• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Oma - ehemaliger Flüchtling

Drachengirlie
Benutzer62713  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo Leute,

nachdem ich heute meine Oma mal wieder besucht hatte, habe ich mich gefragt, wie ich hier helfen kann...
Zwar studiere ich Psychologie, aber ein Studium an sich hat ja noch nicht wirklich was therapeutisches...

Es ist so, dass meine Oma bei jedem Besuch, sei es von mir oder meinen Eltern oder meiner Tante, nach einer Weile IMMER auf ihre Flüchtlingszeit zurück kommt.
Sie erzählt dann jedes Mal die gleiche Geschichte...
Es geht meistens immer um die Zeit, wie sie von Ostpreußen zum Bodensee geflüchtet ist, wie sie dort bei einer (taubstummen) Lehrerin gelebt hat und von dort woanders hingegangen ist und dort schlecht behandelt wurde ("Du bist doch nur eine Dienstmagd" - Ohrfeigen). Sie war mit 14 Jahren von ihrer Mutter zum Bodensee geschickt worden, hatte zuvor in Pommern 4 Jahre in einem 50qm² großen Flüchtlingsraum mit 14 anderen Menschen leben müssen. Sie war in 6 verschiedenen Flüchtlingslagern, ihr Vater war fort, ihre Schwester wurde von einem anderen Mann gezeugt. Sie hat kein so gutes Verhältnis zu ihrer Schwester, weil diese es besser hatte als sie und auch besser versorgt hatte. Ihre Mutter lag mal im Krankenhaus und musste verpflegt werden, als es ihr dann besser ging, wurde sie zum Bodensee fortgeschickt.... Sie hatte in Mersburg (Ostpreußen) Vergewaltigungen von den Russen an ihrer Mutter oder an etwa 13-jährige Mädchen mit ansehen müssen. (Ich frage mich allerdings, ob meine Oma nicht vllt auch selbst vergewaltigt wurde, aber nichts davon sagt. Ich mein, sie konnte das alles mitverfolgen, wurde aber nicht selbst vergewaltigt?! :hmm:)

Ihr kamen heute mehrmals die Tränen hoch. Es beschäftigt sie sehr, aber ich weiß nicht wie ich ihr helfen soll?! Ich hatte ihr vorgeschlagen, eine Art Tagebuch zu schreiben, aber das will sie nicht unbedingt. Dann hatte ich mit Papa besprochen, dass wir vielleicht zu den Orten fahren, wo sie die ganzen Erlebnisse hatte, aber Papa meinte, dass wolle Oma nicht...

Was sie sehr beschäftigt ist, dass sie so ein schlechtes Verhältnis zu ihrer Schwester hat, obwohl ihre Schwester ja nichts dafür kann, dass es ihr besser ging als ihr. Und zweiteres ist, dass sie nicht versteht, worüber die Jugend heutzutage jammert... Denen ginge es doch schon so gut und sie würden auf hohem Niveau jammern...

Nun frage ich mich, ob ihr vielleicht Erfahrungen in der Art habt und ob ihr vielleicht Tipps habt?

Würde mich wirklich freuen!
LG, Drache
 
P
Benutzer76877  Meistens hier zu finden
  • #2
Meine Oma ist damals auch aus Ostpreußen abgehauen. Aber meine Uroma war adlig ( also die Mutter meiner Oma) deswegen hatten die es eigentlich gut. Wie alt ist deine Oma denn? Vielleicht sollte sie ihre Schwester anrufen oder besuchen (wenn diese noch lebt)? Versucht sie einfach zu überreden. Wegen dem ganzen schrecklichen was passiert ist: Vielleicht sollte sie sich professionelle Hilfe suchen? Es ist egal wie alt sie ist sie lebt noch und das Leben soll schön sein. Wenn nicht kannst du ja mal einen Dozenten fragen was man machen könnte schliesslich "unterrichten" die euch ja.
 
Drachengirlie
Benutzer62713  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #3
Meine Oma ist ungefähr 76... Ich weiß nicht ob 76 oder 77 ^^ Aber so um den Dreh...

Ihre Schwester lebt noch und sie haben auch noch Kontakt. Ich habe ihr auch vorgeschlagen, dass die beiden sich einfach mal über die damalige Zeit austauschen. Vielleicht hat ihre Schwester ja nicht so ne rosige Zeit gehabt, wie meine Oma vermutet... Aber auch da war sie zögerlich... Sie möchte die "guten" Erinnerungen ihrer Schwester an die damalige Zeit nicht zerstören...

Zum Thema Therapie: Wenn meine Oma sich schon weigert eine Art Tagebuch zu führen oder die Orte vor Ort zu besuchen, dann wird sie sich 100%ig weigern eine Therapie zu besuchen. Das weiß ich jetzt schon...

Ja, einen Dozenten zu fragen, wäre eigentlich eine gute Idee... Ich hoffe, dass sie mir etwas weiterhelfen können...
 
