S
Benutzer6068
Verbringt hier viel Zeit
- #1
Hallo,
es ist viele Jahre her, seitdem ich in dieser Community aktiv war - und momentan wünsche ich mir, mich ein wenig mitzuteilen und Erfahrungen/Hinweise von anderen zu erhalten.
Ich habe vor etwa 4 Jahren eine Frau kennengelernt, mit der ich sehr gut auskam - auch auf längere Sicht; bisher ein Novum bei mir.
Nach 2 Jahren der Fernbeziehung habe ich, durch ihr Drängen, meinen Job aufgeben und bin zu ihr gezogen (natürlich hatte ich mir vorher eine Arbeitsstelle gesucht).
Ein halbes Jahr später sind wir in eine größere Wohnung umgezogen, ein halbes Jahr später haben wir geheiratet (ebenfalls auf ihr Drängen).
In diesem Monat werde ich mich scheiden lassen, was - oh wunder - auch durch Sie iniitiert wurde.
Ich möchte nicht auf alle Details eingehen; Fakt ist, dass Sie mich eines Tages Abends zu einem Gespräch gebeten hat. Hier hat sie mir alles vorgeworfen, was man eigentlich nicht hören möchte (und von dem man zum Teil auch garnichts wusste): Sie kann sich nicht vorstellen, so die nächsten 40 Jahre zu leben, wir sind nicht spontan genug, ihr gefällt meine Haltung zum Kleidungsstil nicht, etc. pp.
Nach diesem Gespräch dachte ich eigentlich, ich könnte meine Tasche packen und aufstehen - einige Dinge wusste ich, weil wir öfter drüber gesprochen haben, jedoch habe ich Sie als "so bin ich" abgetan - mit ihren Macken musste ich ja auch leben.
Ich habe darüber nachgedacht und mich mit anderen ausgetauscht, und habe die darauffolgende Woche eine 180°-Kehrtwende hingelegt. Ich wollte mit ihr ins Kino, zum Shoppen, feiern. Mir mehr Mühe beim Essen geben, und - nicht wie sonst - währenddessen TV schauen. Und noch ein paar andere Dinge, die ihre Kritikpunkte besänftigen sollten, um zu einer Lösung beizutragen. Sie wollte nicht. Sie wollte _nichts_ davon. Ich solle ihr Zeit geben, sie fühlt sich bedrängt. Ich habe ihr im Klartext gesagt, dass ich nicht weiß, was das soll: Sie beschwert sich in jeder Lebenslage, und sobald ich versuche, mit ihr daran zu arbeiten, blockt Sie.
Untypisch für mich, habe ich das einzig richtige getan: Mich eine Woche ins Elternhaus verzogen, ihr und mir Zeit gegeben. Mir war schon klar, dass Sie ein Problem hat, etwas an sich zu verändern, einzulenken und es nichts bringt, wenn ich jetzt einlenke und "für unsere Ehe" (die ja keine 6 Monate alt war) kämpfe, und sie nicht.
So kam es also, nach den 5 Tagen, dass "wir" das Aus für unsere Beziehung festgesetzt haben.
Ich war etwas unschlüssig, ob ich hier wieder alle Zelte abbrechen sollte, um wieder in meine "Heimat" und zu meinem ursprünglichen Arbeitgeber zu ziehen. Weil ich hier zumindest einen Freund gefunden habe, auf den ich etwas setze (und das ist einer mehr als ich in der "alten Heimat" gehabt hätte), habe ich mich entschlossen hier zu bleiben. Ich glaube immer noch daran, und sehe es auch bestätigt, dass er meinem Leben gut tut - weil er das genaue Gegenteil von mir ist. Später mehr.
Ich bin wenige Wochen später ausgezogen und habe seitdem auch nicht mehr mit ihr darüber gesprochen. In diesem Monat werde ich die Scheidung einreichen, habe einen Schlussstrich gezogen, alles einvernehmlich und ohne Gezicke/Gezanke.
