• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Wenn der Vater mit dem Sohne

O
Benutzer63164  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Mein Vater war das Wochenende zu Besuch und hinterlässt so eine Art Leere mit sehr fadem Beigeschmack...

Um das zu beschreiben, muss ich aber chronologisch vorgehen.

Mein Eltern haben für die damalige Zeit recht spät geheiratet. Bei meinem Vater waren es eher persönliche Gründe, bei meiner Mutter ist es der Beruf. Als Volksschullehrerin hatte man auf dem Lande bis Mitte der 70er halt noch gewissen moralischen Vorstellungen zu genügen, was die Partnersuche doch ziemlich einschränkte. Als sie 1968 in den Schuldienst eintrat, waren viele Kolleginnen (vom Alter 35+ )sogar noch aus den Jahrgängen, wo eine Frau mit der Heirat aus dem Beamtenverhältnis und Schuldienst ausscheiden musste.

Als ich 14 war, verstarb meine Mutter nach schwerer Krankheit. Das ist zunächst schon mal schlimm genug, stellte aber im Besonderen eine Katastrophe dar, weil in der Beziehung die Stärken sehr unterschiedlich verteilt waren. Mein Vater hat meine Mutter wirklich gebraucht, wie ich schon sagte, es hat seine Gründe, warum er erst mit fast 40 heiratete.

Nun, mein Vater konzentrierte sich also auf das was er kann und ihm in so einem Dorf wichtig erschien: Haushalt muss pikobello sein, Kleidung ordentlich, Putzfrau. Also, dass kein Makel aufkommt "Ja, sind halt Witwer und Halbwaise, unter die Räder gekommen."

Was meinen Werdegang betrifft, hatte ich fast nie sonderlich Austausch mit meinem Vater. Er ist Bauerssohn und angelernter Monteur, seine Devise war, dass er jetzt alles geben muss, dass die Bude in Ordnung ist und ich ein ordentlicher Mensch werde und wenn ich dann mal im Staatsdienst bin, dann ist die Sache ausgestanden und er kann sich zurücklehnen.

Tatsächlich studierte ich damals Geisteswissenschaften, mit denen man auch im Lehramt enden kann. Das hatte ich dann sogar tatsächlich irgendwann mal vor, dazu kam es dann aber nicht.

Bis zu dem Zeitpunkt hat mein Vater sich dann zu einem "Kümmerer" entwickelt, der sowohl der jüngsten Tochter seiner neuen Frau, als auch mir ständig helfen wollte - damit alles ordentlich klappt und es keine Probleme gibt.

Nach meinem Auszug hat er sich daher immer wieder in meine Belange eingemischt, schleppte Zeug für meine Wohnung an, versuchte mit aller Macht zu verhinden, dass ich selbst die Bude anstreiche.... usw.

Wie das dann lief kann man sich denken. Sowohl mit der Studentenbude der Kleinen gab es immer öfter Streit und Vorwürfe, hier endete fast jeder Besuch in Diskussionen, aber irgendwann war das soweit ausgestanden.

Jetzt ist es so, dass mein Vater fast 80 ist und seine Gesprächsthemen bestehen aus seinen Krankheiten und Arztbesuchen und wie "bekloppt" alle sind. Insbesondere die Familie seiner Frau.
Praktisch kommt er hierhin, läd sein Frust ab und das war´s.

Natürlich kommt zu dem Frust auch dazu, dass ihm nicht behagt, wie ich lebe. Ich bin halt nicht der ordentlichste Mensch, die Wohnung ist ihm nicht angemessen (2 Zimmer, Bad, 50m²), ich habe keine Putzfrau, usw.

Das ist jetzt ärgerlich genug, aber es kommt noch was anderes dabei: Mein Vater ist verletzend.

Er kategorisiert gerne Leute (siehe "alle bekloppt") und der Umgang mit mir und meinem Werdegang hat sich häufig an dem orientiert, was andere über mich sagen. Damit meine ich, dass mein Vater ja nie wirklich abschätzen konnte, was ich da grade so in Schule und Studium mache und tue, ihm fehlt auch der Hintergund um mal ein persönliches Gespräch über PArtnerschaft, Probleme, usw. zu führen. Stattdessen hat er halt aufgesaugt, was man so über mich denkt, damit abgecheckt, ob das mit dem ordentlichen Menschen klappt und dann haut er halt Sprüche raus.