ThirdKing
Benutzer91926  (35) Benutzer gesperrt
  • #4
Zwar studiere ich Psychologie, aber ein Studium an sich hat ja noch nicht wirklich was therapeutisches...
Erstsemester?

Es ist so, dass meine Oma bei jedem Besuch, sei es von mir oder meinen Eltern oder meiner Tante, nach einer Weile IMMER auf ihre Flüchtlingszeit zurück kommt.
Sie erzählt dann jedes Mal die gleiche Geschichte...
Deine Oma erzählt dir jedes mal die gleiche Geschichte, weil die die Ereignisse nie richtig verarbeitet hat.
Was du versuchen kannst, ist ihr einfach einmal zuzuhöhren. Wenns nicht hilft, scheiß drauf. Klingt zwar hart, aber viele alte Leute, der "2. WK-Generation" haben einen anner Klatsche.
Wenn deine Oma schon fast ihr ganzes Leben lang traumatisiert ist, is es jetzt zu spät da noch wirklich was zu reißen.

Und zweiteres ist, dass sie nicht versteht, worüber die Jugend heutzutage jammert...
Das hat nichts mit dem eigendlichen Problem zu tun. Das ist normal.
Die Jugend heute stellt sich aber manchmal auch echt an...

Nun frage ich mich, ob ihr vielleicht Erfahrungen in der Art habt und ob ihr vielleicht Tipps habt?
Ja, hatten das gleiche mit meinem Uropa (ist aber schon vor nen paar Jahren gestorben). Er war Soldat anner Ostfront und hat eben auch immer nur die gleichen Geschichten erzählt. Zuletzt hat er dann im Heim gewohnt, aber die konnten da auch nichts mehr für ihn tun.

ThirdKing
 
Drachengirlie
Benutzer62713  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #5
Erstsemester?


Deine Oma erzählt dir jedes mal die gleiche Geschichte, weil die die Ereignisse nie richtig verarbeitet hat.
Was du versuchen kannst, ist ihr einfach einmal zuzuhöhren. Wenns nicht hilft, scheiß drauf. Klingt zwar hart, aber viele alte Leute, der "2. WK-Generation" haben einen anner Klatsche.
Wenn deine Oma schon fast ihr ganzes Leben lang traumatisiert ist, is es jetzt zu spät da noch wirklich was zu reißen.


Das hat nichts mit dem eigendlichen Problem zu tun. Das ist normal.
Die Jugend heute stellt sich aber manchmal auch echt an...


Ja, hatten das gleiche mit meinem Uropa (ist aber schon vor nen paar Jahren gestorben). Er war Soldat anner Ostfront und hat eben auch immer nur die gleichen Geschichten erzählt. Zuletzt hat er dann im Heim gewohnt, aber die konnten da auch nichts mehr für ihn tun.

ThirdKing

Nein - ich bin 3.-Semester! :rolleyes:

Mir ist schon klar, dass sie die Erlebnisse nicht richtig verarbeitet hat und sie die Erlebnisse damals wohl eher verdrängt hat, weil ihr das wohl zu unangenehm oder zu schmerzhaft war.

Ich höre ihr schon die ganze Zeit zu. Aber ich bin nicht der Meinung, dass zuhören allein hilft! Als sie das ganze erzählt hat, hab ich ihr Vorschläge gemacht um ihr zu helfen. Sie hat sich das kurz angehört und die Geschichte wieder von vorne erzählt.

Meine Oma hat ganz gewiss nicht einen an der Klatsche. Sie hat eine nicht verarbeitete Vergangenheit, die sie sehr beschäftigt. Nur deswegen jemanden einen als verrückt abzustempeln finde ich scheisse!

Als sie das mit der Jugend erwähnt hat, sind ihr die Tränen gekommen. Sie meint damit einfach die Probleme im Verhältnis zu den Problemen zu ihrer Zeit. Und das ist nun mal ein gewaltiger Unterschied. Sie konnte ihre Kindheit und Jugend nicht so leben wie wir. Sie war ein Flüchtling, hatte sich anzupassen und musste schon mit 14 Jahren arbeiten. Das ist einfach was anderes als das, was die Jugend heutzutage erlebt. Diese gehen in die Schule, haben massenhaft "luxuriöse" Dinge und beklagen sich über Kleinigkeiten.
 
xoxo
Benutzer30217  Sophisticated Sexaholic
  • #6
Ich habe meine Großeltern einfach immer und immer wieder erzählen lassen. Irgendwann hat mich das Interesse so gepackt, dass ich angefangen habe zu recherchieren, ich habe alte Bilder und Dokumente gefunden, mit (anderen) Zeitzeugen gesprochen. Ich habe meinen Großeltern geholfen, indem ich Verständnis für ihre Situation aufgebracht habe.

Manchmal hat es ihnen auch geholfen, wenn ich viel von mir und meinem Leben erzählt habe. Das hat sie abgelenkt, das Gefühl von Stolz vertrieb die Erinnerungen an die Vergangenheit für eine Weile.
 
