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Was tun bei "Schreibblockade"?

MasterHonk
Benutzer29377  Meistens hier zu finden
  • #1
Hi!

Also ist ja so, dass ich "früher" öfters mal diverse Gedanken(fetzen) in Form von kurzen Texten, auch Gedichten festgehalten habe, wenn mir danach war. :ashamed:
Garantiert nicht unbedingt auf Weltklasseniveau, was aber auch nix zur Sache tut, da das für mich einfach nur eine Möglichkeit war, Dinge zu "verarbeiten", zu konservieren, oder einfach rein durch das Formulieren etwas vielschichtiger zu betrachten.

Dummerweise will das seit einiger Zeit nicht mehr so recht klappen.
In Form von kürzeren Messages, "Briefen" wenn man so will, geht es noch. Und ich habe auch nicht per se was gegen meinen Schreibstil, aber sobald es ein wenig kunstvoller, bildhafter werden sollte, ist der Ofen aus. Da sprudeln vielleicht bestenfalls mal ein, zwei brauchbare Sätze aus meinen Hirnwindungen (oder woher auch immer), dann ist erst mal wieder ein Weilchen Ruhe ...
Gleichzeitig gäbe es an sich genug "Stoff", aber ich bekomme nichts Vernünftiges halbwegs geordnet zu Papier. :schuettel:

Nun meine Frage an die, denen es vielleicht ab und an mal so oder so ähnlich geht:
Was tut ihr in solchen Situationen? Irgendwelche Ratschläge oder Ideen dazu?


Danke schonmal. :smile:
 
rowan
Benutzer39498  Planet-Liebe ist Startseite
  • #2
Nun meine Frage an die, denen es vielleicht ab und an mal so oder so ähnlich geht:
Was tut ihr in solchen Situationen? Irgendwelche Ratschläge oder Ideen dazu?

Puah, wenn ich ein Patentrezept hätte, würde ich wohl nicht grade seit gut drei Stunden im Café sitzen und mich davor drücken, an meiner Masterarbeit weiterzuschreiben. :engel:

Ich mache immer erst bewusst was Anderes und zwinge mich dann, irgendwas zu schreiben, auch wenn's bullshit ist. Zur Not schreibe ich einen Brief an mich selbst und erzähle mir, das es total bescheuert ist, dass ich mich schon wieder so anstelle.
Dann kommen die Finger in einen Tipprhythmus und ich in den Erzaehlmodus.
 
G
Benutzer97381  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • #4
Ich weiß noch bei mir hat ein Saunabesuch wunder gewirkt :zwinker:
 
K
Benutzer Gast
  • #5
Hm, ich hatte in Deutschland so eine Art Ritual dass ich mich irgendwo rausgesetzt, Musik gehört, geraucht und einfach entspannt hab. Manchmal kams dann einfach von alleine. Aber zwing dich nicht dazu, sonst kommt eh nur gequirlte scheisse raus.
 
S
Benutzer108473  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • #6
ich zwinge mich nicht zu schreiben, sondern warte ab wenn mir danach ist. :zwinker:

Das ist die beste Methode, denn Kreativität benötigt Entspannung ,einen ruhigen Geist ,oder eine andere Art der Ausgeglichenheit und somit kannst du ,so weit ich es kenne ,nur versuchen jede günstige Situation fest zu halten. Daher versuche ich ,wenn ich etwas gutes im Kopf habe ,irgend eine Art eines Aufnahmegerätes mit laufen zu lassen ^^

Das Wirkungsvollste war aber immer noch der Kuss meiner Muse... Das waren noch wilde Zeiten ^^
 
rowan
Benutzer39498  Planet-Liebe ist Startseite
  • #7
Ich glaube, jeder, der beruflich schreibt, weiss das man nicht einfach abwarten kann, bis man grade besonders kreativ ist. Das ist so 'ne romantische Vorstellung, die einfach nicht funktioniert. Ja, man kann lernen, kreativ zu sein.
Zu gewissen Dingen muss man sich zwingen. Viele Leute erzählen, sie hätten ganze Bücher im Kopf, können sie aber nicht zu Papier bringen, weil sie nie 'in der richtigen Stimmung' sind. Schreiben ist harte Arbeit.

