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Wenn der Geliebte vielleicht wieder depressiv wird...?

Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #1
Shinys Texte sind immer sehr lang :zwinker:. Mehr Vorwarnung gibt es nicht.

Vorgeschichte

Ich habe in den letzten Monaten, um nicht zu sagen in den letzten zwei Jahren, beruflich so heftig kämpfen müssen wie nie zuvor in meinem Leben und bin über sehr lange Zeit gaaaaanz kurz vorm Burnout gewesen (so richtig mit zwei bis drei Mal die Woche Heulattacken, Dauerzittern in den Fingern, Baldrian zum Schlafen und für die Arbeit und ständigen Magenkrämpfen nebst Appetitlosigkeit oder Fressattacken:schuettel:). Das kann ich jetzt so locker flockig aufzählen, weil ich drüber weg bin, denke ich. Aber ich hab ne verdammt harte Zeit hinter mir.

Off-Topic:
Schule/Beruf Angst vor Burnout als Lehrerin - Planet-Liebe Forum

Ich weiß nicht, wie ich das durchgehalten habe. Ich war wohl einfach zu dickköpfig, um aufzugeben.

Seit gut zwei Monaten hat es irgendwie Klick gemacht, vielleicht bei meinen Schülern, vielleicht bei mir. Ich arbeite immer noch zwischen 8 und 12 Stunden am Tag, oft auch noch an einem Wochenendtag, aber irgendwann kam der erste Tag, an dem ich nach Hause kam und mich erstaunt fragte, warum es an diesem Tag richtig Spaß gemacht hatte und warum ich dann bitte (nach 9 Unterrichtsstunden ^^) dennoch eine leichte Erschöpfung verspürte. Dann kam die erste Woche, in der meine Hände nur an zwei Tagen von fünf zitterten. Und dann immer mehr Tage, an denen ich abends stolz zu Hause erzählen konnte, dass ich wieder mit irgendwelchen pädagogischen Tricks einen "Knaller" (Slang für schwierige Schüler mit Verhaltensproblemen) "besiegt" und auf meine Seite gezogen hatte - zumindest für zehn Minuten oder so.

Mein Schatz hat mich in dieser Zeit so gut er konnte und teilweise darüber hinaus unterstützt. Er wird noch bis Ende August arbeitslos sein (danach zweijährige schulisch-berufliche Weiterbildung) und hat den Haushalt in dieser Zeit nahezu komplett geschmissen, mich beim Heulen im Arm gehalten und mir Nachts Kaffee gekocht, wenn ich meinen neuen Unterricht vorbereitet habe. Zu mehr (abgesehen von nicht anstrengender Internetaktivität) war ich nicht in der Lage:geknickt:.

Er war vor einem halben Jahr wegen komplexer Gründe (die laut behandelndem Arzt mehr mit Umfeld als mit inneren Prozessen zu tun hatten) an Depression erkrankt - die schlagartig besser wurden, als er sein altes Haus verließ und zu mir in die neue Stadt zog. Er war dann noch ein paar Mal bei einem Arzt hier, es wurde dann aber festgestellt, dass er eben "wieder gesund" ist, und bei Redebedarf könnte er wieder hinkommen.

Auch hier wieder für die Hintergründe die Links zu den alten Threads, da ich kurze Pauschalantworten wie "mach soch Schluss", "Stell dich nicht so an" oder so gar nicht mag. Wenn es so einfach wäre, hätte ich die Lösung doch selbst gefunden ^^. Die Links sind nicht zum komplett durchlesen gedacht, sondern um zu zeigen, dass das Thema seine Wurzeln bereits in der Vergangenheit hat und jetzt lediglich neue Zweige sprießen lässt.
Das liebe Geld und das böse Schweigen - Planet-Liebe Forum
Neue Stelle und Fernbeziehung - Planet-Liebe Forum
Tipps für das Zusammenleben mit der Schwiegermutti in spe - Planet-Liebe Forum

Wir haben also auch als Paar ne harte Zeit hinter uns.

Der schönste Sommer meines Lebens - oder zumindest der letzten drei Jahre


Der aktuelle Sommer wird meine Insel, meine Regenerationszeit, endlich wieder Zeit für uns beide, aber auch für mich (Schneidern, Schriftstellern, lesen, chillen). So zumindest meine innere Planung. Ich brauche diese Insel definitiv :zwinker:. Ich traue mir zu, im nächsten Schuljahr schon ein bisschen besser uns souveräner zu arbeiten als in diesem, aber dafür muss ich definitiv meine Batterien wieder aufladen.

Denn ein zweites Jahr wie dieses schaffe ich nciht, danach bin ich wirklich reif fürs Sanatorium. Das ist kein Jammern, sondern eine Tatsache - denn ich habe fest vor, dafür zu sorgen, dass das nächste Jahr besser wird. Ich habe die letzten Wochen jetzt mit der Euphorie des "Ich hab die Trendwende erreicht" geschafft und mir große Mühe gegeben, ein gutes Fundament für die Beziehung zu meinen Schülern und das gemeinsame Arbeiten im nächsten Schuljahr zu legen, aber jetzt ist meine Kraft aufgebraucht. Ich hätte eh nie gedacht, dass ich so weit komme.

Kommt die Depression wieder?

Jetzt hab ich die ganze Zeit nur über mich geschrieben - was hat das mit der möglicherweise neuen Depression meines Schatzis zu tun?

Es liegt natürlich daran, dass ich jetzt gerade nervlich nicht mehr zu allzuviel fähig bin. Am Freitag ist der letzte Schultag. Ich habe mir Bücher fürs Wochenende bestellt und werde dann komplett in meine Welt abtauchen, sei es im Bett oder im Garten in der Sonne. Mit dem Haushalt fange ich frühestens am Dienstag an, Montag wasche ich maximal das Geschirr ab, das sich am Wochenende angesammelt hat.

Aber heute, wo ich es fast geschafft und die letzte Hürde gemeistert habe, ist mir aufgefallen, dass es meinem Schatz schon seit einer Woche nicht mehr allzu gut geht. Vielleicht schon länger, genau kann ich es nicht erkennen, ich habe den Eindruck, dass es freitag angefangen hat. Er ist öfter patzig in meine Richtung, mag mich nicht mehr in den Arm nehmen, sitzt von morgens bis abends nur am Computer und spielt wie ein Besessener (das hat er das letzte Mal in einer richtig schlimmen Phase seiner Depression getan) und zeigt auch wieder einige andere der Symptomatiken, die damals mit der Depression einhergingen.

Mein heutiger Lösungsversuch

Habe vorhin versucht, mit ihm ein bisschen zu kabbeln und auf dem Bett herumzubalgen. Da hat er auch mitgemacht -. und mir zwei Mal aus Ungeschicklichkeit richtig wehgetan, was sonst nie seine Art ist. Da hab ich ihm gesagt, dass ich mir Sorgen mache und glaube, dass "irgendwas ist" und er das unterdrückt und dafür so viel Kraft und Energie braucht, dass gar nichts mehr für mich übrig bleibt (Das ist wahlweise ne Ich-Botschaft oder ein Zeichen für ne ziemlich egoistische Shiny).

Und ich hab ihm gesagt, dass ich finde, dass es schlagartig seit Freitag so schlecht geworden ist - Freitag kam seine Mutter unangemeldet vorbei, damit er sie zu irgendeiner Behörde fuhr und so lange ihren Hund sittete. Das musste alles tierisch schnell gehen. Am Samstag hat er mich schon mal angemotzt, dass "alle" ständig nur von ihm fordern, dass er springen muss und er überhaupt kein Recht auf ein eigenes Leben mehr hat.

