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Benutzer16821
Verbringt hier viel Zeit
- #1
Hallo zusammen!
Wie der Titel schon sagt, es geht um meinen Freund. Allerdings halte ich das Thema hier für besser aufgehoben, da es weniger um unsere als seine Probleme geht.
EDIT: Es ist ziemlich lang geworden, ich krieg's einfach nicht kürzer gefasst. Vielen Dank an jeden, der sich trotzdem durchkämpft.
Zum Hintergrund:
Seit einem Jahr wohnen wir zusammen, haben vorher beide jeweils bei den Eltern gewohnt, wobei er aber beinahe jeden Tag bei mir war und am Wochenende auch bei mir übernachtet hat.
Seit WS 07/08 studieren wir beide an der Universität unserer Heimatstadt, er Physik. Das hat im ersten Semester auch wunderbar funktioniert, er lag mit den Noten im guten Durchschnitt, ist regelmäßig zur Uni gegangen, hat Hausaufgaben gemacht usw.
Im 2. Semester (also mehr oder weniger parallel zum Zusammenzug) kam der große Einbruch. Er hat geschätzt mehr als die Hälfte seiner Veranstaltungen geschwänzt, hat nur noch die Pflichthausaufgabe erfüllt (da prüfungswertig). Er ist dann durch seine zwei anderen Prüfungen durchgefallen. In der Nachklausur hat er eine bestanden, die andere nicht. Diese wird jetzt in knapp 3 Wochen mündlich zu wiederholen sein, das ist sein vorletzter Versuch.
Nun gut, geändert hat sich bislang leider nichts. Obgleich er nach dem letzten Prüfungsdisaster gesagt hatte, sich jetzt mehr reinzuhängen, ist nicht viel passiert.
Er sagt, Physik ist zu kompliziert/theoretisch für ihn, in der Analysis habe er seine persönliche Grenze erreicht. Das glaube ich ihm auch.
Nach viel Hin und Her steht der neue Plan: Die Analysisprüfung noch irgendwie bestehen, um nicht zwangsexmatrikuliert zu werden, im kommenden SS arbeiten und den Uni-Schwedischkurs weiterführen, und ab WS 09/10 Geographie studieren. Schöner Plan, alles könnte toll sein.
Aber nun greift das Problem (Vorsicht, ich mag es vielleicht sehr hart formulieren, aber das trifft es):
Er kriegt den Arsch nicht hoch, ist stinkefaul und sulht sich in Selbstmitleid.
Ich versuche alles, um ihm zu helfen, aber ich komm nicht an ihn ran. An guten Tagen sagt er Ja und Amen und nichts ändert sich, an schlechten Tagen wird er gleich sauer und abweisend.
Er ist diese Woche nicht einmal rechtzeitig aufgestanden, um zur Uni zu gehen. Selbst zu dem Schwedischkurs, der ihm eigentlich Spaß macht, hat er es gestern nicht geschafft. Er hat Mittwoch versucht, für Analysis zu lernen, hat festgestellt, dass er es nicht versteht. Fertig. Ich versuche ihn dazu zu bewegen, einen Kommilitonen um Hilfe zu bitten. Er stimmt mir manchmal sogar zu, aber es passiert wiederum nichts.
Bis spät in die Nacht spielt er PC-Spiele, aber für die Uni nichts. Dann schläft er lange und wieder nichts für die Uni. Ja, das ist etwas pauschalisiert (siehe Mittwoch), aber es trifft den Kern.
Wenn es weiter so geht, besteht er Analysis diesmal wieder nicht. Wenn es dann immer noch weiter so geht, auch nicht im SS. Das ist kein Weltuntergang, aber schön wär's auch nicht.
Wenn seine jetzige Einstellung allerdings dann immer noch präsent ist, dann geht auch das Geo-Studium schief.
Wir haben grad miteinander geredet. Er sagte, er hat Angst zu versagen. Dann kam der Satz, der mir Angst macht: "Ich mach doch eh immer alles falsch."
Klingt vielleicht harmlos, scheint aber leider sein Motto zu sein. Ich habe das ungute Gefühl, dass er sich darauf ausruht. Vielleicht KANN er aber auch gar nicht anders. So niedergeschlagen und unruhig und gereizt, wie er ist, hab ich langsam ernsthaft Angst, dass er vielleicht depressiv ist/wird.