In den Anfangszeiten saß ich auch gerne mal einen ganzen Tag lang vor einem leeren Bildschirm und habe ihn angestarrt. Zwei Buchstaben getippt, wieder gelöscht. Aber ich habe mich dazu gezwungen, sitzen zu bleiben. Bis es ging. Bis ich einfach anfangen konnte, zu schreiben.
 
MasterHonk
Benutzer29377  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #8
Danke für Eure Antworten. :smile:

Hm, ich hatte in Deutschland so eine Art Ritual dass ich mich irgendwo rausgesetzt, Musik gehört, geraucht und einfach entspannt hab. Manchmal kams dann einfach von alleine. Aber zwing dich nicht dazu, sonst kommt eh nur gequirlte scheisse raus.

ich zwinge mich nicht zu schreiben, sondern warte ab wenn mir danach ist. :zwinker:
Ja, ihr hab schon Recht, wenn man es erzwingen will, wird es eh nix.
Irgendwie fehlt mir dieser freie Kopf und ich will ihn wieder haben. :grin:



Viele Leute erzählen, sie hätten ganze Bücher im Kopf, können sie aber nicht zu Papier bringen, weil sie nie 'in der richtigen Stimmung' sind.
Genau das Gefühl hab ich eben auch manchmal. Ich schreibe ja nicht beruflich und es sind sicher auch keine ganzen Bücher, aber in meinem Schädel sind haufenweise Gedanken, die teils eigentlich durchaus geordnet und halbwegs vorformuliert sind, sich aber einfach nicht in einen konkreten Text übertragen lassen.

In den Anfangszeiten saß ich auch gerne mal einen ganzen Tag lang vor einem leeren Bildschirm und habe ihn angestarrt. Zwei Buchstaben getippt, wieder gelöscht. Aber ich habe mich dazu gezwungen, sitzen zu bleiben. Bis es ging. Bis ich einfach anfangen konnte, zu schreiben.
Hmm, das könnte man als Alternative zum freien Kopf vielleicht mal in Betracht ziehen ... :jaa:
 
K
Benutzer Gast
  • #9
Oder was mir grade einfällt, ich hab viele Sachen geschrieben wie ich im Bus bzw. in der Bahn gesessen hab. Vielleicht ist das für dich auch 'ne Alternative.
 
mosquito
Benutzer20976  (be)sticht mit Gefühl
  • #10
1.
Wenn Du viele Ideen hast und die sogar schon vorformuliert sind, dann schreib das einfach schon mal auf. Skizzenheft. Ggf. einfach nur ein Wort, darum Assoziationen gruppieren und sammeln. Es muss nicht als ausformulierter vollständiger Satz oder Text aufs Papier fließen. Wenn Du eine Idee hast und Du meinst, dass es bildhafter dargestellt gehört, dann notier eben diese die Idee als solche und vielleicht ein paar von den halbgaren Formulierungen dazu.

2.
Es gibt auch Schreibübungen wie das automatische Schreiben, wo Du einfach für eine bestimmte Zeit schreiben "musst" und nicht aufhörst, selbst wenn erst einmal nichts "Gutes" dabei herauskommt. Gedanken wabern lassen, notieren, was da im Kopf passiert, ggf. alltägliche Beobachtungen, was siehst Du beim Blick aus dem Fenster, hast Du grad Hunger, ist das Papier kratzig, auf dem Du schreibst, warum stört Dich der Nebel draußen heut so gar nicht, wie war nochmal die Telefonnummer von Klaus... Schreiben, bis der Wecker klingelt. Auf die Art sind bei mir schon ganz interessante Texte herausgekommen - vor allem als eine Art Fallobstwiese, da such ich mir dann ein paar Wörter und Gedanken raus und nehm sie mit. Man kann sich auch selbst in Stimmung BRINGEN - am besten nicht zu verkrampft erwarten, dass einen jetzt die Muse knutscht, sondern MACHEN, auch wenn es sich erst komisch anfühlt.