Ich habe auch gesagt, dass mir schon häufiger aufgefallen ist, dass er sehr leicht reizbar ist, wenn seine Mutter hier war oder er bei ihr war. (Das musste ich für mich so feststellen - denn wenn diese Stimmungsschwankungen grundlos wären, wäre es für mich nicht auszuhalten gewesen). Die Mutter ist im Moment wegen Scheidung und Verlust ihres vorher schon nicht vorhandenen sozialen Umfeldes nebst Berufsunfähigkeit wegen Rheuma (plus sehr starke Schmerzmedis) auch in keiner beneidenswerten Lage... Da kann man auch nicht mal eben sagen "Sieh zu, dass du es alleine schaffst".

Na gut, ich könnte es vielleicht sogar, ich hab lernen müssen, egoistisch zu sein, um nicht zu zerbrechen (und ich durfte nicht zerbrechen, weil ich sonst meinen Job verloren hätte)... Aber ein so verdammt sensibler und empathischer Mann wie mein Schatz, der immer den Wunsch hat, alle Menschen um sich herum glücklich zu machen und der niemanden unglücklich sehen kann, ohne helfen zu wollen? Der ganz genau weiß, dass er mit oder gegen seinen Willen der einzige Mensch im Leben seiner Mutter ist?

"Weiß nicht", knurrte er, legte sich aber bei mir im Arm und schmuste ein wenig. Als er aufstand, ließ ich ihn gehen. Fiel mir schwer. Als er in der Tür stehen blieb, bat ich ihn, mir zuliebe mit mir ein bisschen zu schmusen, weil ich das gerade auch brauche - stimmte auch. Shiny ist egoistisch:ashamed:. Sie sagt und nimmt sich, was sie will, so lange sie es irgendwie bekommen kann.

Die Frage, mit der ich mich daher ans Forum wende, lautet:

"Wie im Namen sämtlicher Götter kriege ich ihn jetzt wieder dazu, häufiger und mehr mit mir zu vögeln?"

Na gut, jetzt noch mal in ernsthaft:


Ich muss ja gar nciht ständig mit ihm über Beziehungsprobleme reden (ich schreib sie einfach ins Forum...), aber ich will mich nach so langer Zeit der "Selbstaufopferung" endlich mal wieder richtig durch und durch lebendig fühlen, Egoistin, die ich bin! Tanzen, vögeln, lachen, in der Sonne liegen, schwimmen, Schießen, Nähen und viele Nächte hindurch Schriftstellern. Die Probleme mit seiner Mutter lassen sich doch sowieso nicht lösen - nicht wahr? Jedenfalls nicht von mir.

Folgende Fragen stellen sich also:

- Wie kriegt Shiny eine ausreichende Regeneration und außerdem das Gefühl hin, dass ihr Leben wieder Spaß macht und von Grund auf gut ist?

- Wie kriegt Shiny das hin, ohne dabei vor schlechtem Gewissen fast totzugehen, weil es ihr gut geht und ihrem Schatz nicht?

- Womit kann Shiny ihren Freund aktuell unterstützen, um die jetzige Phase besser zu durchstehen?

- Wie verhindert Shiny mentales Fremdverlieben, weil ihr Freund wegen potentieller depressiver Neuerkrankung gar nicht mit ihr flirten, blödeln und lachen kann?

***

Fertige Lösungen brauche ich nicht, die werde ich im Laufe der nächsten Wochen finden oder sie kommen von alleine - aber über jede Art von Gedankenanstößen und auch über simplen Zuspruch freue ich mich wie immer sehr.
 
B
Benutzer65532  Meistens hier zu finden
  • #2
Hey Chaos-Königin,

gerade heute hatte ich mir vorgenommen, dich mal per PN zu fragen wie es dir so geht. Du hast ja lange nichts mehr in deinen Blog geschrieben. Prompt habe ich nun diesen Thread von dir entdeckt. Dann nehme ich mir mal deine Fragen vor.

- Wie kriegt Shiny eine ausreichende Regeneration und außerdem das Gefühl hin, dass ihr Leben wieder Spaß macht und von Grund auf gut ist?
Ja, diese Frage hast du dir ja eigentlich schon selbst beantwortet. Schneidern, Lesen, Schriftstellern, Chillen… . Klingt nach nem guten Plan. Sieh zu, dass du viel Sonne tankst. Das ist gut fürs Gemüt. Geh raus in die Natur, nimm dir ein schönes Buch mit und tauche einfach mal ab. Stell dir vor, du packst alle Sorgen von dir und deinem Schatz in einen Sack, bindest ihn fest zu, wirfst ihn in einen Fluss und lässt ihn ganz weit weg schwimmen. Bis er immer kleiner wird und du ihn nicht mehr siehst. Dann atmest du tief durch und denkst nur noch an Schönes.

- Wie kriegt Shiny das hin, ohne dabei vor schlechtem Gewissen fast totzugehen, weil es ihr gut geht und ihrem Schatz nicht?
Wie beschrieben, packe auch die Sorgen von deinem Schatz mit in den Sack. Die schwimmen dann mit weg. Außerdem tust du deinem Drachenritter indirekt schon was Gutes, wenn du ausgeglichen bist. Du strahlst das aus und er hat nicht das Gefühl für dich da sein, dich aufbauen und Stärke beweisen zu müssen.

- Womit kann Shiny ihren Freund aktuell unterstützen, um die jetzige Phase besser zu durchstehen?
Entspannen lässt es sich auch zu zweit. Kennst du diese Massage-Kerzen? Lolly erwähnte die neulich, daher fallen die mir gerade ein. Das flüssige Wachs wird nicht heiß sondern angenehm warm, es duftet toll und ist gleichzeitig pflegend. Damit könntet ihr euch gegenseitig verwöhnen. Wenn du entspannst, einige Arbeiten im Haushalt über nimmst und er Ruhe hat, wird ihm das aber sicher auch gut tun. Wenn er einige Tage schlecht drauf ist und gerade viel spielt, muss das auch kein Anzeichen einer nahenden Depression sein. Er hat sich vorher halb tot gearbeitet und hängt jetzt durch. Das Spiel kann auch einfach Ablenkung und Abreagieren für ihn sein. So schön eine arbeitsfreie Zeit sein kann - ihm fehlt wahrscheinlich momentan auch eine richtige Beschäftigung und ist nicht wirklich ausgelastet. Es dauert ja nur noch wenige Wochen bis zum Beginn der Weiterbildung. Dann sieht das alles schon wieder anders aus. Habt ihr vielleicht die Möglichkeit demnächst mal wieder PaintBall spielen zu gehen?

- Wie verhindert Shiny mentales Fremdverlieben, weil ihr Freund wegen potentieller depressiver Neuerkrankung gar nicht mit ihr flirten, blödeln und lachen kann?
Ich würde das jetzt nicht so schwarz malen. Er ist momentan schlecht drauf, aber ich bezweifle, dass er die kompletten Sommerferien nicht mehr lacht. Sollte es doch zu der ein oder anderen Fremdschwärmerei kommen, ist das ja nun auch kein Drama, solange du niemandem falsche Hoffnungen machst. Ich halte eure Beziehung für stark genug, auch sowas zu überstehen.

Liebe Grüße

batida
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #3
Wenn er Depressionen hat, es dir hingegen gut geht, brauchst du eigentlich kein schlechtes Gewissen haben.
Gute Laune und selber viel Kraft haben ist - nach meinem bescheidenen Wissen - mit das beste, um einem depressiven Menschen zur Seite zu stehen. Du sagst ja selbst: Er ist emphatisch und will alle Lieben glücklich sehen - dann wird er bestimmt nicht wollen, dass du wegen ihm Trübsal bläst.