A
Benutzer Gast
  • #7
Also meine Oma war in einem Arbeitslager zusammen mit ihren Kindern, wovon eines dort verhungert ist und konnte dann von dort fliehen.
Sie hat auch bis zu ihrem Tod immer wieder vor allem von dem toten Buben geredet und das Verhalten blieb ziemlich konstant. Ich glaube in dem Alter kannst du diesen Schmerz nicht mehr loswerden.

Ich könnte mir vorstellen, das einzige was hilft ist Ablenkung..
 
ThirdKing
Benutzer91926  (35) Benutzer gesperrt
  • #8
Mir ist schon klar, dass sie die Erlebnisse nicht richtig verarbeitet hat und sie die Erlebnisse damals wohl eher verdrängt hat, weil
Sie damals noch ein Kind war.
Du hast geschrieben, dass es bei ihrschon früh losging. Das verhärtet die Sache erheblich. Ein Kind steckt sowas ungleich schlechter weg, als ein Erwachsener.

Sie hat sich das kurz angehört und die Geschichte wieder von vorne erzählt.
Das haben solche Leute nunmal so ansich. Sie ist eben in dieser einen Geschichte "gefangen".

Meine Oma hat ganz gewiss nicht einen an der Klatsche.
Deine Meinung.

Als sie das mit der Jugend erwähnt hat, sind ihr die Tränen gekommen.
Ich hab schon Menschen gesehn, die jedes mal eine Panikatacke bekommen haben, wenn ein flugzeug am Himmel aufgetaucht ist, weil sie in damals in Dresden waren.

Das ist einfach was anderes als das, was die Jugend heutzutage erlebt. Diese gehen in die Schule, haben massenhaft "luxuriöse" Dinge und beklagen sich über Kleinigkeiten.
Tja, in dann nunmal so.

Du solltest dich nicht immer nur fragen, was du für sie tun kannst, sondern dich auchmal um dich sorgen, indem du dein Helfersyndrom abstellst. Du musst aktzeptieren, dass einem Menschen, der dieses Kriegstrauma schon seid über 50 Jahren mit sich herumträgt, heute nichtmehr wirklich zu helfen ist.
Wenn du dich zu sehr reinhängst, gehst du am Ende dabei selbst vor dir Hunde.

ThirdKing
 
P
Benutzer11023  Verbringt hier viel Zeit
  • #9
Meine Oma (vor 10 J. gestorben) hat auch immer wieder ihre Flucht aus Schlesien erzählt. Jedes Mal etwas dramatischer bzw. anders. Wir haben ihr zuhören muessen. Wenn sie gemerkt hat, dass wir nicht aufpassen, hat sie ziemlich energisch um Aufmerksamkeit gebeten.....

Bei meinem Onkel ist das schon anders. Der ist auch schwer traumatisiert und erzählt ständig die gleichen Sachen. Anfangs haben meine Mutter und ich gedacht, wir muessen quasi als therapeutische Hilfe zuhören. Aber man wird ja da selbst dann mit der Zeit depressiv und so haben wir beide, wenn es absehbar war, dass es wieder mal soweit ist, einfach gesagt:" Wir kennen diese Geschichten schon und eigentlich haben wir sie schon zur Genuege gehört."
Er hat es zur Kenntnis genommen ohne irgendwie böse zu sein oder so. Die Unterhaltung ging dann auf ein anderes Thema ueber.
Ich wollte damit nur bekräftigen, dass das richtig ist, was "3rd King" gesagt hat. Da kann man nichts mehr machen, wenn die Ursache schon zig-Jahre zurueckliegt und vorher nie behandelt wurde.
Im Gegenteil: man muss achtgeben sich selbst nicht zu sehr damit zu beschäftigen, sondern immer einen Abstand zu wahren. Die Gefahr auch in eine Depression oder so hineinzurutschen ist einfach zu gross. Ich spreche aus eigener Erfahrung.

Perkala!!!
 
Drachengirlie
Benutzer62713  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #10
Naja, dass sie das Ganze erzählt, fing erst vor einem Jahr an.
Vorher hat sie so gut wie nie ein Wort über ihre damalige Kindheit verloren. Und wenn, dann war das nur ein oberflächlicher Streifzug...

Ich werde davon bestimmt nicht depressiv. Und ich hab auch kein extremes Helfersyndrom. Aber sie ist nun mal meine OMA, die ich halt lieb habe. Da kann ich einfach nicht drüber hinweg gucken. Klar, ich verhalte mich im Moment so, dass ich einfach nur zuhöre, so dass sie rauslassen kann, was sie raus lassen will. Das sie damals ein Kind war, verstärkt die Sache nur noch, da stimme ich Third King zu.

