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Eltern Mutter scheinbar plötzlich dement

V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #1
Hallo zusammen.
Ich bin gerade sehr überfordert und brauche Hilfe. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.

Hintergrund: Wir kamen heute aus dem Urlaub. Als wir noch auf der Autobahn waren, rief meine Mutter meinen Mann an, der nicht drangehen konnte. Mailboxnachricht: Schweigen. Man hörte nur den Fernseher im Hintergrund. Das ganze 2 Mal. Kurz drauf rief ich zurück, besetzt. Ich habe bestimmt 50 Mal angerufen, vielleicht mehr. Parallel auf ihr Handy, mit dem Handy meines Mannes. Nach gut 20 Mal Klingeln ein Knacken - sie war drangegangen, aber man hörte sonst nichts. Das Ganze wiederholte sich ebenfalls nochmal.

Da war mir endgültig klar, das etwas nicht stimmte.

Meine Mutter ist schwer krank, COPD, fast blind. Trotzdem kann sie ihren Alltag bislang halbwegs gut selbstständig meistern. Seit kurzem bekommt sie Mittagessen geliefert, sie schien nochmal etwas aufzublühen, weil es ihr so schwer fiel, selbst zu kochen. Sie freute sich richtig, erzählte immer, was sie alles gegessen hatte und wie gut es ihr geschmeckt hatte (vielleicht keine Sterneküche, aber immerhin viel mehr Abwechslung als vorher).
Am Telefon erzählte sie immer viel. Hinterließ immer liebe Nachrichten: "Hallo, ich bin's, Mama. Wollte euch nur einen schönen Tag wünschen. Dir und der Kleinen ein Küsschen, grüß mir ["Name", meinen Mann] lieb."

Jedenfalls rief ich den Notruf. Kurz darauf trafen zum Glück auch wir ein.
Meine Mutter öffnete selbst die Tür, war aber völlig desorientiert. Im März gab es schon mal einen ähnlichen Zwischenfall, aber damals war Sauerstoffmangel das Problem gewesen. Diesmal war alles gut, nur der Blutdruck war hoch, wo sie sonst eher zu zu geringem Blutdruck neigt.

Um es kurz zu machen: Die hinzugezogene Ärztin sagte mir, dass es schwer nach einem Demenzschub aussieht. Und dass wir uns in den nächsten Tagen, vielleicht Wochen, darauf einstellen sollen, dass es mit ihr nicht mehr weitergeht.
Mit etwas Glück (wegen ihres COPDs) könnte es sein, dass es irgendwann zu einer "natürlichen" CO2-Narkose kommt. Dann würde sie einfach einschlafen.

So starb bereits mein Vater vor bald 4 Jahren. Kurz nach Weihnachten.

Sie ist immer noch neben der Spur. Versteht nicht, wie sie die Lautstärke am Fernseher ändert. Wie sie den Telefonhörer abnimmt. Sie hat nicht mal mehr verstanden, dass mein Mann da war oder meine Tochter. Sie wusste nicht, wie man ein Butterbrot hält.
Alles so plötzlich, wie ein Festplattenabsturz.

Sie wurde nicht mit ins KH genommen, es gibt keinen Grund dazu. Die Werte waren okay. Es geht nur noch um Begleitung auf ihrem letzten Weg.

Ich bin nun komplett überfordert, mein Mann bleibt bei ihr über Nacht, weil ich es nicht ertrage. Das tut mir so leid, dass ich sie alleine lasse, aber ich bin auch Mama und das Kind war ohnehin schon verstört von der ganzen Situation. Sie braucht eine ruhige Mama, die ihr Sicherheit vermitteln kann. Tatsächlich mehr als meine eigene Mama mich braucht.

Mein Mann hat nun noch eine Woche Urlaub, aber was ist dann? Was sollen wir tun? Sie kann auf keinen Fall alleine bleiben.
Mein Schwiegervater ist mir eine große Hilfe. Er hat es selbst mit seinem Vater durchgemacht und ist ein kerniger, sachlicher Typ. Wenig Gefühlsduselei. Genau das, was ich jetzt brauche.

Ich weiß nicht, ob ich heute nochmal schreiben werde. Ich möchte einfach nur noch ins Bett, mit meiner Tochter kuscheln und an nichts mehr denken.

Vielleicht kann mir jemand irgendwas schreiben. Irgendwas. Irgendwas, das mir hilft, klar zu denken. Nach vorne zu sehen.
Es ist so schwer, keine Geschwister zu haben, mit denen man so etwas teilen kann.
Wenn meine Mama nicht mehr da ist, habe ich keine eigenen Verwandten mehr hier. Niemanden.
 
Zuletzt bearbeitet:
ProximaCentauri
Benutzer32843  (36) Sehr bekannt hier
  • #2
Liebe Velvet,

Bitte geh mit deiner Mama noch zum Hausarzt oder einem anderen Arzt. Der Notdienst kann vielleicht die Vitalparameter überprüfen (also Blutdruck, Puls, Blutzucker), aber sicher keine umfassende Laboranalyse/Untersuchung durchführen. Bei einer so plötzlichen Veränderung des geistigen Zustandes stehen ganz viele andere Dinge im Vordergrund, nicht wirklich ein Demenzschub. Lasst sie doch noch einmal abklären, inkl. Labor. Ich hätte - wenn ich im Krankenhaus am Telefon gewesen wäre - deine Mama auf den Notfall einbestellt, um sie abzuklären. Nicht per Ambulanz, aber doch bitte recht zügig.

Das kann oft durch Verschiebungen der Blutsalze, Medikamentennebenwirkungen o.ä. auftreten, und gerade, wenn sie ihr Leben in der letzten Zeit genossen hat wäre es doch vernünftig da noch einmal nachzuschauen. Und wenn man nach Abklärungen tatsächlich nichts mehr tun kann: man lässt keine Patienten einfach so zu Hause sterben ohne dass man für Reservemedikamente und einen guten Betreuungsplan schaut, das ist - sorry - etwas unter aller Sau was euch da passiert ist.
 
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #3
Liebe ProximaCentauri ProximaCentauri , ich sehe keinen Weg, mit meiner Mutter aus dem Haus zu gehen. Es geht einfach nicht, sofern sie nicht rausgetragen wird. Das schafft sie nicht, weder körperlich, noch vom Kopf her. Sie kann nicht mal mehr alleine aufs Klo.

Du verunsicherst mich jetzt sehr, ich mache mir Vorwürfe, dass ich nicht darauf bestanden habe, sie ins KH bringen zu lassen :frown:.

Sie wollte auch nicht ins KH, weswegen wir, auf Anraten der Ärztin, ihren Willen respektiert haben. Anders als im März, als wir sie förmlich die Treppen hinuntergetragen haben.


Leben genießen... nee. Das gab es seit Jahren nicht mehr. Aber sie äußerte Freude.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #4
Lass Dich mal drücken... :knuddel:

Dumm ist der Gedanke wirklich nicht, dass ein anderer Arzt sie mal in Ruhe durchcheckt. Das Krankenhaus ist da wohl auch einfach der beste Platz, weil alle Arten von Ärzten vorhanden sind.
Hat sie einen Hausarzt? Also einen Arzt, der sie sehr gut kennt, dem sie vertraut (falls sie ihn erkennt)? Den würde ich morgen erst einmal anrufen und fragen, was er meint, was Ihr als Nächstes machen solltet. Und, was Ihr machen könnt.

Die Idee, einfach mit Deinem Kind die Nacht zu verbringen, ist gut. Deine Mutter ist nicht alleine, Du darfst nach diesem anstrengenden Tag einfach auch nur ein bisschen an Dich und Dein Kind denken. Versuche, ein bisschen zu schlafen.
Und morgen rufst Du den Arzt an und besprichst Alles, was Du bis dahin weißt, mit Deinem Mann und Deinem Schwiegervater. Du scheinst da zwei tolle Menschen an Deiner Seite zu haben, Du bist nicht alleine. So traurig und schwer das mit Deiner Mutter auch ist.
 