Rückwirkend weiß ich nicht, was die Ursache war. Mir ist aber klar geworden, dass ich Sie nicht geliebt habe (schwieriges Thema, später mehr) und es mir primär um den Wunsch nach einer stabilen Beziehung, Kinder und das Eigenheim ging.
Mittlerweile geht es mir sehr gut - wobei ich sagen muss, dass es mir zuvor auch nicht schlecht ging. Meine neue Wohnung ist zwar klein, aber ein Traum. Ich habe mich neu eingerichtet, und erfreue mich vieler anderer, positiver Aspekte - auch des täglichen Lebens - die ich jetzt sehr schätze und nicht mehr missen möchte.
Ich möchte wieder Fuß fassen, und etwas an meinem Charakter und meiner Persönlichkeit schleifen; meinen Typ verändern, und natürlich die ein oder andere neue Frau kennen lernen.
Nun ein kurzer Exkurs zu mir: Ich bin 27 und leider einer der Sorte "guter Mensch", der sich - laut Aussagen anderer - zu oft ausnutzen lässt, zu oft einlenkt, sich selbst für andere aufgibt, mit wenig Selbstwertgefühl und -bewusstsein durch die Gegend rennt, und für die zwischenmenschliche Harmonie zu oft "ja" sagt um sich nicht über Nichtigkeiten den Kopf zerbrechen zu müssen.
Ich bin der Lieblingsschwiegersohn; anständig, moralisch, sattelfest, bodenständig; ich vertrete Werte, die es in der heutigen Zeit (und meinem Alterskreis) selten gibt oder wenig geschätzt werden (Respekt, Ehre, Familiensinn, Moral, Gleichberechtigung, ...).
Ich bin ein Ich-kann-alles, und Ich-mach-alles-alleine. Handwerklich begabt, ich koche gerne, bin mittlerweile sehr ordentlich, putze regelmäßig (auch die Ecken - mit der Zahnbürste). Gott, ich kann sogar häkeln, stricken und nähen.
Sprich, meine Mutter ist sehr stolz auf mich. Leider, und so erkenne ich immer mehr, sind das auch die Punkte, die es mir schwer machen eine Frau zu finden und zu halten.
Der Freund, von dem ich oben sprach, ist das genaue Gegenteil von mir. Rampensau, Ego ohne Ende, Aufreißer-Typ. Er hat Spaß, eine große Familie, eine Frau und ein Kind. Nicht so ordentlich, nicht so handwerklich, nicht so moralisch - aber irgendwie, und ich weiß bis heute nicht warum, sind wir sehr gute Freunde geworden.
Der Kommentar seiner Frau war einmal: Ich helfe ihm, ihm seinen Stecken weiter in den Arsch zu schieben - und er hilft mir im Gegenzug, meinen weiter rauszuziehen. Und so ist es tatsächlich...
Okay, zurück zum Thema. Ich bin ein analytischer Mensch, und habe meine Situation mehrere Wochen beleuchtet. Dabei bin ich zum Entschluss gekommen: Wenn das Leben dir Zitronen reicht, mach Limonade draus.
In der Zeit mit meiner baldigen Ex-Frau habe ich viel gelernt, auch über mich selbst, und ihre letzte Kritik habe ich auch nicht ignoriert. Ich hatte tatsächlich einen recht einheitlichen Kleidungsstil (C&A, Poloshirt, 20x in 3 Farben) und habe mir öfter zu wenig aus meinem Äußeren gemacht.
Da arbeite ich gerade dran - Ernäherung auf "gesund" umgestellt, 10 kg abgenommen - es folgen nochmal 10 - ein paar ausgewählte, neue Kleidungsstücke besorgt, ein paar neue Schuhe, einmal zum Friseur... naja, ihr wisst schon.
Worum es mir nun geht, ist der "Wiedereinstieg" ins Leben. Wenn ich nämlich ehrlich bin, hatte ich nie eines. Ich hatte immer wenig bis keine Freunde und auch keine Hobbies. Ich war arbeiten, einkaufen, Serien schauen, ab und an mal unterwegs... und dann von vorne.
