• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Wie damit leben können?

M
Benutzer15384  (44) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo Ihr Lieben!

Mein Freund ist Ende Januar bei einem Unfall ums Leben gekommen. Es sind jetzt acht Wochen und mir geht es irgendwie von Tag zu Tag schlechter.
Ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll, kann an nichts anderes denken als an ihn und kann noch immer nicht wirklich begreifen, dass er für immer gegangen ist.

Hinzu kommen so viele ungeklärte Dinge zwischen uns, die mich einfach quälen. Wir hatten uns getrennt, haben uns aber in den letzten Wochen wieder angenähert und ich hatte das Gefühl, dass alles wieder ins Lot kommen würde. Unser letztes Gespräch einen Tag vor seinem Tod war superschön und ich hatte das Gefühl, dass es einiges bei ihm bewegt hat, wie mir auch ein Arbeitskollege bestätigte, mit dem er in der Mittagspause noch über mich bzw. uns geredet hat.

Aber ich werde niemals sicher sein können, wie er wirklich zu mir stand und das macht alles irgendwie nur noch schlimmer für mich, besonders wenn seine Eltern mich irgendwelchen Leuten als seine Freundin vorstellen oder bei der Beerdigung, als ich in der Rede mehrere Male als Freundin und Lebensgefährtin bezeichnet wurde... ich saß da und hab immer wieder gedacht: "Ich weiß gar nicht ob das so stimmt."

Mir geht es einfach richtig schlecht im Moment, ich vermisse ihn so sehr, ich bin so wahnsinnig traurig.

Seine Mutter sagte neulich einen Satz zu mir, der mich unheimlich wütend gemacht hat: "Du wirst irgendwann wieder einen neuen netten Partner finden, aber einen Sohn kann man nicht ersetzen." Als ob ich ihn einfach so ersetzen könnte!! Es war sicherlich nicht so von ihr gemeint, aber in dem Moment war ich total geschockt. Alleine die Vorstellung, dass ich irgendwann einen neuen Freund haben werde macht mich verrückt. Ich kann es mir im Moment einfach nicht vorstellen und habe richtig Angst davor. Angst, dass ich immer nur an ihn werde denken können...

Sorry Leute, ist alles ein bißchen konfus, aber so sieht es momentan nun mal in mir aus...
 
P
Benutzer64271  Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Hallo Matjes
Lass dich erstmal :knuddel_alt:
Ich kann mir gar nicht vorstellen wie es in dir aussieht, wahrscheinlich das totale Chaos. Es tut mir so leid,was passiert ist.
Da ist vollkommen legitim das du jetzt noch konfuss bist und noch kaum einen klaren Gedanken fassen kannst.
Der Satz der Mutter ist natürlich wirklich hart, ihr muss klar sein das sie nicht nur ihren Sohn verloren hat und sie ihn wieder ersetzen kann, sondern das du auch deinen über alles geliebten Freund verloren hast. Und ihn kann auch niemand ersetzen. Der Satz war wirklich nicht angebracht. Für dich ist sie Situation genauso schwer wie für seine Mutter.
Meine beste Freundin ist vor einem Jahr an Leukämie gestorben. Ich dachte auch ich käme nie darüber hinweg, dürfte nix mehr anhören was ich mit ihr in Verbindung bringen würde.
Aber jetzt, nach einem Jahr, da höre ich ihr Lieblingslied und muss schmunzeln wie viel Mist wir beide schon gemacht haben, auch die Träume die wir hatten( wir wollten unbedingt einmal Nachts auf einer Wiese liegen und die Sterne anschauen), den Traum habe ich wahr gemacht. Eines Abends legte ich mich auf die Wiese, mit einem Foto von ihr, dachte an sie und sah in den Himmel und die Sterne.
In der Zeit vor ihrem Tod haben wir uns Briefe geschrieben, sie hatte so eine Angst vor dem Tod, sie wollte noch so viel erleben, wollte ihr Ausbildung machen usw. Diese Briefe habe ich nach ihrem Topf versteckt ich wollte sie nie wieder sehen, nie wieder daran denken und am liebsten alles aus meinem Kopf verschwinden lassen. Ich habe auch gedacht das sie ich nie wieder so leben konnte wir vorher mit ihr. Aber ich kann dir sagen, das es geht. Jetzt, ein Jahr danach, denke ich an sie und bin froh sie kennen gelernt zu haben und ich lache oft wenn ich an sie denke weil unsere Zeit so schön war. Auch schreibe ich ihr oft Briefe, weil alleine das Aufschreiben hilft mir schon.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft das alles zu überstehen!
Ich weiß es tut ganz doll weh und manchmal gibt es Tage da will man einfach im Bett bleiben und an nix denken, aber auch dann lohnt es sich aufzustehen denn jeder Tag ist ein besonderer Tag wo du zwar viel Kraft brauchst aber auch ne Menge zurück bekommst!
Du schaffst das!
 
