Vorurteile Dating Mann/Frau

[Benutzer208463]

Hi alle zusammen,
ich versuche wirklich ein vorurteilsfreier Mensch zu sein. Das klappt mal mehr und mal weniger. Was mir aber wirklich immer wieder Kopfzerbrechen bereitet:
Warum ist es soviel einfacher Frauen zu daten? Ich entwickle schnell Gefühle für jemanden mit dem ich tiefe Gespräche führen kann. Ich interessiere mich sehr für die Meinung anderer Menschen, ich finde es wichtig, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und wünsche mir das auch beim Dating. Wenn ich Männer date, habe ich sehr oft das Gefühl, dass ich nie über Smalltalk hinaus komme. Und ich meine damit gar nicht, Männer wollen ja eh nur Sex, sondern Männer scheinen nicht an tiefen Gesprächen interessiert zu sein, solange sie nicht in einer Beziehung sind. Natürlich weiß ich, dass man beides nicht verallgemeinern kann, es gibt auch genügend Frauen die solche Gespräche nicht führen wollen und genügend Männer, die gerne über Gott und die Welt sprechen. Dennoch hält sich dieses Vorurteil schon sehr lange in meinem Kopf. Vielleicht hat es auch mit dem Alter zu tun...
Wie denkt ihr darüber und wie sind eure Erfahrungen?

 

[Benutzer59943 (42)]

mit welcher Absicht datest du denn?
und inwiefern kommunizierst du deine Ziele vorab?

Ich date nur Männer und habe da schon die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht.
Menschen sind eben verschieden und das macht es ja auch aus

 

[Benutzer208463]

Ich date mit allen möglichen Absichten. Wenn es mir nur um einen ONS gehen würde, hätte ich auch nicht den Anspruch tiefgreifende Gespräche zu führen.
Aber wenn ich anfange jemanden regelmäßig zu treffen und sich eine Verbindung aufbaut, dann würde ich mir schon wünschen, dass ich über mehr Dinge reden kann als nur das Wetter, oder die Arbeit.
Ich kommuniziere das indem ich Fragen stelle, die vielleicht etwas mehr Nachdenken erfordern. Und oftmals können sich Frauen besser darauf einlassen als Männer. Was ich schade finde.

 

[Benutzer172677]

Wie denkt ihr darüber und wie sind eure Erfahrungen?

Ganz anders. Ich erlebe da keinen großen Unterschied zwischen Frauen und Männern, wenn, dann finde ich tendenziell mit Männern etwas einfacher eine Basis und komme besser ins Gespräch.
Insgesamt ist das für mich einfach individuell und nicht geschlechtsspezifisch.

Für solche Gespräche braucht es ja auch immer beide Beteiligten.
Nicht falsch verstehen, das soll kein „bestimmt bist Du schuld“ sein.
Wenn man die Wahrscheinlichkeiten betrachtet- alle (gedateten) Männer sind komisch vs. Du hast darauf Einfluss- finde ich letzteres wahrscheinlicher.
Da könnte Deine Wahrnehmung eine Rolle spielen, oder Deine Zielgruppe, Dein Verhalten könnte anders sein als bei Frauen, es könnte um Erwartungen und selbsterfüllende Prophezeiungen gehen.. Da gibt es echt viele Variablen.

Dass Männer grundsätzlich nicht an tiefergehenden Gesprächen interessiert sind, kann ich jedenfalls ausschließen.

 

[Benutzer172677]

Ich kommuniziere das indem ich Fragen stelle, die vielleicht etwas mehr Nachdenken erfordern.

Hast Du mal ein Beispiel?

 

[Benutzer18168]

Ich kommuniziere das indem ich Fragen stelle, die vielleicht etwas mehr Nachdenken erfordern.