Ich denke, mit deinem Gespräch(sansatz) heute hast du es schon ganz gut gemacht. Du hast zwar ein Thema angesprochen, dass er nicht mag, aber dass er dann zum Kuscheln bei dir blieb, ist doch ein gutes Zeichen. Manchmal gibt man sich zerknirscht und verärgert über ein bestimmtes Thema, weil man eigentlich nicht darüber reden will, ist aber innerlich eigentlich doch ganz froh über das, was der andere sagt.
Was du für deinen Verlobten tun kannst? Wie Batida schon sagt, kannst du entspannende Sachen mit ihm zusammen unternehmen. Du kannst ihm allgemein anbieten, was zusammen zu machen, wenn du was machen willst. Und wenn du das Gefühl hast, dass er statt dessen lieber einfach ein bisschen Ruhe und Zeit mit dir braucht, dann gib ihm das. Da brauchst du ein wenig Bauchgefühl, was er genau braucht - und daran fehlt es dir nicht.
Manchmal wird er ja auch einfach Ruhe und Zeit für sich selbst brauchen. Die Zeit kannst du dann mit deinem "Ferien-Elan" für dich selbst nutzen und dich deinen Hobbies widmen - ganz ohne schlechtes Gewissen.

Und ich kann mir nicht denken, dass du dich fremdverlieben wirst. Dazu habt ihr beide doch schon viel zu viel gemeinsam durchgestanden, und aus deinen Texten spricht genug Liebe für ihn, dass da keine Gefahr drohen dürfte.
 
Theoderich
Benutzer107327  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #4
Hm, verstehe ich das richtig, du befürchtest, dass er erneut depressiv werden könnte und du hast das Gefühl, dass deine Bedürfnisse (evtl. wegen seiner momentan schlechten Verfassung) z.Zt. nicht ausreichend befriedigt werden?
Die Selbstaufopferung von deiner Seite, betrifft das deinen Beruf oder deinen Partner?
Ihr habt euch warscheinlich damals beide mit dem Thema beschäftigt. Nun siehst du ein Warnsignal. Sehr wichtig, dass du es bemerkst. Du hast doch versucht mit ihm zu sprechen, sieht er das selbst?
Wie reagierst du, wenn er dem Gespräch aus dem Weg geht?

Zumindest was den Stress im Beruf angeht (Bist du im Referendariat?), ist ja Besserung in Sicht! Ist doch super, habt ihr schon irgendwelche Ferienpläne? Natürlich ist es schade, dass er momentan arbeitslos ist. Steht ihr zusammen auf? Wenn bald Ferien sind, hast du ja (neben büchern und Erholung) auch wieder mehr Zeit für ihn. Struktur im Tag tut ihm sicher gut (wie ist das momentan?).
Du weißt ja, dass es oft nicht bei einer einzigen Episode der Krankheit Depression bleibt, aber das muss bei ihm aber nicht so sein. Er hat dich als wichtigen Schutzfaktor und wertvolle Ressource (denn das bist ja für ihn). Und ihr beide wisst schon "wie´s funktioniert" so mit Psychotherapeut suchen, Krisenintervention und so.
Vielleicht habt ihr ja auch die Möglichkeit, einen Termin zu vereinbaren?
Ich weiß natürlich nicht, wie groß oder klein die Gefahr ist, dass er erneut in Depressionen hineinrutscht, das wirst du und vor allem er selbst besser einschätzen können. Und auch wenn es so ist, es ist schonmal super für ihn, dass er dich hat. Falls es Momente gibt, in denen er es dir nicht zeigen kann, weißt du das dennoch.

Woher kommt schlechtes Gewissen wenn es dir gut geht? Ist doch super, je besser es dir geht umso besser für deinen Partner! Ferien sind gut!

Off-Topic:
Ich merk grade, das sind ne Menge Fragen, sorry! Musst du auch nicht beantworten!
 
rudolfk
Benutzer101597  (66) Sehr bekannt hier
  • #5
Er hat sich um Dich gekümmert, um den Haushalt, um seine Mutter. Er wird auch arbeitslos. Alles eher asussaugend, nicht gut für das Selbswertgefühl.

Wenn seine Mutter in Scheidung ist wird sie sich vielleicht an ihn kletten, und mit Schuldgefühlen binden. Hatte sein altes Haus mit den Eltern zu tun? Wenn ja seh ich da eine große Gefahr, gerade raus und schon wieder reingezogen.

Du solltest wenn Du mit Büchern in Deine Welt gehst nich noch von ihm fordern. Entweder mach Dein ding und lass ihn in Ruhe oder besser überleg Dir was IHM (nicht Dir) gutun würde.
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #6
Hi Shiny,

ich denke, die "Standards" (Therapie, intensive Gespräche) waren bei Euch schon längst Thema und die muß ich hier nicht mehr anbringen.

Ich kann nur aus eigener Erfahriung sprechen (ich war der mit der Depression [mittelschwer diagnostiziert, Burn-Out v.A. wegen Arbeitslosigkeit einhergehend mit Panikattacken und Agoraphobie], meine Freundin die, die damit umgehen wollte): zusätzlich zu meinen Problemen durch die Depression kam das Problem dazu, daß ich merkte, daß ich meine Freundin (die mir unbedingt helfen und beistehen wollte) erstens komplett überfordere und zweitens ihre Wünsche und Bedürfnisse komplett hinten an stehen. Das hat einen wahnsinnigen Druck auf mich ausgeübt, der die Symptome nur noch verstärkte. Erst als sie in eine therapeutische Begleitung von Depressiven ging, wurde das besser.
Sie begann, mich auch mal ganz bewußt links liegen zu lassen und sich wieder um sich selbst zu kümmern. Ich merkte, daß ich nicht mehr der allein-Verantwortliche für ihr Seelen-Wohl war. Das hat auch mir geholfen. Ich wußte, daß sie weiterhin so oft für mich da sein würde, wie sie konnte aber eben nicht IMMER. Und sie hörte auf, mich ständig mit Samthandschuhen anzufassen, dadurch bekam ich wieder mehr das Gefühl, ein "normaler" Mensch zu sein. Außerdem bekam ich so auch wieder die "Chance", einfach so auf sie zuzukommen (z.B. zum Kuscheln oder nicht-alleine-sein-wollen), weil ich wußte, sie kann und wird mir jetzt sagen, wenn es ihr zu viel wird.

Jetzt habe ich auf Dein Problem nur von mir gesprochen, aber ich denke, Du weißt, was ich DIR damit sagen möchte. Ich kenne Euch ja nicht, ich weiß nicht, wie Dein Freund mit seiner Depression umgeht/umgehen kann. Aber ich denke, es hat absolut nichts mit Egoismus zu tun, wenn Du weiter Deine Bedürfnisse hast und sie auch ihm gegenüber äußerst und versuchst, zu leben. Gerade, wo auch Du das jetzt brauchst, um nicht in Deine nächste Depressions-Phase zu rutschen. Ich denke, Eure Beziehung ist stark genug, das zu kommunizieren und zu leben.

Ich wünsch Dir wirklich schöne Wochen und viel Kraft!
Mark11
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • #7
Ich möchte mich der allgemeinen Meinung hier anschließen, waren echt schon wertvolle Hinweise und Tipps dabei :smile:

Auch ich denke, du tust dir, euch und somit deinem Freund was Gutes, wenn es dir gut geht.
Dann hat er nicht mehr das Gefühl, auch dich glücklich machen "zu müssen" und du kannst ihn vielleicht auch etwas mitreißen.

Genieß die Ferien, genieß das Leben und nimm ihn dabei so gut es geht mit.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #8
Off-Topic:
Ich merk grade, das sind ne Menge Fragen, sorry! Musst du auch nicht beantworten!

Tu ich aber.

Hm, verstehe ich das richtig, du befürchtest, dass er erneut depressiv werden könnte und du hast das Gefühl, dass deine Bedürfnisse (evtl. wegen seiner momentan schlechten Verfassung) z.Zt. nicht ausreichend befriedigt werden?

Jep, diese beiden Dinge machen den Kern meiner Besorgnis aus. Das zweite mag egoistisch erscheinen - aber nur davon, dass ich mir das sage, geht es trotzdem nicht weg. Muss es vielleicht auch nicht. Vielleicht sind meine Bedürfnisse ja auch wichtig genug.

Die Selbstaufopferung von deiner Seite, betrifft das deinen Beruf oder deinen Partner?

