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Benutzer99591
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Dies ist mein erster Beitrag nach langer Zeit. Obwohl ich jeden Tag hier mitgelesen habe, hat mir immer die Kraft dazu gefehlt selbst auf Beiträge zu antworten. Ich erwarte hier auch gar keine Ratschläge und habe auch keine Frage. Ich suche eher andere Betroffene, mit denen ich mich austauschen kann. Vielleicht helfen auch dem einen oder anderen meine Erfahrungen.
Wo fange ich am besten an. Wohl von vorne. Aber wo liegt der Anfang? Also doch mitten drin:
Es war Mitte/Ende Oktober als ich ständiges Herzrasen und Atemnot hatte. Von Schlaf konnte ich schon gar nicht mehr reden. An einem Tag war es dann so schlimm, dass ich mich über wunden habe meinen Hausarzt anzurufen und um einen Termin zu bitten. Ich habe dann auch gleich einen für den nächsten Tag bekommen.
Als ich dann dort war, hatte ich schon bei der Anmeldung Probleme meine Fassung zu wahren. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Nach ein paar Minuten wurde ich ins Sprechzimmer gerufen und musste einer weiteren Sprechstundenhilfe meine Beschwerden schildern. Ich habe kein Wort mehr herausgebracht und musste mich einem Heulkrampf geschlagen geben. Mit Mühe und Not war ich in der Lage gegenüber der Schwester und später der Ärztin meine Beschwerden zu schildern. Diagnose: Panikstörung und Depressionen.
Tja, nach mehr als zwei Stunden in der Praxis saß ich dann wieder zu Hause mit Überweisungen zum Psychiater und Therapeuten und einem Rezept für Beruhigungsmittel und einem Antidepressivum. Geht es mir jetzt besser oder schlechter? Überrascht mich das jetzt?
Eigentlich nein. Bereits mit 13 wollte ich mir das Leben nehmen und bin nicht so wirklich mit mir klar gekommen. Irgendwie habe ich das aber in den Griff bekommen und habe mir mit der Pubertät eine passende Ausrede parat gelegt.
Mein Leben war immer sehr ausgelastet. Ich war früher Leistungssportlerin, habe Abitur gemacht und später studiert. Mein Studium hat mich extrem gefordert. Ich hatte immer zwischen 30 und 36 Semesterwochenstunden, dann das Lernen nebenbei. Dazu kam das Training 3-5 mal pro Woche und die Wettkämpfe oder Trainingseinheiten am Wochenende. Zusätzlich bin ich irgendwann noch arbeiten gegangen. Man musste sich schließlich auch von etwas ernähren.
Irgendwann kam der Tag an dem ich mein Studium soweit durchgezogen hatte und nur noch meine Diplomarbeit schreiben musste. In etwa zur gleichen Zeit hatte ich mich während eines Wettkampfes schwer verletzt und konnte für mehrere Wochen/Monate nicht trainieren. Die Zeit nutzte mein Teampartner dazu sich darüber klar zu werden den Sport an den Nagel zuhängen und sich an die Familiengründung zu machen.
Mit einem Mal brach alles weg, was mich gefordert hat, was ich brauchte, was mir den Grund gab morgens aufzustehen. Also stand ich morgens auch nicht mehr auf. Wofür auch.
Mit Ach und Krach habe ich meine Diplomarbeit durchgezogen. Aber damit war ich alles andere als zufrieden. Ich kann eigentlich Besseres und bin enttäuscht von mir.
Das Einzige was mich zum Aufstehen noch motivierte war meine Arbeit als Trainerin, die ich mit der Zeit immer weiter aufbauen konnte. Aber es war an vielen Tagen so unglaublich schwer aufzustehen. Ich habe es aber geschafft nach meinen Studium den Job als Hauptberuf ausüben zu können. Das war schon immer mein Traum.
