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Depressiven besten Freund unterstützen

Elvan
Benutzer158733  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo liebe Leute,

ich frage hier für einen guten Freund, dessen Familien- und persönliche Situation mich sehr beschäftigt. Mir ist bewusst, dass ich ihn nicht allein dort herausholen kann, jedoch würde ich ihn gerne unterstützen. So langsam bin ich aber mit meinem Latein am Ende.

Besagter Freund ist Ü30 und lebt noch im Elternhaus, ist relativ einsam, häufig antriebslos und leidet möglicherweise an Depressionen.
Insgesamt ist er sehr pflichtbewusst und immer für Andere da; um sich selbst kümmert er sich aber kaum und ist nicht bereit bzw. hat nicht die Energie, sein Leben zu ändern.

Finanziell hat er keine Sorgen; er geht einer festen Arbeit nach, mit der er ganz glücklich ist und seinen Lebensunterhalt sichern kann. Dort kniet er sich sehr rein, macht oft Überstunden.

Er pflegt seine Hobbies, arbeitet immer mal wieder an eigenen interessanten Projekten und engagiert sich ehrenamtlich in einem Verein. Trotzdem macht ihn all das nicht wirklich glücklich, und ich glaube, das liegt an seiner Einsamkeit - außer mir gibt es niemanden, dem er seine Gefühle und Erlebnisse anvertrauen kann.

Seine Familie ist zerrüttet; er hatte nie ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Aktuell lassen diese sich scheiden, womit auch unklar ist, ob er weiterhin in seinem Elternhaus wohnen bleiben kann.
Sein Vater lebt noch im Haus, verhält sich aber wie ein großes Kind; mein Freund muss ihm hinterherräumen und aufpassen, dass er aus Schusseligkeit keinen Schaden anrichtet.

Die Mutter hatte (verständlicherweise) die Schnauze voll und ist zu einem anderen Mann ins Ausland gezogen. Damit bleibt die Verantwortung an meinem Freund hängen; er muss sich auch um die kranke Großmutter allein kümmern.

Ich bin überzeugt, dass ihm ein Umzug guttun würde, damit er mal etwas Abstand von seiner bescheuerten Familie bekommt.
Das lehnte er bisher immer ab (Grund: Er will auf dem Land wohnen bleiben und braucht unbedingt eine eigene Werkstatt, um seinen Hobbies nachgehen zu können).

Ich hab ihm auch (freundlich) vorgeschlagen, seinen Lebensstil etwas gesünder zu gestalten, damit er den seelischen Belastungen besser standhalten kann. Aktuell schläft er nur 3-4 Stunden pro Nacht, da er abends nicht vom Rechner wegkommt - wahrscheinlich als Flucht vor all den Problemen bzw. Folge seiner Depression.
Er scheint aber nicht willens/imstande (?), daran etwas zu ändern; sein Kommentar dazu ist meist nur ein ausweichendes "mal schauen".

Professionelle Hilfe hatte er mal in Form einer Neurologin und hat eine Zeitlang Antidepressiva genommen (warum er die abgesetzt hat, weiß ich nicht mehr). Zudem war er mehrere Wochen auf Kur, das hat ihm gar nichts gebracht.
Gesprächstherapie lehnt er ab, "das nützt ja nichts, meine Probleme gehen nicht davon weg, dass ich darüber rede".

Das geht schon über Jahre so, ohne dass sich etwas ändert - wie kann ich ihm noch helfen?
Ich würde gern einfach kommentarlos zuhören, aber das fällt mir sehr schwer.
Den Kontakt möchte ich nicht abbrechen, da ich ihn als Freund sehr schätze und ihn nicht im Stich lassen will.

Habt ihr 'ne Idee? Und wenn nicht, danke ich euch trotzdem vielmals fürs Lesen. :smile:
 
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Eswareinmal
Benutzer123446  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #2
Nur kurz (ich hoffe ich bekomme es trotzdem prägnant zusammengefasst) und aus eigener Erfahrung mit einer Freundin, der es sehr ähnlich geht:

Es gibt Menschen, die ab einem bestimmten Punkt oder auch generell nichts an ihren Lebensumständen ändern wollen. Sie haben sich in diesem Schlechtgehen eingerichtet und irgendwie würde ihnen vielleicht sogar etwas fehlen, wenn sich etwas verändern würde.
Manchmal sehen wir als Außenstehende ein Problem, der/die Betroffene aber nicht wirklich (auch wenn sie sagen "Mir geht es nicht gut"). Und dann braucht man auch nicht nach einer Lösung suchen, denn wer kein Problem hat, braucht auch keine Lösung.

Wenn du es aushältst, dann würde ich den Kontakt aufrecht erhalten, ab und zu vielleicht was empfehlen wenn dir was auffällt oder nachfragen, ob er nicht in Therapie gehen möchte oder Ähnliches, und seine Art ansonsten akzeptieren. Vielleicht wacht er irgendwann auf. Vielleicht auch nicht.
Wenn du es nicht aushältst, dann würde ich das auch sehr klar so sagen und den Kontakt so einschränken, wie es für dich stimmig ist.
 
Elvan
Benutzer158733  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #3
Vielen Dank, Eswareinmal Eswareinmal ! Dein Beitrag gibt mir eine ganz neue Sichtweise, vor allem diesen Satz finde ich bemerkenswert:

Manchmal sehen wir als Außenstehende ein Problem, der/die Betroffene aber nicht wirklich (auch wenn sie sagen "Mir geht es nicht gut"). Und dann braucht man auch nicht nach einer Lösung suchen, denn wer kein Problem hat, braucht auch keine Lösung.

Dazu fällt mir ein: Vielleicht gehe ich zu sehr von meinen Vorstellung eines glücklichen Lebens aus. Vielleicht fühlt er sich mit einigen Aspekten ganz wohl, die für mich gar nicht gingen.

Trotzdem weiß ich, dass er sich nach bestimmten Veränderungen sehnt - einer Partnerin, Freunden, einem Leben ohne den ganzen Familienstress -, er aber den Weg dorthin nicht alleine findet und ihm die Kraft fehlt, diesen Weg zu gehen, obwohl es teilweise realistische Ziele sind.
Ich versuche immer, ihm konkrete, kleinschrittige Lösungsansätze zu geben und ihm damit die Schwellenangst etwas zu nehmen. Denn ich glaube, die ist bei ihm der größte Hemmschuh - Sicherheit und Beständigkeit scheinen ihm sehr wichtig zu sein.

Wenn du es aushältst, dann würde ich den Kontakt aufrecht erhalten, ab und zu vielleicht was empfehlen (...). Vielleicht wacht er irgendwann auf. Vielleicht auch nicht.

So handhabe ich es gerade auch, weil ich ihn nicht drangsalieren möchte (das hätte genau den gegenteiligen Effekt). Ich hoffe darauf, dass die Motivation von innen kommt, denn ansonsten kann ich nichts ändern. Und das tut manchmal so weh. :frown:

Wenn du es nicht aushältst, dann würde ich das auch sehr klar so sagen und den Kontakt so einschränken, wie es für dich stimmig ist.

Da hast du vermutlich recht. Ich habe den Kontakt bereits heruntergefahren (mit der halbwahren Begründung, ich hätte viel zu tun); allerdings scheue mich davor, ihm die ganze Wahrheit zu sagen, nämlich dass mich sein Zustand sehr belastet. Ich habe Angst, dass er sich dann wie ein Versager fühlt und ihn das noch mehr runterzieht.

Danke dir nochmal für die sehr guten Denkanstöße!
Wenn ihr noch mehr Ideen habt, immer her damit. Umarmungen nehm ich auch. :smile:
 
Zuletzt bearbeitet:
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #4
Da hast du vermutlich recht. Ich habe den Kontakt bereits heruntergefahren (mit der halbwahren Begründung, ich hätte viel zu tun); allerdings scheue mich davor, ihm die ganze Wahrheit zu sagen, nämlich dass mich sein Zustand sehr belastet. Ich habe Angst davor, dass er sich dann wie ein Versager fühlt und ihn das noch mehr runterzieht.