ProximaCentauri
Benutzer32843  (36) Sehr bekannt hier
  • #5
Liebe Velvet,

Ich wollte dich sicher nicht verunsichern, aber mir scheint die Situation so doch etwas suboptimal. Das ist aber sicher kein Vorwurf an dich!
Offensichtlich kommt sie so aber zu Hause wohl nicht zurecht im Moment, und ich würde da dann Morgen mit dem Hausarzt schauen, ob er evtl. eine Blutentnahme und Untersuchung zu Hause machen kann, damit man sehen kann, woran es liegt, und ob man daran etwas ändern kann/möchte.
Dass deine Mutter nicht ins Krankenhaus möchte ist verständlich, und muss auch nicht immer sein, gerade, wenn es schwerkranke Patienten sind und es schlecht geht. Es kann aber gut sein, wenn sie so verwirrt ist, dass sie im Moment diese Entscheidung gar nicht vernünftig treffen kann?
Zumindest bei uns wird es dann doch gerne so gehandhabt, dass man Patienten auch aus sozialen Gründen einmal aufnimmt, damit man sich zu Hause organisieren kann, allenfalls mit Pflegebett und Betreuung, wenn es wirklich darum geht, dass jemand demnächst versterben könnte. Offensichtlich habt ihr da einfach zu wenig Unterstützung bekommen, im Moment.
 
G
Benutzer Gast
  • #6
:knuddel:Oh nein fühle dich mal feste gedrückt!

Es sollte wirklich schnell abgeklärt werden ob es wirklich eine Demenz ist.
Komisch, das die so plötzlich auftritt... ich kenne aus der Altenpflege nur die langsam schleichende Demenz... das ist schon schlimm genug und das wünscht man niemandem!
Für die Angehörigen immer ganz schwierig, vor allem weil man einen dementen Menschen kaum zu Hause betreuen kann- meist ist eine stationäre Pflege das beste für alle.
Und dabei sollte man wirklich kein schlechtes Gewissen haben!

Aber soweit ist es ja hoffentlich noch nicht...erstmal würde ich abklären was dahinter steckt.
 
Moewmoew
Benutzer95651  (38) Beiträge füllen Bücher
  • #7
Auch von mir erst einmal eine Umarmung, liebe V Velvet :knuddel:

Wird deine Mutter denn sonst betreut?
Wir hatten so einen Fall vor kurzem bei der Oma meines Freundes, die zu der Zeit noch in ihrem eigenen Haus wohnt, Essen geliefert bekam und zweimal am Tag eine Pflegekraft kam. (Seine Mutter konnte zu der Zeit nur 1-2 die Woche dorthin fahren)
Sie ist zwar schon 97, aber bei ihr kam so ein Demenzanfall auch von einem Tag auf den anderen.
Am Ende stellte sich dann heraus, dass die Pflegekräfte nur das nötigste gemacht haben und gar nicht wirklich auf die Oma geachtet haben. Sie muss mehrere Tage nichts gegessen und getrunken haben und dadurch wurde dies wohl ausgelöst.
Seitdem sie nun mit Vollbetreuung im Pflegeheim ist, blüht sie wieder auf.

Könnt ihr einen Hausarzt auftreiben, der Hausbesuche macht?

Ich wünsche euch viel Kraft, dass ihr das gut durchsteht!
 
Schnecke106
Benutzer85763  Beiträge füllen Bücher
  • #8
V Velvet Fühl Dich umarmt! Ich hoffe, das Kuscheln mit deiner kleinen Maus spendet Dir etwas Trost. :knuddel:

Ich kann nichts hilfreiches beitragen, fürchte ich, würde aber auch versuchen einen Hausbesuch eines Allgemeinmediziners zu bekommen. Eine genauere Abklärung erscheint mir auf jeden Fall auch sinnvoll.
 
haarefan
Benutzer38494  Sehr bekannt hier
  • #9
hallo velvet!

sicherlich ist es immer sehr schwer in so einer situation einen klaren kopf zu bewahren, denn man ist ja schließlich nicht vom fach und verläßt sich selbstverständlich auch darauf, was der notarzt einem rät.
ich hätte aber eher vermutet, das der notarzt einen schlaganfall hätte ausschließen wollen und deine mutter daher mit ins krankenhaus genommen hätte, aber ich bin auch nur ein laie und letztlich hat der notarzt deine mutter gesehen und kann die situation sicherlich besser beurteilen.

die oma meiner frau war selten auch mal so derart durch den wind, weil sie dehydriert war. eben einfach viel zu wenig getrunken hatte.
vielleicht sieht die welt morgen wieder ganz anders aus und alles ist halb so wild.

ganz egal wie die geschichte weitergeht: mach dich nicht selbst verrückt!
du hast das getan, was notwendig war und nun muss man zusehen, wie es weitergeht.

wie schon einige geschrieben haben, würde auch ich morgen den hausarzt kontaktieren, ihm die situation schildern und um rat fragen.
einige hausärzte machen auch (noch) hausbesuche. vielleicht kann er sich auch mal selbst ein bild vor ort machen.

sollte ihr zustand sich nicht ändern, könnt ihr auch mal in eurem ort schauen, ob es einen sozialpunkt (caritas oder sowas) gibt, der mit euch (falls noch kein pflegegrad besteht) hilft die anträge zu stellen, bzw. euch dabei helfen kann die pflege besser zu organisieren, denn nicht jeder mensch ist emotional dazu in der lage einen lieben menschen derart zu pflegen.
es ist manchmal auch gerade dann wichtig, in gewissem maße emotional distanziert zu sein und die dinge sachlicher anzugehen.
manchmal eben auch hilfreicher für die zu pflegende person und für den der diese person pflegt.

ja, es ist schwer einen menschen begleiten zu müssen, der bereits auf der welt war, als man selbst noch gar nicht geboren wurde.
der immer für einen gesorgt hat, der versucht hat einem immer einen guten rat zu geben ...
sicher ist es auch schwer, wenn man sein leid nicht wirklich mit jemandem teilen kann, der genau das gleiche fühlt und diese person so liebt wie man selbst es tut - wie etwa geschwister.

vieles im leben können wir uns nicht aussuchen und liegt ausserhalb von unseren wünschen. man muss versuchen die dinge anzunehmen, die man selbst nicht ändern kann.

ich drücke euch die daumen das alles gut hinzubekommen und wünsche euch viel kraft für alles.
 
Zuletzt bearbeitet:
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #10
Guten Morgen, danke euch für eure Antworten.

Nachdem die Nacht zum Kotzen war, habe ich heute erstmal das Kind in den Kindergarten gebracht und war einkaufen. Das Nötigste wenigstens, wir hatten wegen des Urlaubs nichts mehr im Kühlschrank und ich musste dem Kind heute aufgebackenes, altes Brot mit Butter und Apfelmus mit in den Kindergarten geben, was Anderes war einfach nicht mehr da. Immerhin hatten wir noch einen Apfel, so dass ich mich nicht ganz mies gefühlt habe.
Sie war gestern sehr niedlich, hat ihrem Papa am Telefon erst "Schlaf, Kindlein, schlaf", dann "Oh, Tannenbaum" und "Die Affen rasen durch den Wald" vorgesungen, als Schlaflieder.
Ohne sie könnte ich gerade nicht mehr klar denken, es hilft mir, dass ich mich ihretwegen zusammenreißen muss.

Seit gestern Mittag habe ich nichts mehr essen können, aber immerhin ging eben ein Mango-Lassi, auch wenn ich jetzt direkt brechen könnte.

Mein Mann versucht gerade, beim Vertretungsarzt eine Überweisung ins KH zu bekommen. Wir sind überfordert, wir können uns nicht um sie kümmern und sie schafft es nicht mal mehr, mit Hilfe zu frühstücken. Kommt sie ins KH, verschafft uns das zumindest etwas Zeit.

Die Ärztin gestern hatte gemeint, dass COPD-Patienten häufig ihr Gehirn schädigen. Nicht absichtlich, es reicht schon, dass ihnen über Nacht der Sauerstoff von der Nase rutscht. Entsteht eine Unterversorgung, ist das für's Gehirn eben schlecht und was geschädigt wird, bleibt geschädigt.
Tatsächlich hatten wir in letzter Zeit ein paar solcher Situationen. Einmal rief sie mich panisch um 3 Uhr nachts an, weil sie den Schlauch nicht mehr fand. Sie war da auch sehr verwirrt, durch den Sauerstoffmangel, aber wenige Stunden später war eben alles gut.
Die Ärztin gestern meinte, dass sich die Auswirkungen dieser Schädigungen auch plötzlich manifestieren können, wenn man eigentlich dachte, alles sei gut. Es wäre keine klassische Altersdemenz, aber vergleichbar.