Viele diese Schnipsel sind aus dem Zusammenhang herausgerissen und stammen aus Situationen, die teilweise 20 und mehr Jahre her sind.

Das ist halt verletzend, weil es nicht wirklich von Interesse an der Person zeugt. Es fühlt sich so nach "naja, Junggeselle, keine Frau, keine ordentliche Wohnung, daher auch keine Frau, beruflich nicht abgesichert, hat mal einige Dinge gemacht, aber nix ordentlich...."

Verrückt dabei ist, dass mein Vater eigentlich ein witziger, liebenswerter, engagierter und umgänglicher Vogel ist. Er hat halt nur diese Seite und damit belastet er sein Umfeld.

Ich frage mich daher, wozu das alles gut sein soll. Faktisch lebt er halt 120km von mir weg, knöttert rum wegen "seiner Familie" und "dass alle bekloppt sind" und wenn er mal hier ist, machen wir interessante spannende Ausflüge, treffen Leute, die inzwischen auch zu guten Bekannten von ihm geworden sind, nur, wenn er dann heimfährt hinterlässt er das Gefühl, dass das halt alles nichts wert ist, weil "Junggeselle, keine Frau, keine ordentliche Wohnung, daher auch keine Frau, beruflich kleiner Angestellter, hat mal einige Dinge gemacht, aber nix ordentlich und wie damals schon der und der sagte...."

So besehen brauche ich den Kerl nicht mehr, ich bin das Klo in dem er seinen Frust runterspült und anerkennen, was ich mache will, er so mehr oder weniger auch nicht.
 
H
Benutzer159802  (40) Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Um es mal ganz kurz und knackig auf den Punkt zu bringen. Männer in diesem Alter änderst du normalerweise nicht mehr. Du musst das wohl oder über tolerieren. Vielleicht versuchst du diese Macke von deinem Vater einfach zu akzeptieren, nimm es mit Humor das dein Vater einfach ein alter Spinner ist.
 
Fedora
Benutzer71015  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #3
Nun... was erwartest du von einem 80-jährigen Mann, der viel zu früh seine Frau und damit - zumindest vorübergehend - den Sinn im Leben verloren hat? Er war immer gesellschaftlichen Zwängen ausgesetzt und hat es nie geschafft, sich davon zu befreien - bis heute nicht - und du "funktionierst" nicht nach dem Muster, das diese Zwänge ihm vorgeben. Das ist nicht dein Fehler, aber die Sache ist für ihn gelaufen. Er braucht das Mosern, wie die Luft zum Atmen. Trotzdem bin ich mir sicher, dass er im Herzen zu dir hält, sonst hätte er nicht so viel Wert darauf gelegt. dass alles "richtig" läuft. Er kann es nur nicht äußern und er hat zu lange so gelebt, um anzuerkennen, dass anders auch "richtig" sein kann.
Kannst du denn seine Situation anerkennen? Kannst du nicht vielleicht einfach die positiven Momente genießen und sein Mosern mit einem müden Nicken abtun? Lange wirst du ihn vielleicht nicht mehr haben. Du bist es, der noch nicht zu senil ist, seine Einstellung zur Situation neu zu bewerten.
 
K
Benutzer11466  Beiträge füllen Bücher
  • #4
Ich frage mich daher, wozu das alles gut sein soll.
Ist natürlich zu nix gut. Aber die Sorte kenne ich in diversen Konstellationen aus der Bekanntschaft...

Kurz gesagt: Mach Dir keinen Kopp! Du kannst wahlweise auf Durchzug schalten oder - höchstwahrscheinlich nutzlos - Kontra geben. Wie schon die Vorredner schrieben: Einen 80-jährigen wirst Du wahrscheinlich nicht ändern...
 
Zuletzt bearbeitet:
Eswareinmal
Benutzer123446  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #5
Dein Vater ist fast 80. Willst du da echt so ein riesen Fass aufmachen? Das ist ein alter Mensch, du bist jung, aber durchaus schon erwachsen und musst keine Pubertätskriege mehr führen. Generell scheint er ja ein lieber Kerl zu sein, halt so verknorzt wie viele Menschen in dem Alter.

