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Das liebe Geld und das böse Schweigen

Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #1
Muss mir grad einfach mal ein bisschen was von der Seele schreiben und hoffe auf Zuspruch oder Tipps :zwinker:.

Mein Freund und ich haben kürzlich die etwas anstrengende letzte Phase bis zum Abgeben meiner Examensarbeit überstanden, er hat mich toll unterstützt, ich mich so lieb und manierlich wie möglich benommen und nicht gejammert, sondern immer noch ein Lächeln auf den Lippen gehabt, weil ich wusste, dass es für ihn schwer genug ist, weil er auf Arbeit halt viel Ärger hat und teilweise echt böse SChichtmodelle fährt.

Wir haben uns beide schon tierisch darauf gefreut, dass wir morgen gemeinsam für ein langes Wochenende (LARP) wegfahren. Dafür wollten wir heut noch ein paar letzte Sachen kaufen, gemeinsam ein bisschen Kostüme basteln, noch mal kochen und die Wohnung putzen und morgen halt zu einem gemeinsamen Freund (Raffael) losfahren, mit dem wir die Strecke zusammen zurücklegen. Heut morgen bei der Bank stellen wir fest, dass mein Geld noch nicht da war. Und als er es versuchen wollte, war auf einmal der Automat "wegen innerer Wartungsarbeiten am System" nicht mehr funktionierend, und der Schalter hatte noch nicht auf.

Da wurde er plötzlich extrem wütend, ich merke das immer so an seiner Art zu gucken, und meinte, wir fahren jetzt nach Hause. Meinen Plan, dann einfach im Supermarkt mit seiner Karte zu zahlen, lehnte er ab.

***

Um das, was jetzt kommt, besser zu verstehen, muss ich ein bisschen ausholen und auf die Art zu sprechen kommen, wie er wohnt bzw. wir wohnen. Ich habe noch eine eigene Wohnung, und die muss ich aus bestimmten Gründen auch noch eine Weile behalten. Er wohnt in einem Haus, in dem im Erdgeschoss die Eltern wohnen und er im ersten Stock. Es gibt keinen getrennten Eingangsbereich, man kann von oben wunderbar runter kommen und umgekehrt.

Nun ist es so, dass mein Freund dieses Haus abbezahlt. Alleine. Ursprünglich war wohl mal die Abmachung, dass er es mit seinem Vater zusammen macht, aber der ist jetzt an einer Depression erkrankt... Ich musste lange warten, bis mein Freund mir davon so ein bisschen erzählt hat. In seiner Familie ist es, anders als in meiner, überhaupt nicht üblich, über Problem zu reden. Überhaupt nicht.
Mein Freund ist übrigens gerade mal 24, und seine Eltern hatten die schöne Idee mit dem Haus, als er gerade mal zwanzig oder so war, die Ausbildung mit Bestnote abgeschlossen hatte und ein Stipendium für die Technikerschule hätte kriegen können. Aber stattdessen hat er sich von seinem Betrieb übernehmen lassen, das mörderischste Schichtmodell wegen der Zuschläge gewählt und ist jetzt auch noch in einer Schicht mit Kollegen, von denen zwei ihn mobben, weil er lange Haare hat und körperlich nicht der größte ist.

Wenn mein Freund so explosiv wirkt, wie er es bei der Bank tat, dann darf man ihn nicht anrühren, das weiß ich. Wenn man ihn dann in Ruhe lässt, kommt er nach zwei Stunden wieder aus seinem Zimmer raus und alles ist vergessen. Ich weiß nicht, warum seine Mutter das nicht weiß. Ich weiß nicht, warum sie ihn schon so lange kennt und nicht die Zeichen sieht, dass er gerade Distanz und In-Ruhe-gelassen-werden braucht. Jedenfalls stellte sie sich ihm in den Weg und fasste ihn an, als er reinkam. Wollte was mit ihm besprechen. Er sagte schon in ziemlich lautem Ton: "Lass mich in Ruhe." Ich weiß inzwischen, dass das heißt, dass er Angst davor hat, laut zu werden und zu schreien. Das passiert ihm leider manchmal, und weil das für ihn immer noch viel schlimmer ist als für mich, haben wir die Abmachung gemacht, dass er dann halt in sein Zimmer geht und der Konflikt vertagt wird.

Ich weiß nicht, warum seine Mutter ihn dann angepault hat. Das ist das beste Mittel, um ihn zur Weißglut zu bringen, und es ist ziemlich gemein, weil er wirklich immer darauf achtet, es nicht so weit kommen zu lassen, indem er sich halt zurück zieht. Aber sie ließ ihm diesen Weg nicht. Jedenfalls hat er sie dann geschubst und ist die Treppe hoch in unseren Bereich gelaufen. Und dort hat er sich dann umgedreht und seine Mutter mit aller Kraft, die er hatte, angebrüllt.

Er wäre es leid, zu arbeiten und sich kaputt zu machen und zusätzlcihe Wochenendschichten zu fahren, und trotzdem nie Geld zu haben. Er würde das Haus verkaufen. Es reichte. Er sähe nicht mehr ein, dass er sich nie etwas leisten könne und sich selbst für eine Pizza von seiner Mutter das Geld holen muss, nur damit die beiden da unten schön in einem Haus wohnen könnten statt in einer Wohnung. Und noch ein paar andere Dinge sagte er, die er wohl vorher noch nie gesagt hat. In einer ziemlichen Lautstärke. Und dann ging er in sein Zimmer und war nicht mehr ansprechbar.

***

Mittelfristig werden wir hier wohl eh fortziehen müssen. Ich bekomme keine Arbeit, die in erreichbarer Nähe vom Haus liegt. Und er... Er möchte jetzt langsam doch gerne die Technikerschule besuchen, weil er als Mechaniker einfach hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt und mehr leisten könnte.

Wenn ich mehr Geld verdienen würde, könnte ich ihn besser unterstützen, aber ich bin eh ständig schon pleite.

***

Irgendwie ist das grad alles ziemlich verworren in mir, es hilft schon ein bisschen, das hier grad alles aufzuschreiben.

Ich war heute dann so lieb wie ich konnte. Hab ihm Obstcocktail in sein Zimmer gebracht. Ihm über icq geschrieben, dass ich das zusammen mit ihm durchstehe. Dass ich zu ihm halte, wenn es ihm schlecht geht, und auf jeden Fall respektiere, wenn er sich grad zurückziehen will. Da hat er zwar noch ein bisschen gemotzt, aber nachdem ich halt mehrfach klargestellt hab, dass ich sein "Zurückziehen" akzeptiere, aber trotzdem für ihn da bin, hat ihm das schon gut getan, glaube ich. Irgendwann hat er mir via icq auch erlaubt, ihm ne Pizza zu bringen, ich hab sie da vor die Tür gestellt, geklopft und wieder gegangen.

Irgendwann hab ich Siesta gemacht, da war er plötzlich neben mir, hat einmal kurz meine Hand gehalten und an seine Stirn gelegt, und als ich wachwurde, ist er sofort wieder in sein Zimmer geflüchtet. Er sah furchtbar aus. So, als ob er ne Woche krank gewesen wäre.

***

Ich mach mir solche Sorgen um ihn, grad, und es ist so schwer, dass ich scheinbar nichts tun kann als seine Zurückgezogenheit akzeptieren und ihm zwischendurch was Essbares oder zu trinken bringen.

Aber, und auch das sollte nicht unterschlagen werden, ich weiß auch nicht, wie es weitergehen wird. Irgendwann wird er rauskommen, denke ich, und wir werden morgen wohl trotzdem zum LARP fahren. Aber ich kenne es aus meiner Familie nicht, das Dinge totgeschwiegen werden. Vermutlich wird hier aber wieder genau das passieren...

Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen kann.
 
Vickyangie
Benutzer93633  (38) Meistens hier zu finden
  • #2
Das ist ja eine blöde Situation. Vor allem, wenn er so erzogen wurde, Probleme zu verschweigen bzw zu überspielen. Gerade in einer Beziehung kann sowas ja pures Gift sein, seine Wut zu unterdrücken und zu schweigen. Mich wundert es nicht, wenn dein Freund dann irgendwann der Kragen platzt und es dann nur so aus ihm raus sprudelt. Das blöde daran ist nur, das man durch die Wut dann gerne Sachen sagt, die man eigentlich nicht so meint und auch nicht mehr zurück nehmen kann.

Einerseits finde ich es gut, das du dich so auf deinen Freund einstellst und ihm die Zeit lässt, runter zu kommen. Aber was ist danach? Redet ihr dann darüber? Weißt du, bei mir ist es nicht anders. Wenn ich auf 180 bin, verkrieche ich mich lieber, bevor ich etwas sage oder tu, was mir später leid tun könnte. Allerdings hat das den Nachteil, das man über manche Sachen einfach nicht mehr spricht, weil es dann ja schon vorbei ist und man vielleicht den anderen nicht nochmal unnötig aufregen will.

Habt ihr denn schon darüber gesprochen, welche Möglichkeiten ihr habt, um umzuziehen? Wollt ihr nicht zusammen wohnen?

Das mit seiner Arbeit ist ja auch schlimm, ich kann gut verstehen, wenn er dann ständig schlechte Laune hat. Aber das kann doch kein Dauerzustand sein? Kann er sich nicht versetzen lassen oder anderen Mitarbeitern zugewiesen werden?
Es ist einfach schade, denn über kurz oder lang müssen sich ja solche äußere Probleme auch in der Beziehung auswirken.
 
J
Benutzer Gast
  • #3
Hi,
es ist echt eine schwierig Situation, wo ich selbst dir auch kein Rat geben kann. Was aber ganz toll von dir finde ist; dass du für iohm da bist obwohl es ihm schlecht und er in ruhe gelassen werden will. Respekt! Ich hoffe für dich, dass sich alles zum guten wendet und das jemand anderes dies liest und dir einen besseren Tip geben kann.

Lg JackoHDL
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #4
Ohne reden hätten wir kaum die jetzige Lösung mit dem "er zieht sich zurück" gefunden...

Wir reden nicht so viel über Beziehungsdinge, aber wir haben inzwischen eine ganz gute Haltung von "ich nehme Rücksicht auf dich und du auf mich" gefunden. Wenn etwas stört, kann es gesagt werden. Er weiß auch, dass es mich stört, dass er sich heute so extrem zurückzieht, und dass ich Angst kriege, wenn er so laut schreit. Normalerweise wird immer erst im Nachhinein über was geredet. Aber das beschränkt sich dann auch mal auf ein "Tut mir leid, dass ich so biestig war" oder so. Es ist aber immer sehr ernst gemeint.

Aber wir reden tatsächlich kaum bis gar nicht über Ursachen. Ich hab das halt irgendwann gelernt, dass das nichts bringt. Wenn mich was stört, sag ich: "Mich stört, dass (XXX), weil ich mich dann blöd fühle". Wir reden dann in dem Moment nicht groß drüber, was man da anders machen könnte - aber ich weiß genau, dass es ankommt. Und dass ich ihm wichtig genug bin, dass er darauf nach Möglichkeit Rücksicht nehmen wird. Auch, ohne das er es extra noch mal verbalisiert. Reden über alles und immer ist auch nicht immer die Lösung - das hatte ich mit meinem Ex, und reden, aber nicht ändern, nützt auch nichts.

Manchmal erzählt er nachts auch ein bisschen von dem, was ihn belastet, und das ist dann immer ein sehr großer Vertrauensbeweis.

***

Mittelfristig bewerbe ich mich zwangsläufig weg von hier, und er wird mitkommen. Wenn ich eine eigene große Wohnung in meinem neuen Arbeitsort habe, wird er nachkommen. Aber vermutlich wird das frühestens im Februar sein, und die Technikerschule, die er dann machen wird, wird erst im Sommer beginnen, so dass er so lange dann komplett arbeitslos sein wird.

***

Aber das heute ist ein extremer Rückfall, glaube ich. Ich glaube, diese Sache mit dem Haus, die quält ihn schon sehr lange. Eben auch, weil er dadurch ohne Hausverkauf keine Möglichkeit sieht, die Arbeit für die Technikerschule aufzugeben bzw. sich wenigstens in eine andere Schicht weg von den Mobbern versetzen zu lassen. Aber ich hatte schon länger das Gefühl, dass ihm der Gedanke, mit mir wegziehen zu "müssen", sehr zusagt. Natürlich hat er darüber bisher noch nichts zu den Eltern gesagt. Hier wird ja nie über was gesprochen.

Jetzt gerade stört mich das doch ziemlich. Ich weiß, dass sich die Dinge früher oder später lösen werden, einfach aufgrund meiner beruflichen Situation. Ich weiß, dass mein Freund nciht über Dinge reden will, die ich doch schon weiß und die er gerade nicht ändern kann, weil es ihm wehtut, hilflos zu sein und er mich doch eigentlich glücklich machen will.

Ich brauche das gerade aber eigentlich. Aber er braucht halt von mir den Rückhalt, den ich ihm nur geben kann, indem ich seine Art gerade akzeptiere.

Normalerweise kann ich ja sagen "ich brauch jetzt einen großen Knuddler" oder "Hast du grad mal fünf Minuten, ich muss ein paar Dinge einfach erzählen, um meine Gedanken zu sortieren, du brauchst mir keine Lösung dafür anzubieten". Aber wie soll das jetzt gehen?

***

Es ist so beschissen, grad nichts tun zu können...

Und obwohl das unfair ist, fühl ich mich auch alleingelassen.
 
J
Benutzer Gast
  • #5
Ich glaub dir das, aber leider kann ich dir nicht helfen. Außer dir Mut zu reden. Mir tut echt leid und ich kann deine Situation richtig gut nach vollziehen. Ich persönlich fühle mich immer total schlecht wenn ich nicht helfen kann. Tut mir echt leid
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #6
Danke, Jacko, das hilft auch schon ein bisschen :smile:. Viel kann ich wohl im Moment einfach nicht tun - und ich weiß noch nicht, wie es weitergehen wird. Ich will keinen richtig bösen Streit. Er hat mir im icq geschrieben, dass in seinem Kkopf alles so wild durcheinander geht und er sich selbst kaum zurecht findet.

Vermutlich wird er jetzt zwei Wochen gar nichts dazu sagen, und mir dann ganz beiläufig das Ergebnis seiner Überlegungen mitteilen... So ist er immer...

Ach, scheiße. Ich hätte mich heut abend doch mit ner Freundin verabreden sollen, um raus zu kommen, aber ich wollte eigentlich den ganzen Tag packen und vorbereiten, und jetzt ist noch nichts getan.
 
KleineJuliii
Benutzer73404  Verbringt hier viel Zeit
  • #7
Ich kann dir jetzt wahrscheinlich keine fundierten Tips zu deiner momentanen Situation machen,aber ich muss wirklich sagen ich bin gerührt wie du dich um deinen Freund kümmerst und seinen "Rückzug" aktzeptierst!

Du wirst für ihn wohl nichts mehr machen können als ihn in Ruhe zu lassen und ihn seine Entscheidungen selbst treffen zu lassen,sonst wirst du vielleicht auch noch zu erdrückend für Ihn.

Wirklich, Flame, ich wünsche dir/euch alles alles gute und hoffe dass das bald vorbei geht und ihr zusammen da wieder rauskommt.


Juliii
 
J
Benutzer Gast
  • #8
Es wird wieder alles gut. Ich kann mir vorstellen das er zur Zeit ein bisschen desprissiv ist. Aber dies geht auch bald vorbei.
Kopf hoch! Und sei für ihm da, dass ist das Beste was du tun kannst.
 
Apfelbäckchen
Benutzer37900  (40) Teammitglied im Ruhestand
  • #9
Hallo Flame!