Warum ich mir keine Hilfe gesucht habe? War ich denn krank? Ich muss doch nur aufstehen und alles in Angriff nehmen. Das kann doch nicht so schwer sein. Ich bin doch nur faul. Ich muss mir doch nur einmal in den Hintern treten. Aufstehen und losmachen. Wo liegt denn das Problem?
Meine Mutter leidet seit 40 Jahren an Depressionen. Ich habe sie also nie gesund erlebt. Meine Jugend bestand neben Schule und Training darin sich um meine Mutter zukümmern.
Ich kann mich aber überhaupt nicht mit meiner Mutter vergleichen. Sie hatte immer geweint, hat keinen Sinn in ihrem Leben gesehen. Selbstmorddrohungen standen an der Tagesordnung.
Aber ich? Ich will doch Leben. Mein Leben ist toll. Ich bin eigentlich ein glücklicher Mensch. Ich habe einen großartigen Partner mit dem ich unheimlich viel Lachen kann. Für mich scheint heute die Sonne. Ich gehe wirklich meinen Traumjob nach und bin stolz auf das, was ich in meinem Leben erreicht habe.
Hier sitzt also kein Trauerkloß vor dem PC, der sich aus dem nächsten Fenster stürzen möchte. Mein Selbstmordversuch in meiner Jugend hat mir die Augen geöffnet, dass ich das nicht kann und leben möchte. Ich habe aber keine Kraft mein Leben zu leben. Meine Welt steht still, obwohl ich sie doch so gerne erobern möchte. Aber alles kostet so unendlich viel Kraft.
Die Diagnose zu akzeptieren fällt mir schwer, weil ich mich so anders fühle als ich andere Depressive erleben. Jedem dem ich davon erzähle, mag es auch erst gar nicht glauben.
Ich habe auch gegenüber meinem Psychiater Probleme ihm meinen wahren Zustand rüberzubringen, weil da sitzt eben kein Trauerkloß.
Die Einzige, die mich versteht ist meine Therapeutin. Nach ihrer Meinung entspricht meine Symptomatik einer schweren Depression. Das war für mich ein Schlag ins Gesicht. Das macht mich auch noch Monate später fassungslos. Das bin nicht ich.
Das war für den Anfang eine ganze Menge. Ich bin jetzt k.o.
Ich übe gerade das zu akzeptieren.
Wo fange ich am besten an. Wohl von vorne. Aber wo liegt der Anfang? Also doch mitten drin:
Es war Mitte/Ende Oktober als ich ständiges Herzrasen und Atemnot hatte. Von Schlaf konnte ich schon gar nicht mehr reden. An einem Tag war es dann so schlimm, dass ich mich über wunden habe meinen Hausarzt anzurufen und um einen Termin zu bitten. Ich habe dann auch gleich einen für den nächsten Tag bekommen.
Als ich dann dort war, hatte ich schon bei der Anmeldung Probleme meine Fassung zu wahren. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Nach ein paar Minuten wurde ich ins Sprechzimmer gerufen und musste einer weiteren Sprechstundenhilfe meine Beschwerden schildern. Ich habe kein Wort mehr herausgebracht und musste mich einem Heulkrampf geschlagen geben. Mit Mühe und Not war ich in der Lage gegenüber der Schwester und später der Ärztin meine Beschwerden zu schildern. Diagnose: Panikstörung und Depressionen.
Tja, nach mehr als zwei Stunden in der Praxis saß ich dann wieder zu Hause mit Überweisungen zum Psychiater und Therapeuten und einem Rezept für Beruhigungsmittel und einem Antidepressivum. Geht es mir jetzt besser oder schlechter? Überrascht mich das jetzt?
Eigentlich nein. Bereits mit 13 wollte ich mir das Leben nehmen und bin nicht so wirklich mit mir klar gekommen. Irgendwie habe ich das aber in den Griff bekommen und habe mir mit der Pubertät eine passende Ausrede parat gelegt.
