• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

I am a Survivor? - häusliche Gewalt, wie offen damit umgehen?

Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
  • #1
Hallo ihr Lieben,

ein hier kürzlich verfasster Thread und die viele Zeit (durch Corona) :rolleyes: für Gedankengänge hat mich ein wenig ins Grübeln gebracht und ich möchte meine Gedanken einfach mal heraus schreiben.
Wie in der Überschrift erkennbar wende ich mich bezüglich "häuslicher Gewalt" an euch, da dies für mich leider kein unbekanntes Thema ist.
Vorneweg, ich bin nicht mehr davon betroffen, also ich bin raus aus dieser Beziehung und habe das bisher recht gut verarbeitet. Es bleibt zwar ein Teil meiner Lebensgeschichte und wird sicher nie vergessen sein, aber ich denke, dass ich nicht mehr darunter leide.
Ja es gibt immer mal wieder Flashback-Situationen, wenn ich zum Beispiel in einem Film mit ähnlichen Szenen konfrontiert werde oder auch wenn ich die zurückgeblieben "Narben" an meiner Wohnung/Einrichtung betrachte, doch das ist soweit okay für mich.

Um auf den Punkt zu kommen, der mich ins Grübeln bringt: meine Verarbeitungsstrategie sieht bisher so aus, dass ich kein großes Thema daraus mache. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die überhaupt wissen, dass ich Gewalt in der Beziehung erfahren habe (jetzt werden es wohl noch ein paar mehr durch den Thread) und im Grunde kennt niemand genauere Details darüber.
Ich hatte bisher auch kein großes Bedürfnis danach jemanden von meinen Erlebnissen zu berichten, da ich es gewohnt bin Dinge mit mir selbst "auszumachen".
Allerdings habe ich die letzten Tage etwas intensiver darüber nachgedacht und mich gefragt, ob ich wirklich kein Bedürfnis danach habe oder es andere Gründe gibt, warum ich nicht ausführlicher darüber spreche. Und ja die gibt es scheinbar: zum einen möchte ich nicht, dass meine Freunde, Freund, Familie mich mit anderen Augen betrachten, ich möchte nicht als Opfer wahrgenommen werden. Zudem stellt sich mir auch die Frage, wem ich mich anvertrauen sollte/könnte. Meiner Familie gegenüber möchte ich es keinesfalls.
Ein anderer Grund ist, dass ich oft denke meine Geschichte ist nicht erwähnenswert. Es gibt so viele Menschen, die viel schlimmeres erleben oder erlebt haben, dagegen sind meine Erlebnisse fast schon "harmlos". Deshalb auch das Fragezeichen in der Überschrift. Als "Survivor" würde ich mich selbst nicht bezeichnen.
Und zuletzt stellt sich mir die Frage, ob darüber zu sprechen auch tatsächlich einen positiven Effekt hat. Verschaffe ich mir zusätzliche Linderung, wenn ich meine Erlebnisse mal in aller Ausführlichkeit jemandem erörtere oder ist meine bisherige, nicht zu viele Details freigeben Strategie die bessere Variante, mit der ich ja bisher ganz gut gefahren bin?
Einen Psychologen benötige ich meiner Meinung nicht, da ich wie erwähnt, nicht mehr wirklich darunter leide. Ich kann mein Leben normal führen und bin dadurch nicht beeinträchtigt. Auch eine neue Beziehung konnte ich eingehen. Nur eben der Gedanke alles mal von der Seele zu erzählen, beschäftigt mich derzeit.
Was denkt ihr denn so darüber?
 
E
Benutzer171589  (39) Meistens hier zu finden
  • #2
Das du aus der Nummer raus bist, ist auf jeden Fall erstmal das wichtigste. Ob es einen positiven Effekt hat, kann dir glaube ich niemand vorweg sagen. Meistens fühlt es sich gut an, wenn man das Gefühl hat, mit einer Sache nicht alleine dazustehen. Geteiltes Leid ist halbes Leid sag man ja. Aber der Volksmund täuscht sich leider manchmal auch.

Das du nicht als Opfer wahrgenommen werden möchtest ist verständlich. Aber letztlich ist es paradox dass du dann darüber grübelst ob du mit jemanden darüber sprechen kannst oder solltest. Wenn du das nicht intuitiv sofort beantworten kannst, dann heißt es, dass er dich bis jetzt eingeschüchtert hat. Oder das du dich für die Übergriffe schämst. Egal ob du dich entscheidest damit an andere heranzutreten - wichtig ist auch (und vor allem) dass du dich nicht selbst über die Opferrolle definierst. Die Story muss sein: Er hat sich mir gegenüber übel verhalten und ich habe die Konsequenzen daraus gezogen. Jetzt gehe ich meinen eigenen Weg alleine weiter und was passiert ist, ist jetzt passiert. Aber eben auch vorbei. Wenn du das wirklich annimmst, dann kannst du das auch beiläufig erwähnen: Im Stil von: "Du, es gab damals auch tätliche Übergriffe. Aber ist jetzt auch egal, aus der Nummer bin ich draußen." Die Frage ist halt, ob du das wirklich soweit hinter dir lassen kannst. Klar, sowas verletzt einen. Nicht nur körperlich. Und man kommt immer wieder ins Grübeln und fragt sich "warum ich" oder "was wäre wenn" oder "hätte ich doch..." Auch das ist okay.
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #3
Aber letztlich ist es paradox
inwiefern ist das paradox?

Oder das du dich für die Übergriffe schämst.
Scham ist natürlich nach wie vor vorhanden, aber die hält mich eigentlich nicht zurück.

Aber eben auch vorbei. Wenn du das wirklich annimmst, dann kannst du das auch beiläufig erwähnen: Im Stil von: "Du, es gab damals auch tätliche Übergriffe. Aber ist jetzt auch egal, aus der Nummer bin ich draußen."
Genau so habe ich das ja bereits din paar ausgewählten Personen gegenüber erwähnt. Nur war meine Frage ja eher, ob ich diesen Leuten gegenüber auch mal die Details erwähnen soll. Also ganz explizit erzählen, was passiert ist, wie es dazu kam und was für Folgen es mit sich brachte....
 
Beastie
Benutzer2160  Beastialische Beiträge
  • #4
Nur war meine Frage ja eher, ob ich diesen Leuten gegenüber auch mal die Details erwähnen soll. Also ganz explizit erzählen, was passiert ist, wie es dazu kam und was für Folgen es mit sich brachte....
Möchtest du das denn?
Ich denke nicht, dass sie dich explizit fragen werden. Denn bisher hast du ja wahrscheinlich den Eindruck erweckt, eher nicht darüber reden zu wollen.

Hast du mal über eine Therapie nachgedacht? Da kannst du ja auch reden. Und da merkst du ja sicherlich, wie das so für dich ist.
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #5
Verstehe ich das richtig, dass Dein aktueller Partner nichts davon weiß? Deine Familie auch nicht?
Ich finde den Gedanken, dass Du befürchtest, nach einer "Beichte" von den Dir wichtigen und nahestehenden Menschen anders behandelt zu werden, recht naheliegend und verstehe auch, dass Du das gar nicht möchtest. Da ist bestimmt Richtiges in diesem Gedanken.

Ich sehe das ähnlich wie Beastie Beastie : Du könntest einen Therapeuten als Versuchsballon nehmen, wie sich das anfühlt, darüber zu reden. Es ihm/ihr auch direkt beim Kennenlerngespräch so sagen. Dass es Dir erst einmal gar nicht darum geht, therapiert zu werden, sondern auszutesten, was mit Dir passiert, wenn Du es jemandem mitteilst. Da eignet sich einfach eine neutrale und ausgebildete Person am Besten für. Du kannst so etwas ja jederzeit abbrechen oder, wenn es sich so entwickelt, auch irgendwann Antworten von ihm/ihr erbitten. Einen Versuch wäre es wert und ich fände es auch legitim, niemandem davon zu erzählen, auch Deinem Partner nicht.
 