Allerdings taucht das Ganze halt erst auf, seit ihr Freund letztes Jahr gestorben ist... Und da die Geschichte nicht schon seit Jahren, sondern erst seit kurzem berichtet wird, möchte ich ihr versuchen zu helfen, die Geschichte aufzuarbeiten. Zwar ist sie schon "alt", aber sie hat nun mal noch Gefühle und sie ist mir nun mal wichtig! ^^

Depressiv werd ich davon nicht, das kann ich euch schon mal versichern! ^^

Ablenkung wäre eigentlich ne gute Sache, wenn wir nur mehr Zeit für sie hätten! :frown: Meine Eltern arbeiten ganztags, ich wohne etwas weiter weg und gehe halt nun mal in die Uni, was auch viel Zeit in Anspruch nimmt. Mein Hund lebt jetzt bei meiner Oma und das tut beiden sehr gut. Sie, meine Oma, ist einfach einsam, seit ihr Freund verstorben ist... Würde ich in ihrer Nähe wohnen, würde ich öfters mal vorbei schauen und versuchen sie abzulenken und ihr Gesellschaft zu leisten, aber das tue ich leider nicht! :frown:
 
S
Benutzer Gast
  • #11
Off-Topic:
@ThirdKing
Es ist mir ja eine Ehre, dass Du so stark an mich denkst, aber Deine Gesprächspartnerin ist Drachengirlie, also könntest Du meinen Namen aus den Quotetags entfernen :zwinker:
 
Drachengirlie
Benutzer62713  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #12
Off-Topic:
@ThirdKing
Es ist mir ja eine Ehre, dass Du so stark an mich denkst, aber Deine Gesprächspartnerin ist Drachengirlie, also könntest Du meinen Namen aus den Quotetags entfernen :zwinker:

Off-Topic:
:grin: Ist mir gar nicht aufgefallen...
 
coolchica
Benutzer46728  Beiträge füllen Bücher
  • #13
Ich wüsste nur wenige Dinge: zuhören, so oft wie möglich was zusammen unternehmen und von sich auch erzählen.
Meine Oma ist im Krieg meinem damals in der Armee befindlichem Opa (Colonel und Brückenbauingenieur) hinterhergereist, mit damals noch einem Kind. Sie hat überall unterwegs ihrem Beruf nachgegangen. Das war wohl eine große Hilfe.
Aber sie hat nur dann erzählt,wenn wir gefragt haben. Und wir haben sehr sehr oft gefragt. Immer, wenn Familienbesuch war oder, wenn wir Fragen hatten. JEtzt können wir niemanden mehr fragen :frown:

Ich habe sehr viel erfahren, auch dafür bin ich meiner Oma sehr dankbar. Sie ist vor 2 1/2 Jahren mit 88 gestorben.
Man kann es also auch als großes Glück sehen, etwas über Geschichte zu erfahren, denn irgendwann wirst du es nicht mehr können.
Die Oma meiner Kumpels ist schoon sehr weit über 80 und war damals in Ausschwitz. Mein Kumpel hatte schon immer viel Interesse an der Shoa und war unser Leiter im Jugendzentrum, wollte das also auch-wenns ok war-weitergeben. Leider war sie so traumatisiert, dass sie gesagt hat "mein Enkel, ich erzähle dir alles, was du willst. Aber das nehme ich mit ins Grab". Sie hat also schon über 60 Jahre geschwiegen..
 
Bondage
Benutzer53338  Meistens hier zu finden
  • #14
Ja, meine Oma ist auch aufs höchste traumatisiert. Ihre Mutter verstarb sehr früh, ihre Stiefmutter hat sie als einzige von vier Töchtern misshandelt, sie musste zu den Hitler Mädchen an die Front in die Feldküche, ist von dort geflohen, wurde wieder eingesammelt und zur Strafe bei einem Bombemangriff nicht in den Schutzbunker gelassen, sie wurde von den Russen vergewaltigt, hat den Bombenangriff auf Dresden miterlebt und und und... da war sie damals grade 14. Von den Misshandlungen hat sie immer schon sehr früh erzählt, aber das mit den Vergewaltigungen kam erst damals hoch, als ich in diesem Alter war und das gleiche erlebte. Kurz darauf verstarb sie, mh...

Was diese Generation damals erlebt hat, ist eine Tragödie. Da wirst du ihr bei aller Liebe nicht helfen können, denn diese Traumata haben sich in diese Seelen zu fest eingebrannt, dass es nur mit jahrelanger Therapie möglich wäre den Betroffenen einen besseren Umgang zu ermöglichen. Diese Therapie hatten sie alle damals aber nicht! Und mal ehrlich, es interessiert doch heute auch niemanden mehr. :frown: Interessiert doch keinen, wie ganze Familien auseinander gerissen und gequält wurden. Die Folgen des Krieges haben sich auf meine Familie und auf die nachfolgenden Generationen mit ganz massiven und schwerwiegenden Folgen ausgewirkt! Die Folgen des Krieges sollte man auf gar keinen Fall unterschätzen.

