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Gast
- #1
Hallo liebes Forum,
ich hoffe, ich habe diesen Thread in den richtigen Abschnitt gepackt. Bei mir ist folgendes los:
Seit 18 versuche ich Studium und Familie unter einen Hut zu bringen. Meine Mutter hatte mehrere Schlaganfälle kurz bevor ich 16 wurde und ist seither schwerbehindert. Mein Vater hat sich dazu entschieden, sie daheim zu pflegen, seit ich 17 bin. Anfangs konnte er mich während des Studiums finanziell unterstützen, weil es ihm möglich war, seine Selbstständigkeit weiter zu verfolgen. Um mich für diese Unterstützung zu bedanken, fuhr ich jedes Wochenende heim, hab ihm bei der Pflege und beim Haushalt geholfen, wo ich nur konnte. Als ich 18/19 war, bekam sie dann Brustkrebs und auch da habe ich wirklich geholfen, wo ich nur konnte. Ich habe einen älteren Bruder, der meine Mutter aber eigentlich schon nach ein bis zwei Jahren abgehakt hatte (Zitat, er zu mir, auf einer Autofahrt zu meinen Eltern: "Ich hab da keine Hoffnung mehr und seh nicht, wieso man die Energie investieren sollte.").
Seit ca. zwei Jahren sieht es bei meinem Vater jobtechnisch ganz blöd aus und er hat deshalb aufgehört, mich finanziell zu unterstützen. Also habe ich mich erst über einen Kredit finanziert, aber mir nach und nach auch Nebenjobs gesucht, um eben finanziell möglichst unabhängig zu sein. Wir haben damals vereinbart, dass ich nicht mehr jedes Wochenende komme, um endlich auch mal das Gefühl eines eigenen Lebens zu haben.
Im Zuge dessen, dass ich jedes zweites Wochenende komplett für mich hatte, hab ich damals hauptsächlich gefeiert. Am Ende dieser glorreichen Party-Phase habe ich dann meinen Freund kennengelernt. Wir sind jetzt 14 Monate ein Paar.
Ich behielt diese Verpflichtung alle zwei Wochen zu meinen Eltern zu fahren aber bei. Einfach weil mir beide Leid tun... Mein Vater ist oft überfordert und hat die Pflege meiner Mutter nicht so toll im Griff. Meine Mutter war immer eine sehr gepflegte Person und er legt mM nach nicht immer genug wert darauf, dass sie so gepflegt ist, wie sie es glaub gern hätte. Ich habe immer das Gefühl, dass es beiden sehr gut tut, wenn ich nach ihnen schaue. Mein Vater hat auch die ein oder andere Krankheit, weshalb er schon ein paar Mal ins Krankenhaus musste. Auch da war ich dann immer die Ansprechperson und denke deshalb auch einfach, dass es auch für uns Kinder wichtig ist, sich etwas in der Pflege auszukennen.
Gegen Ende meiner Bachelorarbeit war ich recht hartnäckig bei meinem damaligen Betreuer und konnte mir mehr oder weniger eine dauerhafte Hilfswissenschaftler-Stelle ergattern, bei der ich sogar an eigenen Forschungsprojekten arbeiten kann. Da bin ich die einzige aus meinem näheren Umfeld und bin sehr dankbar, dass ich diesen Job hab.
Aber ich merke momentan einfach, dass es im letzten Jahr (dieses Gefühl hat sich seit meiner Beziehung immer weiter verstärkt) einfach nicht mehr kann.
Ich war jetzt erst wieder zwei Wochen mit meinem Bruder dort, um meinem Vater den Garten schön herzurichten. Außerdem habe ich für meinen Bruder meinen Bauspar-Vertrag aufgelöst und ihm das Geld "geliehen", dass er sein BaföG zurück zahlen kann. Als ich, seiner Meinung nach, zu vehement nach einem Schuldschein fragte, gab es riesigen Zoff. Ich habe auch meinem Vater mein Leid geklagt und wollte meinem Bruder das Geld gar nicht mehr geben, da er sich auch kaum daheim einbringt, aber mir wurde nahe gelegt, dass man sich in einer Familie hilft.