LAX
Benutzer171020  Verbringt hier viel Zeit
  • #6
Der innere Frieden mit sich selbst ist ganz wichtig denke ich.

Viele die etwas Schlimmes in ihrem Leben erlebt haben entscheiden sich das Anderen mitzuteilen, damit denen rechtzeitig die Augen geöffnet werden und meistens profitieren dann beide Seiten davon. Dem Erzählenden geht es besser durch Mitteilen und indirekter Hilfe und den Zuhörern, falls selbst betroffen oder gefährdet, werden Lösungen aufgezeigt aus einem bestehenden Dilemma auszubrechen bzw. auch zur Prävention gar nicht erst in irgendetwas (tiefer) reinzurutschen.

Gewalt ist immer keine Lappalie.
Verstehe es aber auch gut, wenn man nichts sagt. Es ist eben eine Hemmschwelle da, mit welcher nur gewisse Personen auch richtig umzugehen wissen. Mehr ins Detail zu gehen heißt auch sich praktisch dem Gegenüber nackt zu machen. Genau genommen musst du selbst für dich die Entscheidung treffen, wem du dich öffnest oder öffnen willst - auch kein Therapeut wird dich hierzu drängen.

Wenn du dein Erlebtes mit dir vereinbaren kannst, dann würde ich es an deiner Stelle dabei belassen. Wenn es dich aber weiterhin belastet, erzähl es jemandem, dem du nach eigener Einschätzung dahingehend vertraust oder sogar jemandem einfühlsamen Fremdes (wie hier z. B. einer neutralen Person). Dann merkst du auch, ob es dir gut damit geht und es dich sogar noch bereichert.
 
B
Benutzer174589  (36) Sehr bekannt hier
  • #7
Zwei Dinge fallen mir in deinem Eingangspost direkt auf.

Es bleibt zwar ein Teil meiner Lebensgeschichte und wird sicher nie vergessen sein, aber ich denke, dass ich nicht mehr darunter leide.
Ich hatte bisher auch kein großes Bedürfnis danach jemanden von meinen Erlebnissen zu berichten, da ich es gewohnt bin Dinge mit mir selbst "auszumachen".

Das sind Dinge die man jetzt als "stark" definieren könnte. Du bist raus, es belastet dich nicht mehr,du leidest nicht mehr, du machst sowas mit dir selbst aus. Powerfrau.

Und ja die gibt es scheinbar: zum einen möchte ich nicht, dass meine Freunde, Freund, Familie mich mit anderen Augen betrachten, ich möchte nicht als Opfer wahrgenommen werden.
Ein anderer Grund ist, dass ich oft denke meine Geschichte ist nicht erwähnenswert. Es gibt so viele Menschen, die viel schlimmeres erleben oder erlebt haben, dagegen sind meine Erlebnisse fast schon "harmlos". D

Und das wiederum zeigt, einen Teil... Vielleicht hinter der Fassade. Du möchtest nicht schwach sein, niemand soll es wissen. Es gibt schlimmeres und das was du erlebt hast.... Du bist nicht so wichtig.

Ich bin keine Therapeutin und kann nur mutmaßen, aber das springt einen irgendwie direkt an und deshalb bin ich ganz bei Mark11 Mark11 . Einfach mal antesten, wie es sich anfühlt, darüber zu sprechen, mit jemandem der professionell ausgebildet ist und der dir vielleicht helfen kann, das ganze besser zu reflektieren.

Es hat jemand dir gegenüber eine massive Grenzüberschreitung begangen. Du bist physisch und psychisch verletzt worden. Da ist es erstmal egal, wie es anderen ergangen ist oder ergeht. Dir ist etwas schlimmes widerfahren, an dem du nicht Schuld bist.
Das erkennen ist eines, das verarbeiten etwas anderes, es anzunehmen und darauf aufzubauen auch im Hinblick auf folgende Beziehungen, ist vermutlich der schwerste Teil.

Nimm es mir nicht böse, aber dein aktueller Partner weiß davon nichts, dass ist für mich eigentlich schon ein bedenkliches Zeichen.... Ja... Das sind so meine Gedanken dazu.
 
BlackAskavi
Benutzer174060  Verbringt hier viel Zeit
  • #8
Nur eben der Gedanke alles mal von der Seele zu erzählen, beschäftigt mich derzeit

Das kann ich sehr gut verstehen.
Gibt es in deinem Leben denn jemandem dem du es wirklich mitteilen möchtest?
Wie wir in dem anderen Thread ja schon geschrieben haben ist Scham das man, obwohl man doch ein gefestigtes Leben hatte, in diese Situation der Häuslichen Gewalt überhaupt rein gerutscht ist. Aber ich habe die Erfahrung gemacht das man danach nicht komisch und als Opfer angeschaut wird wenn man sich jemandem Anvertraut.
Allerdings habe ich mich damals direkt jemandem anvertraut, vieleicht war das wichtig für mich, damit gerade diese bestimmte Situation mein Leben nicht negativ beeinträchtigt hat. Ich bin der Meinung es hilft einem darüber zu reden, die Situation zu reflektieren. Das geht aber nur mit Personen die nicht zu dramatischen Ausbrüchen neigen. Denn ich glaube, du möchtest ja eben genau das nicht, das du danach mitleidig angeschaut wirst. Die Hemmschwelle zu einem Therapeuten zu gehen ist finde ich immer recht groß und dafür denkt man oft, so schlimm war es ja nicht, deine Gedankengänge dazu verstehe ich.
Aber mit jemandem reden bedeutet ja keine Schwäche und zeigt doch das du dir selbst wichtig bist.
 
hts87
Benutzer173280  (36) Meistens hier zu finden
  • #9
Nur eben der Gedanke alles mal von der Seele zu erzählen, beschäftigt mich derzeit.
Was denkt ihr denn so darüber?

Ich kann das sehr gut verstehen und auch nachvollziehen. Ich hab auch schon einige Sachen in meiner damaligen Partnerschaft diesbezüglich erlebt. Ich denke, man durchlebt als betroffene in solchen Situationen mehrere Phasen und Abschnitte.



Sorry, jetzt hab ich mich auch noch ausgekotzt hier.. :ashamed::seenoevil:

zurück zu dir Art_emis Art_emis :
Die Idee von Mark11 Mark11 Und Beastie Beastie finde ich großartig. Das solltest du mal ausprobieren! Quatsch alles von deiner Seele. Danach geht’s dir besser.

alles gute für dich :herz:
 
Zuletzt bearbeitet:
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #10
Off-Topic:

Liebe, Art_emis Art_emis , nur kurz von mir: Sei stolz auf dich!
Ich bewundere dich dafür, dass du den Ausweg gefunden hast. Meine Mutter hat es nie gepackt und so etwas belastet auch immer die nachfolgenden Generationen.
 
Yurriko
Benutzer174969  (31) Sehr bekannt hier
  • #11
Was denkt ihr denn so darüber?
Ich hatte nie Gewalt in einer Beziehung (defacto hatte ich nur 2), aber physische sowie psychische Gewalt von meiner Familie über Jahre hinweg.

Mein Partner weiß davon, auch die Details, was mir angetan wurde. Für ihn kein Problem und er behandelt mich auch nicht anders. Er spricht auch nicht darüber, nur wenn ich das Bedürfnis habe hört er zu und stärkt mich.

Gegenüber andere sag ich von mir aus nichts, wieso auch? Bei Nachfrage antworte ich kurz und bündig. Ich hab kein Problem da ehrlich zu antworten. Ich würde aber niemanden einfach so jedes Detail sagen, geht sie ja prinzipiell nichts an.

