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Wann ist ein Verhalten "krank"?

Subway
Benutzer54399  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #1
Moin,

da ich die Diskussion jetzt doch recht interessant finde, wollte ich den Teil mal etwas auslagern.

Original Thread

Aber die Frage hier ist eine andere:

Wann ist ein Verhalten/Einstellung eine Krankheit und nicht nur eine Eigenschaft der einzelnen Person?
 
Daylight
Benutzer15352  Beiträge füllen Bücher
  • #2
Ich denke nicht, dass man das pauschal und noch dazu ohne fundiertes psychologisches Wissen festlegen kann :hmm:.
 
Subway
Benutzer54399  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #3
Ich denke nicht, dass man das pauschal und noch dazu ohne fundiertes psychologisches Wissen festlegen kann :hmm:.

Mein erster Gedanke war eigentlich, dass es dann eine Krankheit ist, wenn man auf Grund dieser "Eigenheit" sich selbst oder anderen schadet. Das wäre natürlich nicht die komplette Definition, aber halt ein Eckpfeiler davon.

Allerdings wäre dann irgendwie fast jeder Gewaltverbrecher auch krank.
 
Kuroi
Benutzer78196  Meistens hier zu finden
  • #4
Schön, dass du diesen Thread eröffnet hast. Ich lese im anderen Thread mit und habe schon überlegt, ob ich dazu nicht etwas schreiben soll.

Subway schrieb:
Wann ist ein Verhalten/Einstellung eine Krankheit und nicht nur eine Eigenschaft der einzelnen Person?
Vorweg: Das Folgende ist meine (teilweise auf Erfahrung beruhende) Sicht der Dinge, die ich nicht wissenschaftlich begründen kann.
1.Krankhaft ist für mich eine Eigenschaft (und das daraus resultierende Verhalten), die den "Kranken" in seiner Lebensqualität soweit einschränkt, dass ein normales Leben nicht mehr möglich ist. Gerade wenn es um psychische Sachen geht, bemerkt man sein Problem ja erst, wenn man schon mitten drin ist, also ein Leidensdruck da ist, mit dem man allein nicht mehr fertig wird.
2.Es kann allerdings auch sein, dass der "Kranke" selbst keinen Leidensdruck hat, sondern dafür seine Umwelt in Mitleidenschaft zieht. Das ist für mich das Gleiche in Grün.

Eins von beidem oder eine Kombination, je nach Fall.

Off-Topic:
Deshalb kann ich auch verstehen, dass sowas wie Transgender/Transsexualität als "krankhaft" (ohne Wertung) eingeschätzt wird. Betroffene leiden darunter, im "falschen Körper" zu stecken (unabhängig davon, ob sie damit recht haben). Sowas führt in eine Identitätskrise und unbehandelt auch oft zum Selbstmord. Es heißt also nicht gleich, dass man etwas negativ wertet, wenn man es offiziell als "krank" bezeichnet, aber man macht deutlich, dass diesen Leuten geholfen werden muss. Und darauf liegt der Schwerpunkt: "Den Leuten gehts schlecht, sie brauchen Hilfe". Würde man sie nicht als "krank" bezeichnen, würde man die Tatsache verkennen, dass sie eben einen Leidensdruck haben.


Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt. :smile:
 
Fuchs
Benutzer10855  Team-Alumni
  • #5
Allgemein würde ich sagen, dass ein Verhalten dann krankhaft ist, wenn es der Person in nicht beabsichtigterweise schadet.

Beispiel: Händewaschen ist nicht krankhaft; Zwanghaftes Händewaschen schädigt allerdings die Haut und beeinträchtigt auch die Lebensqualität.

Eine Nacht lang Bier, Wein und hartes Zeug in sich reinschütten ist schon etwas destruktiv, schadet der Person, ist aber nicht krankhaft, da diese Schädigung irgendwo "beabsichtigt" passiert und eher sowas wie eine "Ausnahme" darstellt.

Ein Alkoholiker ist hingegen gezwungen zum Trinken, ob er das beabsichtigt oder nicht. Ab da würde ich wieder die Grenze zur Krankheit überschritten sehen.