Mein Leben war immer sehr ausgelastet. Ich war früher Leistungssportlerin, habe Abitur gemacht und später studiert. Mein Studium hat mich extrem gefordert. Ich hatte immer zwischen 30 und 36 Semesterwochenstunden, dann das Lernen nebenbei. Dazu kam das Training 3-5 mal pro Woche und die Wettkämpfe oder Trainingseinheiten am Wochenende. Zusätzlich bin ich irgendwann noch arbeiten gegangen. Man musste sich schließlich auch von etwas ernähren.
Irgendwann kam der Tag an dem ich mein Studium soweit durchgezogen hatte und nur noch meine Diplomarbeit schreiben musste. In etwa zur gleichen Zeit hatte ich mich während eines Wettkampfes schwer verletzt und konnte für mehrere Wochen/Monate nicht trainieren. Die Zeit nutzte mein Teampartner dazu sich darüber klar zu werden den Sport an den Nagel zuhängen und sich an die Familiengründung zu machen.
Mit einem Mal brach alles weg, was mich gefordert hat, was ich brauchte, was mir den Grund gab morgens aufzustehen. Also stand ich morgens auch nicht mehr auf. Wofür auch.
Mit Ach und Krach habe ich meine Diplomarbeit durchgezogen. Aber damit war ich alles andere als zufrieden. Ich kann eigentlich Besseres und bin enttäuscht von mir.
Das Einzige was mich zum Aufstehen noch motivierte war meine Arbeit als Trainerin, die ich mit der Zeit immer weiter aufbauen konnte. Aber es war an vielen Tagen so unglaublich schwer aufzustehen. Ich habe es aber geschafft nach meinen Studium den Job als Hauptberuf ausüben zu können. Das war schon immer mein Traum.
Warum ich mir keine Hilfe gesucht habe? War ich denn krank? Ich muss doch nur aufstehen und alles in Angriff nehmen. Das kann doch nicht so schwer sein. Ich bin doch nur faul. Ich muss mir doch nur einmal in den Hintern treten. Aufstehen und losmachen. Wo liegt denn das Problem?
Meine Mutter leidet seit 40 Jahren an Depressionen. Ich habe sie also nie gesund erlebt. Meine Jugend bestand neben Schule und Training darin sich um meine Mutter zukümmern.
Ich kann mich aber überhaupt nicht mit meiner Mutter vergleichen. Sie hatte immer geweint, hat keinen Sinn in ihrem Leben gesehen. Selbstmorddrohungen standen an der Tagesordnung.
Aber ich? Ich will doch Leben. Mein Leben ist toll. Ich bin eigentlich ein glücklicher Mensch. Ich habe einen großartigen Partner mit dem ich unheimlich viel Lachen kann. Für mich scheint heute die Sonne. Ich gehe wirklich meinen Traumjob nach und bin stolz auf das, was ich in meinem Leben erreicht habe.
Hier sitzt also kein Trauerkloß vor dem PC, der sich aus dem nächsten Fenster stürzen möchte. Mein Selbstmordversuch in meiner Jugend hat mir die Augen geöffnet, dass ich das nicht kann und leben möchte. Ich habe aber keine Kraft mein Leben zu leben. Meine Welt steht still, obwohl ich sie doch so gerne erobern möchte. Aber alles kostet so unendlich viel Kraft.
Die Diagnose zu akzeptieren fällt mir schwer, weil ich mich so anders fühle als ich andere Depressive erleben. Jedem dem ich davon erzähle, mag es auch erst gar nicht glauben.
Ich habe auch gegenüber meinem Psychiater Probleme ihm meinen wahren Zustand rüberzubringen, weil da sitzt eben kein Trauerkloß.
Die Einzige, die mich versteht ist meine Therapeutin. Nach ihrer Meinung entspricht meine Symptomatik einer schweren Depression. Das war für mich ein Schlag ins Gesicht. Das macht mich auch noch Monate später fassungslos. Das bin nicht ich.
Das war für den Anfang eine ganze Menge. Ich bin jetzt k.o.
Ich übe gerade das zu akzeptieren.