Ich habe es wortwörtlich überlebt. Und ja, ich finde Gewalt ist schlimm, egal in welcher Form. Es geht immer schlimmer, aber es macht die Tat selber nicht weniger schlimm.
 
Sklaen
Benutzer175418  (42) Verbringt hier viel Zeit
  • #12
Wie gut ich dich verstehen kann.
Aus genau den gleichen Gründen habe auch ich meiner Familie nie etwas von dem erzählt was ich erlebt habe. Angst das Opfer zu sein, Scham das es überhaupt passiert ist und auch weil ich es niemandem zumuten wollte.
Außer IHM weiß sonst nur mein Mann und mein Ex davon.
Allerdings hat auch das lange gedauert bis ich ihm wirklich alles erzählen konnte.

Hast du es mal mit aufschreiben versucht? So habe ich irgendwann angefangen. Habe alles aufgeschrieben. Weg geworfen, irgendwann nochmal neu geschrieben. Selbst durchgelesen, immer wieder.
Im letzten Jahr dann habe ich es zum ersten Mal meinem Mann zum lesen gegeben.
Therapie hab ich versucht, hat mir selbst nicht so viel gebracht.
Aber das muss bei dir ja nicht auch so sein.
Und ich finde die Idee den Therapeuten mal als Testperson zu nutzen auch wirklich gut.
Du merkst ja dann ob es dir gut tut darüber zu reden. Dann könntest du es ausweiten und noch einer anderen Person deines Vertrauens davon erzählen.

Also nach meiner persönlichen Erfahrung, die ja nicht für andere gelten muss, kann man sich extrem gut einreden das alles ok sei und man drüber hinweg ist.
Dann braucht nur einmal der falsche Trigger zu kommen und das wars dann.

Probier einfach verschiedene Optionen aus. Du merkst ganz schnell was gut ist und was nicht.
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #13
Oh, so viele Antworten... da möchte ich erst mal Danke sagen für soviel Feedback und all die positiven Worte von euch :herz:
hts87 hts87 es ist toll, dass du so detailliert von deiner Erfahrung erzählst und es ist überhaupt nicht schlimm, dass du meinen Thread zum Auskotzen nimmst. "Break the Silence" ist ein sehr wichtiger Teil beim Thema Gewalt und jeder der möchte, darf sich hier öffnen. Es ist schließlich ein Thema, dass viele betrifft.
Auch euch anderen vielen Dank und ein großes Lob, dass ihr eure Erfahrungen hier so offen mitteilt.
Ich habe alle eure Beiträge sehr aufmerksam gelesen und nehme jeden Rat dankend an.
Ich versuche mal so gut es geht noch offene Fragen zu klären

Verstehe ich das richtig, dass Dein aktueller Partner nichts davon weiß? Deine Familie auch nicht?
Das ist richtig, meine Familie weiß nichts davon. Sie kennen meinen Ex und auch seine hitzköpfige Art, aber von den körperlichen Übergriffen wissen sie nichts.
Es ja so, dass ich wie hts87 hts87 auch noch Kontakt zu meinen Ex habe, da er der Vater meines Kindes ist.

Nimm es mir nicht böse, aber dein aktueller Partner weiß davon nichts, dass ist für mich eigentlich schon ein bedenkliches Zeichen....
Meinem Freund gegenüber habe ich schon geäußert, dass es negative Erlebnisse gab, aber mehr wollte ich ihm dazu einfach noch nicht sagen. So lange sind wir noch nicht zusammen, dass ich gleich mit dem großen Hammer heraus platzen wollte.

Gibt es in deinem Leben denn jemandem dem du es wirklich mitteilen möchtest?
Ich denke es wäre mir wichtig, mich meinem Freund irgendwann mitzuteilen, da ich vor ihm keine Geheimnisse haben möchte. Und bei meiner sehr guten Freundin, habe ich öfter mal daran gedacht es zur Sprache zu bringen. Ihr erzähle ich sonst auch alles. Aber damit hab ich mich immer zurück gehalten. Warum, weiß ich gar nicht so recht.

Es geht immer schlimmer, aber es macht die Tat selber nicht weniger schlimm.
Da hast du ganz recht. Ich weiß nur nicht wie ich da am besten umdenken kann. Ich beschäftige mich ja allgemein viel mit dem Thema der häuslichen Gewalt und möchte mich da auch aktiv engagieren, dadurch lese ich eben vieles wo ich mich vergleiche und denke, da hätte ich ja noch einigermaßen Glück gehabt. Schließlich musste ich nie ins Krankenhaus und wurde auch nicht tagtäglich geprügelt.

Hast du es mal mit aufschreiben versucht?
Diese Idee hatte ich tatsächlich schon und finde es gut, dass du es nochmal ansprichst. Vielleicht sollte ich das tatsächlich einfach mal tun. Hast du alles auf einmal aufgeschrieben oder immer wieder, wenn eine Erinnerung hochkam. Ich habe halt teilweise auch Erinnerungslücken, wo ich nicht mehr weiß, was vorangegangen war.

Also nach meiner persönlichen Erfahrung, die ja nicht für andere gelten muss, kann man sich extrem gut einreden das alles ok sei und man drüber hinweg ist.
Dann braucht nur einmal der falsche Trigger zu kommen und das wars dann.
Das ist auch ein bisschen die Sorge, die bei mir nun aufgekommen ist. Ich würde es denn Menschen, denen ich mich mal anvertraue lieber kontrolliert erzählen und nicht aus einer unerwartet emotionalen Situation heraus.

Die Mehrheit hier scheint mir ja doch zu einer therapeutischen Unterstützung zu raten, es ist nur leider so schwer einen guten Therapeuten zu finden. Ich war während der "Gewaltbeziehung" schon in Therapie, aber konnte mich damals nur ganz schwer richtig aussprechen, aber das lag vielleicht auch daran, dass es zu dem Zeitpunkt noch so aktuell war. Ich werde auf jeden Fall mal nochmal darüber nachdenken.
Mich würde auch noch interessieren, ob jemand von den Betroffenen hier es mal mit so einer Art Selbsthilfegruppe versucht hat? So dass man einfach mal erzählt ohne, dass hinterher eine Wertung oder Beurteilung statt findet?!
 
hts87
Benutzer173280  (36) Meistens hier zu finden
  • #14
Mich würde auch noch interessieren, ob jemand von den Betroffenen hier es mal mit so einer Art Selbsthilfegruppe versucht hat? So dass man einfach mal erzählt ohne, dass hinterher eine Wertung oder Beurteilung statt findet?!

nein, aber das wäre eigentlich sogar keine schlechte Idee. Gibt ja einige Anlaufstellen der Caritas oder von sonstigen Anbietern. Findest in deiner Nähe bestimmt schnell was. Und die können zur Not bestimmt noch an Therapeuten oder Ähnliches verweisen.
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #15
Ich finde es echt unschön, dass die Opferrolle teilweise so stigmatisiert wird, dass man sich wohl dafür schämen muss, einmal Opfer gewesen zu sein.
Die Beleidigung "Du Opfer!" treibt das auf die Spitze. Wenn ich das höre, werde ich richtig wütend.

Das Wesen der Opferrolle ist es doch gerade, nicht für die erlittenen Dinge verantwortlich zu sein. Aber dafür ist es oft eine große Leistung und ein Zeichen von Kraft, Stärke, Durchhaltevermögen, Resilienz, usw., wenn man es geschafft hat, aus dieser Opferrolle rauszukommen. - Insbesondere, wenn es nicht um eine einmalige Tat geht, sondern um etwas, das länger andauert.

