• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Diskussion über die "Vermarktung" des weiblichen Geschlechts

E
Benutzer87390  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hi!

Ich hab mich gestern mit meiner potenziell neuen Freudin lange über ein Thema unterhalten, und wollte vielleicht mal eine öffentlichere Debatte starten. Es begann damit, dass wir uns über unsere Vorlieben unterhalten haben, und dann auf Körperbehaarung kamen...

Wir haben uns lange darüber aufgeregt, dass heute gerade in diesem Thema ein Druck auf Frauen (und zum Teil auf Männer) ausgeübt wird, dass Mensch (speziell Sie) sich zu rasieren hat. In communities wie StudiVZ wird gehetzt (SchülerVZ kann ich nicht nachrecherchieren, wär aber schlimm wenns da auch so ist), und Frauen wird - wie in allen Bereichen ihres Körpers - eingeredet, dass natürlich hässlich ist. Zum Glück sinid wir in D mit den Intimduschen (Douchebags) noch nicht so weit wie in den Staaten, wo - wie bei Rasur im Prinzip auch - ein erhöhtes Infektionsrisiko für scheinbare "Hygiene" in Kauf genommen wird. Im Prinzip führen solche Moden immer mehr zu einer Entfremdung zwischen uns und unserem Körper. Natürlich fordere ich schon eine vernünftige Hygiene von meiner Partnerin, und es darf auch rasiert werden, wenn sie es so wünscht, aber heute wird ein Bild einer Frau konstruiert, dass in seiner Unmenschlichkeit einfach nur widerlich ist. Jugendlichen beiderlei Geschlechts, aber primär Mädchen wird so lange eingeredet, dass sie hässlich sind, bis sie es glauben. Pickel und mehr als Haut und Knochen werden skandalisiert, ein Idealbild geschaffen, dass im Prinzip unerreichbar ist - und sich mit Make-Up, Gesichtswasser, Intimshampoo und Rasierklingen erkauft werden soll. Wo das hinführt, sehen wir in Japan. Dort gibt es Werbungen mit einer - meines Empfinden nachs wirklich schönen - Frau und auf einmal kommen jede Menge Leute, und meckern, und kritisieren, und wollen ändern. So wird dort inzwischen für "Schönheits"chirurgie geworben. Für Werbungen werden heutzutage models (die eventuell vorher plastische Chirurgie erfahren haben) geschminkt etc., und später am Computern noch einmal nachbearbeitet. Das sollen unsere Vorbilder sein. Dem sollen wir nachstreben. Ich glaube kaum, dass man da eine große Chance hat...

Mit der Sexualität sieht es ähnlich aus. Wir sollen sexy sein, am besten 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche. Die Medien leben uns Menschen vor, die (halb)nackt herumlaufen, die unpraktischsten und idiotischsten Kleidungsstücke tragen... jedes Mal, wenn ich wieder jemanden Bauchfrei durch den Winter laufen sehe, denke ich an Nieren- und Blasenentzündung. Und manche meiner Komillitoninnen gehen mit ihren Stiefelchen sogar ins Gelände. Also an einen Ort, wo es einzig auf eine gute Ausrüstung ankommt. Seit wann müssen Kleidungsstücke unpraktisch sein? Welcher Designer hat die erste weiße Hose vorgestellt und wurde dafür nicht ausgelacht? Warum müssen Kleidungsstücke immer neu sein, sehen aber von der Fabrik extra so aus, als seien sie lange getragen?

Ih habe beim Titel das weibliche Geschlecht geschrieben. Prinzipiell geht das natürlich in beide Richtungen, aber in einer noch immer von Männern dominierten Gesellschaft müssen Frauen nunmal mehr einstecken.

Ich würde mich über eure Gedanken zu dem Thema interessieren.
 
Subway
Benutzer54399  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #2
Um mal die Vorbildfunktion der Medien als erstes rauszupicken:
Finden wir die Frauen so schön, weil sie uns in den Medien so gezeigt werden oder zeigen uns die Medien die Frauen so, weil sie uns gefallen? (Jaja, finden nicht alle schön, verallgemeinerung, usw. Ihr wisst, wie es gemeint ist.)
 
E
Benutzer87390  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #3
wieso ist es, dass uns die schönen Frauen auf den Ölgemälden alle mollig vorkommen? Und wieviel Scheiß macht man mit, wenn man in Gruppen ist? Wieviele Lieder à la "Zehn nackte Friseusen" singen wieviele Leute mit? Wieviele 13-jährige haben sich noch vor 20-30 Jahren gefragt, ob es prüde ist, wenn sie keinen ANalverkehr oder Gang-Bang wollen? Was ist die Nachricht, die die Medien vermitteln? Wieso geben Firmen Milliarden für Werbung aus, wenn sie nicht unsere Psyche beeinflusst, assoziationen aufbaut...

Glaubst du nicht, dass die Medien und unser persönliches Umfeld einen bedeutenden Einfluss auf unsere Sexualität haben?
 
Subway
Benutzer54399  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #4
wieso ist es, dass uns die schönen Frauen auf den Ölgemälden alle mollig vorkommen?
War damals Mode? *g* Weil nur die reichen genug zu Essen hatten!? Wäre so eine Idee...

Glaubst du nicht, dass die Medien und unser persönliches Umfeld einen bedeutenden Einfluss auf unsere Sexualität haben?
Doch, das glaube ich. Die Frage ist: "Ist es schlecht?" Mag ich mein Sexleben, weil es die Medien mir irgendwie suggeriert haben? Weil ich in meiner Jugend einen Porno zu viel gesehen hab? Weil meine Kumpels am Stammtisch geprahlt haben?
Eine Meinungsbildung kommt ja dadurch zustanden, dass man alles erlebte und erlernte miteinander kombiniert. Da sind natürlich auch die Medien dabei und die nehmen heutzutage natürlich einen höheren Stellenwert ein als noch vor 50 Jahren.
Für eine neutrale Meinung bräuchte ich dann ja quasi eine sterile Umgebung, sonst wird mich immer irgendwer beeinflussen.
 
E
Benutzer87390  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #5
nun, es geht mir nicht primär über den Fakt, dass Mensch in seiner Sexualität von außen beeinflusst wird, die Richtung stinkt.

Unter dem Deckmantel der "Toleranz" werden homosexuelle als Exoten lächerlich gemacht, unter dem Deckmantel der sexuellen Befreiung wird eine übertriebene Erwartungshaltung aufgebaut... Natürlich soll jeder machen können was er will, und eine tabuisierung ist auch falsch.
Aber heute wird Sex einfach vermarktet, gepredigt, und das ist auch falsch, denke ich. Sex müsste eigentlich gar nicht thematisiert werden, sondern praktiziert. Man kann die Grundlagen in der Schule lehren, und Foren wie dieses sind Anlaufstellen für die, die Fragen haben, aber bitte lasst nicht alles Sex sein! Bei Burger King geht es um den Verzehr ungesunden Essens, und nicht um Sex. Bei Axe geht es um Deo, nicht um Sex. Ähnliches bei Magarine, Wasser, Autos...Medien müssen verantwortung tragen für die Generation die sie verblöden...
 
Subway
Benutzer54399  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #6
So ganz versteh ich leider nicht, worauf du hinaus möchtest.

Dir gefällt es nicht, dass ein Produkt von einer schönen Frau beworben wird? Dir wäre eine nüchterne Aufzählung der Vorteile eines Produktes von einer neutralen Roboterstimme lieber?

Und warum werden homosexuelle als Exoten lächerlich gemacht? Ich denke nicht, dass es in der Vergangenheit eine bessere Zeit für homosexuelle gegeben hätte (was die akzeptanz angeht).

Und über Sex reden ist auch nicht gut, weil man ihn nur praktizieren sollte? Vielleicht sogar nur zur Fortpflanzung und nicht zum Spaß?
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #7
Deinem ersten Beitrag kann ich zumindest großteils auch zustimmen:
- Übertrieben makellose, angeblich ach so schöne Menschen (natürlich nur Dank Kosmetik und Photoshop) finde ich alles Andere als schön. - Diesen Menschen fehlt jegliche Optische Individualität und damit auch ein Teil der Persönlichkeit.
- Völlig unpraktische Kleidung gilt als schön und praktische, der Situation und Witterung angepasste Kleidung ist angeblich hässlich (siehe bauchfrei im Winter oder die aktuellen Sandalen-Diskussionen). - Aber von solcem Schrott lasse ich mich einfach nicht beeindrucken.
Erst wenn Funktion und Preis passen, schaue ich bei Kleidungsstücken auch auf das Aussehen (mal abgesehen von Kleidung für besondere, seltene Anlässe)
- Gewisse Schönheitsideale werden als das einzig Wahre angepriesen, obwohl sie evtl. ungesund oder für manche Menschen einfach unangenehm sind. - Wer diesem Ideal nicht entspricht, wird als hässlich bezeichnet.