In Pflege ist sie nicht. Sie hat noch keine Pflegestufe, weil es bislang ging (ihrer Meinung nach) und sie nicht wollte, wir wollten nach dem Urlaub nochmal gemeinsam in Ruhe darüber sprechen.

Ich finde es schwer, einerseits ihren Willen zu respektieren und andererseits mich eventuell darüber hinwegzusetzen, weil ich ahne, dass sie möglicherweise nur wegen ihres Zustandes nicht mehr klar denkt und Hilfe ablehnt.

Seit mein Papa tot ist, wollte sie nur noch sterben. Sie hat immer gesagt, sie wäre lieber tot als blind - und in letzter Zeit hat sich ihre Sicht noch verschlechtert.
Ich finde es furchtbar, als Tochter damit umgehen zu müssen. Ich kann das nicht. Ich habe ihr häufig gesagt, wie egoistisch ich das von ihr finde. Dass sie verstehen muss, wie schlimm es für mich ist, dass sie ständig solche Gedanken äußert, gleichzeitig aber jegliche Hilfe ablehnt (Pflegestufe, betreutes Wohnen, Pflege zu Hause,...). Ich hoffe, ich werde niemals so zu meiner Tochter sein, sollte ich jemals so empfinden.
Wir haben schon lange das Gefühl, dass sie depressiv ist, aber Hilfe hat sie stets abgelehnt.
Freunde hat sie keine, auch sonst niemanden, außer eben meinem Mann und mir.
[doublepost=1538470612,1538469737][/doublepost]So, sie hat nun eine Überweisung. Sie kommt in das KH in unserer Stadt, nicht in ihrer, damit es auch für uns einfacher ist und auch wenn es hier (glaube ich) keine Neurologie gibt und sie dann möglicherweise für weitere Untersuchungen verlegt werden muss. Mal sehen.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #11
Es tut mir wirklich leid das zu lesen. Aber ich glaube, Krankenhaus ist eine gute Idee, und sich dann noch mal vernünftig beraten lassen wie sie die Pflege kriegt, die sie braucht.

Daran ist auch nichts falsch, natürlich überfordert euch das. Das würde jeden überfordern, und wie du schon sagst habt ihr ja auch Verantwortung dem Kind gegenüber. Ich hoffe, eure Mutter versteht das doch noch, oder merkt vielleicht sogar dass es mit Pflege besser ist. Zumindest würde sie es sicher verstehen, wenn sie klarer beieinander wäre.

Ich wünsche euch alles Gute. :knuddel:
 
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #12
So einfach, wie man denkt, ist eine Überweisung übrigens nicht unbedingt. Mein Mann sagte mir am Telefon, der Arzt habe sich schwer getan, was zu schreiben, das eine Überweisung rechtfertigt. Gestern die Ärztin sah ebenfalls keine Dringlichkeit. Meine Mutter sei eben alt und da komme so was schon mal vor.

Vielleicht waren es bei uns traurige Ausnahmen, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass das Leben eines alten Menschen in den Augen der Ärzte viel wert sei.
Vor gestern hätte sie sich mit mir noch über unseren Urlaub unterhalten können, sie hätte interessiert nachgefragt, hätte mir erzählt, was sie in den Nachrichten so gehört hat.
Gestern wusste sie nicht einmal mehr, wie man ein Butterbrot hält und zum Mund führt oder wie sie telefonieren soll. Sie konnte nichts mehr mit dem Gerät anfangen, nicht mal mit dem Hörer.
 
Geovie
Benutzer165909  Verbringt hier viel Zeit
  • #13
V Velvet tut mir sehr leid, was du und deine Familie gerade durchmachen müsst :frown:.

...

Alles Gute :knuddel:
 
Zuletzt bearbeitet:
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #14
Gibt es eine Patientenverfügung? Wenn ja, nimm die unbedingt mit.
 
ProximaCentauri
Benutzer32843  (36) Sehr bekannt hier
  • #15
Liebe Velvet,
Das tut mir sehr leid, dass das bei euch so zäh und mühsam läuft, bei uns wäre das keine Frage dass sie in ein Krankenhaus gehört und dort auch angeschaut wird. Ich bin gerade leicht schockiert.
Ich drücke euch die Daumen dass es im Spital besser läuft, und sie gut abgeklärt werden kann.
 
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Lollypoppy
Benutzer71335  (56) Planet-Liebe ist Startseite
  • #16
Bei meinem Vater kam das auch plötzlich.
Auslöser war ein Mini Schlaganfall der selbst kaum Auswirkungen hatte aber eben eine bereits vorhandene leichte Demenz/Vergesslichkeit 1000 Fach verstärkte.
Er war definitiv von einem Tag auf den Anderen ein ganz "anderer Mensch, wir haben es eine Weile Zuhause 24/7 Betreuung durch meine kranke Mutter versucht.
Ging gar nicht.
Da bei ihm auch diverse Charakterveränderung, Hemmungslosigkeit und Gewalt hinzukamen, gab es keine andere Möglichkeit ausser in eine Demenzambulanz zwangseinweisen zu lassen und er kam medikamentös eingestelltcwenige Wochen später in einen geschützten Bereich für Demenzkranke.

Es gibt in fast jeder größeren Stadt Anlaufstellen für Angehörige von Demenzkranken und Tageskliniken.
Vielleicht ist auch was in deiner Nähe.

Es ist extrem Belastend, dass kann ich dir nachfühlen.
Du wirst dich eh als Betreuerin einsetzen lassen und eine Pflegestufe brauchen.
Es wird irgendwann einfach nicht mehr ihre Entscheidung sein können über ihren Verbleib zu bestimmen.
Die volle Verantwortung und Führsorge für einen erwachsenen Menschen zu übernehmen ist schwer und man macht schmerzhafte Entscheidungen durch.
 
Zuletzt bearbeitet:
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #30
V Velvet wie geht es deiner Mutter?
Wie geht es dir?
Lieb, dass du nachfragst.
Meiner Mutter geht es körperlich ein wenig besser, wobei ich hier von Nuancen spreche und kaum von richtig offensichtlichen Besserungen.
Aber psychisch ist alles unverändert.

Sie weint jeden Tag, sie merkt, dass sie verwirrt ist. Gestern wurde sie wütend auf mich und warf mir vor, ihr nicht helfen zu wollen, weil ich nicht verstand, was sie mit einem "genähten Teller" meinte. Sie konnte auch nicht erklären, wozu sie ihn brauchte. "Einfach um die Befriedigung zu haben, ihn hier zu haben", war ihre Antwort.

Sie meint, ihre Mutter und mein Vater wären bei ihr gewesen und dachte, sie hätte mit ihrer Mutter zusammen gelebt, bevor sie ins Krankenhaus kam.
Sie sagt, alle auf Station wären gegen sie, keiner helfe ihr, allen werde geholfen, nur ihr nicht. Sie fragt mich ständig, warum ich sie dort hinbringen musste, warum ich ihr das antue. Im Krankenhaus hätte man sie so, wie sie jetzt ist, zugerichtet.

Ich war die letzten Tage immer den ganzen Nachmittag bis zum Abend dort, aber das halte ich nicht weiter durch. Sie weint jedes Mal, wenn ich kurz aufstehe, ruft nach mir. Wenn ich gehe, weint sie und fragt: "Und jetzt bin ich hier alleine? Wann kommst du wieder?"
Ab Montag arbeitet mein Mann wieder und da werde ich sie nur am Abend besuchen. Ich könnte zwar mit dem Kind auch früher hinfahren, aber ich will sie nicht mehr ohne meinen Mann besuchen und ich bin selbst so durch den Wind, dass ich mir Autofahren nicht mehr zutraue.

Ich habe seit Montag einen nervösen Magen und mir ist den ganzen Tag übel. Ich wache jede Nacht mehrmals auf, heute etwa alle 1,5 Stunden. Dann hab ich jedes Mal Herzrasen, weil ich glaube, das Handy gehört zu haben und befürchte, dass das KH sich gemeldet hat. Ich bin im Moment komplett "durch".
[doublepost=1538820859,1538819470][/doublepost] LULU1234 LULU1234 , sorry, war gar nicht auf deine Fragen eingegangen. Ob wir eine Geriatrie haben, weiß ich gerade nicht.
Wir haben mit dem Arzt gesprochen und es ist einfach schlicht nicht klar, was sie hat. Ob es "nur" das mit dem Infekt und dem Elektrolyt-Haushalt ist oder was Anderes. Sie sieht auch fast nichts mehr, auch das kann sich auf den Geisteszustand auswirken. Es sollte ein CT gemacht werden, um auszuschließen, dass sie wieder einen Hirntumor hat (wie vor etlichen Jahren, war gutartig), aber mir kann einfach keiner sagen, wann. Gestern hab ich den halben Tag dort gewartet, weil mir gesagt wurde, sie würden es gestern machen und sie Angst davor hat und ich deshalb dabei sein wollte. Um 18 Uhr bin ich dann gegangen, Kind muss halt irgendwann auch heim. Immerhin ist mein Mann zwischendurch mit ihr zu den Großeltern gefahren, damit sie es nicht zu langweilig hat.
 
