• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Umgang mit psychischer Gewalt in der Beziehung ?

G
Benutzer Gast
  • #1
Habe mir mal ein paar Gedanken anlässlich eines aktuellen Corona-Threads gemacht wo wir das Thema Gewalt in Partnerschaften vor dem Hintergrund der derzeitigen Ausgangsbeschränkungen angeschnitten haben.

Mich würde mal allgemein interessieren, wie ihr damit umgehen würdet bzw. was ihr dagegen unternehmen würdet, wenn ihr in eurer Partnerschaft psychische Gewalt erleben würdet.

Ich beziehe mich jetzt ausdrücklich auf die Form der Gewalt wo man nicht eben mal Beweisfotos von körperlichen Mißhandlungen schießen und damit einen relativ straighten Weg verfolgen kann. Vielmehr meine ich so Dinge wie permanentes Abwerten, Drohungen, Beschimpfungen, auch mal körperliche Gewalt, die aber keine Spuren hinterläßt, und dergleichen mehr.

Da ich jetzt mal die Theorie aufstelle, daß solcherart Gewalttäter ein ganzes Schaugebäude aufstellen hinter dessen Fassade sie unentdeckt handeln können und es dem Opfer damit schwer gemacht wird, sich glaubhaft anderen mitzuteilen, würden mich eure Gedanken und "Gegenstrategien" dazu interessieren.
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #2
Gehen würde ich.
Ich habe allerdings noch nie Gewalt, in welcher Form auch immer, in einer Beziehung erlebt. Würde ich auch nicht akzeptieren. :nope:
 
G
Benutzer Gast
  • Themenstarter
  • #3
Gehen würde ich.

Klar soweit, da dürften sich die meisten einig sein.

Ich spinne den Gedanken mal etwas weiter. Man hat einen unberechenbaren Partner, bei dem man sich immer einen Kopf macht was dem als nächstes für Gemeinheiten einfallen. Und hat den dann vielleicht sogar lieber im Blick als noch dazu diese Ungewissheit zu ertragen.
Ist ja oft ein Argument, wenn Leute zu ihrem Partner zurückgehen, die eigentlich schon weg gewesen wären.
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #4
Klar soweit, da dürften sich die meisten einig sein.

Ich spinne den Gedanken mal etwas weiter. Man hat einen unberechenbaren Partner, bei dem man sich immer einen Kopf macht was dem als nächstes für Gemeinheiten einfallen. Und hat den dann vielleicht sogar lieber im Blick als noch dazu diese Ungewissheit zu ertragen.
Ist ja oft ein Argument, wenn Leute zu ihrem Partner zurückgehen, die eigentlich schon weg gewesen wären.
Das hat dann aber in meinen Augen andere Ursachen. Wer psychisch stabil ist, kommt da auch raus.

Meine Jugendliebe ist mal ausgerastet und hat gegen meinen Couchtisch getreten. Daraufhin habe ich ihn vor die Tür gesetzt, meine Eltern informiert und ihm gesagt, dass ich mich trenne, wenn er nochmal seine Aggressionen an meiner Einrichtung auslässt. Hat sich nicht wiederholt.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #5
Das hat dann aber in meinen Augen andere Ursachen. Wer psychisch stabil ist, kommt da auch raus.
Aus meiner Sicht ist genau das der Haken. Ich denke, dass die meisten „Missbrauchsbeziehungen“ recht harmlos starten und sich dann entsprechend entwickeln, dass aber - mit entsprechender Vorarbeiten - auch psychisch gesunde und gefestigte Menschen unter ungünstigen Umständen dort hineinrutschen können.

Zur Entstehung einer solchen Beziehung: Vielleicht merkt das Opfer am Anfang noch nichtmal etwas davon. Das kann Isolation vom bisherigen Umfeld sein (z.B.:„deine Freundinnen sind alle Schlampen“, oder etwas perfider: „deine Freundinnen reden schlecht von dir, sobald du den Raum verlässt“, „deine Eltern mögen mich nicht, sie wollen nicht, dass du glücklich bist“). Das ist nichts, das von heute auf morgen passiert, sondern wie alles weitere „schleichend“ einsetzt und genau deswegen so tückisch ist. Im weiteren Verlauf folgt eine Phase, in der die „soziale Schutzlosigkeit“ genutzt und ausgebaut wird. Durch gezielte Abwertung („nichts kannst du“, „du bist selbst dran schuld, weil du xyz bist/in der Vergangenheit getan hast“, „du verdienst Ablehnung, weil blablabla“) wird beispielsweise eine Abhängigkeit von der Beziehung suggeriert („du findest nie wieder jemand anderen“, „niemand würde dich so lieben wie ich“, „du bist zu dick/fett/hässlich/dumm/wasauchimmer“). Durch die Isolation fehlt die Kontrolle und der Abgleich mit den Menschen des eigenen Umfeldes und die Scham hält das Opfer ebenfalls davon ab, sich zu öffnen. Nach dieser Phase hat der Täter/die Täterin ein recht leichtes Spiel, das Opfer immer wieder hineinzuziehen und das Rauskommen wird schwerer. Hinzukommt, dass die Psyche hier gegen das Opfer arbeitet. Das Opfer gewöhnt sich einerseits an die Situation und toleriert mehr als es unter normalen Umständen der Fall wäre, andererseits geben sich Menschen, die unter soetwas leiden oft selbst die Schuld oder verinnerlichen die Glaubenssätze, die ihnen vorgegeben werden.


