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Wie gehe ich mit der Zukunftsangst meines Partners um?

M
Benutzer159517  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hey! Ich bin ganz neu hier, extra wegen meiner aktuellen Situation hier gelandet. Ich hoffe, hier vielleicht ein paar gute Ratschläge zu finden und möchte deshalb zunächst die Situation erläutern:
Mein Freund und ich sind seit 1,5 Jahren zusammen. Wir studieren beide an derselben Hochschule und haben uns auch hier im Studium kennengelernt. Es ist so dass ich noch etwa ein Jahr (vielleicht auch 1,5 Jahre) hier weiter studieren werde. Er hat früher angefangen als ich und wird, auch wenn es bei ihm nicht ganz nach Regelstudienzeit läuft, auch früher fertig. Um genau zu sein will er dieses Semester sein Studium noch abschließen, d.h. bis Ende März. Grund dafür ist, dass er ab dem kommenden Semester Langzeitstudiengebühren zahlen müsste und parallel dazu seine Geldquelle versiegt. Also steht er unter ziemlichem finanziellem Druck. Das Thema für seine Abschlussarbeit steht nun schon ein paar Monate und sein gewollter Abgabetermin rückt immer näher. ABER: Er bringt einfach nichts aufs Papier. Wenn es um seine Abschlussarbeit geht, liegen seine Nerven völlig blank. Dann lenkt er sich mit allem ab und wenn er versucht, an der Arbeit zu schreiben, dann deprimiert ihn das nur. Zeitgleich merke ich ihm immer mehr an, wie sehr er sich vor der Zeit nach dem Studium fürchtet. Er sagt auch oft, dass er gar nicht so recht weiß, ich welche Richtung er gehen soll und was er überhaupt nach seinem Abschluss machen soll. Ich glaube, das ist auch der Grund dafür, warum er nicht mit der Abschlussarbeit weiter kommt. Ich denke, dass ihn diese Zukunftsangst derart hindert, dass er ein Nicht-Abgeben der Arbeit als Lösung sieht. Aber dann kommt die finanzielle Sorge und schon steckt er im Teufelskreis aus Ängsten.
Diese Ängste äußern sich in Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, sexueller Unlust und Teilnahmslosigkeit. Mir fällt es immer schwerer, ihm beizustehen und ihn zur Arbeit zu motivieren. Das Problem nagt ganz schön an unserer bisher sehr guten Beziehung. Dass dann auch noch meine Sorge darüber hinzu kommt, dass unsere gemeinsame Zeit im selben Ort immer weniger wird, bevor sich unsere Wege trennen, möchte ich jetzt gar nicht so beleuchten. Das ist ein anderes Problem für Paare, die wie Studenten in vom Wandel geprägten Verhältnissen leben...
Ich würde mich einfach sehr über Antworten und Ratschläge freuen, die mir vielleicht helfen, ihm zu helfen und mit der Situation gut umgehen zu können. Ich kann einfach nicht dabei zusehen, wie er sich so in seiner Angst verliert...
 
Sonata Arctica
Benutzer15049  (38) Beiträge füllen Bücher
  • #2
Ich weiß ja jetzt nicht was er studiert und worum sich seine Abschlussarbeit dreht oder was für ein Arbeitstyp er ist.
Aber ich persönlich brauche richtigen Zeitdruck, um mal in die Pötte zu kommen. Ich habe so gut wie keine schriftliche Arbeit früher als eine Woche bis 3-4 Tage vor Abgabetermin geschrieben. (Allerdings hab ich aus dem Grund auch nie studiert, das war mir alles zu "frei", das hätte ich nie geschafft mit meiner Arbeitsweise)
Vielleicht ist er ja auch eher so ein Typ.

Ansonsten muss er eben ein Semester dranhängen und arbeiten gehen. So ist das Leben, da wird er nicht drumrum kommen.
Ist vielleicht sogar ganz gut so, denn dann kriegt er vielleicht eher eine Idee davon was er machen will und was nicht.
 
M
Benutzer159517  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #3
Erstmal danke für die Antwort!

Zu seiner Arbeitsmoral kann ich nur sagen, dass er sich grade schon in einem extremen Stadium befindet. Klar hat man mal Durchhänger oder lässt Dinge schleifen bis es wirklich ernst wird. Das war bei ihm bisher auch so. Aber so ne Abschlussarbeit ist da glaube ich schon ne andere Nummer. Das merkt man ihm auch an.