Nennen wir's auch beim Namen: Ich bin nun fast 4 Jahre mit einer Frau, die mich eigentlich garnicht glücklich macht (schon garnicht was das sexuelle anbelangt), zusammen gewesen - und ich fühle mich ziemlich verkümmert. Ich war nie ein großer Liebhaber, hatte auch wenig Gelegenheit dazu (...), und meine kümmerlichen "Erfolge" kann ich an einer Hand abzählen.
Ich habe Nachholbedarf; zwischenmenschlich, in "Frauenkunde", und emotional.
Meistens ärgere ich mich ja über mich selbst... ich kenne meine Defizite, und - vermutlich ist das einzig Gute an meinem Charakter - ich zwinge mich manchmal selbst ins kalte Wasser, um aus diesem "Loch" zu kommen.
Über besagten Freund habe ich Kontakt zu einer äußerst attraktiven Dame aufgebaut, die er schon sehr lange kennt. Wir verstehen uns, wollen beide keine feste Bindung, haben bis jetzt 2x getroffen und verstehen uns prima.
Zu zwischenmenschlichem Kontakt oder Eingeständnissen ist es bisher nicht gekommen, jedoch - naja, ich finde Sie wirklich sehr... anziehend - versuche ich dran zu arbeiten.
Nein, das wird jetzt kein Thread, wie ... "wie bekomme ich diese eine nur rum?", mein Anliegen greift tiefer.
Wenn ich mich mit meinem Freund austausche, wie meine Treffen mit besagter Dame liefen, kriegt er sich meist nicht so richtig ein. Er, der Aufreißer-Typ hört sich an, wie ich, der "Anständige" versuche, mich an besagte Dame ranzumachen... (ich tue es im gleich, wenn er einen Ikea-Schrank aufzubauen versucht...), das scheint recht skuriel zu wirken. Egal.
Es zeigt mir aber, warum er Erfolg hat ("hat" im Sinne von: er flirtet, geht aber nicht fremd - für beide OK) und ich nicht; den ich habe immer noch einen Stock im Arsch, und klammere mich an "das wenige, was ich habe" - man weiß ja nicht, wann sich die nächste Chance oder nächste Frau ergibt.
Und ich glaube, dass ist mein größtes Problem: Ich mache mir zuviele Gedanken, damals wie heute. Ich nehme es "zu ernst", und wirke dann etwas verkrampft.
Und, und das ist vermutlich genauso schlimm: Ich habe einfach kein Fingerspitzengefühl für "Verführung", weil ich einfach keine bis kaum Erfahrung darin hab.
Ein Beispiel:
1. Date, sie ist bei mir. Sie sitzt auf der couch, ich auf einem Sessel.
Sie war 1-2 Stunden da, ich habe mich zurückgenommen und Sie erzählen lassen - bin aber auch auf Sie eingegangen, habe aber nicht zuviel von mir Preis gegeben.
Und über die gesamte Zeit wollte ich ihr näher kommen, war aber unfähig ihr Nahe zu kommen. Wie bekomme ich diese Frau auf meinen Sessel, oder mich auf die Couch, ohne dass es aufdringlich wirkt?
Bitte versteht mich nicht falsch; ich will hier keine Tipps, wie ich Frauen am laufenden Band flachlege - selbst mit den Tipps würde ich's nicht hinkriegen. Ich möchte euch nur ein Beispiel geben, was mich in diesem Moment bewegt hat. Ich finde Sie attraktiv und anziehend, und das wollte ich ihr eben auch irgendwie vermitteln.
Nach 2 Stunden musste sie aus anderen Gründen gehen, und ich habe mich wie ein totaler Versager gefühlt. 2h darüber nachgedacht, wie ich diese räumliche Distanz zwischen uns verkleinere, und auf keinen Nenner gekommen - ich wollte nicht direkt sein, weil ich dachte, es könnte "unpassend" sein und sie verschrecken.