All das, was ich gerade so diffus geschrieben hab, sorgt die letzten ein bis zwei Wochen einfach zu einem so krass verminderten Selbstbewusstsein bei mir und zu emotionalen Zuständen, die dazu führen, dass ich morgens heulend aufwache.
Ich hab Angst durchzudrehen. Ich hätte momentan Semesterferien, aber versuche eben mehr bei meinem Nebenjob zu machen und ich kann mich einfach kaum konzentrieren... An vielen Tagen ist es auch so, dass ich eig den ganzen Tag damit beschäftigt bin, nicht loszuheulen. Ich fühl mich allein und einsam. Großartige soziale Kontakte habe ich außerhalb meiner Beziehung auch nicht mehr... Gleichaltrige sind mir zu anstrengend. Menschen generell. Ich sehe nicht mehr, wo mein Platz in meinem eigenen Leben ist und beobachte mich immer häufiger dabei, zu denken, dass es nicht mehr lebenswert ist.
Ich weiß, dass ich schnell aus diesem Mindset rauskommen muss. Kurz nachdem das mit meiner Mutter passiert ist, hatte ich meine letzte und erste richtige Beziehung und die ging damals natürlich wahnsinnig in die Hose, weil ich erwartete, dass mein Partner mich wieder glücklich macht. Diesmal will ich es besser machen und mich selbst unabhängig von ihm wieder glücklich machen.
Zum Therapeuten will ich nicht. Ich war in Teenager-Zeiten in Therapie (wegen SVV) und habe es gehasst. Im Laufe meines Lebens hab ich schon die ein oder andere (Küchen-)psychologische Einschätzung zu meinen seelischen Zuständen bekommen, aber im Zuge dessen nie etwas erfahren, was mir bei meinen inneren Konflikten half.
Jetzt die Frage an euch: Kann man das irgendwie anders lösen? Gibt es Buchtipps oder Erfahrungen, die ihr vllt mit mir teilen könntet? Um ehrlich zu sein, tat es aber auch schon verdammt gut, sich den ganzen diffusen Mist einfach mal von der Seele zu schreiben.
Alles Liebe,
keineBeauvoir
ich hoffe, ich habe diesen Thread in den richtigen Abschnitt gepackt. Bei mir ist folgendes los:
Seit 18 versuche ich Studium und Familie unter einen Hut zu bringen. Meine Mutter hatte mehrere Schlaganfälle kurz bevor ich 16 wurde und ist seither schwerbehindert. Mein Vater hat sich dazu entschieden, sie daheim zu pflegen, seit ich 17 bin. Anfangs konnte er mich während des Studiums finanziell unterstützen, weil es ihm möglich war, seine Selbstständigkeit weiter zu verfolgen. Um mich für diese Unterstützung zu bedanken, fuhr ich jedes Wochenende heim, hab ihm bei der Pflege und beim Haushalt geholfen, wo ich nur konnte. Als ich 18/19 war, bekam sie dann Brustkrebs und auch da habe ich wirklich geholfen, wo ich nur konnte. Ich habe einen älteren Bruder, der meine Mutter aber eigentlich schon nach ein bis zwei Jahren abgehakt hatte (Zitat, er zu mir, auf einer Autofahrt zu meinen Eltern: "Ich hab da keine Hoffnung mehr und seh nicht, wieso man die Energie investieren sollte.").
Seit ca. zwei Jahren sieht es bei meinem Vater jobtechnisch ganz blöd aus und er hat deshalb aufgehört, mich finanziell zu unterstützen. Also habe ich mich erst über einen Kredit finanziert, aber mir nach und nach auch Nebenjobs gesucht, um eben finanziell möglichst unabhängig zu sein. Wir haben damals vereinbart, dass ich nicht mehr jedes Wochenende komme, um endlich auch mal das Gefühl eines eigenen Lebens zu haben.
Im Zuge dessen, dass ich jedes zweites Wochenende komplett für mich hatte, hab ich damals hauptsächlich gefeiert. Am Ende dieser glorreichen Party-Phase habe ich dann meinen Freund kennengelernt. Wir sind jetzt 14 Monate ein Paar.