Letztendlich kann Jeder zum Opfer werden. - Sei es von häuslicher Gewalt, sexueller Gewalt, Mobbing, Gewalt oder Vernachlässigung durch die Eltern, oder sonst irgendwas.

Auch ich war mal in der Opferrolle. Über den Großteil meiner Schulzeit hinweg wurde ich von Mitschülern massiv gehänselt. Vermutlich könnte man schon von Mobbing sprechen. Aber ich habe es geschafft, aus der Situation rauszukommen, sowie einiges daraus zu lernen und für die Zukunft mitzunehmen. Ich kann definitiv sagen, dass ich das alles hinter mir gelassen und überstanden habe.
Ich gehe mit meinen Erfahrungen und Erlebnissen nicht hausieren. Aber ich schäme mich auch nicht dafür. Wenn es sich ergibt, habe ich kein Problem, davon zu erzählen. Wenn es jemandem ähnlich geht, wie mir damals und ihm ihm vielleicht mit meinen Erfahrungen helfen kann, bin ich auch dazu sehr gerne bereit. Und selbst den Leuten, die mich früher gehänselt haben, kann ich (vermutlich auch, weil ich mich nicht dafür schäme) erhobenen Hauptes und auf gleicher Augenhöhe gegenübertreten. - Nicht dass ich sie unbedingt sehen will. Aber wenn man sich mal über den Weg läuft (was bei alten Mitschülern durchaus passiert, wenn man noch immer in der gleichen Gegend wohnt), gehen wir uns nicht aus dem Weg, sondenr können uns grüßen und auch einige Worte wechseln. Und auch sie sehen mir da nicht mehr als das Opfer, das ich früher war, sondern einfach als ehemaligen Mitschüler.

Und ich kenne auch einige andere Menschen, die in ihrem Leben schon in irgendeiner Form in der Opferrolle waren und die da rausgekommen sind. Ich erlebe diese Menschen nicht als "Oper" (im Sinne dieses unsäglichen Schimpfwortes), sondern oft als starke Persönlichkeiten, die vielleicht durch die verganenen Erlebnisse und Erfahrungen ein paar wunde Punkte haben. Von diesen Erlebnissen zu wissen, kann hilfreich sein, um diese wunden Punkte zu erkennen und sensibel darauf reagieren zu können. (Aber natürlich kann es von irgendwelchen Idioten auch genutzt werden, um an genau diesen wunden Punkten anzugreifen. Diese Gefahr möchte ich nicht verschweigen.)


Von daher möchte ich dir, Art_emis Art_emis auch überhaupt keinen Rat geben, wie du dich nun konkret verhalten sollst. Du musst letztendlich wissen, was sich für dich gut anfühlt.
Nur eins möchte ich dir mitgeben: Schäme dich nicht dafür!
 
Zuletzt bearbeitet:
Sklaen
Benutzer175418  (42) Verbringt hier viel Zeit
  • #16
Hast du alles auf einmal aufgeschrieben

Nein. Die erste Version war noch sehr ungenau und lückenhaft.
Mit der Zeit wurde das immer präziser. Ich hab da aber immer Tage, manchmal Wochen dran geschrieben. Auf einmal wäre weder zeitlich noch emotional gegangen.

Mich würde auch noch interessieren, ob jemand von den Betroffenen hier es mal mit so einer Art Selbsthilfegruppe versucht hat?

Wieder nein.
Ich hab ja eine andere Art von Gewalt erfahren müssen als du.
Die Umstände haben es mir irgendwie immer schwer gemacht.
Ich war mir nie sicher ob ich es ertragen könnte mir die Geschichten anderer anzuhören. So von Angesicht zu Angesicht.
Mir wurde das aber auch schon öfter nahe gelegt und ich überlege immer noch ob ich es nicht doch irgendwann einmal tun sollte.
 
G
Benutzer Gast
  • #17
Ich erlebe diese Menschen nicht als "Oper" (im Sinne dieses unsäglichen Schimpfwortes), sondern oft als starke Persönlichkeiten, die vielleicht durch die verganenen Erlebnisse und Erfahrungen ein paar wunde Punkte haben. Von diesen Erlebnissen zu wissen, kann hilfreich sein, um diese wunden Punkte zu erkennen und sensibel darauf reagieren zu können. (Aber natürlich kann es von irgendwelchen Idioten auch genutzt werden, um an genau diesen wunden Punkten anzugreifen. Diese Gefahr möchte ich nicht verschweigen.)
Es kann aber auch vorkommen, dass jemand, bei allem Wohlwollen, nicht adäquat darauf reagieren kann, und das kann eine Beziehung durchaus belasten. Wenn auch nicht in der gleichen Situation, aber ich habe das schon von beiden Seiten erlebt, ich war sowohl Opfer, als auch jemand, dem man sich anvertraut hat.
Ich glaube, das ist, was Art_emis hiermit meint
zum einen möchte ich nicht, dass meine Freunde, Freund, Familie mich mit anderen Augen betrachten
dass wenn die Leute Bescheid wissen, aber nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, dann machen sie sich zu viele Gedanken, wie sie das heikle Thema umgehen können, um das Opfer (und sich selbst) nicht in eine unangenehme Situation zu bringen. Das kann eine unangenehme Spannung in der Beziehung erzeugen, die man nicht hat, wenn man sich nicht offenbart. Das muss man als Opfer abwägen, womit man besser umgehen kann, damit oder mit der Möglichkeit, dass der wunde Punkt aus unwissenheit getroffen wird.
 
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Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #18
banane0815 banane0815 es ist durchaus sehr schade, dass die Opferrolle immer so negativ behaftet ist, selbst wenn man längst kein Opfer mehr ist.
Schön zu hören, dass auch du dies hinter dir lassen konntest und damit so souverän umgehen kannst.
Auch wenn du keinen Rat geben möchtest, sind deine Worte doch von Bedeutung.

mrc ich glaube du hast es gut auf den Punkt gebracht. Man kann nie genau wissen, wie andere darauf reagieren und wie sie damit umgehen, wenn ihnen so etwas anvertraut wird. Ich möchte eben keinesfalls darauf reduziert werden und mein Handeln und mein Wesen sollen nicht ständig analysiert werden.

Nein. Die erste Version war noch sehr ungenau und lückenhaft.
Mit der Zeit wurde das immer präziser. Ich hab da aber immer Tage, manchmal Wochen dran geschrieben. Auf einmal wäre weder zeitlich noch emotional gegangen.
Ok, danke. Das ist sehr hilfreich und ein guter Ansatz, wie ich das zunächst einmal angehen könnte.

Ich war mir nie sicher ob ich es ertragen könnte mir die Geschichten anderer anzuhören. So von Angesicht zu Angesicht.
Das ist klar eine Herausforderung, ich denke aber ich könnte damit ganz gut umgehen. Ich war ja auch noch nie bei einer Selbsthilfegruppe, aber Gruppentherapie ist mir bekannt, das kommt dem ja sehr nahe und da ist es ja auch so, dass man jederzeit den Raum verlassen darf ohne dass wer böse ist.
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #21
Ich persönlich denke, dass man erst dann völlig fertig ist, wenn man praktisch beim "Kaffeekränzchen" darüber quasseln könnte, ohne dass es einen in irgendeiner Form belastet.
An dem Punkt bin ich ganz sicher noch nicht angelangt, aber das ist auch in Ordnung, weil ich mir bewusst bin, dass der Heilungsprozess Zeit braucht.

Über die "Stigmatisierung" mache ich mir Gedanken, weil ich eben beides in bin. Ich bin schon eine Kämpfernatur und werde auch als solche wahrgenommen. Aber Menschen, die mich gut kennen wissen auch, dass ich eine ausgeprägt sensible Seite habe und ich kann nicht abschätzen, welche der Seiten dann in den Vordergrund rückt.