Das ist aber auch denkbar ungeeignet für ein Date 🫣
Ich wäre maximal überfordert wenn du bei einem Kennenlern-Date mit Fragen kommst über die man auch mal länger nachdenken muss um sich eine Meinung dazu zu bilden. Dating ist Smalltalk, kennen lernen und nicht die Gesellschaftsnormen in England um 1800 erörtern 😬

 

[Benutzer200985]

Also ich hab noch nie ne Frau gedated, hab da also keinen Vergleich, aber ganz generell und unabhängig von Dating erlebe ich es auch so, dass ich mit Frauen besser quatschen kann. Damit ist natürlich nur der Durchschnitt gemeint, ich hatte auch schon tolle Gespräche mit Männern. Keine Ahnung, ob das einfach meine Bubble ist und daher völliger Zufall oder vielleicht auch Typensache (versteht ja auch jeder was anderes unter guten Gesprächen). Viele Männer, die ich kenne, vermeiden tiefgehendere zwischenmenschliche Themen eher. Da werden eher über so Dinge wie Fußball, das letzte Wochenende, das nächste Konzert usw gesprochen, was ja auch nicht schlecht sein muss, aber halt nichts mit tiefgehend zu tun hat. Hier im Forum finde ich es auch spannend, dass in dem von mir gegründeten Freundschaften-Thread fast nur Frauen diskutieren. Ist sicherlich kein Zufall.

Meiner Erfahrung nach sind Männer im Schnitt auch schlechter in Kommunikation und Gesprächsführung (zuhören, angemessen auf Erzähltes reagieren/eingehen, nachfragen). Was natürlich nicht heißt, dass alle Frauen darin super sind.

Aber da es natürlich auch Männer gibt, mit denen man ganz toll quatschen kann, drücke ich dir die Daumen, dass du so einen findest.

 

[Benutzer208463]

Armorika,
stimme dir zu, dass es natürlich immer zwei Seiten zu einem Gespräch beitragen. Ich möchte hier auch nicht auf Männern herumhaken, das ist gar nicht meine Intension. Ich sage auch nicht, dass ich es komisch finde, wenn jemand nicht auf Fragen eingehen möchte die vielleicht etwas tiefer gehen. Es fällt mir nur immer mehr auf wie sehr ich das brauche um mich richtig auf jemanden einlassen zu können.

Um Dami hier noch miteinzuschließen, Gesellschaftsnormen in England um 1800 sind erst was für das dritte Date! Kleiner Scherz. Ich habe absolut nichts gegen Smalltalk, man muss ja irgendwo anfangen. Wenn es aber immer nur bei Smalltalk bleibt über viele Dates hinweg, dann finde ich das nicht sehr anziehend.

Was ich gerne frage ist, was macht dich so richtig glücklich? Und darauf bekomme ich so oft die Antwort: Hm, keine Ahnung, warum fragst du?
Na, weil es mich interessiert! Was macht Menschen glücklich, was macht DICH glücklich? Und dann blicke ich ins ausdruckslose Gesichter (nicht nur männliche...) und bin verwirrt, ich hab doch nur eine Frage gestellt.

 

[Benutzer192870 (53)]

Ich denke auch, entscheidend ist der Zweck der Gespräche. Bei einem Date kann es natürlich sein, dass dein Gegenüber nicht sicher ist, welchen Zweck du jetzt genau mit den komplexen Fragen verfolgst, wobei Dates ja nicht zwingend flach verlaufen müssen.

Aber bei einem ersten Treffen offenbare ich auch nicht gleich mein Innerstes.

Bei normalen Smalltalk darf es auch gerne ausschweifender sein, auch ernste oder komplizierte Sachverhalte können gerne thematisiert werden.

In jedem Fall würde ich nicht pauschal einteilen, es gibt bei allen Geschlechtern solche und solche.

 

[Benutzer208463]

Damit ist natürlich nur der Durchschnitt gemeint, ich hatte auch schon tolle Gespräche mit Männern.

Die hatte ich auch. Meistens mit Männern die älter waren als ich. Vielleicht ist es auch so ein Generationending und ich komme einfach mit Männern in meinem Alter nicht klar.
Logisch kann man nicht alle über einen Kamm scheren, das möchte ich ja auch gar nicht.