Aber weisst du, was?
Ich mache diese ganze Scheiße einfach nicht mit.
Ich verzichte im Sommer nicht auf Sandalen, weil sie angeblich hässlich sind und ich trage auch sonst Klamotten, die in erster Linie praktisch und preiswert sind.
Und ich stehe weiterhin auf eher natürliche Frauen und nicht auf Modepüppchen, was sowohl Vorteile (weniger Konkurrenz), als auch Nachteile (weniger Auswahl) mit sich bringt.


Mit deinen weiteren Beiträgen kann ich aber mal überhaupt nichts anfangen... die gehen mir zu sehr in Richtung "buhuhu, heutzutage ist alles schlecht" :geknickt: und "früher war alles besser", was ich absolut nicht nachvollziehen kann.
 
M
Benutzer Gast
  • #8
Na klar wird heute ständig die ideale Frau präsentiert und gesagt, wie man zu sein hat um als schön zu gelten.
Genauso wird in sämtlichen Medien erzählt, wie der perfekte Sex ist, wer wie lange durchzuhalten hat usw.

Aber wer sich das zu sehr zu Herzen nimmt ist selbst Schuld.

Ich bin auch ohne 90-60-90 und langes glänzendes Haar sehr zufrieden mit mir.
In der 10. Klasse hatten alle Mädchen ausser mir lange blonde Haare und waren DEUTLICH schlanker als ich, damit auch sehr viel begehrter bei Männern als ich.
Klar war es anfangs ein blödes Gefühl, nicht beachtet zu werden, aber mit der Zeit denkt man sich nur "Was solls?". Inzwischen bin ich sogar froh darüber, nicht wie die Masse zu sein, weil ich grad dieses besondere Etwas an mir schätze.

Ich bin so wie ich bin. Überschlanke Models im Fernsehen beachte ich gar nicht, im besten Fall lache ich. Ebenso bei Männern die meinen, sie könnten in 2 Stunden 30 Frauen beglücken. In den Medien wird geprahlt, geprotzt und aufgepusht. Dessen muss man sich einfach BEWUSST sein.
 
Dean
Benutzer16687  Verbringt hier viel Zeit
  • #9
Ich finds ehrlich gesagt nicht so schlimm.

Jeder sollte fähig sein die Realität von der perfekten Fernseh und Werbewelt zu unterscheiden.

Ich weiß, dass die Menschen normalerweise im Alltag nicht so perfekt aussehen wie in Filmen, aber auch, dass sie sich häufig nicht so verhalten wie in den Filmen. Da werden Menschen einfach überlebensgroß dargestellt...aber sie sind ja auch auf einer großen Leinwand und zur Unterhaltung da.

Der Rennfahrer im computerspiel fährt auch viel gewagter als ich und kommt ohne Konsequenzen davon, aber es ist einfach nicht die Reaität, genauso wie die Werbung nicht die Reaität ist.

Die Ausrede, dass die Medien so böse sind und uns beeinflußen finde ich ehrlich gesagt auch unglaublich schwach.

Die Medien sind ja keine außerirdischen Monster, die komplett unabhängig von der Menschheit sind. Es sind ganz normale Menschen die im Medienbereich arbeiten und keine bösartigen, die ihre Zeit nur damit verbringen den Zuschauern einzureden, das sie häßlich sind.

Es hat sich nunmal so ergeben, dass es so ein Schönheitsideal gibt, wie es momentan ist, aber das kam nicht durch die Medien, sondern duch die Gesellschaft als ganzes, weil eben diese Medien Teil unserer Gesellschaft sind.
 
Dean
Benutzer16687  Verbringt hier viel Zeit
  • #10
sorry, doppelt :zwinker:
 
metamorphosen
Benutzer44072  Sehr bekannt hier
  • #11
Ich stimme Dean zu, man muss die gesamte Gesellschaft sehen.

Man bekommt bei der Kritik, die zum Teil ja berechtigt sein kann, immer den Eindruck das die Verantwortung verschoben werden soll. Da scheint es ein ominöses Wesen namens "die Medien" zu geben, dass eines Morgens aufgestanden ist und sich gesagt hat: "Hey, keiner mag schlanke und Intimrasierte Frauen, aber heute fang ich an das Allen gegen ihren Willen aufzudrücken. :smile: "

Ne, die Medien sind ein Teil der Gesellschaft der schon eine gewisse Verantwortung hat, sich aber nicht unbedingt gegen den Markt stellen wird, wenn es nur um persönlichen Geschmack geht.

Mir persönlich ist es egal, ob in einer Anzeige ein sachlicher Text oder eine fröhliche und gutaussehende Frau (was immer die aktuelle Meinung darunter versteht) zu sehen ist. Wenn das dann zufällig eine kräftigere Inderin mit roten Rastas sein soll, komm ich damit auch klar, da bin ich ziemlich schmerzfrei.

Warum man den abgebildeten Personen nacheifern muss erschließt sich mir nicht so recht. Die Medien sind völlig zufrieden wenn ihre Produkte gelesen, gesehen, gekauft, konsumiert werden. :cool1: Mehr verlangt überhaupt niemand.

Klar scheint es einen gewissen Gruppenzwang zu geben, das Wort Zwang sollte man dabei aber nicht zu wörtlich nehmen. Wann war denn jemals so viel nonkonformes Verhalten möglich wie heute? Die Menschen wollen sich doch offensichtlich viel mehr an Vorbildern und Vorgaben orientieren als sie es müssten, weil sie z.B. Nachteile zu erwarten hätten.

Der durchschnittliche Stadtbewohner bekommt es ja noch nicht mal mit, dass die ältere Nachbarin bereits vor 3 Monaten verstorben ist, und da sollen sich die Leute drum kümmern wer von seinen Mitmenschen sich an welchen Stellen rasiert?
 
E
Benutzer87390  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #12
Genau das was ich wollte

Hi!

Na, da sind ja ein paar Standpunkte zusammengekommen, und der Grundstein für eine kotroverse Debatte ist gelegt!

Ja sicher, ich übertreibe das alles aus der Sicht vieler wahrscheinlich, aber ich habe nunmal eine etwas radikalere Einstellung. (und deshalb selbstverständlich keinen Fernseher, keine Produkte von gewissen Firmen... etc.)

Mein Standpunkt ist nunmal, das vieles, was wir sehen, wirkt. Nicht auf der Informationsebene, die können wir ganz gut filtern, sondern emotional. Und genau das ist der Punkt: Durch Emotionen dringt man tiefer, als durch den reinen informationsfluss, da man diese nicht so einfach filtern kann. Dadurch, dass man Begriffe "besetzt", z.B. "Tempo" für Taschentücher, schafft man eine Werbewirkung, die jenseits der Konkurrenz liegt. Dadurch, dass man Assoziationen schafft (z.B. Krombacher mit ihrem heuchlerischen "Regenwald-projekt", brilliante Werbekampagne, recht begrenzter Umweltnutzen, minimale Kosten) bekommt man ein positives image, ohne qualitativ etwas nachlegen zu müssen. Und, es gibt immernoch Sex. Sex ist die perfekte Werbestrategie, da an unsere primitivste Wahrnehmung appelliert wird. Axe der Firma Unilever, (übrigens hergestellt mit Palmöl aus Urwaldzerstörung), war zumindest in der Zeit als ich noch für Werbung empfänglich war DAS Deo mit dem Sex-Ruf, da sie mit aggressiven (und meines Erachtens frauenverachtenden) Werbemethoden vorgegangen sind. Irgendeinen Nachweis für die Wirksamkeit gibt es nicht, und darauf legt es die Firma auch nicht an. Das Produkt soll ja auch nicht für Frauen attraktiv wirken, sondern besonders für pubertierende Jungs wie mich damals. Es kann mir niemand erzählen, dass sich die Firma Unilever durch gesellschaftliche Zwänge dazu genötigt war, dies zu tun. Im Gegenteil, Unilever waren damit eher die Pioniere in der Sexualisierung der Medien.

Natürlich gibt es nicht das Wesen "Medien", und spätestens seit der Verbreitung des Internets gibt es eine nie dagewesene Vielfalt an Informationen auf Knopfdruck.

Aber die großen Anteile der Medienkonsumenten (Leser, Zuschauer, Hörer) gehen neben dem in Deutschland noch recht guten Öffentlich-rechtlichen Programmen vor allem an private Anbieter, die in den Händen weniger Konzerne liegen. Die Musikindustrie liegt größtenteils in den Händen von Aol Time Warner, Sony BMG und Universal, Bei Privatsendern sieht es ähnlich aus, im Internet dominiert Google mit ihrer Tochter Youtube.

Also, von Nischen wie NGOs und Open-Source-Seiten abgesehen sind da gar nicht so viele Akteure... Und da diese größtenteils nach dem Prinzip der Profitmaximierung arbeiten, haben sie auch eine gewisse Agenda, beziehungsweise sie profitieren von ihren Werbepartnern.

