• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Neue Persönlichkeit oder man selbst sein?

Braus375
Benutzer172155  (34) Öfter im Forum
  • #1
Ich hatte heute Morgen während Arbeit ein interessantes Gespräch mit einem Kollegen.
Es ging darum, das man ja "jemand neues" sein kann, wenn man die Arbeitsstelle wechselt.
Die neuen Kollegen kennen einen schließlich noch nicht.
Nach seiner Argumentation kann man sich ja ganz anders geben und verhalten und ist dann ein anderer Mensch.

Mein Standpunkt ist aber eigentlich, dass man halt ist, wie man ist. Natürlich verhält man sich anfangs anders in einem unbekannten Umfeld. Man muss die neuen Menschen ja auch erst kennenlernen und einschätzen. Aber der Charakter bleibt doch der gleiche.

Mich würde sehr interessieren, wie ihr das so seht? Verstellt ihr euch auf der Arbeit? Seid ihr zuhause jemand anderes als auf der Arbeit?
 
WeBär
Benutzer175081  Öfter im Forum
  • #2
Am Anfang ja... man probiert sich gut zu präsentieren. Die Kollegen erstmal einschätzen wie sie ticken.
Danach komme ich aus mir raus. Das dauert aber meistens paar monate
 
deep voice
Benutzer140528  (53) Meistens hier zu finden
  • #3
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #4
Zu einem gewissen Anteil bin ich schon flexibel. Nicht nur, bei verschiedenen Arbeitsstellen, sondern auch in anderen zwischenmenschlichen Verhältnissen (andere Freundeskreise, Beziehungen, etc.). Man hat doch je nach Gesellschaft, in der man sich befindet, eine andere Rolle und fügt sich in eine andere Dynamik ein. Ich weiß nicht, ob man das so bewusst steuern kann, aber das erscheint mir nicht sonderlich ungewöhnlich. Eine andere Persönlichkeit hat man dann nicht, aber es kommen vielleicht andere Facetten der Persönlichkeit zur Geltung.
 
WeBär
Benutzer175081  Öfter im Forum
  • #5
Arschkollegen findet man hinterher immer noch
Aber die größten kann man im Vorfeld herausfiltern.
Persönliches erzähle ich auch erst später. Es gibt welche die verwenden alles gegen dich um ihre eigene Haut zu schützen
 
Maifeld
Benutzer155728  Sehr bekannt hier
  • #6
Ja das geht wirklich. Ich hatte das ganz stark, als ich nach der 10. Klasse eine Lehre begann. Beziehungsweise habe ich es in dieser Zeit begriffen. Richtig umsetzen konnte ich es erst, als ich nach der der Lahre anschließende Bundewehrzeit eine neue Stelle weit weg von zuhause antrat.

Jedenfalls war ich während meiner Schulzeit aufrgund meiner Interessen und z.B. meiner absoluten Talentfreiheit beim Fußballspielen (auf dem Dorf damals ein extrem wichtiges Statussymbol) und einerm sehr restriktiven Erziehungsstil meiner Eltern eher ein Außenseiter in der (dörflichen) Szene, der nie irgendwo dabei war und auch sonst nichts konnte.

Gefühlt habe ich mich immer deutlich fähiger, aber das Feedback war ein anderes, irgendwie war das dann immer so eine sich selbst erfüllende Prophezeihung.

In der Lehrsituation und vor allem in der Folge, stellte ich auf einmal verblüfft fest, dass ich mit anderen Augen gesehen wurde und auf einmal mich auch so verhalten konnte und auch wahrgenommen wurde, wie sich der innere Maifeld schon immer gefühlt hatte. Das ging natürlich nicht von heute auf morgen, vor allem deshalb weil ich auch erstmal das Zutrauen in mich selbst gewinnen musste.