Es ist beides ineinander verquickt.

Wenn seine durch das Umfeld hervorgerufene Erkrankung nicht gewesen wäre, aus der er alleine nicht raus kam, hätte ich nach meinem Berufsabschluss ein halbes Jahr von Arbeitslosengeld gelebt, bevor ich mich auf Arbeitssuche machte, um das unglaublich anstrengende Referendariat wenigstens halbwegs zu verarbeiten.

Außerdem wollte ich in dieser Zeit einen weiteren Schritt auf dem Weg zu meinem EIGENTLICHEN Lebenstraum machen: Schriftstellerin. Ich hatte das Skelett eines Romanes fertig, den ich in mehreren Monaten Arbeitslosigkeit hätte aufschreiben können. Dann wäre er jetzt fertig und ich würde bereits erstes Geld damit verdienen.

Stattdessen habe ich mich hals über kopf für Vertretungsstellen in eine Gegend beworben, in der es diese Weiterbildungsmöglichkeit für ihn gibt, obwohl meine Akkus bereits nahezu leer waren. Bin an die nervenaufreibendste Schulform von allen gegangen, weil es die einzige war, in die ich so schnell konnte. Bin dort von den Schülern "getestet" worden, was in diesem Fall ein Test für "ab wo zerbrichst du und schreist?" war. Geschrien habe ich, geweint nie. Und habe trotz allem (und all der in mir schwelenden Wut) immer wieder auch daran gedacht, dass ich doch jetzt auch so viel Verantwortung für diese Kids habe und daran gearbeitet, ihnen gerecht zu werden. Da habe ich mich teilweise jede Nacht in den Schlaf geheult - vor allem, als meine Schwiegermutti wie gesagt auch noch mal für sieben Wochen in meinem Arbeitszimmer lebte und ich nicht mal mehr meiner Verantwortung für die Kids mit gut vorbereitetem Unterricht gerecht werden konnte.

In meiner Therapie (bzw. Beratungsstelle wegen Therapeutenmangel), bei der ich irgendwann wegen Selbstmordgedanken war, kam raus, dass für mich tatsächlich die Unmöglichkeit zum Schriftstellern das Allerschlimmste war - sowie ich damit wieder anfing, hörten die Gedanken auf. Aber da war ich dann irgendwann wirklich bei durchschnittlich 4 bis 5 Stunden Schlaf pro Nacht, und das hält man wirklich nicht auf Dauer durch.

Ich werde für zwei weitere Jahre voll arbeiten müssen, jetzt. Das tue ich, damit mein Schatz sich seinen Lebenstraum erfüllen kann - eben diese Weiterbildung, für die es später im Rahmen von Familienplanung zu spät sein wird.

Für mich alleine würde ich das alles nicht tun. Da würde ich auf halber Stelle arbeiten, um Geld für die Miete zu haben (und meinen Kids auf diese Weise trotzdem gerecht zu werden) und endlich, endlich, endlich diesen blöden Roman schreiben. Und danach den nächsten. Und wieder den nächsten. Mehr brauche ich eigentlich nicht vom Leben. Dann könnte ich auf gutes Essen, Frustshopping, Kino, Frustfressen und noch mehr Frustshopping verzichten.

Seit vielen, vielen, vielen Jahren habe ich diesen Lebenstraum immer wieder verschoben, seit ich 17 war, über Bilanzselbstmord nachdachte und zu dem Schluss kam, es nicht zu tun, so lange es noch Bücher gab, die ich nicht geschrieben habe.

Im Moment habe ich ihn in einen Tresor geschlossen und ganz, ganz tief innen verstaut, da ich mir sonst nicht einreden könnte, dass ich mit meinem Leben, meinem Job und ähnlichem glücklich bin. Ich schreibe meine Kolumnen und manchmal wertlose kleine Geschichten (nie mehr als 100 Euro wert), tobe meinen Schreibdrang im Forum aus und kämpfe darum, mir selbst einzureden, dass ich genau das so will. Dass ich im nächsten Jahr weitere Grundlagen meines Jobs (Lehrerin UND Schriftstellerin) lernen werde und dafür auf fast alle Freizeit mit Freunden o.ä. verzichten muss, weil die Wochenenden dafür draufgehen, damit ich in zwei Jahren (wenn Schatz Arbeit hat und ich Stunden reduzieren will) ein gutes berufliches Fundament habe.

Kurz zusammengefasst kann man wohl sagen, dass ich mich in meinem Beruf wieder und wieder an die Burnoutgrenze treiben lasse und viel Geld und Zeit in Weiterbildungen investiere, die mich beruflich fitter machen, dass ich meinen eigenen Lebenstraum ein weiteres Mal auf Eis lege (nein, darüber denke ich jetzt einfach nicht nach, es ist zu furchtbar), damit mein Schatz jetzt die Möglichkeit hat, seinen Lebenstraum zu verwirklichen.

Und manchmal hasse ich ihn dafür.

Du hast doch versucht mit ihm zu sprechen, sieht er das selbst?

Das kann man bei ihm nie sagen. Wenn er der Meinung ist, dass etwas stimmt, dann arbeitet es mehrere Tage oder Wochen in ihm, und irgendwann kommt eine Antwort, die mir zeigt, er hat intensiv drüber nachgedacht und nach Lösungen gesucht. Weil ich mit Worten so gut kann, geht er diesen Weg, um sich nicht an die Wand drängen zu lassen.

Normalerweise würde ich sagen: Ja, er denkt drüber nach.

Wie reagierst du, wenn er dem Gespräch aus dem Weg geht?

Das akzeptiere ich und dränge nicht, weil ich weiß, dass es normalerweise reicht, ein paar Eckdaten in seine geistige Datenbank einzugeben und dass diese Datenbank dann zu arbeiten beginnt, auch ohne dass ich von außen genau erkenne, was passiert.

Zumindest was den Stress im Beruf angeht (Bist du im Referendariat?), ist ja Besserung in Sicht!

Ja und nein :zwinker:. Das Gefühl, systematisch kaputt gemacht zu werden, wird sicher weniger oder sogar ganz aufhören. Aber ich habe immer noch ein Jahr vor mir, in dem ich über meine Leistungsgrenze hinaus von mir fordern werde und alleine schon erschöpfungsbedingt manchmal weinen werde.

habt ihr schon irgendwelche Ferienpläne?

Ja, haben wir: Wir fahrens aufs Conquest of Mythodea. Das wird auch schön werden, wir fahren mit Freunden, werden schöne Momente zu zweit haben und trotzdem genug erleben, um uns nicht auf die Nerven zu gehen. Es wird Zeiten zum Lachen, zum Kämpfen, zum am-Feuer-sitzen, zum Schlafen, zum Lesen und zum Verliebt sein geben.

Gefahr: Dort laufen auch andere Männer rum, die in mein Beuteschema passen. Daher die Angst vor dem potentiellen Fremdverlieben.

Steht ihr zusammen auf?

Manchmal, wenn er mich morgens mit dem Auto zur Haltestelle fahren will - aber dann muffelt er immer rum und legt sich danach zurück ins Bett ^^. Ein gemeinsames Frühstücksritual haben wir nicht. Wäre vielleicht gar nicht schlecht.

Du weißt ja, dass es oft nicht bei einer einzigen Episode der Krankheit Depression bleibt, aber das muss bei ihm aber nicht so sein. Er hat dich als wichtigen Schutzfaktor und wertvolle Ressource (denn das bist ja für ihn). Und ihr beide wisst schon "wie´s funktioniert" so mit Psychotherapeut suchen, Krisenintervention und so.
Vielleicht habt ihr ja auch die Möglichkeit, einen Termin zu vereinbaren?
Ich weiß natürlich nicht, wie groß oder klein die Gefahr ist, dass er erneut in Depressionen hineinrutscht, das wirst du und vor allem er selbst besser einschätzen können. Und auch wenn es so ist, es ist schonmal super für ihn, dass er dich hat. Falls es Momente gibt, in denen er es dir nicht zeigen kann, weißt du das dennoch.

