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Können Alkoholiker "kontrolliert" trinken?

Firebird
Benutzer38570  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #1
Da bin ich jetzt nicht tief genug in der Materie drin, vielleicht ist ja jemand dabei, der da mehr Erfahrung hat...

Eine Frau hat lange als Aushilfe gearbeitet und nun die entsprechende Ausbildung zum Beruf begonnen. Sie ist Alkoholikern, was auch bekannt ist. Allerdings scheint es sich mit Beginn der Ausbildung wieder verschlechtert zu haben: Man sah sie mit Handtasche auf die Toilette gehen, sie machte viele Flüchtigkeitsfehler, will einerseits alles ganz genau und richtig machen und letztlich endet das dann aber doch wieder im Chaos.

Im Gespräch stand sie en, dass sie nach wie vor trinke, obwohl eine andere Vereinbarung getroffen wurde. Angeblich trinke sie auf der Arbeit nichts, aber abends zu Hause. Sie sagt, sie trinke "kontrolliert", also trotz ihres Alk-Problems, so zwischen einer und fünf Flaschen Bier am Abend. Eine ambulante Therapie hatte sie vor einem Jahr begonnen, aber inzwischen wieder abgebrochen. Ihr Mann ist ebenfalls Alkoholiker, jedoch bestreitet er konsequent, dass er einer ist, während sie da nie etwas abgestritten hat.

Sie verspricht, sofort wieder die Therapie zu beginnen und ab sofort ohne Alk-Pegel auf der Arbeit zu erscheinen. Das mit dem "kontrolliertem" Trinken will sie zwar lassen, aber es ist fraglich, ob sie es tut. Das Gespräch mit ihr war am Dienstag, bisher hat sie alle Auflagen erfüllt: hat Adresse und Ansprechpartner einer Suchtberatungsstelle vorgelegt, Termine für die kommenden Sitzungen und war - zumindest augenscheinlich - bisher nüchtern auf der Arbeit. Die letzten drei Tage machte sie deutlich weniger Fehler, wirkte geordneter...

Wie wahrscheinlich ist es, dass sie das durchhält? Kann ein Alkoholiker "kontrolliert" Alkohol trinken oder geht da nur entweder oder? Sie hat den Willen daran zu arbeiten, sie kämpft regelrecht um den Erhalt ihres Ausbildungsplatzes. Aber reicht das? Ich meine, eine Ausbildung zu machen und so nebenbei sein Alkoholproblem n den Griff zu bekommen? Wäre es nicht besser, ihr den Ausbildungsplatz zu entziehen und sie würde sich erst einmal komplett einer Therapie widmen? Oder fehlt ihr dann ein konkretes Ziel?

Ich merke noch an, dass sie einen Beruf erlernt, in welchem sie Verantwortung für andere Menschen, ja für Menschenleben hat. Es ist ein Risiko, da sie ja die Fehler dann unter Alkoholeinfluss macht und in dem Moment wahrscheinlich gar nicht abschätzen kann, welche Konsequenzen ihr Handeln haben kann...

Würdet Ihr ihr glauben, dass sie dran arbeitet und es schafft und ihr die Chance geben?
 
S
Benutzer Gast
  • #2
Rein von der Hirnphysiologie ist das schon schwer. Das Problem an Suchterkrankungen ist ja, daß es einfach einen ganz breiten neutralen Pfad für das erlernte Belohnungsverhalten gibt. Jede Wiederholung des Suchtverhaltens stärkt diesen Pfad. Man kann zwar mit äußerster Willenskraft lernen, diesen Pfad nicht mehr zu beschreiten. Aber ganz verschwinden wird dieser Pfad nie - so wie man Fahrradfahren eben auch nicht verlernt.

Soweit so gut... ich habe einen Onkel, der vor 35 Jahren schwerer Alkoholiker war.
Inzwischen (seit 3-4 Jahren) trinkt er wieder ab und zu ein Glas Wein. Er ist bisher noch nicht rückfällig geworden.

Aber er hat immerhin 30 Jahre seinen neutralen Pfad verkümmern lassen...