Aber liegt es wirklich nur daran, dass Männer vermeintlich "schlechter" kommunizieren? Und warum ist das überhaupt so, weil sie es so vorgelebt bekommen, oder weil der Anspruch an einen Mann heutzutage immer noch ist, ein echter Mann spricht nicht über Gefühle oder worum geht es dabei eigentlich?

 

[Benutzer208463]

Aber bei einem ersten Treffen offenbare ich auch nicht gleich mein Innerstes.

Wer tut das schon?
Nein klar, das ist logisch. Aber von einem ersten Treffen rede ich wirklich nicht. Smalltalk kann ja auch Spaß machen, keine Frage.

 

[Benutzer172677]

Ich möchte hier auch nicht auf Männern herumhaken, das ist gar nicht meine Intension. Ich sage auch nicht, dass ich es komisch finde, wenn jemand nicht auf Fragen eingehen möchte die vielleicht etwas tiefer gehen.

Das meinte ich auch nicht.
Ich wollte darauf hinaus, dass es doch sinnvoll wäre, die möglichen eigenen Anteile an der Situation zu reflektieren.
Eben weil ich nicht bestätigen kann, dass Männer nur Smalltalk wollen, es also m.E. keine Frage des Geschlechts ist.

Was ich gerne frage ist, was macht dich so richtig glücklich?

Da hätte ich gefragt, warum Du das fragst Und dann mit „Segeln, Essen, Sex und meine Tiere“ geantwortet, was auch bei der Frage nach Hobbys schon geklärt gewesen wäre. Hm, ist das dann wirklich „tief“?

 

[Benutzer208463]

Da hätte ich gefragt, warum Du das fragst Und dann mit „Segeln, Essen, Sex und meine Tiere“ geantwortet, was auch bei der Frage nach Hobbys schon geklärt gewesen wäre. Hm, ist das dann wirklich „tief“?

Schau mal wie schön, dass du eine Antwort hättest auf die Frage! Inwiefern das "tief" ist, hängt davon ab wie weit du mich weiter fragen lassen würdest. Denn natürlich würde ich dich fragen, was fühlst du wenn du segeln gehst?, gibt es einen geschmacklichen Unterschied zwischen selbstgemachtem Essen und einem Restaurantbesuch?, wo fängt "Sex" für dich an und denkst du deine Tiere empfinden Glück genauso wie du?

 

[Benutzer140332 (36)]

Hm ich kann das auch so nicht bestätigen. Ich date ja auch beide Geschlechter, aber vielleicht bin ich auch einfach nicht tiefgründig.

Ich bin generell ein Mensch, der sehr viel Zeit braucht sich zu öffnen. Ich brauche auch sehr lange, bis ich jemanden interessant finde. Und da sieben sich die Meisten schon vorher aus.

Ich stelle auch nicht solche allumfassenden Fragen, bin aber auch kein Small Talker. Generell mag ich Dates, bei denen man aktiv sein kann. Also ich sitze zwar auch gerne beim Essen, aber lieber nach einem aktiven Date.

Am besten kann ich die Sympathie abchecken, wenn man sich nicht so gezwungen irgendwo hinsetzt und den Fragenkatalog abarbeitet. Da bin ich gar kein Typ für.

 

[Benutzer208463]

Ich stelle auch nicht solche allumfassenden Fragen, bin aber auch kein Small Talker. Generell mag ich Dates, bei denen man aktiv sein kann. Also ich sitze zwar auch gerne beim Essen, aber lieber nach einem aktiven Date.

Das finde ich spannend, heißt ein aktives Date für dich automatisch etwas wo man generell weniger kommuniziert? Also ein Kino- oder Konzertbesuch, tanzen gehen, etc. wo es generell aufgrund der Umgebung gar nicht möglich ist die ganze Zeit zu kommunizieren?

Am besten kann ich die Sympathie abchecken, wenn man sich nicht so gezwungen irgendwo hinsetzt und den Fragenkatalog abarbeitet. Da bin ich gar kein Typ für.