Ich denke, der Großteil in krankhaften Verhalten liegt in dem Zwang, den es ausübt. So ganz packt es die Sache aber nicht. Ein Mörder handelt bspw. für mich auch krankhaft, schadet sich aber nicht zwingend selbst. Irgendwie verwischen die Begriffe Zwang, Krankheit und Amoral da sehr schnell.
 
simon1986
Benutzer6874  (38) Benutzer gesperrt
  • #6
Deshalb kann ich auch verstehen, dass sowas wie Transsexualität als "krankhaft" (ohne Wertung) eingeschätzt wird. Betroffene leiden darunter, im "falschen Körper" zu stecken (unabhängig davon, ob sie damit recht haben). Sowas führt in eine Identitätskrise und unbehandelt auch oft zum Selbstmord. Es heißt also nicht gleich, dass man etwas negativ wertet, wenn man es offiziell als "krank" bezeichnet, aber man macht deutlich, dass diesen Leuten geholfen werden muss. Und darauf liegt der Schwerpunkt: "Den Leuten gehts schlecht, sie brauchen Hilfe". Würde man sie nicht als "krank" bezeichnen, würde man die Tatsache verkennen, dass sie eben einen Leidensdruck haben.
Das finde ich absolut nicht OT!

Der Leidensdruck kommt gerade in dem Fall nicht nur vom "Leiden" selber, sondern eben gerade daher dass der Betroffene weiss: "ich bin nicht normal, für mich ist in einer Welt die die Menschen in zwei Geschlechter einteilt, kein Platz". (Auch hier auf PL muss sich jedes Teilnehmende als m oder f eintragen, etwas Drittes gibt es nicht)
So können "Krankheiten" durch gesellschaftliche Normalitäts-Vorstellungen erst geschaffen werden.
Und im nächsten Schritt muss man dann nur noch sagen, dass die Betroffenen Hilfe brauchen, und damit sie diese bekommen muss ihr Zustand als "Krankheit" anerkannt werden.
Ist die Krankheit man anerkannt, dann ist sie individualisiert und ihre gesellschaftlichen Ursachen müssen nicht mehr diskutiert werden.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #7
Das finde ich absolut nicht OT!

Der Leidensdruck kommt gerade in dem Fall nicht nur vom "Leiden" selber, sondern eben gerade daher dass der Betroffene weiss: "ich bin nicht normal, für mich ist in einer Welt die die Menschen in zwei Geschlechter einteilt, kein Platz". Auch hier auf PL muss sich jedes Teilnehmende als m oder f eintragen, etwas Drittes gibt es nicht.
So können "Krankheiten" durch gesellschaftliche Normalitäts-Vorstellungen erst geschaffen werden.
Und im nächsten Schritt muss man dann nur noch sagen, dass die Betroffenen Hilfe brauchen, und damit sie diese bekommen muss ihr Zustand als "Krankheit" anerkannt werden.
Ist die Krankheit man anerkannt, dann ist sie individualisiert und ihre gesellschaftlichen Ursachen müssen nicht mehr diskutiert werden.

Ich habe Ähnliches schon mal im Zusammenhang mit Behinderungen gehört, nämlich mit der Gehörlosigkeit. Ein Gehörloser hat mir erzählt, dass es für ihn und seine gehörlosen Freunde keine Behinderung, sondern ein Lebensgefühl darstellt. Ihm "fehlt" dadurch nichts. Die Behinderung kommt nur dadurch zustande, dass der Großteil der Menschheit hörend ist und daher viele Dinge auf akustische Signale ausgerichtet sind. Durch das Zusammenleben mit Hörenden ist der Gehörlose "behindert", im wörtlichsten Sinne.
 
