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Zunehmende Ziellosigkeit, chaotisches Leben, mehr und mehr Probleme

E
Benutzer61196  (35) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo liebe Forenmitglieder,
erstmal schonmal im voraus danke, dass ihr euch die zeit nehmt zu lesen und bereit seid mir vllt ein paar tipps zu geben. Jetzt aber mal direkt zur Sache:
ich bin ca 20 Jahre alt und komme ins dritte Semester des Medizinstudiums. Es häufen sich mittlerweile einige Probleme und ich weiß nicht so recht, wie ich mit ihnen umgehen kann. Auf den Punkt gebracht, sind es glaube ich mehrere große Themenbereiche:

1. Umstellung Schulzeit - Uni
damit einhergehend leider die Umstellung meiner Persönlichkeit und der Zeiteinteilung
2. frühere Probleme mit Frauen / Mädchen
3. meine erste Freundin

1. Ich glaube hier liegt für mich die Wurzel allen Übels. Beginnen möchte ich in der Schulzeit: Ich war immer ein recht guter Schüler und kam sowohl mit dem Lernstoff sehr gut mit (egal in welchem Fach abgesehen von Kunst), aber auch fast mit der ganzen Stufe. Ich hatte kaum Stress und hab die Schule immer sehr gemocht.Ich hab meine Hausaufgaben immer sofort erledigt und hatte genug zeit für hobbies und freunde. Ich war vielseitig interessiert, vor allem auch, was Latein, lateinische Philosophie, Musik,
Religion angeht (was für später noch bedeutung erlangen wird). Mittendrin kam ein Einschnitt und ich hatte eine schwere Wirbelsäulenoperation, mit der ich jedoch sehr gut umgehen konnte. Die einzige Angst war, dass ich vllt eine Lähmung bekommen könnte und ich keinen sport mehr treiben könnte. Meine Hobbies beliefen sich auf mehrere Sportarten (früher Hockey und Fußball, Tennis bis zu meiner OP 5 Jahre ca), dazu noch Klavier, was ich recht gut beherrschte. Während meiner OP kam der Wunsch auf Medizin zu studieren, was für mich vorher nicht
vorstellbar war. Ich sah, was ein Arzt für den Menschen tun konnte und wie wichtig es ist, ihn zu haben.
Mein Abi lief dann ganz gut und ich konnte direkt nach der Schule mit medizin anfangen, da ich wegen meines
Rückenleidens nicht zum Bund musste.

Kontrast: Uni
Im ersten Semester gings nun direkt zur Sache: den ganzen Tag uni, abends lernen. Hobbies? Keine Zeit. Ich lernte zwar Kommilitonen kennen und habe auch Freunde, jedoch kaum Zeit für diese. Soviel lernstress hatte ich noch nie.
Ich merkte wie ich mich veränderte: Ich war mit einem mal sehr unifixiert und wollte alles schaffen, diesen Ehrgeiz hatte ich schon immer, er hat mir auch oft geholfen. Nun aber merkte ich, wie auch um mich herum sich die leute mit steigenden Klausurstress und Druck veränderten. Ich wurde - wie viele andere komilitonen auch- reizbar, meine innere Ruhe und Contenance, meine Zuversicht und mein Selbstbewusstsein wie ich es in der Schule hatte - verschwunden. Schlimmer wurd es dadurch, dass ich keinen AUsgleich hatte. Außerdem geriet ich durch eine nicht bestandene Klausur in rückstand, die ich aber schaffen musste, weil ich sie für ein anderes Fach brauchte. Nun kam ich auch mit anderen Fächern nicht so gut klar, weil ich natürlich noch mehr machen musste als die, die auf anhieb alles bestanden. Aber mein Ehrgeiz hat mir geholfen nun alles zu bestehen. Während des Klausurstress und nun vor allem in der Freizeit fange ich an zu fragen und zu reflektieren:

Wo war ich? Wer bin ich? Wo will ich eigentlich hin?
Ich hab mich mehr und mehr nur mit mir selbst beschäftigt und meinen Problemen zu bestehen und voranzukommen.
Wenn ich mit Leuten spreche, sage ich nicht mehr
es geht mir gut und versuche mit ihnen zu reden und ihnen zu helfen mit ihren Problemen, sondern antworte: ja mit uni
muss ich noch xy bestehen. Ich bin sehr fixiert auf uni. Während des Semesters bin ich zunehmend abgestumpft emotional.
Früher war ich ruhig, hab den Menschen geholfen und 2 vor dem Suizid bewahren können. Was ist mit meiner Vielseitigkeit
und meinen Talenten? Nach dem Abi hab ich ein fast perfektes Klaviervorspiel auf der Abifeier gegeben, für die ich fast mehr
geübt hab als fürs Abi und alle dachten: Der jung studiert musik. Und nun? Keine zeit mehr, ich habe im Semester nicht einmal
Klavier geübt. Für Philosophie und Religion: ebenfalls keine Zeit. Natürlich geht nun das Studium vor, aber wirklich vor allem?
Kann man keinen Mittelweg finden, es zu schaffen und trotzdem noch etwas anderes zu machen? Ich weiß, dsas ich arzt werden will,
aber ich fühle mich manchmal wie ein LKW auf der Autobahn: Ich fahre und fahre möglichst schnell und zielfixiert, halte nur an um
Maut zu zahlen (Klausuren). Und so fahre ich und fahre, auch wenn ich nicht mehr weiß wo ich mich befinde und wo ich gerade fahre: ich hab ja ein Navi und weiß wo ich hinwill. Ja aber ist das alles? Studieren, Lernen, Beruf, Frau, Heirat, Tod? Ich bin sehr anspruchsvoll mit meiner Lebensplanung: eigentlich möchte ich so gerne mein Klavierspieltalent ausbauen, Sport treiben, Freunde treffen und mich noch mit anderen interessanten Lernfächern auseinandersetzen. zB Philosophie oder Religion als Zweitstudium, aber das würde ich mich nie trauen, da ich lieber vorwärtsdenke und Arzt werde. Außerdem ist irgendwo tief in mir eine Art Marlboroman: ich würde mich so gerne wieder einfach
mal frei fühlen und unbeschwert leben, wie die kurze zeit nach dem Abitur, wo alle wege offenstehen. Im moment fühl ich mich bedrängt und etwas gehtzt. Stehe auf und hake meine Tagesplanung ab, versuche möglichst effektiv zu leben um viel zu schaffen. In letzter zeit hab ich mich nur einmal
frei gefühlt: Im Urlaub, wo ich Sportsegeln war und ich hochkonzentriert und voller adrenalin war.
Ich hätte auch so gerne mal wieder Zeit zu philosophieren. Zeit für Religion, Philosophie und wirkliche Fragen des Lebens um auch persönlich zu wachsen.