Also einen Fragenkatalog abarbeiten finde ich das Schlimmste. Da bekomme ich so Speeddating -Vibes, da bin ich auch kein Typ für.

 

[Benutzer177622]

Ich find das jetzt auch nicht sonderlich tiefgründig, was du so als Beispiel gegeben hast.
Das wirkt so an den Haaren herbeigezogen. Oder auch wie eine Fangfrage aus dem Bewerbungsgespräch.

In einer wirklich guten Unterhaltung sind gar nicht viele Fragen nötig, finde ich. Die hangelt sich ganz von selbst von Thema zu Thema.
Eine Frage würde ich nur dann stellen, wenn ich ein Thema vertiefen möchte oder etwas nicht verstanden habe.

Das funktioniert sowohl mit Frauen als auch mit Männern gleichermaßen gut, wenn die Welle stimmt.

 

[Benutzer166007 (39)]

In einer wirklich guten Unterhaltung sind gar nicht viele Fragen nötig, finde ich. Die hangelt sich ganz von selbst von Thema zu Thema.
Eine Frage würde ich nur dann stellen, wenn ich ein Thema vertiefen möchte oder etwas nicht verstanden habe.

Damit bestätigt du doch im Grunde die anfängliche Hypothese.

Du stellst keine Fragen, weil du das Gespräch nicht vertiefen möchtest.

Eine Aneinanderreihung von Monologen halte ich persönlich jetzt für keine gute Unterhaltung.

Aber jeder wie er mag ....

 

[Benutzer175723 (29)]

Aber schon die Frage nach der Lieblingsjahreszeit ist für manche zu spezifisch.

Was heißt zu spezifisch? Ein "ich habe keine Lieblingsjahreszeit" ist für mich eine vollkommen legitime Antwort an der es absolut nichts auszusetzen gibt.

Was sind für dich denn spannende Gesprächsthemen?

Das kommt auf mein Gegenüber an. Bei romantischen Interesse: Humor, Datingerfahrungen, Umgang mit anderen Menschen, Vorlieben, Ängste, Erfolge
Bei freundschaftlicher Basis(schließt romantische nicht aus): Landwirtschaft, Ernährung, Nachhaltigkeit, Natur, erneuerbare Energien, Bau, Technik, Unternehmensführung , Psychologie

 

[Benutzer175723 (29)]

Natürlich. Ich finde es schön, Dinge gefragt zu werden, die über die Lieblingsfarbe und Hobbys hinaus gehen. Wenn ich mich mit einer Frage unwohl fühle, kommuniziere ich das.

Erzählst du auch was von dir ohne explizit danach gefragt zu werden? Zb eine lustige Anekdote über dich, die etwas mit seinem gesagten vorher zu tun hat?

 

[Benutzer208463]

Was heißt zu spezifisch? Ein "ich habe keine Lieblingsjahreszeit" ist für mich eine vollkommen legitime Antwort an der es absolut nichts auszusetzen gibt.

Ich habe nie etwas anderes behauptet. Aber es ist ein Unterschied zu sagen, ich habe keine Lieblingsjahreszeit oder: Hmm... keine Ahnung.
Selbst "Hm, da hab ich noch nie drüber nachgedacht" finde ich besser als keine Ahnung und auch keine Lust darüber nachzudenken.

Das kommt auf mein Gegenüber an. Bei romantischen Interesse: Humor, Datingerfahrungen, Umgang mit anderen Menschen, Vorlieben, Ängste, Erfolge
Bei freundschaftlicher Basis(schließt romantische nicht aus): Landwirtschaft, Ernährung, Nachhaltigkeit, Natur, erneuerbare Energien, Bau, Technik, Unternehmensführung , Psychologie

Auf den ersten Blick scheint es für dich also bei romantischem Interesse auch wichtig zu sein eher emotionale Themen zu besprechen als das doch recht nüchterne Repertoire der freundschaftlichen Basis. Versteh mich nicht falsch, es ist natürlich nichts an einer Unterhaltung über erneuerbare Energien auszusetzen, wie emotional eine Diskussion über Solarzellen auf dem Dach sein kann hab ich schon selbst erlebt.