Was die o.g. Frau anbelangt: Das ist schwer zu sagen. Ihr den Ausbildungsplatz zu nehmen, würde ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. Ob das für ihre Genesung förderlich ist, kann man so aus der Ferne nicht beurteilen. Das mindeste, was sie braucht, ist eine Therapie, die den Grund für die Alkoholsucht bearbeitet.
 
Firebird
Benutzer38570  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #3
Was die o.g. Frau anbelangt: Das ist schwer zu sagen. Ihr den Ausbildungsplatz zu nehmen, würde ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. Ob das für ihre Genesung förderlich ist, kann man so aus der Ferne nicht beurteilen. Das mindeste, was sie braucht, ist eine Therapie, die den Grund für die Alkoholsucht bearbeitet.
Genau die Befürchtung habe ich auch: Die Ausbildung scheint derzeit das einzige Ziel zu sein, was sie hat, möglicherweise stürzt sie dann komplett ab.

Bei Deinem Onkel liegen ja 35 Jahre dazwischen, sie hat zuletzt wohl nur ein halbes Jahr durchgehalten. Die Sucht besteht seit etwa fünf oder sechs Jahren...
 
myself666
Benutzer120026  Verbringt hier viel Zeit
  • #4
mein papa war fast 20 jahre trocken. vor 3 jahren hat er wieder angefangen. er kann definitiv nicht kontrolliert trinken. sein grosser plan war: ab und zu 1-2 feierabend bierchen. aber keine chance, macht er sich eins auf trinkt er den rest des abends bis er richtig voll ist und irgendwann einschlaeft.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #5
mein papa war fast 20 jahre trocken. vor 3 jahren hat er wieder angefangen. er kann definitiv nicht kontrolliert trinken. sein grosser plan war: ab und zu 1-2 feierabend bierchen. aber keine chance, macht er sich eins auf trinkt er den rest des abends bis er richtig voll ist und irgendwann einschlaeft.
Off-Topic:
Das tut mir sehr Leid! :frown:
 
oraler
Benutzer77656  Meistens hier zu finden
  • #6
...
Soweit so gut... ich habe einen Onkel, der vor 35 Jahren schwerer Alkoholiker war.
Inzwischen (seit 3-4 Jahren) trinkt er wieder ab und zu ein Glas Wein. Er ist bisher noch nicht rückfällig geworden.
...

Ein Alkoholiker der Alkohol trinkt ist rückfällig geworden.
Darüber braucht man doch nicht zu diskutieren.
Und:

Einmal Alkoholiker - immer Akoholiker
Ein Alkoholiker bestimmt nur ob er trockener Alkoholiker ist oder trinkender Alkoholiker ist. Die Krankheit an sich ist nach heutiger Sicht der Dinge nicht heilbar!

Ob Alkoholiker denen man eine Abhängigkeit diagnostiziert hat "Kontrolliert Trinken" können ist sowohl unter Fachleuten als auch unter Betroffenen umstritten. Fakt ist daß die meisten es negieren. Allerdings gibt es durchaus Beispiele die ziegen das es über einen gewissen Zeitraum und einer meist hohen Alkoholmenge möglich ist den Alkoholkonsum einzuschränken und zu kontrollieren.

In deinem Fall wäre alles was den Alkohol erlaubt wohl auf Dauer nicht zu akzeptieren. Die Frau ist für solch einen Job einfach nicht geeignet und das sollte man ihr auch so sagen. Einem Suchtkranken nützt die Rede um den heißen Brei nichts, gar nichts. Hier hilft nur Klartext und ganz präzise Abmachungen an die sich alle Parteien halten sollten, ganz konsequent. Sonst diskutiert man jahrelang ohne das wirklich etwas erreicht werden kann.
Jeder hat das Recht Alkohol zu trinken, jeder muß aber auch die Konsequenzen daraus ziehen. Und wenn ich einen Job habe wo es um Menschen und deren Wohlbefinden geht, muß ich einfach mal klare Grenzen ziehen und diese auch einhalten.
Wenn ich solchen Leute einstellen müßte würde ich schon einige Sachen von Hause aus verlangen: zB absolute Abstinenz, Therapie, Selbsthilfe, mindstens 1 Jahr trocken....
 