Auf jeden Fall ist er massiv überfordert mit der Aufgabe "Selbstdisziplin". Er hat es nie gelernt.
Beim Leistungssport früher stand seine Mutter dahinter, da gab es für ihn keinen Widerspruch. Die Disziplin zum Leistungssport kam also gar nicht von ihm.
Die Schule ging ihm leicht von der Hand, das Lernen hat er also auch nie gelernt.
Daheim war früh aufstehen und viel Hausarbeit die Regel - wieder kein Widerspruch, aber auch keine eigene Disziplin.
Und jetzt?
Uni ist nicht mehr so leicht wie Schule, er müsste lernen. Keine Lust, kein Interesse, keine Kraft, sich aufzuraffen.
Haushalt? Mama ist ja nicht hier. Ich hab anscheinend nicht ihre Macht. Wenn ich möchte, dass wir aufräumen, gibt's Ärger. Er ist genervt, sieht es nicht ein (und hier herrscht Saustall!). An der Unordnung hab ich meine Mitschuld, das weiß ich und sehe es ein. Fakt ist aber, dass wir bestimmte Dinge von vornherein aufgeteilt hatten (Wäsche aufhängen ist seins, weil im Keller riesige Spinnen hausen; Kochen, weil ich vom Stehen Rückenschmerzen kriege usw). Doch auch diese Dinge nerven natürlich.
Ich kann nicht in hin hineingucken. Ich sehe nur von außen, dass es so einfach nicht weitergeht. Ich sehe, dass er an sich arbeiten muss (Stichwort Selbstdisziplin). Doch kann oder will es nicht sehen. Oder er hat keine Kraft dafür. Er scheint überzeugt, dass er versagen wird.
Unnötig zu erwähnen, dass die Situation sowohl mich persönlich als auch die Beziehung massiv belastet.
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll... Ich will helfen, doch ich kann nicht. Ich hab Angst um ihn, ich hab Angst um uns... was soll ich nur tun?
Wie der Titel schon sagt, es geht um meinen Freund. Allerdings halte ich das Thema hier für besser aufgehoben, da es weniger um unsere als seine Probleme geht.
EDIT: Es ist ziemlich lang geworden, ich krieg's einfach nicht kürzer gefasst. Vielen Dank an jeden, der sich trotzdem durchkämpft.
Zum Hintergrund:
Seit einem Jahr wohnen wir zusammen, haben vorher beide jeweils bei den Eltern gewohnt, wobei er aber beinahe jeden Tag bei mir war und am Wochenende auch bei mir übernachtet hat.
Seit WS 07/08 studieren wir beide an der Universität unserer Heimatstadt, er Physik. Das hat im ersten Semester auch wunderbar funktioniert, er lag mit den Noten im guten Durchschnitt, ist regelmäßig zur Uni gegangen, hat Hausaufgaben gemacht usw.
Im 2. Semester (also mehr oder weniger parallel zum Zusammenzug) kam der große Einbruch. Er hat geschätzt mehr als die Hälfte seiner Veranstaltungen geschwänzt, hat nur noch die Pflichthausaufgabe erfüllt (da prüfungswertig). Er ist dann durch seine zwei anderen Prüfungen durchgefallen. In der Nachklausur hat er eine bestanden, die andere nicht. Diese wird jetzt in knapp 3 Wochen mündlich zu wiederholen sein, das ist sein vorletzter Versuch.
Nun gut, geändert hat sich bislang leider nichts. Obgleich er nach dem letzten Prüfungsdisaster gesagt hatte, sich jetzt mehr reinzuhängen, ist nicht viel passiert.
Er sagt, Physik ist zu kompliziert/theoretisch für ihn, in der Analysis habe er seine persönliche Grenze erreicht. Das glaube ich ihm auch.
Nach viel Hin und Her steht der neue Plan: Die Analysisprüfung noch irgendwie bestehen, um nicht zwangsexmatrikuliert zu werden, im kommenden SS arbeiten und den Uni-Schwedischkurs weiterführen, und ab WS 09/10 Geographie studieren. Schöner Plan, alles könnte toll sein.