Dass er deinen Lebensstandard bemängelt würde ich auch eher als Sorge werten denn als reines Gemotze. Vor nur 50-60 Jahren sah die Welt schon mal ganz anders aus. Mein Vater ist in einem ähnlichen Alter, das hat als Kind in einer Bombennacht allen materiellen Besitz verloren, musste hamstern gehen, und alles, was er Wissen (Studium) usw. hat, das hat er sich hart erarbeitet.
Der versteht auch nicht immer, wie ich alles für so selbstverständlich nehmen kann und natürlich hatte er lange Angst, dass seine Tochter irgendwie alleine bleibt/in der Gosse landet/whatever. Das sind aber schon häufig meiner Erfahrung nach sehr generationsspezifische Sorgen.
Streiten können wir heute noch wie vor 20 Jahren, da wir beide mit sehr großen Dickköpfen gesegnet sind. Schön ist das nicht, aber belasten tut es mich auch nicht mehr, heute weiß ich ja, was ich kann und weiß.

Und ganz ehrlich, so what? Meine Probleme mit ihm ausgetragen hab ich, als ich 15 war. Jetzt bin ich erwachsen und nehme seine Art halt zur Kenntnis, in der Hoffnung, noch ganz lange Zeit mit ihm verbringen zu dürfen.

Bei dir klingt da - finde ich - nicht grade viel Wertschätzung dafür durch, dass dein Vater sich drum bemüht hat, nach dem Tod deiner Mutter das alles auf die Kette zu kriegen. Leicht war das für ihn sicher nicht. Dass er verletzend wird oder es sich für dich so anfühlt ist natürlich alles andere als schön, aber in meinen Augen wäre es die bessere Variante, wenn du dir da ein dickeres Fell zulegst.
 
haarefan
Benutzer38494  Sehr bekannt hier
  • #6
im gegensatz zu meinen vorpostern bin ich schon der meinung, das man seinem vater auch seine eigene meinung sagen darf und soll ... eben gewisse grenzen setzt ... ganz gleich wie alt er ist ... sofern man selbst zumindest ausserhalb der pubertät ist und eine gewisse lebensreife vorweisen kann.

ich kann doch klar aussprechen, das es sich um MEIN leben handelt und ICH es so lebe, wie ICH es mir gern gestalte und er sich mit näherer kritik zurückhalten muss, denn man ist ja schließlich kein kleiner junge mehr!

damit meine ich aber auch, das man diskutiert und seinen eigenen standpunkt offenlegt. nicht streitet ... es sei denn mein gegenüber diskutiert nicht, sondern beleidigt und verletzt mich. denn dann kann man auch mal mit der faust auf den EIGENEN tisch hauen und mal zeigen wer in den eigenen vier wänden das sagen hat.

falls mir sein gemeckere zu sehr auf den sack geht, ist es doch auch meine freie entscheidung ihn das nächste mal vor der türe stehen zu lassen ... was ich übrigens seinerzeit mal meinem schwiegervater angeboten hatte, der ständig an meiner frau und unserer wohnung was rumzunörgeln hatte.
meine kleine, etwas lautere ansprache hatte seinen erfolg nicht verfehlt und er benimmt sich ab diesem zeitpunkt (fast) immer anständig - mit der nötigen zurückhaltung und akzeptanz.
daher ist der kontakt eben auch noch vorhanden und nicht vollends abgebrochen worden. (mein schwiegervater kann ein echtes arschloch sein!)

aber auch mit meiner 86jährigen mutter rede ich ganz offen und ehrlich.
man muss doch nicht einfach so alles akzeptieren und den ständigen weichspüler rausholen, nur weil jemand ein gewisses alter erreicht hat, finde ich.
auch mit über 80 hat sich ein mensch entsprechend zu benehmen. erst recht wenn dieser mensch ein elternteil von mir ist und er ansonsten bei klamen verstand ist!
 
K
Benutzer11466  Beiträge füllen Bücher
  • #7
ich kann doch klar aussprechen, das es sich um MEIN leben handelt und ICH es so lebe, wie ICH es mir gern gestalte und er sich mit näherer kritik zurückhalten muss, denn man ist ja schließlich kein kleiner junge mehr!
Klar...

Du kannst nur davon ausgehen, daß Papa beim nächsten Mal dieselbe Platte wieder auflegen wird... Und wieder... Und wieder...
 
Fedora
Benutzer71015  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #8
Klar...