Vielleicht hast du Recht, dass das eine Möglichkeit zur Selbstfindung wäre. Das werde ich mal vorsichtig ansprechen. Aber momentan kommt eine Verlängerung für ihn absolut nicht infrage...
 
F
Benutzer157424  (38) Verbringt hier viel Zeit
  • #4
Hey, Ich gehöre auch eher zur Aufschiebsorte. ... habe lange studiert und oft gehadert, was ich danach eigentlich damit anstellen soll und ob ich überhaupt fürs arbeiten geschaffen bin. Dann musste ich ein Praktikum im Unternehmen machen, und siehe da: ich kann arbeiten! Und so viel besser als studieren! Das hat mir definitiv einen Schub gegeben. Also eventuell verlängern und versuchen, nebenbei einen Werkstudentenjob zu machen.

Ansonsten: ich hatte mal in einem Bewerbungstraining den Tipp, dass man sich den Job aufschreiben soll, den man haben will. Das wird selten derjenige sein, den man bekommt, aber man bekommt ein Gefühl dafür, in welche Richtung man will und auf was man sich bewerben will. Ich habe mich dann auch nur auf Jobs beworben, die meine Anforderungen halbwegs erfüllten. Gleichzeitig steckt man Grenzen ab, was man nicht will.

Und weil ich weiß, wie schwer es als Absolvent ist, zu wissen, wo man da denn anfangen soll, gebe ich ein paar Punkte in die Hand:

Ort: bin ich bereit, meinen Wohnort zu wechseln, unter der Woche zu pendeln oder will ich bleiben? Wie weit weg bin ich bereit zu gehen oder soll es mindestens sein? Das solltet ihr durchaus gemeinsam besprechen, damit er sieht, dass ihr eure Zukunft gemeinsam plant.

Aufgaben: welche Themengebiete interessieren ihn am meisten? Wie stellt er sich die Aufgaben in seiner Arbeit vor? Hat er spezifische Jobs, die er aus senden Studium heraus kennen gelernt hat, die er gerne machen würde?

Kommunikativ ja/ nein? Will er einen einfachen Bürojob, wo er meistens am Computer arbeitet und mit den Kollegen an und zu schwatzt? Oder will er lieber mit allen möglichen Leuten kommunizieren, telefonieren, zusammen arbeiten? Besonders kommunikative Jobs werden als solche auch ausgeschrieben, das kann man schnell erfühlen.

Reisetätigkeit/ Arbeit unterwegs: will er lieber 5 Tage die Woche im Büro sitzen oder einen Teil davon/ alles unterwegs sein?

Arbeitszeiten: wie viele Stunden sollen es sein? Wie sehr kümmern ihn Überstunden? Will er feste Arbeitszeiten, gleitende Arbeitszeiten, Heimarbeit, frei einzuteilende Stunden?

Weiterbildung: wie wichtig ist ihm Weiterbildung? Gibt es Zusatzqualifizierungen, die er gerne machen würde? Will er auch regelmäßig fortbilden?

Größe des Unternehmens: soll es eher groß sein (Gute Arbeitsbedingungen, starker Betriebsrat, stark spezialisiertere Arbeit) oder ein kleinerer Betrieb (oft schlechtere Arbeitsbedingungen, schwacher bis kein Betriebsrat, dafür größere Entfaltungsmöglichkeiten)

Mehr fällt mir gerade nicht ein, denke das dürfte aber einen guten Überblick geben. Vielleicht hilft ihm eine Aufstellung dazu, sich darüber klar zu werden, wo er hin will.

Ansonsten muss man bedenken, dass so eine Jobsuche mindestens 3 Monate, oft länger dauert, wenn man nicht der akademische überflieger ist. Er müsste eigentlich nebenbei anfangen sich zu bewerben, aber den Druck kann man kaum brauchen wenn man an einer Arbeit schreibt. Eventuell kannst du ihm auch die Angst nehmen, indem du ihm sagst, dass er erst nach der Arbeit suchen muss und dann in Ruhe entscheiden kann, während er eventuell jobbt.
 