Alles ja und ja und ja... Aber was ist mit mir? Ich kann doch auch nicht mehr!

***

Verdammt, und jetzt sitzt der Wichser am Rechner und bereitet seine Anträge für Meisterbafög da... Da gehts ihm gerade schon wieder besser...

Warum bin ich jetzt grad nur so stinkesauer?

Woher kommt schlechtes Gewissen wenn es dir gut geht? Ist doch super, je besser es dir geht umso besser für deinen Partner! Ferien sind gut!

Umso besser für ihn vielleicht - und was ist mit mir?

Wenn es mir gut geht, dann will ich wieder schreiben. Vielleicht schreibe ich sogar wieder. Und dann will ich wieder, dass ich damit nicht sofort, nach nur zwei oder drei Wochen, wieder aufhören muss, um in meinen Job zu gehen, der 110% meiner Ressourcen fordert und zumindest im Moment nichts mehr dafür übrig lässt.

Und dann will ich wieder sagen: "Scheiß auf dich, scheiß auf die Arbeit, scheiß aufs Geld, scheiß auf alles - ich habe 11 Jahre gewartet, jetzt schreibe ich dieses verfickte Buch endlich, und zur Hölle mit allem, was ich eigentlich tun sollte und der blöden, verhassten, beschissenen Verantwortung, die ich damals übernommen habe!"

Und deswegen kriege ich dann ein schlechtes Gewissen (auch wenn ich das natürlich nie sagen werde) und statt auf Schatz oder Arbeit sauer zu werden, werd ich sauer auf mich selbst und kratz mir die Arme blutig, weil man solche Sachen nicht denkt, weil man sonst unbewusst anfängt, Vorwürfe und Erwartungen auszustrahlen.

Und das vergiftet die LIebe, so was will ich nicht.
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • #9
Oh Mann...

in dir brodelt anscheinend extremst viel und irgendwann wirst du es nicht mehr zurückdrängen können, das kann ich dir sagen :frown:
Du reibst dich auf, du schwingst zwischen Lebenstraum und schlechtem Gewissen, bewegst dich an der Grenze zum Burnout, zwischen Liebe zu deinem Freund und Hass, weil du auch dich liebst und deinen absoluten Lebens- und Herzenswunsch nicht erfüllen kannst.

Ich würde jetzt am liebsten sagen: scheiß auf alles und leb deinen Traum. Schreib dein verdammtes Buch und tu das, womit du glücklich bist. Verdien dein Geld mit deinem liebsten Hobby.

Das Problem daran: es geht anscheinend nicht oder?! Es gibt keinen Weg?!
Das mag ich fast nicht glauben.

Denn das, was du da tust, ist im Grunde nur ein Spiel auf Zeit. Aus jeder deiner Zeilen schreit es.

Mehr kann ich im Augenblick nicht schreiben, sorry :frown: Ich muss mir da erst nochmal Gedanken zu machen.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #10
Ach Mensch, heut bedrückt es mich wieder so. Ich weiß nicht, was es genau mit ihm ist. Letzte Woche sprachen wir drüber, da meinte er, es läge an mir, dass er komisch wäre, weil ich mich wochenlang wie ein Arschloch verhalten habe (nicht mit den Worten). Es stimmte ja auch. Ich brach zusammen und weinte und erzählte unter Tränen, dass ich einfach nicht mehr konnte und völlig am Ende mit meinen Kräften war und ich es einfach nicht anders hingekriegt hatte. Da nahm er mich in den Arm und tröstete mich und ich dachte, es wäre jetzt wieder alles in Ordnung und wäre gar nicht die Rückkehr dieser depressiven Symptomatik.

Aber irgendwie... Irgendwie ist überhaupt nicht "alles gut". Ein Beispiel: Unser Kater ist im Moment auf dem Kriegsfuß mit dem großen Kater unserer Nachbarn. Er möchte gerne raus, aber wenn wir ihn ins Treppenhaus lassen, will er wieder rein, weil der Große ihn sonst verprügelt. Das nervt natürlich. Den Kater, mich und meinen Mann (na ja, künftiger Mann). Mich nervt es, ich lache dann vielleicht, wuschele den Kater durch - oder schmeiße ihn aus dem Zimmer, mache die Tür zu und lasse ihn maunzen - oder trage ihn durchs Treppenhaus nach draußen in den Garten, wo er toben und dem großen Kater ausweichen kann, um selbst zwei schwächere Katzen aus der Nachbarschaft zu verkloppen. Jedenfalls reagiere ich wie eine erwachsene Frau auf einen geliebten, aber manchmal nervigen kleinen Kater, der nicht wirklich die Macht hat, meine Lebensqualität (mal abgesehen evt. von Urin auf dem Boden) ernsthaft einzuschränken.

Mein Freund reagiert deutlich hilfloser. Auf jedes Maunzen sagt er "Katerle, lass es." Das Katerle maunzt wieder. Er sagt ihm wieder, er soll aufhören. Das Katerle ist glücklich: Endlich redet jemand mit ihm! Es maunzt immer weiter. Mein Freund bleibt im Bett oder am Rechner und brüllt irgendwann den Kater an, er solle endlich Ruhe geben. Teilweise auch mitten in der Nacht - jedenfalls letzte Nacht. Ich kann ja verstehen, dass es stört, wenn man so wachgehalten wird. Aber dann so zu explodieren?

Na ja, eine Explosion wäre nachvollziehbar... Aber er hat so eine explosive Grundstimmung insgesamt. Ich weiß immer nicht, ob es daran liegt, dass seine Mutter im Moment so oft bei uns ist...

Heute morgen kam die Mutter wieder, brauchte sein Auto für einen Arztbesuch und uns als Hundesitter in der Zeit. Da war er wieder knurrig. Wegen dem Kater, sagte er. Die Mutter brauchte wieder sein Auto, schon zum dritten Mal in dieser Woche - wegen Arzt und Amtterminen. Aber das wurde überhaupt nicht erwähnt. Die Ursache für seine Knurrigkeit war nur das zu laute Maunzen des Katers.

Haha.

Ich merkte heute zum ersten Mal wirklich bewusst, dass sie seine Grenzen nicht wahrnimmt oder akzeptiert. Ein Wegdrehen, ein Knurren, ein BLick, der für mich heißt "Lass mich jetzt bitte in Ruhe" wird von ihr einfach nicht wahrgenommen. Ein "Mutti, hör jetzt auf" kommt bei ihr einfach nicht an. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sie (wegen ihrem Rheuma) starke Schmerztabletten nehmen muss (wir reden hier von Morphin und einem Arzt, der sie zum Schmerztherapeuten geschickt hat, weil diese Dosis auf Dauer zu hoch ist und trotzdem nicht reicht) und trotzdem noch Schmerzen hat. Das kann schon mal die Wahrnehmung für feinere emotionale Signale kaputt machen.

Mein Kerl und ich sind normalerweise relativ aufeinander eingespielt. Soll heißen, normalerweise spürt man auch ohne Worte, was der andere gerade fühlt. Und ich fühlte, dass es ihm zu viel war. "J., lass den XX mal in Ruhe grad. Der hatte noch keinen Kaffee heut und mag das grad nicht so, siehst du?"

"Ach, ich mach das einfach bei dem, das kann er schon ab. Wenn ich will, kann ich den ruhig ein bisschen pricken, ist doch MEIN SOHN!" Der Ton war durchaus scherzhaft-liebevoll - aber die Worte gefielen mir irgendwie gar nicht, zumal mein Freund auch nicht drüber lachte und sich körpersprachlich eher davor zurückzog (bei solchen Scherzen ist ja die nonverbale Ebene viel wichtiger als die verbale).

Ich wollte ihn beschützen in dem Moment. Ich mag es nicht, wenn er so guckt, in sich gekehrt wie ne Schildkröte, das stört mich doch schon die ganzen letzten Tage so.