Lollypoppy
Benutzer71335  (56) Planet-Liebe ist Startseite
  • #31
Ohje das kommt mir alles sehr bekannt vor, dass war bei uns vor 2 Jahren ganz ganz ähnlich.
Das war das schlimmste Jahr meines Lebens (bisher).
Wichtig ist das man Auszeit und Ruhe für sich selbst findet, es nützt niemanden etwas wenn man sich selbst zerstört dabei.

Sprecht mit dem Sozialdienst im Krankenhaus über die weitere Vorgehensweise.
Besucht ruhig auch mal Vorträge für Angehörige, da lernt man im übrigen auch wir man mit verwirrten Angehörigen redet ohne sie noch mehr zu ängstigen oder zu verletzen, diese Art der Komm6nikation muss man sich nicht aneignen.

Man sollte auch nicht versuchen sie zu korrigieren oder Tatsachen klarzustellen.
Zum Beispiel zu sagen das die Eltern schon lange tot sind, ist für dich eine Selbstverständlichkeit, für den Betroffenen eine harte völlig überraschende Todesnachricht der engsten geluebten Angehörigen, immer wieder aufs neue.

Oft hilft es gegenzufragen, "was würdest du denn dann von xy wollen?", "wozu brauchst du das denn?" Usw....
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #32
Ohje das kommt mir alles sehr bekannt vor, dass war bei uns vor 2 Jahren ganz ganz ähnlich.
Das war das schlimmste Jahr meines Lebens (bisher).
Wichtig ist das man Auszeit und Ruhe für sich selbst findet, es nützt niemanden etwas wenn man sich selbst zerstört dabei.

Sprecht mit dem Sozialdienst im Krankenhaus über die weitere Vorgehensweise.
Besucht ruhig auch mal Vorträge für Angehörige, da lernt man im übrigen auch wir man mit verwirrten Angehörigen redet ohne sie noch mehr zu ängstigen oder zu verletzen, diese Art der Komm6nikation muss man sich nicht aneignen.

Man sollte auch nicht versuchen sie zu korrigieren oder Tatsachen klarzustellen.
Zum Beispiel zu sagen das die Eltern schon lange tot sind, ist für dich eine Selbstverständlichkeit, für den Betroffenen eine harte völlig überraschende Todesnachricht der engsten geluebten Angehörigen, immer wieder aufs neue.

Oft hilft es gegenzufragen, "was würdest du denn dann von xy wollen?", "wozu brauchst du das denn?" Usw....
Oder “mitschwingen“. Statt ihr versuchen einzureden, dass das alles gar nicht stimmt, ihr keiner böses will, ihr sagen, dass es dir leid tut, dass sie das so empfindet und was man tun kann dass es ihr besser geht, solange sie noch krank im.kh ist. Mitleid und (geheucheltes) Verständnis nutzt mehr, als dagegen anreden. Man muss ja nicht lügen, aber man kann sagen, dass sie sicher morgen wieder von einem Lieben Menschen Besuch bekommt. Und wenn sie denkt, es sei ihre Mutter, dann ist ja gut wenn es sie tröstet. Du meinst eben dich selbst.

Mein Vater und ich haben meiner Oma im KH auch Gottweißwas versprochen (wie wir ihre guten Nachhemden waschen, dass wir ihren Sessel ins Hospiz bringen werden, damit sie darin sitzen kann, dass wir noch mal im Pflegeheim am Wald anrufen, ob dort doch ein Platz frei ist, etc). Da war bereits klar, dass sie ihr Pflegebett nicht mehr verlassen würde. Aber es hatte sie beruhigt. Sie fühlte sich sicher und geliebt.
 
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #36
Ich wollte schon eher wieder schreiben, aber ich meide den Thread, wenn es mir gerade etwas besser geht. So wie ich es dann vermeide, meine Mutter zu besuchen, obwohl ich weiß, wie gerne sie mich sehen würde. Gestern war trotzdem nur mein Mann da, ich "konnte" einfach nicht.

Wir haben versucht, Kontakt mit dem Sozialdienst im KH aufzunehmen. Die Dame, die für die Station meiner Mutter verantwortlich ist, war im Urlaub, rief aber gestern von sich aus an, das wurde auch schon vom KH selbst angeleiert.
Meine Mutter verweigert jegliches Besprechen des Themas, wie es nun weitergehen soll und da sie an und für sich wieder "klar genug" im Kopf ist, wird es nun wirklich schwierig. Ich werde das Thema heute wieder ansprechen müssen, es muss einfach eine schnelle Entscheidung her.
An und für sich wäre ein Pflegeheim sinnvoll, aber die Betreuung ist laut dem, was man liest, auch nicht besser als in vielen Krankenhäusern und sie fühlt sich bereits jetzt schon, als hätte man sie auf eine Müllhalde geworfen :geknickt:.


Ich mache mir große Vorwürfe, weil ich meine Mutter in der Vergangenheit nicht so häufig besucht habe, wie ich gekonnt hätte. Vielleicht hätte ich dann auch früher bemerkt, wie schlecht es ihr ging. Sie hatte oft Sehnsucht nach mir und das wußte ich auch.
Ich habe es einfach nicht ertragen, dass sie immer übers Sterben sprach, immer so negativ eingestellt war. Dann war ich auch häufig erkältet (Kita-Kind zu Hause eben) und wollte sie nicht anstecken, weil ich wusste, dass bereits kleinere Infekte für sie gefährlich sein können. Und jetzt? Habe ich sie nicht besucht und sie wurde trotzdem krank.

Als meine Oma schwer krank wurde, pflegte meine Mutter sie zu Hause mit viel Wärme und Liebe. Ich war erst 2, als sie starb, daher erinnere ich mich nicht mehr an sie. Aber meine Mutter hat häufig davon gesprochen.
Und nun frage ich mich, ob ich es ihr nicht schuldig bin, sie wenigstens so lange zu pflegen, bis sie zu krank wird, um zu Hause zu bleiben.
Ich kann das Thema nicht mit so viel Distanz betrachten wie z.B. mein Schwiegervater, der das ganz pragmatisch sieht und meine Gedanken wohl nicht ansatzweise versteht.

Zudem kreisen meine Gedanken rund um das Leben selbst und ich muss mich zusammenreißen, nicht in allzu negative Gedanken abzudriften. Trotzdem kann ich die Lebensmüdigkeit vieler Menschen, die leiden, gut verstehen. Fatal, dass diesen Menschen oft die Möglichkeiten fehlen, Konsequenzen zu ziehen. Wäre meine Mutter mobiler und wären die Fenster im Krankenhaus nicht abgeschlossen, sie wäre wohl schon gesprungen. Und in all der Trauer, die ich dann empfunden hätte, hätte sie mein Verständnis gehabt.
Aber Selbsttötungen liegen in meiner Familie auch im Trend. Bei meinem Vater nehmen wir auch an, dass er mit seinem Unsulin bewusst eine Unterzuckerung herbeigeführt hat. Und in der Familie meiner Mutter waren es ihr Vater und ihr Bruder.

Ich mag diese Gedanken nicht haben, aber ich werde sie auch nicht los. Heute "muss" ich sie wieder besuchen gehen, mir fehlt deshalb schon seit gestern Abend der Appetit.
 
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #39
:knuddel:
Ohne dir zu nahe tretenn zu wollen, aber so wie du hier schreibst, glaube ich nicht, dass du psychisch dazu in der Lage wärst eine totkranke, verwirrte Frau zu pflegen - und das ist auch okay! Ich könnte das auch nicht. Hättest du 5 Geschwister und ein großes Haus, wäre das vielleicht etwas anderes. Aber so ist es nicht.
Ja, da hast du sicher Recht. Aber so empfindet es meine Mutter nicht. Sie macht mir keine Vorwürfe, aber ich weiß, dass sie sich wie weggeworfen fühlt.