Ich wurde auch so erzogen, dass Probleme in der Familie eher totgeschwiegen anstatt gelöst werden. Solch eine Erziehung ist das schlimmste überhaupt. Es muss dann immer so getan werden, als wäre Friede Freude Eierkuchen und dabei wird es irgendwann den großen Knall geben, den ganz großen.

Leider kann ich dir auch nur Mut zu sprechen, dass alles wieder gut werden wird. Und ich finde es toll, wie du deinen Freund unterstützt und für ihn da bist.

Off-Topic:
Im Übrigen hab ich es geschafft. Ich schweige gegenüber meinen Eltern nicht mehr. Aber der Weg dorthin war lang und schwierig, ich musste viel lernen, viel einstecken und hab so einige Rückschläge verkraften müssen. Und es kam der große Knall... und danach die große eisige Stille. Jedoch bereu ich es nicht, nicht mehr geschwiegen zu haben. So kann es also auch gehen...
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #10
Gestern abend ist es noch mal ein bisschen eskaliert, ich mag grad die Einzelheiten nicht genau aufschreiben...

Apfelbäckchen, magst du vielleicht ein bisschen erzählen, wie du es gelernt hast und wie du dahin gekommen bist?

Ich werd jetzt bis Sonntag weg sein, also bitte nicht wundern, wenn Antwort etwas auf scih warten lässt.
 
D
Benutzer71062  Meistens hier zu finden
  • #11
Hallo,

also ich finde das Verhalten merkwürdig. Und zwar von beiden. Selbst wenn man viel Stress im Vorfeld hatte, sollte die Aussicht auf ein verlängertes WE zum relaxen für Stressabbau sorgen. Die zentrale Frage scheint für mich daher zu sein, warum führt ein relativ "kleiner Funken" zu so einer Explosion. Da muss sich also über längere Zeit schon mächtig was angestaut haben. Die Erklärung dafür liefert Flame, weil ihr Freund es nicht gewohnt ist, Probleme in der Familie auszudiskutieren.

Beim Probleme ausdiskutieren - also streiten - entwickelt jeder einzeln und mit seinem Umfeld eine eigene Kultur. Beim Freund von Flame ist diese Kultur anscheinend verkümmert. Es wird des "Lieben Frieden willens" alles runtergeschluckt, bis eine Nichtigkeit dann das Fass zum Überlaufen bringt.

Wenn mein Freund so explosiv wirkt, wie er es bei der Bank tat, dann darf man ihn nicht anrühren, das weiß ich. Wenn man ihn dann in Ruhe lässt, kommt er nach zwei Stunden wieder aus seinem Zimmer raus und alles ist vergessen. Ich weiß nicht, warum seine Mutter das nicht weiß. Ich weiß nicht, warum sie ihn schon so lange kennt und nicht die Zeichen sieht, dass er gerade Distanz und In-Ruhe-gelassen-werden braucht.

Hier stellt sich für mich die Frage, wer nun keine Probleme diskutieren will. So wie es aussieht, bringt Flame ja sehr viel Verständnis für das Verhalten ihres Freundes auf. In meinen Augen ist das eine klare Unterstützung der Strategie, Probleme nicht auszudiskutieren, sondern zu verdrängen.

Viele haben die TS hier zu ihrem Einfühlungsvermögen und zu ihrem Verständnis beglückwünscht. Aber im Prinzip ist es das gleiche Verhalten. Bloss keinen Konflickt herbeiführen, was dann letztlich aber dazu führt:

Gestern abend ist es noch mal ein bisschen eskaliert, ich mag grad die Einzelheiten nicht genau aufschreiben...

Flame liebt ihren Freund anscheinend sehr doll. Aber ohne "Rosarote Brille" kann man diesen Wutausbrüchen wohl nicht so viel Verständnis entgegenbringen und dann wäre

Ich weiß nicht, warum seine Mutter ihn dann angepault hat. Das ist das beste Mittel, um ihn zur Weißglut zu bringen, und es ist ziemlich gemein, weil er wirklich immer darauf achtet, es nicht so weit kommen zu lassen, indem er sich halt zurück zieht. Aber sie ließ ihm diesen Weg nicht. Jedenfalls hat er sie dann geschubst und ist die Treppe hoch in unseren Bereich gelaufen. Und dort hat er sich dann umgedreht und seine Mutter mit aller Kraft, die er hatte, angebrüllt.

auch anders zu deuten.

Ich sehe hier eine Gefahr, dass beide von einem Strudel mitgezogen werden, aus dem sie sich alleine nicht befreien können. Er scheint mit seiner Situation überfordert und reagiert darauf mit Agressivität. Und sie ist für eine objektive Betrachtung zu verliebt.

Vielleicht sollten beide mal darüber nachdenken, deine Profi mit einzubeziehen.
 
BigDigger
Benutzer76250  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #12
Ganz ehrlich: Ich an Deiner Stelle hätte ihm wohl gesagt, wie stolz ich auf ihn bin, dass er seiner Mutter (endlich) mal die Meinung gegeigt hat, ohne Rücksicht auf Verluste. Es scheint ja wohl schon lange fällig gewesen zu sein.
Er steht unter ungemeinem Druck, und das gute Zeichen - insofern würde ich nicht von Rückfall sprechen, denn ständiges Insichhineinfressen von Problemen anstelle ihrer Lösung ist kein Fortschritt - ist, dass es anscheinend das richtige "Opfer" dieses Ausbruchs getroffen hat. Da ist mal alles rausgekommen, was sich angestaut hat. Und nicht zuletzt kann er sein Leben auch nicht für seine Eltern komplett aufgeben. Aber genau das tut er, allein durch dieses Haus, und läuft Gefahr, nicht nur mit 30 komplett ausgebrannt zu sein, sondern mit spätestens 40 über seine verpassten Chancen zu jammern und seine Eltern - ob sie dann noch leben oder nicht - für sein verpfuschtes Leben zu hassen.

Was Dein Freund braucht, ist Zeit. Und Freiheit. Und zwar auf Dauer. Zeit und Freiheit, sich wieder selbst zu spüren, wieder er selbst zu sein und vor allem derjenige, der er sein will, und nicht der, der er sein muss (heißt natürlich nicht, dass er das ohne Dich machen muss - im Gegenteil). Ganz ehrlich: Die Eltern sind alt genug, dass sie ohne Haus und ohne allpräsenten Sohn klar kommen. Ich denke, wenn er diesen ganzen Ballast los ist, wird er auch sehr viel besser mit schwierigen Situationen umgehen können. Entspannter. Ohne sich stundenlang zu verkriechen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen und auch wieder Arbeit an sich selbst bedeuten. Aber ich glaube, im Grunde will er gar nicht so sein, wie er ist, wenn die Wut hochsteigt. Das sehe ich daran, dass er nachts doch manchmal erzählt, was ihn belastet. Nachts scheint er dafür die nötige innere Ruhe zu haben. Genau das scheint mir der Knackpunkt zu sein: Die innere Ruhe.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #13
Oh da kann ich leider auch nicht viel sagen, außer dass es mir leid tut.
Wenn du mich fragst, sollte dein Freund echt mal bald ausziehen, denn so macht ihn das kaputt. Eine Alternative wäre, dass er mit seinen Eltern über die Finanzierungsanteile redet. Aber da er eh irgendwann mit dir zusammen ziehen will und die Kommunikation bei denen eh nicht so gut läuft, wird das wohl eher schwierig.
So oder so: Es geht nicht, dass er sich kaputt arbeitet, und das ignoriert wird.
Ich hoffe, dass euer Wochenende nicht (zu sehr) darunter leidet und ihr in anderen Rollen schön eure Sorgen vergessen könnt, und dass du einen Draht findest, mit deinem Freund darüber zu reden!
 
Apfelbäckchen
Benutzer37900  (40) Teammitglied im Ruhestand
  • #14
Apfelbäckchen, magst du vielleicht ein bisschen erzählen, wie du es gelernt hast und wie du dahin gekommen bist?
Hmm, ja okay! Ich werd aber nicht wirklich ins Detail gehen. :smile:

Also ein großer Schritt war die Entfernung die zu meinen Eltern und den Rest der Familie. Sie leben 400 km von mir entfernt, damit war und bin ich schon mal aus ihrem Einflussbereich gekommen. Klar, so groß muss die Entfernung nicht sein, aber ich denke, es ist wichtig, dass man nicht so nah beieinander lebt, wie es bei deinem Freund der Fall ist.

Der nächste Punkt ist der richtige Partner. Ein Partner, der keine Probleme damit hat, seine Meinung zu vertreten und trotzdem immer sachlich bleibt und sich auch vom cholerischen Schwiegervater nicht provozieren lässt. Als ich meinen Partner kennengelernt habe, fing ich grad an, Entscheidungen zu treffen, die meinen Eltern nicht passten. Mein Partner unterstützt mich bei allen Dingen, egal was ich vorhabe und mache (natürlich im normalen Bereich) und was andere darüber sagen. Er steht immer hinter mir.

Ich habe mich durch meinen Partner in den Augen meiner Eltern extrem verändert - das werfen mir meine Eltern auch indirekt vor. Sie finden meine Veränderung schlecht und sind davon überzeugt, dass mein Partner daran schuld. Allerdings würden sie das mir gegenüber nie sagen. Aber ich habe mich nicht wirklich verändert, es ist nur endlich das an der Oberfläche, was immer in mir war (wenn ich es mal so ausdrücken darf).

Mein Partner sieht die Dinge meist anders als meine Eltern, hat eigentlich fast gänzlich andere Einstellungen und Überzeugungen. Und im Grunde genommen waren meine Einstellungen und Überzeugungen schon immer denen von meinem Partner ähnlich. Aber meine Eltern haben es wunderbar verstanden, mich davon abzubringen und tun zu wollen, was sie für "richtig" hielten.

Es gab übrigens viel Streit in unserer Beziehung wegen meiner Eltern. Und diese Streitereien mussten wir überstehen. Es war manchmal echt schwer, aber es hat sich gelohnt.

Dann hat mir noch - man glaubt es kaum - meine Schwiegermutter geholfen. Sie ist auch völlig anders als meine Eltern und wir haben viel Streit am Anfang gehabt bis es zur großen Aussprache kam. Das kannte ich von zuhause gar nicht, dass man sich mit seiner Familie ausspricht. Seitdem wir uns vertragen haben, spreche ich viel mit ihr über meine Eltern und sie macht mir oft verständlich wie meine Eltern quasi ticken und wie ich damit umgehen kann. Sie zeigt mir Lösungsmöglichkeiten und "erwachsenere" Ansichten. Sie ist derselbe Jahrgang wie meine Eltern, aber ihr ist es wichtig, dass man in der Familie offen miteinander über alles spricht.

Und dann gibt es noch einen Punkt, aber den verrat ich dir per PN, den möchte ich hier nicht öffentlich machen. :zwinker:
 
A
Benutzer Gast
  • #15
Hier stellt sich für mich die Frage, wer nun keine Probleme diskutieren will. So wie es aussieht, bringt Flame ja sehr viel Verständnis für das Verhalten ihres Freundes auf. In meinen Augen ist das eine klare Unterstützung der Strategie, Probleme nicht auszudiskutieren, sondern zu verdrängen.
Ich denke, es ist eher eine Frage der Annäherung. Mit Jemandem, der nicht über seine Probleme reden kann, kann man auch nichts ausdiskutieren. Da wird schlichtweg abgeblockt. Ich entsinne mich bspw. der Sache mit dem Mobbing, darüber habe ich mit Flame schon vor längerer Zeit diskutiert, weil sie sich da Sorgen machte. Sie hat es angesprochen, aber er blockierte das Thema. Was soll sie also tun, ihn erpressen, damit er mit der Sprache rausrückt? Oder abwarten, es zum richtigen Zeitpunkt ansprechen, wenn er darüber reden kann?

Der Knackpunkt ist aber, wenn in der Familie seit Ewigkeiten nicht über Probleme geredet wird, wie soll sie da innerhalb relativ kurzer Zeit womöglich jahrzehntealte Strukturen durchbrechen? Zumal es hier ja um relativ elementare Probleme geht, der kranke Vater, das abzubezahlende Haus, die "krankmachende" Arbeit, die das trägt. Da gibt es ja keine Lösung, die man durch ein klärendes Gespräch mal so eben aus dem Hut zaubert.

Ein Co-Verhalten, was das Problem verschärft, kann ich aber nicht erkennen, ich glaube mit Einfühlungsvermögen und Verständnis wird sie weiter kommen, als mit der Brechstange, hier Analyse einzufordern. Meiner Meinung nach, würden dann eher alle Klappen runtergehen.
 
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Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #19
Danke euch allen für eure Beiträge!

Ich werde morgen oder später noch einmal genauer darauf eingehen. Jetzt gerade bin ich sehr erschöpft von einem doch insgesamt recht gelungenen Wochenende. Aber kurz Rückmeldung geben wollte ich dann doch noch.

Zur Klarstellung: Das mit dem Geldautomaten war keine sachfremde "Kleinigkeit", sondern bedeutete, dass wir für das Wochenende keinerlei Lebensmittel einkaufen konnten und unserem Mitfahrer zunächst sowohl das Fahrgeld schuldig bleiben mussten wie auch komplett auf einen Latte Macchiato auf der Hin- und Rückfahrt verzichten mussten. Auch das ist noch kein großes Problem - aber es machte ihm halt zum wiederholten Mal klar, wie sehr wir immer rechnen und sparen müssen, damit am Ende des Monats noch Geld für Essen da ist, dass wir immer drei Mal überlegen, ob wir in die Disco oder ins Kino gehen können und dann doch meistens zu Hause bleiben und stattdessen einen Tee trinken, fernsehen, gemeinsam basteln oder ausgedehntes Liebesspiel machen. Und das, obwohl er so viel arbeitet und in der Schicht zwei extrem blöde Kollegen hat, die sich "einfach, um dem anderen einen Streich zu spielen" gegenseitig mal bei Nacht die Hunde totgeschlagen haben. Solche Menschen bei meinem Partner, der so viel an Emotionen von all seinen Mitmenschen aufnimmt... Mir ist da richtig schlecht bei geworden. Und die finden es halt auch lustig, ihn fertig zu machen, weil er körperlich klein und schlank ist, jünger als sie und manches besser macht und lange Haare hat und "angeblich nachts in einem Sarg schläft".

Und das kam da alles zusammen wieder hoch.

Er hat fast kein Geld, aber wegen der blöden Schichten hat er auch kaum Möglichkeiten, welches auszugeben. Dieses Wochenende haben wir seit bald einem Jahr geplant - und wenn bei so einem wichtigen Lichtblick, für den wir auch lange gemeinsam gebastelt und vorbereitet haben, dann wieder diese blöde nie-reicht-das-Geld-wegen-dem-blöden-Haus-Geschichte dazwischen kommt (okay, der Automat war kaputt - aber er spuckt oft genug nichts mehr aus), dann ist das keine Kleinigkeit. Sondern etwas, was wirklich wehtut.

***

Ich werde eure Beiträge noch öfter lesen und dann noch mal darauf eingehen. Eine Sache möchte ich jetzt noch dazu sagen: Es wurde hier angedeutet, dass sein Konfliktverhalten mir gegenüber ähnlich sei wie gegenüber seiner Mutter. Das stimmt so nicht. Es stimmt, dass seine explosive Art nicht ganz "normal" ist, sondern ganz klar Aggressionspotential besitzt. Ich habe hier im Forum mal ein sehr intensives PN-Gespräch mit Seeker 2010 über Menschen mit derartiger Charakteristik geführt. Es sind Menschen, die sich schlecht abgrenzen können und so lange nett sind, bis sie sich in eine Ecke gedrängt fühlen, aus der sie nicht mehr flüchten können. Und dann äußert sich Aggression eben in verbaler Gewalt (bei meinem Freund aber als "Ich bin es leid, dass..." und nicht "Du (hier Schimpfwort einsetzen"). Das ist definitiv problematisches Verhalten, das möchte ich nicht schönreden und da habe ich auch keine rosa Brille auf. Ich weiß, dass das schwierig ist. Dass es deswegen immer wieder Schwierigkeiten geben wird. Ich habe das akzeptiert, denn wir haben für uns Mittel und Wege gefunden, mit dieser Schwierigkeit in seinem Charakter umzugehen. Genauso, wie wir das umgekehrt für mich auch haben, ich bin ja auch nicht immer ganz einfach.