Gut finde ich zu dem Thema diesen TED Talk:
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #6
axis mundi axis mundi Kommentare wie „Deine Freundinnen sind Schlampen“ oder andere Versuche mich einzuschränken, führen bei mir zu einem abrupten Ende. Ich habe Freundinnen in ihren toxischen Beziehungen versauern sehen, weil sie Hilfe ablehnten: „Ich brauche ihn, ich liebe ihn doch!“ und Ähnliches habe ich zu hören bekommen. :schuettel:
Jemanden zu brauchen, halte ich in Liebesdingen für gefährlich, das schreit nach Abhängigkeit. Aber ich verstehe, worauf du hinauswillst.

Ich habe mal einen Mann gedatet, der von seiner Ex ein paar Monate vor der geplanten Hochzeit (!) Hals über Kopf für einen anderen Mann verlassen wurde. Er war krankhaft und grundlos eifersüchtig. Er wollte mich nach ein paar Wochen intensiven Datings zu meinem Piercer begleiten (ich hatte den Termin schon länger) und danach das WE bei mir verbringen. Mein Piercer und ich haben gescherzt. Scherzen und Herumalbern kann mir helfen, mit Schmerz umzugehen. :smile: Das hat mein Date wohl geärgert. Anschließend sind wir in meine Stammbar gegangen, wo ich kurz nett mit dem Inhaber gequatscht habe. Auf dem Weg zu mir nach Hause ist mein Date dann „explodiert“: Ich würde fremdflirten und ein so billiges Verhalten ginge gar nicht. :what::ratlos::cautious:

Ende vom Lied: Ich habe ihn mit nach Hause geschleift, ihm seine Tasche in die Hand gedrückt und ihn zwischen Tür und Angel abserviert. Unfassbar.
 