Meinst du, er erträgt sein Leben besser, wenn er sich bei dir auskotzen kann? Wenn ja, dann ersetzt du ihm nämlich gerade die Therapie. Vielleicht, wenn du als Ansprechperson wegfällst, sucht er sich sogar endlich jemanden, der ihm dann auch professionell helfen kann.

Leider führt die Kombination aus Depression und enormer Duldsamkeit dazu, dass man es sich mit seinem Problem schön einrichtet anstatt was dagegen zu unternehmen. Man unternimmt ja erst etwas, wenn's einem wirklich dreckig geht, aber wer viel aushält und seine Strategien hat, wie er sich grad so am Limit halten kann, der sieht dann nicht genug Grund, sich nen Therapeuten zu suchen.
 
Elvan
Benutzer158733  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #5
Vielleicht, wenn du als Ansprechperson wegfällst, sucht er sich sogar endlich jemanden, der ihm dann auch professionell helfen kann.

Ja, das kann gut sein. Ich hatte auch öfter den Verdacht, dass er sich zu sehr an Freunde klammert und hofft, dass sie ihn irgendwie aus der Scheiße zaubern - ohne, dass er selbst die nötigen Veränderungen vornehmen muss, vor denen er solche Angst zu haben scheint. Das ist kein bewusstes Kalkül; er ist sehr darauf bedacht, niemandem zur Last zu fallen, rutscht aber in seiner Not immer wieder in dieses Verhaltensmuster.
Die Meisten aus unserem gemeinsamen Freundeskreis haben den Kontakt einschlafen lassen und mir gegenüber sowas Ähnliches geäußert.

Ich gebe ihm - auch angesichts der akuten Krisen in seiner Familie - noch eine "Schonfrist", wenn er dann immer noch keine Bereitschaft zu Veränderung zeigt, werde ich ihn mal vorsichtig drauf ansprechen.

Danke dir!
 
G
Benutzer Gast
  • #6
Ich glaube, er hat zwei Möglichkeiten.
Eine Möglichkeit ist, eine radikale Änderung der Lebensumstände (z.B. Umzug). Wenn man sein Leben neu organisieren muss, dann fällt es einem leichter mit dem Neuanfang gleich die Änderungen im Verhalten und in der Lebensweise umzusetzen, zu denen man vorher nicht fähig war. Es scheint aber so, dass er selbst kein wirkliches Interesse daran hat. Das kann also nur durch seine Famile oder durch einen Schicksalsschlag erzwungen werden.
Die andere Möglichkeit wäre (wo du ihm helfen könntest), ihm zu zeigen, dass auch andere Dinge im Leben einem Spaß und Freude bereiten können, nicht nur das, was er tagtäglich macht. Du sagst, dass darüber reden nicht hilft, dann muss er es eben erfahren, vorausgesetzt er ist offen dafür. Ich würde dir vorschlagen, etwas mit ihm zu unternehmen, etwas was dir Spaß macht und ihm vermutlich auch. Vielleicht hast du eine Idee, was das sein könnte, wozu er bereit wäre. Das könnte ihm helfen, ein wenig aus seinem Alltag rauszukommen und offener für Neues zu werden. Du sollst es ihm aber nicht so verkaufen, dass du damit sein Leben ändern möchtest, sondern dass du einfach mit ihm Spaß haben möchtest.

Ich kenne das Gefühl, wie es ist, wenn einem die Freunde allmählich abhandenkommen. Ich versuche mich auch an ihnen zu klammern, weil ich nicht allein sein möchte, aber ich bin es wahrscheinlich schon länger, will es nur nicht wahrhaben.
Er kann sich glücklich schätzen, dass er dich als Freundin hat. Sei einfach für ihn da. Du brauchst dich aber nicht für ihn aufopfern. Wenn du merkst, dass er dich runterzieht, dann sage ihm schonend, dass er das nicht tun soll.

Ich hoffe mein Text hilft dir, die Dinge aus der anderen Perspektive zu sehen.
 
Elvan
Benutzer158733  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #7
Vielen Dank für deinen hilfreichen Beitrag, mrc!

Die andere Möglichkeit wäre (wo du ihm helfen könntest), ihm zu zeigen, dass auch andere Dinge im Leben einem Spaß und Freude bereiten können, nicht nur das, was er tagtäglich macht.
Das ist eine schöne Idee. :smile: Ich mache das auch so, lade ihn sooft ich kann für ein paar Tage ein, damit er mal rauskommt und wir was Schönes zusammen unternehmen können. Er scheint sich immer sehr darüber zu freuen, wirkt entspannt und gelöst bei unseren Treffen. Auch ich habe eine Menge Spaß dabei.

Ich wünsche dir, dass es dir auch bald besser geht und du deine Freunde wieder- bzw. neue dazugewinnst.

Er kann sich glücklich schätzen, dass er dich als Freundin hat. Sei einfach für ihn da. Du brauchst dich aber nicht für ihn aufopfern. Wenn du merkst, dass er dich runterzieht, dann sage ihm schonend, dass er das nicht tun soll.

Das ist sehr lieb von dir und klingt nach einer gesunden Einstellung.
 
Mr. Poldi
Benutzer2610  Meistens hier zu finden
  • #8
Ehrlich gesagt fürchte ich dass die Chancen dass Du ihm helfen bzw. eine signifikante Veränderung bewirken kannst wohl eher gering sind.
Der Wunsch bzw. Wille etwas zu verändern muss von ihm kommen, ansonsten hat das ganze meist keinen Sinn.

Du kannst versuchen für Ihn da zu sein, den Kontakt zu halten - pass aber auf dass Du dich dabei nicht selbst zu sehr belastest, denn das kann recht schnell geschehen.
Seine anderen Bekannten/Freunde werden den Kontakt vmtl. auch nicht ohne Grund haben einschlafen lassen.

Es ist sicherlich schwer das "einfach so" hinzunehmen, aber evtl. wird dir da nichts anderes übrigbleiben.
Vielleicht schaffe er es ja irgendwann, vielleicht aber leider auch nicht.

:rose:
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #9
Auch wenn nicht alle Details zutreffen, geht es mir doch ziemlich ähnlich, wie diesem Herrn.
Ich lebe zwar in einer eigenen Wohnung und habe eine intakte Familie, aber die Kombination aus Einsamkeit, unglücklichem Single-Dasein und daraus resultierender Antriebslosigkeit in kombination mit einem halbwegs brauchbaren Job, einigen Hobbys und einem sozialen Engagement im Verein kenne ich nur zu gut.

Ich weiß nur nicht, was das mit Depressionen zu tun haben soll. Das sind ja nicht irgendwelche Hirngespinste, sondern ganz objektiv feststellbare, unbefriedigende Lebensumstände, aus denen man nicht raus kommt und die einen unzufrieden machen.
Glaubst du wirklich, es wäre sinnvoll, sich da mit irgendwelchen ärztlich verordneten Drogen (alias Psychopharmaka) eine bessere Stimmung herbeizuzaubern, obwohl die Lebenssituation dadurch kein bisschen besser wird? Was soll das denn sein, außer Selbstbetrug?
Und irgendwelches Gelaber mit Therapeuten wird einem auch keine Sozialkontakte herbeizaubern.