Du kannst nur davon ausgehen, daß Papa beim nächsten Mal dieselbe Platte wieder auflegen wird... Und wieder... Und wieder...
Das sehe ich auch so und deshalb fange ich an solchen Stellen auch nicht an zu diskutieren, sondern sage maximal, dass ich eine andere Meinung dazu habe, das vielleicht auch an der anderen Generation liegt und wechsle das Thema.
 
O
Benutzer63164  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #9
Bei dir klingt da - finde ich - nicht grade viel Wertschätzung dafür durch, dass dein Vater sich drum bemüht hat, nach dem Tod deiner Mutter das alles auf die Kette zu kriegen. Leicht war das für ihn sicher nicht. Dass er verletzend wird oder es sich für dich so anfühlt ist natürlich alles andere als schön, aber in meinen Augen wäre es die bessere Variante, wenn du dir da ein dickeres Fell zulegst.

Gott bewahre! Was mein Vater in den letzten 25 Jahren alles auf die Beine gestellt hat, dafür kann man nicht genug Lob aussprechen. Sowohl für mich, als auch die jüngste Tochter seiner Frau, bzw. den Haushalt dort allgemein.

Es bleibt aber die Frage, bis zu welchem Grad man ertragen muss abgewatscht zu werden. Zumal er in Diskussionen seine Hilfsbereitschaft auch schon mal mit Forderungen verbindet, a la "Das Argument, dass Du hier ein eigenständiges Leben führst..... überlege bitte mal, wer damals die Möbel gezahlt hat mit denen Du Dein "eigenständiges Leben" führst ...."

Dass man ihn nicht ändern kann, das weiß ich, aber es geht mir halt inzwischen ziemlich auf den Keks, dass all das, was eigentlich eine Familienleben ausmachen sollte, so nicht mehr gegeben ist. Und das deprimiert mich halt.
 
Eswareinmal
Benutzer123446  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #10
Gott bewahre! Was mein Vater in den letzten 25 Jahren alles auf die Beine gestellt hat, dafür kann man nicht genug Lob aussprechen. Sowohl für mich, als auch die jüngste Tochter seiner Frau, bzw. den Haushalt dort allgemein.
Okay, sorry, dann kam das bei mir einfach etwas falsch an. Danke für die Richtigstellung. :smile:

Es bleibt aber die Frage, bis zu welchem Grad man ertragen muss abgewatscht zu werden. Zumal er in Diskussionen seine Hilfsbereitschaft auch schon mal mit Forderungen verbindet, a la "Das Argument, dass Du hier ein eigenständiges Leben führst..... überlege bitte mal, wer damals die Möbel gezahlt hat mit denen Du Dein "eigenständiges Leben" führst ...."

Dass man ihn nicht ändern kann, das weiß ich, aber es geht mir halt inzwischen ziemlich auf den Keks, dass all das, was eigentlich eine Familienleben ausmachen sollte, so nicht mehr gegeben ist. Und das deprimiert mich halt.

Ich denke, dass ich das grundsätzliche Problem durchaus nachvollziehen kann.
Ich denke nur auch - oder sagen wir, es entspricht meiner Erfahrung - dass sich dieses "Familienleben" mit dem Älterwerden der Eltern oder des Elternteils einfach grundlegend verändert. Dass es deprimierend ist, kann ich nachvollziehen. Aber du scheinst in eurer Konstellation einfach derjenige zu sein, der das Ganze alles noch rational nachvollziehen kann, der emotional stabiler ist, dem nicht die Zeit aus den Händen rinnt usw.
Dieses Gefühl hatte ich nämlich zeitweise bei meinem Papa - dass er frustriert davon ist, dass er jetzt nichts mehr tun kann, dass er nicht sicher wissen kann, ob ich mein Leben auf die Kette kriege. Wenn man jetzt eben einen Vater hat, der emotional gesehen nicht gerade einfach ist, dann kann das schon mal in Problemen ausarten.

Für mich steht da die Frage im Vordergrund, wie ich oben eben meinte - ob du dieses Fass aufmachen willst, ob du den Streit/die Auseinandersetzung mit deinem Vater suchen möchtest (die wahrscheinlich leider nicht fruchten, sondern in Stress ausarten wird)? Oder ob du einfach, weil DU nämlich eigentlich jetzt in der "besseren" Position bist (du bist jung, du wirst noch lange gesund und eigenständig sein etc.) über seine Macken und Launen hinweg siehst und dir einfach sagst, dass ihr so gut wie es eben möglich ist seinen Lebensabend miteinander (mit sinnigem Abstand, aber eben nicht mit Zorn) verbringen wollt?