 

[Benutzer208463]

Erzählst du auch was von dir ohne explizit danach gefragt zu werden? Zb eine lustige Anekdote über dich, die etwas mit seinem gesagten vorher zu tun hat?

Natürlich. Wie weiter oben bereits erwähnt, ich arbeite ja keinen Fragenkatalog ab. Ich habe auch kein vorgefertigtes Skript im Kopf.

 

[Benutzer91095]

Ich teile dieses Vorurteil nicht. Mit manchen kann ich gute Gespräche führen, mit anderen nicht. Hat mit dem Geschlecht nichts zu tun. Vielleicht liegt es eher am Typ Mann, den du für Dating aussuchst? Oder passiert das auch bei Männern, die du explizit nicht datest?

 

[Benutzer186405 (52)]

Bei einem Date kann es natürlich sein, dass dein Gegenüber nicht sicher ist, welchen Zweck du jetzt genau mit den komplexen Fragen verfolgst

Kennenlernen - und genau das "welchen Zweck verfolgt sie wohl damit?" ist für mich das Problem dabei, denn, wenn ich beim Dating etwas festgestellt habe, dann, dass Opportunismus allgegenwärtig ist. Genau deshalb muss man um fünf Ecken fragen, anstatt einfach sagen zu können: das sind meine Nogos und meine "das wird Schwierigs", trifft davon was auf dich zu? Ansonsten kann auf einmal der eingefleischsteste Tierhasser zum Albert Schweizer werden und der Neoliberale findet auf einmal soziale Gerechtigkeit wichtig und Klassen doof. Also vorausgesetzt natürlich das Foto passt.

 

[Benutzer89539]

Ich date keine (kaum) Männer.

Aber so allgemein ist mein Eindruck... Männer haben andere Themen, fangen tendenziell oberflächlicher an. Aber das kommt auch immer sehr stark auf die Situation und die Person an, und was man selbst für Input gibt. Ich glaube, unter den diversen Faktoren ist das Geschlecht da eher nachrangig. Zumal ich mir auch nicht sicher bin, ob da nicht auch ein Stück weit eigene Erwartungshaltung rein spielt und eine selbsterfüllende Propezeiung ist.

Ich selbst bin in Smalltalk eigentlich eher schlecht, aber mag kurioserweise Dates durchaus (also, so generell, gibt natürlich auch Ausnahmen).

Ich finde es erstmal legitim und normal, und wohl auch einfacher, nicht gleich mit den harten Nüssen einzusteigen. Aber ansonsten darf auch gerne über Gott und die Welt philosophiert werden. Wichtig ist mir dabei Authentizität, und nicht dass mein Gegenüber mir nach dem (vermuteten) Mund redet.

Aber die besten Gespräche, wie schon erwähnt, sind eher die wo man solche Fragen gar nicht mehr so sehr braucht, sondern es munter von einem Punkt zum anderen springt.

Wobei ich auch ein paar Eckpunkte habe, die ich nicht unbedingt jetzt sofort, aber doch innerhalb der ersten 1-2 Dates geklärt haben möchte.

 

[Benutzer107327 (39)]

Diesen generellen Geschlechtsunterschied erlebe ich in meinem persönlichen Umfeld nicht. Wenn du das jedes Mal im Datingkontext so erlebst, hast du vielleicht Kontakt zu anderen Männern als ich, in einem anderen Kontext oder - gewagte Idee: Es könnte auch etwas mit deinem Interaktionsstil in solchen Situationen zu tun haben.

Deine beispielhaft genannten Fragen würde ich ähnlich wie ein Vorschreiber eher als pseudotiefsinnig empfinden - so als ob da die Dame irgendwas klischeehaft kalenderspruchmäßiges hören will und ich dann bitteschön direkt mal demonstrieren soll, dass ich Phrasen von den ganz ganz großen Gefühlen dreschen kann, weil ja auch alles mit magischem Feenstaub überzogen sein muss und so. Interessant auch, dass du alle Rückmeldung in die Richtung mit Kritik oder Rechtfertigung beantwortet hast.