Auch das von Außenstehenden, wie Eswareinmal Eswareinmal gerne mal leichtfertig gefällte Urteil "Der will doch überhaupt nichts ändern." halte ich für ziemlich vermessen.
Wo andere fehlenden Willen vermuten, steckt oftmals die Extrapolation von Erfahrungen aus der Vergangenheit dahinter.
Mal ein einfaches Beispiel: Mir wird vorgeschlagen "Wenn niemand mit will, geh doch alleine zu dieser Party" und wenn ich ablehne, weil mir das alleine keinen Spaß macht, wird mir gleich fehlender Veränderungswille unterstellt.
Was dahinter steckt, ist aber etwas anderes: Es ist nicht der fehlende Wille, etwas zu ändern, sondern es ist der fehlende Wille, mich in eine Situation zu begeben, die ich auf ähnliche Art und Weise schon viele male erlebt habe (nachdem ich mich irgendwie aufgerafft habe, doch alleine hinzugehen) und die eigentlich immer total frustriefend war. Ich weiß einfach, dass ich in solchen Situationen keine anderen Leute kennenlerne, sondern blöd in der Ecke stehe und neidisch all die Gruppen und Grüppchen beobachte, die Spaß haben, aber in die ich als Fremder doch sowieso nicht rein komme. Wieso sollte ich mir das ein weiteres mal freiwillig antun? Wieso sollte es beim 100. Mal plötzlich ganz anders laufen, als bei den 99 vorherigen Malen?


Und dann kommt noch eine meiner Meinung nach auch sehr verständliche Angst vor großen Veränderungen und radikalen Schnitten dazu.
Auch hier wieder ein Beispiel: Umziehen in eine andere Gegend.
Hier in meiner Gegend habe ich wenigstens noch einige wenige Freunde und Bekannte, mit denen ich mich immer wieder treffe. Würde ich weit weg ziehen, würde das diese Freundschaften und Bekanntschaften gefährden, oder zumindest die Treffen seltener machen und mich somit in eine noch extremere, noch frustrierendere Einsamkeit treiben, da ich einfach nicht daran glaube, dass ich auch nur den Hauch einer Chance habe, völlig auf mich alleine gestellt in einer unbekannten Gegend Anschluss zu finden und Leute kennenzulernen. Auch da werde ich doch nur wieder der Typ sein, der still und unauffällig in der Ecke steht.
Ich gehe davon aus, dass ich mit mindestens 95%iger Wahrscheinlichkeit nach einem solchen Schritt noch einsamer und unglücklicher sein werde. Warum sollte ich das dann wagen? Wegen den optimistisch geschätzten 5% Chance auf eine wundersame Verbesserung? Ist das nicht ziemlich riskant?
 
G
Benutzer Gast
  • #10
Wo andere fehlenden Willen vermuten, steckt oftmals die Extrapolation von Erfahrungen aus der Vergangenheit dahinter.

Das ist eine wichtige Aussage. Deshalb finde ich es wichtig, immer wieder etwas Neues auszuprobieren. Ich habe manchmal noch die Motivation, das zu tun, um hinterher festzustellen, dass es wieder nicht viel gebracht hat. Wenn ich die Enttäuschung überwunden habe, dann versuche ich etwas anderes. Manche Leute schaffen es einfach nicht, das aus eigenem Antrieb zu machen, oder es fehlen ihnen einfach die Ideen. Sie brauchen eben etwas Hilfe von irgendjemand, der ihnen neue Möglichkeiten aufzeigt.

Hier in meiner Gegend habe ich wenigstens noch einige wenige Freunde und Bekannte, mit denen ich mich immer wieder treffe. Würde ich weit weg ziehen, würde das diese Freundschaften und Bekanntschaften gefährden, oder zumindest die Treffen seltener machen und mich somit in eine noch extremere, noch frustrierendere Einsamkeit treiben, da ich einfach nicht daran glaube, dass ich auch nur den Hauch einer Chance habe, völlig auf mich alleine gestellt in einer unbekannten Gegend Anschluss zu finden und Leute kennenzulernen. Auch da werde ich doch nur wieder der Typ sein, der still und unauffällig in der Ecke steht.

Das trifft auf Leute zu, die etwas zu verlieren haben. Die, die spüren, dass es mit ihnen unaufhaltsam bergab geht oder sie nichts mehr zu verlieren haben, kann eine neue Umgebung, meiner Meinung nach, durchaus helfen.
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #11
Das ist eine wichtige Aussage. Deshalb finde ich es wichtig, immer wieder etwas Neues auszuprobieren. Ich habe manchmal noch die Motivation, das zu tun, um hinterher festzustellen, dass es wieder nicht viel gebracht hat. Wenn ich die Enttäuschung überwunden habe, dann versuche ich etwas anderes. Manche Leute schaffen es einfach nicht, das aus eigenem Antrieb zu machen, oder es fehlen ihnen einfach die Ideen. Sie brauchen eben etwas Hilfe von irgendjemand, der ihnen neue Möglichkeiten aufzeigt.
Natürlich. So mache ich das auch.
Allerdings probiere ich üblicherweise eher Dinge aus, die eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen Dingen haben, bei denen ich bereits gute Erfahrungen gemacht habe, während ich auf Dinge verzichte, die ähnlich sind, wie das, was früher schon total frustrierend war.

Bei Partys und ähnlichem habe ich einfach schon zu viele frustrierende Erfahrungen gemacht, um das noch mal auszuprobieren... aber bei sportlichen Dingen sieht es schon ganz anders aus. Da komme ich viel leichter mit anderen Leuten ins Gespräch und gehöre einfach dazu.
Und wenn das schon beim Bouldern gut funktioniert und auch bei diversen Trainer-Fortbildungen super geklappt hat (da gehe ich sogar vorzugsweise alleine hin), bin ich auch bei anderen sportlichen Dingen viel optimistischer.
Dabei entsteht zwar auch nur äußerst selten ein länger anhaltender Kontakt... aber zumindest in der Zeit fühle ich mich auch unter Fremden nicht so einsam und habe Spaß.

Das trifft auf Leute zu, die etwas zu verlieren haben. Die, die spüren, dass es mit ihnen unaufhaltsam bergab geht oder sie nichts mehr zu verlieren haben, kann eine neue Umgebung, meiner Meinung nach, durchaus helfen.
Ja. Aber selbst wenn es eher bergab, als bergauf geht, hat man ja noch den verbliebenen Rest zu verlieren. :zwinker:
 
BlackMirror
Benutzer111070  Team-Alumni
  • #12
Off-Topic:
Ich weiß nur nicht, was das mit Depressionen zu tun haben soll. Das sind ja nicht irgendwelche Hirngespinste, sondern ganz objektiv feststellbare, unbefriedigende Lebensumstände, aus denen man nicht raus kommt und die einen unzufrieden machen.
Depressionen haben ganz reale Ursachen und ebenfalls nichts mit "Hirngespinsten" zu tun. Deine Ahnungslosigkeit und Engstirnigkeit im Umgang mit psychischen Erkrankungen hast du hier ja schon öfter demonstriert - ich frage mich nur, wieso du es dann nicht lieber lässt, dich in solchen Threads zu Wort zu melden? Meinst du nicht auch, dass es womöglich Hilfreicheres für die TS gibt, als die offenbar eindeutig diagnostizierte Krankheit ihres Freundes (ich nehme mal an, sonst hätte er keine Antidepressiva bekommen) und deren Behandlungsmethoden lächerlich zu machen?
 
Eswareinmal
Benutzer123446  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #13
Off-Topic:
Auch das von Außenstehenden, wie Eswareinmal Eswareinmal gerne mal leichtfertig gefällte Urteil "Der will doch überhaupt nichts ändern." halte ich für ziemlich vermessen.