Funksoulbrother Funksoulbrother ich denke, dass ich gerade genau an diesem Wendepunkt angelangt bin. Bisher war es ok, das für mich selbst zu behalten, aber das Redebedürfnis wächst nun langsam.
Aber es macht mir eben auch ein wenig Angst. Darin besteht das Dilemma.
 
Funksoulbrother
Benutzer58558  Meistens hier zu finden
  • #22
An dem Punkt bin ich ganz sicher noch nicht angelangt, aber das ist auch in Ordnung, weil ich mir bewusst bin, dass der Heilungsprozess Zeit braucht.

Über die "Stigmatisierung" mache ich mir Gedanken, weil ich eben beides in bin. Ich bin schon eine Kämpfernatur und werde auch als solche wahrgenommen. Aber Menschen, die mich gut kennen wissen auch, dass ich eine ausgeprägt sensible Seite habe und ich kann nicht abschätzen, welche der Seiten dann in den Vordergrund rückt.

Funksoulbrother Funksoulbrother ich denke, dass ich gerade genau an diesem Wendepunkt angelangt bin. Bisher war es ok, das für mich selbst zu behalten, aber das Redebedürfnis wächst nun langsam.
Aber es macht mir eben auch ein wenig Angst. Darin besteht das Dilemma.

Die Angst ist verständlich, aber lass sie nicht über dich herrschen. Nimm deine Angst ernst, dein Sicherheitsbedürfnis, aber Sicherheit wirst du eher durch überlegten Mut erlangen als durch unüberlegte Angst.

Auch die Sorge, wie dich die anderen Menschen wahrnehmen, wenn du dich mit deinem bisher verborgenen Thema offenbarst, ist verständlich. Du musst sehr genau überlegen, wem du dich öffnest.

Aus meiner eigenen Erfahrung - ich habe mich vor einigen Monaten gegenüber meinen Freunden als depressiv, als Opfer mütterlichen emotionalen Missbrauchs und als möglicherweise angstgestört offenbart - kann ich sagen, dass die Reaktionen darauf nicht immer so sind, wie man sich das wünscht. Selbst wenn die grundsätzliche Einstellung der Freunde dazu stimmen mag, wirst du einige Male feststellen, dass die Reaktionen auf subtilerer Ebene schmerzhaft sind, weil ihnen der persönliche Erfahrungshorizont fehlt, so feinfühlig zu sein, dass sie dich so behandeln, wie du es brauchst. Und gerade Leute, die ggf. sogar ähnliche Erfahrungen haben, aber persönlich für sich im "Verdrängungsmodus" sind, können dir mit ihren gerne sogar als "Lebensweisheiten" oder "gute Ratschläge" getarnten Abwehrreaktionen (mit denen sie eher sich selbst schützen als dir helfen wollen), die übrigens auch eine demonstrative Betonung der eigenen Stärke (zur für ihr eigenes Wohlbefinden notwendigen Selbstaufwertung) beinhalten können, sehr weh tun.

Öffne dich erst einmal dem Menschen, den du für den insgesamt feinfühligsten, vorurteilsfreiesten und emotional stabilsten in deinem Umfeld hältst.
 
Zuletzt bearbeitet:
B
Benutzer174589  (36) Sehr bekannt hier
  • #23
Es ist schwierig den eigenen Weg zu finden damit umzugehen.

Ein paar Gedanken, die ich mir dazu mache, als Anker einer von häuslicher Gewalt betroffenen Frau... Macht man sich nicht zum Idealen Opfer, wenn man nichts sagt? Gibt es nicht dem Täter das Gefühl, alles wäre in Ordnung und er ist in Sicherheit, wenn man es tot schweigt?
Sicherheit, etwas das er dir weggenommen hat, gibst du ihm einfach so zurück.

Und warum muss Opfer sein, etwas schlechtes sein. Gut, du schreibst recht deutlich, dass du kein Mitleid willst und das du nicht darauf reduziert werden möchtest.
Aber kann ein Opfer nicht stark sein, nicht wütend, nicht mutig? Du schreibst, dass du noch Angst hast darüber zu reden, aber es wird irgendwann, wenn es für dich richtig ist, mutig sein darüber zu reden. Du machst dich nicht schwächer, sondern stärker. Du sagst ja auch hier nicht "ich armes kleines Mäuschen" stattdessen könnte man sagen "Der Arsch" denn das hat er durchaus verdient.
So meine Idee dazu. Perspektive...
Hmm... Hab da mal einen interessanten Text zu gelesen, weiß nur mal wieder nicht von wem. Vielleicht fällt es mir noch ein.
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #24
Ich sehe das auch ganz ähnlich, wie B Bluetenstaub :
Es hat sicherlich einen großen Einfluss, wie man mit den Erlebnissen umgeht, wie man von ihnen erzählt, usw.

Bestes Beispiel dafür dürfte eine Bekannte von mir sein, die über ihre gesamte Kindheit und Jugend hinweg von ihrem Vater mit seinen fremdländischen, religösen und frauenfeindlichen Moralvorstellungen massiv unterdrückt wurde und auch danach noch einige weitere unschöne Dinge erleben musste.
Aber zumindest für mich gab es überhaupt keine andere Möglichkeit, als sie als starke, beeindruckende Kämpferin wahrzunehmen. Ich habe sie fast nie jammern gehört. Dafür war sie oft wütend auf ihren Vater, hat ertragen, was sie ertragen musste und für ihre Chancen und Möglichkeiten gekämpft, wo es auch nur die kleinste Chance auf einen kleinen Teilerfolg gab. Und gleichzeitig war sei immer engagiert, hilfsbereit und empathisch.
Ich sehe sie bis heute - gerade aufgrund ihrer Opferrolle und ihrem Umgang damit - als eine der stärksten und beeindruckendsten Persönlichkeiten, die ich kenne. Und trotzdem habe ich ihr mit diesem Hintergrudnwillsen auch einige male liebend gerne geholfen, wenn ich wusste, dass sie Hilfe gebrauchen kann und dass ich ihr helfen kann.

Und auch wenn ich von meiner eigenen Opferrolle erzähle, habe ich ein Stück weit die Kontrolle darüber, wie das von anderen Menschen wahrgenommen wird.
Ich könnte lang und breit davon erzählen, wie sehr ich zeitweise unter dem Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber meinen zahlenmäßig und körperlich weit überlegenen Mitschülern gelitten habe... aber ich kann die Sache auch anders erzählen:
"Ich war lange Außenseiter und wurde von Mitschülern massiv gehänselt. Das war eine harte Zeit. Aber im Laufe der Zeit habe ich einen Weg gefunden, um aus der Situation rauszukommen. Auch das war nicht einfach und hat lange gedauert. Aber ich habe es geschafft und habe auch selbst einiges aus dieser Zeit gelernt und an mir gearbeitet."
Ich wähle da die zweite Variante und habe dabei keine Angst vor der Möglichkeit, als schwaches Opfer wahrgenommen zu werden.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #25
zum einen möchte ich nicht, dass meine Freunde, Freund, Familie mich mit anderen Augen betrachten, ich möchte nicht als Opfer wahrgenommen werden.
also... ich würde dich danach leicht mit anderen augen betrachten: da würden noch eine portion mehr respekt und anerkennung hinzukommen. und ja, du warst opfer - das hast du dir sicher so nicht ausgesucht - aber du bist kein opfer mehr. wieso sollte dich irgendjemand jetzt als opfer wahrnehmen?

tatsächlich ist bei mir jetzt ein vermerk im kopf: Art_emis Art_emis ist eine tapfere, starke frau - ich weiß nicht viel von dir, aber ich weiß, dass du jetzt ein stück... ja, bewunderung von mir hast. sich aus so einer situation zu befreien ist, nach allem was ich weiß, alles andere als leicht - es ist bewundernswert, dass du es geschafft hast.