Auf deine Frage nochmal eingehend: Je nach Umfeld verhalte ich mich ja trotz gleichem Charakters immer auch ein Stück weit angepasst und somit anders. Mein grundsätzlicher Umgangston mit den Kollegen ist heute auch ein anderer, als früher in der Küche. (Gut ich neige immer noch zu Doppeldeutigkeit und auch Zotigkeit)
 
Zuletzt bearbeitet:
Braus375
Benutzer172155  (34) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #7
Ich weiß nicht, ob man das so bewusst steuern kann, aber das erscheint mir nicht sonderlich ungewöhnlich. Eine andere Persönlichkeit hat man dann nicht, aber es kommen vielleicht andere Facetten der Persönlichkeit zur Geltung.

Das ist ein interressanter Ansatzpunkt. Danke für den Denkanstoß.

Je nach Umfeld verhalte ich mich ja trotz gleichem Charakters immer auch ein Stück weit angepasst und somit anders.

Genau das Muster stelle ich bei mir auch fest. Unter Freunden bin ich anders, als auf der Arbeit, bin ich anders als bei der Familie. Aber mir stellt sich auch oft die Frage, wer bin ich eigentlich? Eine Schnittmenge aus allen Bereichen? Oder verstelle ich mich irgendwo um den Weg des geringsten Widerstands zu gehen? Ich mach mir im Moment viele Gedanken zum Thema Charakter und Persönlichkeit, vielleicht merkt man das:grin:
 
Maifeld
Benutzer155728  Sehr bekannt hier
  • #8
Du hast also Sorge, du seist nicht authentisch? Leute, die nur eine Art können, würde ich persönlich als sozial wenig intelligent und geschickt bezeichen. Denn ich halte es für völlig normal.
Ich finde nicht, dass man sich selbst verrät oder gar aufgibt, wenn man sich in gewissem Rahmen den Gegebenheiten anpasst. Man muss halt schon wissen, was einem wichtig ist bzw. von was man nicht gut abrücken möchte und kann.

Geht das bei dir auch in die Richtung von Rollenkonflikten?
Googel mal nach Inter- und Intrarollenkonflikten, ist auch sehr interesssant.
 
deep voice
Benutzer140528  (53) Meistens hier zu finden
  • #9
Oder verstelle ich mich irgendwo um den Weg des geringsten Widerstands zu gehen?
Glaube ich nicht.
Ich verhalte mich je nach Umfeld auch anders. Ein bissi anpassen muss ja sein.
Der derbe Umgangston in einer 9 Mann WhatsApp Gruppe wäre auf einer Hochzeit, Familienfeier oder Geburtstagsfeier eher suboptimal. :grin:
Auf der Arbeit weht wieder ein anderer Wind. Zumal ein Teil der Kollegen echte Ärsche sind, habe ich auch null Interesse daran mein privates zu teilen. Auch nicht meinen Humor oder was auch immer.
 
Braus375
Benutzer172155  (34) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #10
Du hast also Sorge, du seist nicht authentisch?
Ja, das beschreibt es schon ganz gut. Ich habe besonders auf der Arbeit, das Gefühl, dass ich oft was anderes sage, als ich denke.

Geht das bei dir auch in die Richtung von Rollenkonflikten?

Da gibt es ein brandaktuelles Beispiel: Meine bisherige Abteilung wurde geschlossen (Unternehmerische Entscheidung), zehn langjährige Mitarbeiter wurden entlassen und ich "darf" bleiben.
Ich kann die Schließung absolut nachvollziehen und hätte als Chef nicht anders gehandelt. Die Abteilung war ein "Sauhaufen", schlecht organisiert, chaotisch und unproduktiv. Die Kollegen sind seit 1.10. bis zum Ende ihrer Kündigungsfrist freigestellt. Solange die noch anwesend waren, hab ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht: Mich mit denen geärgert, über die Geschäftsleitung gelästert etc.
Aber hab mich im Hinterkopf dabei schon die ganze Zeit auf den Neustart gefreut. Ich bin jetzt aktiv an der Umstrukturierung beteiligt, hab meine eigenen Projekte und bin geforderter als vorher. Aber trotzdem komm ich mir arschig dabei vor.
 