Mir persönlich geht es in meiner Familie deutlich besser, seitdem ich mir denke, dass ich über so viele Dinge einfach hinweg sehen kann und dass es mir viel wichtiger ist - wenn meine Eltern gehen, dann möchte ich mich nicht daran erinnern, wie oft wir uns in ihren letzten Lebensjahren gezofft haben oder dass ich den Kontakt abgebrochen habe, sondern ich will mich an das erinnern, was zwischen uns gut war.
 
G
Benutzer Gast
  • #11
Liest sich wie mein Vater, nur dass er diesen Zustand schon früher erreichte und ich einfach nur sooo genervt war. Verletzt hat er mich auch mit seinen Äußerungen.
Er war halt sehr altmodisch in seinen Vorstellungen und ich war es nicht.

Ich kann da voll mitfühlen.

Ich habe oft auch gesagt, wenn du jetzt wieder damit kommst, dann lege ich auf.
Interessiert für meinen Werdegang hat er sich auch nie, im Gegenteil, fand es ziemlich uncool, dass ich mit 19!!! noch in der Schule war (habe Abi gemacht). Da hat er ja schon längst gearbeitet...aber dass die Zeiten andere waren, hat er auch nie verstanden.

Fühl dich einfach gedrückt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Tahini
Benutzer133456  (52) Beiträge füllen Bücher
  • #12
Hier haben wir eine ganz einfache Wertekollision.

Zwei unterschiedliche Auffassungen, wie das Leben auszusehen hat. Und das muss Dir nichts bedeuten - dass es das tut, sagt lediglich, dass Du Deinen Vater respektierst, und das ist doch schön.

Aber im Grunde ist es eine Pattsituation, und Du solltest Dich vielleicht lieber auf das konzentrieren, was zwischen Euch gut läuft, denn von diesen Erinnerungen zehrt man später.
 
G
Benutzer Gast
  • #13
und Du solltest Dich vielleicht lieber auf das konzentrieren, was zwischen Euch gut läuft, denn von diesen Erinnerungen zehrt man später.

Das ist echt schwer. Ich weiß ja nicht, wie präsent diese Themen sind. Bei meinem Vater gab es nur diese Themen.
Auch die Wünsche nach Anerkennung, die Bitten meinerseits, mich doch einfach mal zu fragen, wie es mir geht wurden einfach ignoriert.

Mein Vater lebt nicht mehr. Aber ich habe nur noch Erinnerungen eines verbitterten und meckernden Mannes. Ein solches Erinnerungsstück hat er mir auch gelassen.
Ich hoffe er ärgert sich jetzt darüber.

Es hätte soviel schönere Zeit geben können, wenn man einfach mal nach vorne schaut.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Tahini
Benutzer133456  (52) Beiträge füllen Bücher
  • #14
Es hätte soviel schönere Zeit geben können, wenn man einfach mal nach vorne schaut.

Und genau das ist der Trick.

Aber die Zeit rennt. Man hat nur die Gegenwart, um moeglichst viel aus dem zu machen, was da ist - und ganz klar ist das nicht einfach in diesem Fall. Es geht ja auch nicht um 100% gemeinsame Glueckseligkeit. Sondern es reicht, ein paar lichte Augenblicke miteinander zu erleben. Und die, glaube ich, sind beim Fragesteller schon drin, stimmt's?

Mit meiner Grossmutter z.B. kam ich auch nicht zurecht. Ich glaube, mein Hauptproblem mit ihr war, dass ich immer den Eindruck hatte, nicht mit ihr selbst zu sprechen, sondern mit einer Art ferngesteuertem Automaten, dessen Wertesystem einfach an mir selbst kein Interesse hatte. Aber es gab einen Augenblick, ein paar Jahre vor ihrem Tod, wo wir uns als authentische Individuen begegneten. Wir sassen in ihrem Wohnzimmer, und sie sprach mit mir wie mit einem Fremden - was bedauerlich war, aber ich kann's verstehen, schliesslich hatte ich Jahre in England und Kanada verbracht, und mich veraendert; aber sie war sie selbst. Ein paar Sekunden lang.

