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Hausarbeit = Theorie + Fallbeispiel?

G
Benutzer12919  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo,

in meinem einen Seminar wollte uns die Leiterin erklären, dass in einer Hausarbeit immer eine Theorie vorgestellt wird, und diese dann auf einen bestimmten Fall angewandt werden sollte. Diese beiden Teil sollten realtiv ausgeglichen sein.

Allerdings verstehe ich das noch nicht wirklich so ganz. Wenn ich als Thema zum Beispiel a) die Kanzlerdemokratie mit Frage habe, ob ihre Ausübung an Charaktereigenschaften des Kanzlers liegen - woher bekomm ich zum Thema eine "Theorie"? Oder wenn ich z.B. b) die friedliche Revolution mit der Frage habe, ob sie ohne Michail Gorbatschow überhaupt möglich gewesen wäre - was kommt dann in Frage?

Ehrlich gesagt habe ich immer angenommen, lediglich - in beiden Beispielen - das Thema auszuwerten, zu diskutieren etc. Aber in den Beispielen der Seminarleiterin waren der Bezug des Neorealismus auf den Irak-Krieg oder die humanitäre Intervention im Kosovo aufgegriffen... Hat jemand ´ne Ahnung?
 
N
Benutzer28147  Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Für welches Seminar ist denn die Hausarbeit? Und ist euch die Fragestellung schon vorgegeben?
 
G
Benutzer12919  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #3
Das erste genaue Thema lautet: Wären die Umbrüche in den Ostblockstaaten/das Ende des Kalten Krieges und die Wiederveinigung ohne Michail Gorbatschow nicht möglich gewesen?

Das ist sozusagen ein Arbeitsthema für den Kurs "wissenschaftliches Arbeiten in der Politikwissenschaft". Wir sollen dazu Literaturecherchen betreiben, eine Gliederung erstellen und eine Einleitung schreiben. Aber es bleibt ein Arbeitsplan, es soll halt keine richtige Hausarbeit werden - wir wollen nur lernen, wie das funktioniert.

Das Arbeitsthema mit der Kanzlerdemokratie ist noch nicht ganz raus, das muss ich zuvor noch mit meinem Dozenten absprechen, das wird dann aber eine "richtige" Hausarbeit.
 
T
Benutzer15848  Meistens hier zu finden
  • #4
Vielleicht gehts darum, dass du zuerst eine These aufstellen sollst... allerdings erscheint mir das - wie ich bei meinen Arbeiten vorgehen muss - bei diesen Themen auch eher schwierig.
 
N
Benutzer28147  Verbringt hier viel Zeit
  • #5
Ich persönlich finde es ziemlich bescheuert, bei diesen Themen mit irgendwelchen Theorien zu hantieren. Kann dir deshalb diesbezüglich nicht wirklich weiterhelfen.

Mein Vorschlag zum Thema der Sowjetunion wäre:
Herausarbeiten aller relvanter Faktoren, die zum Zusammenbruch geführt haben: interne (strukturelle Schwächen der sowjetischen Ökonomie, ökonomische Stagnation, Missernten, Gorbatschows Reformen) und externe Faktoren (Systemwettstreit mit den USA), sowie die Interaktion beider Faktoren (relative Nachteile des sowjetisches System gegenüber dem westlichen). Und dann halt abwegen, welche Rolle Gorbatschow in diesem Komplex zukam.

Eventuell ließe sich mit den realistischen Theorien ("Überleben" der Nation in einem anarchischen internationale Umfeld als höchstes Ziel) argumentieren, dass die Sowjetunion durch das Aufrüsten Reagans in den "faktischen" ökonomischen Ruin getrieben wurde und somit Gorbatschow keine andere Wahl hatte als "nachzugeben".
Fände diese Herangehensweise aber reichlich unterkomplex. Vielleicht ließe sich, wenn man so an das Thema herangehen würde, gleichzeitig zeigen, wie "fragwürdig" der Gehalt bestimmter Theorien ist. Also praktisch eine Theoriekritik anhand des gewählten Beispiels durchführen.