Hättest du meinen Post gelesen, hättest du das nicht als Quintessenz gesehen...
Davon ab: Glaub mir - dieses Urteil fälle ich nicht leichtfertig und ich habe es auch nicht über den Freund der TS gefällt.
Aber manche Menschen finden wirklich lieber Ausreden als ihren Hintern hochzukriegen. Und ja, das empfinde ich als "Haben sich in ihrem Schlechtgehen ganz gut eingerichtet".
Auch, wenn du dich hundert Mal verteidigst warum du dieses oder jenes nicht tun willst (und ich will nicht den Thread der TS sprengen), das ist eben für mich durchaus auch ein Hintern-Nicht-Hochkriegen. Und dann will man es einfach nicht genug. ODER man ist tatsächlich so schwer depressiv (oder anderweitig psychisch krank), dass es schlichtweg nicht geht. Dann braucht man aber eine adäquate Therapie.
Und gerade weil ICH mich aus ziemlich viel Scheiße in meinem Leben rausgearbeitet habe inkl. 10 Jahre ambulanter Therapie (sorry, "Gelaber" meine ich) und drei Klinikaufenthalten sowie "ärztlich verordneten Drogen", bis ich da stand wo ich heute stehe und glücklich bin, ohne Medikamente und Therapie ärgert mich dein Kommentar. Denn ja, aus einer scheiß Situation rauskommen ist alles andere als einfach. Man muss sich in Frage stellen, die eigenen Handlungen, die eigenen Wünsche, man muss aus der Komfortzone raus und sich heftig in den Hintern treten.
Und, mit Verlaub: Wenn man keine Ahnung hat... :ninja:
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #14
Off-Topic:
Depressionen haben ganz reale Ursachen und ebenfalls nichts mit "Hirngespinsten" zu tun. Deine Ahnungslosigkeit und Engstirnigkeit im Umgang mit psychischen Erkrankungen hast du hier ja schon öfter demonstriert - ich frage mich nur, wieso du es dann nicht lieber lässt, dich in solchen Threads zu Wort zu melden? Meinst du nicht auch, dass es womöglich Hilfreicheres für die TS gibt, als die offenbar eindeutig diagnostizierte Krankheit ihres Freundes (ich nehme mal an, sonst hätte er keine Antidepressiva bekommen) und deren Behandlungsmethoden lächerlich zu machen?
Die TS schreibt hier folgende Dinge:
Besagter Freund ist Ü30 und lebt noch im Elternhaus, ist relativ einsam, häufig antriebslos und leidet möglicherweise an Depressionen.
Professionelle Hilfe hatte er mal in Form einer Neurologin und hat eine Zeitlang Antidepressiva genommen (warum er die abgesetzt hat, weiß ich nicht mehr). Zudem war er mehrere Wochen auf Kur, das hat ihm gar nichts gebracht.
Gesprächstherapie lehnt er ab, "das nützt ja nichts, meine Probleme gehen nicht davon weg, dass ich darüber rede".
Trotz der genannten Einnahme von Antidepressiva hört sich das für mich nun wirklich nicht nach einer eindeutig diagnostizierten Krankheit an.
Zumindest wird nicht erwähnt, dass er jemals einen Psychologen, Psychiater, o.Ä. konultiert hat. Und dazu steht er entsprechenden Theorien auch ziemlich ablehnend gegenüber.

Und darüber hinaus dürfte die Lektüre des ersten Satzes meines Beitrags voll und ganz ausreichen, um zu erkennen, weiso ich mich hier zu Wort melde.

Hättest du meinen Post gelesen, hättest du das nicht als Quintessenz gesehen...
Davon ab: Glaub mir - dieses Urteil fälle ich nicht leichtfertig und ich habe es auch nicht über den Freund der TS gefällt.
Aber manche Menschen finden wirklich lieber Ausreden als ihren Hintern hochzukriegen. Und ja, das empfinde ich als "Haben sich in ihrem Schlechtgehen ganz gut eingerichtet".
Auch, wenn du dich hundert Mal verteidigst warum du dieses oder jenes nicht tun willst (und ich will nicht den Thread der TS sprengen), das ist eben für mich durchaus auch ein Hintern-Nicht-Hochkriegen. Und dann will man es einfach nicht genug. ODER man ist tatsächlich so schwer depressiv (oder anderweitig psychisch krank), dass es schlichtweg nicht geht. Dann braucht man aber eine adäquate Therapie.
Und gerade weil ICH mich aus ziemlich viel Scheiße in meinem Leben rausgearbeitet habe inkl. 10 Jahre ambulanter Therapie (sorry, "Gelaber" meine ich) und drei Klinikaufenthalten sowie "ärztlich verordneten Drogen", bis ich da stand wo ich heute stehe und glücklich bin, ohne Medikamente und Therapie ärgert mich dein Kommentar. Denn ja, aus einer scheiß Situation rauskommen ist alles andere als einfach. Man muss sich in Frage stellen, die eigenen Handlungen, die eigenen Wünsche, man muss aus der Komfortzone raus und sich heftig in den Hintern treten.
Und, mit Verlaub: Wenn man keine Ahnung hat... :ninja:
Lies doch bitte noch mal den ersten Satz meines Beitrags.
Meine Intention war, der TS einen gewissen Einblick darin zu geben, was in ihrem besten Freund vorgehen könnte, da ich den Eindruck habe, dass er in einer ähnlichen Situation steckt, wie ich.
Dass ich deshalb meine Fresse halten sollte (was du wohl mit deinem letzten Satz andeuten möchtest), finde ich vor diesem Hintergrund schon ziemlich absurd.

Und auch wenn es eigentlich nichts mit dem Thread zu tun hat: Auch ich musste mich schon aus einem großen Haufen Scheiße in meinem Leben herausarbeiten.
Der Versuch einer "Therapie" (wenn man den Schwachsinn, den der Kinderpsychologe mit mir veranstaltet hat, tatsächlich so nennen will) hat mich dabei nun wirklich überhaupt nicht weitergebracht, sondern einfach nur Lebenszeit und Geld gekostet, während ich dann später, als der Leidensdruck groß genug war und sich einige andere Faktoren verbessert, bzw. verändert haben, über einen längeren Zeitraum selbst hart an mir gearbeitet habe, um da raus zu kommen.

Aber ehrlich gesagt habe ich mit genau solchen Reaktionen auf meinen Beitrag von Anfang an gerechnet.
Wer bei derartigen Themen dieses ganze Psycho-Gedöns in Frage stellt, anstatt sich der Mainstream-Meinung "Der Typ ist psychisch krank und muss in Behandlung" anzuschließen, muss sich ja regelmäßig alle möglichen Unterstellungen und Angriffe gefallen lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eswareinmal
Benutzer123446  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #15
Off-Topic:
Dass ich deshalb meine Fresse halten sollte (was du wohl mit deinem letzten Satz andeuten möchtest), finde ich vor diesem Hintergrund schon ziemlich absurd.
Das war zugegebenermaßen nicht ersichtlich, weil ich das Zitat gelöscht und in meinen Beitrag schon eingebaut habe - ich bezog mich da ursprünglich auf dein "Gelaber" und "ärztlich verordnete Drogen". Dass Antidepressiva glücklich machen ist nämlich derber Bullshit. Aber sie können einem helfen, soweit Fuß zu fassen, dass man wieder in der Lage ist zu agieren und glücklich zu werden.

Wer bei derartigen Themen dieses ganze Psycho-Gedöns in Frage stellt, anstatt sich der Mainstream-Meinung "Der Typ ist psychisch krank und muss in Behandlung" anzuschließen, muss sich ja regelmäßig alle möglichen Unterstellungen und Angriffe gefallen lassen.
Ich würde mir an deiner Stelle überlegen, ob das an meiner Wortwahl liegt und die Unterstellungen und Angriffe aufhören, wenn du sowas schreibst wie "Ich persönlich habe schlechte Erfahrungen mit Therapie gemacht und bin deshalb skeptisch" anstatt "Psycho-Gedöns" und das oben zitierte.


Und ja, jetzt bin ich wieder still diesbezüglich.

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Dazu fällt mir ein: Vielleicht gehe ich zu sehr von meinen Vorstellung eines glücklichen Lebens aus. Vielleicht fühlt er sich mit einigen Aspekten ganz wohl, die für mich gar nicht gingen.
Ich glaube, dass das generell relativ oft vorkommt, wenn man jemandem helfen möchte. Und das meine ich auch mit dieser "Problem"-Geschichte. Es kann ja auch möglich sein, dass er traurig ist über seine Lebensumstände, aber eben nicht in einem Maß, die eine für ihn unangenehme Handlung raus aus seiner Quasi-Komfortzone motivieren.