Ich bin schon eine Kämpfernatur und werde auch als solche wahrgenommen. Aber Menschen, die mich gut kennen wissen auch, dass ich eine ausgeprägt sensible Seite habe und ich kann nicht abschätzen, welche der Seiten dann in den Vordergrund rückt.
aber das ist doch toll! nur kämpfer oder nur sensibelchen zu sein, das wäre doof. kämpfen zu können und trotzdem sensibel zu sein, zu bleiben, das ist perfekt. sensibel zu sein ist doch nichts schlechtes, es ist etwas wertvolles :smile:

Auch die Sorge, wie dich die anderen Menschen wahrnehmen, wenn du dich mit deinem bisher verborgenen Thema offenbarst, ist verständlich. Du musst sehr genau überlegen, wem du dich öffnest.
das sehe ich tatsächlich ein wenig anders: ja, es kann sein, dass menschen scheisse reagieren, ist so. nur.. möchte man wirklich mit menschen befreundet sein, die in so einem fall scheisse reagieren? ich nicht, da trennt sich dann die spreu vom weizen. klar sollte man nicht sofort mit allen details rausplatzen und erstmal schaun wie die reaktion aussieht - eben um sich selber zu schützen - aber wenn ich meine, ich bin mit jemandem befreundet, dann gehe ich auch davon aus, erzählen zu können, was mich belastet. kann ich das nicht ist diese angebliche freundschaft fürn mülleimer.

Und auch wenn ich von meiner eigenen Opferrolle erzähle, habe ich ein Stück weit die Kontrolle darüber, wie das von anderen Menschen wahrgenommen wird.
Ich könnte lang und breit davon erzählen, wie sehr ich zeitweise unter dem Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber meinen zahlenmäßig und körperlich weit überlegenen Mitschülern gelitten habe... aber ich kann die Sache auch anders erzählen:
"Ich war lange Außenseiter und wurde von Mitschülern massiv gehänselt. Das war eine harte Zeit. Aber im Laufe der Zeit habe ich einen Weg gefunden, um aus der Situation rauszukommen. Auch das war nicht einfach und hat lange gedauert. Aber ich habe es geschafft und habe auch selbst einiges aus dieser Zeit gelernt und an mir gearbeitet."
Ich wähle da die zweite Variante und habe dabei keine Angst vor der Möglichkeit, als schwaches Opfer wahrgenommen zu werden.
auch das sehe ich ein wenig anders, denn grade deine zweite formulierung erweckt in mir... nun, irgendwie ein stirnrunzeln. als würdest du die sache in eine schublade stecken, dir auf die schulter klopfen und fertig... nicht wie verarbeitet, nicht wie akzeptiert, nicht wie stark.

ich finde, man kann erzählen "das ist mir passiert, und es war schlimm". das ist doch halt einfach ein fakt, nichts, was man verbergen müsste. dass mans überstanden hat, das sieht das gegenüber doch auch so, das muss man nicht so vehement betonen. ggf. kommt halt die nachfrage "und wie bist du damit klargekommen?" - und im fall von Art_emis Art_emis könnte man halt antworten: "ich bin froh, dass ich es geschafft habe, aus der situation rauszukommen. heute geht es mir gut, aber zur zeit geht mir das thema doch irgendwie nochmal im kopf rum und ich habe erstmalig das bedürfnis, darüber zu sprechen - es nicht weiter zu verstecken".

--
Art_emis Art_emis du hast noch explizit gesagt, dass du es nicht deiner familie sagen möchtest. nun weiß ich nicht, was genau bei dir familie bedeutet, aber bedenke bitte eins: dich quasi verletztlich zu zeigen, zu zeigen dass du nicht immer nur auf der siegerseite standest, dich zu öffnen und aus dunklen zeiten in deinem leben zu erzählen - das ist ein großer vertrauensbeweis. erzählst du es anderen, und von denen landet es dann bei deiner familie, dann ist das ein fetter tritt in den arsch: du vertraust ihnen nicht genug. wenn das der fall ist, ok - aber wenn andere gründe dahinterstecken, dann solltest du vielleicht nochmal darüber nachdenken.

andersherum sollte jeder mensch der im besitz von emotionaler intelligenz ist dieses anvertrauen von dir zu würdigen wissen. ich von mir kann sagen, dass ich, wenn mir - obwohl das thema offensichtlich nicht völlig verarbeitet war - etwas "schlimmes" anvertraut wurde, diese person noch lieber gewonnen habe, sie mir noch wertvoller wurde - und ich mich sehr, sehr geehrt gefühlt habe, soviel vertrauen zu bekommen. offen reden zu können, sich auch verletzlich (oder fehlbar) zeigen zu dürfen - das ist für mich eins der kostbarsten dinge, die eine freundschaft (oder beziehung) zu bieten hat. kann ich das nicht, so ist es allenfalls eine bekanntschaft.

wie würdest du denn reagieren, würde dir eine freundin das erzählen? und: denkst du, deine freunde sind dir ähnlich?

es ist nicht stark, unverletzlich und immer total taff zu wirken - es ist stark, sich auch verletzlich und mit schwächen zu zeigen. du merkst grade selber, dass du angst davor hast: eben weil es stärke und mut braucht, solche seiten zu zeigen. es ist absolut verständlich, wenn du diesen mut aktuell nicht aufbringst, denn häusliche gewalt macht eben eine menge mit der psyche... aber denk nicht, du seiest schwach oder jammerig, wenn du es erzählst :rose:
 
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banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #26
auch das sehe ich ein wenig anders, denn grade deine zweite formulierung erweckt in mir... nun, irgendwie ein stirnrunzeln. als würdest du die sache in eine schublade stecken, dir auf die schulter klopfen und fertig... nicht wie verarbeitet, nicht wie akzeptiert, nicht wie stark.

ich finde, man kann erzählen "das ist mir passiert, und es war schlimm". das ist doch halt einfach ein fakt, nichts, was man verbergen müsste. dass mans überstanden hat, das sieht das gegenüber doch auch so, das muss man nicht so vehement betonen. ggf. kommt halt die nachfrage "und wie bist du damit klargekommen?" - und im fall von Art_emis Art_emis könnte man halt antworten: "ich bin froh, dass ich es geschafft habe, aus der situation rauszukommen. heute geht es mir gut, aber zur zeit geht mir das thema doch irgendwie nochmal im kopf rum und ich habe erstmalig das bedürfnis, darüber zu sprechen - es nicht weiter zu verstecken".
Natürlich war das alles von mir stark verkürzt dargestellt und ich sehe auch kein Problem darin, näher auszuführen, was man erlitten hat. Aber ich finde schon, dass es einen großen Unterschied macht, ob man nur über die erlittenen Dinge jammert, oder ob man zeigt, dass man die Sache überstanden hat und vielleicht sogar daran gewachsen ist.

Off-Topic:
Und in meinem Fall habe ich die Sache eben tatsächlich schon lange für mich abgehakt. Das alles ist schon lange vorbei. Ich habe darunter gelitten, habe daraus meine Lehren gezogen, bin daran gewachsen und habe schon lange akzeptiert, dass mich auch diese Erlebnisse und der Weg, um aus dieser Situation rauszukommen, teilweise zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin. Ich bin da einfach schon lange an dem Punkt angekommen, dass ich beim Kaffeekränzchen davon erzählen kann ohne dass es mich nennenswert belastet.
Wieso du davon ausgehst, ich hätte das alles nicht verarbeitet und akzeptiert, kann ich nicht nachvollziehen. Aber das möchte ich auch nicht weiter ausführen, um diesen Thread nicht zu sprengen.