3.
Ich tippe sehr sehr gern und schnell, laut meinem Freund tippe ich noch schneller, als ich reden kann - aber es kann durchaus befreiend und hilfreich sein, wenn man mal wechselt und gezielt per Hand schreibt, gerade bei freiem Assoziieren. Mit Stift und Papier kann man auch mal was malen oder zeichnen - ich bin absolut nicht talentiert und meine Bilder sehen aus wie von einem Kleinkind, aber allein die freie Bewegung der Hand wirkt auf mein Hirn manchmal erstaunlich.

4.
Selbst wenns Dir eher um Prosa geht, kann es auch sinnvoll sein, mal gezielt das Reimen zu üben und einfach mit Silben und Klängen herumzuspielen. Oder mal in einer Fremdsprache Sätze zu formulieren - die müssen nicht korrekt und perfekt sein. Einfach rumprobieren und SPASS daran haben, mit Sprache zu spielen.

5.
Du hast ja keinen Leistungsdruck, sondern schreibst eigentlich gern. Klar kann man Kreativität nicht erzwingen, aber je mehr man sich mit der Diagnose "Schreibblockade" beschäftigt, desto mehr bauscht sich das - meiner Erfahrung nach - auf. Also gilt es, die Freude am Schreiben wiederzufinden, die Leichtigkeit, das Verspielte. Nicht zu viel erwarten, sondern erst einmal Fingerübungen machen - buchstäblich. :zwinker: Feilen und überarbeiten kannst Du immer noch.

Selbst wenn Du seitenlang nur "Murks" fabrizierst und unzufrieden bist: Na und? Dann löschst Du das wieder oder wirfst es weg oder legst es beiseite.


6.
Schreiben ist Dein Hobby - vielleicht nimmst Du Dir genau wie für andere Hobbys, Sport zum Beispiel, eine bestimmte Trainingszeit vor, in der Du Dich dem Hobby widmest? Ob zu einer bestimmten Uhrzeit oder einfach eine Vereinbarung mit Dir selbst, dass Du pro Woche eine bestimmte Zeitdauer dafür reservierst. Ob dabei nun "Brauchbares" rauskommt, ist erst einmal schnuppe. Falls das zu sehr Zwang ist und noch mehr lähmt, auch okay, das ist nicht für jeden das richtige Rezept.
 
MasterHonk
Benutzer29377  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #11
Ui, danke für die ausführliche Antwort. :smile:

Da sollten doch mal ein paar hilfreiche Ansätze dabei sein. :grin:
Das sind eigentlich lauter so Sachen, auf die man - theoretisch - irgendwie auch mal kommen könnte.
Es ist aber trotzdem sehr gut, das alles so zusammengefasst vor sich zu haben. :jaa:
 
G
Benutzer Gast
  • #12
Ich hab vor ein paar Wochen an der Uni an einem Schreibseminar teilgenommen. Dort haben wir immer zum Anfang eine Übung gemacht, um uns "Einzuschreiben", also um in die Gänge zu kommen. Das ist die Übung, die mosquito unter Punkt 2 erläutert hat.
Und das funktioniert wirklich. Die Dozentin hat den Wecker immer auf 10-15 Minuten gestellt und wir haben einfach losgeschrieben. Wenn uns nichts mehr einfiel, sollten wir Füllsätze benutzen, also zum Beispiel "Mir fällt jetzt nichts mehr ein", "Jetzt fällt mir aber tatsächlich gaaar nichts mehr ein", "Blablabla", "Das Wetter ist aber schön"... Während man dann diese Füllsätze schreibt, fällt einem schon wieder ein weiterer Satz ein und man ist wieder drin. Was dabei herauskommt, ist eigentlich total wurscht. Wichtig ist nur, dass man etwas schreibt und immer im Schreibprozess drin bleibt.
Den meisten Studenten ging es dann so, dass sie währenddessen eine gute Idee für einen Text bekamen. Vor allem verfliegt die Zeit ruckizucki, es kommt einem vor, als würde man 5 Minuten schreiben, dabei sitzt man schon eine Viertelstunde vor dem Blatt Papier und schreibt flüssig vor sich hin.
 