Ich versuche immer, ihm konkrete, kleinschrittige Lösungsansätze zu geben und ihm damit die Schwellenangst etwas zu nehmen.
Wie nimmt er denn diese Lösungsansätze an?

Ich hoffe darauf, dass die Motivation von innen kommt, denn ansonsten kann ich nichts ändern. Und das tut manchmal so weh.
:knuddel:
Das kann ich gut verstehen. Aber manchmal muss man auch akzeptieren, leider, dass man einem Menschen nicht helfen kann, wenn er nicht bereit ist, manche Schritte zu gehen.

Da hast du vermutlich recht. Ich habe den Kontakt bereits heruntergefahren (mit der halbwahren Begründung, ich hätte viel zu tun); allerdings scheue mich davor, ihm die ganze Wahrheit zu sagen, nämlich dass mich sein Zustand sehr belastet. Ich habe Angst, dass er sich dann wie ein Versager fühlt und ihn das noch mehr runterzieht.
Das kannst du natürlich nur selbst einschätzen. Ich denke, es kann immer beides sein, aber das hängt natürlich stark von der Person selbst ab. Und manche Menschen müssen einfach GANZ unten angekommen sein, bis sie etwas unternehmen. Ich hoffe, dein Freund nimmt es vorher in Angriff.
 
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BlackMirror
Benutzer111070  Team-Alumni
  • #16
Off-Topic:
Trotz der genannten Einnahme von Antidepressiva hört sich das für mich nun wirklich nicht nach einer eindeutig diagnostizierten Krankheit an.
Zumindest wird nicht erwähnt, dass er jemals einen Psychologen, Psychiater, o.Ä. konultiert hat. Und dazu steht er entsprechenden Theorien auch ziemlich ablehnend gegenüber.
Die Antidepressiva wird er sich aber nicht bei Amazon bestellt, sondern vom Neurologen oder einem anderen Arzt auf der Grundlage einer Diagnose verschrieben bekommen haben. Ein Psychologe ist übrigens kein Arzt und hätte schon mal keine Psychopharmaka verschreiben dürfen, also weiß ich auch nicht ganz, was du mit der Aufzählung sagen möchtest.
Dass Medikamente bei unterschiedlichen Stufen der Depression und unterschiedlichen Menschen unterschiedlich gut (oder schlecht) wirken und auch nicht jede Therapieform für jeden Patienten taugt, stellt hier überhaupt niemand in Frage, aber deine Äußerungen zu Depressionen bzw. psychischen Erkrankungen allgemein zeugen von so haarsträubender Ignoranz, dass ich das diesmal nicht unkommentiert lassen wollte. Mit Widerspruch musst du eben rechnen, wenn du pauschalisierenden Unsinn schreibst - wie eben auch die Behauptung, Depressionen seien generell Hirngespinste. Gerade von einem Wissenschaftler finde ich so ein Statement ziemlich erschreckend.

Und darüber hinaus dürfte die Lektüre des ersten Satzes meines Beitrags voll und ganz ausreichen, um zu erkennen, weiso ich mich hier zu Wort melde.
Na ja, man könnte auch vermuten, dass du dich einfach getriggert fühlst, eben weil du dich hier teilweise in der Beschreibung einer psychisch kranken Person wiederfindest und das natürlich nicht sein darf, da du anscheinend ein völlig verdrehtes Bild von der Materie hast und diversen Fehlschlüssen aufsitzt.
In diesem Thread geht's aber um jemand anderen, also lasse ich es mit diesem Nebenschauplatz nun auch wieder gut sein.
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #17
Off-Topic:
Die Antidepressiva wird er sich aber nicht bei Amazon bestellt, sondern vom Neurologen oder einem anderen Arzt auf der Grundlage einer Diagnose verschrieben bekommen haben. Ein Psychologe ist übrigens kein Arzt und hätte schon mal keine Psychopharmaka verschreiben dürfen, also weiß ich auch nicht ganz, was du mit der Aufzählung sagen möchtest.
Können und dürfen Neurologen psychische Erkrankungen diagnostizieren? Ich dachte, das sei Aufgabe von Psychologen, Psychiatern, o.Ä., während sich Neurologen um neurologische Erkrankungen kümmern.

Na ja, man könnte auch vermuten, dass du dich einfach getriggert fühlst, eben weil du dich hier teilweise in der Beschreibung einer psychisch kranken Person wiederfindest und das natürlich nicht sein darf, da du anscheinend ein völlig verdrehtes Bild von der Materie hast und diversen Fehlschlüssen aufsitzt.
In diesem Thread geht's aber um jemand anderen, also lasse ich es mit diesem Nebenschauplatz nun auch wieder gut sein.
Wieso sollte ich mich hier von irgendwas "getriggert" fühlen (was auch immer dieses "triggern" hier sein möge)? - Insbesondere, wenn hier überhaupt nicht klar ist, ob die vermeintliche psychische Erkrankung jemals wirklich diagnostiziert wurde, oder ob es sich dabei nur um eine Vermutung, bzw. Unterstellung handelt...

Ich stelle hier einfach nur fest, dass dieser Mann wohl in einer ähnlichen Situation ist, wie ich und sich auch ein Stück weit ähnlich verhält. Und auf dieser Basis beschreibe ich dann auch, wieso der von Außenstehenden in solchen Situationen oftmals geäußerte Satz "Der will doch überhaupt nichts ändern" nicht unbedingt der Perspektive des Betroffenen entsprechen muss. Da ist es eher so was, wie "Ähnliche Dinge habe ich schon zig mal versucht und jedes mal war es frustrierend. Warum sollte ich mir so was ein weiteres mal antun?".
Das ist also ähnlich, wie der Lernprozess, der dazu führt, dass man nicht immer wieder auf die heiße Herdplatte fasst, sondern irgendwann weiß, dass man es besser sein lässt, weil es nur Schmerzen verursacht.
 
Elvan
Benutzer158733  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #18
Danke für eure Beiträge!
Wie nimmt er denn diese Lösungsansätze an?

Meist weicht er ein bisschen aus, "mal schauen" oder "hast Recht, aber...". Ich habe den Eindruck, dass er einige Vorschläge eigentlich sinnvoll findet, er aber nicht daran glaubt, dass es ihm danach besser geht. Ihm scheint der positive Anreiz zu fehlen.
Off-Topic:
Beispielsweise frage ich, ob er sich öfter und regelmäßig Urlaub nehmen könnte, damit er weniger erschöpft ist - er hat sogar noch Resturlaub aus dem Vorjahr -; ab einer bestimmten Uhrzeit ne Internetsperre einrichten will, damit er nicht am PC hängen bleibt und so weiter. Eher triviale Dinge, die ihm aus meiner Sicht schon deutlich weiterhelfen würden.


Wenn ich etwas hartnäckiger bin und ihm richtig in den Hintern trete, damit er sich was Gutes tut, ist er mir dankbar - das war am Wochenende so, als ich ihm "befohlen" habe, endlich die Arbeit liegen zu lassen und zu entspannen. Ich hab nicht eher aufgelegt, bis er sich ins Bett gekuschelt und einen Film angemacht hat. Danach ging's ihm richtig gut. *freu* :smile:

Die Antidepressiva wird er sich aber nicht bei Amazon bestellt, sondern vom Neurologen oder einem anderen Arzt auf der Grundlage einer Diagnose verschrieben bekommen haben.
Ganz genau!
Die Idee, er könne depressiv sein, kam übrigens von ihm selbst - er fühlt sich auch oft körperlich abgeschlagen und lustlos und das schon seit Jahren.