G
Benutzer Gast
  • Themenstarter
  • #7
Du beschreibst hier allerdings Situationen, wo man noch relativ leicht einen Cut machen kann. Wehret den Anfängen, schon klar und gut für den der's schnell genug rafft bzw. auch den Absprung schafft.
Ich beziehe mich aber eher auf die Fälle, die sich schon weiter entwickelt haben wie axis mundi axis mundi es beschreibt.
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
  • #8
Interessant finde ich, dass sich auch hier wieder bestätigt, dass die Leute sagen, sie würden beim ersten Fehltritt gehen, die noch nie Gewalt erlebt haben (kein Vorwurf!) aber leider sieht es in der Realität oft ganz anders aus. Rund 80% derer die Gewalt erlebten/erleben sind nämlich nicht (sofort) gegangen. Psychische Instabilität mag da vielleicht manchmal ein Grund dafür sein, aber auch psychisch völlig stabile Menschen können in so eine Situation geraten und sich darin verlieren. Denn genau wie axis mundi axis mundi schon sagte, passiert Gewalt in einer Beziehung meist schleichend. Ich denke kaum einer der Gewaltpotenzial in sich trägt, geht von vornherein mit dieser Absicht in eine Beziehung. Vielmehr denke ich, dass da schon auch echte Gefühle für den Partner da sind, nur in der Verliebtheitsphase lässt sich die Aggression leichter kontrollieren, erst mit zunehmender Vertrautheit fällt dann irgendwann die Hemmschwelle. So berichten es Opfer meist.
Am Anfang sind es nur Kleinigkeiten, wie kleine Beleidigungen oder es geht mal ein Teller zu Bruch, weil das Essen nicht schmeckt. Und auch wenn das Opfer, da schon einen kleinen Verdacht spürt, dass diese Reaktion zu übertrieben war, rechnet es nicht wirklich mit ernsteren Konsequenzen. Ich denke die meisten Gewaltopfer können sagen, dass sie nie gedacht hätten, einmal selbst zu denen zu gehören, die Gewalt erlebten ganz egal ob nun psychisch oder physisch.
Ich denke auch, dass man hierbei gar keinen großen Unterschied machen kann, denn beides schlägt massiv auf die Psyche ein.
Die Polizistin aus "Haus des Geldes" (kennen bestimmt einige) hat den Prozess einer Gewaltbeziehung sehr treffend formuliert.
Oftmals sind die Täter in Gesellschaft anderer auch total umgängliche Menschen, man erwartet von ihnen nicht, dass sie hinter geschlossenen Türen solch eine andere Seite haben können. Und was definitiv immer noch ein großes Defizit ist, ist die fehlende Zivilcourage. Selbst wenn der Verdacht da ist, dass eine Person psychisch oder körperlich misshandelt wird, will sich niemand darin einmischen. "Das geht uns nichts an" denkt man nur. Und darin liegt wahrscheinlich das größte Problem für die Opfer. Selbst mit handfesten Beweisen, hat man das Gefühl, dass es keinen Interessiert und man da ganz alleine durch muss.
Eine pauschale Gegenstrategie gibt es meiner Meinung nach nicht. Aber wenn man aufhört die Augen zu verschließen, vor allem Außenstehende Personen sind gemeint, kann man schon viel erreichen.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #9
axis mundi axis mundi Kommentare wie „Deine Freundinnen sind Schlampen“ oder andere Versuche mich einzuschränken, führen bei mir zu einem abrupten Ende. Ich habe Freundinnen in ihren toxischen Beziehungen versauern sehen, weil sie Hilfe ablehnten: „Ich brauche ihn, ich liebe ihn doch!“ und Ähnliches habe ich zu hören bekommen. :schuettel:
Jemanden zu brauchen, halte ich in Liebesdingen für gefährlich, das schreit nach Abhängigkeit. Aber ich verstehe, worauf du hinauswillst.
Im besten Fall läuft es so, dass man das rechtzeitig erkennt und sich dann distanziert. Ich denke aber auch, dass jeder Mensch seine Druckpunkte hat und dass ein emotional intelligenter Mensch diese gegen einen selbst einsetzen kann und dass das auch deutlich subtiler laufen kann (was es auch für psychisch gesunde Menschen gefährlich macht, allein schon wegen der „Gewöhnung“). Die von mir genannten Beispiele sind recht plakativ gewählt gewesen und werden - wenn jemand das kann - mit Sicherheit besser und unauffälliger eingebunden werden.
In den Fällen aus deiner persönlichen Erfahrung scheint es recht früh offensichtlich gewesen zu sein und es spricht für dich, dass du es im Keim erstickt hast. Allerdings waren diese Sachen, die du benennst auch sehr offen sichtbar, es erfolgte keine soziale Isolation und auch kein Versuch, deine Wahrnehmung entsprechend zu verzerren. Dafür war die Datingphase (die oftmals komplett normal abläuft, oftmals sind missbrauchende Menschen wie von Art_emis Art_emis erwähnt die erste Zeit nett, aufbauend und nach außen hin durchaus sozial und unauffällig) schlicht zu kurz und der Versuch zu plump.
Wie gesagt: ich möchte dir nicht die Kompetenz absprechen, soetwas zu erkennen. Allerdings denke ich nicht, dass man - nur auf Basis von Intelligenz und psychischer Gesundheit - vor soetwas sicher ist. Man hat vielleicht eine bessere Chance, das zu erkennen und sich dann - irgendwann - Hilfe zu holen, aber auch die „Scham“, sich selbst und anderen gegenüber einzugestehen, worauf man dabei hereingefallen ist, trägt dazu bei, dass Opfer sich nicht daraus befreien. Genau das macht diese Methoden so schwer zu durchbrechen - auch bei Menschen, bei denen man es nicht vermuten würden, auf „soetwas“ hereinzufallen, siehe z.B. die Frau in dem Video.
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
  • #10
Hereinfallen hört sich für mich irgendwie falsch an. Die Geschichte der Dame aus dem Video ist sehr interessant, aber sie betont mir ein wenig zu sehr, dass Gewalttäter bewusst eine Strategie verfolgen. Das kann man meiner Meinung nach nicht so pauschalisieren.
Jede Situation ist individuell sowohl für Opfer als auch für Täter. Dass da immer eine Strategie dahinter steckt, auf die das Opfer hereinfällt würde ich wagen zu bezweifeln. Ich denke sogar, dass eine solche Vorgehensweise noch leichter zu durchschauen wäre und man sich als halbwegs intelligenter Mensch dann auch besser aus einer solchen Beziehung lösen könnte. Aber es spielen doch oft viel viel mehr Faktoren mit rein, warum Opfer letztendlich bleiben und nicht den Ausstieg schaffen.
 