Fuchs
Benutzer10855  Team-Alumni
  • #13
Ich finde das Thema hochinteressant (!), da ich jetzt schon über einen Jahr selbst eine fiese Schreibblockade habe. Dabei habe ich das Gefühl, dass es so ähnlich wie mit der Partnersuche ist: versuchst du es krampfhaft, findest du niemanden. :zwinker:

Für mich war diese Blockade als Teilzeitpoet extrem schlimm, so dass ich erst einmal ein Jahr lang deeskalieren musste, um mich nicht mehr selbst unter Druck zu setzen. Dann habe ich angefangen, einen Blog zu schreiben (was ich vorher nicht so tat), wo ein bisschen meiner alten Kreativität wieder aufwachte. Wirkliche Inspiration und gute Ideen lassen jedoch noch immer auf sich warten.

Da ich früher immer in stressigen Situationen und unter viel Druck schrieb, um einfach mein Gehirn zu entlasten, versuche ich daher derzeit, mich gezielt in solcherlei Situationen zu stürzen. Das Ventil braucht halt doch einen gewissen Druck, um was abzugeben, und von sich "Zeit nehmen und mal ganz kreativ sein" hat sich bei mir zumindest noch nie ein Blatt gefüllt. Andere Leute brauchen hingegen genau das und sind blockiert, wenn das Leben stresst. Ich denke, so eine Schreibblockade ist eine gute psychologische Herausforderung und Chance, um herauszufinden, wie man selbst tickt und wie man sich effizient nutzen kann.

Ich wünsche dir demnach viel Glück und sag Bescheid, wenn du ein Wundermittel findest... :zwinker:
 
MasterHonk
Benutzer29377  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #14
Die Dozentin hat den Wecker immer auf 10-15 Minuten gestellt und wir haben einfach losgeschrieben. Wenn uns nichts mehr einfiel, sollten wir Füllsätze benutzen, also zum Beispiel "Mir fällt jetzt nichts mehr ein", "Jetzt fällt mir aber tatsächlich gaaar nichts mehr ein", "Blablabla", "Das Wetter ist aber schön"... Während man dann diese Füllsätze schreibt, fällt einem schon wieder ein weiterer Satz ein und man ist wieder drin.
Danke. Das wird auf jeden Fall mal getestet. :jaa:
Eigentlich monologisiert mein Hirn eh quasi ständig über das, was es so um sich herum wahrnimmt.
Einfach mal aufschreiben und gucken, was passiert. :smile:




Andere Leute brauchen hingegen genau das und sind blockiert, wenn das Leben stresst. Ich denke, so eine Schreibblockade ist eine gute psychologische Herausforderung und Chance, um herauszufinden, wie man selbst tickt und wie man sich effizient nutzen kann.
Joa, genau so einer scheine ich da wohl eher zu sein. Also auch nichtmal unbedingt immer, aber gerade zumindest ...
Das mit dem Ticken sehe ich aber auch so. Wäre ja eigentlich auch so ein Punkt, über den man sich ein bisschen was aufschreiben könnte. Klappt aber auch irgendwie nicht so recht. :grin:


Ich wünsche dir demnach viel Glück und sag Bescheid, wenn du ein Wundermittel findest... :zwinker:
Danke. Mach ich auf alle Fälle.
Ich werd jetzt wohl mal eure ganzen Tipps und Anregungen mal durchprobieren. Das hat in den letzten Tagen nicht so ganz geklappt, da war einfach irgendwie zu viel Stress und Unruhe.
Wenn irgendwas funktioniert hat, werde ich definitiv Bericht erstatten. Sonst wohl auch. Einfach mal Erfahrungen schildern und so. :jaa:
 