S
Benutzer Gast
  • #7
Ein Alkoholiker der Alkohol trinkt ist rückfällig geworden.
Darüber braucht man doch nicht zu diskutieren.

Die Logik musst Du mir nochmal erläutern. Wie kann jemand Alkoholiker sein, wenn er seit mehreren Jahren jede Woche mal ein Glas Wein trinkt? Und damit deutlich weniger, als der Durchschnittsbürger?
Für mich ist ein Rückfall erst dann gegeben, wenn jemand wieder exzessiv trinkt.

Und:
Einmal Alkoholiker - immer Alkoholiker

Juhu, lasst uns diese Menschen stigmatisieren. Hängt ihnen Schilder um den Hals...

Ein Alkoholiker bestimmt nur ob er trockener Alkoholiker ist oder trinkender Alkoholiker ist. Die Krankheit an sich ist nach heutiger Sicht der Dinge nicht heilbar!

Krank ist, was Leiden schafft. Und wenn jemand seit 35 Jahren nicht leidet... wo ist dann die Krankheit?

Bei allen wissenschaftlichen Definitionen muss man doch mal auf dem Teppich bleiben und die Realität betrachten.
Bei den meisten Alkoholikern gibt es eine versteckte psychische Grunderkrankung. Kann die erfolgreich therapiert werden und bleiben diese Menschen anschließend trocken, ist es doch das absurdeste auf der Welt, sie als krank zu bezeichnen.

 
G
Benutzer Gast
  • #8
Mein Vater war 10 Jahre lang Alkoholiker. In dem ersten Jahr konnte er es noch so einigermaßen kontrollieren, aber danach überhaupt nicht mehr. Sobald er angefangen hat, hat er so lange gesoffen bis er überhaupt nichts mehr wahrgenommen hat. Dann hat er den Rausch ausgeschlafen und wieder von vorne begonnen.

Ich denke nicht, dass man es kontrolliert nennen kann. Kontrolliert heißt ja auch, dass man weiß, dass man nicht so viel trinken sollte. Alkoholiker sind aber nicht in der Lage es zu kontrollieren, sonst wären sie ja auch nicht Alkoholiker. Ein Alkoholiker der alles unter Kontrolle hat, ist trocken oder vielleicht auch so, dass er nicht jeden Tag trinken muss, so wie mein Vater heute. Er trinkt nur sehr selten ein Glas Wein und nur zum Geburtstag und Silvester Champagner.
 
Mirella
Benutzer136760  Beiträge füllen Bücher
  • #9
Der Behauptung "Einmal Alkoholiker - immer Alkoholiker" kann ich nur widersprechen.
Ist jemand gut therapiert UND fällt v.a. der Grund für den Abusus weg (denn man betrinkt sich nicht einfach mal so), kann man sich durchaus als geheilt ansehen.
Eine ganz andere Frage ist allerdings, ob man das immer noch bleiben kann, wenn man wieder mit Alk in Berührung kommt.
Nicht umsonst müssen trockene Alkoholiker sehr darauf achten, keinen Alkohol (nicht mal in Soßen z.B.) zu sich zu nehmen.

Kontrolle ist sicher sehr schwer, wenn nicht gar (für die meisten) unmöglich.
 
Mikiyo
Benutzer90972  Team-Alumni
  • #10
Aus familiärer Erfahrung: Nein, man ist ein Leben lang Alkoholiker. Auch wenn man lange Zeit trocken war und sich vornimmt nur ab und zu ein Gläschen zu trinken, wird das nicht funktionieren. Ein kontrolliertes Trinkverhalten kann meiner Ansicht nach nicht funktionieren.

Für den eingangs angesprochenen Fall sehe ich eigentlich nur die Möglichkeit, sie erstmal aus ihrer Ehe rauszuholen. Es ist für eine Therapie sicher alles andere als hilfreich, wenn der Partner zuhause trinkt und sein Problem nicht einsieht. Vielleicht auch ein Grund, warum sie trinkt? Wenn das Umfeld nicht mitzieht, wird es auf jeden Fall nur noch schwerer wieder aus diesem Kreislauf von saufen, vertuschen, saufen rauszukommen.
 