An dieser Stelle lag mein Freund am Boden und hat gelacht; ich hätte einfach aufstehen sollen und mich neben Sie auf die Couch setzen. Klar, hätte ich ja drauf kommen können. Ich hatte aber Angst vor der: "Ehrm, was soll das jetzt?"-Frage, die er mit "Naja, hier gefällt's mir besser" beantwortet hätte.
Eigentlich dachte ich immer, ich wäre schon ein bisschen klug. In diesem Moment kam ich mir vor wie ein 5 jähriger, der zu doof ist, sein Eis zu essen. Klar, etwas überheblich, etwas lustig, und etwas direkt - was hätte Sie schon tun sollen? Aufstehen und gehen, weil ich mich zu ihr gesetzt hab? Man bin ich ein Troll...
Die Frage, die ich euch nun stellen will, braucht eigentlich nicht beantwortet zu werden - den die Antwort kenne ich, nachdem ich diese Story resümiert habe, eigentlich selbst:
Wie lerne ich - gerne in kleinen Schritten - mir den Stock aus dem Po zu ziehen?
Was kann ich tun, damit mir meine eigene Moral und meine Sittsamkeit mir nicht mehr so im Wege stehen?
Vermutlich sollte ich weniger Nachdenken (aber sind wir mal ehrlich; konnte ihr diesen Ratschlag jemals umsetzen?), und mehr spontan Handeln - das tun, was mir in den Sinn kommt, und hoffen - wenn ich mich dazu äußern müsste - das mir im richtigen Moment eine humorvolle Antwort einfällt.
Ich denke, ich muss mich auch weiter mit meinem Freund austauschen - vieles, was er sich da so denkt, ist natürlich Geprolle und total übertrieben; aber im Kern hat er meistens Recht.
Und zuletzt muss ich wohl an meinem eigenen Selbstbild und -bewusstsein arbeiten, dass quasi nicht existent ist.
Wie seht ihr das?
Es tut mir leid für alle, die gehofft haben, dass dieser Text einen "roten Faden", eine Quintessenz oder weitere, humorvolle Anmerkungen erhält - aber trotzdem danke für's lesen
Und: Für Tipps und direkte Kritik bin ich dankbar!
es ist viele Jahre her, seitdem ich in dieser Community aktiv war - und momentan wünsche ich mir, mich ein wenig mitzuteilen und Erfahrungen/Hinweise von anderen zu erhalten.
Ich habe vor etwa 4 Jahren eine Frau kennengelernt, mit der ich sehr gut auskam - auch auf längere Sicht; bisher ein Novum bei mir.
Nach 2 Jahren der Fernbeziehung habe ich, durch ihr Drängen, meinen Job aufgeben und bin zu ihr gezogen (natürlich hatte ich mir vorher eine Arbeitsstelle gesucht).
Ein halbes Jahr später sind wir in eine größere Wohnung umgezogen, ein halbes Jahr später haben wir geheiratet (ebenfalls auf ihr Drängen).
In diesem Monat werde ich mich scheiden lassen, was - oh wunder - auch durch Sie iniitiert wurde.
Ich möchte nicht auf alle Details eingehen; Fakt ist, dass Sie mich eines Tages Abends zu einem Gespräch gebeten hat. Hier hat sie mir alles vorgeworfen, was man eigentlich nicht hören möchte (und von dem man zum Teil auch garnichts wusste): Sie kann sich nicht vorstellen, so die nächsten 40 Jahre zu leben, wir sind nicht spontan genug, ihr gefällt meine Haltung zum Kleidungsstil nicht, etc. pp.
Nach diesem Gespräch dachte ich eigentlich, ich könnte meine Tasche packen und aufstehen - einige Dinge wusste ich, weil wir öfter drüber gesprochen haben, jedoch habe ich Sie als "so bin ich" abgetan - mit ihren Macken musste ich ja auch leben.