B
Benutzer87203  (45) Verbringt hier viel Zeit
  • #15
Ich hatte den Titel leicht anders interpretiert und gehofft, Anregungen fürs Schreiben meiner Doktorarbeit zu finden :grin: Ich drücke mich nämlich sehr gerne davor ... :frown:
 
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A
Benutzer95038  Benutzer gesperrt
  • #16
Mein Tipp: J. Wolfsberger: Frei geschrieben.
Fand ich toll. Da gibt es einige Schreibtechniken drin und auch Tipps dazu, sich die Zeit zum Schreiben richtig einzuteilen etc.
 
mosquito
Benutzer20976  (be)sticht mit Gefühl
  • #17
Ich hatte den Titel leicht anders interpretiert und gehofft, Anregungen fürs Schreiben meiner Doktorarbeit zu finden :grin: Ich drücke mich nämlich sehr gerne davor ... :frown:

Damit biste nicht allein, Prokrastinieren ist bei Studenten und Doktoranden doch das typische "Nebenfach". :tongue: Und auch bei vielen "ausgewachsenen" Wissenschaftlern ist das so.

Gehts wirklich nur ums Schreiben bei Dir oder um die generelle Arbeit, also abgesehen vom reinen Schreiben?

In welcher Phase steckst Du? Vorarbeiten abgeschlossen - also Forschung, Experimente, Literatursichtung, Interviews oder was auch immer? Sind die Erkenntnisse schon da und müssen nur noch aufs Papier? Steht die Gliederung, ist die Struktur klar?

Wie intensiv ist der Kontakt zum Betreuer der Arbeit, wie häufig musst oder darfst Du den Stand der Dinge mitteilen?

In welchem Fach schreibst Du? Natur-/Geistes-/Sozialwissenschaften? Ingenieurkram oder Medizin?

Wars bei vorigen Seminararbeiten oder der Diplom-/Bachelor-/Master-/Magisterarbeit auch so, dass Du Dich herumgequält hast, bis Du was niedergeschrieben hattest von Deinen Erkenntnissen?

Schon umgeschaut, obs bei Dir an der Uni Arbeitsgruppen zum Thema wissenschaftliches Schreiben gibt? Oder schon versucht, andere Doktoranden zusammenzutrommeln zwecks Austausch und gegenseitiger Schubserei?

Es gibt auch gute Bücher zum Thema "von der Idee zum Text" speziell für Haus- und Abschlussarbeiten. Allerdings sollte man sich da dann nur ein Buch auswählen, denn mit der Lektüre kann man auch hervorragend Zeit vertun und sich vor der eigentlichen Arbeit drücken. :zwinker:

---------- Beitrag hinzugefügt um 15:11 -----------

Nochmals zum poetischen Schreiben: Ich habe früher wesentlich mehr geschrieben, Kurzgeschichten, Gedichte und dergleichen. Durch meine wissenschaftliche Arbeit mit Texten bin ich aber immer selbstkritischer geworden und fand vieles einfach nicht gut genug - déformation professionelle :zwinker:.
Angesichts der Erkenntnis, wie viele Menschen in all den Jahrhunderten grandioses Sprachwerk zustandebrachten, wurde ich da schon ziemlich demütig und dann auch unzufrieden mit mir, obwohl ich auch früher nie angestrebt habe, mich mit großen Autoren zu vergleichen.