Was du tun kannst... lass deine Oma reden, wenn sie reden möchte. Das sie das tut, zeigt, dass sie gar nichts verarbeitet hat, es aber in ihr so sehr brodelt, dass es einfach an die Oberfläche muss. Tröste sie, wenn sie weint, nimm sie in den Arm... und sorg vielleicht dann im Anschließenden dafür, dass ihr etwas schönes unternimmt. :smile: Lenk deine Oma ab, mach einen Spaziergang mit ihr, backt jetzt in der Weihnachtszeit Plätzchen oder Kuchen, schaut euch Fotos von gemeinsamenen Familienfeiern an, erinnert euch an SCHÖNE Erlebnisse aus der Vergangenheit und und und... Ich denke es ist wichtig deine Oma ernst zu nehmen in dem was sie erlebt hat, dann auch auch die Notbremse zu ziehen, damit sie sich in ihren Flashbacks nicht verhedert und darin hängen bleibt. Hohl sie aus den Erinnerungen dann wieder heraus (Wenn es dich interessiert, dann informier dich mal über PTBS).

Und das sie zu ihrer Schwester so ein schlechts Verhältnis hat, ja, hat meine Oma ja zu ihren Schwestern auch, die wurden ja nicht misshandelt, mussten nicht an die Front, wurden nicht vergewaltigt. Die Wut, die meine Oma auf alle die anderen, die die wirklich die Verantwortlichen waren, hat sie auf ihre Schwestern projeziert, obwohl die ja gar nichts dafür können.
 
Z
Benutzer37399  Benutzer gesperrt
  • #15
Meine Oma hat auch erst spät angefangen mir von ihrer Kindheit, der Flucht und den vielen großen und kleinen Tragödien auf dem Weg zum Erwachsen werden zu erzählen. Im Nachhinein denke ich, dass sie mich damit nicht belasten wollte. Leider hat sie es nicht mehr geschafft, ihr Leben zu Papier zu bringen.
Von meinem Opa kenne ich mehr Erzählungen aus der Nachkriegszeit. Ihm hat es sehr geholfen, als wir vor etwa 10 Jahren den Soldat der U.S. Army aufgetan haben, mit dem er sich damals angefreundet hatte. Er war zweimal zu Besuch. Gerade an den alten Schauplätzen sind viele Tränen geflossen, aber es hat beiden geholfen.

Und ich kenne Aussagen wie "Ach Kinder, ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie schlimm das alles war" zur Genüge. Er hat recht. Das können wir nicht. Anstatt froh zu sein, dass wir das nicht erleben mussten, findet er es anscheinend "schade". Ja, wir mecken alle auf hohen Niveau. Die Zeiten haben sich eben geändert und das ist auch gut so.

Du wirst sie nicht alleine "therapieren" können. Falls das überhaupt jemand vermag. Sei für sie da, wenn sie erzählen möchte. Informiere dich, um ihr besser folgen zu können. Schnapp dir ne Landkarte und male den Fluchtweg nach, makiere die wichtigen Stationen. Vielleicht magst du ihre Geschichte für sie aufschreiben? Jetzt kommt Weihnachten... ein schönes Tagebuch und Stift schenken, falls sie sich doch entscheidet, es selber aufzuschreiben (für sich). Wichtig ist aber auch, dass du sie immer wieder in ihrer Vergangenheit "abholst" und sie nicht völlig in ihrer schmerzhaften Erinnerung versinkt.
 
Manche Beiträge sind ausgeblendet. Bitte logge Dich ein, um alle Beiträge in diesem Thema anzuzeigen.
Drachengirlie
Benutzer62713  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #16
Hallo,

vielen Dank für eure Berichte. Es tut gut zu wissen, dass auch ihr mit solchen Geschichten konfrontiert wurdet. Auch finde ich es interessant zu lesen, was euren Großeltern damals widerfahren ist.

Zu Weihnachten werde ich ihr auf jeden Fall ein schönes Tagebuch mit einem Stift schenken. Zwar weigert sie sich zur Zeit, es sich von der Seele zu schreiben, aber vielleicht versucht sie es ja irgendwann mit der Zeit doch noch... Es ist ihr überlassen, aber sie soll die Möglichkeit zum schreiben da haben.
Die Idee mit dem Fluchtweg in die Landkarte einzeichnen finde ich auch gut... Werde ich auch mal besorgen.

Ich erzähle auch öfters von mir, also es nicht so, dass wir dann da sitzen und sie ein Monolog führt. Aber ich höre ihr selbstverständlich auch zu, so dass sie sich alles aus der Seele reden kann. Verarbeitet hat sie das Ganze mit Sicherheit nicht und sie sagt selbst, dass sie weiß, dass es in letzter Zeit häufig vorkommt, dass sie über ihre damalige Zeit redet, nur versteht sie nicht, warum das jetzt erst alles hoch kommt. (Meine Vermutung ist ja, dass sie nicht mehr so viel macht wie früher, oft zuhause ist und ihr Freund verstorben ist. Ergo hat sie viel mehr Zeit über ihr Leben nachzudenken...)

Ablenkung... Es ist leichter gesagt als getan! :frown: Ich würde sie echt gerne ablenken, aber ich bin halt nicht oft zuhause...