Schweinebacke
Benutzer78484  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #11
Die Logik musst Du mir nochmal erläutern. Wie kann jemand Alkoholiker sein, wenn er seit mehreren Jahren jede Woche mal ein Glas Wein trinkt? Und damit deutlich weniger, als der Durchschnittsbürger?
Für mich ist ein Rückfall erst dann gegeben, wenn jemand wieder exzessiv trinkt.



Juhu, lasst uns diese Menschen stigmatisieren. Hängt ihnen Schilder um den Hals...



Krank ist, was Leiden schafft. Und wenn jemand seit 35 Jahren nicht leidet... wo ist dann die Krankheit?

Bei allen wissenschaftlichen Definitionen muss man doch mal auf dem Teppich bleiben und die Realität betrachten.
Bei den meisten Alkoholikern gibt es eine versteckte psychische Grunderkrankung. Kann die erfolgreich therapiert werden und bleiben diese Menschen anschließend trocken, ist es doch das absurdeste auf der Welt, sie als krank zu bezeichnen.
Wobei es ja auch viele Leute gibt, die einfach allgemein stärker suchtgefährdet sind, gibt da ja wohl sogar sowas wie genetische Prädispositionen für. Wenn so jemand dann wieder trinkt, setzt er sich ja immer der Gefahr aus, wieder abhängig zu werden.
Es ist ja auch mitnichten so, dass man als ehemaliger Alkoholiker mit jedem Schluck direkt wieder süchtig wird. Vielmehr besteht wohl bei vielen die Gefahr, dass sich alte Rituale langsam wieder einschleichen und man mit der Zeit seinen Konsum wieder hochschraubt.
 
oraler
Benutzer77656  Meistens hier zu finden
  • #12
@sho: Deine Meinung ist zwar menschlich logisch aber in Bezug auf die Krankheit Alkoholismus grundsätzlich falsch.
Wenn du dich mit Alkoholikern darüber unterhalten würdest, könnte sie dir das auch erklären. Denn was ich geschrieben habe, ist nun mal so ungefähr die Sicht eines alkoholkranken Menschen.

Ich habe Menschen erlebet die haben nach langer oder sehr langer Zeit ihre Krankheit ignoriert und haben wieder angefangen zu trinken, waren innnerhalbs kürzester Zeit wieder beim dem Stand wo sie mal aufgehört haben und sind dann daran verstorben. Für diese Menschen ist es sehr egal, ob sie als trockene Alkoholiker krank oder nicht krank waren sie sind als nasse Alkoholiker gestorben.

Alkoholismus ist eine Krankheit und wer Menschen mit dieser Erkrankung stigmatisiert sollte mal sich selber überprüfen.
 
honi soit qui mal y pense
Benutzer94944  Meistens hier zu finden
  • #13
Nein, können sie nicht, sie meinen es im besten Falle nur. Die Krankheit besteht und bleibt.
 
oraler
Benutzer77656  Meistens hier zu finden
  • #14
Der Behauptung "Einmal Alkoholiker - immer Alkoholiker" kann ich nur widersprechen.

Nicht umsonst müssen trockene Alkoholiker sehr darauf achten, keinen Alkohol (nicht mal in Soßen z.B.) zu sich zu nehmen.

Kontrolle ist sicher sehr schwer, wenn nicht gar (für die meisten) unmöglich.

Du widersprichst dich in deinem Beitrag selber. Ein trockener Alkoholiker ist ein Alkoholiker der zZ keinen Alkohol trinkt, oder verstehe ich da etwas falsch?

Die Kranheit Alkoholismus gilt heute noch als nicht heilbar, eine gute Therapie, eine Selbsthilfegruppe usw kann dafür sorgen das sich ein Alkoholiker ohne Alkohol ein zufriedenes Leben aufbauen kann. Aber er ist nicht davon geheilt, denn wenn er wieder Alkohol trinkt, ist die Sucht sofort wieder da, ob er will oder nicht.
Die allermeisten trockenen Alkoholiker gehen damit aber selbstverständlich um, es ist ihnen bewußt Alkoholkrank zu sein und es ihnen nur so lange gut geht, wie sie keinen Alkohol konsumieren. Das Bewußrsein Alkoholkrnak zu sein hält sie trocken.
 