Ich habe dann aber irgendwann gemerkt, dass es mir fehlt zu schreiben. Also habe ich es einfach wieder gemacht - weil es gut ist für mich. Ohne dass ich das als therapeutisches Schreiben ansehe. Mir macht das Spielen mit der Sprache Spaß - und darum gehts, ohne dass es besonders GUT werden muss oder ich höhere literarische Ziele verfolge. Mit zehn Minuten Drauflosschreiben habe ich ganz gute Erfahrungen gemacht, außerdem notiere ich mir recht häufig Ideen oder Wortspiele, die ich später dann für "assoziative Zettel" nutze, manchmal wird auch eine kleine Prosaskizze daraus. Ohne Druck. Und später durch Notizhefte zu blättern, ist mir heute überhaupt nicht mehr peinlich, ich sehe meine Kritzeleien als Momentaufnahmen, manchmal find ich sie gut, manchmal nur naja, aber vor allem sind sie MEINE Kritzeleien.

Besonders reizvoll für mich ist es, von sprachlichen Ideen aus "Fotoprojekte" zu entwickeln - inzwischen fotografiere ich viel häufiger, als ich schreibe, und beides zu verbinden, tut besonders gut.

"Schreiben heißt, das Glück zu suchen." (G. Bataille)
"Writing songs is like capturing birds without killing them. Sometimes you end up with nothing but a mouthful of feathers." (Tom Waits)
 
Loomis
Benutzer37188  Meistens hier zu finden
  • #18
Was mir in solchen Momenten hilft - Lieblingsbücher lesen. Die sind ja nicht umsonst Lieblinge und kurbeln meine Kreativität immer wieder an. Oder auch besonders atmosphärische Videospiele und Filme anschauen. Während ich die anschaue, überlege ich mir immer wieder locker nebenbei, wie ich eine Situation beschreiben würde, das Gefühl beim Schauen, die Musik im Hintergrund, den Blick des Protagonisten.. Ganz zwanglos und nebenbei; das bringt mich recht schnell in die richtige Stimmung. :zwinker:

Auch eine Idee - gezielte Schreibübungen. Im Deutschen Schriftstellerforum gibt es dazu richtige Arbeitsaufträge für alle möglichen literarischen Sparten. Sowas kannst du privat für dich selbst machen oder auch dort veröffentlichen und von erfahrenen Schreiberlingen bewerten lassen.
 
J
Benutzer112604  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • #19
Hole dir Inspiration aus der Natur, ...
an jedem Naturphänomen kann man das Leben beschreiben und Metaphern finden, die in Gedichten sehr viel Spielraum lassen für Fantasie und Interpretationen.
Fang einfach mit der Lösung an und interpretiere etwas hinein.
Du wirst sehen, dass du Dinge reininterpretierst, die dir am Herzen liegen!
Denn wir sehen in den Dingen nicht die Dinge an sich, sondern, das, was was uns unser Gehirn sagt, was es ist!

Wenn man z.B. eine abgeknickte Blume sieht. Würde der eine den Kreislauf des Lebens erörtern, der andere würde die Verletzbarkeit des Lebens in Augenschein nehmen. Ein dritter würde sich die Frage stellen, ob die Blume unter diesen Umständen Selbstmord begehen würde, wenn sie könnte, da sie wohl kaum eine Überlebenschance hat. Und wieder jemand anders würde gucken, ob die Blume nicht im Laufe der Zeit wieder heilt und der Knick wieder zusammenwächst. Was für die Widerspenstigkeit des Lebens an sich stehen könnte!

Und das ist eben der Stoff aus dem Gedichte gemacht werden, oder philosophische Schriften! Man versucht sich an einfachen Beispielen das Leben zu erklären und es zu verstehen.

Andere Anregungen kannst du dir auch sonst überall holen! Geh mal in die Bücherei und lies! Irgendwas! Völlig egal! Was dich eben anspricht. Oder gucke dir einen Film an. "Forest Gamp", "Matrix", "Avatar", "Full Metal Jacket" oder wenn du ganz hart bist "Die 120 Tage von Sodom" Das sind jetzt für mich Filme, die mich sehr zum nachdenken angeregt haben, die mir jetzt spontan einfallen! Im Grunde kann das jeder Film sein, der gewisse Vorgänge beschreibt! Eine Ausbildung, das Zusammenleben, oder eine Biographie!