simon1986
Benutzer6874  (38) Benutzer gesperrt
  • #8
Durch das Zusammenleben mit Hörenden ist der Gehörlose "behindert", im wörtlichsten Sinne.
Off-Topic:
Es ist aber dann schon so, dass Gehörlosigkeit eine wirkliche Einschränkung ist, die er auch für sich allein in der Natur erfährt. Ähnlich wie eine Sehbehinderung.
Wer nicht ins Geschlechter-Schema passt, ist aber darum behindert, weil er zwischen zwei Schubladen gerät.
Die Geschlechterschubladen werden immer wieder mit Schwung zugeknallt, der Intersexuelle wird eingeklemmt, er wird verletzt und braucht Hilfe > er ist "krank"
 
M
Benutzer39497  Sehr bekannt hier
  • #9
Warum bestimmte Verhaltensweisen u. Störungen im menschlichen Organismus als Krankheit klassifiziert werden und ob dies wirklich gerechtfertigt ist, sind für den Laien wohl zu komplexe Fragen, auch wenn der Einzelne sich natürlich mit anderen darüber streiten kann, ob dieses oder jenes als Krankheit zu betrachten ist.

Das ICD-10 ist dazu lediglich ein Kriterium, das man für die offizielle Klassifizierung, ob jemand mit einer bestimmten Störung als krank einzustufen ist, heranziehen kann. Ob der Betreffende mit seinem Problem, seiner Störung, Eigenschaft, Neigung oder wie auch immer von seiner Umwelt als krank eingestuft wird, oder ob er sich selber als krank sieht, das ist wiederum eine ganz andere, vom ICD-10 losgelöste Frage.

Was meiner Meinung nach viel aufschlussreicher für den Laien ist und was er vielleicht mal eingehender überdenken sollte ist der gesellschaftliche Umgang mit dem Begriff Krankheit. Ich habe vor einiger Zeit mal verschiedenen Leuten die gleiche Frage gestellt, nämlich wie sie den Begriff definieren würden und was sie ganz spontan als krank bezeichnen würden.

Die überwiegende Mehrheit äusserte dann, dass sie all das als krank bezeichnen würden, was aus der Norm fällt. Das ist meiner Meinung nach eine sehr vage Definition, die dennoch verdeutlicht wie viele Menschen in der Gesellschaft darüber denken und wie leichtfertig dadurch der Begriff verwendet wird.

Die Bezeichnung krank wird gesellschaftlich eben nicht wertneutral nur als medizinische Störung verwendet, sondern sie wird auch abwertend für Menschen benutzt, die sich abseits von der Norm einer bestimmten Gesellschaftsgruppe bewegen, die andersdenkende Meinungen und Verhaltensweisen zum Ausdruck bringen, die der Rest der Gruppe nicht nachvollziehen kann. Ähnliches gilt auch für den Begriff Behinderung. Wer andere beleidigen will sagt mitunter: "ey du bist ja voll krank" oder " du bist behindert."

Das hängt u.a. natürlich damit zusammen, dass Krankheiten und Behinderungen in unserer Gesellschaft eigentlich unerwünscht sind, dass man für Betroffene entweder Mitleid oder wie in einigen Fällen sogar Verachtung übrig hat und vielen Menschen es schwer fällt einen "normalen" Umgang mit ihnen zu pflegen, so wie sie das mit gesunden Leuten tun. Früher war die Kluft gerade was psychische Erkrankungen anging natürlich noch grösser als in der heutigen aufgeklärten Zeit, in der die Abwertung der Begriffe aber nach wie vor anhält.

Dadurch fühlen sich nun mal bestimmte Menschengruppen oder Randgruppen wie z.B. früher die Homosexuellen diskriminiert, wenn man ihre Neigung als Krankheit einstufte. Schon weil eben der Begriff Krankheit in der Gesellschaft oft missbraucht wird und dadurch stigmatisierend ist.

Bei Transsexualität ist das genauso, wobei die Meinung unter Betroffenen bestimmt auseinander geht, ob sie denn nun als krank zu bezeichnen sind oder ob sie sich mit ihrer Identitätsstörung als krank fühlen. Dabei kann es, wie bereits in dem anderen Thread gesagt wurde, durchaus für die Betreffenden auch von Vorteil sein, wenn Transsexualität als Krankheit eingestuft wird.