2. Meinen ersten wirklichen KOntakt hatte ich zu einer Klassenkameradin in der 10, die ich öfter schüchtern-verliebt anblickte, aber ich nicht auf sie zuging, obwohl ich eigtl ein offener Typ bin, der keine Probleme mit Kommunikation hat und die Dinge in die Hand nimmt. Das kriegten natürlich die Klassenkameraden mit und belächelten mich, gaben spitze kommentare ab, dass ich mich von dem Thema ganz verabschiedete und es nicht weiter verfolgte. Gefühle für sie unterdrückte ich und lenkte mich mit Hobbies, Freunden, Hausaufgaben ab. Dann verliebte ich mich leicht in meine beste Freundin, der ich half mit ihrer Trennung ihres Freundes. EInmal verhielt sie sich in ICQ komisch, ich konnte sie gar nicht mehr beruhigen und war
dann plötzlich weg. Ich rief sie an, sie heulte und ich konnte sie gerade noch einmal beruhigen und fuhr zu ihr hin. Später erzählte sie mir, sie wollte sich umbringen. Wir machten mehr und mehr zusammen, sie redete von ihrem Freund, ich brachte sie davon ab. Ich hatte meinen ersten engen Kontakt
zu einem Mädchen. Wir tanzten eng in der Disko, erzählten uns alles, wir sprachen über sex ( das erste mal, was ich aufregend fand). Ich stellte mir immer
wieder sex mit ihr vor. Ich sprach mit ihr darüber, dass ich noch nie wirklich jmd geküsst habe und sie zeigte mir wie es ging, ich wusste aber, dass ich bei ihr eh nicht landne konnte, da sie noch an ihrem ex hing und sie mich nur als "Freund" wollte. Es ging in die Abiphase und ich lernte mit einer, die auch gut in der schule war, aber die totale aussenseiterin. WIr waren ziemlich auf einer Wellenlänge und kamen gut klar. Zunehmend entwickelte sich mehr, was ich mir aber nicht eingestand, weil sie nicht akzeptiert wurde in der Stufe (sie kam erst später dazu und war eher zurückhaltend) und meine Eltern mochten sie nicht. Meine Freunde merkten was sache war, aber ich bestritt jegliche Zuneigung zu ihr. Nach dem Abi wollten wir mit der Clique (in der die Freundin
auch war, die sich umbringen wollte, nennen wir sie Freundin A) und meinem besten Kumpel weg nach Malle. DIeser sagte kurzfristig ab und meine Freunde nahmen die Aussenseiterin (Freundin B) mit, um mich mit ihr zusammenzubringen. Im Urlaub war ich mit meinem besten Schulfreund auf einem Zimmer, aber meine Kumpels brachten mich immer wieder für eine Nacht mit Freundin B auf ein Zimmer, was ich ablehnte (äußerlich). Wir küssten uns und machten leichtes Petting, mehr ließ
ich nicht zu. Jeden Abend hatten alle gut getrunken, wir gingen feiern in die Disko. Wir kamen alle super klar und ich hatte teilweise mehr mit Freundin B, was ich aber nie zugab (Freundin B hatte eigtl einen Freund zuhause, aber war total in mich verliebt). Zuhause angekommen redeten wir, was aus uns wird, sie meinte sie wollte eine Beziehung, doch ich lehnte ab, weil ich noch nicht so weit sei. nun glaube ich mittlerweile, dass es eher daran lag, dass ich keine
haben wollte, die meine Eltern nicht mochten und auch die clique nur so halb akzeptierte. Sie zog dann mit ihrem Freund weg und mir wurde mehr und mehr klar, wie sehr ich sie mochte, aber ich tat nichts um sie wiederzusehen. Außerdem reizte es mich, mit ihr nur einmal zu schlafen, weil sie so erfahren war. Egal,
sie studierte nun ich ichwürde auch wegziehen. Nach der Abifahrt hatte ich zu einer guten Freundin aus der Clique (die aber nicht im Urlaub war, Freundin C)
viel Kontakt und sie half mir.

