboten habe, dass er den Therapeuten wechselt, damit es keine blöden Situationen mehr gibt, woraufhin sie nur meinte, dass das nicht sein muss, da ich ja jetzt Bescheid wisse und dass sie zum nächsten Termin dann wohl mal mitkommen würde.

Ich habe dann nur zum Schluss noch geschrieben, dass ich versuchen werde, eine andere Therapeutin bei uns in der Praxis zu finden, worauf bis heute keine Antwort kam. Das war vor einer Woche. Nun habe ich das natürlich bei einer meiner Kolleginnen angesprochen, die sich aber nach längerem Überlegen dagegen entschieden hat, weil sie Angst hat, dass die Freundin dann auch wieder Stress macht, wenn es wieder eine jüngere Therapeutin ist. Wir haben noch meine Chefin, die etwas älter ist und eine andere Kollegin, die auch etwas älter ist, die ihn eventuell übernehmen könnte.

Nun ist die Frage, wie ich mit der ganzen Situation umgehe. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Ich war einfach wahnsinnig naiv und könnte mich ohrfeigen, dass ich mich überhaupt auf dieses Privatgespräch per SMS eingelassen habe. Dazu kommt noch die blöde Situation, dass ich manchmal einfach das komplett Falsche geschrieben habe, was man in 100 verschiedene Richtungen deuten könnte. Ich stehe natürlich als unprofessionell da, was ich ja auch ein Stück weit bin, obwohl ich gar nicht wollte, dass es jemals so weit kommt. Ich bin auch erst seit September letzten Jahres im Berufsleben. Ich werde jedenfalls daraus lernen, das steht schon mal fest. Mit meinem Freund habe ich bereits gesprochen, an der Front ist also alles in Ordnung.

Wie gehe ich mit alldem um? Soll ich meine Chefin in alles einweihen? Ich stehe dann natürlich nicht besonders gut da. Soll ich anbieten, dass er zu einer älteren Kollegin wechselt? Soll ich ihm raten, er solle sich eine andere Praxis suchen, da eine Zusammenarbeit unter den Umständen nicht mehr funktioniert? Soll ich das alleine mit ihm regeln oder meine Chefin einweihen? Ich habe einfach keine Ahnung, was ich tun soll. Meine eine Kollegin meinte, dass sie die Befürchtung hat, dass unser Praxisruf da drunter leiden könnte, weil man ja nie weiß, was die Freundin so erzählt bzw. auch er selber.

Ich bin völlig überfordert! Bitte helft mir! :frown:
 
Zuletzt bearbeitet:
reed
Benutzer116134  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #2
Oh man, ich kann verstehen, dass du dich gerade richtig blöd fühlst. Du wusstest, dass du eigentlich gerade ein bisschen zu weit gehst, hast das auch genossen – aber dich meiner Meinung nach jetzt auch nicht total daneben benommen. Ich finde das menschlich, es passiert. :smile: Es wird nicht das erste und nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sich in einer geschäftlichen Beziehung etwas entwickelt.

Was ist deine Chefin für ein Typ?
Ich könnte mir vorstellen, dass dich ein Gespräch entlasten würde. Und zwar würde ich das eher von der Seite aufziehen, dass du als unerfahrenere Mitarbeiterin einen Rat von ihr brauchst, weil du nicht weißt wie du mit einer beruflichen Situation professionell umgehen sollst. Und dann kurz anreißen, was du hier erzählt hast. Ich denke, viele Vorgesetzte werden deine Ehrlichkeit zu schätzen wissen und du kannst dann mit Rückendeckung der Chefin handeln.
Es gibt aber natürlich auch Vorgesetzte, die mit so etwas umgehen können, am Ende noch genervt davon sind. Das müsstest du einschätzen.
 
Tallulah
Benutzer163966  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #3
Danke für deine Antwort.

Ich denke, dass ich mit meiner Chefin darüber reden könnte und sie auch nicht blöd reagieren würde. Aber wenn ich letztendlich vorschlage, dass ich ihm sage, er solle die Praxis wechseln, gehts ja auch wieder ums liebe Geld und da versteht sie halt überhaupt keinen Spaß. Ich überlege die ganze Zeit, ob ich das alleine klären soll und ihm eine SMS schreibe (anrufen traue ich mich nicht) und ihm sage, dass ich noch keine andere Therapeutin für ihn gefunden habe, weil die Kapazitäten nicht da sind zurzeit und dass ich vorschlage, dass er sich eine andere Praxis sucht, damit er weiterhin Fortschritte machen kann. Meine Kollegin sieht das aber skeptisch. Ich hätte gar nicht so das Problem, ihn noch weiterhin zu sehen, wenn er bei einer anderen Therapeutin in der Praxis ist. Hallo und Tschüss - das war´s. Damit ich ja nie wieder Ärger mit der Freundin bekomme. Mein Bauchgefühl sagt aber auch, dass ich mir lieber Rückendeckung holen soll!
 
reed
Benutzer116134  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #4
Dann mach das. Du kannst im Gespräch ja von dir aus ansprechen, dass du nach einer Lösung suchst die auch für die Praxis aus unternehmerischer Sicht sinnvoll ist, sie da aber sicher noch mehr Ideen / Gedanken zu hat. :smile:
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #5
Am Ende ist es so, dass du Privat- und Patientengespräch vermischt hast (ist jetzt nicht so super schlimm) nicht rechtzeitig Grenzen gesetzt hast (beim "Ich wäre jetzt gern bei dir" hättest anders drauf reagieren sollen) und dich nicht genug von der Interpretation, wie das auf der anderen Seite rübergekommen ist, distanziert hast (das solltest du unbedingt tun). Du hattest da ja keine Intentionen, weiter zu gehen oder drauf einzusteigen, konntest das aber nicht eindeutig verbalisieren.