Was sind denn die Prognosen für ihre Erkrankung? Geht es nur noch um Monate oder kann das für Jahre der Zustand bleiben?
Ich konnte den Arzt gestern nicht wieder sprechen, es standen noch Untesuchungen aus. Aber keiner konnte mir bisher dazu was Näheres sagen. Die Pfleger sagen, sie könnte mehr als sie sich zugesteht, wenn sie wollte. Aber sie will nicht mehr.
Demenz steht nach wie vor im Raum, aber keiner sagt: "Ja, es ist ganz klar Demenz".
Sie verweigert eben aber auch die Mitarbeit, sie kann und möchte sich nicht konzentrieren, um Fragen zu beantworten.
Sie ruft oft die Pfleger, dann vergisst sie, was sie sagen wollte oder kann es nicht in Worte fassen und sie verliert dann schnell die Geduld und gibt auf.

Und mit ihrem COPD könnte sie theoretisch noch Jahre "leben" (es könnte aber auch sein, dass sie nachts wieder den Sauerstoff nicht findet und das war's dann) , es ist noch nicht sehr schwer ausgeprägt.
 
Lollypoppy
Benutzer71335  (56) Planet-Liebe ist Startseite
  • #47
Es ist auch möglich bzw. üblich, dass der MDK eine "Ersteinstufung nach Aktenlage" vornimmt. Diese kann vorläufig, aber auch endgültig sein. Eine persönliche Begutachtung wird jedoch dann meist unumgänglich, wenn eine
- eine Höherstufung beantragt wird
- die nach Aktenlage erteilte Einstufung höher als I ist

Die Einstufung nach Aktenlage beantragt der Sozialdienst des Krankenhauses.
So war das bei meinem Vater auch, die haben einfach die ärztliche Beurteilung als Grundlage zur Ersteinstufung genommen.
Gab aber noch mal einen Besuch im Pflegeheim ein paar Monate später durch den MD. Aber wir hatten damit gar keine Arbeit, das ging nahtlos von Klinik-Pflegeheim-MD, auch die Zahlung erfolgte nahtlos.

Der Sozialdienst am Krannkenhaus hat u s da auch super vorher aufgeklärt und fast alles in die Wege geleitet, wir mussten uns nur für das Pflegeheim entscheiden und dort "bewerben".



Was mir auch sehr geholfen hat war ein Gespräch mit der Pflegeberaterin MEINER
Krankenkasse, die eben auch sehr detailliert auf die emotionale Lage von uns Angehörigen eingegangen ist und sehr viel gute Tipps über den bürokratischen Kram hinaus geben könnte und ein paar Tränchen haben wir auch verdrückt.

V Velvet hast du eine Vollmachtserklärung für deine Mutter?
Ist natürlich nur sinnvoll, wenn sie überhaupt noch als zurechnungsfähig gilt oder die Vvollmacht (zufällig) ein paar Jahre alt ist.:zwinker:
Ansonsten kannst du dich beim Antsgericht als gesetzliche Betreuerin eintragen lassen, bevor ein Fremder das übernimmt. Das geht in Deutschland leider ganz schnell.:zwinker: Da muss man als Angehöriger auf der Hut sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #49
aber hättest du denn überhaupt die (räumlichen) voraussetzungen sie vielleicht doch vorerst bei euch aufzunehmen?
ich könnte mir vorstellen, dass sie vielleicht auch nochmal aufblüht, wenn sie so integriert ist.
oder stellt das letztendlich keine realistische option für dich dar?
Ich weiß einfach nicht, was eine Option für uns wäre :frown:.
Es wäre nicht super, aber gehen würde es zur Not (vom Platz her), sie bekäme dann das Zimmer vom Kind.

Hast du Freunde mit Pflegeerfahrung? Vielleicht kann dir das helfen?
Leider nicht. Nur meinen Schwiegervater und der rät mir dringlichst davon ab.

V Velvet Hat deine Mutter eine Pflegestufe? Der nächste Schritt wäre doch, dass sich der MDK deine Mutter "anguckt". :knuddel:
Darum kümmert sich gerade das Krankenhaus, danke für den Hinweis!

V Velvet hast du eine Vollmachtserklärung für deine Mutter?
Nein. Ob sie überhaupt noch als zurechnungsfähig gilt, weiß ich nicht.
Wie macht man so was?



Wir sind mit dem Krankenhaus sehr unzufrieden und werden übermorgen mit der Stationsleiterin sprechen, angeblich ist die vorher nicht da. Mit einzelnen Pflegern haben wir schon gesprochen, aber da stellt man sich immer dumm und will von nichts wissen.

Meine Mutter wird häufig angeschrien, es wird ihr angedroht, dass keiner mehr komme, wenn sie es nochmal wagt, zu rufen. Der Drücker, um eine Pflegekraft zu rufen, liegt ständig außer Reichweite, mehrmals war er sogar ausgestöpselt. Angeblich hätte sie es selbst gemacht, aber ich habe gesehen, wie vorsichtig sie nach dem Drücker greift und kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen, vor allem nicht mit all den anderen Informationen. Die Tür wird geschlossen, weil sie sich nicht anders zu helfen weiß und ruft. Sie wird sehr ruppig angefasst, dass es ihr weh tut, die Tür genervt zugeknallt. Wenn sie beim Essen länger braucht, stapft die Pflegerin genervt weg. Außerhalb des Zimmers wird lautstark über sie gelästert, dass es jeder mitbekommt.
Sie hat häufig Durst und fast niemand bringt ihr Wasser. Sie kann sich keines nachschenken.
Den ganzen Tag klagt sie über Schmerzen, auch am Telefon, als wir telefoniert haben. Keiner bringt ihr etwas dagegen, immerhin konnte mein Mann etwas bewegen, als er da war.
Das alles konnten auch ihre Zimmernachbarinnen bestätigen.

Ich bin so wütend. Gut, dass nur mein Mann da war, ich wäre viel zu impulsiv gewesen. Ich wünsche jeder einzelnen dieser Pflegekräfte, dass ihnen mal die selbe "Fürsorge" zuteil kommt, wenn sie mal alt, verwirrt, verängstigt und auf Hilfe angewiesen sind.
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Hast du Kontakt mit Freundinnen deiner Mutter? Irgendjemand, der sie kennt?
Sie hat keine Freunde. Sie hat niemanden.
 
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Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #51
Es wäre nicht super, aber gehen würde es zur Not (vom Platz her), sie bekäme dann das Zimmer vom Kind.
ich habe erlebt, wie es meiner mum zugesetzt hat, ihre mum "daheim" zu haben, letztlich noch über jahre, sie bekam mein altes zimmer. auch bei meiner oma gab es den plötzlichen punkt - vermutlich aufgrund eines unfalls oder schlaganfalls oder ähnlichem - wo sie spontan von "eigenes haus mit hund" in "betreuung" (bei uns) musste.

ich verstehe, wenn du ein schlechtes gewissen hast, wenn du diese option nicht schaffst oder geben magst - aber als tochter würde ich meiner mum heute sagen: tu das nicht!

meine oma kam letztlich nach ~3 noch jahren ins pflegeheim, aber sie hatte täglich besuch von einem von uns. wir haben sie gefüttert, und (vermutlich durch den täglichen besuch und die damit verbundene kontrolle) war tendenziell auch die windel halbwegs frisch.
wenn man da war, dann hat man sie halt gefüttert, ihr die hand gehalten, etwas erzählt, ich habe sie bevorzugt auch im rollstuhl noch mit raus genommen und durch die gegend gefahren - aber es ist einfach schon eine unglaubliche erleichterung, nicht 24/7 alleine verantwortlich zu sein. selbst wenn man täglich eine stunde für den besuch aufwendet (und das war keineswegs die regel, bei den anderen einwohnern dort).

für dich, V Velvet , noch mit kleinem kind daheim, da würde ich von vorneherein sagen: versuchs nicht. es wird dich fertig machen ohne ende. schlimmer als jetzt.
wenn du - oder dein partner - die kraft aufbringen könnt, sie täglich zu besuchen (oder wenigstens regelmäßig), dann tut das, aber ich denke, so wie du es beschreibst, da wird eigenständiges wohnen keine option mehr sein.

dadrüber hinaus möchte ich sagen: es tut mir sehr leid für euch alle - und ich wünsche dir viel kraft für alles, was noch folgen wird oder kann. aber bitte, mach dir keine vorwürfe, weil du nicht 24/7 für sie da sein kannst. du hast dein leben, du hast verantwortung für deine beziehung und vor allem für dein kind, du kannst dich nicht teilungsvermehren.

den hier schon angebrachten vorschlag mit den fotos finde ich übrigens sehr gut, selbst meine oma die kaum mehr ein wort gesagt hat hat gerne noch bilder geschaut. wenn ihr eine solche möglichkeit habt, bringt ihr da was mit.
 