Ich habe darüber nachgedacht und mich mit anderen ausgetauscht, und habe die darauffolgende Woche eine 180°-Kehrtwende hingelegt. Ich wollte mit ihr ins Kino, zum Shoppen, feiern. Mir mehr Mühe beim Essen geben, und - nicht wie sonst - währenddessen TV schauen. Und noch ein paar andere Dinge, die ihre Kritikpunkte besänftigen sollten, um zu einer Lösung beizutragen. Sie wollte nicht. Sie wollte _nichts_ davon. Ich solle ihr Zeit geben, sie fühlt sich bedrängt. Ich habe ihr im Klartext gesagt, dass ich nicht weiß, was das soll: Sie beschwert sich in jeder Lebenslage, und sobald ich versuche, mit ihr daran zu arbeiten, blockt Sie.
Untypisch für mich, habe ich das einzig richtige getan: Mich eine Woche ins Elternhaus verzogen, ihr und mir Zeit gegeben. Mir war schon klar, dass Sie ein Problem hat, etwas an sich zu verändern, einzulenken und es nichts bringt, wenn ich jetzt einlenke und "für unsere Ehe" (die ja keine 6 Monate alt war) kämpfe, und sie nicht.
So kam es also, nach den 5 Tagen, dass "wir" das Aus für unsere Beziehung festgesetzt haben.
Ich war etwas unschlüssig, ob ich hier wieder alle Zelte abbrechen sollte, um wieder in meine "Heimat" und zu meinem ursprünglichen Arbeitgeber zu ziehen. Weil ich hier zumindest einen Freund gefunden habe, auf den ich etwas setze (und das ist einer mehr als ich in der "alten Heimat" gehabt hätte), habe ich mich entschlossen hier zu bleiben. Ich glaube immer noch daran, und sehe es auch bestätigt, dass er meinem Leben gut tut - weil er das genaue Gegenteil von mir ist. Später mehr.
Ich bin wenige Wochen später ausgezogen und habe seitdem auch nicht mehr mit ihr darüber gesprochen. In diesem Monat werde ich die Scheidung einreichen, habe einen Schlussstrich gezogen, alles einvernehmlich und ohne Gezicke/Gezanke.
Rückwirkend weiß ich nicht, was die Ursache war. Mir ist aber klar geworden, dass ich Sie nicht geliebt habe (schwieriges Thema, später mehr) und es mir primär um den Wunsch nach einer stabilen Beziehung, Kinder und das Eigenheim ging.
Mittlerweile geht es mir sehr gut - wobei ich sagen muss, dass es mir zuvor auch nicht schlecht ging. Meine neue Wohnung ist zwar klein, aber ein Traum. Ich habe mich neu eingerichtet, und erfreue mich vieler anderer, positiver Aspekte - auch des täglichen Lebens - die ich jetzt sehr schätze und nicht mehr missen möchte.
Ich möchte wieder Fuß fassen, und etwas an meinem Charakter und meiner Persönlichkeit schleifen; meinen Typ verändern, und natürlich die ein oder andere neue Frau kennen lernen.
Nun ein kurzer Exkurs zu mir: Ich bin 27 und leider einer der Sorte "guter Mensch", der sich - laut Aussagen anderer - zu oft ausnutzen lässt, zu oft einlenkt, sich selbst für andere aufgibt, mit wenig Selbstwertgefühl und -bewusstsein durch die Gegend rennt, und für die zwischenmenschliche Harmonie zu oft "ja" sagt um sich nicht über Nichtigkeiten den Kopf zerbrechen zu müssen.
Ich bin der Lieblingsschwiegersohn; anständig, moralisch, sattelfest, bodenständig; ich vertrete Werte, die es in der heutigen Zeit (und meinem Alterskreis) selten gibt oder wenig geschätzt werden (Respekt, Ehre, Familiensinn, Moral, Gleichberechtigung, ...).
Ich bin ein Ich-kann-alles, und Ich-mach-alles-alleine. Handwerklich begabt, ich koche gerne, bin mittlerweile sehr ordentlich, putze regelmäßig (auch die Ecken - mit der Zahnbürste). Gott, ich kann sogar häkeln, stricken und nähen.
Sprich, meine Mutter ist sehr stolz auf mich. Leider, und so erkenne ich immer mehr, sind das auch die Punkte, die es mir schwer machen eine Frau zu finden und zu halten.