Ich würde an deiner Stelle wohl mit der Chefin reden und es als Missverständnis deklarieren, an dem du tw. Schuld hattest, weil du dich nicht genug abgegrenzt hast. Mehr ist es mMn aber nicht. Und natürlich solltest du ihr klar machen, dass du draus gelernt hast.
 
Mr. L*
Benutzer168169  Meistens hier zu finden
  • #6
Auch meiner Meinung nach, solltest Du Dich Deiner Chefin unbedingt anvertrauen, zumal Du ja sogar schreibst:
Ich denke, dass ich mit meiner Chefin darüber reden könnte und sie auch nicht blöd reagieren würde.
Sollte seine schwangere Freundin auf den dummen Trichter kommen und die Geschichte mit großem Tamtam publik machen, würdest Du sonst ggf. nicht nur den Ruf der Praxis und Deiner Chefin schädigen, sondern Dir eventuell auch selbst Steine für Deine eigene Zukunft in den Weg legen, während Du bei einem klärenden Gespräch mit Deiner Chefin ggf. deren Rückendeckung hättest und sie der aufgebrachten Freundin des Patienten, z.B. mit einem Logopädenwechsel innerhalb der eigenen Praxis, zuvorkommen und so der Freundin ein wenig Wind aus den Segeln nehmen könnte...

Wenn Deine Chefin dagegen zuvor nichts von der Geschichte weiß und dann von irgendeiner dritten Person davon erfahren sollte... - Versetze Dich einmal in ihre Lage...
 
S
Benutzer164101  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • #7
Ich würde mir ebenfalls die Chefin an deine Seite holen. Ich denke das ist sinnvoller, wie dich da alleine durchzukämpfen. Indem du sie um Rat fragst und deine Lösungsvorschläge mitteilst kannst du nichts falsch machen (ausser sie ist ganz komisch drauf). Sie ist schliesslich 1. deine Chefin und 2. hat sie vermutlich viel Praxiserfahrung und sicherlich schon ktitische Patientensituationen erlebt. Diskutier mit ihr was mehr Sinn macht: andere Praxis oder andere Therpeutin.
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #8
Ich würde erst mal abwarten, bis er sich selbst wieder meldet. Du schreibst nichts davon, dass du wusstest, dass er eine Freundin hat. Also wozu solltest du dir in der Hinsicht ein schlechtes Gewissen machen oder dich für irgendwas entschuldigen?
Ja gut, war alles nicht mega professionell, aber das gibt es überall. Das wird auch deine Chefin wissen. Der kannst du davon ja immer noch berichten, wenn du seine eigene Meinung dazu kennst.
 
Tallulah
Benutzer163966  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #9
Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten. Ich habe so gehandelt, wie ihr es mir geraten habt und habe meine Chefin darüber informiert, was passiert ist. Sie hat gut reagiert und meinte, dass ihr das auch schon passiert ist. Der Plan war dann, dass er bei einer anderen Kollegin Therapie bekommt. Die hat ihn letzte Woche angerufen und ihm Termine angeboten, die er aber noch nicht bestätigt hat, er wollte sich nochmal melden. Nun hat er am Montag bei uns in der Praxis angerufen und wollte ausdrücklich mich sprechen (ich war an dem Tag nicht mehr da). Außerdem möchte er sein Rezept für die Behandlungen zurück, weil er umgezogen ist (das ist er aber schon länger). Meine Kollegin, die ihn am Telefon hatte, meinte, dass ich mich bei ihm melde. Nun habe ich wahnsinnigen Bammel davor, ihn anzurufen. Ich bin ein echter Schisser, ich weiß. Aber ich finde die ganze Situation so unangenehm und weiß überhaupt nicht, weshalb er jetzt unbedingt mit mir sprechen möchte. Ich weiß gar nicht, wie ich am Telefon mich verhalten soll. Hat da jemand vielleicht einen Tipp?
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #10
Hat da jemand vielleicht einen Tipp?

Überleg dir vorab deinen Standpunkt und deine Perspektive auf das ganze. Und dann bleib ruhig und hör dir erstmal an, was er zu sagen hat. Vllt will er ja nur ein Missverständnis aufklären und sich entschuldigen. Vllt will er dir Vorwürfe machen (dann entschuldigst du dich für den Part für den du verantwortlich bist -- Grenzen nicht gezogen, missverständlich ausgedrückt -- aber nicht für mehr). Vllt will er dir seine Liebe gestehen :zwinker: (dann sagst du, dass du in einer glücklichen Beziehung bist und niemals die Intention hattest, ihm Hoffnungen zu machen, und dass du professionell bist und niemals das Patienten/Therapeuten-Verhältnis belasten würdest).

Du könntest auch deiner Chefin sagen, dass er dich nochmal sprechen will. Falls noch was kommt von seiner Seite aus, weiß sie dann Bescheid.
 
Anna79
Benutzer170306  Sorgt für Gesprächsstoff
  • #11
Ich finde es sehr gut, dass du dich deiner Chefin anvertraut hast. Warum er mit dir sprechen will, kann zahlreiche Gründe haben. Möglicherweise ist es ihm genauso unangenehm wie es dir ist und dann ist es im Endeffekt besser, man hat darüber gesprochen und es abgehakt. Ich drücke dir die Daumen und bin gespannt wie das Telefonat verlief.
 
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