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #54
Neulich hatte ich angefangen, hier zu schreiben. Ich wollte schreiben, dass es bergauf geht, dass sie in Kurzzeitpflege ist und es insgesamt ganz gut aussieht. Ich kam nicht dazu, fertig zu schreiben und wollte es bei Gelegenheit nachholen.


Dann kam sie wieder ins Krankenhaus. Lungen- und Blasenentzündung, hohe Entzündungswerte.
Gestern sah es dann doch wieder besser aus. Sie konnte sich aufsetzen und war klar. Ich sah uns Weihnachten zusammen feiern, überlegte, dass sie sich über eine kuschelige Decke sehr freuen würde.

Heute rief mich das Krankenhaus an, es ginge ihr schlecht, ich solle besser kommen. Sie liegt wohl im Sterben, zumindest geht hier jeder davon aus, auch der Arzt, mit dem ich sprach. Sie bekommt Morphin.
Mein Herz tut so weh, ich bin noch nicht bereit, sie gehen zu lassen. Ich will einfach wieder 5 sein, als alles noch gut in meiner Familie war. Als wir ein schönes Haus hatten, meine Mutter glücklich war. Als mein Bruder und mein Vater noch lebten. Als ich glaubte, meine Eltern seien unbesiegbar.
Hätte ich nur einen Wunsch frei, würde ich mir wünschen, die Welt würde aufhören, zu existieren. Jetzt sofort.
 
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Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #108
Ich finde, man darf ruhig an den tröstenden Vorstellungen festhalten. Wissen tut es letztlich eh niemand, aber warum nicht einfach davon ausgehen, dass sie eine schöne Wiedervereinigung haben?
 
V
Benutzer97853  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #109
Ich finde dieses Gedicht sehr schön. Vielleicht findest du es auch tröstend:

Do Not Stand At My Grave And Weep - Poem by Mary Elizabeth Frye

Do not stand at my grave and weep
I am not there. I do not sleep.
I am a thousand winds that blow.
I am the diamond glints on snow.
I am the sunlight on ripened grain.
I am the gentle autumn rain.
When you awaken in the morning's hush
I am the swift uplifting rush
Of quiet birds in circled flight.
I am the soft stars that shine at night.
Do not stand at my grave and cry;
I am not there. I did not die.
 
rowan
Benutzer39498  Planet-Liebe ist Startseite
  • #110
Off-Topic:
Meine Mama ist jetzt schon seit 16 Jahren tot und das Gedicht treibt mir trotzdem jedes Mal die Tränen in die Augen :herz:
 
Lainy
Benutzer161129  (41) Verbringt hier viel Zeit
Redakteur
  • #111
Liebe V Velvet ,

auch ich wollte dir mein herzliches Beileid aussprechen. Tut mir sehr leid.
Deine Posts haben mich wirklich berührt...
Alles Gute für dich und deine zwei Lieben!
 
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #112
Ich finde dieses Gedicht sehr schön. Vielleicht findest du es auch tröstend
Im Moment finde ich es vor allem schmerzhaft :geknickt:. Ich wünschte, ich könnte diese Worte so für mich annehmen. Vielleicht wenn etwas Zeit vergangen ist.
Ich danke dir dennoch, es ist wirklich ein schönes Gedicht :rose:.


Ihr Tod wird für mich greifbarer. Ich merke, er ist Wirklichkeit. Kein Irrtum, kein schlechter Traum. Ich fühle mich nicht mehr wie eine Beobachterin von außen. Es ist real.

Manchmal mache ich mir Vorwürfe. Ich hätte doch merken müssen, dass es ihr so schlecht ging. Ich hätte sie häufiger besuchen müssen. Ich hätte im Pflegeheim früher darauf drängen müssen, dass sie ins Krankenhaus kommt. Ich hätte mich früher darum kümmern müssen, dass sie Pflege bekommt.
In diesen Momenten habe ich das Gefühl, dass ich Schuld an ihrem Tod habe.
Vielleicht könnte sie jetzt noch hier sein, könnte ihre Enkelin weiterhin aufwachsen sehen.

Ich vermisse sie so sehr :frown:. Jeden Tag. Ich wünschte so sehr, ich könnte nur noch ein einziges Mal ihre Stimme hören. Ihre Hand halten. Sie hatte schöne Hände und lange, schlanke Finger.

Heute empfand ich aber erstmals auch so etwas wie Erleichterung. Mein Handy war versehentlich stundenlang lautlos und als ich es bemerkte, hatte ich kein Herzrasen wie sonst seit 4 Jahren, seit dem Tod meines Vaters. Weil ich wusste, sie hat nicht unzählige Male versucht, mich anzurufen. Sie würde nicht zu Hause sitzen und Panik bekommen, wie es sonst der Fall war. Wir würden nicht wieder deswegen streiten. Sie war leider sehr einsam und hatte seit dem Tod meines Vaters wahnsinnige Angst, mir könnte etwas zustoßen.
Ich wusste auch, dass mich nicht das Krankenhaus anrufen würde, um mir eine weitere schlechte Nachricht zu überbringen.

Ich habe mich heute abgelenkt und den Weihnachtskram aus dem Keller sortiert. Jetzt stehen halt schon die Adventskerzen auf dem Tisch, Mitte November. Was soll's.
 
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Wintersun
Benutzer69356  Verbringt hier viel Zeit
  • #113
Liebe Velvet,

zuallererst fällt mir das hier ein: :knuddel:
Ich kann auch sehr gut nachfühlen, wie es dir gerade gehen muss, ich selbst habe meinen Vater vor ziemlich genau 4 Jahren verloren. Der Verarbeitungsprozess wird dauern, aber auch du wirst einen Umgang mit dem Tod deiner Mutter finden, ich weiß, das klingt noch so verdammt fern, aber es wird irgendwann so weit sein. Der Schmerz brandet zwar immer wieder auf, aber der Moment wird kommen, ab dem sich dein Leben wieder nach Leben anfühlt. Ganz bestimmt. Immer wenn mich der Schmerz überrollt (wie z.B. gerade eben beim Lesen des Gedichtes), versuche ich mir bewusst zu machen, dass ich nur so empfinden kann, weil dieser Mensch in meiner Welt eine ganz besondere Rolle gespielt hat und das auch immer noch irgendwie tut. Mich tröstest dieses Wissen mittlerweile ein bisschen.

Alles Liebe dir.:rose:
 
froschteich
Benutzer164451  (36) Beiträge füllen Bücher
  • #114
Manchmal mache ich mir Vorwürfe. Ich hätte doch merken müssen, dass es ihr so schlecht ging. Ich hätte sie häufiger besuchen müssen. Ich hätte im Pflegeheim früher darauf drängen müssen, dass sie ins Krankenhaus kommt. Ich hätte mich früher darum kümmern müssen, dass sie Pflege bekommt.
In diesen Momenten habe ich das Gefühl, dass ich Schuld an ihrem Tod habe.
Vielleicht könnte sie jetzt noch hier sein, könnte ihre Enkelin weiterhin aufwachsen sehen.

Ich hoffe was ich schreibe ist nicht total unpassend, ich bin manchmal total unempathisch bei sowas :ashamed:
Drei von meinen Großeltern und noch zwei ältere Verwandte von mir haben jahrelang in Pflege und Krankenhaus verbracht und das war für sie furchtbar und auch für die Familie.

In ihrem Zustand hätte sie ihre Enkelin nicht aufwachsen gesehen, bald hätte sie sie wahrscheinlich gar nicht mehr erkannt - eher hätte deine Enkelin (so wie ich dreimal) ihre Großmutter ganz langsam sterben gesehen. Eine Großmutter von mir wurde auch dement und es war wirklich schlimm für mich, dass sie immer "leerer" und "leerer" und halt auch kränker wurde.
Glaubst du denn, dass sie das für sich gewollt hätte?