Zur Kanzlerfrage bräuchte ich eigentlich auch die genaue Fragestellung.
Je nachdem wie sie lautet, würde ich in etwa so vorgehen:
Wie sehen die genauen gesetzlichen Kompetenzen eines Kanzlers in der BRD aus. Und im zweiten Schritt einen Vergleich zwischen den Regierungsstilen der bisherigen Kanzler durchführen.
Wenn du mich fragst, gibt es in diesem Bereich keine verwertbare Theorie. Du wirst wohl allerhöchsten aus den gesetzlich vorgeschriebenen Kanzlerkompetenzen abgeleitete Hypothesen zum Regierungsstil des Kanzler finden, die sich dan empirisch verifizieren können, oder eben nicht bzw. es wird sich wohl ein eher differenziertes Bild zeigen (Adenauer als der starke Mann, Merkel als "schwache"/zurückhaltende Figur).
 
G
Benutzer12919  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #6
Danke für die Antwort. Finde von deinen Aussagen herr, nickthequick, die Variante ohne Theorie besser. Ist das allgemein denn so? Muss man immer eine Theorie dazu haben? Der Dozent wird mir nicht den Kofp abreißen, wenn ich zur Kanzlerdemokratie keine Theorie finde, oder!? Kannte das Prinzip nämlich vorher auch noch nicht...
 
N
Benutzer28147  Verbringt hier viel Zeit
  • #7
Ganz generell ist es immer besser, wenn man in einer Arbeit Theorie und Empirie miteinander verbinden kann. Jedoch gibt es einfach Themen, die sich für so ein Vorgehen einfach nicht eignen. Und bei deinen Themen - warum auch immer der Dozent sie ausgewählt hat - ist dies meiner Meinung nach der Fall.

Von meinen bisherigen Hausarbeiten im Fach Politikwissenschaft waren drei mit Theorie und eine ohne. Notenmäßig waren sie alle top.
Hier meine Themen, um dir eine Idee davon zu geben, wann es sinnvoll ist, mit Theorien zu arbeiten:
Das Demokratiedefizit der EU (analysiert mit Hilfe von Parlamentarismustheorien)
Länderneugliederung als Beitrag zur Föderalismusreform (keine Theorie, da es so etwas wie eine Länderneugliederungstheorie nicht gibt. Allerdings waren durchaus die eine oder andere theoretische Annahme darin enthalten)
Die politische Entwicklung Kirgisiens in den letzten Jahren (mit Hilfe von Transformationstheorien)
Die Europäisierung der deutschen Identität (mit Hilfe von postmodernen Identitätstheorien)

Aber wenn es wie bei dir, um Beispiele geht, die Ereignisse sui generis sind (Ende des Kalten Krieges; Kanzler in der BRD), kann es eigentlich auch nicht so etwas wie eine umfassende Theorie dazu geben. Bei meine theoretischen Themen konnte man aus einer Fülle von (Ideal)Beispielen Theorien erstellen:
Parlamente gibt es heutzutage in fast jedem Land der Welt.
Es gibt ziemlich viele Länder, die einen Transformationsprozess nach einer Diktatur durchmachen.
Das Thema kollektive Identität ist in jeder Gesellschaft von Bedeutung.

Blöd ist halt nur, dass euer Dozent dieses Vorgehen explizit verlangt. Ich würde deshalb einfach mal mit ihm darüber reden bzw. wenn er den wirklich auf die Theorie besteht, soll er dir wenigstens Tipps geben, welche Bücher/Autoren sich mit dem Thema theoretisch auseinandersetzen.
 
G
Benutzer12919  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #8
So, melde mich mal nach einem Gespräch mit der Dozentin. Sie meinte, es wäre viel einfacher mit einer Theorie, auch bei der friedlichen Revolution. Allerdings nannte sie mir keine, schließlich wird das ja mal die Note... (zum Hausarbeitsplan gehört nicht viel, worauf soll sie denn da schon sonst eine Note geben...). Falls ich das Thema Kanzlerdemokratie nehmen werde (für ein anderes Seminar dann), meinte sie halt, da wäre wohl keine eindeutige zu finden, auch wenns möglich wäre, aber ich könnte mich da auf eine These stützen. Wollte mich diesbezgl. auf Niclauß´ Buch darüber stützen (Thema ist dann übrigens: Kanzlerdemokratie in Deutschland - Kommt es auf den Kanzler an? - oder so ähnlich)

Danke für die Beispiele, hat mir sehr geholfen.
 
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