3.Das Studium begann und an den Wochenenden machten wir noch manchmal was. Nach einem Diskobesuch, wo ich betrunken war, küsste ich sie. Es bahnte sich meine erste Beziehung an - von der natürlich wieder niemand was wusste, nicht mal die Cliquenmitglieder. Nun bin ich seit einem halben Jahr mit ihr zusammen. Die Clique weiß es erst seit einem Monat und war natürlich etwas stinkig. Meine Eltern wissen nicht wirklich was davon, obwohl sie es ahnen. Ich hab meine Freundin wirklich gern, doch ich zeige es NIE in der öffentlichkeit und habe wirkliche Probleme damit. Wenn wir uns so treffen, geht es und wir küssen uns und haben auch normal sex. Nun kristallisieren sich mehrere Probleme heraus: Ich mache wirklich viel fürs Studium, in den Semesterferien gehe ich auch wieder einigermaßen meinen Hobbies nach, doch treffe ich sie nur ca 1-3 mal die Woche. Ich bin damit zufrieden doch sie fühlt sich etwas
vernachlässigt und hat angst, dass wen anders haben könnte, was aber gar nicht der Fall ist. Ich habe ihr versprochen, dass wir mehr telefonieren und mehr kontakt
haben, doch bin ich ein freiheitsliebender Mensch und fühle mich sehr eingeengt. Das wird wieder mehr ein Problem, wenn das semester losgheht, und ich wieder
an einem anderen Ort wohne und studiere als sie, denn sie hat auch ein zeitaufwändiges Studium und wir sehen uns noch weniger. Ich überlege schon schlusszumachen,
doch wenn ich sie treffe und sie vor mir steht, merke ich wie gern ich sie habe. Manchmal glaube ich auch, möchte ich einfach vor den eigentlichen Problemen
und der Beziehung davonrennen. VOr meiner Schwäche, die Gefühle und meine Beziehung nicht zugeben zu wollen, vor Konseuquenzen. Obwohl ich weiß, wie schön es
doch eigentlich ist. Andererseits hätte ich auch irgendwo gerne Freiheit udn würde was mit Leuten von meiner Uni mahcne, doch dann müsste ich auch mal in meiner
Studistadt bleiben.
Es würde mich irgendwie reizen wieder frei zu sein, ohne Bedenken mit Kommilitonen feiern zu gehen, auch mal mit anderen Mädchen zu flirten und neue Erfahrungen
zu haben. Es läuft zwar mit sex mit meiner Freundin ganz ok, doch hätte ich auch gerne neue Erfahrungen. Meine Freundin ist leider sehr zurückhaltend,
ich muss oft die Initiative ergreifen. Doch ich weiß, dass das nicht alles ist und weiß auch, dass ich sie seeeehr gerne hab. Ich könnte ihr auch nicht vor
den Kopf stoßen, weil sie mich so sehr liebt, doch vielleicht wäre es besser um mich und alles zu sortieren.

Zum Schluss:
1) Wie kriege ich Hobbies und Studium unter einen Hut
2) Wie pflege ich Interessen und Freunde
3) Wie gehe ich mit der Freundin um
4) Wie kriege ich Ordnung ins Chaos
5) Wo ist eigentlich das Hauptproblem
.....

VIELEN DANK!!
 
I
Benutzer82635  (42) Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Stopp!
Das Hauptproblem ist, dass Du alles in einen Topf wirfst. Kein Wunder dass Dich das runterzieht.

1 + 2) Studium ist mehr als nur Stoff lernen, es ist Lernen mit Zeit umzugehen und Aufgaben zu koordinieren. Vergleiche mit der Schulzeit klappen i.d.R. nicht:
Hobby und Studium sind schwer miteinander zu kombinieren, von Hobbies will ich erst gar nicht reden. Was Du im Studium durchmachst, das ist leider ganz normal. So um das dritte Semester erwischt es die meisten. Die Kommilitonen verändern sich, die Stimmung und das Ganze Drumherum. Wenn -bzw. da- Du nicht der Typ bist, der mit einem "wird-schon-gehen" durchs Studium laufen wird, kannst Du nur eines machen: Aussortieren!
Anstelle vieler Hobbies nur halbschaurig, mache lieber ein oder zwei mit voller Konzentration. Sport als Ausgleich zum Studium und der ewigen Sitzerei am PC und Schreibtisch sind fast schon notwendig. Wenn Du, auf Grund der Wirbelsäule, keinen schweren Sport machen kannst, dann geh zumindest Spazieren. Bewegung und frische Luft... dass ich das jemals einem (zukünftigen) Arzt sagen werde.. :zwinker:

3) Was Deine Freundin angeht, so würde ich regelmäßige Treffen während des Semesters vereinbaren. Mal besuchst Du sie, mal sie Dich. Dass Du zu ihr stehen solltest, ist meiner Meinung nach eine klare Sache. Wie soll sich Deine Freundin wohl fühlen, wenn Du Dich nicht mit ihr an die Öffentlichkeit traust? Deine Eltern ahnen bestimmt längst etwas, also kannst Du es ihnen auch erzählen. In Deiner Unistadt solltest Du Deine Freundin -bei einem der angesprochenen Besuche- Deinen Kommilitonen vorstellen, dann könnt ihr gemeinsam etwas unternehmen. Deine Freundin wird sich da bestimmt auch besser dabei fühlen.

Das setzt jedoch voraus, dass Du eure Beziehung nicht beenden willst. Da kann ich Dir auch keinen Rat zu geben, ich an Deiner Stelle würde aber versuchen, die Beziehung zu erhalten.

4+5) Das meiste habe ich schon gesagt, trenne erst einmal die einzelnen Punkte voneinander. Freundin, Hobby und Studium sind drei Sachen, nicht eine! Was ich noch erwähnen möchte: Zum Hauptstudium wird sich noch einiges ändern. Nicht dass da alles locker und einfach ist, aber in der Regel wesentlich flexibler. Um den Druck zu reduzieren, solltest Du auch daran denken, dass ein Studium eine gewisse Regelstudienzeit umfasst, mehr zu brauchen ist also kein Drama und ein paar vergeigte Klausuren gehören auch dazu.

Zu der ganze Thematik gibt es noch viel mehr zu sagen, ich denke aber dass Dir ein paar Punkte vorerst reichen. Wenn gewünscht, können wir an einigen Stellen noch ins Detail gehen.
 
J
Benutzer78036  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #3
Hallo Leidensgenosse,
ich kann deine Situation voll verstehen. Zu Schulzeiten wollte ich immer etwas sprachliches studieren - durch Zufall bin ich an Wirtschaftsingenieurwesen gekommen. Das Studium nimmt 60% meines Lebens ein, den Rest meine Partnerschaft und mein Schlafbedarf. Ich habe kein freies Wochenende, keine Zeit für Hobbys und Freunde. Ich lebe nur für mein Studium und auch die Beziehung leidet darunter, Man hat immer nur seinen Plan im Kopf was man noch tun muss, macht sich Vorwürfe weil man dieses und jenes wieder nicht geschafft hat etc...man hat das Gefühl das Leben zieht an einem vorbei und man kann nichts tun.
Mein Plan ist für das kommende Semester:
- unter der Woche: Kram für die Uni erledigen
- Samstags: Zeit für meinen Partner
- Sonntag: lernen
- 2x die Woche Abends: mit Freunden was machen
Obs klappt? Sicher nicht, denn immer wieder, wenn ich Dinge mache, die nichts mit der Uni zu tun haben, habe ich ein schlechtes Gewissen :frown:
 
E
Benutzer61196  (35) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #4
Stopp!
Das Hauptproblem ist, dass Du alles in einen Topf wirfst. Kein Wunder dass Dich das runterzieht.