Ansonsten kann ich mich deinem Beitrag anschließen. - Insbesondere die Sache, dass auch ich mich sehr geehrt fühle und es als großen Vertrauensbeweis sehe, wenn mir Menschen von solchen Dingen erzählen.
(Allerdings kann ich es schon auch verstehen, wenn man manche Dinge lieber mit Freunden, als mit der Familie bespricht - auch wenn man ein gutes Vertrauensverhältnis zu den nahen Verwandten hat.)

Vor einer Weile hat mir z.B. eine junge Frau, mit der ich mich häufig beim Bouldern unterhalte, von ihrem recht steinigen und kurvenreichen Lebensweg erzählt, der dazu geführt hat, dass sie erst etwas später mit dem Studium beginnen kann, als viele andere Studienanfänger.
Ich fühlte mich wirklich geehrt, dass sie mir offensichtlich so sehr vertraut, dass sie mir von solchen privaten Dingen erzählt und auch mein Bild von ihr hat sich dadurch ein Stück weit verändert: Aus dem netten, hüschen Mädchen, mit dem ich gerne mal ein wenig Smalltalk betreibe, wurde eine starke, sympathische und reflektierte junge Frau, die schon einiges erlebt und überstanden hat.
 
Yurriko
Benutzer174969  (31) Sehr bekannt hier
  • #27
da würden noch eine portion mehr respekt und anerkennung
Art_emis Art_emis das kann ich dir aus Erfahrung bestätigen. Wenn mich jemand mal fragt, ob mir in der Vergangenheit sowas passiert ist und ich dann eben eine Minimalfassung erzähle, dann ist das bis jetzt immer die Reaktion gewesen. Bis jetzt hab ich noch nie gehört, dass ich ein "Opfer" sei oder dergleichen. Respekt und Bewunderung, das ich da raus kam und dort bin, wo ich jetzt bin.

Auch mein Partner hält mir vor Augen, was ich alles geschafft habe trotz meiner Vergangenheit, wenn ich mal down bin. Das Opfer-sein steht dabei nie im Fokus.

Ich glaub, viele können sich in etwa vorstellen wie es ist unter Gewalt zu stehen und viele denken vermutlich, dass sie da nicht rauskommen. Traurigerweise kommen auch einige nicht raus und enden meist als Junkies oder Leben in einer Beziehung voller Gewalt. Du kannst schon drauf stolz sein, dass du es geschafft hast.
 
ProximaCentauri
Benutzer32843  (36) Sehr bekannt hier
  • #28
Vorneweg: ich habe keine Erfahrung mit Gewalt in Beziehungen.

Ich denke aber, ich habe allenfalls auch Erfahrungen beizutragen. Ich kämpfe seit einer Weile mit einer chronischen Erkrankung und bin gleichzeitig in einem (Arbeits)Umfeld tätig, wo ständige Leistungsbereitschaft, Aufopferung und so weiter gefordert wird - und üblicherweise keine Schwäche gezeigt werden kann. Ich habe da sehr lange immer mit mir gekämpft, weil ich keine Lust (und auch keine Kraft) mehr hatte mich ständig verstellen zu müssen nur um auf alle den "richtigen" Eindruck zu machen.
Ich habe mich irgendwann entschieden einfach ehrlich zu sein. Ich lüge nicht, ich beschönige nicht, und wer fragt kriegt (so ich Lust drauf habe) auch eine völlig klare Antwort. Ich habe nämlich meistens noch weniger Lust alles in Zucker zu verpacken. Ich hatte am Anfang ordentlich Angst davor, muss aber nun nach etwa zwei Jahren sagen dass ich bisher nur ein einziges Mal eine schlechte Erfahrung gemacht habe. Alle anderen Leute haben neutral bis extrem Positiv darauf reagiert - und die positiven Reaktionen überwiegen bei weitem. Das hat auch dazu geführt, dass viele meiner Freundschaften viel tiefer geworden sind. Es haben nämlich die Meisten irgendwo in ihrem Leben Kämpfe auszutragen und leiden seelisch manchmal extrem - und können es im Alltag fast niemandem gegenüber äussern. Und wenn dann jemand den Schritt macht und sich öffnet und die eigene Verletzlichkeit präsentiert ist das kaum ein Ansporn das auszunutzen, sondern für die Meisten eher die Gelegenheit das auch anzunehmen und sich selbst ebenso zu öffnen.
Ja, es war ziemlich hart, gerade weil die negative Reaktion in einem ziemlich dummen Moment kam und ich dann sehr stark gezweifelt habe, aber im Endeffekt war es richtig, es hat mein Leben viel besser gemacht, und ich kann nun auch mit den Schwierigkeiten besser umgehen, einfach weil sie nun ganz da sind und ich nicht ständig Energie drauf verschwenden muss sie zu beschönigen.

Und: Stark sein heisst nicht niemals "Schwäche" zeigen, finde ich. Das ist sowieso eine depperte Aufteilung.
 
ferdl
Benutzer171790  Meistens hier zu finden
  • #29
Ich wäre erschüttert, wenn meine Tochter in ihrer Beziehung Gewalt erfährt und sie vertraut sich mir nicht an. Ich war und bin unserer Familie der ruhende Pol, bei dem die Kinder in den unangenehmsten Situationen immer Schutz und Hilfe fanden und finden, egal in welchem Alter. Ist etwas schief gelaufen oder wurde Scheiße gebaut, kann es schon Vorwürfe geben, aber man wird an einer Lösung suchen und diese dann gemeinsam umsetzen, wenn Unterstützung notwendig ist.
Schade, dass es niemand in der Familie gibt, dem man sich gerade in so einer unangenehmen Situation anvertrauen kann.
Wie damit umgehen? Mit sich selbst aus machen und irgendwann glauben, man habe es geschafft und sei darüber hinweg? Wird nicht funktionieren, wie die TS es ja befürchtet, könnte es jederzeit zu einem Flash Back kommen.
Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum man sich als Opfer einer Gewalttat schämen muss. Gerade diese Scham und das Verheimlichen erweckt doch den Eindruck, man habe etwas falsch gemacht, nur dass die Reaktion des Gegenübers halt unangebracht und übergriffig war. Ist nur eine angedachte Möglichkeit.
Erlebt habe ich, dass mich eine Bekannte (damals 45 J alt) über ihre Schwester, mit der ich befreundet bin, um ein vertrauensvolles Gespräch bat, da sie in ihrer Beziehung massive Probleme hatte. Wir trafen uns in einem Nachbarort in einem Lokal in einer ruhigen, ungestörten Ecke. Sie erzählte mir vorerst allgemein das Zustandekommen und den Verlauf ihrer Beziehung und näherte sich zügig dem Kern der Sache, wobei Intimes genauso zur Sprache kam wie auch ihre Schwächen. Ich hörte ihr zu und stellte nur Verständnisfragen. Zum Schluss fragte sie dann, was sie machen, wie sie sich verhalten so. Ich konnte ihr kein Patentrezept anbieten und gab ihr auch keine Ratschläge. Durch meine Fragen machte sie sich dann Gedanken über die für sie beste Lösung und fand sie dann auch, eben die Beziehung zu beenden, da schon zunehmend aggressives Verhalten ihres Partners erkennbar war und es nur ein Frage der Zeit war, dass es für sie Prügel setzte.
Als das Beziehungsthema abgearbeitet war, eröffnete sie mir, ich sei der erste Mensch, dem sie Kindheitserlebnisse erzähle: 12 bis 13 jährig hat sie ein 15 Jähriger, den Namen nannte sie auch, auf dem Heimweg von der Schule mehrmals durch Androhung und auch Ausübung von Gewalt gezwungen ihn oral zu befriedigen. Ihr sei es ein Bedürfnis gewesen, einmal über diese Erlebnisse mit jemanden zu sprechen. Sie bat mich abschließend, in dieser Sache nichts zu unternehmen, es habe ihr gut getan, endlich einmal mit jemanden darüber zu sprechen. Ihre Sexualität habe darunter nicht gelitten.