Sind die Medien an allem Schuld? Nein. Sicherlich nicht. Sie sind tatsächlich ein Spiegel dessen, was sich verkauft, aber auf ihre Opfer nehmen sie dabei auch keine Rücksicht. Die Berichterstattung wird immer reißerischer, die Programme immer skandalöser... (erinnert sich noch jemand an die Big Brother-Debatte in den 90ern?)

Heute werden die armen Wesen, die doof genug sind, sich untalentiert bei castingshows anzumelden (und das sind sicher nicht die gefestigten unangreifbaren Menschen, die sich wie hier im Forum über den Einfluss der Medien stellen) vor einem Millionenpublikum von alternden Ex-Musikern (mit zweifelhaftem Talent) lächerlich gemacht. Wie diese Menschen mit diesem traumatischen Erlebnis umgehen wird nicht gezeigt, gezeigt werden die Sieger. Es werden Märkte bedient. Mit dem ursprünglichen Ziel, Informationen zu verbreiten, haben bei den meisten Sendern nichtmal mehr die Nachrichten etwas zu tun.

Im Musikbusiness sieht es ähnlich aus. Von tatsächlichen untergrund-Geschichten abgesehen werden die meisten Leute gehyped, künstlich interessant gemacht. Wenige Frauen sind bekannt und nicht gutaussehend, und dank des ausverkaufs eiiger ursprünglich mal rebellischer Bands und Stilrichtungen wird sogar der Punk/Subkultur-Markt von den drei großen Labels bedient.

Off-Topic:
Wann war denn jemals so viel nonkonformes Verhalten möglich wie heute?


Heute ist es schwer, auf eine Weise "nonkonform" zu sein, die diesem Namen überhaupt gerecht wird.

Die Liste an Musikern, die noch wirklich Inhalt und Authenzität bieten schwindet rapide, und ich muss mich ideologisch von so vielen Bands verabschieden, weil ich kritische Texte, von Megakonzernen auf CD gepresst, einfach nicht ernst nehmen kann.

Body Shop wurde von L'Oreal gekauft, Converse von Nike. Ché Guevara gibts auf T-Shirts von Esprit, Palästinensertücher bei New Yorker. Discount-Bio vertreibt die kleinen idealo-Bauernläden, "Öko-Strom" wird auch von RWE E.on, Vattenfall und EnBW angeboten.

Eine schöne "nonkonforme" Bewegung haben wir heute...

Derweil wird dank Vorratsdatenspeicherung und Anti-Terrorgesetzen fleißig Jagd auf Aussenseiter gemacht. Wer nicht angepasst "nonkonform" ist, sieht wohl deutlich schneller, auf wessen Seite die Staatsmacht steht...

Achso, nein, ich trauere keinen Zeiten hinterher. Definitiv nicht den 50ern oder so, nur weil die Medien da prüde waren...

Ich habe nur das Gefühl, dass viele den jetzigen Zustand als freiheitlich und gut bezeichnen, und dass kann ich nicht so unterschreiben.

Aber kommen wir zurück zum Thema:

Warum mag ich es nicth, wenn mit hübschen Frauen geworben wird?

Die meisten werden das abtun, dass diese Models auf sie wirken, aber im Endeffekt tun sie es bei vielen, besonders jungen Menschen. Vieles führt dazu, dass das Aussehen überbewertet wird, und gerade der "offene Umgang" mit der Sexualität führt zu Konkurrenzdenken. Man kann im Schlafzimmer und an anderen geeigneten Orten mit zwei drei Ausnahmen (Kinder, Tiere) treiben was man will, mit sovielen Leuten wie man will, dass ist mir egal...

Was mich halt stört, ist dass dieser "offene Umgang" im Endeffekt so weit geht, dass Sex gepredigt wird, und das diese Botschaft immer jüngere Menschen erreicht. In diesen Kreisen gibt es noch nicht dieses "drüber stehen", zumindest oft nicht. Als Kind habe ich so viel unkritisch aufgenommen, Zweifel kommen erst später...
Auf diese Weise wird meines Erachtens ein falscher Umgang mit dem Thema gelehrt, oft, bevor der verantwortungsvolle Umgang mit diesem Thema in der Schule thematisiert wird.

Für mehr und strutkurierteres bin ich gerade zu müde...
 
brainie
Benutzer10802  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #13
Servus,

dan geb ich auch mal meinen Senf ab :zwinker: :

Ich denke, die pure Medienschelte greift in dieser Diskussion zu kurz. Wie schon mehrfach erwähnt: Die Medien geben der Masse das, was sie will. Dass das gerade beim deutschen Privatfernsehen oftmals dumm und moralisch grenzwertig ist und massiv auf Eigenwerbung für den eigenen Konzern und dessen Produkte abzielt ist zwar offensichtlich – Aber diese Sender verdienen eben so ihr Geld. Es ist eben werbefinanziertes Fernsehen, kein gütiges Geschenk von oben. RTL feiert jährlich den Superstar ab, damit BMG ein paar Songs von der Halde gewinnbringend an den Mann bringen kann. Pro Sieben sucht Germanys Next Top Model weil’s ein brillanter Werbeträger ist und man damit wieder günstig nen neuen „Promi“ erschaffen an den Sender gebunden hat. Muss man nicht gut finden, muss man aber auch nicht anschauen, wenn man so etwas für bedenklich hält.

Ich sehe die Verantwortung eher bei der Gesellschaft (Lehrern, Eltern etc.), ihren Kindern beizubringen das von den Medien transportierte Bild in Frage zu stellen – und eben eigene Erfahrungen auf freier Wildbahn, im echten Leben zu machen. Dann lernt man doch ziemlich schnell, die „Flimmerwelt“ vom echten Leben zu unterscheiden. Wenn viele die Erziehung ihrer Kinder dem heimischen TV-Gerät,MTVIVA und Nickelodeon überlassen, dann ist das sicher bedenklich. Das Programm im werbefinanzierten Privatfernsehen kann aber nur beeinflussen, wer per Fernbedienung seine Stimme abgibt und nicht jeden Hype mitmacht.

Zu Deinem Hauptthema, der Werbung. Sex sells, das ist so. Werbung wird emotional aufgeladen, redet uns ein, dass wir mit diesem oder jenem Produkt unsere Bedürfnisse stillen und uns selbst verbessern können. Webung spricht Grundinstinkte an. Angst und das Bedürfnis nach Sicherheit (Wir sichern sie ab! Wir sorgen dafür, dass sie schön bleiben!), das Bedürfnis nach Zufriedenheit, Spaß und einem positiven Lebensgefühl (brillant wie bedenklich: die alte Slices of Life-Kampagne von Vodaphone, die im Prinzip NICHTS mehr mit dem Produkt zu tun hatte oder auch viele Coke-Kampagnen), Sex (dann klappt’s auch mit dem Nachbarn!) – das aber schon lange Zeit. In der Darstellung wird’s zwar immer extremer, aber vom reinen Aufzählen von echten Produktvorteilen sind wir schon lange weg. Was heute verkauft wird, ist eben ein Image, das mit dem Produkt „verworben“ :zwinker: ist. Ich persönlich empfinde es aber eher so, dass die „extremere“ Werbung eben auch ihre Mechanismen immer offensichtlicher darlegt. Wer schluckt denn noch ernsthaft, dass Axe ihn zum Sexiest Man Alive macht? Erfahrungen macht man dann eben doch im richtigen Leben, nicht im abendlichen Fernsehprogramm.

Und: Zu jedem Trend gibt es den Gegentrend. Den großen Druck, immer und überall, jetzt und sofort und auf 1000 Arten Sex zu haben, sehe ich nicht. Sicher nicht mehr als in der großen Sexwelle in den Siebzigern, die zwar befreiend und nötig war, aber sicher auch so einige auch unter Druck gesetzt und überfordert hat. Wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment. Klar, das ging damals eher im Untergrund los, aber Trend ist Trend. Es war einfach der logische und nötige der Gegentrend zu den verklemmt-stockkonservativen 50igern, in denen Sexualität komplett verdrängt und tabuisiert wurde.

Nur weil Sex heute thematisiert wird und kaum noch Tabus gibt, muss man nicht alles mitmachen. In meinen Augen wird die Freiheit das zu machen was man will größer, nicht der Druck ALLES zu tun. Teenies wird ja auch nicht nur Sex verkauft. Keimfreie Ware wie die High-School-Musical oder Twilight (der Film) zielen in eine andere Richtung, die empfinde ich aber fast als bedenklicher, weil eben grade hier eine in Grundzügen erzkonservative und teils extrem oberflächliche Märchenwelt als „echte Liebe und Emotion“ verkauft wird. Sex gehört zu unserem Leben und darf und sollte auch direkt thematisiert und nicht ausgeschlossen werden.