Der Freund, von dem ich oben sprach, ist das genaue Gegenteil von mir. Rampensau, Ego ohne Ende, Aufreißer-Typ. Er hat Spaß, eine große Familie, eine Frau und ein Kind. Nicht so ordentlich, nicht so handwerklich, nicht so moralisch - aber irgendwie, und ich weiß bis heute nicht warum, sind wir sehr gute Freunde geworden.
Der Kommentar seiner Frau war einmal: Ich helfe ihm, ihm seinen Stecken weiter in den Arsch zu schieben - und er hilft mir im Gegenzug, meinen weiter rauszuziehen. Und so ist es tatsächlich...
Okay, zurück zum Thema. Ich bin ein analytischer Mensch, und habe meine Situation mehrere Wochen beleuchtet. Dabei bin ich zum Entschluss gekommen: Wenn das Leben dir Zitronen reicht, mach Limonade draus.
In der Zeit mit meiner baldigen Ex-Frau habe ich viel gelernt, auch über mich selbst, und ihre letzte Kritik habe ich auch nicht ignoriert. Ich hatte tatsächlich einen recht einheitlichen Kleidungsstil (C&A, Poloshirt, 20x in 3 Farben) und habe mir öfter zu wenig aus meinem Äußeren gemacht.
Da arbeite ich gerade dran - Ernäherung auf "gesund" umgestellt, 10 kg abgenommen - es folgen nochmal 10 - ein paar ausgewählte, neue Kleidungsstücke besorgt, ein paar neue Schuhe, einmal zum Friseur... naja, ihr wisst schon.
Worum es mir nun geht, ist der "Wiedereinstieg" ins Leben. Wenn ich nämlich ehrlich bin, hatte ich nie eines. Ich hatte immer wenig bis keine Freunde und auch keine Hobbies. Ich war arbeiten, einkaufen, Serien schauen, ab und an mal unterwegs... und dann von vorne.
Nennen wir's auch beim Namen: Ich bin nun fast 4 Jahre mit einer Frau, die mich eigentlich garnicht glücklich macht (schon garnicht was das sexuelle anbelangt), zusammen gewesen - und ich fühle mich ziemlich verkümmert. Ich war nie ein großer Liebhaber, hatte auch wenig Gelegenheit dazu (...), und meine kümmerlichen "Erfolge" kann ich an einer Hand abzählen.
Ich habe Nachholbedarf; zwischenmenschlich, in "Frauenkunde", und emotional.
Meistens ärgere ich mich ja über mich selbst... ich kenne meine Defizite, und - vermutlich ist das einzig Gute an meinem Charakter - ich zwinge mich manchmal selbst ins kalte Wasser, um aus diesem "Loch" zu kommen.
Über besagten Freund habe ich Kontakt zu einer äußerst attraktiven Dame aufgebaut, die er schon sehr lange kennt. Wir verstehen uns, wollen beide keine feste Bindung, haben bis jetzt 2x getroffen und verstehen uns prima.
Zu zwischenmenschlichem Kontakt oder Eingeständnissen ist es bisher nicht gekommen, jedoch - naja, ich finde Sie wirklich sehr... anziehend - versuche ich dran zu arbeiten.
Nein, das wird jetzt kein Thread, wie ... "wie bekomme ich diese eine nur rum?", mein Anliegen greift tiefer.
Wenn ich mich mit meinem Freund austausche, wie meine Treffen mit besagter Dame liefen, kriegt er sich meist nicht so richtig ein. Er, der Aufreißer-Typ hört sich an, wie ich, der "Anständige" versuche, mich an besagte Dame ranzumachen... (ich tue es im gleich, wenn er einen Ikea-Schrank aufzubauen versucht...), das scheint recht skuriel zu wirken. Egal.
Es zeigt mir aber, warum er Erfolg hat ("hat" im Sinne von: er flirtet, geht aber nicht fremd - für beide OK) und ich nicht; den ich habe immer noch einen Stock im Arsch, und klammere mich an "das wenige, was ich habe" - man weiß ja nicht, wann sich die nächste Chance oder nächste Frau ergibt.