Ich habe ihr auch schon vorgeschlagen, sich mit ihrer Schwester zusammenzusetzen und das Ganze gemeinsam aufzuarbeiten. Weil ihre Schwester nämlich gar nichts von den Gefühlen meiner Oma weiß und auch nichts von den Erfahrungen. Sie kann es nur höchstens erahnen... Meint ihr, es wäre ne gute Idee, die Schwester einfach mal spontan einzuladen ohne das meine Oma was davon weiß?

Aber danke für eure Geschichten und Ratschläge...
Über noch mehr würde ich mich freuen, denn die Erfahrungen und die Art wie ihr damit umgegangen seid, finde ich interessant.
 
brainforce
Benutzer26398  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #17
Du musst aktzeptieren, dass einem Menschen, der dieses Kriegstrauma schon seid über 50 Jahren mit sich herumträgt, heute nichtmehr wirklich zu helfen ist.
ohne deiner Oma oder dir nahetreten zu wollen sehe ich das ähnlich... zumal jetzt evtl. das fortschreitende Alter deiner Oma eine Rolle spielt - da werden Erlebnisse oftmals verdreht, überbewertet etc. - ich will nicht über dein geistigen Zustand deiner Oma urteilen zumal ich sie gar nicht kenne, aber bei meiner eigenen Oma erkenn ich langsam das wohl ein schleichender Verfall beginnt den man oftmals gar nicht sofort bemerkt.
 
Drachengirlie
Benutzer62713  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #18
@brainforce, das fortschreitende Alter spielt unter anderem (die anderen Faktoren hatte ich ja bereits genannt), glaube ich auch eine Rolle.

Wir merken schon, dass sie vergesslich wird. Sie erzählt z.B. eine Geschichte, dreimal hintereinander... Und wir haben den Eindruck, dass sie das gar nicht merkt. Auch fragt sie manchmal nach Sachen, die wir schon mehrmals erzählt hatten. Aber sie scheint sich nicht mehr daran zu erinnern.

Wir denken auch, dass sie die Ereignisse nicht immer wahrheitsgemäß erzählt. Und ich weiß ja, dass Erinnerungen oft nicht so sind wie sie waren! :zwinker: Das ist auch bei uns normalen Leuten so. Das ist mir schon klar...

Naja, richtig therapieren will ich sie ja nicht und das kann ich auch nicht. Ich will ihr nur helfen, die Sachen ein wenig besser verarbeiten zu können. Sie war mehrmals den Tränen nahe und glaub mir, sie weint normalerweise nie... Ich will versuchen, dass sie die Sachen wenigstens so "verarbeiten" kann, dass es ihr nicht mehr so sehr weh tut, wenn sie daran denkt. Aber ich glaube, dafür ist es wirklich schon zu spät. Ich will einfach eine kleine Stütze für sie sein!
 
brainforce
Benutzer26398  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #19
Wir merken schon, dass sie vergesslich wird. Sie erzählt z.B. eine Geschichte, dreimal hintereinander... Und wir haben den Eindruck, dass sie das gar nicht merkt. Auch fragt sie manchmal nach Sachen, die wir schon mehrmals erzählt hatten. Aber sie scheint sich nicht mehr daran zu erinnern.

Wir denken auch, dass sie die Ereignisse nicht immer wahrheitsgemäß erzählt. Und ich weiß ja, dass Erinnerungen oft nicht so sind wie sie waren! :zwinker: Das ist auch bei uns normalen Leuten so. Das ist mir schon klar...
Das hört sich aber schon stark danach an als kämen die "Probleme" deiner Oma eher vom Alter und nicht von ihrer Vergangenheit - scheinbar hat sie die letzten 50 Jahre auch ohne größere Schwierigkeiten verbracht (?) - dein Vater/Mutter müssten es denk ich mal beurteilen können.

Mein Uroma wurde mit zunehmenden Alter auch immer mehr dement - das führte dann dazu das sie Personen nicht mehr zuordnen konnte, Kindheitserlebnisse etc. komplett verdrehte, "heim zu ihren Eltern wollte die schon 30 Jahre tot waren etc. - mir kam es vor als befände sie sich in einem "Traumzustand" - Wahrheit, Fantasie, Begebenheiten wurden vermischt und vollkommen durcheinander wieder ausgespuckt...

Mit einer klassischen psychologischen Therapie wird deiner Oma wohl kaum geholfen werden können fürchte ich (?):ratlos:
 
Drachengirlie
Benutzer62713  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #20
Das hört sich aber schon stark danach an als kämen die "Probleme" deiner Oma eher vom Alter und nicht von ihrer Vergangenheit - scheinbar hat sie die letzten 50 Jahre auch ohne größere Schwierigkeiten verbracht (?) - dein Vater/Mutter müssten es denk ich mal beurteilen können.

Mein Uroma wurde mit zunehmenden Alter auch immer mehr dement - das führte dann dazu das sie Personen nicht mehr zuordnen konnte, Kindheitserlebnisse etc. komplett verdrehte, "heim zu ihren Eltern wollte die schon 30 Jahre tot waren etc. - mir kam es vor als befände sie sich in einem "Traumzustand" - Wahrheit, Fantasie, Begebenheiten wurden vermischt und vollkommen durcheinander wieder ausgespuckt...