Serenity
Benutzer505  Team-Alumni
  • #15
Mit "einmal Alkoholiker, immer Alkoholiker" ist nicht gemeint, dass ein trockener Alkoholiker darunter leiden muss, sondern dass ein Glas reicht und er/sie ist wieder an dem Punkt, an dem aufgehört wurde. Kontrolliertes Trinken gibt es bei Alkoholikern nicht, das ist der Unterschied zu Menschen ohne diese Sucht. Das ist keine Stigmatisierung, sondern leider traurige Tatsache. Die trockenen Alkoholiker, die ich kenne, wissen das auch und halten sich absolut von Alkohol fern.

Wenn sie so an dieser Ausbildung hängt, würde ich aber alles versuchen, dass sie sie behalten kann - solange sie niemanden gefährdet, natürlich. Ihr das wegzunehmen, könnte den völligen Absturz bedeuten. Vielleicht wäre es sinnvoll sich mit ihrem Ansprechpartner und ihr zusammenzusetzen und zu klären, wie man am Besten vorgeht (radikaler Schnitt, Übergangszeit, ..).
 
Firebird
Benutzer38570  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #16
Den genauen Grund, warum sie mit dem Trinken angefangen hat, weiß ich nicht genau. Aus ihren Erzählungen lässt sich entnehmen, dass es wohl im Zusammenhang mit einen Jobverlust stand. Sie hat ein abgeschlossenes Studium, macht einen intelligenten Eindruck, drückt sich gewählt aus - sie hatte früher eher ein gehobenes Umfeld.

Ich meine, ich glaube ihr ja schon, dass sie davon weg will, sie würde sehr scharfen Auflage zustimmen: regelmäßige Therapie, Rückmeldungen seitens der Therapiestelle an mich, unangekündigte Alkohol-Kontrollen sowohl auf der Arbeit wie auch in der Berufsschule und beim kleinsten Promillewert wäre sofort Schluss. Ja, ich habe das Gefühl, dass sie da jetzt wirklich ran will. Andererseits hatte sie mir das vor gut einem Jahr auch schon versprochen... Und bei allem Verständnis: Kann man wirklich das Risiko eingehen und sie so arbeiten lassen? Ich meine, so eine Ausbildung an sich ist ein enormer Druck, sie muss Leistung bringen und hat nun noch den Druck wegen des Alkoholproblems - ich weiß halt nicht, ob das nicht von vorn herein ein Himmelsfahrtkommando ist, welches scheitern wird, weil die Zielerreichung enorme physische und psychische Herausforderungen darstellt...
 
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T
Benutzer Gast
  • #32
Unabhängig vom Wohl der Schutzbefohlenen - es geht ja tatsächlich auch um meinen Arsch, den ich da riskiere...
Noch ein Grund mehr, kein vermeidbares Risiko einzugehen!

Zur Frage des kontrollierten Trinkens: Ich denke, dass man da eher bei einem Alkoholiker drüber reden kann, der seit Jahren trocken ist und jetzt probiert, ob er mit einem kleinen Schlückchen klarkommt. Aber von vornherein in kleinen Mengen weitertrinken und das auch noch täglich (ist ja zu vermuten) und in Gesellschaft eines anderen Alkoholikers - das halte ich für aussichtslos.

@ Firebird Firebird : Was hältst du denn von meinem Vorschlag, die Ausbildung auf Zeit auszusetzen? Ist das vielleicht machbar?

Ich denke, bei deiner Azubine ist eine ganz wichtige Lektion die Sache mit der Verantwortung. Wenn sie für sich selbst nicht genug Verantwortung übernehmen kann, wie will sie das dann für andere Menschen schaffen? Das klingt jetzt sicher einfach gesagt, aber ich denke, für so eine Tätigkeit muss man erstmal sein eigenes Leben aufräumen und damit auch die Ursache der Alkoholsucht bekämpfen.
 