Und ich glaube, dass ist mein größtes Problem: Ich mache mir zuviele Gedanken, damals wie heute. Ich nehme es "zu ernst", und wirke dann etwas verkrampft.
Und, und das ist vermutlich genauso schlimm: Ich habe einfach kein Fingerspitzengefühl für "Verführung", weil ich einfach keine bis kaum Erfahrung darin hab.
Ein Beispiel:
1. Date, sie ist bei mir. Sie sitzt auf der couch, ich auf einem Sessel.
Sie war 1-2 Stunden da, ich habe mich zurückgenommen und Sie erzählen lassen - bin aber auch auf Sie eingegangen, habe aber nicht zuviel von mir Preis gegeben.
Und über die gesamte Zeit wollte ich ihr näher kommen, war aber unfähig ihr Nahe zu kommen. Wie bekomme ich diese Frau auf meinen Sessel, oder mich auf die Couch, ohne dass es aufdringlich wirkt?
Bitte versteht mich nicht falsch; ich will hier keine Tipps, wie ich Frauen am laufenden Band flachlege - selbst mit den Tipps würde ich's nicht hinkriegen. Ich möchte euch nur ein Beispiel geben, was mich in diesem Moment bewegt hat. Ich finde Sie attraktiv und anziehend, und das wollte ich ihr eben auch irgendwie vermitteln.
Nach 2 Stunden musste sie aus anderen Gründen gehen, und ich habe mich wie ein totaler Versager gefühlt. 2h darüber nachgedacht, wie ich diese räumliche Distanz zwischen uns verkleinere, und auf keinen Nenner gekommen - ich wollte nicht direkt sein, weil ich dachte, es könnte "unpassend" sein und sie verschrecken.
An dieser Stelle lag mein Freund am Boden und hat gelacht; ich hätte einfach aufstehen sollen und mich neben Sie auf die Couch setzen. Klar, hätte ich ja drauf kommen können. Ich hatte aber Angst vor der: "Ehrm, was soll das jetzt?"-Frage, die er mit "Naja, hier gefällt's mir besser" beantwortet hätte.
Eigentlich dachte ich immer, ich wäre schon ein bisschen klug. In diesem Moment kam ich mir vor wie ein 5 jähriger, der zu doof ist, sein Eis zu essen. Klar, etwas überheblich, etwas lustig, und etwas direkt - was hätte Sie schon tun sollen? Aufstehen und gehen, weil ich mich zu ihr gesetzt hab? Man bin ich ein Troll...
Die Frage, die ich euch nun stellen will, braucht eigentlich nicht beantwortet zu werden - den die Antwort kenne ich, nachdem ich diese Story resümiert habe, eigentlich selbst:
Wie lerne ich - gerne in kleinen Schritten - mir den Stock aus dem Po zu ziehen?
Was kann ich tun, damit mir meine eigene Moral und meine Sittsamkeit mir nicht mehr so im Wege stehen?
Vermutlich sollte ich weniger Nachdenken (aber sind wir mal ehrlich; konnte ihr diesen Ratschlag jemals umsetzen?), und mehr spontan Handeln - das tun, was mir in den Sinn kommt, und hoffen - wenn ich mich dazu äußern müsste - das mir im richtigen Moment eine humorvolle Antwort einfällt.
Ich denke, ich muss mich auch weiter mit meinem Freund austauschen - vieles, was er sich da so denkt, ist natürlich Geprolle und total übertrieben; aber im Kern hat er meistens Recht.
Und zuletzt muss ich wohl an meinem eigenen Selbstbild und -bewusstsein arbeiten, dass quasi nicht existent ist.
Wie seht ihr das?
Es tut mir leid für alle, die gehofft haben, dass dieser Text einen "roten Faden", eine Quintessenz oder weitere, humorvolle Anmerkungen erhält - aber trotzdem danke für's lesen
Und: Für Tipps und direkte Kritik bin ich dankbar!