Also ich würde mal sagen, in diesem Universum hätte eine Verabredung von uns zwei wohl auf keiner Seite Begeisterung ausgelöst.

 

[Benutzer207972 (34)]

Ich mache auch die Beobachtung, dass meine Gespräche mit Männer nicht in dieselbe Tiefe gehen wie meine Gespräche mit Frauen. In der Tendenz. Es gibt Ausnahmen. Aber beobachte immer wieder in meinem Freundeskreis, dass sich Männer und vor allem Männergruppen oft über oberflächliche Dinge unterhalten. Und merke auch, wenn ich hier oder bei meinem besten Freund emotionalere Themen anspreche, dass ich da einfach an ihre Grenzen stoße. Wohingegen es unter meinen Freundinnen völlig normal ist, über emotionale Dinge zu sprechen, über Sex, Menstruation, Körperfunktion, Gefühle. In vielen Partnerschaften war ich gelangweilt davon, wenn mein Partner ständig nur über irgendwelchen oberflächlichen, aber emotional sicheren "Stuff" reden will, aber mich tendenziell jede beliebige Frau auf der Straße besser trösten könnte als er.

Unter deepen Gespräche verstehe ich Gespräche, in denen man sich offen und verletzlich macht. In denen man "schwächere" Anteile von sich teilt, in denen man unliebsame Gefühle offenbart, in denen man emphatisch Anteil nimmt. Nicht pseudo-deepe Fragen zum Sinn des Lebens um dabei eigentlich mit seinem Wissen zu flexen, oder politische Diskussionen.

Und hier sehe schon einen Unterschied zwischen Frauen und Männern, Stichpunkt Verletzlichkeit. Die Frauen in meinem Leben haben tendenziell weniger Probleme, sich offen und verletzlich zu machen und emotionale Arbeit zu leisten. Sie haben keine Angst vor Bindung sondern arbeiten im Gegenteil ständig daran, Bindungen zu stärken (beispielsweise über Verletzlichkeit und Verbindlichkeit), während Männer einfach nicht so sehr lernen, negative Gefühle zu fühlen und anzunehmen (natürlich außer Wut). Und wer vermeintlich schwache Gefühle verdrängt, der verdrängt eine ganze Bandbreite an Gefühlen. Männer haben eher Probleme, sich emotional verletzlich zu zeigen. Haben sich ihre Empathie und Verletzlichkeit teils abtrainiert. Und kommen - so mein Empfinden - teilweise einfach nicht so tief, weil sie sich nie so richtig mit diesen Themen auseinandergesetzt haben. Ich finde es wirklich traurig, wie viel emotionale Bandbreite Männern verloren geht - und was Männlichkeit mit ihnen macht.

Zum Thema Mann/Frau/Dating kann ich die Comics von Liv Strömqvist empfehlen - "Ich fühl's nicht" und "Ursprung der Liebe". Sie setzt sich genau damit richtig gut auseinander. Und ist dabei sehr lustig.

 

[Benutzer198571]

Was ich gerne frage ist, was macht dich so richtig glücklich? Und darauf bekomme ich so oft die Antwort: Hm, keine Ahnung, warum fragst du?

Ich finde wenn Dates so ablaufen wie ein Casting, bei dem das Gegenüber einen Fragebogen hat, kommt halt auch keine Atmosphäre auf, in der man gerne tiefere Gespräche führt

Ich hatte mal eins, da hat er gefühlte 20 Entweder-Oder Fragen abgespult. Im Nachhinein wurde mir die Intention klarer, gleichfalls war ich in diesem Moment auch nicht besonders „kommunikativ“, auch wenn ich mich ansonsten durchaus gerne in deep Talk Situationen sehen

Edit: hab Seite 2 des Threads übersehen, mein Kommentsr doppelt sich

 

[Benutzer207739]

Offen und verletzlich mache ich mich in Gesprächen definitiv nur mit absolut vertrauten Personen und davon gibt es verdammt wenige, konkret bei mir aktuell 2, tiefsinnige Gespräche sind darüber hinaus mit mehreren möglich, allerdings spielt dabei das Thema eine große Rolle. Emotional kann ich leicht agieren, auch in den verschiedensten Themenkomplexen, das schließt tiefgründig aber nie automatisch mit ein.

