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Schule Darf ich trauern?

B
Benutzer114262  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Ich weiss nicht ob die Frage wirklich hier hin gehört, aber es geht diesmal um etwas ganz anderes.

Hauptberuflich arbeite ich einem "Wohnheim für geistig behinderte erwachsene Menschen" und letzte Nacht ist das passiert, worauf ich nicht so schnell gefasst war. Ein Bewohner ist zu Hause bei den Eltern verstorben. Ich war erstmal nur froh das er die Nacht nicht im Wohnheim verbracht hat, und ich ihn somit hätte in der Nacht gefunden. Sein Zimmer ist liebevoll hergerichtet und jeder hat Zeit sich von ihm zu verabschieden. Ich muss ehrlich sagen, dass ich auch traurig bin und auch in seinem Zimmer war, und meiner Arbeit heute nicht so recht nachgehen kann. Ich bin für die restlichen Bewohner die ihm sehr nahe standen da, spende Trost... nun ist es aber so das ein Bewohner mir gleich in die Arme fiel und weinte, fast wäre mir auch eine Träne runtergekullert. Ich wollte aber stark sein und außerdem weiss ich nicht ob es recht und richtig ist als pädagogische Mitarbeiterin so um seine Betreuten zu trauern? Wollte eigentlich mit einer Kollegin am morgen dann sprechen, aber weiss nicht wie sie das sieht und ob sie es vielleicht übertrieben findet...
 
M
Benutzer18889  Beiträge füllen Bücher
  • #2
Ich finde es durchaus okay, wenn du traurig bist und dir vielleicht sogar eine Träne runterkullert. Das ist ja nur menschlich.

Du wirst nicht täglich oder wenigstens wöchentlich mit Todesfällen konfrontiert und somit ist das für dich eine besondere Situation. Da finde ich es nachvollziehbar, wenn du nicht total abgeklärt reagierst. Wärst du Krankenschwester auf der Intensivstation, wo es in aller Regel mehrere Todesfälle pro Woche gibt, dann solltest dich das auf Dauer nicht mehr so mitnehmen, aber so...
 
B
Benutzer114262  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #3
Ich finde es durchaus okay, wenn du traurig bist und dir vielleicht sogar eine Träne runterkullert. Das ist ja nur menschlich.

Du wirst nicht täglich oder wenigstens wöchentlich mit Todesfällen konfrontiert und somit ist das für dich eine besondere Situation. Da finde ich es nachvollziehbar, wenn du nicht total abgeklärt reagierst. Wärst du Krankenschwester auf der Intensivstation, wo es in aller Regel mehrere Todesfälle pro Woche gibt, dann solltest dich das auf Dauer nicht mehr so mitnehmen, aber so...
Danke, du hast sehr nett geschrieben. Fühle mich etwas besser. Bin ja auch immer "nur" für ein paar Stunden in der Woche hier, habe ja mein eigenens zu Hause und Leben. Die Bewohner die mit ihm unter einem Dach gewohnt haben, sind ja die "Trauernden".Für mich ist das nur so eine Frage, gerade wegen der "Nähe und Distanz" zu Betreuten.
 
K
Benutzer116075  (40) Meistens hier zu finden
  • #4
Guten Morgen,

natürlich darf man auch als pädagogischer mitarbeiter trauern wenn ein bewohner gestorben ist. Man hat doch eine beziehung aufgebaut zu all den bewohnern und kennt einander. Natürlich trifft es einen dann, wenn jemand plötzlich verstirbt. Man muss seiner arbeit so gut es geht nachgehen und für die anderen da sein, die auch traurig sind.und das ist nicht einfach.. warum sollte man den kollegen und bewohnern nicht auch zeigen, dass man selbst auch getroffen udn traurig ist?!
Ich arbeite mit kindern und jugendlichen zusammen und wenn bei uns in der Schule ein todesfall wäre (durch unfall oder krankheit) wär ich auch getroffen.. bei jedem einzelnen schüler. Ich würde meine traurigkeit nicht vor den kindern verstecken. erwachsene trauern doch auch. das kann man kindern auch erklären udn man kann gemeinsam traurig sein. natürlich muss man sich soweit "im Griffhaben" irgendwie, dass man trotzdem noch in seiner beruflichen rolle sein kann.