Maifeld
Benutzer155728  Sehr bekannt hier
  • #11
Aber trotzdem komm ich mir arschig dabei vor.
Klar aus Gründen des Corpsgeistes total verständlich. Andereseits, als euer Sauhaufen da noch schalten und walten konne, wie er wollte: Wie war es da? Hast du dich da möglicherweise häufiger über einige der Kollegen geärgert, die vielleicht auch noch Wortführer waren, ob ihrer Arbeitsweise und -einstellung? Ich meine es muss ja einen Grund geben, weshalb du noch da bist?! Vermutlich weil deine Arbeitshaltung und- qualität eine andere war?

Ich denke nicht, dass dein Chef dich behalten hätte, wenn er nicht von deiner Arbeit überzeugt wäre und auch eine Perspektive mit dir sieht. Eigentlich war doch die vorherige Sitiuation eher ein Bremsklotz, in mehrfacher Hinsicht?

Wenn die anderen auch immer sehr gute Arbeit gemacht hätten, glaubst du, sie wären dann auch noch da?
 
Braus375
Benutzer172155  (34) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #12
Hast du dich da möglicherweise häufiger über einige der Kollegen geärgert, die vielleicht auch noch Wortführer waren, ob ihrer Arbeitsweise und -einstellung?

Ja, gab ganz besonders einen über den ich mich täglich aufgeregt habe. Aber halt nur im Stillen, um den Frieden zu wahren. Ich fand es auch nie sonderlich toll von mir im die Meinung nie zu sagen. Ich denke, das wirst du aus der Lehre auch kennen, dass Altgesellen eine besondere Stellung innehaben.

Vermutlich weil deine Arbeitshaltung und- qualität eine andere war?

Das ist definitiv so. Ich weiß, warum ich noch da bin. Ich bin jetzt auch mehr den je von Bedeutung, weil ich der Mitarbeiter mit der größten Erfahrung in meinem Beruf im Betrieb bin. Und der größeren Verantwortung bin ich auch gewachsen und freue mich über die neuen Aufgaben.

Wenn die anderen auch immer sehr gute Arbeit gemacht hätten, glaubst du, sie wären dann auch noch da?
Wären sie flexibler und engagierter gewesen, mit Sicherheit.
 
KillPhil78
Benutzer175230  Öfter im Forum
  • #13
Verstellt ihr euch auf der Arbeit? - Nein, aber ich bin am Anfang erst einmal sehr zurückhaltend und bin der Beobachter was so in meinem Umfeld passiert. Wenn ich mich wohl fühle "taue" ich schnell auf.
Seid ihr zuhause jemand anderes als auf der Arbeit? - Jain
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #14
Natürlich passt man sich und sein Verhalten immer ans Umfeld, die Situation und die eigene Rolle an. Teilweise wird man auch in eine Rolle gedrängt, der man sich dann ein Stück weit fügt, obwohl sie nicht wirklich zu einem passt.
Aber trotzdem wäre es mir zu blöd und zu anstrengend, mich für die Arbeit wirklich in einem größeren Ausmaß zu verstellen. Das geht in einzelnen Situationen (wenn ich z.B. mal zum Meeting mit dem Kunden muss und dort Diplomatie gefordert ist, oder wenn ich mir die bissige Bemerkung gegenüber meiner begriffsstutzigen Kollegin verkneife, weil ich weiß, dass das sowieso nichts bringt), aber nicht permanent. Mein Charakter ist, wie er eben ist und das Verhalten ergibt sich als Kombination von meinem Charakter und den äußeren Umständen.