Schweinebacke
Benutzer78484  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #33
Kontrolliertes Trinken gibt es bei Alkoholikern nicht, das ist der Unterschied zu Menschen ohne diese Sucht.
"Kontrolliertes Trinken" gibt es nicht als Alkoholiker (und nach der kurzen Zeit nach der 1. Therapie schon gar nicht). Wenn sie trinkt, ist sie rückfällig. Das muss ihr klar sein und das muss sie sich auch eingestehen. Das wäre auch meine Auflage: kein Alkohol, ohne Ausnahme.
Gibt schon eine ganze Menge Alkoholkranke, die relativ kontrolliert trinken. Wer mit niedrigen bis mittleren Dosen seinen Alkoholpegel relativ gleich hält, bleibt wohl oft relativ lange sozial absolut unauffällig, obwohl eine Sucht definitiv gegeben ist.
 
R
Benutzer Gast
  • #34
Gibt schon eine ganze Menge Alkoholkranke, die relativ kontrolliert trinken. Wer mit niedrigen bis mittleren Dosen seinen Alkoholpegel relativ gleich hält, bleibt wohl oft relativ lange sozial absolut unauffällig, obwohl eine Sucht definitiv gegeben ist.
Eben. Viele halten ja einfach nur ihren Pegel und besaufen sich nicht bis zur Bewusstlosigkeit, das ist ja doch relativ kontrolliertes Trinken, mit dem man wohl auch einem halbwegs normalen Alltag nachgehen kann, und dennoch eine Sucht.
 
C
Benutzer34075  Verbringt hier viel Zeit
  • #35
Die Frage ist ob sie körperlich oder psychisch abhängig ist. Körperlich abhängig kann man nicht darauf verzichten, denn der Alkoholentzug ist so stark, dass ein Alleingang tödlich enden kann. "Nur" psychisch abhängigen können theoretisch nüchtern zu Arbeit kommen, jedoch werden sie nie 100% konzentriert sein und ein kleines Problem lässt eine derart labile Psyche schnell zu mehr als 5 Bier am Abend greifen.

Wenn sie noch in der Probezeit ist: Rausschmeißen (Keinen Grund nennen!), wenn nicht, Beratung vom Anwalt holen.
 
Firebird
Benutzer38570  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #36
@ Firebird Firebird : Was hältst du denn von meinem Vorschlag, die Ausbildung auf Zeit auszusetzen? Ist das vielleicht machbar?
Das hatte ich Ihr schon vorgeschlagen, das wäre für sie aber gleichbedeutend wie ein kompletter Rausschmiss...

Wenn sie noch in der Probezeit ist: Rausschmeißen (Keinen Grund nennen!), wenn nicht, Beratung vom Anwalt holen.
Sie ist noch in der Probezeit und das wäre für mich sicher die einfachste Variante. Aber Ihr ist damit ja nicht geholfen - das macht es ja so schwer...
 
T
Benutzer Gast
  • #37
Wie steht sie denn selbst dazu, dass sie durch ihre Alkoholsucht möglicherweise Menschen in Gefahr bringt und das alles dann womöglich noch auf deine Kappe geht? Dass das so eigentlich nicht geht, muss sie doch einsehen - bei allem Verständnis für ihre eigene schwierige Lage.

Sieht sie denn ein, dass es ihrer Gesundheit helfen würde, Abstand von ihrem Mann zu bekommen?
 
C
Benutzer34075  Verbringt hier viel Zeit
  • #38
Aber Ihr ist damit ja nicht geholfen - das macht es ja so schwer...
Eben doch. Eine Sucht ist (finde ich) wahnsinnig schlimm, gerade da der Ernst von der betroffenen Person meistens lange Zeit nicht erkannt wird. Ich habe Alkoholiker in meiner Familie, die mussten leider wirklich voll auf die Schnauze fliegen. Auch wenn es für Umstehende hart ist. Nur so kann man verdeutlichen, dass es nicht die heile Welt ist, die sie sich zurechtlegen.
 