Alles Liebe
Elfe
 
Callmeawesome
Benutzer110436  (39) Sehr bekannt hier
  • #5
Selbstverständlich darfst du trauern. Ich halte sonst viel davon, Privates und Berufliches zu trennen, aber in diesem Fall gehört es eben dazu. Gerade dadurch, dass du dich so viel mit den Menschen beschäftigst, entwickelst du eine enge Bindung zu ihnen. Es wäre eher verwunderlich, wenn du nicht weinen würdest.
Die pädagogische Nähe kann auch problemlos freundschaftliche Ausmaße annehmen. Deshalb musst du ja nicht weniger autoritär sein.
Stell dir mal eine Kindergärtnerin oder Lehrerin vor, die nach langer Zeit der "Zusammenarbeit" einen Schüler/ ein betreutes Kind verliert. Auch die wird vollkommen zu Recht weinen. Wenn es anders wäre, würde ich die Berufswahl anzweifeln. Deine Nähe zu den Betreuten und deine Art mitzufühlen, bestätigen nur deine Eignung für den Beruf und zeigen lediglich, dass du mit Leib und Seele dabei bist. Das spricht für dich und ich denke, dass auch die anderen Betreuten und Kollegen das ähnlich sehen. Du bist auch nur ein Mensch und darfst die entsprechenden Züge auch gerne an den Tag legen :smile:
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #6
Ich würde auch sagen, dass du deine Trauer ruhig zeigen kannst, so lange du es trotzdem schaffst, für deine andern... Patienten? eine Schulter zum Anlehnen zu sein.
Gemeinsam trauern kann sehr tröstlich sein, und viele fühlen sich besser verstanden und angenommen, wenn man nicht zu sehr auf professionelle Distanz pocht.

In meinem Beruf hab ich auch immer mal wieder damit zu tun - da ist zwar das Verhältnis zum Kunden kein Betreuungsverhältnis, aber die Reaktionen darauf, dass man sich mitfühlend zeigt, und auch mal mitweint (weil es manchmal wirklich schwer ist, dem überschwappenden Kummer der Kunden fern zu bleiben) waren durchwegs positiv bisher. Betonte distanziertheit wird schnell als Kälte oder gar Gleichgültigkeit aufgefasst, was nun nicht das Ziel ist.

Ein maßvoll mitfühlendes Trauern, das man auch zeigt, ist ein guter Mittelweg zwischen dem Zusammenbruch, der andre hilflos macht, und der zu betonten Distanz.
 
honi soit qui mal y pense
Benutzer94944  Meistens hier zu finden
  • #7
Trauer halte ich für normal. Die Frage ist, wie nah diese Trauer an Dich ran darf - das hängt nicht nur vom Persönlichen, sondern auch von der Erfahrung ab.
Je mehr Erfahrung man hat, desto besser weiß man, mit solchen Geschehnissen umzugehen. Das ist nicht gefühlskalt, sondern selbstschützend, denn nicht jeder Tod eines Menschen o.ä., der Dir beruflich über den Weg läuft, darf Dich mitnehmen, sonst belastet Dich die Arbeit zu sehr, Du nimmst das mit ins Private etc. - alles weitere kann man sich ausmalen und dann befindest Du Dich ganz schnell in einem (Leidens-)rad.
 
B
Benutzer114262  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #8
Danke für eure Antworten. Ich habe getrauert, alleine, im Kollegenkreis und mit Bewohnern(natürlich nicht soooo emotional, sondern mit Verständnis und einer tröstenden Schulter- aber das die Bewohner auch wissen das ich Traurig bin.) Der eine war "weniger" betroffen der andere mehr, liegt aber sicherlich auch mit der Erfahrungen zusammen und auch mit dm Verhältnis zum Bewohner. Desweiteren auch mit der eigenen Persönlichkeit.
Heute war die Beerdigung und für alle, sowie für mich der "letzte Schritt" zum Abschied nehmen. Sicherlich wird die Trauerarbeit noch lange andauern, aber der schwerste Schritt ist geschafft.
Somit werde ich dieses Thema hiermit schliessen. Danke allen.
 
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