G
Benutzer31418  (43) Sehr bekannt hier
  • #3
Hey Matjes,

ich kann ein wenig nachempfinden, wie es dir geht. Vor vier Jahren starb mein damaliger Freund. Es war allerdings kein Unfall, sondern eine schere Krankheit und ich wusste schon lange, dass er sterben könnte ... dachte natürlich, er schafft es, es gab gewisse Chancen, aber dann gings doch bergab. Deswegen ist es vielleicht erträglicher bei mir, weil ich vorbereitet war (zumindets ein bisschen), dafür aber war es auch so, dass wir zwischendurch Krisen hatten, kurz vorm Aus standen und es ging da gerade wieder aufwärts und wir hatten Zukunftspläne geschmiedet. Und es war so schlimm, dass es nie dazu kam, sie zu verwirklichen, um zu schauen, wie es dann gelaufen wäre.
Ich bin einige Male zu einer Therapeutin gegangen, schon als er im Sterben lag, denn ich dachte, ich dreh sonst durch. Uni hat auch gelitten, ich war einige Wochen und Monate sehr fertig. Und nocheinmal will ich das nicht erleben, ich glaube, das würde ich nicht schaffen. Hats du dir auch mal professionelle Hilfe geholt? Es ist zumindest einen Versuch wert, denn so einen Schlag kann man kaum alleine bewältigen.

Aber es kam dann wieder jemand, den ich lieben konnte und ich bin so wahnsinnig glücklich darüber. Ob ich es ohne denjenigen geschafft hätte, weiß ich nicht ... aber es ging. Ich hoffe, dir wird es auch so ergehen. Der Sastz der Mutter hätte mich übrigens auch wütend gemacht. Auch da hatte ich eine Parallele, als mich jemand trösten wollte, der ein Elternteil verloren hatte und argumentierte, dass ein Partner eher zu ersetzen ist. Ich war da auch gekränkt, man kann das doch gar nicht vergleichen. Ob jetzt der Partner, das Kind, die Eltern oder Geschweister sterben, das ist immer individuell und zu sagen, dass das eine definitiv schlimmer oder weniger schlimm sei als das andere und man nicht so stark trauern solle, ist vermessen.
 
M
Benutzer15384  (44) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #4
Erstmal danke schön euch beiden.
Professionelle Hilfe habe ich bis jetzt noch nicht in Anspruch genommen, werde es wahrscheinlich aber noch machen, auch wenn ich irgendwie daran zweifel, dass mir das helfen könnte. Bin da irgendwie ein bißchen skeptisch...

Ich habe so Angst vor den nächsten Tagen, ich habe Geburtstag, dann ist bald Ostern... all das das erste Mal seit drei Jahren ohne ihn.