Würden viele Menschen mit weniger Vorurteilen und wertneutraler mit dem Begriff Krankheit umgehen, dann wäre der andere Thread rund um squarepusher wohl kaum derart ausgeartet. Wenn man es als Bewertungsgrundlage nehmen würde, dass man aus der Norm fallende Eigenschaften oder Menschen einfach als krank bezeichnet, dann wären wir wohl alle in der einen oder anderen Situation und Lebensphase als krank einzustufen.
 
ProximaCentauri
Benutzer32843  (36) Sehr bekannt hier
  • #10
Für mich ist etwas eine "Krankheit" wenn der Betroffene selbst darunter leidet oder anderen Menschen mit dem Verhalten schadet.

Es gibt Leute die sich trotz einer objektiv festgestellten Funktionsstörung gesund fühlen, und solche die sich krank fühlen obwohl objektiv keine Störung festzustellen ist. Meiner Meinung nach besteht immer Handlungsbedarf wenn ein Leidensdruck für den betroffenen Menschen vorhanden ist.
 
?
Benutzer92848  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • #11
Was nützt es Dingen Namen zu geben? Man verfälscht sie dadurch nur.
Jedes Leiden ist einzigartig. Des einen Leiden ist des Anderen Freude.

Ich versuche die Dinge einfach so zu sehen, wie sie erscheinen. In der reinen Betrachtung wird alles wichtig, wird alles merk_würdig.
 
L
Benutzer78109  (38) Sehr bekannt hier
  • #12
Krank ist für mich jemand, wenn sein Verhalten nicht mehr nachvollziehbar ist und er selbst das auch nicht mehr kann. Wenn es extrem und dabei aber dementsprechend unbegündet ist. Wenn es die "Norm" weit überschreitet, meist im negativen Sinn. Jemand, der krank ist, schadet wohl zumindest sich selbst und oft auch anderen. Es besteht unter Umständen die Gefahr des Kontrollverlustes über sich selbst oder zumindest sein logisches Denken.
Allerdings wird der begriff "krankhaft" ja sehr oft benutzt und ich finde auch oft ungerechtfertigt. Nur, weil jemand anders tickt, ist er noch lange nicht krank...allerdings ist die Grenze zur Krankheit irgendwie fließend. Ob jemand nun wirklich krank ist, kann oft nur ein Psychologe feststellen.
 
Kuroi
Benutzer78196  Meistens hier zu finden
  • #13
Off-Topic:
Der Leidensdruck kommt gerade in dem Fall nicht nur vom "Leiden" selber, sondern eben gerade daher dass der Betroffene weiss: "ich bin nicht normal, für mich ist in einer Welt die die Menschen in zwei Geschlechter einteilt, kein Platz".
Das glaube ich nicht. Zumindest wirkte es auf mich nicht so, wenn ich mir zufällig Dokus zum Thema angesehen habe.
Klar, ich bin kein Experte, aber auf mich wirkt dieses Phänomen anders:
Für mich sieht es so aus, als wäre es hauptsächlich eine Identitätskrise. Die Betroffenen "wissen", dass ihr Körper nicht zum Geist passt. Sie sind sich -von sich aus!- sicher, dass ihr biologisches Geschlecht nicht mit ihrem "gefühlten Geschlecht" (Gender) übereinstimmt.
Dass wir normalen Menschen das nicht verstehen können, liegt wahrscheinlich daran, dass bei uns Gender und Sex übereinstimmen, dies für uns selbstverständlich ist und wir dieses Gefühl der Übereinstimmung deswegen gar nicht bewusst wahrnehmen.
Man sieht ja schon im anderen Thread, dass es den Usern (und auch mir) verdammt schwer fällt zu erklären, warum sich das eigene biologische Geschlecht "richtig" anfühlt.

Ich stelle mir dieses Gefühl "im falschen Körper" zu sein, jedenfalls so vor:
Ich bin eine Frau. Sowohl biologisch als auch vom Gefühl her. - Und morgen wache ich plötzlich mit einem Penis auf, ohne dass sich das Innere verändert hat.