Respekt vor den Fehlern und Schwächen des anderen genau wie vor den Stärken zu haben hat nichts mit rosaroter Brille zu tun, sondern mit bewusster Wahrnehmung und bewusster Entscheidung, mit Rücksichtnahme und Fürsorge für den Geliebten. Es ist nicht in Ordnung, wenn er mich anschreit, nein. Aber dann sage ich "Ich habe Angst bekommen, als du geschrien hast", und nicht "Du bist doch nicht mehr ganz zurechnungsfähig". Und weil er auf mich normalerweise genauso Rücksicht nimmt wie ich auf ihn, verlässt er daher lieber den Raum. Ein, zwei Mal habe ich ihm dann noch ruhig und klar gesagt: "Ich lasse dich jetzt in Ruhe, weil ich dich liebe und deine Grenzen respektiere. Wenn du willst, reden wir nachher weiter. Wenn nicht, akzeptiere ich das und es ist auch okay."

Es ist halt innerhalb der Beziehung völlig klar, dass die Konflikte damit nicht gelöst werden. Das tun wir dann hinterher, und das läuft inzwischen recht unproblematisch. Ich meine, keiner will den anderen verletzen, keiner will um jeden Preis recht haben. Das Ziel ist doch, dass jeder ein gutes eigenes Leben hat und wir auch noch schöne gemeinsame Zeit haben. Da wollen wir hin, und das schaffen wir normalerweise auch ganz gut, so lange erst mal nur wir zwei und der gemeinsame Freundeskreis betroffen sind.

Was gibt es da an Konflikten in einer Partnerschaft, die erst mal nur uns zwei angehen? Haushaltsführung? Wenn es einen stört, wie es aussieht, sagt man es. Mal räumt einer mehr auf, mal der andere - wir haben eine schöne Methode entwickelt, die heißt: Ich sag einfach, was mich stört, man muss darauf keine Antwort geben und keine Lösung ausdiskutieren. Einfach: "Mich kotzt an, wie schmutzig die Badewanne ist, der Abwasch muss auch dringend wieder gemacht werden und die Wäsche einsortiert werden. Ich hab keine Lust auf alles. Ich mach jetzt den Abwasch." Oder: "Du hast letzte Woche, als du so viel arbeiten musstest, ein tierisches Chaos verbreitet, ich finde, jetzt bist du mal dran."

Was gibt noch Konflikte? Freizeitgestaltung? Da sagt man, worauf man Lust hat, und gut ist. Wenn es mir darum geht, dass ich mit ihm ins Kino will, dann sag ich das so, und wir finden einen Termin. Wenn ich an einem bestimmten Termin unbedingt in die Disse will (und das Geld dafür da ist...), dann sage ich das und frage, ob er Lust hat oder ich lieber eines meiner Mädels fragen soll. Eifersucht... Nun, ich flirte gern, er ist ein bisschen eifersüchtig, ich frage also vorher, wie es ihm gerade geht, bis wie weit okay ist - und er kommt und tippt mich beiläufig an die Schulter, wenn er findet, dass es zu viel wird.

Oder das alte Spiel "Nähe und Distanz"... Auch da können wir einfach sagen, was wir wollen, sei es kuscheln, sei es allein sein, sei es schmusen, und der andere kann auch sagen, was er will. Wenn keine Kompatibilität erreicht wird, gibt es einen Kompromiss, z.B. Händchenhalten beim Einschlafen oder ein kurzer Kuss, wenn einer eigentlich ganz schmusig ist und der andere überhaupt nicht kann. Warum soll man wegen so was streiten? Eine Beziehung ist doch ein Ort, in dem Raum für die Bedürfnisse von beiden ist und in dem man gegenseitig Rücksicht nimmt.

So zumindest der Beziehungsalltag.

Das hat er vielleicht nicht alles sofort aus seiner letzten Beziehung mitgebracht, aber wir haben uns da aneinander angenähert. Seine Sensibilität für die Gefühle anderer Menschen, und damit meine ich jetzt, dass er erst mal alles auffängt und sich dagegen so schlecht abschirmen kann, ist auch etwas, was ich sehr an ihm schätze. Aber diese Sensibilität heißt halt auch, dass es ihm schwer fällt, im Alltag Grenzen zu zeigen. Dafür haben wir jetzt auch ein Signalwort, das ich ihm eingeimpft habe. Wenn er "Stop it" sagt, weiß ich, da ist eine Grenze, da darf ich nicht weiter. Das stört mich dann oft, weil man an seinem Verhalten gar nicht merkte, dass da eine Grenze war... Aber wenn er nie gelernt hat, das zu zeigen? Dann zeigt er es mir halt so. Und auch das haben wir so geklärt.

***

So, das ist eine lange Klarstellung geworden :zwinker:. Auf eure ganzen Anregungen etc. werde ich zu einem späteren Zeitpunkt eingehen.
 
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Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #27
Okay, dann mach ich mich mal an die Sortierarbeit.
Wieso war das keine Kleinigkeit? Gibst doch selber zu, dass es kein großes Problem ist. Und da soeinen Ausraster? Mit Rosa-Brille meine ich die Art, wie du ihn auch hierbei verteidigst. Es hätte zig Möglichkeiten gegeben, an Geld zu kommen (wenn welches auf dem Konnto ist). Bei Reve Lebensmittel kaufen, mit Karte bezahlen und sich noch etwas Bargeld auszahlen lassen. Anderen Geldautomaten aufsuchen etc.. Überall bekommt man mit der Karte Geld oder Waren. Du selber hast ihm ja gleich eine Alternative vorgeschlagen - auf die der aber nicht eingehen wollte.

Inzwischen hat er mir erzählt, dass der Automat nicht kaputt war, sondern sein Geld schon wieder alle war, obwohl es immer am 15. kommt. Und er hat sich geschämt und war wütend.

Was für eine Art Eskalation war das eigentlich am Abend des Geldautomatenproblem-Tages?

Ich habe ihm gesagt, dass er noch rauskommen muss, damit ich ihm die Stulpe für sein Kos fertig anpassen kann. Er kam raus und meinte, das wäre sehr schwer grad für ihn, ich solle bitte so schnell wie möglich machen. Konnte ich gut verstehen, ich hab auch manchmal Phobie, das Haus zu verlassen. Und dann hab ich ihn am Arm berührt, wollte ihn streicheln, und er sagte, nein, bitte lass es, ich kann grad niemanden an mich ranlassen. Das hab ich ignoriert und ihn trotzdem in den Arm genommen, und dann hat er mich angeschrien. War beschissen.

Sorry Flame, aber dein Verhalten dient eher der Konfliktvermeidung als der Konfliktbeseitigung. Wie bei einer Krankeit, bei der du die Symtome mit Salbe behandelst, ohne an die Ursache der Krankheit heranzugehen.

Was genau lässt dich das glauben?

Rede mit ihm über eure finanziellen Problem, iniziiere ein Familiengespräch mit dem Ziel, die finanzielle Belastung für euch zu reduzieren. Die Eltern müssen mit an den Tisch und mehr übernehmen.

Die Eltern können es nicht. Denn das Geld ist nicht da.

Ich habe ihn heute gefragt, ob er sich mit seiner Mutter wieder vertragen hat, und er meinte, sie reden halt wieder normal miteinander, aber es ist blöd.

Er bat mich heute, das Thema noch ein bisschen ruhen zu lassen, da man im Moment einfach nichts ändern kann. Ich bewerbe mich auf Stellen, die weiter weg von hier sind, das wird so oder so passieren. Das bedeutet, dass das Haus sowieso früher oder später verkauft wird, weil wir von hier fortziehen. Spätestens in einem Jahr.

iniziiere ein Familiengespräch mit dem Ziel, die finanzielle Belastung für euch zu reduzieren.

Das soll ich als Außenstehende tun? Das wäre Co-Verhalten. Denn damit würde ich ihm die Verantwortung für sein Leben wegnehmen und sagen "Du bist zu blöd, das zu machen, also mach ich es". Es ist nicht meine Art, Leuten die Verantwortung für ihr Leben wegzunehmen. So was gibt Streitereien, die nicht konstruktiv sind. Damit demütigt man Menschen. So etwas tue ich nicht. Dieser Konflikt ist entstanden, bevor ich mit ihm zusammen kam. Ich kann daran nichts ändern. Alles, worauf ich Einfluss nehmen kann, ist unsere Art, unsere Beziehung zu führen.

Flame liebt ihren Freund anscheinend sehr doll. Aber ohne "Rosarote Brille" kann man diesen Wutausbrüchen wohl nicht so viel Verständnis entgegenbringen.

Ohne rosarote Brille könnte er mit meinen Stimmungsschwankungen und meinem schriftstellerischem Ehrgeiz, wegen dem oft der Haushalt liegen bleibt, wohl auch kaum umgehen. Ich weiß zu schätzen, dass du dich um mich sorgst. Ich kenne auch das von dir beschriebene Verhalten co-abhängiger Partner und denke aufgrund deiner Beiträge durchaus darüber nach, ob ich da möglicherweise in so ein System reingerutscht bin. Ist das wichtigste Merkmal bei Co-Abhängigkeit nicht, wenn man alles vertuscht und die komplette Verantwortung für den anderen übernehmen will, oder? Siehst du eine solche Symptomatik bei mir aufgrund meiner Beiträge?

Ich sehe hier eine Gefahr, dass beide von einem Strudel mitgezogen werden, aus dem sie sich alleine nicht befreien können. Er scheint mit seiner Situation überfordert und reagiert darauf mit Agressivität. Und sie ist für eine objektive Betrachtung zu verliebt.

Vielleicht sollten beide mal darüber nachdenken, deine Profi mit einzubeziehen.

Scheinbar siehst du das ja schon... Ich denke darüber auf jeden Fall mal nach.

Beim Probleme ausdiskutieren - also streiten - entwickelt jeder einzeln und mit seinem Umfeld eine eigene Kultur. Beim Freund von Flame ist diese Kultur anscheinend verkümmert. Es wird des "Lieben Frieden willens" alles runtergeschluckt, bis eine Nichtigkeit dann das Fass zum Überlaufen bringt.

Hier stellt sich für mich die Frage, wer nun keine Probleme diskutieren will. So wie es aussieht, bringt Flame ja sehr viel Verständnis für das Verhalten ihres Freundes auf. In meinen Augen ist das eine klare Unterstützung der Strategie, Probleme nicht auszudiskutieren, sondern zu verdrängen.

Du hast sogar recht damit, dass ich es hasse, Probleme "auszudiskutieren". Dabei kommen in mir immer die Erinnerungen daran hoch, wie ich als Jugendliche bis morgens um zwei mit meiner Mutter diskutieren musste, weil ich einmal explodiert war. Dabei wurde mir jedes Wort vorgehalten, dass ich gesagt hatte. Es war nicht möglich, dass ich mich einfach dafür entschuldige, dass ich explodiert bin und dabei Scheiße geredet habe. Es wurde gesagt, dass diese Worte Rückschlüsse auf bestimmte Denkweisen von mir zulassen und immer gleich mein ganzer Charakter in Frage gestellt. Wenn es einem ehrlich leid tut und man einfach mal Mist geredet hat - sollte es dann nicht reichen, wenn man das so sagt, sich dafür entschuldigt und sich künftig große Mühe gibt, dass es nicht mehr passiert?

Und dann war da noch mein Ex. Wir hatten ein richtiges "Diskussionsritual", bei dem wir über Probleme geredet haben, schön mit abwechselnd einander zuhören, darüber reden, was das Problem ist, wie man es lösen kann - aber es hat nichts genützt. Die Probleme blieben.

Ehrlich gesagt löse ich Probleme lieber, auch ohne sie bis ins letzte Detail zu analysieren. Das ist noch mal was anderes als Verdrängen. Ich habe oben ausdrücklich geschrieben, dass das "respektvolle Rückziehen" nicht heißt, dass der Konflikt gelöst ist, sondern dass es in dem Moment darum geht, die Grenze des anderen zu respektieren, der leider bisher noch nicht gelernt hat, sie anders zu zeigen und erst mal wirklich spüren muss, dass ich bereit dazu bin, wenn er es mir nett sagt. Dass ich seine Grenzen auch respektiere, ohne dass er dafür schreien muss.

Der Konflikt wird, sofern nur er und ich betroffen sind, anschließend gelöst, und das meist recht ruhig und beiläufig, so er denn gelöst werden kann. Eben nicht mit Zurückziehen und Geschrei, sondern indem wir gucken, was er will, was ich will und wie wir einen Kompromiss finden, mit dem beide glücklich sind. Da ist halt einfach dieses respektvolle Umgehen miteinander gefragt.

Aber ich kann ja wohl kaum, bezogen auf den Familienkonflikt, auf einmal von seiner Mutter verlangen, dass sie sich auf einmal genau wie ich verhält. Und eigentlich will ich das auch nicht. Es widerstrebt mir und meiner Art, anderen etwas aufzudrängen. Ich denke nämlich schon, dass es in Ordnung ist, wenn jeder seinen eigenen Weg geht. Wer meinen Weg teilen will, muss dabei natürlich genug Kompatibilität mit mir besitzen, aber ich persönlich habe kein Interesse daran, das Verhalten seiner Mutter zu ändern. Ich möchte nur nicht, dass mein Freund unglücklich ist.

Ganz ehrlich: Ich an Deiner Stelle hätte ihm wohl gesagt, wie stolz ich auf ihn bin, dass er seiner Mutter (endlich) mal die Meinung gegeigt hat, ohne Rücksicht auf Verluste. Es scheint ja wohl schon lange fällig gewesen zu sein.

Habe ich auch. Da hat er geknurrt, dass grad in seinem Kopf alles so durcheinander geht und sich so viel verändert, dass ich da jetzt bitte nicht dran rühren soll. Er würde das nicht böse meinen und irgendwann auch mit mir drüber reden, aber er hätte Angst, dass ich es nicht verstehe oder ihn wieder unterbreche. Er würde Zeit brauchen, und vielleicht irgendwann mit mir darüber reden.

Er steht unter ungemeinem Druck, und das gute Zeichen - insofern würde ich nicht von Rückfall sprechen, denn ständiges Insichhineinfressen von Problemen anstelle ihrer Lösung ist kein Fortschritt - ist, dass es anscheinend das richtige "Opfer" dieses Ausbruchs getroffen hat. Da ist mal alles rausgekommen, was sich angestaut hat.

Das denke ich auch. Ich denke, dieser Ausbruch war einfach ein Zeichen dafür, dass langsam eine Abnabelung von den Eltern nötig wird.

Was Dein Freund braucht, ist Zeit. Und Freiheit. Und zwar auf Dauer. Zeit und Freiheit, sich wieder selbst zu spüren, wieder er selbst zu sein und vor allem derjenige, der er sein will, und nicht der, der er sein muss (heißt natürlich nicht, dass er das ohne Dich machen muss - im Gegenteil). Ganz ehrlich: Die Eltern sind alt genug, dass sie ohne Haus und ohne allpräsenten Sohn klar kommen. Ich denke, wenn er diesen ganzen Ballast los ist, wird er auch sehr viel besser mit schwierigen Situationen umgehen können. Entspannter. Ohne sich stundenlang zu verkriechen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen und auch wieder Arbeit an sich selbst bedeuten. Aber ich glaube, im Grunde will er gar nicht so sein, wie er ist, wenn die Wut hochsteigt. Das sehe ich daran, dass er nachts doch manchmal erzählt, was ihn belastet. Nachts scheint er dafür die nötige innere Ruhe zu haben. Genau das scheint mir der Knackpunkt zu sein: Die innere Ruhe.

Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass da sehr viel dran ist. Und dann helfe ich ihm mehr, wenn ich ihm diese innere Ruhe eben auch ein bisschen vermittele, indem ich einfach klarmache, dass ich zu ihm halte. Wenn ich da jetzt hingehe und einen auf "ich organisiere das jetzt alles" mache, dann habe ich Angst, dass er damit von der Bevormundung durch die Eltern in eine Bevormundung durch die Freundin rutscht - was nach meinem Empfinden eben auch klares Co-Verhalten wäre, was ich einfach nicht will, da ich einen Partner will und niemanden, den ich kontrolliere.

Wie kann ich ihm da helfen, ohne dabei so ein Kontrollverhalten aufzubauen?

Mein Gefühl sagt mir erst mal, dass es am Ehesten das beiläufig gelebte Vorbild ist. Eigene Bedürfnisse ruhig kommunizieren, eigene Grenzen ruhig zeigen, ohne dabei wütend zu werden, immer noch mal nachhaken, ob ich gerade Grenzen verletze oder nicht.

Und letztlich ist dieses Verhalten auch noch am Ehesten geeignet, damit ich eben auch nicht durch Co-Verhalten kaputt gehe...

Hast du dafür noch weitere Ideen?

Also ein großer Schritt war die Entfernung die zu meinen Eltern und den Rest der Familie. Sie leben 400 km von mir entfernt, damit war und bin ich schon mal aus ihrem Einflussbereich gekommen. Klar, so groß muss die Entfernung nicht sein, aber ich denke, es ist wichtig, dass man nicht so nah beieinander lebt, wie es bei deinem Freund der Fall ist.

Das wäre hier ja sogar doppelt gut, weil dadurch eben gleichzeitig auch seine ständigen Geldsorgen wegen dem Haus verschwinden würden. Und wird vermutlich in einem Jahr so oder so passieren, da ich dann wegen meiner Arbeit in ein anderes Bundesland ziehen werde und er dort die Technikerschule besuchen will.

Der nächste Punkt ist der richtige Partner. Ein Partner, der keine Probleme damit hat, seine Meinung zu vertreten und trotzdem immer sachlich bleibt und sich auch vom cholerischen Schwiegervater nicht provozieren lässt. Als ich meinen Partner kennengelernt habe, fing ich grad an, Entscheidungen zu treffen, die meinen Eltern nicht passten. Mein Partner unterstützt mich bei allen Dingen, egal was ich vorhabe und mache (natürlich im normalen Bereich) und was andere darüber sagen. Er steht immer hinter mir.

Ich habe mich durch meinen Partner in den Augen meiner Eltern extrem verändert - das werfen mir meine Eltern auch indirekt vor. Sie finden meine Veränderung schlecht und sind davon überzeugt, dass mein Partner daran schuld. Allerdings würden sie das mir gegenüber nie sagen. Aber ich habe mich nicht wirklich verändert, es ist nur endlich das an der Oberfläche, was immer in mir war (wenn ich es mal so ausdrücken darf).

Macht mir ja doch ein klein wenig Mut, dass du sagst, dass man als Partner da eben doch was bewirken kann :zwinker:. Nicht durch einen einmaligen Kraftakt oder neue Bevormundung, sondern "zueinander halten" und "Raum geben, die eigene Persönlichkeit eben auch mal zu entfalten". Manchmal bin ich halt doch ein bisschen dickköpfig und will mit dem Kopf durch die Wand, wenn ich denke, dass er sich diesem Konflikt stellen sollte. Du machst mir da Mut, das stattdessen als meine eigene Meinung hinzustellen (was ich vorhin in dieser Form auch zu ihm gesagt habe) und es darauf dann doch erst mal beruhen zu lassen, statt Druck zu machen. So von wegen Druck erzeugt Gegendruck, Raum erzeugt Wachstum.

Es gab übrigens viel Streit in unserer Beziehung wegen meiner Eltern. Und diese Streitereien mussten wir überstehen. Es war manchmal echt schwer, aber es hat sich gelohnt.

Du meinst, das blüht uns auch noch?

Muss ich das alles denn deiner Ansicht nach ansprechen, was nach meinem Empfinden nach zwischen ihm und seinen Eltern nicht stimmt, und mich diesem Streit stellen, auch wenn mir das Angst macht?

Ich denke, es ist eher eine Frage der Annäherung. Mit Jemandem, der nicht über seine Probleme reden kann, kann man auch nichts ausdiskutieren. Da wird schlichtweg abgeblockt. Ich entsinne mich bspw. der Sache mit dem Mobbing, darüber habe ich mit Flame schon vor längerer Zeit diskutiert, weil sie sich da Sorgen machte. Sie hat es angesprochen, aber er blockierte das Thema. Was soll sie also tun, ihn erpressen, damit er mit der Sprache rausrückt? Oder abwarten, es zum richtigen Zeitpunkt ansprechen, wenn er darüber reden kann?

Irgendwann hat er es ja getan, mit dem Ansprechen. Und wir haben über Möglichkeiten gesprochen, wie er das ändern kann. Das Problem ist, dass zu Beginn des Jahres ein neues Schichtmodell eingeführt wurde und alle tauschen wollten, um mit Freunden zusammenzukommen. Das heißt, Tauschgesuche werden abschlägig behandelt. Und wenn er da wirklich hingeht und sagt, dass die ihn "mobben"... Es ist wohl ein ziemlicher Tratschladen, sein Betrieb. Er meint, in dem Fall könnte er sich genausogut einsargen lassen, weil er dann total unten durch ist. Im Moment ist dort Betriebspause, d.h. es sind nur wenige Leute unten. Er hat einen Typen, der in der Hierarchie ein bisschen seitlich über ihm steht, der grad im Urlaub ist, dann hat mein Schatz Urlaub, und im August wird er den mal ansprechen und ihm das Problem schildern und ihn um Rat bitten.

So ist mein Kerl halt einfach... Ich kann jetzt doch auch nicht hingehen und ihn um 180° drehen.

Der Knackpunkt ist aber, wenn in der Familie seit Ewigkeiten nicht über Probleme geredet wird, wie soll sie da innerhalb relativ kurzer Zeit womöglich jahrzehntealte Strukturen durchbrechen? Zumal es hier ja um relativ elementare Probleme geht, der kranke Vater, das abzubezahlende Haus, die "krankmachende" Arbeit, die das trägt. Da gibt es ja keine Lösung, die man durch ein klärendes Gespräch mal so eben aus dem Hut zaubert.

Wie gesagt, wir hatten im Januar, Februar mal ein Gespräch darüber, dass ich finde, dass wir ein bisschen zu wenig über so Basisprobleme reden, wie eben auch das mit dem Haus. Da kam von ihm ein ganz anderer Punkt rein. Er meinte eben auch, dass er sich so schlecht abschirmen kann, dass er immer die Gefühle von anderen auffängt und es ihm so schwer fällt, daneben eine eigene Position zu beziehen, weil er dann immer gleich die Position der anderen übernimmt, bis es ihm völlig reicht. Das fand ich sehr interessant, weil ich ähnliche Probleme habe. Ich selber schreie dann nicht und werde aggressiv, sondern habe halt starke Stimmungsschwankungen, je nachdem, was die Menschen, mit denen ich zu tun habe, gerade fühlen. Wir hatten damals überlegt, dass wir beide einfach erst mal üben, uns abzuschirmen, abzugrenzen, auch gegeneinander manchmal. Ich habe ihm da versprochen, dass ich seine Grenzen immer respektieren werde, wenn er sie mir zeigt, und dass wir jetzt erst mal das im Alltag versuchen werden.

Ich möchte ja so gerne mit meinem Schatz endlich mal wieder Tantra machen. Aber er meint halt, so lange in ihm so viel Chaos ist, hat er einfach Angst, sich bei so was völlig zu verlieren, deswegen üben wir jetzt eher das Abschirmen und Grenzen spüren im Umgang mit dem anderen. Gerade auch, um irgendwann wieder Tantra machen zu können. Und ein halbes Jahr ist nichts, wenn man üben soll, innere stabile Schutzmauern aufzubauen im Umgang mit anderen Menschen. Er übt. Das respektiere ich.

Ein Co-Verhalten, was das Problem verschärft, kann ich aber nicht erkennen, ich glaube mit Einfühlungsvermögen und Verständnis wird sie weiter kommen, als mit der Brechstange, hier Analyse einzufordern. Meiner Meinung nach, würden dann eher alle Klappen runtergehen.

Da ich selbst schlechte Erfahrungen damit gemacht habe, dass jemand im Streit in jedem Fall alles an meinem Verhalten analysieren wollte, und ich mit diesem Konfliktverhalten aufgewachsen bin, weiß ich, wie verletzend eine solche Brechstange ist. Ich wollte eigentlich nie jemand werden, der so was macht. Ich neige manchmal dazu.

Ehrlich gesagt, wenn die Mutter deines Freundes, das nach 24 Jahren Muttersein nicht verstanden hat, dann ist sie einfach ignorant oder sie provoziert ihn absichtlich.

Ich weiß es nicht.. Es ist natürlich auch immer recht leicht, jemanden zur Explosion zu bringen - dann steht der nämlich automatisch als der Schuldige da. So was kann das eigene Ego streicheln. Mein Vater konnte das bei meiner Mutter immer sehr gut.

Aber ich schätze das ist eben ein "altes" Verhaltensmuster von deinem Freund und es wird wohl nie dazu kommen, dass sie innerhalb der Familie über ihre Probleme reden. Du kannst im Prinzip nur für ihn da sein, ihn so gut es geht unterstützen und dafür wird er dir bestimmt schon sehr dankbar sein, weil du das mit ihm durchstehst.

Letztlich ist mir egal, ob sie in ihrer Familie über Probleme reden oder nicht, das geht mich nichts an. Es ist nicht meine Familie, ich habe keinen Streit mit seinen Eltern. Aber es tut halt weh, wenn ich sehe, dass mein Freund unglücklich ist!

Und ja, ich bin egoistisch genug, zu sagen, dass es mir auch wehtut, wenn die Atmosphäre im Haus angespannt ist. Das macht, dass ich mich auch doof fühle. Und ich weiß auch nicht, was ich da tun kann/soll.

@ augenblick

Die Strukturen bestehen nicht nur in dem Kommunikationsverhalten der Familie sondern auch beim Rest. Nämlich das er im Haus seiner Eltern wohnt und es abbezahlt. Das überfordert ihn. Ohne die alten Strukturen aufzubrechen, kommt er da nicht raus.

Meinst du damit die Struktur "er bezahlt das Haus ab", oder die Struktur "Kommunikationsverhalten"? Es ist übrigens sein Haus, nicht das seiner Eltern, in dem er wohnt. Sie sind vor etwa vier Jahren in dieses Haus eingezogen. Vorher haben sie in einem anderen Dorf gewohnt.

Ich möchte nochmals eine kritischere Betrachtung der geschilderten Vorgänge einschlagen, da Flame die rosa Brille aufhat. Die Mutter wollte wohl ein Problem besprechen...

Das wäre das erste Mal. Sie wollte ein bisschen plaudern.

... aber der Sohn hatte sich über einen nichtfunktionierenden Geldautomaten so geärgert, dass er dazu nicht in der Lage war. Allein der Anlass für den Wutausbruch (Geldautomat) ist so gering, dass er nicht so ausrasten muss.

Es war wohl doch das "nichts auf dem Konto drauf", und das lag am Haus.

Wenn ihn schon solche Kleinigkeiten aus der Bahn werfen, wird es wohl nie ein vernünftiges Gespräch zur Lösung von Problemen geben. Nicht mit seinen Eltern und nicht mit seiner Partnerin.

Warum auch "nicht mit mir"? Bei Problemen, die uns zwei betreffen, haben wir das doch normalerweise schon längst.

Ganz einfach, weil seine Reizschwelle so niedrig liegt, dass gleich alles blockiert wird. Die Streitkultur scheint da nur zwei Stufen zu kennen. Schweigen oder ausrasten.

Genau lesen hilft. Nach dem Schweigen kommt der Kompromiss, wenn es um ihn und mich geht. Den Teil scheinst du überlesen zu haben.

In dem man dafür Verständnis zeigt, tolleriert man gleichzeitig auch das Verhalten. Eben um kein Ausrasten zu provozieren und Flame ist zu verliebt, um ihn provozieren zu wollen.

Auch hier hilft genau lesen. Verständnis heißt nicht "du darfst alles machen, du bist ja so arm dran", sondern "da es dir schwer fällt, Grenzen sofort angemessen zu zeigen, wenn du emotional wirst, akzeptiere ich deinen Rückzug in dem Moment, da ich weiß, dass wir später, wenn du wieder ruhiger bist, eine Lösung finden werden."

Wie gesagt, das klappt bei Dingen, die uns beide betreffen, aber halt nicht unbedingt bei seinen Eltern. Die haben nämlich, anders als ich, kein Interesse daran, hinterher zu verstehen, was er meinte.

Aber wo führt das hin? Der Typ läuft im roten Bereich. Und zwar schon seit längerem. Das wird meiner Meinung nach auf kurz oder lang zu kleineren oder größeren Eskalationen führen.

Ist das so? Ist mein Freund ein gemeingefährlicher Wahnsinniger im roten Bereich - oder ein sensibler Mann, dessen Eltern ihm kein gutes Konfliktverhalten vorgelebt haben, der es jetzt lernt und normalerweise lebt und mit seiner Freundin einen funktionierenden Weg gefunden hat, der aber seinen Eltern gegenüber nicht in der Lage ist, das alte Verhalten abzulegen, da er das Gefühl hat, durch das Haus und den Kredit bis an sein Lebensende an sie gefesselt zu sein und aus Hilflosigkeit dieses Gefühl so lange unterdrückt hat, bis jetzt endlich alles einmal rausgebrochen ist?

Die Frage ist also, ob er es alleine schafft, da raus zu kommen. Flame wird ihm dabei nicht helfen können und bei seinen Entscheidungen - wenn er sie denn trifft - auch nicht mit einbezogen werden.

Die Entscheidung, ob er das Haus verkauft oder nicht, muss er natürlich auch alleine treffen. Es ist sein Haus. Ich bin an dem Kredit nicht beteiligt. Und ich werde nicht einen auf beleidigte Leberwurst machen, wenn er eine solche Entscheidung ohne mich trifft. Das ist sein Leben.

Bei den Überlegungen, ob er zur Technikerschule geht oder nicht, wurde ich mit einbezogen. Wir haben überlegt, dass er sich das dann leisten kann, wenn ich eine feste Stelle habe. Daher bewerbe ich mich in Gebieten, in denen es Technikerschulen gibt und mögliche spätere Arbeitsplätze für ihn. Die Technikerschule wird zwei Jahre dauern, danach können wir langsam über Familienplanung nachdenken. Da das Entscheidungen sind, die wir gemeinsam treffen müssen, haben wir darüber auch gemeinsam diskutiert.

Ein Therapeut könnte als neutraler helfen. Aber die Notwendigkeit wird er wohl nicht sehen.

Ja, vermutlich würde ihm das helfen. Aber, und auch da hast du Recht, er wird es nicht tun. Gar nicht mal, weil er die Notwendigkeit nicht einsieht - sondern weil er sich so sehr dafür schämt, wie er manchmal austickt, dass er es Fremden nicht erzählen will.