BlackAskavi
Benutzer174060  Verbringt hier viel Zeit
  • #11
Vielmehr denke ich, dass da schon auch echte Gefühle für den Partner da sind, nur in der Verliebtheitsphase lässt sich die Aggression leichter kontrollieren, erst mit zunehmender Vertrautheit fällt dann irgendwann die Hemmschwelle.

Genauso sehe ich das auch, und habe es am eigenen Leib miterlebt. Es ist ein schleichende Prozess. Im Nachhinein habe ich mich oft gefragt wie ich da rein rutschen konnte und warum ich nicht früher die Reißleine gezogen habe. Man lernt sich kennen, verliebt sich, verbringt viel Zeit miteinander. Anfangs merkt man nicht wie man immer weiter von seinen Freunden isoliert wird, wenn es einem dann auffällt und man sich wieder treffen möchte wird einem eingeredet das man doch eh allen egal ist, es hätte sich ja sowieso niemand um einen bemüht etc. Der richtige psychoterror begann erst als wir zusammen gezogen sind. Es ging irgendwann soweit das ich durch den ganzen psychischen Druck das Essen verlernt hatte, mehr als eine faustgroße Portion konnte ich über den Tag nicht essen, mir ging es immer schlechter und ich habe extrem abgenommen. Was auch meinem Umfeld nicht entgangen ist. Auf Fragen ob es mir gut gehen würde habe ich meist ausweichend geantwortet, denn man sieht es in dem Moment einfach nicht, oder will es vielleicht nicht wahrhaben. Man lässt sich schnell die Schuld an den Dingen geben weil es so gedreht wird das man sich nicht genug Mühe gibt. Irgendwann realisiert man vieleicht das diese Beziehung Gift für einen ist. Bei mir war es der Zeitpunkt wo der Psychische Terror in physische Gewalt über gegangen ist, und ich mich wehren wollte. Aber auch wenn einem der Kopf sagt man muss da raus, ist es noch lange nicht so das man das auch schafft jemanden vor die Türe zu setzten. Schlussendlich habe ich es geschafft mich zu trennen und ihm den Weg aus meiner Wohnung zu zeigen. Warum? Weil er nach meiner Aussage das ich die Trennung will und es auch so meine,endgültig, eine Waffe aus dem Schrank gezogen hat entsichert hat und gemeint hat, ihm würde dann zum Abschuss aber noch nen richtig geilen blowjob zustehen. In dem Moment wusste ich das egal was ich mir vorher schön geredet hatte, niemand das Recht hat über mein Leben und meinen Tod zu entscheiden. Ich bin dankbar das es wenn auch nicht viele Menschen aber die wichtigen Menschen in meinem Leben mich aufgefangen und nicht fallen lassen haben. Im Nachhinein kann ich immer noch nicht nachvollziehen warum ich nicht schon viel früher den Absprung geschafft habe, und kann es mir bis heute nicht erklären. Denn eigentlich war ich zu diesem Zeitpunkt nicht labil und hatte Selbstbewusstsein, einen guten Job und stand mit beiden Beinen im Leben.
Selbst wenn der Verdacht da ist, dass eine Person psychisch oder körperlich misshandelt wird, will sich niemand darin einmischen. "Das geht uns nichts an" denkt man nur. Und darin liegt wahrscheinlich das größte Problem für die Opfer.
Das vieleicht ja, aber als Opfer spielt man vieles eben auch runter und selbst wenn jemand nachfragt versucht man das alles anders darzustellen. Und wer möchte schon bei einem Verdacht einer Freundin oder einem Bekannten die Polizei nach Hause schicken?
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
  • #12
Im Nachhinein habe ich mich oft gefragt wie ich da rein rutschen konnte und warum ich nicht früher die Reißleine gezogen habe
Das ist das große Mysterium! Die große Frage nach dem "Warum". Warum bist du nicht gegangen, als du dich Chance dazu hattest, warum bist du geblieben, obwohl er drohte dich das nächste Mal umzubringen, warum hast du nicht die Polizei gerufen, als du dich ängstlich im Badezimmer eingeschlossen hattest und warum hast du nicht einmal den Mund aufgemacht und andere um Hilfe gebeten... und auch wenn du dir selbst sogar ein paar Antworten darauf geben kannst, scheinen sie so unsinnig zu sein, dass du dich erst recht dafür schämst.