Die Darstellung der Inhalte in Film und Werbung bedient die momentan gängige Auffassung von Ästhetik. Ich sehe auch gerne einen Film im Hochglanzlook, weil das einfach gut aussieht. Versuche ich deshalb wie Ken auszusehen und jage der imaginären Barbie hinterher? Im realen Leben steh ich trotzdem mehr auf natürliche Ausstrahlung. Dazu brauche ich keine Werbespots im ungeschönten Dogma-Look. Jetzt an Werbemacher zu appellieren, „unscheinbarere“ Models einzusetzen ist sinnlos. Die Masse würde es nicht sehen wollen.
Mal abgesehen davon, ist in meinen Augen der absolute Schlankheitswahn schon wieder vorbei. Auch Homosexualität ist in meinen Augen enttabuisiert und normalisiert wie noch nie. Dass immer noch ein paar Deppen über Klischeetucken lachen – Bitte, verbieten kann man das auch nicht.

Im Moment ist der große Trend Individualisierung, weg von der Masse, hin zur Bedienung kleinerer Zielgruppen. Das empfinde ich ehrlich gesagt als angenehm – das Angebot an uns ist riesig und man nimmt mit was einem gefällt. Das Internet bietet Möglichkeiten sich zu informieren und umzuschauen, die weit über das hinausgehen was früher möglich war.

Wenn dabei ein Indie-Trend auf die Masse überschwappt, kann’s mir trotzdem noch gefallen. Nur weil etwas mal mehreren gefällt, muss es nicht gleich schlecht sein. Wenn ein Großkonzern „echten“ Öko-Strom anbietet bewerte ich das positiv. Muss ich mich immer zwanghaft von der Masse abgrenzen? Renn ich dann nicht auch nur einem Image hinterher? Ich greife mir aus der breiten Palette das was mir gefällt. Dass ich heute so viel Möglichkeit dazu habe, ist gut.

Bei der Musik ist’s doch genauso. Dank Internet, Myspace und Co kann ich Bands und Musik kennenlernen, die noch „unbekannt“ sind, abseits von Trends. Ich kann direkt bei ungesignten Bands Platten bestellen oder Songs downloaden die mir gefallen - das Geld geht in solchen Fällen ohne Umwege an die die es erschaffen haben. Ich bin nicht mehr darauf angewiesen, was mir Plattenfirmen, Radiosender und DJs vorsetzen. Mit ein grund, dass die Musik-Majors gerade riesige Probleme haben.

Wenn dann mal so eine Band aufgegriffen und ins Rampenlicht gerückt wird – warum nicht? Klar kann’s sein dass das Major-Label sie versaut, aber dann muss ich’s ja nicht mehr kaufen. Nur weil auf einmal ein Konzern hintendran steht und "die Masse" auch gefallen dran findet, würd` ich aber auch nicht den Geldbeutel stecken lassen.

Abschließend: Die Verantwortung dafür, dass junge Menschen lernen, das Gesehene in Frage zu stellen und ihren eigenen Weg finden, tragen wir als Gesellschaft und Erziehende, weniger die Medien. Deren Inhalt bestimmen im Endeffekt nämlich auch nur wir. Wir bilden selbst die Trends. Wir erziehen die Macher und Produzenten. Wir stimmen ab, mit der Fernbedienung, mit unserem Geldbeutel.

Just my 2 cents,
Brainie

P.S.: Ich schau mir gern ab und an mal GNTM oder so an, amüsier mich und lass mich schön "doof" unterhalten... :zwinker: :-D
 
B
Benutzer37350  (40) Verbringt hier viel Zeit
  • #14
@brainie

Du sprichst einen sehr interessanten Aspekt an, der wirklich eine bedeutende Gegenbewegung zu der "sexualisierten Medienangeboten" für Kinder darstellt.
Wenn man mal die ganzen aktuellen Kinder- und Jugendstars ansieht, dann sieht man, dass vor allem aus dem konservativen Amerika momentan vieles kommt, was sehr "entsexualisiert" ist.
"High School Musical" ist ein extrem unschuldig daherkommende Filmreihe, die ja ein fast keusches Bild von Liebe und Romanze verkörpert.

Viel krasser in dieser Tendenz ist aber "Twilight":
Ich habe mir den mal aus Neugierde angeschaut vor kurzem (mann muss ja schließlich wissen was die Jugend heutzutage so gut findet).
Hier ist das Konzept der "entsexualisierten" Romanze voll auf die Spitze getrieben. Das Paar kann und will keinen Sex miteinander haben, selbst Küssen ist schwer, aber glücklich und erfüllt ist die Beziehung offenbar trotzdem.
Man kann da eine Menge reinlesen. Es ist ja sogar so, dass der "gute Vampir" seine Freundin gegen die "bösen Vampire" verteidigt, die in dem Mädchen im wahrsten Sinne des Wortes ein Stück Fleisch sehen. Der ganze Film ist voll von sexuellen Konnotation dieser Art, wirklich interessant (sagt jetzt aber nichts über die Qualität als Film aus, ich fand ihn eher schwach).
Das dieses Szenario vor allem junge Mädchen anspricht, die zwar auf der einen Seite schon Jungs interessant finden, andererseits sich aber noch nicht bereit für Sex fühlen, ist klar. Das ist ja auch die Hauptzielgruppe dieser Bücher/Filme.
Auch in Harry Potter findet sich kein Sex, da wird ja erst ab Buch 5 oder so überhaupt erst mal geküsst.

Das ganze geht aber noch weiter, die "Jonas Brothers" tragen öffentlichkeitswirksam sogenannte "Enthaltsamkeitsringe", eine Art Schwur auf Sex erst in der Ehe.

Es gibt also definitiv bereits eine Mainstream-Gegenbewegung, die sehr großen Erfolg bei der breiten Masse hat.
 
W
Benutzer79369  Benutzer gesperrt
  • #15
da im ausgangsbeitrag explizit von frauen und männern (und somit von erwachsenen) die rede ist, beziehe ich mich nur auf diese zielgruppe... man kann von einem erwachsenen menschen erwarten, dass er sämtliche eindrücke reflektieren kann. jeder hat die möglichkeit, bestimmte einflüsse für sich als falsch, unwichtig, schädlich zu bewerten und diesen dann eben auch so zu begegnen.

wer dazu nicht fähig ist, selbst schuld! ich kann dafür nicht andere verantwortlich machen. aber klar, es ist einfacher, mit dem finger auf "die bösen medien" zu zeigen, die für mein negatives selbstbild verantwortlich sein sollen oder für mein gestörtes körperbewusstsein oder meine einstellung zur sexualität. anfangen müsste ich aber eigentlich in meinem kopf und nirgendwo anders. die grundlagen bzw. schwachstellen, damit mich "die bösen medien" überhaupt treffen können, existierten ja schon vorher.

und man ist auch gar nicht gezwungen, so bewusst wahrzunehmen, welches ideal einem vielleicht vermittelt werden soll. mir sagt niemand, ich brauche große brüste, muss immer absolut haarlos sein, 24/7 sexy durch die gegend laufen oder sonstige dinge. nur weil in irgendeinem TV-magazin die neuesten rasurtipps gezeigt werden, muss ich mich noch lange nicht davon angesprochen fühlen bzw. das als aufforderung für irgendwas ansehen.
 
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E
Benutzer87390  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #16
Enthaltsamkeit ist auch keine Lösung...

Okay... Enthaltsamkeit, wie sie die radikalen Christen in den Staaten predigen, halte ich ehrlich gesagt für viel gefährlicher. Denn die thematisieren Sex noch auf eine wesentlich schlimmere Art und Weise - natürliche Instinkte werden dämonisiert. Ich finde die Medien sollten sich einfach raushalten, Sex als Tatsache betrachten, vielleicht Reportagen über manches machen, wie Geschlechtskrankheiten, Sexualtherapeuten, Verhütungsmittel... Aber Sex weder verdammen, noch betonen. Gerade das Christentum ist ja der Feind eines gesunden Sexualtriebs.

Off-Topic:

Was Musik angeht: Ja, unsigned Bands, Indy-label und direktdownload sind sicher Möglichkeiten, die ich auch nutze (Obwohl ich lieber dann Sachen im lokalen linken Laden oder auf Konzis kaufe).

Aber wenn Bands ein Jahrzenht lang den Kapitalismus, Megakonzerne etc. verdammen, um dann einem solchen Medienmogul Geld anschaffen, habe ich jeden Respekt vor ihnen verloren. Das gilt besonders für Rancid, Against Me! und Anti-Flag.

Es ist nur schade, dass ich mich so immer mehr in die Nischen gedrängt fühle... Das der Mainstream linke Symbole vergewaltigt ist da vergleichbar. Ja, es gibt so viele "nonkonfomre", aber stehen die zu ihrem Pali? Zu ihrem A im Kreis? zu ihrem Che Guevara? Nein, es sieht cool aus. Damit ist der Herrschaftskritik und den Opfern israelischer Phosphorgreanaten wirklich sehr geholfen.