Man kann wirklich aus allem etwas raus holen! Wenn man richtig hinsieht!
 
mosquito
Benutzer20976  (be)sticht mit Gefühl
  • #20
Naja, es geht dem Threadstarter ja nicht um einen Mangel an Inspiration - die Ideen sind da, aber sie auch aufs Papier zu kriegen, das ist das Problem.
 
MasterHonk
Benutzer29377  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #21
Naja, es geht dem Threadstarter ja nicht um einen Mangel an Inspiration - die Ideen sind da, aber sie auch aufs Papier zu kriegen, das ist das Problem.
Jo, das wollte ich eigentlich auch noch anmerken. :grin:
Trotzdem bin ich auch für derartige Ratschläge offen, denn auch zusätzliche Inspiration kann natürlich nie schaden. :jaa:

By the way: heute (Oder war es genaugenommen noch gestern? Egal.) hätte es beinahe mal wieder hingehauen.
Im Gespräch mit irgendwelchen Leuten klappt es eigentlich. Da kann ich teils locker "seitenweise" Zeugs runterschreiben, das für sich betrachtet prinzipiell okay wäre.
Also zumindest gemessen an meinen Ansprüchen fernab der großen Weltliteratur.
Daraus aber einen Text zu basteln, der für sich alleine stehen könnte? Vergiss es.
Ich dreh noch durch. :grin:
 
mosquito
Benutzer20976  (be)sticht mit Gefühl
  • #22
Sollte auch kein Mundverbieten sein. :zwinker:

Nö, nicht durchdrehen. Weitermachen. Wie meinst Du das: Im Gespräch klappt es eigentlich, dass Du Zeugs "runterschreibst"? Multitasking? :zwinker: Und was spricht dagegen, einen Text zu schreiben, der prinzipiell okay ist? Muss es sofort das allgemeingültige Meisterwerk sein?
Was heißt überhaupt "einen Text zu basteln, der für sich alleine stehen könnte"?
Weißt Du nicht, wie Du Texte überarbeiten sollst?

Was erwartest Du überhaupt selbst von Deinen Texten? Welchen Ansprüchen sollen sie genügen?
 
MasterHonk
Benutzer29377  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #23
Ne, kein Multitasking. Bin ein Mann und dadurch wohl sowieso eher ungeeignet für sowas. :grin:

Ich meine, dass wenn ich mit jemandem einfach so frei rumphilosophiere schon öfters mal was zusammenkriege, das meiner Ansicht nach den Kern der Sache so weit auf den Kopf trifft, dass es ein Teil irgendeines Textes sein könnte.
Sei es nun im direkten Gespräch, oder auch in Form einer Mail.
Das ist für sich genommen völlig okay und mir persönlich genug "Meisterwerk", um damit zufrieden zu sein. :zwinker:

Aber es sind eben Fragmente, die nur in sich funktionieren.

Mein Anspruch (an mich selbst) wäre, sowas eben auch in einen einzigen Text zu bekommen, der diese Fragmente (natürlich nur die, die thematisch zusammenpassen) vereint. Den man sich in ... keine Ahnung, fünf Jahren oder so nochmal durchlesen könnte und wüsste, was damit gemeint war. Der aktuelle Gedankengänge oder Gefühle dokumentiert bzw. konserviert und sie später wiedergibt.
Rein für mich wie gesagt, ich strebe nicht nach einem Bestseller oder sowas. :grin:
Irgendwie schwer zu beschreiben ... :hmm:

Vielleicht ist es auch wirklich das mit dem Überarbeiten. Das war nämlich eigentlich in der Zeit, in der es noch geklappt hat, gar nicht wirklich nötig.
Da kam es einfach und hat auf seine Art getaugt. Vielleicht war ich auch einfach zu unkritisch ... :grin:
 
mosquito
Benutzer20976  (be)sticht mit Gefühl
  • #24
Ah, jetzt verstehe ich. Da hattest Du einen Partner und es kam durch den Dialog was in Fluss. Du wünschst Dir, dass ohne so einen äußeren Einfluss was fließt, z.B. Tinte aufs Papier. :zwinker:

Wenns im Rahmen eines Dialogs von Angesicht zu Angesicht war, dann kannst Du in solchen Situationen ja danach ein paar Notizen machen und später das zu einem Text verschriftlichen. Auch wenn dann bestimmte geglückte Formulierungen oder Vergleiche, die beim freien Reden vorkamen, verschwunden sind.

