Was tun gegen ständige Nervosität?

[Benutzer64931 (42)]

Ich trage schon lange ein Problem mit mir rum, das ich zwar ganz gut nach außen verstecken kann, mich innerlich aber doch total fertig macht. Alles "ungewisse", bzw. alles was ich nicht planen kann, macht mich teilweise tierisch nervös (was sich in häufigen Toilettenbesuchen, Unkonzentiertheit, Übelkeit) äußert.
Das fängt an bei einem Arztbesuch (könnte ja was schlimmes sein), über irgendwelche Kfz-Inspektionen (könnte teuer werden...) oder Urlaub, oder irgendwelche Telefonate.
Dann fange ich an im Kopf immer mehr Optionen durchzugehen, was alles gut/schlecht laufen könnte, und die negativen Optionen führen dann zur Nervosität

Sobald ich wieder die Kontrolle über die Situation habe (Arztbesuch fertig, Rechnung liegt vor, im Urlaub angekommen,... ist schlagartig alles wieder gut.

Das klingt jetzt alles vermutlich total kindisch, und das ist es wohl auch. Mein Kopf sagt "alles kein Problem, was soll schon passieren", aber mein "Bauch" gewinnt da ganz schnell die Oberhand.
Dann würde ich mich am liebsten irgendwo verkriechen und es "aussitzen", was mit Job und Familie nicht machbar ist, und mein Problem auch nicht löst.

Routine in einzelnen Bereichen löst dort die Nervosität, aber alles was "neu" passiert macht mich nervös. Da ich das schon ziemlich lange habe, passiert das nicht mehr so oft und meistens auch nicht mehr ganz so schlimm, aber manchmal gibt es doch noch schlimme "Ausbrüche" wegen irgendwelcher banaler Dinge. Zum Glück passiert das eher selten inzwischen.

Vielleicht klingt das alles schlimmer als es ist? Aber ich wollte es mir einfach mal von der Seele schreiben, und vielleicht hat ja der ein oder andere das gleiche Problem und Tipps, damit umzugehen.

 

[Benutzer164664]

Wie sieht denn dein Schlafverhalten aus? Wie ist deine Lebensführung allgemein (Ernährung, Bewegung, Stress, soziales Leben, Finanzen)?

 

[Benutzer64931 (42)]

Das ist ja das eigentliche abstruse, ich führe ein gesundes Leben ("normale" Ernährung, Sport, beruflich wenig Stress, finanziell gut aufgestellt), aber trotzdem nimmt mich das so mit. Mein Schlafverhalten hatte da noch nie Einfluss, in Phasen wo ich viel Zeit zum Schlafen hatte, war es nicht besser. Aber es ist ja nicht mein Hirn, das hier das sagen hat.

 

[Benutzer135804 (43)]

Klingt für mich mehr nach einer Angststörung als nach einem rein nervlichen Problem, denn du hast ja in diesen Situationen offensichtlich Angst (vor möglichen negativen Folgen). Und Nervosität empfindet man (durch innerliche Unruhe, zittern etc.) bei einer Angststörung akut dann auch, ebenso Übelkeit, Konzentrationsprobleme und es schlägt auf den Magen und/oder kann den Harndrang fördern (es gibt natürlich noch weitere mögliche Symptome).
An deiner Stelle würde ich mir einen Termin bei einem guten Psychiater holen und zusätzlich einen Therapieplatz suchen.
Natürlich ist das hier keine Diagnosestellung, aber wenn du im Netz nachliest, wirst du sehen, dass es von den Symptomen her ziemlich zutreffend zu sein scheint; und daher eben der Ansatz, direkt zu den passenden Fachleuten zu gehen. Da du ja Angstgedanken empfindest, denke ich nicht, dass das hier ein rein neurologisches Problem ist.
Ich selbst habe eine Angststörung und bin deshalb in Therapie, die auch sehr hilft - allerdings ist das ein langer Prozess, bis man da Fortschritte sieht. Zusätzlich beschäftige ich mich intensiv mit Persönlichkeitsentwicklung und gerade wenn es dort oftmals um Ängste und den Umgang mit ihnen geht, helfen mir diese Inhalte sehr, sie ergänzen quasi sehr gut meine Therapie. (Außerdem beschäftige ich mich sowieso seit etlichen Jahren und nun auch beruflich mit psychologischen Themen, dieses Wissen hilft mir ebenfalls weiter.) Ich lerne so halt verstärkt, mit den Ängsten umzugehen, auch wenn die Angst gerade akut ist. Angstlösende Medis habe ich nicht, schlicht weil ich aufgrund mehrerer Erkrankungen und Hochsensibilität so gut wie keine Medis vertrage.
Außerdem waren meine Nerven schon als Kind kaputt durch mehrfache Traumatisierung, zusätzlich bin ich hyperaktiv - ich werde in diesem Leben also nie mehr wirklich ruhiger werden. Aber damit komme ich ganz gut klar, schlicht weil ich mich nicht anders kenne.
Ich hoffe, mein Kommentar hilft dir weiter.

 

[Benutzer64931 (42)]

Danke für deine Antwort. Ich habe mir mal die Wikipedia-Seite zu Angstörungen durchgelesen und mich da durchaus wiedergefunden.
Zum Glück bin ich da nur "milde" betroffen, aber ich denke es ist an der Zeit, einen Therapeuten aufzusuchen. Wenn sich dann herausstellt, dass es doch keine Angstörung ist, umso besser .

 

[Benutzer135804 (43)]

Zum Glück bin ich da nur "milde" betroffen, aber ich denke es ist an der Zeit, einen Therapeuten aufzusuchen. Wenn sich dann herausstellt, dass es doch keine Angstörung ist, umso besser .

Ja mach das unbedingt. Denn wenn es eine ist, wenn auch nicht stark ausgeprägt, ist es wichtig, dass die behandelt wird. Ansonsten könnte es schlimmer werden und je länger man unter sowas leidet, desto schwerer kriegt mans wieder weg.
Wünsch dir auf jeden Fall alles gute und da du dich ja verantwortwungsbewusst um dich kümmerst und das jetzt angehst, wird es dir auch künftig besser gehen. Auch wenns ein langer Weg sein kann.

 

[Benutzer155480 (41)]

Als stolze Besitzerin einer Angststörung kann ich empfehlen, bei aufkommender Nervosität mit Übungen im Alltag Dampf abzulassen (bewußtes Atmen, Anspannung/Entspannung von Körperpartien) und im Privaten dann zu Entspannungstechniken wie Autogenes Training und Jacobsen zu greifen.

Wie stark Dich die Angst einschränkt, musst Du wissen. Aber eine Therapie ist tatsächlich sinnvoll.