@ banane0815 banane0815 :
Ich danke dir für deine Schilderung, es ist mal eine andere und sehr interessante Perspektive. Besonders das hier:
(...) wieso der von Außenstehenden in solchen Situationen oftmals geäußerte Satz "Der will doch überhaupt nichts ändern" nicht unbedingt der Perspektive des Betroffenen entsprechen muss. Da ist es eher so was, wie "Ähnliche Dinge habe ich schon zig mal versucht und jedes mal war es frustrierend. Warum sollte ich mir so was ein weiteres mal antun?".

Das klingt schlüssig und trifft sicher auf einige Menschen zu; in seinem Fall stimmt es nicht ganz. Ich weiß, dass er eben diese Dinge, die ich ihm vorschlage, noch nie versucht hat - er hat in seiner Familie leider nie gelernt, wie man liebevoll mit sich selbst und seinem Körper umgeht. Aber das hat im Grunde den gleichen Effekt:

"Wieso sollte ich etwas versuchen und viel Kraft (die ich gerade nicht habe) investieren, wenn ich nicht weiß, ob's mir etwas bringt?"
-Ja, guter Punkt!

Zu deiner Frage: Er hat bereits Fachärzte (u.a. Neurologen, Psychiater) konsultiert und auch körperliche Ursachen wie Schilddrüsenunterfunktion abklären lassen. Dass er "möglicherweise" depressiv ist habe ich nur geschrieben, weil ich mich an die Diagnose der Ärztin damals nicht genau erinnere.

Es mag sein, dass sich eine depressive Verstimmung von selbst lösen kann, wenn sich die Lebensumstände bessern. In seinem Fall ist dem aber nicht so, da er von selbst nicht die Kraft dazu aufbringt und sein Zustand schon seit zwanzig Jahren anhält.

Aus seinen vielen Belastungen kann sich eine ernsthafte Depression entwickelt haben, aus der er allein nicht mehr herauskommt - die einer Therapie bedarf.
Medikamente sollte man zwar kritisch sehen, da gebe ich dir recht, aber in manchen Fällen sind sie notwendig. Ich kenne jemanden, der mit Antidepressiva endlich wieder ein normales Leben führen konnte. Für so jemanden sind sie ein Segen und lebensrettend.

Off-Topic:

Ich finde übrigens, du könntest deine Meinung sachlicher formulieren. Es ist gut und wichtig, Dinge infrage zu stellen; abwertende Ausdrücke wie "Gelaber", "Psycho-Gedöhns" und "gute Laune zaubern" halte ich hier jedoch für unangebracht.
 
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banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #19
Off-Topic:
Beispielsweise frage ich, ob er sich öfter und regelmäßig Urlaub nehmen könnte, damit er weniger erschöpft ist - er hat sogar noch Resturlaub aus dem Vorjahr -;
Die Sache mit dem Urlaub kenne ich auch. :seenoevil:
Aber da stellt sich dann auch immer die blöde Frage: Was fange ich mit meinem Urlaub an?
Alleine daheim "entspannen"? - Dabei schalte ich nicht ab, sondern habe nur noch mehr Zeit, um mich einsam zu fühlen, zu grübeln und Trübsal zu blasen.
Alleine verreisen? - Das ist kaum besser, weil man sich da abgesehen von ein paar interessanten Momenten mindestens genau so einsam fühlt. Drei Tage in Hamburg waren da für mich schon zu viel, weil eigentlich nur der Besuch im Miniatur Wunderland wirklich schön war, während ich mich sonst gerade an den Sehenswürdigkeiten unter all den Gruppen und Paaren total einsam gefühlt habe.
Eine Begleitung für eine Reise oder einen Kurztripp finden? - Auch total frustrierend, weil nur äußerst selten mal einer der wenigen Freunde und Bekannten Zeit, Lust und kompatible Interessen hat. Aber wenn es dann mal klappt, ist es natürlich eine schöne Sache.
Und dann bleibt noch die letzte Möglichkeit: Gruppenreisen. Aber auch da muss man erst mal was passendes finden. - Insbesondere wenn mana uch noch mit Leuten in der eigenen Altersklasse unterwegs sein will. Partyreisen für das ganz junge Gemüse, Bildungsreisen für "bestager", usw. gibt es genügend. Aber für Leute zwischen Mitte 20 und Mitte 40, die üblicherweise als Paar, Familie oder feste clique verreisen sind Angebot und Nachfrage schon ziemlich überschaubar.

Wenn man da gerade nichts passendes findet, ist es manchmal schon besser, weiter zu arbeiten, wo man wenigstens den Austausch mit den Kollegen hat.


Das klingt schlüssig und trifft sicher auf einige Menschen zu; in seinem Fall stimmt es nicht ganz. Ich weiß, dass er eben diese Dinge, die ich ihm vorschlage, noch nie versucht hat - er hat in seiner Familie leider nie gelernt, wie man liebevoll mit sich selbst und seinem Körper umgeht. Aber das hat im Grunde den gleichen Effekt:

"Wieso sollte ich etwas versuchen und viel Kraft (die ich gerade nicht habe) investieren, wenn ich nicht weiß, ob's mir etwas bringt?"
-Ja, guter Punkt!
Was verstehst du denn unter einem "liebevollen Umgang mit sich und seinem Körper"?

Aber gibt es für ihn wirklich keine Abstufungen in der Bewertung von unbekannten Dingen, die er tun könnte? - Also irgendwas zwischen "So was ähnliches hab ich schon mal probiert und es war beschissen." und "Hm... ja. Hört sich sogar ganz nett an. Das könnte man vielleicht mal probieren."?

Off-Topic:
Ich finde übrigens, du könntest deine Meinung sachlicher formulieren. Es ist gut und wichtig, Dinge infrage zu stellen; abwertende Ausdrücke wie "Gelaber", "Psycho-Gedöhns" und "gute Laune zaubern" halte ich hier jedoch für unangebracht.
Ich habe es einfach so formuliert, wie ich es sehe. Natürlich hätte ich es auch irgendwie diplomatischer formulieren können, dass sich niemand davon auf den Schlips getreten fühlt. Aber dann wäre es einfach keine ehrliche Beschreibung meiner persönlichen Einschätzung mehr.
 
Elvan
Benutzer158733  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #20
Was fange ich mit meinem Urlaub an?
Alleine daheim "entspannen"? - Dabei schalte ich nicht ab, sondern habe nur noch mehr Zeit, um mich einsam zu fühlen, zu grübeln und Trübsal zu blasen.
Fair point, in deinem Fall kann ich das gut nachvollziehen.
Er beklagt sich aber explizit darüber, für eigene Projekte zu wenig Zeit zu haben bzw. dass ihm die Arbeit über den Kopf wächst, und genau da wär' Urlaub mal angebracht. Er meint halt immer, die Firma retten zu müssen bzw. achtet mehr auf Andere als auf sich.

Was verstehst du denn unter einem "liebevollen Umgang mit sich und seinem Körper"?
Auf eigene Bedürfnisse achten und entsprechend handeln: Zum Beispiel merken, dass einem die Arbeit zu viel wird und sich eine Auszeit nehmen, wenn möglich (wie oben beschrieben), gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, guter Ernährung und genügend Schlaf.
Gefühle bewusst wahrnehmen und reflektieren - z.B. erkennen, dass einem bestimmte Menschen nicht guttun und sich von diesen distanzieren; deutlich "NEIN" sagen.

In seiner Familie wurde nie über Gefühle gesprochen, das Verhältnis war unterkühlt. Er war schon früh auf sich allein gestellt und "musste halt durch alles durch"; daher vermute ich, dass er deswegen noch so wenig Rücksicht sich selbst nimmt.

Aber gibt es für ihn wirklich keine Abstufungen in der Bewertung von unbekannten Dingen, die er tun könnte? - Also irgendwas zwischen "So was ähnliches hab ich schon mal probiert und es war beschissen." und "Hm... ja. Hört sich sogar ganz nett an. Das könnte man vielleicht mal probieren."?