Mit einer klassischen psychologischen Therapie wird deiner Oma wohl kaum geholfen werden können fürchte ich (?):ratlos:

Naja, ob eine Therapie hilft, kann ich nicht sagen. Aber sie wird nicht in eine Therapie gehen. Wenn ich ihr das vorschlagen würde, dann würde sie das sofort ablehnen, wohl weil sie halt noch die alt gehegten Vorurteile hat ("Ich bin doch nicht verrückt" etc.).

Naja, es ist noch nicht so, dass sie Sachen vertauscht oder so. Nur erzählt sie die Geschichten immer ein wenig anderes, als sie es beim letzten Mal tat. Deswegen geh ich mal davon aus, dass sich die Erinnerungen immer wieder ändern oder sie halt Spaß daran hat, die Geschichten immer ein wenig anders zu erzählen, hauptsache sie kriegt die Aufmerksamkeit, die sie braucht! :zwinker: Ich finds auch überhaupt nicht schlimm und ich denke auch, dass sie das braucht. Bis vor einem Jahr war sie auch ganz normal. Zwar schon etwas leicht vergesslich, aber sie hatte noch nicht so viele Geschichten erzählt etc. Inzwischen tut sie fast nichts mehr aktiv (damals war ihr Terminkalender ständig voll) und nun ja, so kommt´s wohl, dass sie auch langsam dement wird.
 
Caelyn
Benutzer87573  (36) Sehr bekannt hier
  • #21
Meine Oma erzählt in letzter Zeit auch viel aus ihrer Vergangenheitl, allerdings nicht direkt aus dem Krieg. Die Kriegsgeschichten kenn ich schon fast alle, da meine Oma 4 Schwestern hat, und wenn die alle bei Geburtstagen auf einem Haufen sitzen dann hab ich die schon als Kind ausgequetscht.
Im Krieg gings meiner Oma und ihrer Familie relativ gut, klar sie hatten keine einfache Zeit aber sind jetzt nicht traumatisiert.

Was ich jedoch in letzter Zeit immer wieder raushöre ist, dass meine Oma sich in ihrer Entwicklung durch den Krieg und ihre Hochzeit und ihren Mann sowie das Dasein als Hausfrau eingeschränkt gefühlt hat.
Meine Oma ist ein superlieber, intelligenter und total kreativer Mensch. Wäre sie in meinem Jahrgang geboren, würde sie jetzt vermutlich Innenarchitektin, an der Filmakademie oder Graphikdesignerin.
Man merkt immer wieder, wie sie erzählt was sie damals nicht durfte, was sich nicht schickte und wie gut wir es heute mit all unseren Möglichkeiten haben.

Ich denke das ist ein Prozess der bei vielen alten Mensche einsetzt, wenn sie nicht mehr so viel zu tun haben und Zeit haben, nachzudenken. Da wird einfach das Leben reflektiert, und vieles bedauert, was man nicht hatte.
 
R
Benutzer94462  (31) Benutzer gesperrt
  • #22
ich würde sagen sie wird einfach alt und senil und lebt mehr oder weniger in der vergangenheit.

ne bekannte hat öfter mal bei meinen großeltern angerufen und gesagt das noch jemand aufs feld muss (wir hatten noch nie felder aber die bekannte in früheren jahren) wenn man wiedersprochen hat war sie sauer wenn man ihr einfach recht gegeben hat war ruhe und sie war glücklich, also wenn jemand immer von flucht und vertreibung erzählt, einfach machen lassen.
 
D
Benutzer86779  (39) Sehr bekannt hier
  • #23
Wenn das jetzt erst auftritt kann das auch ein zeichen von demenz(nat. in verbindung mit dem trauma von damals) sein. Demenzkranke wiederholen ziemlich oft alte geschichten da sie sich daran noch erinnern können im gegensatz zu den dingen aus jüngerer vergangenheit(zumindest im frühstadium).
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #24
Ich kenne das von meinen Großeltern auch. Mein Opa erzählte auch immer schreckliche Geschichten aus Stalingrad. Er brauchte das einfach, um diese Dinge zu verarbeiten, schätze ich mal. Das musste keine Therapie sein - da hat auch ausquatschen geholfen. gut, das dann immer und immer wieder, aber das ist ja auch in Ordnung. Das sind ja Geschehnisse, die sich verdammt tief eingegraben haben und die man nicht einfach so hinter sich lässt.
Mein Opa sollte dazu auch mal vor Gericht aussagen in den 90er Jahren. Das hat er allerdings nciht gemacht, das war ihm dann doch zu viel. Auch verständlich...
In Anbetracht solcher Ereignisse sind eigentlich sämliche Ausprägungen möglich und verständlich. Und genauso viele Verarbeitungsmöglichkeiten gibt es.