I
Benutzer144428  (30) Meistens hier zu finden
  • #5
Was glaube ich am wichtigsten und sinnvollsten ist ihm klar zu machen, dass die Fertigstellung der Abschlussarbeit nicht gleichzeitig bedeutet, dass er anfangen muss zu arbeiten.
Im Moment kombiniert er seine Angst vor der Arbeit und deren Beurteilung mit der Angst vor dem Arbeitsleben, was dazu führt, dass er jetzt vor einem riesigen Berg Angst steht, den er seiner Meinung nach nicht überwinden kann, statt vor zwei kleineren Haufen.
Fakt ist, dass es Geld kosten würde wenn er die Abschlussarbeit hinauszögert, mehr Geld als er hat. Diese sollte er also auf jeden Fall diesen März fertig bekommen.
Aber danach ist er frei von den Langzeitstudiengebühren, danach kann er dann das Problem mit der Arbeit nach dem Studium angehen, ganz separat. Er kann auch noch ein Jahr Work and Travel machen oder durch Spanien trampen (wie ein Freund von mir), er könnte so vieles machen um sich selbst zu finden (dabei muss er nichtmal unbedingt weit weg von dir). Wichtig ist erstmal, dass er das Problem der Abschlussarbeit fertig bekommt, ganz separat von seinem zweiten Problem.
Vielleicht schaffst du es ja ihn zu überzeugen, dass es zwei getrennte Ängste sind und er nicht verpflichtet ist nach dem Studium sofort zu arbeiten.
Das kann im besten Fall dazu führen, dass er mit Arbeit seinen Abschluss schafft und hinterher so motiviert ist von der Errungenschaft, dass er sich sofort an die Jobsuche macht.
Denn wenn er zwei so große Ängste mischt, dann bringt er sich in eine Spirale von depressions- und burnoutähnlichen Gedanken, die alles noch viel schlimmer machen.
 
Greeny
Benutzer150857  (36) Sehr bekannt hier
  • #6
Ich finde es ja ehrlich gesagt ziemlich optimal 2 Monate vor Abgabe anzufangen. Jetzt kommt Druck auf, auch ein bisschen Panik, die man aber ja super nutzen kann, um jetzt so richtig reinzuhauen.

Ich würde ihm da nicht groß reinreden oder versuchen ihn zu organisieren. Könnt mir vorstellen, dass das eher einen Keil zwischen euch treibt, weil er sich beobachtet und kontrolliert fühlen könnte. Schlag ihm doch vor, in regelmäßigen Abständen Termine bei seinem Betreuer zu vereinbaren, so hat er mehr Druck, um was zu machen, sonst steht er mit leeren Händen dort. Ansonsten denke ich, dass du nicht viel machen kannst. Es ist seine Abschlussarbeit und wenn er wirklich nicht noch ein Semester dran hängen will, wird er schon noch in die Pötte kommen.
 
R
Benutzer52594  Verbringt hier viel Zeit
  • #7
Kann seine Ängste sehr gut nachvollziehen. Habe auch ohne Bafög ein Studium durchgezogen. Die Angst im Hinterkopf wenn man ne Prüfung versaut noch 1-2 Semester dranhängen zu müssen. Und das ganze dann noch zusätzlich zu finanzieren. Zusätzlich zu Miete, Studiengebühren und Lebenshaltung kommt ab ne bestimmten Zeitpunkt noch Kosten für Krankenversicherung obendrauf.
Wichtig ist meiner Meinung nach:
- du solltest ihm sagen, das du zu ihm stehst egal was passiert
- Keinen Druck ausüben, den hat er schon. Aber ihn darin bestärken seine Abschlussarbeit mit höchster Priorität durchzuziehen und zu einem positiven Ergebnis zu bringen (Er brauch keine Topnote, bestanden ist das wichtigste und immer besser als ohne Abschluß).
- wenn jetzt schon ersichtlich ist, das der Termin nicht zu halten ist, muss er kurzfristig mit seinen Profs. sprechen und eine angemessene Fristverlängerung erwirken
- vielleicht ist er ja mit dem Thema fehlgegangen. Wenn das so ist, sollte er sich lieber eher als später ein neues besorgen (Profs.)
- egal ob er den Termin Ende März einhält oder nicht, ich würde mich für das nächste Semester einschreiben und auch die erhöhten Semestergebühren in Kauf nehmen. (Gründe: Status Student erhalten um günstiger krankenversichert zu bleiben und leichter einen Nebenjob ausüben zu können und später einen Status im Lebenslauf zu haben, mit H4 bewirbt es sich schwerer)
 
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