Dieses Beispiel soll nur aufzeigen, dass es im Freundes- oder Bekanntenkreis vielleicht doch einen vertrauensvollen Menschen gibt, dem man sich voll anvertrauen kann und weiters, dass Probleme, die man glaubt aufgearbeitet zu haben, doch im Unterbewusstsein umher geistern und immer wieder an die Oberfläche kommen und belasten.
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
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  • #30
Nevery Nevery erst mal vielen Dank für deinen Beitrag, das sind wirklich sehr liebe Worte :herz:

du hast noch explizit gesagt, dass du es nicht deiner familie sagen möchtest. nun weiß ich nicht, was genau bei dir familie bedeutet, aber bedenke bitte eins: dich quasi verletztlich zu zeigen, zu zeigen dass du nicht immer nur auf der siegerseite standest, dich zu öffnen und aus dunklen zeiten in deinem leben zu erzählen - das ist ein großer vertrauensbeweis. erzählst du es anderen, und von denen landet es dann bei deiner familie, dann ist das ein fetter tritt in den arsch: du vertraust ihnen nicht genug. wenn das der fall ist, ok - aber wenn andere gründe dahinterstecken, dann solltest du vielleicht nochmal darüber nachdenken
Mit Familie meine ich hauptsächlich meinen Vater, er ist quasi immer mein Ansprechpartner, wenn ich Sorgen oder Probleme habe. Aber diese Sache möchte ich ihm einfach nicht erzählen. Aufgrund dessen, dass ich ja ein Kind mit meinem Ex habe lässt sich der Kontakt zwischen meiner Familie und dem Ex nicht ganz vermeiden, aber ich weiß dass mein Vater nicht mehr gut auf diesen Mensch zu sprechen wäre, wenn er alles wüsste und das würde sich dann auch auf meinen Sohn auswirken.
In der Hinsicht steht das Wohlergehen von meinem Sohn vor meinem und ich bin einfach froh, dass er scheinbar keinen Schaden davongetragen hat.

Schade, dass es niemand in der Familie gibt, dem man sich gerade in so einer unangenehmen Situation anvertrauen kann.
Auch hier dieselbe Antwort. Es ist nicht so dass ich mich nicht anvertrauen könnte, ich will es aber nicht bei meiner Familie abladen. Das würde alles nur verkomplizieren.
Aber ich hätte ja noch andere liebe Menschen, bei denen ich meinen Ballast jederzeit abladen dürfte. Sprich, wenn ich mich dazu durchringen kann offen zu erzählen, gäbe es Menschen, die ein offenes Ohr für mich haben. Es sind wohl nur meine eigenen Hemmungen, die mich zurück halten.
 
ferdl
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  • #31
Vielleicht gibt es in der 2. oder 3. Reiher deiner Freunde und Bekannten eine Person, die besonders vertrauenswürdig ist und mit der du dich aussprechen kannst.
Oft suchten Personen während meiner Kundenbesuche das Gespräch mit mir, um sich ihre Sorgen und Probleme von der Seele zu reden, es half ihnen anscheinend schon, eine vertrauensvolle Person gegenüber zu haben, der sie alles erzählen konnten.
Du überlegst dir eh sehr viel, jetzt gibst dir ein Schubserl und werde initiativ.

Das Argument hinsichtlich deiner Familie ist natürlich zu akzeptieren, wenn die bescheid wüssten, würde sie vermutlich voll auf Distanz zum Ex gehen. Aber wenn dein Ex dich so entwürdigend behandelt hat, was gibt Garantie, dass er bei eurem Sohn nicht übergriffig wird?
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
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  • #32
Du überlegst dir eh sehr viel, jetzt gibst dir ein Schubserl und werde initiativ.
Ja das wäre wohl der nächste logische Schritt, den ich versuche alsbald in die Tat umzusetzen.

Aber wenn dein Ex dich so entwürdigend behandelt hat, was gibt Garantie, dass er bei eurem Sohn nicht übergriffig wird?
Das ist eine sehr gute Frage und um ganz ehrlich zu sein gibt es dafür keine Garantie. Mein Ex ist sich aber durchaus im Klaren, dass ich das niemals dulden würde und konsequent handeln würde, sollte mir etwas derartiges zu Ohren kommen.
Das ist natürlich ein großes Dilemma, da ich als Mutter es für meine Pflicht sehe, dafür Sorge zu tragen, dass es gar nicht erst soweit kommt. Aber andererseits kann ich den Kontakt auch nicht untersagen solange nichts vorgefallen ist.
 
Der erste Schritt ist gemacht...
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
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  • #33
Ich wollte mich nochmal bei allen bedanken, die mir hier ein Feedback gegeben haben.
Jetzt möchte ich ein kleines Update geben, weil ich es gewagt den ersten Schritt zu tun.
Mein Freund und ich sind vergangene Woche während eines Telefonats auf das Thema "Streit in Beziehungen gekommen". Wir haben uns bisher noch nie gestritten und sind auch eher beim rumalbern auf das Thema gekommen.
Hinterher war bei mir aber das Thema wieder sehr präsent und so hab ich dann das Wochenende genutzt um es nochmal persönlich und ernsthaft anzusprechen.
Zunächst war ich noch unsicher und hab nur allgemeine Fragen gestellt bezüglich Gewalt bei Streitigkeiten und natürlich wollte er dann gerne wissen warum ich diese Fragen jetzt stelle. Ich hatte dann erst mal einen Rückzieher gemacht und gesagt, dass ich nur aus Interesse frage. Aber etwas später, hab ich mir dann doch ein Herz gefasst und die Karten auf den Tisch gelegt.
Details habe ich nicht genannt, aber eben dass ich in der letzten Beziehung Gewalt erlebt habe. Mein Freund hat darauf wirklich toll reagiert. Ich habe ihm zwar angemerkt, dass er darüber schockiert ist, aber er ist ruhig geblieben und hat mir deutlich gemacht, dass ich da ganz offen drüber sprechen kann, wann immer mir danach ist. Er sagte auch, dass ihm das ganz wichtig sei, dass ich immer ehrlich über alles sprechen kann und keine Geheimnisse haben muss. Wir haben das Thema damit aber vorerst abgeschlossen, weil es mich doch sehr aufgewühlt hat. Aber es hat auch verdammt gut getan, dass es jetzt soweit mal raus ist.
Auch wenn das restliche Wochenende total normal verlaufen ist, hängt jetzt gerade aber diese kleine Sorgenwolke über mir, dass es die Beziehung doch beeinflussen könnte, wenn die Info bei ihm erst mal richtig verarbeitet ist, aber im großen ganzen bin ich guter Hoffnung, dass es der richtige Schritt war und es gibt bisher auch keine Anzeichen, dass etwas anders ist zwischen uns. Telefonieren heute war auch wie immer. Also soweit mal der neueste Stand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #34
Respekt! Das war ein Riesen-Schritt!
Ich drücke die Daumen, dass es mit Deinem Freund so positiv weiter geht. Vergiss bitte nicht, dass es für ihn jetzt ganz neu und unerwartet ist, während Du Dich schon lange damit beschäftigt hast. Evtl. musst auch Du ihn ein bisschen unterstützen, seinen Weg damit zu finden.
Aber solange Ihr weiter miteinander kommuniziert, wird das auch klappen.
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #35
Danke dir Mark11 Mark11 und das ist wirklich ein wichtiger Punkt den du erwähnst. Ich werde auf jeden Fall darauf achten, dass mein Freund sich da auch erst mal damit zurecht finden muss.
 
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