Aber nun greift das Problem (Vorsicht, ich mag es vielleicht sehr hart formulieren, aber das trifft es):
Er kriegt den Arsch nicht hoch, ist stinkefaul und sulht sich in Selbstmitleid.
Ich versuche alles, um ihm zu helfen, aber ich komm nicht an ihn ran. An guten Tagen sagt er Ja und Amen und nichts ändert sich, an schlechten Tagen wird er gleich sauer und abweisend.
Er ist diese Woche nicht einmal rechtzeitig aufgestanden, um zur Uni zu gehen. Selbst zu dem Schwedischkurs, der ihm eigentlich Spaß macht, hat er es gestern nicht geschafft. Er hat Mittwoch versucht, für Analysis zu lernen, hat festgestellt, dass er es nicht versteht. Fertig. Ich versuche ihn dazu zu bewegen, einen Kommilitonen um Hilfe zu bitten. Er stimmt mir manchmal sogar zu, aber es passiert wiederum nichts.
Bis spät in die Nacht spielt er PC-Spiele, aber für die Uni nichts. Dann schläft er lange und wieder nichts für die Uni. Ja, das ist etwas pauschalisiert (siehe Mittwoch), aber es trifft den Kern.
Wenn es weiter so geht, besteht er Analysis diesmal wieder nicht. Wenn es dann immer noch weiter so geht, auch nicht im SS. Das ist kein Weltuntergang, aber schön wär's auch nicht.
Wenn seine jetzige Einstellung allerdings dann immer noch präsent ist, dann geht auch das Geo-Studium schief.
Wir haben grad miteinander geredet. Er sagte, er hat Angst zu versagen. Dann kam der Satz, der mir Angst macht: "Ich mach doch eh immer alles falsch."
Klingt vielleicht harmlos, scheint aber leider sein Motto zu sein. Ich habe das ungute Gefühl, dass er sich darauf ausruht. Vielleicht KANN er aber auch gar nicht anders. So niedergeschlagen und unruhig und gereizt, wie er ist, hab ich langsam ernsthaft Angst, dass er vielleicht depressiv ist/wird.
Auf jeden Fall ist er massiv überfordert mit der Aufgabe "Selbstdisziplin". Er hat es nie gelernt.
Beim Leistungssport früher stand seine Mutter dahinter, da gab es für ihn keinen Widerspruch. Die Disziplin zum Leistungssport kam also gar nicht von ihm.
Die Schule ging ihm leicht von der Hand, das Lernen hat er also auch nie gelernt.
Daheim war früh aufstehen und viel Hausarbeit die Regel - wieder kein Widerspruch, aber auch keine eigene Disziplin.
Und jetzt?
Uni ist nicht mehr so leicht wie Schule, er müsste lernen. Keine Lust, kein Interesse, keine Kraft, sich aufzuraffen.
Haushalt? Mama ist ja nicht hier. Ich hab anscheinend nicht ihre Macht. Wenn ich möchte, dass wir aufräumen, gibt's Ärger. Er ist genervt, sieht es nicht ein (und hier herrscht Saustall!). An der Unordnung hab ich meine Mitschuld, das weiß ich und sehe es ein. Fakt ist aber, dass wir bestimmte Dinge von vornherein aufgeteilt hatten (Wäsche aufhängen ist seins, weil im Keller riesige Spinnen hausen; Kochen, weil ich vom Stehen Rückenschmerzen kriege usw). Doch auch diese Dinge nerven natürlich.
Ich kann nicht in hin hineingucken. Ich sehe nur von außen, dass es so einfach nicht weitergeht. Ich sehe, dass er an sich arbeiten muss (Stichwort Selbstdisziplin). Doch kann oder will es nicht sehen. Oder er hat keine Kraft dafür. Er scheint überzeugt, dass er versagen wird.
Unnötig zu erwähnen, dass die Situation sowohl mich persönlich als auch die Beziehung massiv belastet.
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll... Ich will helfen, doch ich kann nicht. Ich hab Angst um ihn, ich hab Angst um uns... was soll ich nur tun?