Bleibt also nur das Warten auf den großen Knall?

Ich schätze mal, den haben wir, wenn wir erzählen, dass wir hier wegziehen... Und ich freu mich gar nicht drauf. Ich hasse es, Leuten wehtun zu müssen.

Allerdings muss auch mal gesehen werden, dass SEIN Verhalten nicht wirklich normal ist, es kann nicht sein, dass er bei einem noch so kleinem Problem wie die des Geldautomates total ausrastet. Ich hätte da an deiner Stelle Angst, dass er mich irgendwann mal schlägt oder angreift (ich weiß nicht, ob das schon vorgekommen ist).

Wenn ich ihn am Rückzug hindern würde, könnte das tatsächlich passieren. Da ist er dann nicht mehr ganz bei sich. Und aus diesem Grund zieht er sich zurück. Damit er mir bloß nicht wehtut. Und deswegen soll ich ihn dann auch alleine lassen.

Ich weiß, es ist nicht ganz normal. Aber ich weiß inzwischen auch, dass jeder Mensch eine kleine Klatsche hat - erst recht einer, der es auf Dauer mit mir aushalten kann. Das ist halt seine Klatsche. Wir haben einen Weg gefunden, wie wir untereinander damit umgehen können. Über meine Klatsche schreib ich hier nichts, aber die gibt es definitiv auch, und auch da gilt auch, dass wir halt Wege gefunden haben, wie wir damit umgehen können. Mein Therapeut damals hat mir auch gesagt, dass so was nie völlig weggeht, man kann einfach nur Mittel und Wege finden, damit besser umzugehen.

Die ganze Schuld kann er da der Familie nicht geben, sicherlich ist es absolut kontraproduktiv wenn diese ihre Probleme nicht besprechen und er so erzogen worden ist aber er muss selbst daraus kommen.
Du schreibst, dass es für ihn am Allerschlimmsten ist, wenn er ausrastet, deshalb bringt es auch nur was, wenn er in dem Moment auch was dagegen tut und sich eben gerade nicht tagelang zurückzieht und alles verdrängt. Das hilft nämlich nicht, dass das Problem gelöst wird...

Ich weiß. Aber das mit dem Ausrasten, das ist bei ihm halt noch ein bisschen anders, als wenn du oder ich wütend werden. Normalerweise zieht er sich bei Alltagsproblemen auch nicht tagelang zurück, sondern maximal zwei Stunden. Und danach wird das Problem ja auch von uns gelöst. Das ist gar nicht mal sooooo schlecht :zwinker:. Ich bin auch ziemlich temperamentvoll, aber dadurch, dass ich so auch eine Ruhephase habe, die eben nicht wütend-schmollig ist, sondern heißt "ich akzeptiere dein Zurückziehen", habe ich auch Zeit, mich wieder an das zu erinnern, was ich eigentlich wollte. Nicht "Recht haben", sondern meist halt doch irgendwas anderes.

Das Problem mit dem Haus ist halt größer und umfassender als "normale" Alltagsprobleme.

Das Problem deines Freundes kenne ich von meinen Eltern sehr gut. Die haben ebenfalls zusammen mit meinen Großeltern ein Haus gekauft und nach diversen gebrochenen Versprechen durften meine Eltern dann das Haus alleine abbezahlen. Gleichzeitig wurde über das Problem nie geredet und das hat besonders meine Mutter sehr belastet.

Meiner Mutter hilft im jetzigen Augenblick sehr, dass mein Vater sich dazu durchringen konnte endlich das Haus in absehbarer Zeit zu verkaufen. Ich glaube das Problem deines Freundes, dürfte hier genauso wie das meines Vaters sein, dass er sich trotz seiner Wut über dies Problem, seinen Eltern verpflichtet sieht und mit dem Gefühl lebt, dass er sie im Stich lassen würde, wenn er das Haus verkauft.

Ich glaube auch, dass es ein derartiges moralisches Dilemma ist, in dem er steckt und das im Moment ziemlich an ihm frisst. Den Aspekt hab ich irgendwie noch nicht genug reingedacht. Natürlich fühlt er sich verantwortlich für seine Eltern...

Oh Mann, was kann ich da denn bloß machen? Es gibt da doch auch keine richtige oder falsche Lösung...

Hab ihr denn schon einige konkrete Pläne für die Zukunft gemacht? Ist deinem Freund bewusst, dass du gerne mit ihm da weg möchtest?

Wie etwas weiter oben beschrieben werden wir wohl vermutlich zum nächsten Jahr wegziehen. Da ich hier keine Arbeit bekomme und die Stellenchancen sehr schlecht sind, bleibt mir gar keine Wahl. Und er wird die Technikerschule besuchen. Das hat er jetzt gesagt, er will es auch wohl gerne machen, und das ist dann doch so ein Punkt, wo ich meine manipulativen Fähigkeiten so ein bisschen einsetzen werde, damit es dabei bleibt.

Aber so weit sind wir halt noch nicht, und der Weg dahin wird noch mal ganz schön hart.

Off-Topic:

Also, wenn ich sowas in meinem direkten Umfeld mitkriegen würde, dann würde ich nur noch daran denken wie ich die Typen drankriege, anstatt mir noch irgendwelche Gedanken über Konfliktverhalten in der Partnerschaft zu machen. Bei sowas hab ich echt Wut im Bauch.
Die Typen sollten nichts mehr zu lachen haben... .

Habt ihr für die Geschichte irgendwelche Beweise? Oder kann es vielleicht sein, dass die das nur erzählt haben, um deinem Schatz Angst einzujagen? Mir ist die Story ja sehr suspekt. Sollte es Zeugen geben, oder ihr das sonst irgendwie nachweisen können, dann können die Typen in den Knast wandern. Damit wäre dann auch das Mobbing-Problem vorerst gelöst.

Tierschutzgesetz Deutschland: § 17

Sorry, auf den Rest deines Beitrags, kann ich nach diesem Satz gerade nicht eingehen.

Nein, keine Beweise, nur so eine "Rumprollgeschichte" unter Tage. Und ich glaub nicht, dass sie ihm damit Angst einjagen wollten. Ich glaube schon, dass es stimmt. Und ich werd nicht so bald vergessen, wie mein Freund in meinen Armen zitterte und schließlich erst mal damit anfing, dass alle Leute in bestimmten Dörfern, die weiter ab von den großen Städten sind, krank sind, aufzählte, welche Dörfer noch normale Leute hervorbringen und welche eben total abartig sind, und schließlich mit der Hundegeschichte rausrückte, und dann nicht weiter erzählen wollte, weil ich genau wie du reagiert habe, und er meinte, mit den anderen Sachen wollte er mich nicht auch noch belasten.

Aber keine Beweise. Und vor Gericht könnten sie ganz einfach sagen, dass es nur Prollgeschichten waren - diese beschissenen Mobber.

***

Tja, und jetzt die letzte große Frage: Wie soll ich jetzt mit seiner Mutter umgehen, wenn ich ihr im Haus begegne? Ich mag sie eigentlich schon sehr gerne, wir verstehen uns. Aber ich kann für mich irgendwie kaum so tun, als ob dieser Vorfall nie stattgefunden hätte.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #33
Muss das Thema grad irgendwie noch mal rausholen, weil ich irgendwie seit gestern so wütend bin...

Wütend auf die Mutter, weil sie jetzt so tut, als ob nie was war, und uns so lieb umsorgt - was ich einerseits auch schön finde, weil meine Mama das nie gemacht hat, andererseits aber fühlt es sich an wie in einem von diesen Filmen, wo an der Oberfläche alles normal ist und es darunter brodelt. Vielleicht bild ich mir da manches auch ein?

Mein Freund ist tierisch leicht reizbar geworden, seit wir von dem WE wieder da sind, ich hab echt ständig Angst, was falsches zu sagen, was die Situation kippen lassen könnte. Nicht, dass er dann schreit, sondern in ein depressives Loch voller Selbstmitleid fällt, weil ihn "ja keiner mag". Grad fühl ich mich überhaupt nicht souverän und verständnisvoll, sondern so tierisch hilflos. Warum lässt er sich das gefallen? Warum sagt er nie was? Warum motzt er mich auf einmal an, wenn ich beim Fußballgucken was falsches sage?

Und wütend bin ich auch. Bei mir zu Hause hab ich ne eigene Waschmaschine und kam damit immer gut klar, aber hier steht die Maschine unten und wird von seiner Mutter bedient. Und es kotzt mich grad einfach tierisch an, dass ich meine eigene Wäsche nicht mehr selbst wasche und mein Lieblingskleid jetzt weg ist! Oder runter zu ihr gehen müsste, um sie da zu waschen! Ich mein, ich bin hier nie offiziell eingezogen, es hat sich einfach so entwickelt, und ich könnte theoretisch zurück in meine Wohnung, aber ich will meinen Freund auch nicht alleine lassen, wenn es ihm grad so schlecht geht und er sich depressiv fühlt.

Er kommt in ner halben Stunde von der Arbeit. Heut koch ich für ihn, nicht seine Mutter. Wie schon die ganze Woche, immerhin hab ich dienstfrei und bin "nur" damit beschäftigt, eine weitere Prüfung vorzubereiten. Oder damit, zu surfen, zu lesen und mich ein bisschen auszuruhen von MEINEM ganzen beruflichen Stress in letzter Zeit.

Ich hab grad ein bisschen Angst, dass mir das alles zu viel wird. Ich würd gern mal für ein paar Tage einfach ganz alleine raus kommen, um mich auch ein bisschen zu erholen, aber wenn ich ihm das sag, tu ich ihm damit auch wieder weh, und es geht ihm eh schon scheiße genug...
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #37
Ohje...

Das ist eine dieser Situationen, wo man ein enormes Fingerspitzengefühl an den Tag legen muß uns selbst damit noch scheitern kann...
Grundsätzlich wirst du wohl nicht umhin können mit ihm mal die Zukunft zu besprechen. Ich würde das dann so drehen, dass du vorschlägst ihm die Möglichkeiten die es gibt, wie es weitergeh einfach auf den Tisch packst, damit das Kuddelmuddel aufgedröselt wird. Entscheiden muß und soll er sich dann selbst bzw ihr beiden zusammen, wenn es auch dich betrifft.
Das ist übrigens auch ein Argument für dich. DICH betrifft es schließlich auch. Wenn ihr zuasmmen wohnt betrifft es dich sogar, wenn er sich in sein Zimmer einsperrt, weil sowas auch an den Nerven zehrt.

Außerdem solltest du dir ernsthaft überlegen mal einen Tag oder so in deine eigene Wohnung zu verschwinden. Wenn du keine Kraft mehr hast, dann kannst du effektiv NIEMANDEM mehr helfen. Sieh zu, dass du dir deine Kraft bewahrst, denn du brauchst sie auch selber...ok? :smile:

Alles Gute
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #38
Update. Ich bin gestern hingegangen und hab ein bisschen nachgebohrt und gedrängelt, wie das jetzt mit der Zukunft aussieht - weil ICH Planungssicherheit möchte. Apropos Fingerspitzengefühl - ich hab das so ausgedrückt, dass ich aufgrund meines dickköpfigen Steinbocksternzeichens irgendwie einfach nicht träumen oder Luftschlösser schmieden kann und wissen will, woran ich bin.

Da hat er erst ein bisschen gemuffelt - meinte, er hätte eigentlich diese Woche mit sechs Tagen Arbeit und einmal Wechselschicht mittendrin hinter sích bringen wollen und während dessen so wenig wie möglich denken, und dann am WE mit mir reden, auch wenn ihm das schwer fällt, weil er einfach keine Lösungen sieht, aber er hätte am WE wirklich mit mir reden gewollt, er könne das nur nicht, wenn er scih unter Druck gesetzt fühlt.

Da hab ich halt gesagt, dass cih mir sorgen um ihn mache, weil ich mitkriege, wie schlecht es ihm geht, und auch, weil es für mich einfach hart und anstrengend ist, wenn er so einen riesen Berg mit sich rumschleppt, der für jeden zu schwer wäre (habe aufgezählt, woraus der Berg meiner Meinung nach besteht). Selbst, wenn er versucht, das alles zu verdrängen, um sich und mich damit nicht zu belasten, quält es ihn ja trotzdem und dann reichen schon Kleinigkeiten, dass ihm alles zu viel wird. Und das, hab ich gesagt, wird ehrlich gesagt für mich auf Dauer zu anstrengend. Da möcht ich lieber mit ihm über das Hauptproblem reden, wir sind doch ein Team. Wenn jeder alles alleine trägt, hat jeder einmal den Riesenberg und dann noch zusätzlich den Druck, den anderen nicht belasten zu wollen. Besser wäre es da doch, zu reden.

Er meinte, das Problem ist einfach, dass er sich im Moment im Kreis dreht und so viele Variablen ungeklärt sind - dass er einfach noch nicht weiter planen kann, so lange er noch nicht weiß, ob ich meine Prüfung bestehe. Mein Einwand: So lange ich merke, wie er sich verrückt macht, und ich mich selbst umgekehrt verrückt mache, kann ich mich wohl kaum gut auf die Prüfung vorbereiten. Wir sollten, das wäre jedenfalls mein Wunsch, einfach mal so tun und planen, als ob ich bestehen würde und von da weiter schauen. Meint er es ernst, dass wir ins Ruhrgebiet zu einem Teil unserer LARP-Clique ziehen sollen, wo wir beide halbwegs gute Stellenchancen haben, auch wenn das tatsächlich und in der Realität bedeutet, dass er das Haus verkaufen muss und sich mit dem ganzen Stress da drumrum auseiander setzen muss? Oder ist das nur ein Traum, mit dem er sich den unerträglichen Alltag ein bisschen schöner machen will?

Da hat er lange die Klappe gehalten und irgendwann gemeint, ja das wäre nicht nur ein Traum, wir können das wirklich machen.

Da hab ich dann erst mal nicht weiter nachgebohrt.

Irgendwie bin ich im Moment so tierisch erschöpft... Ich überleg grad, ob ich wirklcih mal für zwei, drei Tage mit Rucksack und Isomatte im Wald verschwinde.
 
D
Benutzer71062  Meistens hier zu finden
  • #39
Wenn ihr ein finanzielles Problem habt, warum leistet ihr euch dann noch zwei Wohnungen?

Individueller Freiraum hin oder her. Die gesparte Miete trägt auch schon zu einer Verbesserung bei. Und das, Flame, wäre mal etwas konkretes, das du machen könntest.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #40
Ab nächstem Monat bin ich arbeitlos. Rein rechnerisch stehen wir dann mit zwei getrennten Wohnungen besser da.
 
D
Benutzer71062  Meistens hier zu finden
  • #41
Und du willst auch arbeitslos bleiben?
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #42
Nein. Ich bewerb mich, wie mit ihm gestern jetzt endlich verbindlich abgesprochen, in eine andere Gegend, in der wir auch Freunde haben. Und dort gibt es für ihn eben auch die Möglichkeit, zur Technikerschule zu gehen.

Hier gibt es für mich recht wenig Stellenchancen.

Prob ist halt, dass in meinem Job nur zum August und zum Februar eingestellt wird - und die Einstellungen im August sind schwierig, da meine Prüfung selbst erst im August sein wird.

In spätestens einem Jahr sind wir beide im Ruhrpott. Wenn ich meinen Prüfungsstress vorbei hab und mich dann weitgefächert bewerben kann, kriege ich auch eine Stelle. Mit ein bisschen Glück krieg ich sogar für die Zeit bis Februar nach bestandener Prüfung hier in der Nähe eine Vertretungsstelle, und evt. such ich mir auch was als Verkäuferin, übergangsweise, aber dann nur halbtags, damit ich endlihc die Zeit hab, wie jetzt nur am WE und spätabends richtig intensiv an meinem nächsten Schriftstellerprojekt zu arbeiten - das ist kein Luftschloss, ich hab einen Abnehmer dafür, der schon mal nachgefragt hat, wie das jetzt wird, weil ich es eigentlich schon dieses Frühjahr hätte machen wollen, wenn ich halt nicht beim ersten Versuch aus einer Reihe von Gründen durch die Prüfung gefallen wäre.