Sollte ich mit meiner Art mal wirklich überhaupt nicht in ein Team oder eine Firma passen, suche ich mir eben einen anderen Job.
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #15
Ich war schon sehr oft in völlig von einander getrennten, ganz fremden Umfeldern - generell LEBENSumfeldern, nicht "nur" Arbeitsstellen.
Ja, in einem gewissen Grad beinflussen mich die Menschen, die um mich sind mich auch in meinem Verhalten, zumal ich relativ viel sein "kann" ohne mich zu verstellen.

Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich selbst, den Kern der Persönlichkeit, eigentlich immer mit nimmt. Den Humor, zum Beispiel - und manche tiefsitzenden Eigenheiten, oder Geschmack - einfach Dinge, die einen unabhängig vom Umfeld ausmachen. Bei mir ist so eine Eigenheit primär zu meiner achsogroßen Freude mein Chaos, resultierend aus schludrigem "Hoppala...".

Egal in welchem Land, in welcher Sprache, zwischen welchen Leuten, sobald ich "auftaue" kommt das mit. Andere Dinge, manche Unsicherheiten, manche Arroganz, manche Vorlieben, die ändern sich. Aber niemals das, worüber ich lachen kann, und die "wo ist jetzt eigentlich mein...." (hier beliebiges einsetzen) Frage, gepaart mit "Oh, eigentlich hätte ... sollen...naja, hoppala."
Und mein Einrichtungsstil :grin: das haben sogar Freunde bemerkt, die mich an verschiedensten Lebensorten schon besucht haben.
Egal, wie es außen aussieht (Land, Stadt, Wohnung, Klamottenstil etc) wenn man reinkommt, erkennt man mich. "Man fragt sich, ist sie jetzt ganz hier her verschmolzen... und dann lacht sie." sagte dazu mal ein guter Freund. Fand das sehr passend :smile:

Ich denke, die Frage ist einfach, wie "gefestigt" man in sich ist. Als Teenager wird man vom Umfeld noch viel mehr beeinflusst und passt sich ganz anders an, als als Erwachsener, wenn man eigentlich in den Grundformen geworden ist, wer man eben ist.
Ich fände es schade, wenn man so "verbiegbar" wäre, dass eine neue Stelle einen anderen Menschen formen kann... was sagt denn das über Charakterfestigkeit aus?

Zu den Fragen, nein ich bin auf der Arbeit niemand anderer - es stehen je nach "relationship" mit jeweiligen Kollegen eventuell andere Persönlichkeitsaspekte im Vordergrund meiner Art, ja. Und mit Kunden ganz sicher auch. Aber so im Gesamtbild, verbringe ich so viel Zeit mit Arbeit, da wäre es mir viel zu mühsam dauerhaft etwas darzustellen.
Ich bin alleine oft anders als in Gesellschaft, ja, aber das ist einfach auch meine Persönlichkeit. Ich mag nicht jeden Hinz und Kunz in meinem Kopf haben, und meine manchmal lästigen Emotionen nicht auf andern abladen. Aber das schließt einfach GENERELL MENSCHEN ein, und hat nichts mit Arbeit oder nicht Arbeit oder dem einen oder anderen Umfeld zu tun.
 
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Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #16
Man verändert sich doch immer wieder im Leben. Und gerade ein "Tapetenwechsel" ist dafür fast schon prädestiniert: Man wird anders gesehen, man sammelt neue Erfahrungen, neue Bekanntschaften etc. (Kommt natürlich immer darauf an, wie sehr der neue Job auch im Leben was ändert.)

Ich bin derzeit in einer Lebensphase wo allgemein so einiges im Wandel ist, und merke daher auch tatsächlich Änderungen mit neuem Job: Dass Menschen anders auf mich reagieren, und ich damit mein eigenes Verhalten ändere. Vielleicht teils sogar die Chance nutze, mich selbst ein Stück weit neu zu definieren.

Natürlich bleibe ich dabei immer noch Ich. Aber "Ich" ist jetzt nun auch kein in Stein gemeißeltes unveränderliches Konzept. :zwinker:
 
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