Ein sehr belanntes deutsches Beispiel ist Kim Petras. sie wurde aufgrund der tatsache, dass sie bereits als Kleinkind wusste, dass sie kein Junge ist, quasi ihr Leben lang von Kameras begleitet. ich kann mich z.B. noch an einen (oder mehrere?) Auftritt(e) bei Stern TV erinnern.
Kim Petras

- - - -

Ein andere Krankheit, bei der Körper und "Gefühl" (so nenne ich es mal) nicht übereinstimmen, ist die Body Integrity Identity Disorder.


Und ja, für mich ist es OffTopic, weil es hier eigentlich um die Definition von "krank" geht. (... und ich irgendwie ein schlechtes Gewissen habe, weil ich das OT-Thema aus dem anderen Thread hierher geholt habe. :ashamed: )

LiLaLotta schrieb:
Krank ist für mich jemand, wenn sein Verhalten nicht mehr nachvollziehbar ist und er selbst das auch nicht mehr kann.
Was bedeutet denn "nachvollziehbar"? Das sieht doch jeder anders. Man sieht doch schon hier im Forum, dass es von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, was er nachvollziehen kann (selbst wenn es nur um banale Themen wie Rauchen, Piercings oder sexuelle Spielarten geht).
Und was den Betroffenen angeht: Wenn das jemand ist, der andere Menschen beleidigt und verprügelt, nur weil sie ihn ansehen, wird er sein Verhalten zwar nachvollziehbar finden ("Der hat mich angeglotzt! Der hat mich provoziert!"), doch das macht ihn nicht weniger "krank".
 
Daylight
Benutzer15352  Beiträge füllen Bücher
  • #14
Off-Topic:
Off-Topic:
Deshalb kann ich auch verstehen, dass sowas wie Transgender/Transsexualität als "krankhaft" (ohne Wertung) eingeschätzt wird. Betroffene leiden darunter, im "falschen Körper" zu stecken (unabhängig davon, ob sie damit recht haben). Sowas führt in eine Identitätskrise und unbehandelt auch oft zum Selbstmord. Es heißt also nicht gleich, dass man etwas negativ wertet, wenn man es offiziell als "krank" bezeichnet, aber man macht deutlich, dass diesen Leuten geholfen werden muss. Und darauf liegt der Schwerpunkt: "Den Leuten gehts schlecht, sie brauchen Hilfe". Würde man sie nicht als "krank" bezeichnen, würde man die Tatsache verkennen, dass sie eben einen Leidensdruck haben.
Nach dieser Definition wären manche Homosexuelle aber auch krank - nämlich dann, wenn sie sich gegen ihre sexuelle Ausrichtung sträuben oder von der Gesellschaft/ihrem Umfeld eingetrichtert bekommen, dass sie krank sind. Nicht umsonst wurde Homosexualität bis in die 70er Jahre hinein noch als Krankheit :ratlos:.

Für mich sind Transsexuelle auch normale Menschen, die einfach nicht von der Gesellschaft und der Medizin hinreichend akzeptiert werden. Ihnen werden von Anfang an Stolpersteine in den Weg gelegt, sie werden gemieden, etc. pp. - wie soll man sich da bitte "normal" fühlen :confused:?

Die überwiegende Mehrheit äusserte dann, dass sie all das als krank bezeichnen würden, was aus der Norm fällt. Das ist meiner Meinung nach eine sehr vage Definition, die dennoch verdeutlicht wie viele Menschen in der Gesellschaft darüber denken und wie leichtfertig dadurch der Begriff verwendet wird.
Was hast du da denn für Menschen gefragt? Diese Definition halte ich nicht nur für schwammig, sondern obendrein für höchst intolerant :ratlos:...
 