Aber ein Jahr dieser Druck hier im Haus, ohne dass sich irgendwas ändert - das halt ich halt auch nicht aus. Aber selbst, wenn ich schon im Februar runterziehen kann und er dann nachkommt, steht trotzdem noch der Stress mit dem Haus verkaufen und die Auseinandersetzung mit seinen Eltern an.

***

Und wenn du fragst, warum ich mich nicht jetzt schon um Bewerbungen kümmere: Ich hab mich beworben, aber da ich zum Einstellungstermin noch nicht ganz fertig bin, kam ich bei den wenigen Stellen in der Nähe des Hauses nicht dran. Und ich hab mich auch bereits auf eine Stelle im Ruhrpott beworben. Aber für einen richtigen Bewerbungsmarathon fehlt mir im Moment neben dem Prüfungsstress einfach das organisatorische Talent. Da muss die Prüfung Vorrang haben.
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #43
Dandy, du hast leider die wichtigsten Punkte ausser Acht gelassen:
Soll sie ernsthaft das Haus der Eltern mit abbezahlen? Vor Allem mit dem Umstand, dass sie sich in diesem Haus nicht zu Hause fühlen kann und sich nebenbei sowieso bald alles ändern soll?
Das geht nicht. Die Situation ist für alle Parteien so nicht tragbar. Das ist ein Fakt an dem auch äußerliches rumdoktorn nichts ändert.

Sie werden effektiv nicht drumrum kommen das Haus zu verkaufen. Weil sowas sehr lange dauern kann, sollten langsam Nägel mit Köpfen gemacht und ein grober Zeitplan aufgestellt werden. Wenn man nämlich erst wartet bis denn alle Zeichen auf "go" stehen und dann erst anfängt zu planen, dann dauert es noch viel länger und kostet nochmal mehr nerven und Geld.

Auch wenn es etwas Kraft kostet so einen Plan aufzustellen, man kann schonmal viel klären, auch mit den Eltern. Die Gewißheit einen Plan zu haben hilft dann aber auch gleichzeitig wieder und gibt Kraft, weil sich dann das Licht am Ende des Tunnels deutlicher abzeichnet. Kopf in den Sand stecken wird nur zu noch mehr Druck führen. Da ist das Licht am ende des Tunnels eine Leuchttafel auf der steht "Kein Ausgang!"...
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #44
Damian, hast du vielleicht ein paar Tipps für mich, wie man so was mit so einem Plan angehen kann?

Ich hab meinen Freund jetzt in den letzten Tagen immer wieder so gebohrt und gedrängt, dass ich ihm jetzt wirklich auch ein paar Tage Ruhe gönnen möchte. Es war hart genug, gestern für ihn, das so zu sagen und sich festzulegen, dass er tatsächlich bereit ist, mit mir wegzuziehen. Ich möcht ihn da nicht noch weiter drängeln. Er trägt da grad eh schon so viel.

Mein Plan ist jetzt erst mal, mit den Prüfungsvorbereitungen fleißig weiter zu machen, denn ohne bestandene Prüfung wird das wohl eh alles nix. Aber in zwei Wochen hat mein Schatz noch mal zwei Wochen Urlaub, wo er im Grunde auch ein bisschen Nerven haben könnte und müsste, mit mir weiterzuplanen. Und es wäre sicher nicht verkehrt, wenn ich dann schon einen inneren Fahrplan habe, den ich vorschlagen kann. Oder vielleicht schon mal mit seinen Eltern gesprochen habe - wobei ich andereseits denke, dass es da im Interesse des Friedens vielleicht wirklcih nicht das schlechteste ist, wenn da meine Arbeit als "Vorwand" dienen kann. Ehrlichkeit ist gut - aber manchmal braucht man auch Diplomatie.

Wie kann man da vorgehen? So mit Bank, mit Verkaufen, etc.? Und mit "Thema bei den Eltern ansprechen" - wenn da diese Kultur des "sei still!" so extrem gut funktioniert, dass ich in einem Jahr durchaus angenehmen Kontaktes mit seiner Mutter nie über mehr als Gartenarbeit, Haustiere und Kochmethoden gesprochen habe?
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #45
Erstmal Argumente für eine Planung sammeln:
- Er wird in einem halben Jahr immernoch arbeiten und da wirds ihm auch nicht besser gehen..leiber jetzte einen Groben Plan, den man vielleicht etwas anpassen muss, vielleicht aber auch nicht...
- Der Stress sich was zu überlegen ist weg
- Man weiss wofür man eigentlich arbeitet und dreht sich nicht mehr im Kreis!!

Die Planung würde ich ihn machen und nur die Rahmenbedingungen stellen.
Kritzel eine kleine Tabelle wo sowas drin steht wie "Symptome", "eigentliches Problem" und "Lösungsmöglichkeit".
Dabei wird rauskommen, dass euch nix weiter übrig bleibt als das Haus zu verkaufen. Es gibt faktisch keinen anderen Weg.

Die Planung WIE das Ergebnis aus der Tabelle umzusetzen ist, kann er mit dir ein bißchen zusammen machen..du willst ja mit ihm zusammen wohnen und auch am neuen Ort arbeiten. Da gehört rein, was konkret zu machen ist.
- grober Zeitplan
- mit wem ist zu reden
- welche Behörden muß man ansprechen?
- Makler!
- Regelungen mit der Bank, bei der es den Kredit gibt
- neue Wohnung (Preise, Orte, etc. herausfinden)

das Ganze soll garnicht so exakt sein und kann jederzeit geändert werden, aber so Sachen wie Behördengänge werden sich bis dahin nicht ändern...die Gebäude bestehen auch in einem halben Jahr noch und müssen bei einem Hausverkauf abgeklappert werden...dieser Teil der Überlegungen steht dann schonmal auf einem Blatt und kann z.B. in eine Excel Tabelle oder ein Textdokument übertragen werden...

Das Ganze sollte nicht viel länger dauern als vielleicht ne Stunde oder so. Also wirklich kein großer aufriß...
Das Ziel der Übung ist es aus dem Kreis auszubrechen, in dem ihr euch dreht und wieder ein erreichbares Ziel vor Augen zu stellen. Denn JEDER Punkt auf der Liste ist ein erreichbares Ziel, was man mit einem dicken dicken Edding nach Erledigung mit WONNE wegstreichen kann :smile:

Damit hat ER den Bärenanteil der Planung gemacht..du stellst nru die Fragen und es kann sich keiner Beschweren, dass du dich eingemischt hast. Du hast die Planung doch nicht gemacht....oder? *hust* :zwinker:

---------- Beitrag hinzugefügt um 15:59 -----------

oh gott...es ist zu warm..wat hab ich da alles für Tippfehler drin... :grin:
 
D
Benutzer71062  Meistens hier zu finden
  • #46
@ damian

ich denke nicht, dass ich die Punkte vergessen habe. Zum ersten ist es laut Flame das Haus ihres Freundes, und nicht das seiner Eltern. Eine Wohnung aufgeben und das gesparte Geld in die Deckung der gemeinsamen Lebenshaltungskosten stecken, erscheint mir sinnvoll, wenn eh nur eine Wohnng genutzt wird.

Warum dieser Weg? Das mit Hausverkaufen ist schon klar. Das sehen momentan beide ein. Lässt sich aber nicht im nächsten halben Jahr realisieren. Ihr Freund steht aber schon jetzt dermaßen unter Druck, dass eigentlich eine rasche Lösung angesagt wäre. Die anstehende Diskussion über den Hausverkauf dürfte die Situation nochmals anheizen.

Wenn die beiden auch noch - wie ich vermute - in einer Srukturschwachen Gegend wohnen, lässt sich ein Haus nur sehr schlecht und evtl mit deutlichen Verlusten verkaufen. Das braucht auf alle Fälle Zeit. Und während dieser Zeit tritt evtl eine verschärfung der finanziellen Situation ein. Arbeiten, wohnen und mietezahlen im Ruhrgebiet und die Kreditraten fallen weiterhin für ein nichtverkauftes Haus an.
 
brainforce
Benutzer26398  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #47
Oh Mann...

Also, wenn wir wegziehen von hier, dann würde das vermutlich schon bedeuten, dass das Haus verkauft wird.

Was kann ich denn jetzt bloß machen? Ich meine, zum Psychologen raten ist doch auch scheiße - weil das wird er nicht verstehen als Hilfsangebot, sondern als "Einmischen" und "Aufdrängen".
Ihr zieht weg weil du woanders einen Job möchtest... bist du dir sicher das dein Freund "sein" Haus und damit auch seine Eltern für dich aufgeben will? - nichts anderes würde es nämlich bedeuten!
Nimms mir nicht übel aber du bist "nur" die Freundin - ich weiß nicht wie fest es zwischen euch ist und da will eine Entscheidung anders herbeigeführt werden als wenn man schon 40 Jahre verheiratet ist...

Du bist auf der Brücke eines Schiffes, dass gerade auf einen Eisberg zusteuert. Der Steuermann schläft am Ruder.
Und du hast angst davor, in aufzuwecken, weil der dann tobt, dass du dich einmischt.

Ich würde schon mal die Rettungsweste anziehen und mich fertig machen, zum Rettungsboot (deine Wohnung) zu gehen.
ich denke besser hätte man es nicht ausdrücken können! Die ganze Story spitzt sich permanent zu und steuert auf ein tragisches Ende hin wenn es so weitergeht...

Wie kann man da vorgehen? So mit Bank, mit Verkaufen, etc.? Und mit "Thema bei den Eltern ansprechen" - wenn da diese Kultur des "sei still!" so extrem gut funktioniert, dass ich in einem Jahr durchaus angenehmen Kontaktes mit seiner Mutter nie über mehr als Gartenarbeit, Haustiere und Kochmethoden gesprochen habe?
An deiner Stelle würde ich aufpassen dich nicht zuviel in diese "innersten Familienangelegenheiten" einzumischen - steh deinem Freund bei, unterstütze ihn - aber vom "aktiven Handeln" würde ich dir abrate - dabei kannst du nur verlieren! (auch gegenüber deinem Freund).
 
D
Benutzer71062  Meistens hier zu finden
  • #48
aber vom "aktiven Handeln" würde ich dir abrate - dabei kannst du nur verlieren! (auch gegenüber deinem Freund).

Sehe ich nicht so. Im Gegenteil - es wird langsam Zeit das an die Ursache gegangen wird. Und die ist, dass das Haus finanziell nicht mehr haltbar ist und der Freund der TS seit mehreren Wochen emotional im roten Bereich läuft.
Und die "innerste Familienangelegenheit" tangiert die TS über seine Wutausbrüche ansich schon mehr, als z. B. ich mir bieten lassen würde.
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #49
Das ist leicht gesagt, aber wenn man seinen Partner nun liebt, steht man sich auch in schlechten Zeiten bei...
Ich sehe hier noch lange nicht Hopfen und Malz verloren und finde es in dem Zusammenhang auch nicht gut, dass hier schon wieder indirekt der Trennungshammer ausgepackt wird. Flame scheint mir echt nicht blöd zu sein und hat auch nicht danach gefragt ihre Beziehung und Beziehungsfähigkeit zu beurteilen.

Es gibt nunmal den Fall, dass man in etwas hinein gerät, aus dem man alleine nicht so ohne weiteres herauskommt. Dazu gibt es Freunde, Bekannte, Familie und eben die Partnerin / der Partner. Wenn die Beziehung an sich nicht mehr funktioniert, dann werden die Beiden das entweder alleine hinbekommen oder vielleicht hier einen Thread erstellen. Jetzt gilt es das Problem von Flame zu lösen. Dabei geht es um den Umgang mit dem Partner. Sicher kann man die Beziehung einfach wegwerfen, aber woher will man denn wissen, wie er sich verhält, wenn er weiter weg wohnt und kaum stress hat? Wie will man denn überhaupt einen Einblick in diese Beziehung von den paar Sätzen bekommen, die in einer Extremsituation gefallen sind? Ich habe auch schonmal jemanden ganz schön zusammengebrüllt und ich bin vermutlich einer der letzten, die sowas machen...

Und so kommen wir zu dem Grund warum es sinnvoll ist den Partner zu unterstützen: Es besteht eine gute Chance, dass viele Dinge geklärt werden und die Beziehung gestärkt daraus hervor geht. Der Weg um jemandem zu helfen, der emotional auf "rot" läuft ist sicher nicht einfach zu gehen, oder sich abzuwenden, wenn es emotional wird. Man sollte ihn behutsam an der Hand nehmen und ihn sehen lassen, wie er nicht mehr nur im Kreis rum rennt. Ein Mensch funktioniert eben nicht nach "if (Hausabzahlung == NICHTMÖGLICH) Ausziehen(sofort);"

Mehr als an die Hand nehmen kann sie ihn auch nicht, auch das habe ich bereits umschrieben. Aber sie kann ihn selbst den Weg wählen lassen und ihn dabei an der Hand führen und dadurch etwas verbessern.

Ich will damit keinesfalls Dandys logische schlussfolgerung widerlegen. Eine Herangehensweise a la "ist doch alles eh klar, Samthandschuhe sind fehl am Platze" würde aber weder bei mir, noch bei ihm oder irgendem sonst in einer wirklich problematischen Situation funktionieren.
 
B
Benutzer65532  Meistens hier zu finden
  • #50
Hallo Flame,

das klingt alles nach einer ziemlich verfahrenen Situation. Ich versuche das Ganze mal ein wenig zu ordnen. Ich sehe vier Hauptbaustellen bei euch. Die akuteste scheinen mir die Finanzen zu sein, dazu kommt sein Gesprächsverhalten, dann die Situation auf der Arbeit und dann die Situation mit den Eltern. In gewisser Weise sind alle Baustellen miteinander verknüpft.

Finanzen

Ich sehe auch die beste Lösung im Hausverkauf. Das wird aber seine Zeit brauchen. Daher möchte auch ganz gern die aktuelle Situation verstehen, um zu schauen was man nun akut machen kann, um die Situation zu verbessern. Dazu habe ich einige Verständnisfragen.

Thema Haus:
Du schreibst, es ist sein Haus, aber die Idee zum Hauskauf kam von seinen Eltern.

- Was war deren Intention für den Hauskauf?
- Haben sie es für ihn gekauft und ihm „geschenkt“ als sie es nicht
mehr abbezahlen konnten?
- Oder hat er von Anfang an selbst abbezahlt und die Eltern haben
etwas dazu gegeben, was sie nun nicht mehr können?
- Warum hat er sich auf diese Idee eingelassen?
- Er ist noch sehr jung. Zahlt er bereits die „niedrigste“ Rate, die bei
der Bank möglich ist? Oder geht da noch was?

Er ist eindeutig überfordert mit der Abbezahlung des Hauses. Du bist da ja mittlerweile quasi mit eingezogen. Inwieweit bekommt er finanzielle Unterstützung von dir und seinen Eltern?

Thema Miete:
Wenn bei seinem Vater eine so schwere Depression diagnostiziert wurde, dass er nicht mehr arbeiten kann, müsste er eine Berufsunfähigkeitsrente bekommen, von der er einen Teil für die „Miete“ abzweigen könnte. Wenn das Haus verkauft wird, müssten die Eltern woanders auch Miete bezahlen. Du schreibst aber, seine Eltern können ihn finanziell nicht unterstützen. Auch du wohnst außerdem in dem Haus, auch wenn du noch deine Wohnung hast. Wie sieht das genau aus?