Jap, doch. Das Problem ist, dass er die Dinge, die ihm gefallen, selten aus eigenem Antrieb ausprobiert; erst wenn ich (oder früher andere gute Freunde) ihn dazu "zwingen". Vieles davon hat ihm dann doch gut getan.
So kann es aus meiner Sicht aber nicht weitergehen; er muss irgendwie lernen, aus eigener Kraft Neues zu versuchen und seine Lebenssituation (zumindest im Kleinen) zu verändern.


Off-Topic:
Ich habe es einfach so formuliert, wie ich es sehe. Natürlich hätte ich es auch irgendwie diplomatischer formulieren können, dass sich niemand davon auf den Schlips getreten fühlt. Aber dann wäre es einfach keine ehrliche Beschreibung meiner persönlichen Einschätzung mehr.

:grin: Ich weiß was du meinst. Ein bisschen gutes Benehmen schadet aber nicht, oder? :zwinker: Meine ganz ehrliche, persönliche Einschätzung will ich nicht unbedingt jedem vor den Latz knallen...
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #21
Fair point, in deinem Fall kann ich das gut nachvollziehen.
Er beklagt sich aber explizit darüber, für eigene Projekte zu wenig Zeit zu haben bzw. dass ihm die Arbeit über den Kopf wächst, und genau da wär' Urlaub mal angebracht. Er meint halt immer, die Firma retten zu müssen bzw. achtet mehr auf Andere als auf sich.
Oh ja. Das kenne ich nur zu gut.
Mein Motto "Ich lebe nicht, um zu arbeiten, sondern arbeite, um zu leben." ist von meiner Lebensrealität leider meilenweit entfernt.
Aber irgendwie ist das auch eine blöde Zwickmühle. In der Arbeit sehe ich, was ich mit meinen Anstrengungen bewirken kann. Ich bekomme dafür eine gewisse Anerkennung und Wertschätzung von meinen Kollegen und Vorgesetzten und pflege mit fast allen von ihnen einen ziemlich angenehmen, kollegialen Umgang.
Da bekomme ich also viele Dinge, die in meinem Privatleben einfach zu kurz kommen.

Und dann kommt z.B. beim Thema Überstunden gerne auch noch folgender Gedanke auf: "Mein Kollege will verständlicherweise heim zu Frau und Kind, dass er auch noch etwas von ihnen und sie etwas von ihm haben, während mich nach Feierabend nur eine leere Wohnung erwartet. Also ist es wohl sinnvoller, wenn ich noch etwas länger bleibe. Und ob ich jetzt heute oder morgen putze, ist sowieso egal."

Auf eigene Bedürfnisse achten und entsprechend handeln: Zum Beispiel merken, dass einem die Arbeit zu viel wird und sich eine Auszeit nehmen, wenn möglich (wie oben beschrieben), gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, guter Ernährung und genügend Schlaf.
Gefühle bewusst wahrnehmen und reflektieren - z.B. erkennen, dass einem bestimmte Menschen nicht guttun und sich von diesen distanzieren; deutlich "NEIN" sagen.
Ja. Ich glaube, abgesehen von der ausreichenden Bewegung trifft das alles auch ein Stück weit auf mich zu. (Bei Sport und Bewegung weiß ich einfach aus langjähriger Erfahrung, wie wichtig das für mein psychisches und körperliches Wohlbefinden ist.)

Aber gerade das Distanzieren von Menschen, die einem nicht sonderlich gut tun, ist auch eine sehr schwere Entscheidung, wenn diese Distanzierung dann so was bedeutet, wie "Schon wieder einer weniger... und trotzdem keine Aussicht auf neue Freunde und Bekannte."

Jap, doch. Das Problem ist, dass er die Dinge, die ihm gefallen, selten aus eigenem Antrieb ausprobiert; erst wenn ich (oder früher andere gute Freunde) ihn dazu "zwingen". Vieles davon hat ihm dann doch gut getan.
So kann es aus meiner Sicht aber nicht weitergehen; er muss irgendwie lernen, aus eigener Kraft Neues zu versuchen und seine Lebenssituation (zumindest im Kleinen) zu verändern.
Auch das kenne ich ein Stück weit.
Aber da meine Stimmung nicht immer gleich ist, gibt es bei mir dann doch immer wieder Situationen, in denen ich entweder so gut gelaunt, oder so genervt vom Alleinsein bin, dass ich dann doch was neues ausprobiere.
So hat es mich z.B. am Anfang schon recht viel Überwindung gekostet, alleine in die Boulderhalle zu gehen. Aber letztendlich hat es dann doch Spaß gemacht und je öfter ich es mache, desto besser wird es, weil ich in der Boulderhalle viel leichter mit anderen Leuten ins Gespräch komme, als woanders und weil ich inzwischen auch viele andere Stammgäste in meiner Halle kenne.

Aber wie läuft das bei ihm ab?
Müsst ihr ihn jedes Mal aufs neue motivieren?
Oder wird er nach einem anfänglichen Motivationsschub eurerseits auch selbst aktiv und macht es ein zweites oder drittes Mal, wenn ihm das erste Mal gefallen hat?
 
Elvan
Benutzer158733  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #22
banane0815 banane0815 , deine Erklärung zum Thema Arbeit find ich sehr erhellend; ich glaube, das ist bei meinem Freund auch so.
Fühlst du dich von der Arbeit auch manchmal ausgelaugt oder sind die Überstunden etwas Positives für dich? Oder eine "gefährliche" Mischung aus Beidem, e.g. geht das in Richtung Zwang oder Sucht?
So lange du dich wohl fühlst und andere Dinge nicht zu kurz kommen (deine Gesundheit, Ausprobieren neuer Hobbies oder andere Veränderungen, die dich weiterbringen), ist ja alles in Ordnung - oder?

(Bei Sport und Bewegung weiß ich einfach aus langjähriger Erfahrung, wie wichtig das für mein psychisches und körperliches Wohlbefinden ist.)
:thumbsup: Großes Kompliment, das freut mich echt für dich!

Hmm...er hat Sport leider nie positiv erfahren. Er kennt nur den Schulsport von früher und hatte mal eine merkwürdige Trainerin, die nicht auf die Bedürfnisse/Einschränkungen Einzelner geachtet hat.

Da trifft das, was du in einem vorherigen Beitrag geschrieben hast, wirklich zu: Schlechte Erfahrungen gemacht und dementsprechend wenig motiviert, was Neues auszuprobieren.
Leider schmeißt er dann zu schnell die Flinte ins Korn - manchmal, bevor er überhaupt irgendwas versucht hat.

Vielleicht braucht er da mehr positive Erlebnisse & Erfahrungen.
Off-Topic:
Ich weiß zum Beispiel, dass er sehr gerne schwimmt, und will ihn bei unserem nächsten Treffen mal einen Schwimmbadbesuch vorschlagen (natürlich auch, weil ich Lust darauf habe).


Aber gerade das Distanzieren von Menschen, die einem nicht sonderlich gut tun, ist auch eine sehr schwere Entscheidung, wenn diese Distanzierung dann so was bedeutet, wie "Schon wieder einer weniger... und trotzdem keine Aussicht auf neue Freunde und Bekannte."

Oh ja, da hast du Recht. Ich glaube, das trifft auch auf ihn zu...

So hat es mich z.B. am Anfang schon recht viel Überwindung gekostet, alleine in die Boulderhalle zu gehen. Aber letztendlich hat es dann doch Spaß gemacht und je öfter ich es mache, desto besser wird es, weil ich in der Boulderhalle viel leichter mit anderen Leuten ins Gespräch komme, als woanders und weil ich inzwischen auch viele andere Stammgäste in meiner Halle kenne.

Das klingt echt super; Gratulation, dass du dich getraut hast!

Aber wie läuft das bei ihm ab?
Müsst ihr ihn jedes Mal aufs neue motivieren?
Oder wird er nach einem anfänglichen Motivationsschub eurerseits auch selbst aktiv und macht es ein zweites oder drittes Mal, wenn ihm das erste Mal gefallen hat?