Deine Oma verarbeitet es offensichtlich durch Erzählen. Dass sich immer mal was ändert liegt sicherlich zum einen an der langen Zwischenzeit und zum anderen auch daran, dass wir nunmal sehr gute Verdrängungsmechanismen haben und nicht immer alles präsent ist oder Dinge auch nach und nach wieder hochkommen.
Ich finds gut, wenn Du ihr verschiedene Angebote (gab ja schon schöne Vorschläge) machst, zuhörst und wenn sie sich nicht drauf einlassen möchte, fänd ich das auch in Ordnung. Sie wird dir schon von sich aus - ob nun unbewusst oder bewusst - andeuten, was der richtige Weg für sie ist. Du bist dafür ja sensibilisiert.
 
Drachengirlie
Benutzer62713  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #25
So - ich hab meiner Oma jetzt zu Weihnachten das leere Büchlein geschenkt.
Sie hat sich sehr darüber gefreut, aber ich glaube, sie war auch etwas skeptisch.
Aber sie versprach, das Buch auf den Tisch zu legen und joar, ich hoffe, dass sie dies jetzt auch nutzt.

Mein Eindruck an Weihnachten:
Sie ist ungewöhnlich oft "abgehauen". Normalerweise bleibt sie sehr gerne bei uns und quatscht und lacht viel. Diesmal war sie sehr still und hat immer irgendeinen Grund gefunden, um raus zu gehen. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich nicht wohl fühlte. Und das zum ersten Mal seit ich bewusst miterleben kann...
 
honi soit qui mal y pense
Benutzer94944  Meistens hier zu finden
  • #27
Mein Rat an Dich ist: höre ihr zu und nutze es auch für Dich, um zu erfahren, wie sich das Leben verändert hat, wie sich die Welt verändert hat, wie anstregend damals alles war, z.B. im Vergleich zu heutigen Selbstverständlichkeiten (Nahrungsaufnahme). Damit schenkst Du ihr Aufmerksamkeit, sie erkennt, zu zeigst Interesse und damit kann sie vieles verarbeiten. Sicherlich hängt sie nunmehr stärker an diesen Erinnerungen, wenn der Freund nicht mehr da ist, aber als Psychologiestudentin im 3. Semester, in dem wohl mehr Statistik und Mathematik gepaukt wird, weiß Du selbst am besten, dass mehr an Hilfe und Unterstützung schwierig ist.
 
Drachengirlie
Benutzer62713  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #28
Hmmm, nein, ich hab nicht zu sehr drauf geachtet. Sie war wirklich mehr abwesend als anwesend und das kam so noch nie vor.

Ja, als wir bei ihr waren, habe ich mich ein wenig um sie "gekümmert". Hab sie über damalige Zeiten gefragt. In Verknüpfung mit Weihnachten natürlich! :zwinker: Und ich habe sofort gemerkt, dass sie sich darüber gefreut hat und sehr gerne erzählt hat. Da ich diesen Monat leider nicht zu ihr kann, wegen permanentem Uni-Stress, werde ich versuchen sie im Februar und natürlich auch darüber hinaus, öfters zu besuchen.

Sie kann ja nichts dafür, dass sie unter Demenz leidet. Ich finde es irgendwie schade, wie meine Familie darauf reagiert. Mein Vater bemitleidet sie zu sehr. Meine Tante will das wohl noch nicht so wirklich akzeptieren und weiß nicht, wie man damit umgehen soll. Mein Onkel will es wohl auch noch nicht so akzpetieren und flapst eher rum. Und die Kinder merken das ja noch nicht...
An Weihnachten haben sie kaum mit ihr gesprochen, aber das ist ihnen wahrscheinlich gar nicht so bewusst. Normalerweise beteiligt sich meine Oma sonst immer an den Gesprächen und so gehts dann munter weiter. Diesmal war es aber nicht so. Wenn sie da war, war sie still und tat so, als ob sie zuhöre...

Meine Tante überlegt allerdings schon, meine Oma einfach mal zum Arzt zu schleppen. Sie macht sich also Gedanken, aber sie weiß nicht, wie sie sich verhalten soll. (Sie ist die Tochter von Oma). Sie würde Oma am liebsten Medikamente verschreiben lassen, die die Demenz ein wenig "aufhalten"...
 
coolchica
Benutzer46728  Beiträge füllen Bücher
  • #29
Oh man.. Das ist so traurig. Bitte besuch sie, sooft du kannst.
Muss grad an meine Oma denken. Sie war nie demenzkrank, nie abwesend, immer topfit, an Feierlichkeiten oder, wenn wir Verwandtenbesuch aus dem Ausland hatten, hat sie mit uns bis zum Morgengrauen Domino gespielt und Familienalben gezeigt, erzählt... In Domino war sie 100 mal besser als wir alle.. Wie schade, dass ich in den letzten Monaten keine Zeit für Domino hatte. Aber viel Zeit für meine Lieblingsoma. Ich hoffe, dass sie das verstanden hat und wusste, dass ich sie liebe.
Nun ist sie seit 2,5 Jahren tot... Sie wurde 88, kerngesund....
 
Oben
Heartbeat
Neue Beiträge
Anmelden
Registrieren