Das alleine genuegte mir, um mein bisschen positive Erinnerung mit ihr zu verbuchen. Ich kann nun sagen, dass ich meiner Grossmutter trotz allem doch einmal begegnet bin.
 
O
Benutzer63164  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #15
Seine Besuche hier gestalte ich so, dass wir viel gemeinsam unternehmen. Das möchte er auch. Eine der großen Probleme, warum es bei ihm nicht mehr läuft ist, dass seine Frau ziemlich unflexibel ist. Mit ihr mal einen Ausflug zu machen ist mehr als schwierig.

Das mit den Werten ist so eine Sache. Mein Vater ist auf der einen Seite recht liberal, das muss er auch sein, denn all seine Kinder, ob eigenes Blut oder nicht, sind ja recht spät geboren.

Der entscheidende Punkt für mich ergibt sich eher aus dieser Haltung, dass ich 100% auf die Grundlagen (z.B. Bude in sauber und ordentlich) investiere, um so erst einmal Sicherheiten zu schaffen. Alles weitere ist dann Sahnehäubchen.

Diese Putzfrauen-Diskussion geht z.B. in diese Richtung. Tatsächlich nötig ist die nicht, war die bei uns auch nie. Trotzdem kam "Wecklersch´ Martha" jeden Mittwoch.
 
Manche Beiträge sind ausgeblendet. Bitte logge Dich ein, um alle Beiträge in diesem Thema anzuzeigen.
K
Benutzer11466  Beiträge füllen Bücher
  • #16
Es bleibt aber die Frage, bis zu welchem Grad man ertragen muss abgewatscht zu werden.
Ich muß mich wiederholen: Je nach Laune und Situation entweder Kontra geben - das kann und (muß wahrscheinlich auch) barsch sein - oder auf Durchzug schalten.
Off-Topic:
Mein Vater lebt nicht mehr. Aber ich habe nur noch Erinnerungen eines verbitterten und meckernden Mannes. Ein solches Erinnerungsstück hat er mir auch gelassen.
Ich hoffe er ärgert sich jetzt darüber.
Ich weiß, wie sehr sowas an einem nagt - kenne ich verdammt gut. Aber solche Dinge sind nicht mehr zu ändern - und wenn Du Dir sagen kannst, daß die Situation nicht an Dir gelegen hat, sondern Dein Vater der Narr war, fände ich das zumindest etwas tröstlich - wenn auch nur ein bißchen...
 
G
Benutzer Gast
  • #17
ch weiß, wie sehr sowas an einem nagt - kenne ich verdammt gut. Aber solche Dinge sind nicht mehr zu ändern - und wenn Du Dir sagen kannst, daß die Situation nicht an Dir gelegen hat, sondern Dein Vater der Narr war, fände ich das zumindest etwas tröstlich - wenn auch nur ein bißchen...
Off-Topic:
Bin da absolut im Reinen mit mir. Meine Oma (seine Mutter) sagte selbst, der ist nicht mehr bei Sinnen. Ich finde es nur schade, aber wenn er meinte, dass das so richtig war, dann wird er es jetzt sicherlich bereuen. Ich hoffe doch sehr!
 
R
Benutzer167777  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #18
Sieh es einfach mal von dieser Warte aus: Dein fast 80-jähriger Vater wohnt 120 Km entfernt und kommt Dich trotzdem regelmäßig besuchen. Er macht sich außerdem Sorgen um Dich und deine äußeren Umstände. Der Mann hat Dich aufgezogen und möchte, dass es Dir jetzt und später, wenn er nicht mehr da sein sollte "gut" geht.

Dieses "gut" hat nach seiner Erziehung nach eben auch viel mit der Außenwirkung zu tun. Anerkennung von außen - "was sollen die Nachbarn denken" usw. usf.

Es ist viel leichter die Macken und Eigenarten der Eltern zu ertragen (die jeder Mensch so mit sich bringt - nur jeder eben andere), wenn man mal die Fakten betrachtet, die Unterschiedlichkeit akzeptiert und das Wohlwollen anerkennen kann, auch wenn es sich anders ausdrückt als man es selbst tun würde.