Nach diesen Erfahrungen glaube ich, dass deine Mutter eine gute und vorallem auch würdevolle letzte Zeit hatte und ihr sind längere Qualen erspart geblieben - das ist das was ich mir persönlich auch wünschen würde.

Bei meinem letzten KH-Aufenthalt auf der Gastro-Station ist ein Priester durch die Station gekommen - da war auch eine ältere Frau, die immer wieder zwischen Pflege und Krankenhaus hin und her geschoben wurde und auch dement war. Als der Priester mit ihr beten wollte sagte sie, dass sie nur dafür beten will, dass sie endlich stirbt. Nur weil jemand herausragend gepflegt wird, heisst das nicht, dass sie glücklich sind.
 
V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #115
Ich schreibe meine Gedanken einfach mal hier nieder, keine Ahnung, wohin sonst damit.

Heute hatte ich keinen besonders guten Tag.
Am Mittwoch war die Beerdigung und nun ist es so... na ja, endgültig eben.
Es gab immer wieder mal ruhige und auch heitere Momente, aber heute habe ich das Schlafzimmer kaum verlassen, ich fühle mich einfach erschöpft. Nach und nach kommen immer mehr Erinnerungen hoch, wie sie sich angehört hat, wie sie sich angefühlt hat, wie sie gerochen hat. Typische Formulierungen von ihr.
Es tut weh, alte Menschen auf der Straße zu sehen. Warum sind sie so fit, warum können sie noch Fahrradfahren, warum dürfen sie alle noch in dieser Welt verweilen und meine Mutter nicht?

Heiligabend ohne sie, das wird furchtbar. Gestern war ich noch in freudiger Vorweihnachtsstimmung, während mir heute umso bewusster ist, dass sie nicht mit uns feiern wird. Es werden nur mein Mann, meine Tochter und ich sein. Ich werde nie wieder Weihnachten mit ihr feiern.
Ich erinnere mich noch so gut an letztes Jahr, da hatte meine Tochter eine Spielküche bekommen und meine Mutter die ganze Zeit bekocht. Meine Mutter hatte sich so gefreut, mit uns zusammen zu sitzen.
Unser Auto hat ein Panoramadach. Sie hatte immer gesagt, sie wolle ein Mal nur mitfahren, wenn es schneit, das hat sie sich ganz toll vorgestellt. Das wird sie nun leider nicht mehr können.

Ich braucht nicht zu antworten.
Morgen geht es mir auch bestimmt wieder besser, aber heute hat es mich einfach niedergerissen.
 
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R
Benutzer167777  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #116
Liebe Velvet,

ich fühle mit Dir. Es ist bald genau zwei Jahre her (02.12.), dass mein engster Vertrauter (also eher großer Bruder) plötzlich verstorben ist.

Gerade um Weihnachten rum habe ich auch immer solche Tage. Mir hilft da meist eine Art "Brief" zu schreiben, in dem ich dann alles "erzähle", wie ich es sonst auch getan hätte, teilweise schreibe ich auch mit auf, wie er reagiert hätte und wir uns gemeinsam gefreut hätten. In aller Regel heule ich dabei wie ein Schlosshund. Danach wird es dann wieder besser.

:knuddel:

Auch das Wissen und in Erinnerung rufen, dass diese Person sich immer gewünscht hat, dass wir glücklich und zufrieden sind und es an nichts mangelt nimmt etwas von dieser Art "schlechtem Gewissen" (ich kann es nicht besser beschreiben), dass wir nun ohne sie Weihnachten feiern.
 
blondi445
Benutzer28811  (35) Meistens hier zu finden
  • #117
V Velvet :knuddel:
 
Mr. Poldi
Benutzer2610  Meistens hier zu finden
  • #118
Liebe Velvet,

ich habe den Thread hier leider nur unregelmäßig verfolgt und daher erst jetzt vom Tod deiner Mutter erfahren :geknickt::flennen:

Es gibt auch Momente, in denen ich deutlich spüre, dass ich mich eigentlich am liebsten vor einen Zug werfen würde. Keine Angst, ich würde es nie tun. Ehrlich nicht. Ich kann meine Tochter nicht zurücklassen und meinem Mann würde ich das Herz brechen. Aber gäbe es die beiden nicht, wäre es für mich gerade nicht verkraftbar.
Das kann ich gut nachvollziehen, diese Momente habe ich auch hin und wieder - insbesondere jetzt im Herbst/Winter wieder stärker.
Aber Sie sind seltener, kürzer und weniger intensiv geworden und ich bin mir sicher das wird auch bei dir mit der Zeit nachlassen.

Sie hat sehr getrauert, als er gestorben ist und hat fast 4 Jahre lang gehofft, ihm bald folgen zu dürfen. Ich würde mir sehr wünschen, dass sie wieder zusammen sind.
Auch das kann ich sehr gut nachvollziehen und auch bei mir kommt dieser Hoffnung immer mal wieder auf, wenngleich ich natürlich weiß dass das wohl nicht allzu realistisch ist.

Manchmal mache ich mir Vorwürfe. Ich hätte doch merken müssen, dass es ihr so schlecht ging. Ich hätte sie häufiger besuchen müssen. Ich hätte im Pflegeheim früher darauf drängen müssen, dass sie ins Krankenhaus kommt. Ich hätte mich früher darum kümmern müssen, dass sie Pflege bekommt.
In diesen Momenten habe ich das Gefühl, dass ich Schuld an ihrem Tod habe.
Vielleicht könnte sie jetzt noch hier sein, könnte ihre Enkelin weiterhin aufwachsen sehen.
Auch das ist denke ich völlig normal, ähnliche Vorwürfe mache ich mir ebenso:
Ich hätte an dem ersten Wochenende an dem es meiner Frau nicht gut ging nicht auf eine Geburtstagsfeier wegfahren, sondern Sie direkt ins Krankenhaus fahren sollen anstatt ihr zu empfehlen am Montag den Hausarzt aufzusuchen. Ich hätte darauf bestehen sollen Sie nach dem Arztbesuch nach Hause zu fahren (anstatt Sie mit dem Taxi fahren zu lassen). Ich hätte Sie länger im Krankenhaus besuchen sollen. Ich hätte sie rechtzeitig und nachdrücklich zu einer Verlegung an die Uniklinik Heidelberg drängen sollen. Ich hätte die erste Nacht auf der Intensivstation bei meiner Frau bleiben sollen. usw.
Vielleicht hätte das eine oder andere Auswirkungen gehabt und zu einem anderen Ergebnis geführt, vielleicht auch nicht - ich weiß es nicht.
Fakt ist jedoch dass sich die Tatsachen dadurch nicht ändern lassen und es bringt nichts wenn ich mir deswegen Vorwürfe mache,
Ich wünsche dir sehr dass Du dies irgendwann auch so sehen kannst.

Fühl dich :knuddel:(wenn du magst)
 
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V
Benutzer163532  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #119
Eine Woche bis Weihnachten und ich habe ziemlich düstere Gedanken.
Wir haben noch keinen Baum gekauft, so spät waren wir noch nie dran damit. Ich versuche mich immer wieder zusammenzureißen, aber gerade an den Wochenenden, wenn mein Mann zu Hause ist, fällt es mir schwer, mich zu irgendetwas aufzuraffen. Er kümmert sich dann um unsere Tochter, ich hänge durch. Die Wohnung sieht schlimm aus, so würde ich gerade nicht mal die Tür öffnen, wenn es klingelt. Und natürlich ist mir das peinlich. Ich fange auch immer an, aufzuräumen und zu putzen, aber nach kurzer Zeit ermüdet es mich einfach so stark, dass ich wieder aufhöre. Ich fühle mich erschöpft.

Ich habe Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen, fühle mich ständig gerädert. Heute wurde ich um 1 Uhr wach und war bis 5 Uhr nicht mehr müde genug, um wieder einzuschlafen. Dieses ewige Gedankenkarussell macht mich fertig. Es ist eine Mischung aus Schuldgefühlen, dem Gefühl, alleine zu sein und dazwischen mischen sich diverse Ängste, teils akute, das Jetzt betreffend, teilweise welche, die die Zukunft betreffen.

Ich habe mir einen neuen MP3-Player gekauft, weil ich die Stille nicht ertrage. Weil ich dann wieder anfange, nachzudenken. Wenn ich meine Tochter in den Kindergarten gebracht habe, ist der Weg nach Hause und dann wieder hin (zum Abholen) eine reine Qual, weil ich so viel Zeit zum Nachdenken habe. Die Musik lenkt ab.