Es hat sich schon sehr viel getan bei ihm. Zum Beispiel ist er vor ein paar Jahren in Therapie und in Kur gegangen, hat sich selbständig um die Arzttermine gekümmert. Ich bewundere wirklich, dass er die Motivation und das Durchhaltevermögen dazu selbst aufgebracht hat.
Er spricht viel offener über seine Gefühle, man muss ihm nicht mehr alles aus der Nase ziehen.

Bei vielen Dingen sehe ich aber keinen "Lerneffekt" (ich meine das nicht herablassend): er rutscht schnell in alte Verhaltensmuster, wenn man ihn nicht unmittelbar darauf aufmerksam macht.
Off-Topic:
Beispiel regelmäßiger Schlaf: Wenn ich abends noch mit ihm telefoniere und ihn daran erinnere, geht er relativ früh ins Bett; alleine schafft er das nicht (er geht oft um 4 Uhr schlafen, steht um 7 wieder auf und wundert sich, dass er am Wochenende so erledigt ist und nichts gebacken bekommt...).
Das ist nur ein kleines Beispiel von vielen.

Man muss sich manchmal richtig um ihn "kümmern", damit er auf sich aufpasst. Ansonsten ist er sehr selbständig, nur nicht darin, auf seine Gesundheit zu achten - und beschwert sich dann, dass er so erschöpft ist.
Aufgrund dieser Erschöpfung wird er noch deprimierter und schafft es erst Recht nicht, seine Gewohnheiten zu ändern - es ist ein Teufelskreis.
Ich kann und will ihn aber nicht ständig begleiten; ich bin ja nicht seine Mutti...

Naja, genug Rant für heute.

Vielen Dank für dein Interesse und deine Hilfe! :smile:
 
Zuletzt bearbeitet:
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #23
banane0815 banane0815 , deine Erklärung zum Thema Arbeit find ich sehr erhellend; ich glaube, das ist bei meinem Freund auch so.
Fühlst du dich von der Arbeit auch manchmal ausgelaugt oder sind die Überstunden etwas Positives für dich? Oder eine "gefährliche" Mischung aus Beidem, e.g. geht das in Richtung Zwang oder Sucht?
So lange du dich wohl fühlst und andere Dinge nicht zu kurz kommen (deine Gesundheit, Ausprobieren neuer Hobbies oder andere Veränderungen, die dich weiterbringen), ist ja alles in Ordnung - oder?
Die Überstunden sind definitiv nichts positives für mich, sondern ein notwendiges Übel, das ich auf mich nehme, weil mir häufig die guten Argumente fehlen, um es abzulehnen, während meine Kollegen tatsächlich triftige Gründe, wie z.B. "Kind abholen" vorbingen, können.

:thumbsup: Großes Kompliment, das freut mich echt für dich!

Hmm...er hat Sport leider nie positiv erfahren. Er kennt nur den Schulsport von früher und hatte mal eine merkwürdige Trainerin, die nicht auf die Bedürfnisse/Einschränkungen Einzelner geachtet hat.
Schulsport hat mir auch nie großen Spaß gemacht. Das schwankte je nach Sportart irgendwo zwischen "total beschissen" (z.B. beim Fußball oder Schwimmen) und halbwegs erträglich (z.B. Leichtathletik oder Badminton).
Aber ich hatte dann das große Glück, dass mich schon im Grundschulalter ein Freund in den Sportverein mitgeschleppt hat, um mal eine Sportart auszuprobieren, die ich im schon Schulsport ganz nett fand. - Und das hat sich als ganz großer Glücksgriff herausgestellt:
Der Verein war damals wirklich super und bot mir lange eine Umgebung, in der ich mich pudelwohl gefüht habe und wo ich von den anderen Leuten aktzeptiert und gut behandelt wurde wurde. (In der Schule war ich dagegen immer der Außenenseiter und wurde jahrelang massiv gehänselt.) Und auch die Sportart hat mich total begeistert und mein Selbstbewusstsein und Körpergefühl ganz stark aufgebaut, so dass ich fast 20 Jahre lang aktiv war, bevor ich mir wegen körperlicher Gebrechen eine Alternative suchen musste.

Diese positiven Erfahrungen haben mich dann auch darin bestärkt, mich einem zweiten Verein anzuschließen und so in ein Ehrenamt hineinzurutschen, das mir wider Erwarten wahnsinnig viel Spaß macht und in dem ich eine ganz neue Seite von mir entdecken konnte (nämlich dass mir Kinder wahnsinnig viel bedeuten und dass ich ziemlich gut mit ihnen umgehen kann).

Danach gab es trotz einiger Rückschläge, wie einer auseinanderbrechenden Mannschaft, oder den körperlichen Gebrechen viele weitere schöne Erlebnisse und positive Entwicklungen, durch die der Sport zu einem meiner wichtigsten Lebensinhalte wurde. Und darüber hinaus ist Sport auch das verbindende Element, über das ich am besten in Kontakt mit anderen Menschen komme.

Da trifft das, was du in einem vorherigen Beitrag geschrieben hast, wirklich zu: Schlechte Erfahrungen gemacht und dementsprechend wenig motiviert, was Neues auszuprobieren.
Leider schmeißt er dann zu schnell die Flinte ins Korn - manchmal, bevor er überhaupt irgendwas versucht hat.

Vielleicht braucht er da mehr positive Erlebnisse & Erfahrungen.
Off-Topic:
Ich weiß zum Beispiel, dass er sehr gerne schwimmt, und will ihn bei unserem nächsten Treffen mal einen Schwimmbadbesuch vorschlagen (natürlich auch, weil ich Lust darauf habe).
Genau. Gute Erfahrungen motivieren mich, weiterzumachen, aktiv zu sein und neue, ähnliche Dinge auszuprobieren, während schlechte Erfahrungen das Gegenteil davon bewirken.

Das klingt echt super; Gratulation, dass du dich getraut hast!
Danke!

Beim Bouldern fiel mir das sogar ziemlich leicht.
Ich war schon vorher gelegentlich mit Kumpels in der Boulderhalle und wusste von diesen sporadischen Besuchen bereits, dass mir die Sportart und die Atmosphäre in der Boulderhalle gefallen und dass dort viele nette Leute unterwegs sind.
Da war dann die Mischung aus Langeweile, Bewegungsbedürfnis und keinen verfügbaren Leuten, um gemeinsam Sport zu treiben, absolut ausreichend, um mir zu sagen: "Dann geh ich halt alleine."

Bei vielen Dingen sehe ich aber keinen "Lerneffekt" (ich meine das nicht herablassend): er rutscht schnell in alte Verhaltensmuster, wenn man ihn nicht unmittelbar darauf aufmerksam macht.
Off-Topic:
Beispiel regelmäßiger Schlaf: Wenn ich abends noch mit ihm telefoniere und ihn daran erinnere, geht er relativ früh ins Bett; alleine schafft er das nicht (er geht oft um 4 Uhr schlafen, steht um 7 wieder auf und wundert sich, dass er am Wochenende so erledigt ist und nichts gebacken bekommt...).
Das ist nur ein kleines Beispiel von vielen.

Man muss sich manchmal richtig um ihn "kümmern", damit er auf sich aufpasst. Ansonsten ist er sehr selbständig, nur nicht darin, auf seine Gesundheit zu achten - und beschwert sich dann, dass er so erschöpft ist.
Aufgrund dieser Erschöpfung wird er noch deprimierter und schafft es erst Recht nicht, seine Gewohnheiten zu ändern - es ist ein Teufelskreis.
Ich kann und will ihn aber nicht ständig begleiten; ich bin ja nicht seine Mutti...
Auch wenn das alles bei mir nicht so stark ausgeprägt ist, kommt mir das trotzdem ziemlich bekannt vor... :seenoevil:
 
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