Man lässt sich schnell die Schuld an den Dingen geben weil es so gedreht wird das man sich nicht genug Mühe gibt.

Aber auch wenn einem der Kopf sagt man muss da raus, ist es noch lange nicht so das man das auch schafft jemanden vor die Türe zu setzten.
Ich denke, dass hierbei ein Zusammenhang besteht. Der Kopf sagt du musst da raus, aber andererseits wurde dir glaubhaft eingeredet, dass du selbst die Schuld an allem trägst und du bist überzeugt wenn du dich änderst, dass du dann nicht gehen musst, weil es dann ja von allein aufhört.
Es entsteht eine riesige Gedankenspirale ohne Anfang und Ende und letztendlich weißt du nicht mehr was der richtige Weg wäre.

Das vieleicht ja, aber als Opfer spielt man vieles eben auch runter und selbst wenn jemand nachfragt versucht man das alles anders darzustellen.

Damit hast du vollkommen recht. Ich weiß gar nicht mehr wie oft ich in solchen Momenten gelogen habe und was für absurde Ausreden ich verwendet habe a la "die Scheibe in der Tür ist zerbrochen, weil ich mit dem Wäschekorb dagegen gestoßen bin"...

Und wer möchte schon bei einem Verdacht einer Freundin oder einem Bekannten die Polizei nach Hause schicken?
Das möchte eben keiner, das ist ja die Problematik, die ich erwähnt hatte. Aber ich persönlich, nach meinen eigenen Erfahrungswerten, würde es tun, sofort!
Ich weiß, dass auch das nicht immer die ideale Lösung ist, weil auch die Polizei vom Opfer oft belogen und beschwichtigt wird. Ich denke aber, wenn das Opfer spürt, jemandem ist aufgefallen, dass ich Hilfe benötige fällt der Absprung vielleicht leichter. Und die Polizei vor der Tür scheint mir im Zweifelsfall sinniger als eine Broschüre mit Notfallnummern in die Hand gedrückt zu bekommen, denn im Notfall bist du gewöhnlich nicht in der Lage nach dem Telefon zu greifen und jemanden anzurufen.
 
ferdl
Benutzer171790  Meistens hier zu finden
  • #13
Aus meiner beruflichen Erfahrung und Beobachtung, wenn es zu Gewalt in einer Partnerschaft kommt, ist das Opfer gut beraten, sich bereits die 1. Entgleisung nicht gefallen zu lassen und wenn schon nicht die Polizei, dann doch Verwandte oder Freunde in Kenntnis gesetzt werden.
Glaubt man den Beteuerungen und Entschuldigungen des Täters und schluckt die 1. Entgleisung hinunter, ist es nur eine Frage der Zeit, dass Gewalt immer häufiger angewandt wird, ist leider bei der überwiegenden Mehrzahl der betroffenen Paare der Fall. Oft hindern dann auch Kinder die abrupte Trennung, die dann nicht selten auch zu Opfern häuslicher Gewalt werden.

Eine Ohrfeige, Überreaktion in der Hitze eines heftigen Streites, würde ich nicht tolerieren, aber das muss jedes Paar für sich selbst ausmachen.
Zwei bekannte Paare sind seit mehr als 40 Jahre zusammen, was die Frauen verprügelt worden sind und trotzdem nie Anzeigen erstatteten - bei einem Paar wurde ich einmal Augenzeuge einer Prügelei und hab die Polizei verständigt. Die eine Frau ging sogar wirklich grün und blau geschlagen noch zur Arbeit, und das nicht nur einmal.
Vielfach glaubten oder hofften die Frauen, es sei eine einmalige Entgleisung, weshalb sie dies schluckten und später kam dann Angst dazu, dass die eingesetzt Gewalt möglicherweise immer schwerer wird. Auch wegen der Kinder hielt man vorerst still, aber auch, weil man z B um Mitternacht nicht so einfach mit Sack und Pack ausziehen kann. Seit den Gewaltschutzgesetzen hat sich die Situation für die Familien gebessert weil, wenn die Polizei involviert ist, der Aggressor aus der Wohnung muss.

Traf oft geprügelte Frauen wieder, die immer wieder bereuten, dass sie nicht auf meine Empfehlungen eingegangen sind, und sich bereits dem 1. gewalttätigen Ausrutscher widersetzt haben.
Erschütternd, was manche Frauen für Leid auf sich genommen haben.
 
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