Wenn ein Großkonzern „echten“ Öko-Strom anbietet bewerte ich das positiv.
Ist bisher nicht vorgekommen. Hier werden die REgenartiven Energiequellen, die eh existieren, einzeln vermarktet, statt sie dem Strommix hinzuzufügen. Mit ReCS-Zertifikaten wird die Vorsilbe "öko" von uralten Wasserkraftwerken in Norwegen gekauft, um damit deutschen Kohlestrom zu veredeln.Solltet ihr einem anderen Stromanbieter "Öko"Strom abkaufen als Greenpeace Energy, EWS Schönau, Naturstrom oder Lichtblick, werdet ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit verarscht. Kleines Rechenbeispiel: Viele Anbieter werben mit Sprüchen wie: "Ökostrom für NUR einen cent mehr".

ReCS-Zertifikate liegen bei etwa 0,05 cent pro KWh. MAcht 0,95 cent reine Gewinnmarge zusätzlich...

Echte Ökostromanbieter haben feste Kriterien, woher sie ihren Strom beziehen, eine transparente Stromherkunft, und festgelegte Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Es geht ja nicht darum, dass Ökostrom abgenommen wird, der anfällt, sondern das die Erneuerbaren ausgebaut werden. Wichtig ist natürlich auch, dass der erwirtschaftete Gewinn nicht den Kernkraftwerks/Kohlekraftwerksbetreibern zugute kommt.
 
brainie
Benutzer10802  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #17
Und wo willst Du da die Schere ansetzen?!?!?

Den Spielfilmbereich an sich empfinde ich momentan eigentlich nicht als übermäßig oversexed. Liebe und Sex sind elementare Bestandteile vieler Geschichten, darf ich die dann nicht mehr erzählen? Auch wenn die Menschen sich dafür interessieren? Sollen wir einzelne Fernseh-Formate verbieten? Darf die Moderatorin nicht mehr gut aussehen?

Inhalte und Art der Geschichten und Formate die wir sehen orientieren sich halt an Trends und Interessen. Sie werden nicht „geschaffen“. Ich sehe das Fernsehen wirklich mehr als Spiegel, oft auch Verstärker diverser Trends. Die können sich aber auch genauso schnell wieder umkehren.

Außerdem: Film und Fernsehen SIND nun mal optische Medien und bedienen sich optischer Reize. Die Menschheit sieht scheinbar lieber eine schöne halbnackte Frau als eine durchschnittlich aussehende. Willst Du das verbieten? Es ist ja nicht so, dass es keine anderen Angebote geben würde. Pornographie findet im frei empfangbaren Fernsehen eh nicht statt. Was willst du also?

Kleine Randnotiz: Sex und Kunst sind schon lange Zeit miteinander verbandelt. Soll ich jetzt auch die nackten Rubensdamen im Museum abhängen? Charles Bukowskis Bücher verbieten? Stille Tage in Clichy auf den Index setzen? Wo ist die Grenze? Come on.

Klar gibt es viel doofes, Umstyle-Shows, Dating-Shows, hot-or-Not, etc… Aber muss ich das echt verbieten? Kann ich dem Mensch nicht mal seinen freien Willen lassen? Kann die Erwachsene Gesellschaft nicht selbst entscheiden was sie will? Muss ich alle bevormunden?

Und auch wenn ein Mädel sich bei GNTM bewirbt oder ein Typ sich bei Superstar von Bohlen runtermachen lässt - ist er da nicht selbst Schuld? Hätte ihm da nicht sein Umfeld sagen können tu's nicht? Diese Formate sind ja bekannt. Wer hingeht und mitmacht, ist so leid es mir manchmal tut wirklich selbst schuld.

Wichtig ist, Menschen beizubringen, das Gezeigte nicht als „so ist das Leben“ aufzunehmen. Nicht jedes gedruckte Wort ist Wahrheit, nicht alles was erzählt und gezeigt wird stimmt. Man sollte sich sicherlich mit Medien kritisch auseinandersetzen und vieles hinterfragen. Aber ein erwachsener Mensch sollte in der Lage sein, selbst zu entscheiden und gefestigt genug sein, nicht alles zu glauben was auf ihn einprasselt. Warum sollte man sich wegen jedem Furz gleich in Frage stellen? Erfahrungen macht man im Leben, nicht auf der Mattscheibe. Aber deswegen etwas verbieten? Ist für mich der komplett falsche Ansatz. Und Du müsstest es verbieten, die Leute WOLLEN es ja sehen.

Off-Topic:
Was Musik angeht: Ja, unsigned Bands, Indy-label und direktdownload sind sicher Möglichkeiten, die ich auch nutze (Obwohl ich lieber dann Sachen im lokalen linken Laden oder auf Konzis kaufe).

Aber wenn Bands ein Jahrzenht lang den Kapitalismus, Megakonzerne etc. verdammen, um dann einem solchen Medienmogul Geld anschaffen, habe ich jeden Respekt vor ihnen verloren. Das gilt besonders für Rancid, Against Me! und Anti-Flag.

Es ist nur schade, dass ich mich so immer mehr in die Nischen gedrängt fühle... Das der Mainstream linke Symbole vergewaltigt ist da vergleichbar. Ja, es gibt so viele "nonkonfomre", aber stehen die zu ihrem Pali? Zu ihrem A im Kreis? zu ihrem Che Guevara? Nein, es sieht cool aus. Damit ist der Herrschaftskritik und den Opfern israelischer Phosphorgreanaten wirklich sehr geholfen.

Ich halte nicht viel von sklavischer Gruppenangehörigkeit. Man kann das System auch von innen heraus kritisieren, wenn man etwas sieht was einem nicht passt. Muss ich mich zur Randgruppe machen und deren Dogmen erfüllen? Kann ich nicht differenziert herangehen?

Klar, es ist mehr als fragwürdig wenn Che Guevara in einem Werbespot für Autos eingesetzt wird. Aber ein Pali zum Beispiel ist halt im Grunde doch nur ein Stück Stoff dass mit Bedeutung aufgeladen wurde. Das kann man besetzen wie man will. Das ändert nichts an Deiner inneren Haltung zu dem Thema. Lass die Leute doch machen was sie schick finden und steh für Deine Meinung zu den Themen ein. Braucht man dafür ne Uniform?

Wenn Du das Recht am Pali einforderst machst Du auch nix anderes als das Copyright einzufordern. :zwinker:

Ist bisher nicht vorgekommen. Hier werden die REgenartiven Energiequellen, die eh existieren, einzeln vermarktet, statt sie dem Strommix hinzuzufügen. Mit ReCS-Zertifikaten wird die Vorsilbe "öko" von uralten Wasserkraftwerken in Norwegen gekauft, um damit deutschen Kohlestrom zu veredeln.Solltet ihr einem anderen Stromanbieter "Öko"Strom abkaufen als Greenpeace Energy, EWS Schönau, Naturstrom oder Lichtblick, werdet ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit verarscht. Kleines Rechenbeispiel: Viele Anbieter werben mit Sprüchen wie: "Ökostrom für NUR einen cent mehr".

ReCS-Zertifikate liegen bei etwa 0,05 cent pro KWh. MAcht 0,95 cent reine Gewinnmarge zusätzlich...

Echte Ökostromanbieter haben feste Kriterien, woher sie ihren Strom beziehen, eine transparente Stromherkunft, und festgelegte Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Es geht ja nicht darum, dass Ökostrom abgenommen wird, der anfällt, sondern das die Erneuerbaren ausgebaut werden. Wichtig ist natürlich auch, dass der erwirtschaftete Gewinn nicht den Kernkraftwerks/Kohlekraftwerksbetreibern zugute kommt.

Von dem thema habe ich ehrlich gesagt zu wenig Plan, um da jetzt fundiert diskutieren zu können. Sorry. :zwinker:

Ich hätte aber auch nichts gegen Teilvermarktung, wenn der Verbraucher mit seiner Wahl auch tatsächlich das Verhältnis im Strommix beeinflusst. Ich hätt auch nix dagegen mehr zu zahlen, wenn dieses Geld in Investitionen auf dem Sektor der alternativen Energien fliesst.


Greetz,
Brainie
 
E
Benutzer87390  (39) Verbringt hier viel Zeit
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  • #18
Ich würde euch den Film "Free Rainer" empfehlen, mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle, von Hans Weingartner, Regisseur von "Die Fetten Jahre sind vorbei". Ich sage nicht, dass alles in diesem Film so stimmt etc., aber da werden die Medien ganz gut geschoren...