- Zahlen seine Eltern „Untermiete“? Oder wohnen sie kostenlos bei
ihm?
- Wie sieht‘s mit dir aus? Zahlst du „Untermiete“? Oder wohnst du
kostenlos bei ihm?

Thema Haushaltsgeld:
Ihr nutzt alle Wasser, Strom und Heizung im Haus. Wer bezahlt das?
Du schriebst in einem anderen Thread, dass jeder von euch monatlich 120 Euro Haushaltsgeld in die Haushaltskasse einbezahlt. Daraus ergeben sich weitere Fragen.

- Wofür wird dieses „Haushaltsgeld“ verwendet?
(Wir bezahlen von unserem Haushaltsgeld unter anderem auch Lebensmittel. Wenn an besagtem Wochenende kein Geld für Lebensmittel da war, war dann wohl auch eure Haushaltskasse leer!? Oder bezahlt er eure die Verpflegung für euch beide von seinem eigenen Konto?)

- Inwieweit beteiligen sich seine Eltern an den Nebenkosten?

Ich glaube in eurem Fall wäre wirklich ein Finanzplan sinnvoll, in dem ihr auflistet wie hoch eure Einnahmen sind, wie hoch die Fixkosten sind und was ihr wofür ausgebt.

Gesprächsverhalten

Miteinander reden ist nicht immer böse. Es gibt unterschiedliche Arten miteinander zu reden. Man muss nicht jedes Problem bis ins letzte Detail ausdiskutieren und analysieren. Mein Ex wollte auch immer alles ewig ausdiskutieren, weil er sonst nicht schlafen konnte. Mich haben solche Diskussionen immer völlig erschöpft und wirklich weiter gebracht haben sie uns auch nicht.
Was mir aber bei deinem Freund auffällt ist, dass er alles in sich hinein frisst, was ihn belastet. Hier wäre es zunächst wichtig, dass er einfach nur mal mit dir über seine Probleme spricht und du ihm einfach nur zuhörst.

Wenn jeder alles alleine trägt, hat jeder einmal den Riesenberg und dann noch zusätzlich den Druck, den anderen nicht belasten zu wollen. Besser wäre es da doch, zu reden.

Du hast es genau richtig erkannt. Offensichtlich hat er aber Angst dich mit seinen Problemen zu belasten und zieht es vor alles lieber alles allein zu tragen. Du hast hingegen Angst, ihm in die Quere zu kommen, wenn du ihn auf die Schwierigkeiten ansprichst. Keiner will den anderen irgendwie belasten und ihr dreht euch im Kreis. Wichtig wäre es hier, daran zu arbeiten, dass ihr euch auf Augenhöhe begegnet und diese Ängste abbaut. Du musst ihm das Gefühl geben, dass du auch was tragen kannst, und der dich nicht schonen muss. Das Gefühl hat er nämlich bei dir.

Andererseits musst du dafür sorgen, dass deine Einmischungen weder als Bevormundungen noch als Almosen rüber kommen. Er hat sich bei dir doch auch „eingemischt“ als er dir eine gute Stelle rausgesucht hat, auf die du dich bewerben konntest. Er hat sich auch „eingemischt“ als er dich zu einem Verleger geschleppt hat, der dir Geld für deine Geschichten zahlt. Das war doch alles sehr positiv. Damit kannst du auch argumentieren, wenn du dich bei ihm „einmischst.“ Ihr seid doch eben ein Team, da ist es doch klar, dass man gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten sucht!

Arbeitssituation

Aus dieser Arbeitssituation muss er raus. Da das aber auch nicht so schnell geht, müsst ihr erstmal das Beste draus machen. Die Hundegeschichte, mag sie stimmen oder nicht, ist schon ziemlich heftig, selbst wenn da nichts dran sein sollte. Hier wird übrigens auch deutlich, dass er Angst hat, dich zu sehr damit zu belasten, weil du ja auf diese Geschichte gleich so geschockt reagiert hast. Also erzählt er lieber gar nichts mehr, weil er denkt, dass es dir zu viel werden könnte.

Wenn es dir tatsächlich zu viel wird, und dich das, was er erzählt, zu sehr aufwühlt, kann er es ja auch in Etappen erzählen. Nach dem Motto: „Du, das ist echt heftig. Das muss ich jetzt erst Mal verdauen. Aber für dich ist es ja auch heftig. Ich möchte aber trotzdem, dass du mir mehr davon erzählst. Mir ist es wichtig, zu erfahren, was da abgeht, um dein Verhalten besser verstehen und dir beistehen zu können. Ich hole mir jetzt erst mal ne Tafel Schokolade und dann reden wir weiter“

Ihr seid doch solche „Rollenspielfreaks“, warum verwurstet ihr das nicht als Rollenspiel oder bastelt euch eine Geschichte? Ich musste mal auf einen kleinen Jungen aufpassen, der nicht einschlafen konnte, weil er Angst vor Einbrechern hatte. Wir haben uns eine gemeinsame Geschichte ausgedacht, in der wir uns ausmalten, wie dämlich sich die Einbrecher anstellen und was denen alles Blödes passiert, so dass sie es gar nicht erst in sein Zimmer schaffen. Dann könnte er einschlafen.

Ihr könnet auch einen Schlachtplan aushecken, was ihr alles mit den blöden Typen machen würdet, wenn ihr könntet. Oder ihr denkt euch schlagfertige Antworten aus. Du kannst so tun, als seist du einer der Typen und er setzt sich zur Wehr. Bei Mobbing ist auch Körpersprache wichtig. Er könnte mal drauf achten, sich groß zu machen, tief durchzuatmen, Brust raus, Schultern nicht hängen lassen usw. Das könnt ihr zusammen üben. Das wird das Problem wahrscheinlich auch nicht ganz verschwinden lassen, aber es kann mehr Sicherheit geben und lässt sich über solche gemeinsamen Aktionen leichter ertragen.

Situation mit den Eltern

Positiv ist schon mal, dass er deutlich sagen kann, was er akut will und was nichtl: „Lass mich in Ruhe?“, „ Fass mich nicht an“. Sowohl du, als auch seine Mutter sollten sich in dem Fall auch daran halten, auch wenn es nicht immer leicht fällt. Deine Mutter hat in „angepault“, als er seine Ruhe wollte, du hast ihn in den Arm genommen, als er nicht angefasst werden wollte. Fehler sind menschlich. Du solltest seine Mutter nicht für ihre Fehler verurteilen. Sie meint es ja nicht böse. Sie hat es auch ganz schon schwer, wenn der Mann depressiv ist, ein Sohn gestorben ist und dein Freund ihr einziger richtiger Ansprechpartner ist.

- Was hat sie denn für einen Ausgleich? Kommt sie mal unter Leute?

Sie scheint ja viel für euch zu machen euch dabei aber leider zu sehr zu „bemuttern.“ Hier solltet ihr anfangen Grenzen zu ziehen. Vielleicht könnt ihr Rituale einführen. Dann fühlt sie sich nicht so nutzlos und ihr euch freier. Wenn sie gerne für euch kocht, dann kann sie einmal die Woche für euch kochen und ihr esst dann gemeinsam. Oder ihr wechselt euch ab, einmal die Woche ihr, einmal sie. Du solltest ihr auch sagen, dass es zwar schön ist, dass sie eure Wäsche macht, aber du dich so unselbständig fühlst, wenn du nicht selbst wäschst. Dann könnt ihr einen Plan machen, wann sie Waschtag hat und wann ihr.

Das wären meine Gedanken dazu. Im Grunde finde ich, dass du das schon alles ganz gut machst und ihr beide es schaffen könnt, das Ganze zu bewältigen.


Alles Liebe

Batida
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
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  • #51
Neues Update - und weiterhin Danke für die Antworten, die noch gekommen sind.

Ich werde aus einer ganzen Reihe von Gründen im Moment definitiv nicht Schluss machen, darüber werde ich hier auch nichts weiter schreiben oder mich gar dafür rechtfertigen, da meine Frage gar nicht war "Beziehung weiter führen oder nicht?", sondern "Wie besser mit beschissener Situation umgehen?". Eine Trennung steht zur Zeit weder für meinen Freund noch für mich zur Option. Ich werde an dieser Stelle nicht die ganzen Gründe aufzählen, warum ich ihn liebe, für einen geeigneten Partner halte und bei ihm bleiben will. Es sind viele, aber es sind meine eigenen Gründe, und dafür will ich mich nicht in einem Internetforum rechtfertigen. Wir sind ein Paar und halten zusammen, das ist im Moment (und hoffentlihc noch sehr lange) einfach eine Tatsache. Dafür habe ich mich entschieden und bisher noch keinen Grund gefunden, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Auch ich bin im Umgang nicht immer leicht, und mein Freund akzeptiert das auch, genau wie ich umgekehrt seine Macken respektiere. Eine solche Haltung bei einem für mich sexuell attraktiven Mann zu finden ist selten - und es bleibt auch dann kostbar, wenn dieser Mann eben wirklich mal ausgerastet ist, weil ihm eine Situation über den Kopf wächst, aus der er keinen Ausweg sieht und die ihn Woche für Woche und Monat für Monat fertig macht. Ganz abgesehen von den vielen anderen Dingen, die mir an diesem Mann kostbar sind - noch mal, ich werde hier nicht alles beschreiben, Liebe ist mir manchmal einfach zu kostbar für in ein Forum getippte Worte.

Es ging mir also nicht darum, die Beziehung zu hinterfragen, sondern wirklich darum, für eine konkrete Situatin Hilfestellung zu bekommen, wie ich damit besser umgehen kann. Falls ich an Co-Abhängigkeit leiden sollte (ich kann es nicht völlig ausschließen - schließlich gehört zur Symptomatik ja auch, dass jegliche Problematik negiert wird), dann merke ich es zur Zeit nicht und habe stattdessen einfach so das Gefühl, dass wir beide in dieser Beziehung viel geben und viel zurückbekommen und es daher eine gute Beziehung ist. Aber halt keine Beziehung ohne Probleme - und für diese Probleme in der Beziehung habe ich hier nach Ratschlägen und Ideen gesucht, die lieberweise ja auch zahlreich und in die Tiefe gehend unterschiedliche Aspekte beleuchtet und mir damit mehr Klarheit verschafft haben.

Vorgestern und gestern hatte ich wirklich das Gefühl, dass mir alles zu viel wird und ich einfach mal RAUS muss - nicht zuletzt, weil ich eben auch gerade mitten in den Prüfungsvorbereitungen bin und vor lauter Sorge wegen dieser blöden hier im Thread beschriebenen Situation überhaupt keine Kraft mehr hatte, richtig loszupowern. Da war ich dann vorgestern abend zum Glück geistesgegenwärtig genug, ihn zu fragen, ob er auch Lust hat, einfach mal RAUS zu fahren. Mein Vorschlag war, dass wir mit meiner Fahrkarte so weit wie möglich rausfahren, irgendwo in den Wald gehen und ein Picknick machen. Mein Freund war zunächst einverstanden - hatte dann aber die Idee, dass er (fragt mich jetzt bitte nicht, wie das jetzt wieder zusammenhängt, ich kapier es nämlich nicht mehr) von seiner Mutter "ja eh noch" Geld bekäme und meinte, wir könnten mit dem Geld doch auch einmal runter ins Ruhrgebiet zu unseren Leuten fahren. Ich habe es nicht kapiert. Aber ich hab mich trotzdem gefreut. Ohne groß nachzudenken. Zwei Mal in einem Monat wegfahren? Das WE davor hatten wir ja schon letzten Dezember bezahlt und waren mit einem Kumpel hingefahren, der wegen seinem Job als Monteur auch privat frei tanken kann, aber dieses Mal...

Egal. Ich war dankbar. Es ist weder für ihn noch für mich gut, wenn wir zu viel zu Hause hocken. Ich hätte es nicht bezahlen können - aber bei so Freizeitsachen ist bei uns eigentlich immer schon üblich gewesen, wer grad was hat und bereit ist, den anderen einzuladen, bezahlt einfach. Bestimmt war es unvernünftig - aber manchmal braucht man eine solche unvernünftige Aktion, um die geistige Gesundheit zu behalten.

So sind wir gestern, als er um 2 von der Arbeit heimkam, ganz spontan runter ins Ruhrgebiet gefahren, wo halt unsere halbe LARP-Clique wohnt, und waren mit denen grillen. Ich hab einfach nicht viel gesagt und es genossen, mich hier "am richtigen Platz" zu fühlen. Ihr wisst schon, dieses Gefühl, wenn man sich einfach geben kann, wie man ist, auch wenn das verschwitzt und müde und mit entzündeten Rasierstoppeln an den Beinen ist. Und mein Schatz ist richtig aufgeblüht da, bei all dem dort üblichen Rumgeprolle, wer schon wieviele Monster auf was für originelle Weisen gecasht hat... Manchmal so eine Insel bei Menschen, die sind wie man selbst, viel wert. Nachts um 2 haben wir noch "Gamers 2" geguckt, heut morgen gefrühstückt und sind dann noch zwei andere Freunde zum Tee besuchen gefahren.

Langer Rede, kurzer Sinn: Es war gut, gemeinsam rauszukommen, nicht auf einen Con, sondern einfach nur als er und ich. Unter Leute, die uns als Paar kennen, zu Tess, die sagt, dass es in langen Beziehungen immer mal Knatsch gibt, man mit der Zeit aber einfach zusammenwächst und immer besser lernt, sich aufeinander abzustimmen, und das Geldsorgen die schlimmsten Sorgen für eine Beziehung sind. Manchmal muss man auch einfach jammern...

Unsere Freunde da meinten auch mehrere unabhängig voneinander, da sie ja schon wussten, dass ich mich in die Richtung bewerbe, dass sie mir die Daumen drücken würden. Tess Freund meinte sogar zum Abschied, dass er jetzt darauf baut, dass wir definitiv runterziehen - woraufhin mein Schatz dann lachte und meinte, wenn er das so dringend wollen würde, dann könnte er ihn ja zum halben Preis als Schüler in seine Kampfsportschule aufnehmen, und die beiden blödelten noch ein bisschen darüber. Irgendjemand hat auch noch mal mit meinem Schatz über mögliche Stellenchancen für ihn geredet und die beiden haben gemeinsam überlegt, welche Unternehmen in Frage kommen würden - das hab ich mal interpretiert als "er möchte auch."

Auf der Heimfahrt ging es mir deutlich besser. Und als wir hier waren, noch ein bisschen gequatscht haben und sich dann jeder an seinen Rechner verzog, hat mein Schatz mir gleich noch mal einen Link für zwei neue freie Stellen unten geschickt.

***

Ich werde jetzt erst mal, wie mit meinem Freund abgesprochen, das Thema Haus oder Wegzug nicht weiter forcieren - weil weder sein noch mein Nervenkostüm im Moment dafür belastbar genug sind. Er meint, in ihm verändert scih grad so viel, dass er es erst mal in Ruhe lassen will - und ich hab jetzt zumindest wieder meinen inneren Fahrplan für die Zukunft, den ich brauche, um mich wieder auf meine Arbeit zu konzentrieren. Erst mal muss ich die Prüfung bestehen. Und wenn ich sie bestanden habe - dann werde ich in jedem Fall und unabhängig von ihm wegziehen müssen oder in einem anderen als meinem gelernten Beruf arbeiten, und zwar dann eher auf Niveau "Verkäuferin bei Aldi".