Überhaupt habe ich im Moment das Gefühl, sehr egoistisch zu sein. Ich, ich, ich... ich bin alleine, ich vermisse ihn so, ich werde nie wieder glücklich sein... aber was ist mit ihm?! Er konnte sein Leben nicht leben, er wird niemals eine Familie haben, als er starb war er jünger als ich es war, als wir uns kennenlernten...er hatte noch so viel vor, es ist einfach so unfair und immer noch nicht zu fassen... Und ich komme mir manchmal so schlecht dabei vor, wenn ich das Gefühl habe, dass ich nur an mich denke...

Wie sieht denn so eine Sitzung beim Psychotherapeuten überhaupt aus? Ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, was der mir sagen könnte, das mir hilft...
 
bäumchen
Benutzer34625  (53) Meistens hier zu finden
  • #5
Was passiert ist, tut mir sehr leid für Dich :geknickt: Und dass das eine sehr schwere Zeit für Dich ist, versteht sich auch von selbst. Das Schlimmste ist wohl, dass man selbst auch völlig aus dem Lebn gerissen wird. Von einem Tag auf den anderen ist alles anders - und trotzdem soll für Dich das Leben weitergehen. Ich glaube, hier hilft nur die Zeit - die Zeit die alle Wunden heilt. Blöder Spruch - aber ist so.

Zu diesem Absatz möchte ich aber noch etwas loswerden:

Seine Mutter sagte neulich einen Satz zu mir, der mich unheimlich wütend gemacht hat: "Du wirst irgendwann wieder einen neuen netten Partner finden, aber einen Sohn kann man nicht ersetzen." Als ob ich ihn einfach so ersetzen könnte!! Es war sicherlich nicht so von ihr gemeint, aber in dem Moment war ich total geschockt. Alleine die Vorstellung, dass ich irgendwann einen neuen Freund haben werde macht mich verrückt. Ich kann es mir im Moment einfach nicht vorstellen und habe richtig Angst davor. Angst, dass ich immer nur an ihn werde denken können...

Für eine Mutter - und da spreche ich aus Erfahrung - gibt es nicht schlimmeres, als die eigenen Kinder zu Grabe zu tragen. Und in diesem Sinne hatte sie mit ihrer Aussage absolut Recht. Du wirst trauern um Deinen Freund, vielleicht ein Jahr, zwei, oder vielleicht auch fünf. Wirst ihn wahrscheinlich auch immer im Herzen tragen - aber irgendwann wirst Du mit einem anderen Mann glücklich werden. Den Sohn aber kriegt die Mutter nie mehr zurück.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft.
 
G
Benutzer31418  (43) Sehr bekannt hier
  • #6
Was die Therapie angeht: Ich war da auch nicht so überzeugt von, aber ich hatte ehrlich gesgat Angst, dass ich mir was antun würde, wenn es zum Schlimmsten kommt (wenn er stirbt) und wollte, dass ich dann jemand "professionellen" in der Hinterhand habe, an den ich mich wenden kann. Denn der Therapeut hat den großen Vorteil, dass er mit so was umgehen kann. Familienmitglieder und Freunde meinen es zwar gut, aber sie sind oft selber überfordert und wissen nicht, wie sie mit einem umgehen sollen. Mich hat es zeitweise eher belastet mit Freundinnen darüber zu sprechen, weil sie selber null Erfahrung damit hatten und nur Floskeln von ihnen kamen und ich dachte mir: Ihr habt leicht reden, euch ist so was noch nicht passiert. Der Therapeut hat das zwar selber auch nicht erlebt, aber er hat in der Regel schon mit vielen Menschen zu tun gehabt, denen es so erging ... und ihn kann man rücksichtslos vollquatschen. Bei Freunden hatte ich manchmal ein schlechtes Gewissen, weil ich über ncihts anderes werden wollte. Nicht über Uni, über Hobbys, über Kino, über Partys, auch nicht über deren Probleme, so hart das auch klingt. Therapeuten hören eher zu als dass sie selber reden, aber auch das kann helfen. Dazu stellen sie dann gezeilte Fragen, wie man über bestimmte Sachen denkt und geben weitere Denkanstöße ... natürlich findet man nicht unbedingt auf Anhieb den Richtigen. Aber man sollte eben in so einer Extremsituation so eine Möglichkeit ruhig nutzen. Wenn dir nicht gefällt, musst du ja nie wieder hingehen.