Firebird
Benutzer38570  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #39
Hmmm... wie steht sie dazu... Sie ist schon sehr auf das Wohl anderer bedacht und meistens vorsichtig. Ich glaube aber, dass sie die Dimension bzw. die Folgen des Alkoholeinflusses nicht vollständig einschätzen kann. Bei meinem Hinweis, dass ich hier meinen Arsch für sie riskiere, reagierte sie eher... erschrocken. Daran hatte sie wohl bis dahin noch gar nicht gedacht. Da fehlte wohl das Wissen, dass sie da eben nicht alleine in der Verantwortung ist.

Vermutlich sieht sie derzeit noch nicht, dass der Entzug letztlich auch ihrer Gesundheit förderlich ist. Ihre Gedanken drehen sich nahezu vollständig nur um die Ausbildung - das ist ihr einziges Ziel. Ihren Mann wird sie nicht verlassen, auch wenn sie sicherlich zugibt, dass er hier keinen positiven Einfluss auf sie hat. Sie will vielleicht auch ihm etwas beweisen?!

Ich hatte mein Gespräch mit ihr am vergangenen Dienstag, bisher hat sie jede der Auflagen sehr penibel erfüllt. Mehr noch: sie musste ja dann Mittwoch, Donnerstag und Freitag noch arbeiten - und war wie ausgewechselt... im positiven Sinne: keine Flüchtigkeitsfehler, wirkte sehr aufgeräumt und organisiert, ihre Kolleginnen und Kollegen waren des Lobes. Seit heute hat sie Berufsschule, hat mich trotzdem angerufen und den aktuellen Stand durch gegeben. Soweit eigentlich alles gut - aber ob sie das so durchhält...
 
T
Benutzer Gast
  • #40
Ich glaube aber, dass sie die Dimension bzw. die Folgen des Alkoholeinflusses nicht vollständig einschätzen kann.
Und genau das ist der Punkt, wie ich finde.

Was du von den letzten Tagen schreibst, klingt ja schonmal ganz gut und nach echtem Willen, aber wie du schon sagst: es kommt darauf an, ob sie das auf Dauer durchhält. Und falls nicht, wie groß dann das Schadensausmaß ist. Letztlich ist es wohl deine Entscheidung, ob du bereit bist, dieses Risiko für sie einzugehen.

Kannst du dich nicht an eine Suchtberatungsstelle wenden und einen Rat einholen, bzw. von den Erfahrungen anderer Arbeitgeber in deiner Situation profitieren? Du bist doch sicher (hoffentlich) nicht der erste, der einen alkoholabhängigen Arbeitnehmer hat und sich nicht mit dem "einfachsten" Weg zufrieden geben will.
 
Firebird
Benutzer38570  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #41
Es gibt Neuigkeiten - leider keine guten...

Die getroffene Vereinbarung konnte sie ziemlich genau vier Wochen einhalten, dann war die Sucht doch stärker. Offenbar ist sie doch noch nicht soweit. Ich hatte die Konsequenzen mit ihr Anfang Januar besprochen - und eben diese musste ich nun leider auch so durchziehen: Ich habe das Ausbildungsverhältnis beenden müssen und sie bis zum Ablauf der Kündigungsfrist von der Arbeit freigestellt.

Sowas ist irgendwie unbefriedigend. Einerseits ist das menschlich gesehen eine Tragödie, andererseits besteht wohl die einzige Chance im kompletten Absturz. Ist nicht leicht, dass so zu akzeptieren. Ich bin gespannt, ob sie es schafft und in zwei oder drei Jahren noch einen Versuch starten kann...
 
T
Benutzer Gast
  • #42
Ach, das ist ja schade, dass sie es nicht geschafft hat. Aber schön, dass du nochmal berichtest, was daraus geworden ist!

Du kennst sie ja schon eine Weile - kannst du denn irgendwie einschätzen, ob dieser starke Einschnitt sie dazu bringt, ihr Leben zu ändern? Und seid ihr irgendwie verblieben, dass sie nach einem Entzug o.ä. ihre Ausbildung bei dir wieder neu beginnen kann?
 