"Ja, aber dann ist er nachher wieder knurrig, und das will ich nicht."

"Nee, der knurrt doch gar nicht, ist doch alles in Ordnung."

"Nee, jetzt nicht, aber nachher! Und dann krieg ich das wieder ab!"

Der Tonfall war die ganze Zeit ziemlich scherzhaft, es hätte alles ein Scherz sein können - und dann habe ich ganz schnell das Thema zu ihrem Hund gewechselt und ein paar Fragen dazu gestellt.

Ach Mensch, ich weiß auch nicht weiter. Er sagt, er braucht keinen Therapeuten mehr, er ist gesund, ihm gehts nicht schlecht. Aber ich erkenne ihn manchmal kaum wieder, wenn er wieder diese übermäßig zurückgezogen-hilflosen Momente hat, in denen er richtig aggressiv werden kann, wenn man ihn stört...

Später, als seine Mutter weg war, hat er mich ganz traurig gefragt, warum ich mich nachts "immer" von ihm wegdrehe, wenn er sich ankuscheln will. Da platzte es aus mir raus, dass es mich richtig erschreckt, wie er manchmal reagiert, wie heftig seine Stimmungsschwankungen sind, dass Kleinigkeiten viel zu heftig von ihm wahrgenommen werden - und dass ich mich frage, was da alles in ihm am Brodeln ist. Nicht falsch verstehen - "aggressiv" heißt nicht wirklich laut werden gegen mich oder gar schlimmeres - es ist mehr eine Emotion, die man halt in seinem Gesicht und seiner Stimme sieht und mitbekommt. Ich bin bei so was immer ein ziemliches Sensibelchen und nehme die Emotionen von Menschen um mich herum oft stärker wahr und in mich auf, als gut für mich ist. Deswegen tut mir seine ähnlich empfindsame Art normalerweise so gut und macht mich ausgeglichen - aber in letzter Zeit stimmt irgendwas nicht mehr und brodelt.

Und das macht mich fertig. Ich bin doch selbst immer noch so am Ende wegen meinem Job. Vorhin habe ich 10 Minuten im Bett gelegen und geschluchzt beim Gedanken daran, dass ich schon in fünf Wochen wieder hin muss. Ich balanciere selbst viel zu nahe am Burnout entlang und werde noch unglaublich viel Willenskraft, Planung, Struktur und Ausgleich für mich brauchen, um das nächste halbe Jahr auch wieder zu schaffen. Vielleicht bin ja auch ich das Problem und nicht er?

Alles doof...
 
rudolfk
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  • #11
Ich muss Dich nochmal fragen: hatte das alte Haus mit seinen Eltern/seiner Mutter zu tun?
Er wurde ja seine Depressionen los, als er davon wegkam.

Jetzt kommt seine Mutter auf ihn zu, wo der Vater tot ist. Manche Mütter missbrauchen regelrecht ihren Sohn als Ersatzmann. Dazu gehört dauern die Zusammengehörigkeit zu betonen "Wir sind für uns Da, Wir gehören zusammen" und andere Dinge, die man eigentlich zum Partner sagt. Andererseits Schuldgefühle "Ich hab doch nur noch Dich, ich bin so alleine,...". Damit kann Mutti den Sohn durchaus zum einerseits depressiven und andererseits in seiner Hilflosigkeit aggressivem Menschen machen. Dann sagt er halt der Katze, was Mutti hören sollte.

Nebenbei ein praktischer Tip: er soll der Katze auf die Nase pusten, das mag sie nicht und verschwindet.
 
Shiny Flame
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  • Themenstarter
  • #12
Ich muss Dich nochmal fragen: hatte das alte Haus mit seinen Eltern/seiner Mutter zu tun?
Er wurde ja seine Depressionen los, als er davon wegkam.

Bitte verzeih, das habe ich irgendwie nicht mehr gemacht gehabt... Weiß gar net, warum. Hier also die Nachholfassung:

Ja, das "alte" Haus kaufte er als Zwanzigjähriger zusammen mit dem Vater, es lief aber nur auf ihn - und als der Vater irgendwann wegen irgendeiner (nicht genauer diagnostizierten) psychischen Erkrankung einfach nicht mehr zur Arbeit ging und dadurch den Job verlor, musste mein Freund den Kredit alleine abbezahlen.

Die Geschichte ist auch noch nicht ausgestanden.

Jetzt kommt seine Mutter auf ihn zu, wo der Vater tot ist.

Tot ist er nicht. Er lebt immer noch in dem Haus, das aufgrund des gemeinsamen Eingangsbereiches beider Wohnungen noch nicht mal wenigstens teilweise ohne Umbauten vermietet werden kann.

Die Mutter ist mit uns hierhergezogen und hat ihren Mann verlassen.

Manche Mütter missbrauchen regelrecht ihren Sohn als Ersatzmann. Dazu gehört dauern die Zusammengehörigkeit zu betonen "Wir sind für uns Da, Wir gehören zusammen" und andere Dinge, die man eigentlich zum Partner sagt. Andererseits Schuldgefühle "Ich hab doch nur noch Dich, ich bin so alleine,...". Damit kann Mutti den Sohn durchaus zum einerseits depressiven und andererseits in seiner Hilflosigkeit aggressivem Menschen machen. Dann sagt er halt der katze, was Mutti hören sollte.

Diese Mutter hat außer ihrem Sohn keine soziale Bezugsperson. Hatte sie auch vor ihrem Wegzug nicht, weil der Vater (wegen seiner wie gesagt nicht diagnostizierten Erkrankung vermutlich) ihr jeden Kontakt zu anderen Menschen untersagte.

Nebenbei ein praktischer Tip: er soll der Katze aud die Nase Pusten, das mag sie nicht und verschwindet.

Das werd ich so mal weitergeben :zwinker:. Hoffentlich nützt es was.
 
rudolfk
Benutzer101597  (66) Sehr bekannt hier
  • #13
Jetzt kommt so langsam das raus, was ich befürchtet hatte:

Ein Haus alleine macht selten Depressionen, eins mit Eltern drin schon. Er hat also dort mit seinem kranken Vater (und ich vermute auch mit der Mutter) gewohnt. Wie Du schreibst, hat es keinen getrennten Eingangsbereich, also lebte er faktisch bei seinen Eltern. Als er da wegzog wurde es besser mit ihm, wie Du sagtest. Er musste also weg von seinen Eltern.

Jetzt schreibst Du, die Mutter sei "mit uns hierhergezogen". Das ist garnicht gut. Lebt ihr etwa mit der zusammen? Wenn ja, seh ich schwarz für Deinen Freund. Das Vater und Sohn psychisch erkrankt sind hat sicher auch was mit der Mutter zu tun. Die kümmert sich auch so wie das klingt nicht eigene Kontakte, sonder nimmt halt den Sohn her. Mit dem kann sie dann auch so umgehen, wie es sich nur Ehemmann oder Sohn gefallen lassen würde. Bei der Konstellation wird es dann auch für Deinen Freund umso schlechter, je schlechter es seiner Mutter geht, sie wird ihn in die Verantwortung nehmen, und er wird das nicht ertragen können.

Ihr müsstet dafür sorgen, dass ein Abstand zwischen Sohn und Mutter entsteht. Sie muss notfalls gezwungen werden sich an andere leute zu wenden, sei es auch durch einen befristeten kontaktabbruch. Dein Freund ist krank, und er kann nicht die Last einer solchen Mutter tragen.

Wenn er damals mit Hilfe eines Therapeuten dazu kam, seinen Vater zu verlassen, um die Depression loszuwerden, dann sollte er jetzt auch wieder mit einem wegen der Mutter sprechen.

Ich vermute auch, dass er in wesentlichen wegen seiner Mutter überlastet ist. Deine kleinen ego-trips bringen dann das fass zu überlaufen. Dann hat er das gefühl, von allen benutzt zu werden. Das heisst aber nicht, dass Du an allem schuld bist. Aber es wäre gut wenn Du versuchts Dinge zu tun die ihm das Gefühl geben, Du tust was für ihn (nicht für euch).