Ich bin immer noch neben der Spur, ich vergesse ständig wichtige Dinge. Kürzlich das Sternebasteln im Kindergarten und auch dass ich aufs Amtsgericht muss, um das Erbe auszuschlagen. Zum Glück ist es mir eingefallen, habe nur noch nächste Woche Zeit. Es wäre furchtbar, würde ich es versäumen.

Neulich war eine Verkäuferin etwas schroff zu mir. Kaum aus dem Laden draußen, fing ich an zu heulen, mitten auf der Straße :ratlos:.
Ich merke, dass ich im Moment nicht normal ticke, ich bin sehr empfindlich und fühle mich emotional angespannt. Es genügt wenig und ich fange an zu heulen oder werde sehr wütend (und heule dann).

Ich habe auch gute Tage, da fühle ich mich "normal". Bis zum Einschlafen, bis wieder das Gedankenkarussell anfängt.
Ich sehe einfach nicht, wie ich da wieder rauskommen soll. Es ist für mich kaum in Worte zu fassen, wie es sich anfühlt, keine Herkunftsfamilie mehr zu haben. Dann fühle ich mich schlecht, aus 2 Gründen: Erstens weil das, was ich gerade durchlebe, die meisten Menschen mal trifft. Irgendwann sind halt alle tot. Der natürliche Lauf der Dinge. Es ist nichts, womit man nicht lernen könnte zu leben.
Und zweitens fühle ich mich mit diesen Gefühlen schuldig meinem Mann und meiner Tochter gegenüber. Sie sind doch da. Genügen sie nicht? Warum bin ich so sehr traurig, wenn doch sie da sind? Ich bin doch gar nicht alleine, warum fühle ich mich dann so?


Ich erwarte wie immer keine Antworten. Ich wollte nur mal wieder meine Gedanken und Gefühle sortieren.
 
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Aliena
Benutzer82466  (45) Sehr bekannt hier
  • #120
Es tut mir total leid zu lesen, dass Du so leidest :frown: Ich denke, es ist völlig normal, diese Gedanken zu haben. Auch diese Auf und Abs. Jeder trauert anders. Und die eigene Mutter zu verlieren ist mit Sicherheit einer der schwersten Schicksalsschläge. Unabhängig davon, wer „noch da“ ist.

Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Die Weihnachtszeit ist besonders hart, setz Dich wenn möglich nicht unter Druck damit, dass es Dir (jetzt schon) besser gehen müsste. Es ist auch keine Schande, sich Hilfe zu holen, nicht dass es sich in Richtung Depression entwickelt. Alles Liebe :knuddel:
 
G
Benutzer Gast
  • #121
Hallo liebe Velvet !

Die Gedanken sind frei und so sprich Dir Deinen Kummer von Leib und Seele. Ich habe ja inzwischen auch Vatern und Muttern zu Grabe "getragen"(2015 und 2016) und weiß wie es Dir geht.
Das man die Seele nicht in 4 oder 8 Wochen beruhigt und zum allgemeinen Tagesprogramm übergeht, ist ganz normal. Aliena Aliena hat schon geschrieben, hol Dir Hilfe, wenn es allein nicht geht.
Viele haben Dir hier den Zuspruch gegeben, ihr Mitgefühl ausgedrückt und ich bin der Überzeugung, Du schaffst auch diese Situation zu meistern. Alles braucht seine Zeit und die musst Du Dir dann auch unvoreingenommen nehmen.
In finde in Katie Maluas Lied kommt da ein großer Zuspruch zu stande, der uns nach vorn blicken lässt.


I Will Be There Songtext Übersetzung

Sie ist wie die Dame am Ende der Straße,
oder wie die Frau die Straße hinauf,
wie eine Mutter, die du kennst.
Für mich, ist sie die Eine, die es sich vornahm,
uns alle in ein Wunderland zu entführen.
Sie ließ uns immer ziehen.
Und sie sagte:
Ihr werdet niemals allein sein.
Erinnere dich daran, daß ich Euch stets behüte.
Wo immer ihr auch seid.
Ich werde dort sein. Sie ist ebenfalls wie eine weitere Dame, die wir kennen.
Sie hat ein Lächeln, so breit und süß.
Und ihr Haar ist weiß wie der Schnee.
War das Leben auch Tag für Tag nicht leicht.
Sie hatte eine ganz besondere Art,
uns zum Lachen zu bringen, wenn wir niedergeschlagen waren.
Und sie sagte:
Ihr werdet nie einsam sein.
Erinnere dich, ich gebe auf dich Acht,
wo Du auch sein wirst...
---
Ich wünsche Dir und Deinen Lieben einen schönen 3. Advent
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #122
Meine Mutter hatte vor 12 Jahren das gleiche Schicksal: Vater tot, Schwester tot und zuletzt die Mutter tot. Damit war ihre Herkunftsfamilie ausgelöscht. Sie meinte zu mir, die Beerdigung ihrer Mutter war die schlimmste, nicht weil sie an ihrer Mutter so gehangen hatte, (die beiden mochten sich nicht wirklich. Das war beidseitig viel mehr Verpflichtung, als Liebe) sondern weil sie ihre ganze Vergangenheit mit beerdigt hatte. Da war niemand mehr, mit dem sie über ihre Kindheit reden konnte. Keiner, der den Verlust ihres Vaters und ihrer Schwester wirklich auf emotionaler Ebene verstand. Meine Mutter ging einige Wochen nicht arbeiten und war sehr träge. Es dauerte. Ich war 16, mein Bruder 11. Nach und nach kam einiges wieder. Schmerzen werden dumpfer, auch emotionale Schmerzen. Man gewöhnt sich. Und dann ist der Schmerz auch nicht mehr so zehrend und Raumfüllend.

Kannst du dich mit Musik etwas manipulieren? Ich kann das ganz gut.
Vielleicht räumst du dir am Tag eine Zeit ein, in der du weinen und grübeln darfst, zum Beispiel morgens, wenn deine Tochter im Kindergarten ist.
Und später machst du deine Gute-Laune-Playlists an.
Vielleicht helfen dir auch symbolische Taten:
Die Sorgen auf ein Blatt schreiben und verbrennen.
Die Sorgen auf einen Stein sprechen und in den Fluss werfen.
Vielleicht hilft es dir zu laufen, die Wohnung umzustellen oder das Schlafzimmer zu streichen.

Mir hat in einem schweren Tief die Aussicht auf Urlaub geholfen. Wir sind für 3 Wochen mitten im februar an die Nordsee gefahren. Der Wind und die Dünen hat mir im wahrsten Sinne des Wortes das Gehirn frei gepustet. Ich bin zig Kilometer am Tag am Strand und durch den Wald gelaufen, um meinen Körper müde zu bekommen um in der Nacht schlafen zu können. Im Februar ist es vergleichsweise günstig. Und so schön kalt. Ich mag das.

Und ich habe gelernt meine Gedanken zu lenken. Trauer und Grübeln sind zweierlei Dinge. Trauer, Gedenken und Weinen brauchen ihren Platz und sollen sie bekommen. Vielleicht eine Kerze anzünden, ein Gebet sprechen, was auch immer einem hilft. Grübeln hilft nicht.
Ich habe angefangen Geschichten und Fanfictions zu schreiben. Andere schreiben Gedichte oder komponieren Lieder. Mir hilft das bis heute. Geht es mir nicht gut und befinde ich mich gedanklich in einer Sackgasse, dann öffne ich ein neues Google Dokument und denke mir Geschichten aus. Die sind nur für mich (außer die Fanfictions) aber es hilft mir, mich nicht in depressiven Gedanken zu verlieren, sondern etwas zu tun, was mir Freude gemacht UND mein Hirn anstrengt. Denn wenn ich denke, dann kann ich nicht grübeln.
[doublepost=1544878516,1544878483][/doublepost](und ob das Schnulzen, Erotikgeschichten, Drama oder Krimis sind, ist ja total egal. Es ist nur dich.)
[doublepost=1544880357][/doublepost]Edit: Handlungsstränge kann man sich auch gut unterwegs ausdenken. Ob man die jemals zu Papier bringt ist bei mir völlig nebensächlich. Hauptsache ich komme nicht in diesen Gedanken-Teufelskreis und mein gehirn beschäftigt sich mit irgendetwas.
 
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