Ih glaube, ihr unterschätzt die Macht der Medien über euch. Es passiert so vieles schleichend... Ist es euch nicht auch schon oft vorgekommen, dass ihr ein Wort früher immer doof fandet, und es auf einmal selber benutzt? Mir geht das so, sei es mit Kiffer-sprache ("chillig", "stresst voll", "am Start") oder ähnlichem. Wenn man es lange genug gehört hat, passt man sich seiner Umwelt an. Mit Werbung ist es ähnlich. Eine Werbung muss man oft genug gesehen haben, bis sie sich einbrennt, und sonst unscheinbare Werbung bleibt nach einem Jahrzehnt noch im Kopf. (zum Beispiel Country Colors bei mir, und das ist etwa 10 Jahre her, dass ich die Werbung gesehen hab.) Ich wollte diese Werbung nicht speichern, es ist passiert. Schlechte Werbung würde dem Menschen sagen, was sie vermitteln möchte. Gute Werbung verankert die Botschaft im Kopf, ohne das man es merkt. Warum geben Firmen Geld für "Product placement", Schleichwerbung aus? Weil es ineffektiv ist, "James Bond benutzt ein Sony Ericsson" zu schreiben, da man das als Werbung abtut. Im Film ist es ein dezentes Detail, natürlich völlig irrelevant, aber doch kann man den Schriftzug kurz aufblitzen sehen, und im Kopf wird SE aufgewertet.

Genau so ist es mit dem sexuellen Inhalt.
Und ja, ich finde Filme heute maßlos over-sexed. Guck dir die "Abschiedsszene" von 300 an und du weißt, was ich meine. Natürlich, dieser Film ist für ein erwachsenes Publikum bla bla bla, aber trotzdem übertrieben. Aber Keinohrhasen war ursprünglich ab 6... und da wird mehrere Minuten über Cunilingus debattiert, etc.

Und auch wenn ein Mädel sich bei GNTM bewirbt oder ein Typ sich bei Superstar von Bohlen runtermachen lässt - ist er da nicht selbst Schuld? Hätte ihm da nicht sein Umfeld sagen können tu's nicht?

Finde den Widerspruch :-p

Wenn ich einen Menschen sehe, der anscheinend ermutigt, beziehungsweise nicht davon abgehalten wird, trotz offensichtlich nicht vorhandenen Talents vor ein Millionenpublikum zu treten, halte ich das nicht für selbstverschuldet. Ein gefestigter Mensch mit einem Gefühl für sich selbst würde mit der Blamage sicher zurechtkommen, aber so ein Mensch geht nicht zu casting-shows.
Hier sehen wir arme Wesen, die sich höchstwahrscheinlich durch Naivität zu solchem tun hinreißen lassen. Diesen Menschen wird im Hinterzimmer noch Mut gemacht, von Angestellten, die sich dabei wahrscheinlich selber das Grinsen nicht verkneifen können. Sich selbstzufrieden diese Menschen anzusehen, wie sie von einem selbstherrlichen Dieter B. mit vorher schon einstudierten Witzen an den Pranger gestellt werden, ist entweder das belächeln einer Schwäche, oder reiner Intelligenzrassismus. Ich versuche mein Ego eher daraus zu ziehen, dass ich anderen Menschen gut tue und mir ihren Respekt verdiene, als dass ich mich über sie stelle.

Was das "spiegeln" der Medien von der Realität angeht, kann ich nur genügend Beispiele nennen, wo Privatmedien Demonstranten Geld angeboten haben, wenn sie Randale machen. Die Art, wie etwas dargestellt wird, kann allerdings auch ohne direkten Eingriff in das Geschehendie Realität verzerren. Ein beliebter Slogan der späten Chaostage war deshalb auch: Die Presse befiehlt - wir folgen!

Off-Topic:

Ich halte nicht viel von sklavischer Gruppenangehörigkeit. Man kann das System auch von innen heraus kritisieren, wenn man etwas sieht was einem nicht passt. Muss ich mich zur Randgruppe machen und deren Dogmen erfüllen? Kann ich nicht differenziert herangehen?

Ich, ehrlich gesagt, auch nicht. Ich bin im Dunstkreis einiger Gruppen unterwegs, die teilweise wenig Schnittmenge haben. Ich könnte nicht mal ehrlich sagen ob ich mehr reformer oder revoluzzer bin (und das sind nicht Gruppen, sondern konträre Handlungsweisen), da gehe ich auch verschiedene Wege, und probiere alles mal aus. Teilweise kritisiere ich das System von innen, und gerade Konsumentscheidungen nutzen den Kaiptalismus, statt ihn zu bekämpfen, da man den Firmen finanziell an den Kragen geht, statt sie direkt anzugreifen.

Angenommen, du bist allerdings Punksänger, und hast die ganze Zeit "Their System doesn't work for you" etc. gesungen, und tust es immer noch, nur auf einmal erhälst du deine Schecks von Sony BMG... ich meine, anscheindend funktioniert das System für Justin Sane und die anderen von Anti-Flag ja doch? Nicht ganz ehrlich, oder?

Was das Pali betrifft: Dieses Tuch hat eine lange Geschichte, es wurde schon von sehr radikalen Israelgegnern getragen, und sollte mit Bedacht getragen werden. ICh bin immer wieder versucht, zu irgendwelchen 10jährigen zu gehen, und die über ihre präzise Haltung zum Nahost-Konflikt zu befragen. Wenn man so etwas trägt, sollte man zumindest sich über die Bedeutung Gedanken machen. Das Beispiel ist sicher unpopulär, aber weniger weit hergeholt als man möchte: Was wäre, wenn die Hakenkreuzbinde modern wäre? Würden wir sie auch als modisch und ohne weitere Bedeutung betrachten? In Japan zum Beispiel wäre das gar nicht so abwegig... Wenn mir jetzt wer mit Holocaust und unvergleichbar kommt, dem seien die kommunistischen Symbole ins Gedächnis gerufen: Unter Stalin wurden auch Millionen ermordet, unter Mao sind etwa 70 Millionen verhungert...

Und der 11. September war ein sonniger Tag.

Über Energieversorgung kann ich dir per PM gerne mehr erzählen, das würde den Rahmen sprengen. Ein Wechsel zu einem echten Ökostromversorger spart pro Kopf grob so viel CO2-Äquivalent wie die vegane Lebensweise und kostet etwa 5€ mehr pro Monat.
 
M
Benutzer Gast
  • #19
Ih glaube, ihr unterschätzt die Macht der Medien über euch. Es passiert so vieles schleichend... Ist es euch nicht auch schon oft vorgekommen, dass ihr ein Wort früher immer doof fandet, und es auf einmal selber benutzt? Mir geht das so, sei es mit Kiffer-sprache ("chillig", "stresst voll", "am Start") oder ähnlichem. Wenn man es lange genug gehört hat, passt man sich seiner Umwelt an. Mit Werbung ist es ähnlich. Eine Werbung muss man oft genug gesehen haben, bis sie sich einbrennt, und sonst unscheinbare Werbung bleibt nach einem Jahrzehnt noch im Kopf. (zum Beispiel Country Colors bei mir, und das ist etwa 10 Jahre her, dass ich die Werbung gesehen hab.) Ich wollte diese Werbung nicht speichern, es ist passiert. Schlechte Werbung würde dem Menschen sagen, was sie vermitteln möchte. Gute Werbung verankert die Botschaft im Kopf, ohne das man es merkt. Warum geben Firmen Geld für "Product placement", Schleichwerbung aus? Weil es ineffektiv ist, "James Bond benutzt ein Sony Ericsson" zu schreiben, da man das als Werbung abtut. Im Film ist es ein dezentes Detail, natürlich völlig irrelevant, aber doch kann man den Schriftzug kurz aufblitzen sehen, und im Kopf wird SE aufgewertet.


Ja, Werbung hat einen Effekt auf mich: Ich kann informiert werden über neue Produkte, nach denen ich ansonsten vielleicht nicht gesucht hätte. Aber letztendlich entscheide ich immernoch selbst, ob ich es am Ende kaufe oder nicht.
Werbung bleibt bei mir kaum hängen, und wenn das geschieht, ist es eigentlich immer negativ, zB mit diesem grässlichen Froop-Kind.

Und was Worte angeht: Ich spreche am liebsten Hochdeutsch, und Worte wie "chillig" nerven mich abgrundtief.

Aber trotzdem werde ich nicht meinen Fernseher aus dem Fenster werfen, den Internetanschluss kappen und nur mit Scheuklappen durch die Gegend laufen.
Ich konsumiere viele Medien und habe damit auch kein Problem.

Was Sex in Filmen angeht: Solange es zur handlung passt, freue ich mich über Sexszenen in Filmen. Die Sexszene in "Watchmen" zB fand ich unheimlich gut.
Als 12jährige hat man bei sowas verlegen gekichert, mit 15 interessiert hingeschaut und heute erregt es mich im besten Fall. Warum ein riesiges Drama draus machen? Es ist nur ein Film.

Meine Eltern haben mir früh beigebracht Realität und Werbung/ Filme/ Serien etc zu unterscheiden. Dafür ist logischer Menschenverstand äußerst nützlich.
 