1 + 2) Studium ist mehr als nur Stoff lernen, es ist Lernen mit Zeit umzugehen und Aufgaben zu koordinieren. Vergleiche mit der Schulzeit klappen i.d.R. nicht:
Hobby und Studium sind schwer miteinander zu kombinieren, von Hobbies will ich erst gar nicht reden. Was Du im Studium durchmachst, das ist leider ganz normal. So um das dritte Semester erwischt es die meisten. Die Kommilitonen verändern sich, die Stimmung und das Ganze Drumherum. Wenn -bzw. da- Du nicht der Typ bist, der mit einem "wird-schon-gehen" durchs Studium laufen wird, kannst Du nur eines machen: Aussortieren!
Anstelle vieler Hobbies nur halbschaurig, mache lieber ein oder zwei mit voller Konzentration. Sport als Ausgleich zum Studium und der ewigen Sitzerei am PC und Schreibtisch sind fast schon notwendig. Wenn Du, auf Grund der Wirbelsäule, keinen schweren Sport machen kannst, dann geh zumindest Spazieren. Bewegung und frische Luft... dass ich das jemals einem (zukünftigen) Arzt sagen werde.. :zwinker:

3) Was Deine Freundin angeht, so würde ich regelmäßige Treffen während des Semesters vereinbaren. Mal besuchst Du sie, mal sie Dich. Dass Du zu ihr stehen solltest, ist meiner Meinung nach eine klare Sache. Wie soll sich Deine Freundin wohl fühlen, wenn Du Dich nicht mit ihr an die Öffentlichkeit traust? Deine Eltern ahnen bestimmt längst etwas, also kannst Du es ihnen auch erzählen. In Deiner Unistadt solltest Du Deine Freundin -bei einem der angesprochenen Besuche- Deinen Kommilitonen vorstellen, dann könnt ihr gemeinsam etwas unternehmen. Deine Freundin wird sich da bestimmt auch besser dabei fühlen.

Das setzt jedoch voraus, dass Du eure Beziehung nicht beenden willst. Da kann ich Dir auch keinen Rat zu geben, ich an Deiner Stelle würde aber versuchen, die Beziehung zu erhalten.

4+5) Das meiste habe ich schon gesagt, trenne erst einmal die einzelnen Punkte voneinander. Freundin, Hobby und Studium sind drei Sachen, nicht eine! Was ich noch erwähnen möchte: Zum Hauptstudium wird sich noch einiges ändern. Nicht dass da alles locker und einfach ist, aber in der Regel wesentlich flexibler. Um den Druck zu reduzieren, solltest Du auch daran denken, dass ein Studium eine gewisse Regelstudienzeit umfasst, mehr zu brauchen ist also kein Drama und ein paar vergeigte Klausuren gehören auch dazu.

Zu der ganze Thematik gibt es noch viel mehr zu sagen, ich denke aber dass Dir ein paar Punkte vorerst reichen. Wenn gewünscht, können wir an einigen Stellen noch ins Detail gehen.


hey erstmal vielen Dank für dein ausführliches Statement.
Ich wollte eigentlich Studium und schulzeit nur indirekt vergleichen, was es an mir verändert hat, und wie ich mich verändert hab. Früher war halt alles im Lot, die Schule lief von selbst, dadurch genug Zeit für Freunde und hObbies. Ich war insgesamt ausgeglichen und zufrieden und glücklich. Daher konnte ich mich auch offen den Freunden widmen und ihnen helfen. Mit zunehmenden Stress jetzt im Studium merke ich aber, dass ich viel über meinem Leben grüble und nachdenke, statt die Dinge in die Hand zu nehmen und abzuhaken. Na klar, ich bin immer noch recht erfolgreich, aber nicht mehr so glücklich und zufrieden, daher auch nicht offen zu andern, ich kann schlechter zuhören und bin oft angespannt und unruhig. Doch ich bin ein religiöser Mensch und will doch auch anderen helfen und nicht immer nur in meine kleine ach so problematische Welt schauen. Aber der Horizont geht verloren und ich arbeite nur noch auf die einzelnen klausuren hin. Ich leide zunehmend unter Prokrastination und DAS ist mit ein Punkt, der mich enorm nervt. Und ich fühl mich abends immer tot müde und geschafft. Ich schiebe das unangenehme teilweise. Warum pack ich die Sachen nicht an und mah eins nach dem andern.
Bezüglich der Hobbies hast du natürlich Recht. Man kann nicht alles machen.im Moment in den Semesterferien schwimme ich 3x die Woche 10-20km bis ich halbtot bin und geh an den restlichen Tagen laufen, das ist der ausgliech schlechthin. Natürlich werd ich das auch wieder minimieren müssen, aber das sind sportarten mit denen ich doch wenigstens recht flexibel bin.
Schade find ich halt auch einfach, dass ich mehr und mehr zum gefühllosen arbeitsroboter werde und das lässt sich mit meinen Ansichten nicht vereinbaren. Andererseits weiß ich auch nicht, wie ich wieder "der alte" sein kann mit contenance, freude am leben usw. Bis jetzt ist einfach nicht die studienzeit die schönste zeit, sondern die Schulzeit. Meine Eltern verstehen das nicht.
Und nein, es liegt nicht am Studiengang, die Inhalte gefallen mir schon und es steht gar nicht zur debatte den studiengang zu wechseln.
Bezüglich der Freundin bin ich halt vorbelastet mit Frauen (s.o.). Ich tu mich schwer zu meinen Gefühlen zu stehen, vllt seh ich sie sogar als schwäche (obwohl ich weiß, dass dem nicht so ist). Dass ich eine aussenseiterin mochte und nicht zu ihr stand war fehler, aber ich bin zu schwach zu meiner jetzigen Freundin zu stehen, ich weiß nicht warum :frown:.
Danke fürs Lesen und Helfen
 