Ich bin kein Therapeut, aber er sollte dem Vater eine Wohnung oder einen Heimplatz suchen und das Haus verkaufen. Dann sollte er nicht mit der Mutter zusammenwohnen, und auch nur an bestimmten vereinbarten Terminen sie besuchen. Notfalls müsst ihr nochmal umziehen (weg von Mutter), wenn sie den Abstand nicht ermöglicht.. Das klingt jetzt hart, aber wenn die Depression ihn, sein und euer Leben kaputt macht, dann muss sowas auch sein.

Sorry für die harte Antwort, vielleicht ist es nicht so schlimm, aber es klingt doch so.
 
casanis
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  • #14
Vielleicht hab ich es überlesen: Welche Hypothesen hat dein Freund dazu, warum er bisweilen so übellaunig ist, Stimmungschwankungen da sind, er betrübt wirkt?
Glaubt er selbst, dass das mit der Mutter zusammenhängt?
Ist es Dein Verhalten ihm gegenüber?


Zu den Ferienplänen: Besser als dieses Larp-Event, bei dem auch noch massenweise Männer rumrennen, die in dein Beuteschema passen (wie du ja selbst geschrieben hast), wäre für Euch beide sicherlich etwas, was ihr nur gemeinsam tut...ohne andere Leute dabei. Ich weiß ja nicht wie spontan ihr so drauf seid oder wie ihr gewöhnlich verreist: Das Beste wäre m.E. einfach Zelt ins Auto, ein paar Klamotten einpacken und ins Warme ans Meer fahren....ohne irgendein "Event" etc. pp. Nur zu zweit NIX-TUN...ohne Mutter, ohne Kater, weit weg von Deiner Schule, ohne Beuteschema-Männer usw. Nur sich selbst dabei haben, Bücher, Tagebuch, Schreibpapier.... Das ließe sich ja vielleicht auch vor oder im Anschluss an das LARP-Event realisieren.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #15
Er musste also weg von seinen Eltern.

Genauso war es. Allerdings auch noch weg von seiner Arbeit, weil es da ein Mobbingproblem gab.

etzt schreibst Du, die Mutter sei "mit uns hierhergezogen". Das ist garnicht gut. Lebt ihr etwa mit der zusammen?

Haben wir sieben Wochen getan, als sie "Flüchtling" ohne ein eigenes Zuhause war.

Das Vater und Sohn psychisch erkrankt sind hat sicher auch was mit der Mutter zu tun. Die kümmert sich auch so wie das klingt nicht eigene Kontakte, sonder nimmt halt den Sohn her. Mit dem kann sie dann auch so umgehen, wie es sich nur Ehemmann oder Sohn gefallen lassen würde.

Die Erkrankung seines Vaters kommt zeitlich mit dem Tod dessen Vaters zusammen... Der seine Frau ähnlich unterdrückt hat wie er nachher die Mutter meines Freundes.

Sowohl die Großmutter väterlicherseits wie auch die Mutter meines Freundes durften mit zunehmender "Erkrankung" des jeweiligen Ehemannes (wie gesagt, niemals richtig diagnostiziert) abgesehen von der Berufstätigkeit die Wohnung nie verlassen, ohne penibel über jede Minute ausgefragt zu werden, hat meine künftige SchwieMu mir irgendwann mal direkt nach ihrer Trennung unter Tränen erzählt.

Bei der Konstellation wird es dann auch für Deinen Freund umso schlechter, je schlechter es seiner Mutter geht, sie wird ihn in die Verantwortung nehmen, und er wird das nicht ertragen können.

Dieser Teil stimmt vermutlich leider trotzdem :frown:.

Ihr müsstet dafür sorgen, dass ein Abstand zwischen Sohn und Mutter entsteht. Sie muss notfalls gezwungen werden sich an andere leute zu wenden, sei es auch durch einen befristeten kontaktabbruch.

Mittelfristig sicher eine Option. Im Moment, bei ihren ganzen Arzt- und Ämtergängen, aber einfach nicht machbar, da sie das Auto meines Freundes dafür braucht und im Moment zwei bis drei Mal die Woche dafür hier steht.

Dein Freund ist krank, und er kann nicht die Last einer solchen Mutter tragen.

Im Leben wird aber nicht immer nur danach gefragt, was man gerade "kann" :frown:. Da muss man manchmal einfach. Ist doch so, oder?

Wenn er damals mit Hilfe eines Therapeuten dazu kam, seinen Vater zu verlassen, um die Depression loszuwerden, dann sollte er jetzt auch wieder mit einem wegen der Mutter sprechen.

So was ist schwer... Und es ist noch schwerer, das als Freundin vorzuschlagen, ohne eine "Mutter-Sohn-Front" zu erzeugen, die mir selber das Leben noch mehr zur Hölle machen würde (klingt egoistisch, oder?).

Ich vermute auch, dass er in wesentlichen wegen seiner Mutter überlastet ist. Deine kleinen ego-trips bringen dann das fass zu überlaufen. Dann hat er das gefühl, von allen benutzt zu werden. Das heisst aber nicht, dass Du an allem schuld bist. Aber es wäre gut wenn Du versuchts Dinge zu tun die ihm das Gefühl geben, Du tust was für ihn (nicht für euch).

Ich brauch meine Ego-Trips :smile:.

Aber das "etwas für ihn tun", nicht "für uns" - das ist schön. Das habe ich vorhin sogar intuitiv gemacht. Nach dem Einkaufen habe ich ihn zum Optiker gezogen, um ihm endlich, endlich eine vernünftige Sonnenbrille fürs Autofahren auszusuchen.

Das Geschenk hat sogar symbolischen Wert - Etwas, was ihm hilft, auch bei schwierigen Lichtverhältnissen seinen Weg besser zu finden ^^. Und zwar den eigenen Weg, auf dem er das Steuer selbst in der Hand hält, nicht der Weg seiner Mutter und auch nicht der Weg seiner Freundin. Und außerdem auch eine symbolische Wand zwischen ihm und allen Menschen, die er draußen lassen will, die er frei wählbar auf- und absetzen kann. Sehr symbolisch, merke ich jetzt erst - im Laden fühlte es sich einfach richtig an, die bessere und teurere der zur Auswahl stehenden Modelle zu nehmen, die ihm (körpersprachlich) auch am besten von allen gefiel.

Ich bin kein Therapeut, aber er sollte dem Vater eine Wohnung oder einen Heimplatz suchen und das Haus verkaufen.

Die rechtlichen und vertraglichen Hintergründe für diese Hausgeschichte sind komplex, ich möchte sie hier nicht alle ausführen. Kommuniziert wird nur noch über Anwalt und Einschreiben. Das dauert seine Zeit, ist aber in Arbeit. Wird aber leider noch dauern.

Dann sollte er nicht mit der Mutter zusammenwohnen, und auch nur an bestimmten vereinbarten Terminen sie besuchen.

Lässt sich im Moment wegen der Notwendigkeit zur Autonutzung nicht machen :frown:. Und in absehbarer Zeit auch nicht.

Notfalls müsst ihr nochmal umziehen (weg von Mutter), wenn sie den Abstand nicht ermöglicht.

Das wäre echt eine harte Option...

Mir kommt das alles vor wie ein riesengroßer Berg, der für mich viel zu schwer zum Heben ist und wo ich auch keinen wirklichen Punkt sehe, an dem ich ansetzen kann, um etwas zu bewegen.

Das klingt jetzt hart, aber wenn die Depression ihn, sein und euer Leben kaputt macht, dann muss sowas auch sein. Sorry für die harte Antwort, vielleicht ist es nicht so schlimm, aber es klingt doch so.

Wenn ich mir das alles so durchlese, dann klingt es wirklich ziemlich schlimm. Dabei haben wir eigentlich doch schon total viel erreicht!