E
Benutzer87390  (39) Verbringt hier viel Zeit
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  • #20
Ich würde sagen, man sollte die Wirkung von Werbung nicht unterschätzen. Sonst wären die Firmen nicht bereit, Milliarden in sie zu investieren, und Coca-Cola, nach OK der meist verstandene Begriff des Planeten, hätte keine Werbung nötig. Es kommt mir so vor als wäre ich der einzige hier, der ein Unterbewusstsein hat, dass ihn steuert, dass Reize aufnimmt und Entscheidungen trifft, ohne dass das logische denken dabei befragt wird. Dann könnten sich die Supermarktketten es ja sparen, die Innenarchitektur eines Marktes größtenteils nach psychologischen Aspekten zu gestalten, und dass Magersucht ein größtenteils westliches Phänomen ist, liegt wahrscheinlich an den vielen Indianerfriedhöfen, auf denen wir unsere Schulen bauen.
 
brainie
Benutzer10802  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #21
Ich würde euch den Film "Free Rainer" empfehlen, mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle, von Hans Weingartner, Regisseur von "Die Fetten Jahre sind vorbei". Ich sage nicht, dass alles in diesem Film so stimmt etc., aber da werden die Medien ganz gut geschoren...

Ich kenne den Film, ich kenne auch sowohl die TV als auch die Werbebranche "von innnen" - aus meinem Job. Ich arbeite also auch für die "Bösen".:zwinker: :-D Free Rainer ist eine nette Satire und ich verstehe jeden, der am Diktat der Quote verzweifelt. Ich hab mich auch schon oft genug darüber aufgeregt, genauso wie über mutlose Redakteure.

ABER: Es ist nun leider tatsächlich eine relativ demokratische Sache. Das Publikum bekommt was es will. Für die, denen das zu dumm ist, gibt's die öffentlich-rechtlichen Sender, die teils auch wirklich gutes Programm mit etwas mehr Anspruch bieten. Siehe Themenabende auf ARTE und Co. Mit der Sendervielfalt heute kann man durchaus ein vernünfitges Programm finden, aber eben auch viel Mist. Was Du davon schaust ist Deine Entscheidung. Fast jede Zielgruppe wird bediehnt

Ich halte nichts davon, den Menschen vorzuschreiben was sie sich anzusehen haben und was nicht. Wer ist denn die intellektuelle Elite, die sagen soll was gut ist und was nicht? Wer entscheidet für die anderen? Mit welchem Recht?

Ih glaube, ihr unterschätzt die Macht der Medien über euch. Es passiert so vieles schleichend... Ist es euch nicht auch schon oft vorgekommen, dass ihr ein Wort früher immer doof fandet, und es auf einmal selber benutzt? Mir geht das so, sei es mit Kiffer-sprache ("chillig", "stresst voll", "am Start") oder ähnlichem. Wenn man es lange genug gehört hat, passt man sich seiner Umwelt an. Mit Werbung ist es ähnlich. Eine Werbung muss man oft genug gesehen haben, bis sie sich einbrennt, und sonst unscheinbare Werbung bleibt nach einem Jahrzehnt noch im Kopf. (zum Beispiel Country Colors bei mir, und das ist etwa 10 Jahre her, dass ich die Werbung gesehen hab.) Ich wollte diese Werbung nicht speichern, es ist passiert. Schlechte Werbung würde dem Menschen sagen, was sie vermitteln möchte. Gute Werbung verankert die Botschaft im Kopf, ohne das man es merkt.

Ganz ehrlich: Bei mir bleibt maximal ein Markenname oder ein neues Produkt hängen. Nur wegen nem Werbespot kaufe ich das nicht. Nur weil ich den Namen kenne muss ich es nicht auch wollen. Ich empfinde es als ziemlich offensichtlich, wie Marken Images benutzen. Marlboro = Freiheit etc. Glaub ich daran? Nö. Und das nicht erst seit ich mit Mechanismen dahinter beschäftige.

Ich kann mich ehrlich gesagt auch an kaum einen Werbespot aus meiner Kindheit erinnern, der einfach so hängengeblieben ist. Und heute werden wir eh so mit Werbung bombadiert, dass wirklich kaum noch was hängen bleibt, ausser ich finde den Spot gut gemacht oder originell. Das übertrage ich dann aber auch nicht auf die Marke, sondern auf die Macher. Nur weil ich den Spot gut finde, finde ich das Produkt noch lange nicht gut.

Warum geben Firmen Geld für "Product placement", Schleichwerbung aus? Weil es ineffektiv ist, "James Bond benutzt ein Sony Ericsson" zu schreiben, da man das als Werbung abtut. Im Film ist es ein dezentes Detail, natürlich völlig irrelevant, aber doch kann man den Schriftzug kurz aufblitzen sehen, und im Kopf wird SE aufgewertet.

Product Placement ist mir von der Kreativ-Seite her ein Grauen, erreicht aber bei mir auch keinen großen Effekt. Warum brauch ich das Handy von Bond, das so offensichtlich ins Bild gerückt wird? Funktioniert bei mir gar nicht, ist zwar grade schrecklich trendy, aber wie effektiv das ganze ist, darüber ist man sich noch nicht einig. Wenn das Produkt kacke aussieht kauft's trotzdem keiner. Ich kann damit Aufmerksamkeit auf ein neues Produkt lenken. Aber nur deswegen kaufen werden's nicht all zu viele.

Genau so ist es mit dem sexuellen Inhalt.
Und ja, ich finde Filme heute maßlos over-sexed. Guck dir die "Abschiedsszene" von 300 an und du weißt, was ich meine. Natürlich, dieser Film ist für ein erwachsenes Publikum bla bla bla, aber trotzdem übertrieben. Aber Keinohrhasen war ursprünglich ab 6... und da wird mehrere Minuten über Cunilingus debattiert, etc.

300 war in Sachen Gewalt genauso drüber. Das war das Grundprinzip. Es war ein überdrehter Comic. Und? Die Sexszene war zwar unnötig, aber weder shocking noch sonstwie aufsehenerregend. Willst Du auch die Nibelungen ihrer sexuellen Konnotationen berauben? Da wird auch gevögelt und getötet was das Zeug hält. Inwiefern beeinflusst mich das jetzt negativ? Denk ich wegen 300 irgendwie anders über Sex? Nö. Der Film richtet sich an ein erwachsenes Publikum, das wird kaum von der knappen Minute Sex irgendwie geschädigt werden. Genausowenig krieg ich Komplexe bei Ansicht der durchtrainierten Spartanerbäuche.

Generell finde ich übermäßige Gewalt in diversen FSK 12-Filmen (genau die, bei der KEIN Blut fließt - wenn's blutig und schockierend ist, wird's wenigstens nicht verharmlost) als wesentlich bedenklicher, als eine Sexszene.

Keinohrhasen als Beispiel finde ich relativ lächerlich. Menschen reden über Sex. Und? Wo schädigt das jetzt die Jugend? Die kann sich auch die Bravo kaufen, da gibt's zu dem Thema schon ewig genug zu lesen. Ich finde es gut, wenn ein unverkrampfter Umgang mit Sex rüberkommt. Außerdem war die Message ja am Ende Ego und nur auf Sex aus macht nicht glücklich, Liebe, Sex und Gutes tun schon. Nachdem der Sex im realen leben nunmal auch passiert, seh ich nicht was daran gefährlich ist. Sollen wir alle nicht drüber reden und unseren Kindern wieder Schema-Zeichnungen und Fachtexte zum Aufklären vorlegen? Klar sollte man als Eltern mit den Kindern darüber reden. Problematisch find ich das aber ehrlich gesagt nicht.

Sex IST Teil unseres Lebens. Darf ich ihn nicht in Geschichten thematisieren?

Finde den Widerspruch :-p
:-D :tongue:

Wenn ich einen Menschen sehe, der anscheinend ermutigt, beziehungsweise nicht davon abgehalten wird, trotz offensichtlich nicht vorhandenen Talents vor ein Millionenpublikum zu treten, halte ich das nicht für selbstverschuldet. Ein gefestigter Mensch mit einem Gefühl für sich selbst würde mit der Blamage sicher zurechtkommen, aber so ein Mensch geht nicht zu casting-shows.
Hier sehen wir arme Wesen, die sich höchstwahrscheinlich durch Naivität zu solchem tun hinreißen lassen. Diesen Menschen wird im Hinterzimmer noch Mut gemacht, von Angestellten, die sich dabei wahrscheinlich selber das Grinsen nicht verkneifen können. Sich selbstzufrieden diese Menschen anzusehen, wie sie von einem selbstherrlichen Dieter B. mit vorher schon einstudierten Witzen an den Pranger gestellt werden, ist entweder das belächeln einer Schwäche, oder reiner Intelligenzrassismus. Ich versuche mein Ego eher daraus zu ziehen, dass ich anderen Menschen gut tue und mir ihren Respekt verdiene, als dass ich mich über sie stelle.