I
Benutzer82635  (42) Verbringt hier viel Zeit
  • #5
Einen Vergleich zwischen Schule und Studium stellt man zu Beginn des Studiums irgendwie immer an. Warum auch nicht, meistens ist doch die Schule das, was man bis dahin groß kennt.
Aber, wie geschrieben, dieser Vergleich muss nunmal schief gehen. Lernen ist nicht gleich Lernen und Uni hat mit Schule -entgegen der Gemeinsamkeiten auf den ersten Blick- nicht viel gemein.
Warum schiebst Du das Unangenehme? Weil Du auch nur ein Mensch bist. Und wenn Du noch so sehr "früher" doch alles erledigt hast, die unangenehmen Sachen zuerst, erst die Arbeit und dann das Vergnügen, alten Menschen über die Straße geholfen hast und an die Armen gespendet hast... Ein Studium raubt einem die letzte freie Minute und ja... es verändert die Menschen. Irgendwann kommt der Punkt, da willst Du nur Deine Ruhe haben, da sollen Andere spenden, da sollen andere über die Straße helfen. Warum auch nicht, solange es nicht ausartet?

Änderungen sind nötig: Schülerlein haben in der Uni nichts verloren, aus Schülern müssen Studenten werden, aus Studenten später Arbeitnehmer. Genau hier schließt sich der Kreis: Uni ist nicht Schule, schon da sich Mensch und Umgebung ändert.

Also: Änderungen sind nötig, Änderungen sind gut? Ja und nein.. natürlich. Wie schon geschrieben, so fordert ein Studium Selbstdisziplin und Zeitmanagement. Manchmal ist Uni Darwin pur: Wer es nicht lernt, der wird aussortiert. Man kann jetzt ewig darüber streiten, ob das unbedingt so sein muss und ob "Survival of the fittest" wirklich nötig ist. Ändern kann man es meist nicht, anstatt gehen Windmühlen kämpfen würde ich die Kraft lieber in andere Dinge stecken, Dinge die einem wirklich weiterhelfen.

Zum Lernen an der Uni gehört nämlich auch, dass man lernt Freiräume sowohl zu nutzen als auch selbst zu schaffen. Das erfordert Kraft! Irgendwie bereitet die Uni da mehr aufs Leben vor, als es die Schule je tat. Dein Chef wird Deine Arbeit später nicht nach objektiven Leistungsvorgaben bewerten, sondern er wird Dich aller Regel nach zuschütten und Du musst Dich darin zurechtfinden (lernen). Nicht jede Kleinigkeit muss fertig sein, nicht jede Lösung perfekt und vor einem gewissen Termin muss der Ordner mit Text nicht durch sein. Uni ist -wie das Leben- Arbeit auf einen Punkt: Arbeit zum Termin fertig ist okay. Davor oder danach fertig zu sein ist beides falsch. Perfektionismus am richtigen Fleck ist gefragt, nicht das Gießkannenprinzip.

Was das "wieder der Alte" sein angeht: Das wirst Du nicht. Und glaube mir, das ist auch besser so. Das heißt aber bloß nicht, dass Du Dich von der Uni komplett verändern lassen sollst. Sei offen für Veränderungen, aber bleib Dir treu. Helfe den alten Leuten über die Straße, sei großzügig zu den Armen und lass Dir das nicht ausreden. Aber passe Dich zugleich an die Uni an, breche aus und lass Dich einfangen. Das ist leider ziemlich unkonkret, das muss man aber selbst lernen.. so gerne ich Dir da Tipps zum "richtigen" Handeln geben würde.
Mal ein Beispiel zu Deiner Situation:
Lebensfreude ist etwas, das kann und soll die Uni nicht nehmen (können). Zieh Dir eine Grenze, bis zu dieser lässt Du Dich einspannen, bis dahin akzeptierst Du den Stress. Aber gönne Dir auch einen Punkt, an dem Du den Kram in die Ecke wirfst und einfach zum Schwimmen gehst. Oder: Akzeptiere den Arbeitsroboter, aber nicht das "gefühllos".

Im Grunde kann ich Dir aber nur gratulieren: Du erkennst was mit Dir geschieht. Du wirst es vielleicht (noch?) merken, aber viele Deiner Kommilitonen merken das nicht und lassen sich in eine Form pressen! Du bist damit vielen Leuten um Längen voraus, jetzt musst Du "nur" noch sehen, woher der Druck kommt und entscheiden, inwieweit Du ausweichen (=Dich ändern) oder standhalten willst. Wie bereits geschrieben: Das Beste liegt in einer Mischung aus beidem, die Extrema kosten nur Kraft.
Und nein, es liegt nicht am Studiengang, die Inhalte gefallen mir schon und es steht gar nicht zur debatte den studiengang zu wechseln.
Das alles ist übrigens -bis auf wenige Ausnahmen- vom Studiengang unabhängig. Die Studienzeit kann die Hölle sein, sie kann aber auch ganz schöne Seiten haben. Ob sie die schönste Zeit des Lebens ist? Naja... da habe ich auch meine Zweifel. Die ganzen Stories über das fröhliche Studentenleben rechne ich zumindest zu den Märchen.

Wie schon gesagt, das Problem mit Deiner Freundin würde ich vom Rest trennen. Das kann schon damit losgehen, dass Du mal einen Thread aufmachst, indem es sich nur um Vergangenheit und Deine jetzige Freundin dreht. :zwinker:
Trennen würde ich es übrigens auch schon da ich an Deiner Stelle die Uni nicht die Beziehung beeinflussen lassen würde. Im Grunde eine praktische Anwendung des Obigen: Die Uni darf Einfluss nehmen, aber bis wohin entscheidest Du. (Auch ein Grund, warum ich an Deiner Stelle die Beziehung nicht gleich beenden würde.)