Und was das Gefühl des Egoismus angeht ... okay, mein Freund war älter und er hatte ein sehr bewegtes Leben hinter sich, aber trotzdem hatte er natürlich auch noch vieles vor, das er nie erlebte. Trotzdem denke ich, dass die Verstorbenen vielleicht gar nicht wollen, dass man so stark um sie trauert. Vermissen ja, aber nicht "bemitleiden". Sie haben's hinter sich, sind vielleicht irgendwo glücklich. Ich hatte sogar eine Phas,e in der ich wütend auf meinen Freund war. :schuechte Weil ich mir dachte, dass er mich "im Stich" gelassen hat.

Für eine Mutter - und da spreche ich aus Erfahrung - gibt es nicht schlimmeres, als die eigenen Kinder zu Grabe zu tragen. Und in diesem Sinne hatte sie mit ihrer Aussage absolut Recht. Du wirst trauern um Deinen Freund, vielleicht ein Jahr, zwei, oder vielleicht auch fünf. Wirst ihn wahrscheinlich auch immer im Herzen tragen - aber irgendwann wirst Du mit einem anderen Mann glücklich werden. Den Sohn aber kriegt die Mutter nie mehr zurück.
Es gibt aber auch Menschen, die sich nie mehr verlieben und ewig um den verstorbenen Partner trauern ... ich glaube nicht, dass es die "leichter" haben als eine Mutter, die ihr Kind verliert ... Und die Zeit heilt nun wirklich nicht automatisch alle Wunden. Manche gehen nie weg.
 
M
Benutzer15384  (44) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #7
Für eine Mutter - und da spreche ich aus Erfahrung - gibt es nicht schlimmeres, als die eigenen Kinder zu Grabe zu tragen. Und in diesem Sinne hatte sie mit ihrer Aussage absolut Recht. Du wirst trauern um Deinen Freund, vielleicht ein Jahr, zwei, oder vielleicht auch fünf. Wirst ihn wahrscheinlich auch immer im Herzen tragen - aber irgendwann wirst Du mit einem anderen Mann glücklich werden. Den Sohn aber kriegt die Mutter nie mehr zurück.

IHN kriege ich auch nie mehr zurück, wenn überhaupt einen anderen...
Und vielleicht ist gerade das das Schlimme. Von mir wird erwartet, dasss ich ihn irgendwann "ersetze", mein Leben kann und muss weitergehen, und das obwohl ich im Moment überhaupt nicht dazu bereit bin und auch nicht weiß, ob und wann ich bereit sein werde. Natürlich möchte ich mich wieder verlieben und möchte glücklich sein, aber im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dass das passieren wird.
Ich weiß nicht, ob ihr verstehen könnt, was ich meine... ich denke nur, dass vielleicht eben gerade dieser Druck, jemand neues finden zu "müssen", es für mich auf gewisse Art schwerer macht als für seine Eltern. Damit will ich nicht sagen, dass es für seine Eltern und seine Geschwister nicht so hart wäre wie für mich, sondern ich denke, man kann das eben doch nicht miteinander vergleichen. Und es ging mir bei der Aussage der Mutter hauptsächlich darum, dass es bei ihr eben so klang, als wäre es für mich ja nicht so schlimm, und das stimmt einfach nicht - ganz im Gegenteil. Natürlich hat sie recht, einen Sohn kann man nicht ersetzen - aber man kann niemanden ersetzen, höchtens ne eingegangene Zimmerpflanze. Und das von ihr zu hören hat mich nicht nur wegen mir sauer gemacht, sondern auch wegen ihm - kann sie denn wirklich glauben, dass ich ihren Sohn nach drei Jahren einfach so gegen jemand anderen austauschen kann?!?!
 
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