Vor einem Jahr hätten wir beide nie daran geglaubt, dass es 365 Tage später bereits so viel besser in unserem Leben aussehen würde! Alleine schon, dass mein Freund damals endlich zum Arzt ging, tatsächlich den krankmachenden Job aufgab und sogar mit mir fortzog, um statt Vergangenheit (Haus mit Eltern und ohne mich wegen Arbeitslosigkeit bei mir) die Zukunft (eigene Weiterbildung zu eigenem Lebenstraum, gemeinsam renovierte Wohnung mit mir) zu wählen, waren psychisch riesige Schritte, die mir auch einen tierischen Respekt vor ihm eingeflößt haben!

Aber für mich war es auch hart, in ein anderes Bundesland zu ziehen, ihn krank in der alten Stadt zu lassen und zu hoffen, dass er mit seinem Entschluss ernst macht und mir tatsächlich hinterherzieht... Und dann, zwei Monate später als geplant, als ich schon langsam nicht mehr drang glaubte und innerlich schon eine Trennung befürchtete, kam ich dann nach einem Horrortag im Job heim und hatte Mann und Schwiegermutti im Haus, durfte Kistenschleppen und mich dann für sieben Wochen von meinem Arbeitszimmer verabschieden, das ich für meinen Job BRAUCHE... Und dann der Job selbst, der schon ausgereicht hätte, um mich fertig zu machen...

Eigentlich sollten wir mal ne Torte backen und anstoßen auf alles, was wir erreicht haben, verdammt!

Wenn nur nicht immer noch so viele alte Baustellen übrig geblieben wären...

Vielleicht hab ich es überlesen: Welche Hypothesen hat dein Freund dazu, warum er bisweilen so übellaunig ist, Stimmungschwankungen da sind, er betrübt wirkt?

"Er hat keine Depression mehr. Ihm gehts gut, er ist manchmal einfach muckelig, er weiß selbst nicht, warum."

Glaubt er selbst, dass das mit der Mutter zusammenhängt?

Wir hatten vorhin, nach dem Einkaufen, ein längeres Gespräch darüber, in dem ich einfach von mir und meiner Mutter erzählt habe, von einer gemeinsamen Freundin und ihrer Mutter... Davon, dass ich früher eben mit meiner Mutter immer diesen Konflikt zwischen "Liebe und für den anderen da sein" und "Irgendwo Raum für das Ich und die eigene Identität" haben. Von dem Konflikt dazwischen, davon, wie ich damit umgegangen bin früher, wie die gemeinsame Freundin damit umgegangen bin - und dass ich glaube, dass er sich in einem ganz ähnlichen Konflikt befindet.

Da wollte er sofort seine Mutter verteidigen, ganz spontan ^^. Ist ja logisch. Hätte ich bei meiner Mutter genauso gemacht.

Hab dann also gesagt, dass ich absolut davon überzeugt bin, dass seiner Mutter ein total lieber Mensch ist und für uns nichts weiter als gaaaanz viel Liebe fühlt und uns die auch geben will, weil sie ja wie jeder Mensch das Bedürfnis nach sozialen Kontakten hat und wir da im Moment ihre einzigen sind, und dass ich das auch erst mal ganz normal und in Ordnung finde.

Dann (und erst nach dieser ganzen Vorgeschichte und weil wir gerade Tee tranken und das immer unser einfach-reden-und-zuhören-Ritual ist und er dann tatsächlich neugierig klang) habe ich dann gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass er aus diesem inneren Konflikt heraus halt seine Abschottung zur "Welt" als ganzer verstärkt, weil er ja beides will, Mutti liebhaben und Raum für Ich-Identität haben, wie jeder Mensch das will.

"Und da gibts dann zwei Gründe, warum mich das stört. Der erste ist egoistisch: Ich will auch was von dir haben, ich liebe dich und mag diese Mauer nicht. Da bin ich ganz ehrlich, das ist auch egoistisch von mir. Der zweite Grund ist aber: Ich glaube, das ganze ist für dich auch nicht so gut oder gesund."

Dann schwiegen wir. Beim Teetinken kann man auch immer gut schweigen. Aber es war gutes Schweigen.

"Ich weiß aber auch nicht, was man da jetzt machen kann", sagte mein Freund.

"Ich auch nicht."

"Dann lassen wir es erst mal auf sich beruhen, weil wir jetzt gerade keine Lösung finden, ja?"

Das ist immer unsere Formel für Enden von Streitgesprächen, wenn wir glauben, den Standpunkt des anderen verstanden zu haben. Wir formulieren dann keinen Konsens, sondern überlassen es der Zukunft, eine Lösung für das Problem zu finden, das wir jetzt formuliert haben, wenn wir es selbst nicht schaffen.

Und das heute war jetzt eine solche Situation, wo es keine "einfache" Lösung gibt.

***

Wirklich interessant ist, dass er nach diesem Gespräch nicht mehr an den Rechner ging (vor dem er, ähnlich wie ich dann auch, die letzten drei Tage verbracht hatte), sondern die Gießkanne nahm und die Blumen zu gießen begann. Und dann den Abwasch. Und dann kochen... In zehn Minuten ist fertig, ruft er gerade.

Ist es Dein Verhalten ihm gegenüber?

Falls das eine höfliche Formulierung ist für "sagst du ihm, dass seine Mutter schuld daran ist, dass er psychisch seltsam ist und/oder dich vernachlässigt - und setzt du ihn damit zusätzlich noch mehr unter Druck?" - dann kann ich daraufhin nur mit einem klaren "jain" antworten. Siehe die sinngemäße Niederschrift unseres heutigen Teetrinkes. Ich halte nicht mit meiner Meinung hinterm Berg.

Zu den Ferienplänen: Besser als dieses Larp-Event, bei dem auch noch massenweise Männer rumrennen, die in dein Beuteschema passen (wie du ja selbst geschrieben hast), wäre für Euch beide sicherlich etwas, was ihr nur gemeinsam tut...ohne andere Leute dabei. Ich weiß ja nicht wie spontan ihr so drauf seid oder wie ihr gewöhnlich verreist: Das Beste wäre m.E. einfach Zelt ins Auto, ein paar Klamotten einpacken und ins Warme ans Meer fahren....ohne irgendein "Event" etc. pp. Nur zu zweit NIX-TUN...ohne Mutter, ohne Kater, weit weg von Deiner Schule, ohne Beuteschema-Männer usw. Nur sich selbst dabei haben, Bücher, Tagebuch, Schreibpapier.... Das ließe sich ja vielleicht auch vor oder im Anschluss an das LARP-Event realisieren.

Das ist ein sehr schöner Vorschlag, der mich gerade schon inspiriert hat :smile:.

Im Anschluss an das einwöchige Larp-Event haben wir vier Tage zum Waschen, Erholen und Neupacken, dann geht es auf die nächste Veranstaltung, da ist nichts mit "richtig" wegfahren, das wäre bloß zusätzlicher Stress, während das gemeinsame Basteln früher immer schon eine schöne Methode war, Zeit zu zweit zu verbringen... Aber ich habe gerade mal online geguckt, was für Freizeitangebote es hier in der Umgebung für den Mittwoch in dieser Woche gibt. Habe ein "Dinner in the Dark"-Restaurant gefunden, in dem man in kompletter Dunkelheit (wie ein Blinder) ein Dreigängemenüe serviert bekommt und einen blinden Kellner als Begleiter hat, der einen führt...

Das ist doch für einen Abend so ziemlich nahe dran an "abschalten", "die Welt neu wahrnehmen", "intensive Zeit nur zu zweit" und so, oder?

Ich hab da für uns gleich mal den Abend reserviert.

Das wäre ja auch noch mal, wie rudolfk oben schrieb, etwas, was ich "für ihn" tue und nicht "für uns"... wobei.. Auch wieder für uns, aber direkter und schöner als "jeden Tag zur Arbeit gehen".
 
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