Blueberry
Benutzer109511  (30) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #43
Ohje...das klingt gar nicht gut. Diese Frau braucht offenbar dringend professionelle Hilfe, um da raus zu kommen und hoffentlich sieht sie das bald auch ein.

Du hast dich meiner Meinung nach schon korrekt verhalten. Hast versucht ihr zu helfen und bist nicht gleich mit den härtesten Geschützen aufgefahren. Das spricht für dich.
Letztlich kannst du aber nun auch nicht mehr tun, immerhin musst du auch an die Sicherheit
im Betrieb und an Mitarbeiter und alle anderen denken, mit denen sie beruflich zu tun hat.

Ich hoffe mit, dass sie aufwacht und es schafft!
 
Firebird
Benutzer38570  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #44
Nun, ihr Mann arbeitet ja noch bei uns. Komischerweise scheint inzwischen eher er es zu sein, der richtig gegen den Alkohol kämpft - er scheint seit Anfang Januar durchgängig trocken zu sein. Und er kam auf mich zu und sagte mir, dass er diese Entscheidung gut und richtig findet - sie hätte mehrere Chancen gehabt und ist ein Stück weit sauer auf seine Frau.

Nun... ich weiß es nicht. Ich fürchte, sie wird es nicht schaffen, vermutlich wird sie die Therapie nicht fortführen - sie hat nun kein Ziel mehr. Sie möchte mich auf dem Laufenden halten, ich habe ihr Unterstützung zugesagt, wenn ich irgendwie behilflich sein kann. Aber ob sie das macht...

Sie kann sich wieder bewerben und ich würde einen neuen Versuch wagen - vorausgesetzt sie ist mindestens zwei Jahre ohne ausgekommen.
 
T
Benutzer Gast
  • #45
Nun, ihr Mann arbeitet ja noch bei uns. Komischerweise scheint inzwischen eher er es zu sein, der richtig gegen den Alkohol kämpft - er scheint seit Anfang Januar durchgängig trocken zu sein.
Na das klingt doch schonmal vielversprechend, dann wird sie wenigstens nicht noch durch ihren Mann zusätzlich zum Trinken verleitet.

vorausgesetzt sie ist mindestens zwei Jahre ohne ausgekommen.
Und wie kannst du da sicher sein? Läuft das auf Vertrauensbasis, dass sie dir sagt, sie sei 2 Jahre trocken und du musst dann entscheiden, ob du das glaubst? Oder wie geht das? Gerade im Hinblick auf ihr angestrebtes Berufsfeld mit der Verantwortung für andere Menschen brauchst du als Arbeitgeber da doch eine gewisse Sicherheit...
Oder haben Alkoholkranke nach dem Entzug eine Art "Bewährungshelfer", der unangemeldet Stichproben macht?
Die Frage klingt vielleicht komisch, aber ich kenne mich auf dem Gebiet überhaupt nicht aus und kann mir nicht vorstellen, wie diese Problematik gehandhabt wird.
 
Firebird
Benutzer38570  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #46
@Toffi Fee
Nun, letztlich muss sie das nicht mir direkt nachweisen, sondern dem zuständigen Regierungspräsidium. Dieses prüft die Ausbildungsvoraussetzungen, also sowas wie Schulabschlüsse, Anerkennungen und im Fall der Mitarbeiterin jetzt auch den Stand der Alkoholsucht. Ich weiß es nicht ganz genau, aber sie muss denen dann wohl monatlich die ununterbrochene Teilnahme an einer anerkannten Therapie inklusive deren Einschätzung zum aktuellen Status und halbjährlich ein entsprechendes psychologisches Gutachten nachweisen.

Ich habe eine andere Auszubildende, die geht im Sommer in die Prüfungen. Sie ist trockene Alkoholikerin und musste damals das gleiche Prozedere durchziehen - drei Jahre lang vor Ausbildungsbeginn.

Eine Garantie gibt es da allerdings nie, weil jeder Alkoholiker nun mal jederzeit wieder rückfällig werden kann. Aber wer drei Jahre trocken ist, liefert damit natürlich einen deutlichen Hinweis, es dauerhaft im Griff haben zu können.
 
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