Ich behielt diese Verpflichtung alle zwei Wochen zu meinen Eltern zu fahren aber bei. Einfach weil mir beide Leid tun... Mein Vater ist oft überfordert und hat die Pflege meiner Mutter nicht so toll im Griff. Meine Mutter war immer eine sehr gepflegte Person und er legt mM nach nicht immer genug wert darauf, dass sie so gepflegt ist, wie sie es glaub gern hätte. Ich habe immer das Gefühl, dass es beiden sehr gut tut, wenn ich nach ihnen schaue. Mein Vater hat auch die ein oder andere Krankheit, weshalb er schon ein paar Mal ins Krankenhaus musste. Auch da war ich dann immer die Ansprechperson und denke deshalb auch einfach, dass es auch für uns Kinder wichtig ist, sich etwas in der Pflege auszukennen.
Gegen Ende meiner Bachelorarbeit war ich recht hartnäckig bei meinem damaligen Betreuer und konnte mir mehr oder weniger eine dauerhafte Hilfswissenschaftler-Stelle ergattern, bei der ich sogar an eigenen Forschungsprojekten arbeiten kann. Da bin ich die einzige aus meinem näheren Umfeld und bin sehr dankbar, dass ich diesen Job hab.
Aber ich merke momentan einfach, dass es im letzten Jahr (dieses Gefühl hat sich seit meiner Beziehung immer weiter verstärkt) einfach nicht mehr kann.
Ich war jetzt erst wieder zwei Wochen mit meinem Bruder dort, um meinem Vater den Garten schön herzurichten. Außerdem habe ich für meinen Bruder meinen Bauspar-Vertrag aufgelöst und ihm das Geld "geliehen", dass er sein BaföG zurück zahlen kann. Als ich, seiner Meinung nach, zu vehement nach einem Schuldschein fragte, gab es riesigen Zoff. Ich habe auch meinem Vater mein Leid geklagt und wollte meinem Bruder das Geld gar nicht mehr geben, da er sich auch kaum daheim einbringt, aber mir wurde nahe gelegt, dass man sich in einer Familie hilft.
All das, was ich gerade so diffus geschrieben hab, sorgt die letzten ein bis zwei Wochen einfach zu einem so krass verminderten Selbstbewusstsein bei mir und zu emotionalen Zuständen, die dazu führen, dass ich morgens heulend aufwache.
Ich hab Angst durchzudrehen. Ich hätte momentan Semesterferien, aber versuche eben mehr bei meinem Nebenjob zu machen und ich kann mich einfach kaum konzentrieren... An vielen Tagen ist es auch so, dass ich eig den ganzen Tag damit beschäftigt bin, nicht loszuheulen. Ich fühl mich allein und einsam. Großartige soziale Kontakte habe ich außerhalb meiner Beziehung auch nicht mehr... Gleichaltrige sind mir zu anstrengend. Menschen generell. Ich sehe nicht mehr, wo mein Platz in meinem eigenen Leben ist und beobachte mich immer häufiger dabei, zu denken, dass es nicht mehr lebenswert ist.
Ich weiß, dass ich schnell aus diesem Mindset rauskommen muss. Kurz nachdem das mit meiner Mutter passiert ist, hatte ich meine letzte und erste richtige Beziehung und die ging damals natürlich wahnsinnig in die Hose, weil ich erwartete, dass mein Partner mich wieder glücklich macht. Diesmal will ich es besser machen und mich selbst unabhängig von ihm wieder glücklich machen.
Zum Therapeuten will ich nicht. Ich war in Teenager-Zeiten in Therapie (wegen SVV) und habe es gehasst. Im Laufe meines Lebens hab ich schon die ein oder andere (Küchen-)psychologische Einschätzung zu meinen seelischen Zuständen bekommen, aber im Zuge dessen nie etwas erfahren, was mir bei meinen inneren Konflikten half.
Jetzt die Frage an euch: Kann man das irgendwie anders lösen? Gibt es Buchtipps oder Erfahrungen, die ihr vllt mit mir teilen könntet? Um ehrlich zu sein, tat es aber auch schon verdammt gut, sich den ganzen diffusen Mist einfach mal von der Seele zu schreiben.
Alles Liebe,
keineBeauvoir