Wobei ich den Zusammenhang zum Dating gerade nicht erkennen kann, für tiefsinnige Gespräche muss ich mein Gegenüber einfach erstmal kennen lernen, das funktioniert idealerweise über den Austausch auf verschiedenen Themengebieten und kann gern ausschweifend werden, tiefgründig eher nicht, weder beim 1. noch beim 2. Date. Macht für mich auch dahingehend keinen Sinn, denn man würde sich dann ja in ein Themengebiet versteifen und ich möchte erstmal einen allgemeinen Überblick über mein Gegenüber bekommen, um zu erkennen was ich von ihm zu halten und ggf. auch zu befürchten habe. Was die TE hier als tiefgründige Fragen beispielhaft benennt, würde mich auch nicht aus der Reserve locken, da würde ich eher humorvoll und wenig tiefsinnig antworten, mal davon abgesehen, dass ich eine Gesprächsführung in der Form beim Dating nicht für zielführend halte, siehe erster Satz im Abschnitt.

 

[Benutzer123446 (41)]

Offen und verletzlich mache ich mich in Gesprächen definitiv nur mit absolut vertrauten Personen

Ja, das geht mir ähnlich.

Mir geht's so - um jemanden attraktiv zu finden, muss er oder sie sinnvolle Dinge sagen, die auch noch mit meinen eigenen Werten zusammen passen. Beim ersten Date mit meinem Mann ging es entsprechend sehr viel um Politik, Wertvorstellungen, Kirche und Religion, Umweltschutz, Feminismus...
Alles was in die Richtung "wir setzen uns mal hin und reden über unsere Gefühle" geht, finde ich in den allermeisten Fällen das Gegenteil von tiefgründig. Und wenn es tiefgründig werden soll, dann muss ich mein Gegenüber erstmal kennen und ihm vertrauen, sonst schütte ich ihm ganz bestimmt nicht mein Herz aus.

Fragen nach Lieblingsjahreszeiten oder was einen glücklich macht finde ich persönlich sehr platt. Letzteres könnte man ja einfach auch im Gespräch raushören, aber explizit danach zu fragen oder gefragt zu werden erinnert mich an irgendwelche Zwangsgespräche auf Besinnungstagen in der zehnten Klasse. 🤪

 

[Benutzer195524 (40)]

Alles was in die Richtung "wir setzen uns mal hin und reden über unsere Gefühle" geht, finde ich in den allermeisten Fällen das Gegenteil von tiefgründig. Und wenn es tiefgründig werden soll, dann muss ich mein Gegenüber erstmal kennen und ihm vertrauen

genauso sehe ich das auch! Wirkliche tiefgründige und persönliche Themen ergeben sich mit der Zeit automatisch ganz ohne zu planen.

Politik, Wertvorstellungen, Kirche und Religion, Umweltschutz, Feminismus...

Hobbys, Weltanschauung, Lebensweise und ähnliche Dinge empfinde ich schon als wichtig das man da auch in die Tiefe gehen kann und nicht nur oberflächig drüber kratzt. Und bei solchen Dingen macht man sich auch nicht angreifbar.

 

[Benutzer]

Ich kenne das von den Frauen die ich kennenlerne genauso, da kommt wenig Substantielles. Ist also nicht geschlechtsspezifisch. Mein Problem ist dann darüber hinaus, dass mich nur Frauen ab einem gewissen intellektuellen Niveau interessieren und reizen. Da fallen halt dann schonmal einige raus.