Das vorausgesetzt kann man auch ohne "harsch" zu sein, deutlich sagen, wie man sich das ein oder andere für ein harmonischeres Zusammensein vorstellt.

Ich habe von Kind auf bis vor gut 5 Jahren mit meiner Mutter nur Krieg geführt. Es hat mich auch praktisch alles auf die Palme gebracht, sobald sie nur den Mund aufgemacht hat. Nun kann ich sagen haben wir eine sogar so harmonische Beziehung, dass wir letztes Jahr eine ganze Woche Urlaub gemeinsam miteinander verbracht haben. Auch mit Stressmomenten, aber ohne gegenseitige "Morddrohungen" :zwinker:

Ein Stück weit hat mein eigenes Kind mich da eingenordet (da merkt man ja schon mal dass man selbst als Eltern nun auch nicht perfekt ist - was man ja gern glaubt, solange man nur die eigenen als Referenz wertet :zwinker: ) und einfach die Erkenntnis, dass sie nun mal so ist wie sie ist. Anders als ich, anders als ich mir das vielleicht gewünscht hätte, anders als die Mutter vom Nachbarn, aber eben meine Mutter. Die sich jahrelang den Poppes aufgerissen hat, sich auch heute noch sorgt, in aller Regel auch nie fragt, wie es mir geht, sondern Vorschriften machen möchte, damit es mir gut geht :zwinker:

Sie macht es eben nach ihren Fähigkeiten.

Der Witz an der Sache: Seit ich das akzeptiert habe und ihr in der Hinsicht entgegengekommen bin, haben wir tatsächlich zum ersten Mal "Erwachsenengespräche" geführt, die uns beiden sehr gut getan haben. Ich habe ihr letztes Jahr z.B. zum ersten Mal gern meinen Partner vorgestellt (nicht ohne den Hinweis, sie möge sich bitte "benehmen", es wäre mir sehr wichtig - wobei sie sich wirklich starke Mühe gegeben hat). Das war ein sehr schönes, entspanntes Zusammentreffen MIT dem krönenden Abschluss, dass sie mich herzlich gedrückt und mir ins Ohr geflüstert hat "Ich freue mich soo für Dich, Du siehst so glücklich aus, das ist so schön anzusehen!"

Das ist gerade bei einer Erziehung und Lebensabschnitten, die eine derartige Stärke abverlangen teilweise soooo tief unten drin, dass es bei Abwehrhaltung aber garantiert nicht an die Oberfläche gelangen kann. Grundsätzlich schätze ich meine Mutter beispielsweise so ein, dass sie Angst hat, völlig zu erschlaffen, wenn sie ein bisschen Schwäche zuließe. Ähnliches könnte ich mir bei Deinem Vater vorstellen, zumal der als Junge auch noch viel mehr zum "harten Kerl" erzogen wurde, als Generationen später.
 
C
Benutzer169140  Sorgt für Gesprächsstoff
  • #19
Du machst dir viel zu viele Gedanken. Ich beobachte so ein Verhalten schon eine Weile, erst bei meinem Opa, dann bei anderen älteren Männern, jetzt so langsam auch bei meinem Papa. Sie werden knatschig, oder je nach Lebensgeschichte und persönlicher Typ auch verbittert, man kann ihnen wenig recht machen usw.. Sie hatten ein anderes Leben, ein völlig anderes, und Lebenserfahrungen prägen den ganzen Charakter, das kriegst du nicht raus.

Schalte die Ohren auf Durchzug und gut. Und mach dir nicht die Mühe, seine Meinung ändern zu wollen. Das ist nicht nur vergebene Zeit, es vermindert auch die schönen Momente, die ihr noch zusammen haben könnt.

Er hat vermutlich eine Vorstellung, wie ein junger Mann sein sollte, wohnen sollte, sich geben sollte, um in ein (aus seiner Sicht) erfolgreiches Leben zu starten. Er versteht es nicht, will aber das Beste für dich. Deshalb hat er das Gefühl, vor eurem Abschied dir noch mal wieder alle möglichen Dinge mit auf den Weg geben zu müssen (in der Hoffnung, dass es jetzt doch bitte endlich mal fruchtet! :grin:). Das ist lieb gemeint, aber für dich auch völlig bedeutungslos.

Überbewerte es nicht, freu dich solange er noch da ist.
 
Oben
Heartbeat
Neue Beiträge
Anmelden
Registrieren