Ja, der Umgang von RTL mit diesen Fällen ist grenzwertig. Aber man muss sich das nicht angucken, man muss nicht mitmachen und das soziale Umfeld der hoffnungslosen Kandidaten trägt auch seine Mitschuld. Und: DIE WISSEN, was auf sie zukommen kann. Die kennen die Sendung. Die gehen das Risiko ein. Ich würde sicher nicht weinen, wenn diese BMG-Dauerwerbesendung vom Bildschirm verschwindet, aber wenn die Masse es will - bitte. Ich halte einfach Nichts von Bevormundung.

Was das "spiegeln" der Medien von der Realität angeht, kann ich nur genügend Beispiele nennen, wo Privatmedien Demonstranten Geld angeboten haben, wenn sie Randale machen. Die Art, wie etwas dargestellt wird, kann allerdings auch ohne direkten Eingriff in das Geschehendie Realität verzerren. Ein beliebter Slogan der späten Chaostage war deshalb auch: Die Presse befiehlt - wir folgen!

Das unterstützt doch meinen Ansatz, jungen Menschen für beizubringen, das Gezeigte in Frage zu stellen. Wie Du's nimmst, 100prozentig wird die Realität NIE abgebildet. Allein eine anwesende Kamera schon beeinflusst das Verhalten aller Anwesenden, sobald sie sie erkennen. Im Schnitt fallen Dinge weg und andere werden betont. Blickwinkel, Art der Einstellung, etc - Das Dargestellte ist ein Abbild aus einer gewissen Perspektive, nicht die Realität an sich. Auch in einer Doku. Auch in den Nachrichten.

Hat aber mit der "Spiegeltheorie" wenig zu tun. Die besagt ja nur, dass die Inhalte im Fernsehen den Interessen unserer Gesellschaft entspringen. Die Menschen bekommen das zu sehen, was sie wollen. Dass das nunmal mehr seichte Unterhaltung als hoher Anspruch ist, kannst Du nicht ändern, indem Du einfach diktiert nur noch Anspruch sendest.

Ich würde sagen, man sollte die Wirkung von Werbung nicht unterschätzen. Sonst wären die Firmen nicht bereit, Milliarden in sie zu investieren, und Coca-Cola, nach OK der meist verstandene Begriff des Planeten, hätte keine Werbung nötig. Es kommt mir so vor als wäre ich der einzige hier, der ein Unterbewusstsein hat, dass ihn steuert, dass Reize aufnimmt und Entscheidungen trifft, ohne dass das logische denken dabei befragt wird. Dann könnten sich die Supermarktketten es ja sparen, die Innenarchitektur eines Marktes größtenteils nach psychologischen Aspekten zu gestalten, und dass Magersucht ein größtenteils westliches Phänomen ist, liegt wahrscheinlich an den vielen Indianerfriedhöfen, auf denen wir unsere Schulen bauen.

Ich drink keine Cola mehr. Komisch. :zwinker: Aber nicht wegen Werbung oder nicht Werbung, nicht weil's ein Großkonzern ist oder nicht - mir schmeckt's einfach nicht. :eek: :tongue:

Dein Vergleich mit den Supermarktketten hinkt auch ein wenig. Da wird viel direkter gesteuert als mit 30 Sekunden Werbung. Klar beeinflusst es uninformierte Menschen, wenn die teureren Produkte direkt vor der Nase stehen und das Fleisch und Gemüse per Beleuchtung leckerer aussehen. Inzwischen wurde aber auch dieses Thema genug durch die Medien gejagt, dass JEDER diese Tricks kenne sollte. Funktioniert haben sie bei mir übrigens trotzdem nicht. Ich weiss was ich kaufen will und nehm es mit. Ich steh nicht an der Kasse und denke "Oh... so viel jetzt".:zwinker:

Wenn es aber jetzt wirklich so wäre, dass die Produkte effektiv mit Bedeutung aufgeladen werden und deshalb gekauft werden... Ich nehm also Axe und denk ich bin jetzt wirklich der Womanizer... Was passiert? Entweder ich merke schnell, dass es nicht so ist oder ich bin überzeugt davon, schöpfe daraus Selbstvertrauen und sorge so selbst für die Wirkung. Placebo-Effekt. Wär das dann schlecht? Oder hätte die Werbung gehalten, was sie versprochen hat?

Komischer Gedankengang aber musste irgendwie raus... :-D

Aber zurück in die Realität. Bedenklich wird das Spiel für mich erst dann, wenn ich mit Werbung Bedürfnisse wecke, die sonst nicht da wären. Wenn ich Angst erzeuge. Aber: Bei einem gefestigten erwachsenen Menschen wird das nicht passieren.

Ich bleibe dabei: Ja, Kindern und Jugendlichen sollte man den reflektierten Umgang mit Medien und ihren Botschaften beibringen. Generell. Und ja, wir sollten ihnen auch beibringen, dass man nicht wie Kate Moss aussehen muss, um schön zu sein. Präsent in den Medien sind beide Seiten. Auch eine natürliche Frau wie Kate Winslet wird gefeiert und bekommt einen Oscar. Die etwas üppigere Scarlett Johansson gilt als Traumfrau.

Seltsame, nicht unbedingt gesunde Schönheitsideale gab es schon vor TV und Kino. Man denke an Korsetts in denen die Damen kaum atmen konnten, die Füße chinesischer Mädchen, Ureinwohner die Lippen und Ohren dehnen und "piercen" etc.

Kurz: Die Verantwortung für solche Entwicklungen nur auf die Medien zu schieben und Zensur zu fordern ist für mich kurzsichtig und nicht zielführend.

Greetz, :bier:
Brainie
 
L
Benutzer Gast
  • #22
Ich verstehe dein Problem überhaupt nicht, vor allem wird es mit zunehmender Beitragszahl immer abstruser.

Alles muss für dich eine Funktion haben - diese Einstellung ist genauso ein Extrem wie die übersexualisierte Werbung, die du kritisierst.
- Beispiel Kleidung: So wie du es beschreibst, wäre es dir am liebsten, wenn wir alle in Kartoffelsäcken rumlaufen, oder? Hauptsache Funktion: Die Haut ist bedeckt.
- Beispiel Intimbehaarung: Eine glatte Pussy fühlt sich einfach besser an, meine Meinung. Ob da nun Werbung beeinflusst hat - who cares?
- Beispiel Parfüm: Düfte sollen aphrodisierend wirken, das macht Axe mit seinem Billigfusel genauso mit wie Hugo Boss. Und, gesprochen für Letzteres: es wirkt. :zwinker:

Kiffersprache - oh mein Gott, wie kann man das so pauschalisieren? Einige Floskeln verwendet man eben, vor 100 Jahren war der Wortschatz auch ein anderer - Sprache wandelt sich ständig, aber das ist eine andere Diskussion.

Zur Werbung: Sex sells. Ich finde die Tabuisierung des Themas viel schlimmer als seine ständige Präsenz. Diese hat schließlich auch ausgelöst, dass viele häufiger über Sex reden - ob nun in einer Beziehung oder unter Freunden. Ist das schlimm? Nee, in vielen Fällen hilfreich.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #23
Was soll öffentliche Zensur bringen? Das würde mir mehr Angst machen als alles andere.

Schöne Frauen setzen sich durch, von innen schöne Frauen. Die haben ne andere Ausstrahlung und wirken anders auf Männer als Frauen, die sich zu wenig sind. Und jedes halbwegs kluge Mädchen wird da ansetzen und an ihrer Ausstrahlung arbeiten, statt an ihrem Körper.

Das wirkt echt Wunder, ich kann es versprechen.
 
Piratin
Benutzer29410  (46) Beiträge füllen Bücher
  • #24
Och, Frauen hatten schon immer unrealistischen Ansprüchen an ihr Aussehen zu entsprechen:

sei es die 40 cm Taille des 19. Jahrhunderts

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/77/Sport-Korsett_%27%27Amazone%27%27_1910.jpg

die meterhohe Perücke des 18. Jahrhunderts,

http://www.societyofcontrol.com/kwg/pix/marie-antoinette-ship.jpg

oder die kahle Stirn und das augenbrauenlose Aussehen des 16. Jahrhunderts

http://englishhistory.net/tudor/monarchs/seymourbiography.jpg

irgendeinen Scheiss mussten Frauen doch schon immer mitmachen, um als schön zu gelten, und das alles schon als es die bösen Medien noch gar nicht gab. ;-)

Im Mittelalter haben sich Frauen mit ätzendem Kalkgemisch die Haare blondgefärbt und sich Belladonna in die Aigen geträufelt, um die Pupillen größer zu machen, nur um irgendeinem bekloppten Schönheitsideal zu entsprechen. Ich neige dazu, diese Gefallsucht als menschlich statt als medienerzeugt zu werten.
 
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