Da der Text jetzt eh schon viel zu lang geworden ist, reiße ich das Thema nur noch kurz an: Meiner Meinung nach solltest Du es stückchenweise versuchen. Lade Deine Freundin in Deine Unistadt ein, besuche sie in ihrer. Danach könnt ihr mal die Stadt ansehen, dann vielleicht ein paar Kollegen treffen. Nach und nach sie in Dein Leben aufnehmen, nicht gleich von 0 auf 100.

So und bevor jetzt noch jemand vermutet, ich sei ein Uni-Hasser: Stimmt nicht! :zwinker:
 
K
Benutzer72378  (35) Verbringt hier viel Zeit
  • #6
Hallo.
Bei mir ist es so, dass ich im WS08/09 das erste mal eine Uni besuchen werde (Informatik B. sc.). Ich gehe mit sehr stark gemischten Gefühlen an die Sache doch wenn ich das jetzt so lese bricht schon fast die Panik aus. Ich weiss im Moment auch nicht ob ich denn das richtige tue. Ob das Studium die richtige entscheidung ist und ob der Studiengang geeignet für mich ist. Ich weiss nicht wie viel Zeit ich noch habe für Freunde/Hobbys und vor allem Freundin. Ich hab sogar angst mich von meiner Freundin (2 1/2 Jahre beziehung) trennen zu müssen weil einfach keine Zeit mehr da ist. Und hier ist der Punkt wo ich echt ins grübeln komme.
Wenn das Studium echt "so verändert" und "alles anders" macht, dann wäre für mich wahrscheinlich erstmal ein FSJ oder direkt eine Ausbildung die bessere alternative. Eigentlich bräuchte ich mehr Zeit zum nachdenken, die ich leider nicht bekomme.

Warum ich das jetzt schreibe? Nun, es ist ein ähnliches Problem wie der TE hat. Wir können gerne mal per PM reden, wenn du meinst es bringt was.
 
I
Benutzer82635  (42) Verbringt hier viel Zeit
  • #7
:smile: Ich habe es fast befürchtet: Mein Text ist keine Ansprache gegen die Uni, ganz im Gegenteil!
Jedoch sollte man als (zukünftiger) Student die ganzen "lustigen" Studentengeschichten kritisch betrachten: Uni ist nicht Party, Feiern und Saufen. Zumindest nicht, wenn man in angemessener Zeit und mit angemessenem Ergebnis abschließen will. Aber es gibt auch immer ein paar Kandidaten die in der Klausurenphase noch ordentlich einen draufmachen und bist zum 29. Semester an der Uni studieren.

Hand aufs Herz: Wollt ihr wegen Party und Saufen an die Uni, oder wegen des Abschlusses?

Genauso solltet ihr euch mal ganz ehrlich fragen, ob ihr euch nicht auch im Laufe der Schulzeit geändert habt? Und wer hatte als Kind nicht auch Bedenken angesichts der bevorstehenden Veränderungen mit Übertritt von der Grundschule?
Und auch eine Ausbildung oder ein FSJ ändern den Menschen, wie gesagt: Das ist auch gut so!

In der Schule wurden die Sahnestückchen oft auf dem Tablett serviert, man musste nur zugreifen. In der Uni muss man diese selbst suchen, aber sie sind ebenfalls vorhanden! Gleichzeitig war Schule -selbst wenn es eine Ganztagsschule war- nur ein Nebenjob. Ein Studium ist ein Hauptberuf, sodass man für andere Dinge Prioritäten setzen muss. Das ist Teil des Erwachsenwerdens. Und eine Freundin würde ich, wenn es sonst gut läuft, NIE (mit vier Ausrufezeichen!) nur der Uni wegen opfern. Eine Sache der Priorität eben.

Kurz gesagt: Betrachtet die Uni nüchtern und nicht euphorisch, aber auch nicht ängstlich!
 
K
Benutzer84833  (43) Verbringt hier viel Zeit
  • #8
Hallo E4gle :smile:

Studium, Charakter, Freizeit:

Natürlich verändert dich die Uni, schließlich machst du neue Erfahrungen und musst dich anderen Herausforderungen stellen. Es ist aber nicht wahr, dass sie deine Persönlichkeit so stark verändert, wie du das zur Zeit zu beobachten meinst.
Du hast bereits selbst festgestellt, dass du nun unter viel stärkerem Druck stehst und ein wesentlich höheres Arbeitspensum zu bewältigen hast - nun lernst du dich unter diesen Umständen kennen. Wenn du dich arrangiert hast, dein Studium besser durchgeplant ist, du mit dir wieder zufriedener bist, wirst du deine alten Charakterzüge wieder erkennen. Du warst in der Schule nicht bis an dein Limit gefordert, hattest genügend Freizeit und Energie, um ausgeglichen und hilfsbereit zu sein, zuzuhören und zu helfen.
Jetzt stehst du unter großem Stress, die Arbeit ist nicht am Nachmittag erledigt - es gibt immer etwas zu tun und es stehen immer Termine an. Selbst wenn du es schaffst alles zu erledigen, bleibt noch das ganze Wissensfeld deines Studiums, an dem du arbeiten könntest (vom Gefühl her sicherlich auch solltest). Du zeigst eine perfektionistische Ader und daher gibt es keinen Abschluß - in der Schule ist der Stoff klar begrenzt, es gibt den Punkt, an dem man für den Tag eben alles erledigt hat. An diesen Punkt kommt man im Studium selten - meistens erst spät am Abend, wenn man es geschafft hat nichts aufzuschieben und den ganzen Tag konzentriert zu arbeiten. Trotzdem kann man sich dann nicht wirklich zurücklehnen, denn am nächsten Tag geht es weiter.
Natürlich beschäftigt dich das! Du bist fast rund um die Uhr damit beschäftigt deine Termine einzuhalten und wenn du dir eine Auszeit nimmst, stehen sie trotzdem im Raum. Deswegen schleicht sich das in deine Gespräche - es beschäftigt dich eben. Es fällt dir schwerer zuzuhören, weil du selbst problembelastet bist und kaum davon Abstand nehmen kannst. Das ist normal! Es zeigt keine endgültige Charakterveränderung deinerseits, es zeigt dir nur den Unterschied zwischen deinem Selbst, wenn du entspannt und mit dir zufrieden bist und deinem Selbst, wenn du unter Stress stehst und unzufrieden bist, weil du nicht alles bewältigen kannst, wie du es von dir erwartest.
Du möchtest den Menschen noch immer helfen, du möchtest noch immer gerne zuhören und es plagt dich deswegen ein schlechtes Gewissen - du möchtest kein gefühlloser Arbeitsroboter sein, wie du schreibst. Erst wenn du hingehen würdest und dir dieses momentane Defizit gar nicht bewusst wäre, du es für normal halten würdest sich so zu verhalten, hättest du tatsächlich deinen Charakter und deine moralischen Grundsätze und Weltansichten geändert. Ist nicht der Fall :smile: All deine von dir vermissten Charaktereigenschaften werden wieder heraustreten, wenn du besser zurecht kommst.
Um diesen Punkt also mache dir schonmal keine Gedanken mehr, es zieht dir nur weitere Energie, wenn du in dieser Hinsicht auch noch unzufrieden mit dir bist. Es geht viel mehr darum, deine Probleme zu bearbeiten und dich zurecht zu finden, dann erledigt sich das "Problem" mit deinem Charakter von selbst.
Was ist also zu tun?
Du brauchst realistische (nicht ideale!!) Arbeitspläne. Um solche Arbeitspläne hinzubekommen, musst du lernen Prioritäten zu setzen und deinen Perfektionismus nur in Teilen anzuwenden. Du musst lernen den Aufwand für Recherche, Hausarbeiten, Klausurenstoff, Zusammenfassungen und so weiter einzuschätzen. Das gelingt einem oft noch nicht im dritten Semester - viel mehr bemerkt man zu dem Zeitpunkt, dass alles so unglaublich viel wird. Eben weil man noch nicht gelernt hat, Prioritäten zu setzen, der Stoff aber umfangreicher wird und das Studium regelrecht anzieht, im Vergleich zu den ersten beiden Semestern. Für mich kam dieser Punkt ebenfalls im dritten Semester - ich hatte mehr Arbeit als zuvor und kam kaum hinterher, ich hatte das Gefühl wenn ich all diese Arbeit erledige, werde ich nie wieder irgendetwas anderes tun können. Dieses Gefühl hat dann dazu geführt, dass ich anfing aufzuschieben - je mehr ich aufschob, desto größer wurde der Berg und desto weniger konnte ich mich aufraffen. Im Endeffekt habe ich mir Zeit gestohlen, in der ich mich gar nicht entspannen konnte, weil der Berg lauerte. Und je weniger ich schaffte, desto stärker wurde das Ohnmachtsgefühl und dass ich es gar nicht mehr schaffen könnte. Mein Selbstbewusstsein litt, ich zweifelte an meiner Entscheidung zu studieren, ich zweifelte an meinem Charakter, an meiner Fähigkeit ein Studium durchzuziehen... kurz - ich begab mich in eine Abwärtsspirale.
Es wird besser, wenn du dein Arbeitspensum einschätzen kannst. Das große Gefühl der Freiheit wird sich zwar nicht einstellen, aber wenn du deinen Plan dann verfolgst und es schaffst nicht aufzuschieben, wirst du zufrieden mit dir sein. Du wirst deine Auszeiten genießen können, weil du dich an deine eigenen Vorgaben hälst.
Sieh dir deine Studienordnung an und stelle schonmal fest, welche Noten stärker gewichtet werden - ein Punkt, der deine Prioritäten festlegt. Sieh dir dann an, was dich besonders interessiert und du selbst für wichtig hälst - schau was übrig bleibt und mach gegebenenfalls ein paar Abstriche, um auf ein zu bewältigendes Arbeitspensum zu kommen. Wenn du Wert auf ein Privatleben legst, kannst du nicht in allen Bereichen voll powern, du musst bewusst auswählen und dir erlauben, in einigen Kursen auch mal eine mittelmäßigere Leistung hinzulegen, um andere hochzupuschen. Das ist völlig in Ordnung - es sollten eben nur nicht die Kurse sein, die besonders stark gewichtet werden (falls es in deinem Studiengang solche Gewichtungen gibt).
Du musst etwas langfristiger planen, das ist dein Zugeständnis an die Uni. Das engt deine Spontanität etwas ein, auch wenn du natürlich deine Freiräume nicht genauso durchplanen musst und von daher noch immer spontan etwas machen kannst, wenn du frei hast.
Es wird etwas dauern, bis du tatsächlich realistische Arbeitspläne erstellst - man unterschätzt zu Anfang den Zeitaufwand, oder schafft es nicht sich zu motivieren und den Plan einzuhalten. Aber mit der Zeit wird auch das besser werden und das Studium wird durchsichtiger. Du befindest dich im Grundstudium - es beinhaltet die Stoffmassen. Das ist ganz logisch, du brauchst ja erstmal die Grundlagen und die sind umfangreicher, als die spezielleren Themen. Später wird es einfacher werden, du wirst auf deinem Wissen aufbauen können und wenn du es jetzt schaffst durchzuhalten, wird deine Freizeit wieder etwas größer werden, bzw. du wirst dich auch mit Themen beschäftigen, die dich stärker interessieren. Es wird dir leichter fallen und du wirst entspannter sein.