Daher muss ich so oder so wegziehen. Meine Abschlussnote ist einfach nicht gut genug, um die wenigen freien und hart umkämpften Stellen in unserer Region zu ergattern. Und letztlich wäre ich da egoistisch genug, um notfalls auch alleine wegzuziehen - ich würde nie fordern, dass mein Freund mir folgt, aber ich würde auch nicht mein eigenes sicheres Einkommen komplett aufgeben, nur um in seiner Nähe bleiben zu können. Daher bewerbe ich mich, wie gesagt, in eine Gegend, in der es auch für ihn gute Stellenchancen sowie die Chance auf Technikerschule gibt. Das habe ich nicht über seinen Kopf entschieden - die Idee kam ursprünglich von einem der Leute aus der LARP-Clique und wurde dann von meinem Freund an mich rangetragen, was ich von der Idee halten würde. Für ihn war es halt erst mal nur wunderschöner Traum, würde ich sagen, aber ich kann halt selber schlecht träumen und schmiede lieber Pläne. Im allerschlimmsten Fall würd ich auch alleine gehen, aber lieber, tausend mal viel lieber, mit ihm.

***

So, jetzt noch mal zu dem sehr ausführlichen und tollen Beitrag von Batida.




Finanzen

Ich sehe auch die beste Lösung im Hausverkauf. Das wird aber seine Zeit brauchen. Daher möchte auch ganz gern die aktuelle Situation verstehen, um zu schauen was man nun akut machen kann, um die Situation zu verbessern. Dazu habe ich einige Verständnisfragen.

Thema Haus:
Du schreibst, es ist sein Haus, aber die Idee zum Hauskauf kam von seinen Eltern.

- Was war deren Intention für den Hauskauf?
- Haben sie es für ihn gekauft und ihm „geschenkt“ als sie es nicht
mehr abbezahlen konnten?
- Oder hat er von Anfang an selbst abbezahlt und die Eltern haben
etwas dazu gegeben, was sie nun nicht mehr können?
- Warum hat er sich auf diese Idee eingelassen?
- Er ist noch sehr jung. Zahlt er bereits die „niedrigste“ Rate, die bei
der Bank möglich ist? Oder geht da noch was?

Er ist eindeutig überfordert mit der Abbezahlung des Hauses. Du bist da ja mittlerweile quasi mit eingezogen. Inwieweit bekommt er finanzielle Unterstützung von dir und seinen Eltern?

Die Eltern haben sich immer ein Haus gewünscht, aber konnten es sich selber nicht leisten - bis der Sohn halt eine feste Stelle und damit ein festes Einkommen hatte. Es war ursprünglich vereinbart, dass beide Parteien die Hälfte abbezahlen - aber der Vater zahlt seinen Teil wohl einfach nicht mehr, da er halt "krank" ist. Dass er Depression hat, vermuten wir nur, er weigert sich nämlich, zum Arzt zu gehen (Aussage der Mutter), bzw. ist wohl krankgeschrieben und kriegt Krankengeld, aber nichts darüber hinaus. Und ist meist eben auch nicht wirklich ansprechbar.
Warum er sich darauf eingelassen hat (und warum die Eltern ihren Sohn tatsächlich auf so eine Weise für den Rest seines Lebens an einen Ort binden wollten) weiß ich nicht und er vermutlich auch nicht. Und darüber zu spekulieren ist vermutlich müßig.


Thema Miete:
Wenn bei seinem Vater eine so schwere Depression diagnostiziert wurde, dass er nicht mehr arbeiten kann, müsste er eine Berufsunfähigkeitsrente bekommen, von der er einen Teil für die „Miete“ abzweigen könnte. Wenn das Haus verkauft wird, müssten die Eltern woanders auch Miete bezahlen. Du schreibst aber, seine Eltern können ihn finanziell nicht unterstützen. Auch du wohnst außerdem in dem Haus, auch wenn du noch deine Wohnung hast. Wie sieht das genau aus?

- Zahlen seine Eltern „Untermiete“? Oder wohnen sie kostenlos bei
ihm?
- Wie sieht‘s mit dir aus? Zahlst du „Untermiete“? Oder wohnst du
kostenlos bei ihm?

Sein Vater zahlt, nach dem was ich weiß, erst mal gar nichts oder zahlte gar nichts, weil die Rente nicht kam oder keiner weiß nix genaues, weil keiner redet. Die Mutter zahlt Wasser und Gas.

Ich zahl Haushaltsgeld und die Telefon/Internetrechnung. Wir hatten geplant, dass ich eben auch einziehe und dann Miete zahlen kann, aber aufgrund der kommendenden Arbeitslosigkeit mussten wir das verschieben (was mir aufgrund meiner "Angst" vor dem Zusammenziehen wegen meinem Ex nicht völlig unwillkommen war, aber diese Angst hätte ich überwunden, wenn wir damit halt die Situation hätten verbessern können). Wenn ich könnte, würde ich mehr zahlen, aber seit meiner im ersten Anlauf vermasselten Prüfung haben ich ca. 200 Euro weniger Bezüge bei gleichen Ausgaben bzw. aufgrund des enormen Materialaufwandes für die Prüfung sogar eine Mehrbelastung von gut 120 Euro gehabt. Nach Abzug von meiner Miete (die ja ab nächstem Monat das Amt übernehmen wird, so lange ich auf Arbeitssuche bin), Versicherungen, Fahrkarte, Handy und Telefon bleiben mir auf dem Papier noch 300 Euro, die aber aufgrund des vor der Prüfung recht stark überzogenen Kontos (ich dachte ja, ich könnte es im nächsten Monat ausgleichen, aber da waren es schon 200 weniger) eben mindestens zur Hälfte zum Ausgleich der Verschuldung bei der Bank benötigt werde. Mit anderen Worten, es bleibt kaum was über, da ich ja auch noch so hübsche Dinge wie das Binden der zweiten Examensarbeit und dann auch wieder das ganze Material für die nächste Prüfung bezahlen muss.

Thema Haushaltsgeld:
Ihr nutzt alle Wasser, Strom und Heizung im Haus. Wer bezahlt das?
Du schriebst in einem anderen Thread, dass jeder von euch monatlich 120 Euro Haushaltsgeld in die Haushaltskasse einbezahlt. Daraus ergeben sich weitere Fragen.

- Wofür wird dieses „Haushaltsgeld“ verwendet?

Für Lebensmittel, Toilettenpapier und Shampoo, sag ich mal - aber an besagtem Wochenende war der Monat so gut wie zu Ende, das Haushaltsgeld aufgebraucht und ich war davon ausgegangen, dass auf meinem Konto neues Geld ist, dass zur Deckung des Bedarfes verwendet werden könnte. War aber nicht.

Arbeitssituation

Aus dieser Arbeitssituation muss er raus. Da das aber auch nicht so schnell geht, müsst ihr erstmal das Beste draus machen. Die Hundegeschichte, mag sie stimmen oder nicht, ist schon ziemlich heftig, selbst wenn da nichts dran sein sollte. Hier wird übrigens auch deutlich, dass er Angst hat, dich zu sehr damit zu belasten, weil du ja auf diese Geschichte gleich so geschockt reagiert hast. Also erzählt er lieber gar nichts mehr, weil er denkt, dass es dir zu viel werden könnte.

Wenn es dir tatsächlich zu viel wird, und dich das, was er erzählt, zu sehr aufwühlt, kann er es ja auch in Etappen erzählen. Nach dem Motto: „Du, das ist echt heftig. Das muss ich jetzt erst Mal verdauen. Aber für dich ist es ja auch heftig. Ich möchte aber trotzdem, dass du mir mehr davon erzählst. Mir ist es wichtig, zu erfahren, was da abgeht, um dein Verhalten besser verstehen und dir beistehen zu können. Ich hole mir jetzt erst mal ne Tafel Schokolade und dann reden wir weiter“

Ihr seid doch solche „Rollenspielfreaks“, warum verwurstet ihr das nicht als Rollenspiel oder bastelt euch eine Geschichte? Ich musste mal auf einen kleinen Jungen aufpassen, der nicht einschlafen konnte, weil er Angst vor Einbrechern hatte. Wir haben uns eine gemeinsame Geschichte ausgedacht, in der wir uns ausmalten, wie dämlich sich die Einbrecher anstellen und was denen alles Blödes passiert, so dass sie es gar nicht erst in sein Zimmer schaffen. Dann könnte er einschlafen.

Ihr könnet auch einen Schlachtplan aushecken, was ihr alles mit den blöden Typen machen würdet, wenn ihr könntet. Oder ihr denkt euch schlagfertige Antworten aus. Du kannst so tun, als seist du einer der Typen und er setzt sich zur Wehr. Bei Mobbing ist auch Körpersprache wichtig. Er könnte mal drauf achten, sich groß zu machen, tief durchzuatmen, Brust raus, Schultern nicht hängen lassen usw. Das könnt ihr zusammen üben. Das wird das Problem wahrscheinlich auch nicht ganz verschwinden lassen, aber es kann mehr Sicherheit geben und lässt sich über solche gemeinsamen Aktionen leichter ertragen.

Das mit der Geschichte und den (natürlich nicht real durchgeführten) Racheplänen ist gut. Ich glaub, das mach ich demnächst mal mit ihm. So was ist einfach auch noch mal ein gutes Ventil.

Das mit dem "rollenspielerisch üben" werd ich einfach mal noch ein bisschen verschieben - und ich könnte so dran gehen, dass ich beim quatschen überlege, wie wohl der Freund von Tess, mit dem Kampfsportunterricht, vorgehen würde. Das ist eine gute Idee. Einmal, weil der Typ einfach ne Klasse Ausstrahlung hat und es einem schon beim Gedanken an ihn besser geht, und einmal weil er einfach definitiv ne Ausstrahlung hat, von der sich jedes Mobbingopfer eine Scheibe abschneiden kann.

Aber dafür werd ich den richtigen Moment abpassen. Das dauert vielleicht noch ein paar Wochen. Egal. Normalerweise, wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, bin ich geduldig und dickköpfig und erreiche das Ziel früher oder später auch.

Situation mit den Eltern

Positiv ist schon mal, dass er deutlich sagen kann, was er akut will und was nichtl: „Lass mich in Ruhe?“, „ Fass mich nicht an“. Sowohl du, als auch seine Mutter sollten sich in dem Fall auch daran halten, auch wenn es nicht immer leicht fällt. Deine Mutter hat in „angepault“, als er seine Ruhe wollte, du hast ihn in den Arm genommen, als er nicht angefasst werden wollte. Fehler sind menschlich. Du solltest seine Mutter nicht für ihre Fehler verurteilen. Sie meint es ja nicht böse. Sie hat es auch ganz schon schwer, wenn der Mann depressiv ist, ein Sohn gestorben ist und dein Freund ihr einziger richtiger Ansprechpartner ist.

- Was hat sie denn für einen Ausgleich? Kommt sie mal unter Leute?

Sie scheint ja viel für euch zu machen euch dabei aber leider zu sehr zu „bemuttern.“ Hier solltet ihr anfangen Grenzen zu ziehen. Vielleicht könnt ihr Rituale einführen. Dann fühlt sie sich nicht so nutzlos und ihr euch freier. Wenn sie gerne für euch kocht, dann kann sie einmal die Woche für euch kochen und ihr esst dann gemeinsam. Oder ihr wechselt euch ab, einmal die Woche ihr, einmal sie. Du solltest ihr auch sagen, dass es zwar schön ist, dass sie eure Wäsche macht, aber du dich so unselbständig fühlst, wenn du nicht selbst wäschst. Dann könnt ihr einen Plan machen, wann sie Waschtag hat und wann ihr.


Nein, sie kommt nie unter Leute. Seit ich hier wohne, habe ich sie maximal in einem Zaunklönschnack mit einer Nachbarin erlebt, oder mit mir, oder mit meinem Schatz. Sie geht mit ihrem Hund raus. Ich hab mal mit ihr geredet, warum sie denn nicht z.B. was bei der VHS macht oder so, aber das geht wohl wegen ihren rheumatischen Händen alles nicht so gut.

Natürlich meint sie es nicht böse...

Und ja, genau wie ich den Fehler mit dem Anfassen gemacht habe, kann sie auch mal einen Fehler gemacht haben.

Das mit dem Kochen und gemeinsam essen... Das habe ich früher mal gedacht, als ich hier eben eher noch als Gast zu Besuch war, ob ich das nicht mal vorschlagen solle. Und sie eben auch mal auf einen Tee hoch zu uns fragen. Das ist vielleicht wirklich mal ein Ansatzpunkt. Und dann, nicht beim allerersten Mal, aber irgendwann dann doch mal, auch mal das Thema mit dem Waschen und so ansprechen. Und ja, da muss ich meinen Kerl auch mal ein bisschen an die Nase packen: Ein bisschen bequem macht er es sich da ja wirklich.

Kann man auch keinem einen Vorwurf draus machen, aber... Nun ja. Vielleicht wirklich mal ein Gespräch zu dritt über die Aufgabenverteilung etc. im Haushalt - wenn man nun mal de facto erst mal zu dritt hier lebt. Ob man seinen Vater da auch noch mit reinkriegt, bezweifele ich eher, aber es wäre zumindest ein Anfang.

Das wären meine Gedanken dazu. Im Grunde finde ich, dass du das schon alles ganz gut machst und ihr beide es schaffen könnt, das Ganze zu bewältigen.

Merci. Für die Gedanken und für das Vertrauen. Es ist wohl einfach so, dass Menschen manchmal Fehler machen und Fehler haben - wer wüsste das besser als du oder ich? Und manchmal ist alleine davon laufen einfach nicht mehr der richtige Weg. Manchmal hat man einfach jemanden gefunden, der es einem Wert ist, auch mal ein paar schlechte Tage gemeinsam zu überstehen - wenn man denn ein Bild von der Zeit hat, die wieder besser werden könnte.

Es wird sicher noch manchmal wieder ganz schön hart werden. Aber wie gesagt, mein Freund hat mir vorhin noch mal ein paar Stellenangebote im Ruhrpott für mich gezeigt. Vielleicht wird nicht alles ausdiskutiert - aber wir haben mit Unterbrechungen, Herumgedruckse, verletzten Gefühlen und über einen Zeitraum von eineinhalb Wochen letztlich doch gemeinsam das Problem beim Namen nennen können und gemeinsam einen ungefähren Fahrplan für die nähere und fernere Zukunft aufgestellt, auch wenn die Vokabel "Haus verkaufen" dabei bisher erst einmal und zwar ganz am Rande gefallen ist. Mit den Stellenanzeigen hat er mir grad wieder gezeigt, dass er eben ein Mann ist, der zwar nicht so viel redet, dafür aber handelt. Ich denke daher schon, dass ich erst mal in unsere Partnerschaft und unsere Fähigkeit, die kommenden Herausforderungen dann zu händeln wenn sie auftauchen, vertrauen kann. Vielleicht nicht perfekt, aber es gibt auf der Welt halt auch kein "perfekt", oder?

Vielen Dank an alle, die sich hier die Zeit genommen haben zu versuchen, mir mit konstruktiven, teilweise auch kritischen Denkanstößen zu helfen, eine für mich sehr schwere Situation ein bisschen besser zu managen! Auch, wenn ich nicht all eure Vorschläge eins zu eins umgesetzt habe, waren alles Denkanstöße, die mir geholfen haben, meinen eigenen Weg besser zu finden. Evt. werde ich diesen Thread in ein paar Wochen noch mal rausholen, wenn sich neue oder weitere Entwicklungen abzeichnen, dann würde ich mich über ähnlich gute Beiträge auch wieder sehr freuen - aber für heute habe ich erst mal einen für mich gangbaren Weg gefunden, der es mir ermöglicht, jetzt erst mal wieder mit ganzer Kraft an meiner kommenden Prüfung zu arbeiten, anstatt mir den Kopf über Geld, Haus und Schweigen zu zerbrechen und dabei das Gefühl zu haben, verrückt zu werden. Also genau das, was ich mit diesem Beitrag gesucht habe.

Alles Liebe und Danke schön!
 
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