Du könntest natürlich versuchen, Dir eine gedankliche Dialog-Instanz zu schaffen (ohne dabei schizophren zu werden), wenn Dich das anregt, und wie beim Mailschreiben eben verbales Pingpong spielen.

Oder Du wählst Dir jemandem, dem Du ausführlicher ohne direkte Gegenrede schreibst - selbst wenn es eigentlich kein Brief werden soll. Dann kannst Du ja immer noch anfangen und den Text bearbeiten. Auch Briefe sind eine literarische Form.

Du kannst jetzt auch das, was beim Dialog herausgekommen ist, noch bearbeiten, erweitern oder auch kürzen und verknappen. Um was zu haben, bei dem Du denkst: So, ein Anfang ist gemacht, ich hab was zu Papier gebracht. Freitag mach ich weiter.

Hast Du es mit dem "automatischen Schreiben" für zehn Minuten denn schon probiert? Wenn nicht: Machs. Ob in Stimmung oder nicht. Es geht darum, das Ich-kann-nicht-mehr-schreiben-Gefühl loszuwerden und die Schreibhemmung ad acta zu legen, indem Du einfach wieder Schreibhandlungen ausführst, auch wenn die Ergebnisse nicht so sind, wie Du es von früher kennst.

Wenns um das Notieren von aktuellen Gedanken und Gefühlen geht, bist Du eigentlich eh sehr frei, das kannste als eine Art Tagebuch so führen, wie Du willst. Ich habe in meinen Tagebüchern auch Briefe drin bzw. vorübergehend immer wieder einen (realen) Adressaten - und auch 15 Jahre später "gilt" das Geschriebene noch und ergibt Sinn. Du schreibst ja für Dich - da gibst nur Du vor, welche Form das haben darf.
 
MasterHonk
Benutzer29377  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #25
So, jetzt wollte ich doch mal eben noch ein wenig Rückmeldung geben.

Glücklicherweise hat es jetzt in der Tat ein paar mal wieder ganz gut geklappt. :smile:

Speziell der Ratschlag "einfach 10 Min. irgendwas schreiben" hat echt geholfen. Mal ganz abgesehen davon, dass das teils auch ziemlich witzig ist, was man da anschließend so alles auf dem Zettel stehen hat.
Darf man zwar weder einem halbwegs fachkundigen Publikum, noch einem Psychologen vorlegen, aber das war ja auch beides nie der Plan. :grin:

Auch mit dem zweiten Ich "hin und her" zu schreiben erwies sich als ganz nützlich.

Was ich mir jetzt selbst noch so zurechtgelegt habe - speziell, da meine Gedanken schon eher von der besonders ungeordnet umherschießenden Sorte sind - ist:
Notizbuch nehmen, mit so bunten Fähnchen zum Einkleben ausstatten und diese mit bestimmten "Themengebieten" beschriften.
Wenn dann gerade mal wieder irgendein Einfall in einem Sekundenbruchteil vorbeihuscht, hat man das schnell an der richtigen Stelle aufgeschlagen und ihn einfach mal irgendwo hingekritzelt, wo gerade Platz ist.
Wenn man dann wieder etwas Ruhe hat, kann man dieses "Brainstorming" schön nochmal überfliegen, notfalls Ergänzungen vornehmen und ganze Sätze basteln. :jaa:

Jetzt muss ich eigentlich nur noch halbwegs konsequent dranbleiben und weitermachen.


Danke nochmal für die ganzen Tipps!
Vielleicht hilft's ja auch noch jemand anders, dem es ähnlich geht. :smile:
 
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