Freundin:

Deine Freundin fühlt sich unsicher, das liegt nicht unbedingt an deinem Zeitaufwand. Es liegt daran, dass du ihr auf andere Weise die Sicherheit nicht gibst - indem du sie in der Öffentlichkeit verleugnest, sie nicht vorstellst und sie sozusagen aus deinem Leben heraushälst.
Beziehe sie etwas in die Freizeitgestaltung ein, sage ihr wann du Freiraum hast und plant, wann ihr euch trefft - es geht nunmal gerade nicht anders als durch Planung. Lass sie etwas an deinem Leben teilhaben, das hat nichts mit Einengung zu tun, dieses Gefühl wächst in dir, weil sie gezwungen ist Ansprüche zu formulieren, da du von selbst nicht auf sie zugehst. Ihr seid aber in einer Beziehung - normalerweise teilt man da vieles und gönnt sich trotzdem Freiraum. Du scheinst aber kaum zu teilen und deine Beziehung eher sequenziell zu führen, ihre Forderungen werden drängender werden und du wirst dich noch eingeengter fühlen, wenn du es nicht zustande bekommst eine wirkliche Beziehung mit ihr zu führen. Momentan führst du eher eine Affaire - darin kann man sich nicht wohl fühlen, wenn man eigentlich eine Beziehung möchte. :zwinker:
Erzähle ihr etwas mehr davon, was dich beschäftigt und du so den lieben langen Tag treibst - es wird ihr mehr Sicherheit geben, auch wenn du nicht ständig Zeit mit ihr verbringst. Frag sie auch mal, wenn du Probleme hast, das Gefühl dem Partner Rat geben zu können und zu wissen, was ihn beschäftigt, ist in einer Beziehung wichtig. Ihr seid ein Team, ihr führt eine Beziehung.
Erschreckend finde ich es, dass du nicht zu ihr stehen kannst. Warum nicht? Hast du Angst was andere sagen, vor ihren Urteilen? Warum, wie könnten die denn ausfallen? Ist sie denn so unpräsentabel?

Liebe Grüße :smile:
 
E
Benutzer61196  (35) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #9
Hallo liebe Leut und vielen Dank, dass ihr euch soviel Zeit genommen habt, meinen Text gründlich zu lesen und so lang zu antworten.
@it's me
ja sicher ist Uni kaum zu vergleichen mit Schulzeit, aber ich hatte eher die Persönlichkeitsänderung im Kopf und hab das deshalb angeführt, weil ich es als Wurzel dieser sehe. Du hast geschrieben, dass eine Persönlichkeitsänderung stattfindet, was auch wichtig sei und man aufpassen solle, wie viel man zuließe. Ja das hast du Recht. Aber ich bin sehr sensibel, was mein Leben angeht und ich hab es auch erst nicht wahrgenommen, dass ich mich verändert habe, es kam ganz automatisch:
als der Stress am größten war, weil ich durchgefallen bin, da war ich so mit mir beschäftigt, dass ich kaum mehr mit irgendwem gesprochen hab und wenn, dann so gereizt war, dass ich zB einmal direkt meinen Dad am Telefon anschrie, als er sagte Studienzeit sei die schönste Zeit: „Wenn Studienzeit die schönste Zeit ist und das ganze noch schlimmer wird, kann ich mir ja gleich die Kugel geben“ und das ist im nachhinein schrecklich, wär mir früher nie passiert. Und mit der Lebensfreude ist das so eine Sache. Da hakt es sofort, denn ich bin jmd, der gerne alles zu einem Thema lernt und zwar so, dass es verstanden, behalten und anwendbar ist. Das ist angesichts des Pensum nicht machbar, oder wenn, hab ich gar keinen ausgleich mehr, was mich ebenfalls nicht befriedigt, da ich auch im Sport ein gewisses Level erreichen oder zumindest halten will, ebenso wie am Klavier. Ich tue mich einfach verdammt schwer den Mittelweg zu finden und wenn ich das nicht tu, bin ich unzufrieden mit mir.

@ kierke:
höchsten Respekt für deine Feinfühligkeit: ja ich bin perfektionistisch und das ist die Wurzel des Übels: Ich denke nach, möchte vernünftig und richtig leben, aber ich finde das maß und den Mittelweg nicht. Ich bin sehr anspruchsvoll mit mir. Möchte den Wissenstoff komplett durchdringen und nicht wie ein Idiot altklausuren kreuzen. Und nein: ich muss „nur“ bestehen, es gibt keine Noten. Die kommen erst im ersten Staatsexamen im nächsten Jahr. Und zusätzlich möchte ich noch vernünftig Sport treiben und gut in der Musik sein, aber das ist einfach zuviel und kaum machbar. Ich hab höchsten Respekt vort einem Kommilitonen, der neben des Studiums, wo er erfolgreich ist auch noch leistungssport betreibt. Er lernt oft Themen für Klausuren weit im voraus und ist sehr diszipliniert, zusätzlich hat er noch genug zeit für Freunde. Doch diese Disziplin, die ich hatte und für die ich zum Abi auch bewundert wurde, dieses „Ich packs jetzt an“ gepaart mit Hoffnung ist dahin.


Zum Thema Freundin:
das ist ja das komische:sie IST präsentabel. Die meisten meiner Freunde wissen mittlerweile ja auch davon und das ist ok und gut so. Doch ich hab totale Probleme damit in der Öffentlichkeit, was -das vermute ich- bestimmt an den Erstkontakten zu den anderen Mädchen lag (die „Outsiderin“ s.o.).
Zusätzlich fühl ich mich halt noch sehr beengt in meiner Freiheit,während sie mahnt, dass wir doch mehr zusammen machen könnten. Problem ist auch, dass sie ebenfalls ein seeehr zeitaufwändiges Studium hat und ich bald 1. Staatsexamen hab, wo außer Lernen wirklich gar keine Zeit mehr bleibt.
Nachteilig ist halt auch die Sache, dass ich dann immer nach Hause kommen muss oder sie zu mir und dadurch leiden dann auch die Studienkontakte und ich kann mich nicht wirklich einleben.
Das alles klingt jetzt sehr negativ, insgesamt hab ich sie aber schon wirklich sehr gern!

*grübel*

vielen Dank trotzdem für eure Hilfe, ihr seid super!
 
E
Benutzer61196  (35) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #10
@JackyllW
Du hast ne PN.
 
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