Kuroi
Benutzer78196  Meistens hier zu finden
  • #15
Off-Topic:

Nach dieser Definition wären manche Homosexuelle aber auch krank - nämlich dann, wenn sie sich gegen ihre sexuelle Ausrichtung sträuben oder von der Gesellschaft/ihrem Umfeld eingetrichtert bekommen, dass sie krank sind. Nicht umsonst wurde Homosexualität bis in die 70er Jahre hinein noch als Krankheit :ratlos:.
Off-Topic:

Das ist nach deiner Erklärung doch auch verständlich oder nicht? Wenn man davon ausgeht, dass etwas als krankhaft zu werten ist, was die Gesellschaft nicht akzeptiert (und die entsprechend auf die Betroffenen einwirkt), dann ist es logisch, dass man früher Homosexualität für krank hielt. (Das erinnert mich an LiLaLottas Post.)
Das trifft aber meiner Meinung nach nicht auf Transsexuelle zu. (Habe ich in meinem letzten Post auch nochmal erklärt.)

Ich glaube, sie fühlen sich wirklich im falschen Körper und fühlen sich erst besser, wenn sie ein Leben als das Geschlecht führen können, mit dem sie sich identifizieren können. (Wie weit sie dabei gehen wollen, ist dabei unterschiedlich.)

Die Passage, die du von mir zitierst, ist so gemeint, dass man Menschen, die einen Leidensdruck haben (und den haben Transsexuelle nunmal), die Möglichkeit geben will, professionelle Hilfe einzufordern. Würde man sie als gesund einstufen, wären sie mit ihren Problemen ganz allein.

Für mich sind Transsexuelle auch normale Menschen, die einfach nicht von der Gesellschaft und der Medizin hinreichend akzeptiert werden. Ihnen werden von Anfang an Stolpersteine in den Weg gelegt, sie werden gemieden, etc. pp. - wie soll man sich da bitte "normal" fühlen :confused:?
Wie kommst du darauf?
 
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simon1986
Benutzer6874  (38) Benutzer gesperrt
  • #16
Ich glaube, sie fühlen sich wirklich im falschen Körper und fühlen sich erst besser, wenn sie ein Leben als das Geschlecht führen können, mit dem sie sich identifizieren können.
Wenn wir die Menschen strikt in ZWEI Geschlechter einteilen und verlangen dass sich jedes Individuum mit m oder f identifizieren kann, dann gibt es eben "richtig" und "falsch". Das erzeugt Druck. Es ist klar, dass sich ein Mensch erst dann "besser fühlt" wenn dieser Druck aufhört.
Ich kan das an meinem eigenen (viel harmloseren) Beispiel zeigen. Ich war kein "typischer Junge" (ich hatte mehr Freundinnen als Freunde und spielte nicht Fussball) und hatte einen eher femininen Körperbau. In der Pubertät bekam ich dann statt dem Stimmbruch erst mal Brüste! Ich fühlte mich wie zwischen Stuhl und Bank. Ich wurde gefragt: "Was bist du jetzt eigentlich?", "Bist du in Behandlung?" "An deiner Stelle ginge ich nicht ins Schwimmbad!"
Wozu das alles? Ich wollte doch einfach leben, als Mensch, ich war nie ernsthaft krank.... (dabei war ich nichts von Intersex oder Chromosomenabweichungen, nur eine an sich harmlose Pubertätspanne)

Die Passage, die du von mir zitierst, ist so gemeint, dass man Menschen, die einen Leidensdruck haben (und den haben Transsexuelle nunmal), die Möglichkeit geben will, professionelle Hilfe einzufordern. Würde man sie als gesund einstufen, wären sie mit ihren Problemen ganz allein.
Wenn ich wegen meiner Andersartigkeit als "krank" eingestuft werde, dann kann ich zwar Hilfe beanspruchen. Aber gleichzeitig gelte ich dann eben als krank, denn die Gesellschaft anerkennt, dass ich von der Norm des Gesunden abweiche und dass mein Leiden nachvollziehbar ist.
Das hat aber Rückwirkungen 1. auf meinen Blick auf meinen eigenen Körper, und 2. auf mein soziales Befinden. Für"krank" erklärt zu werden ist in unserer auf "Gesundheit" gestylten Geselschaft ein Stigma, auch wenn das "nur" versicherungstechnische Gründe hat.

Ich sage nicht, es ist falsch was du schreibst. Aber wie Krankheit definiert wird, das hat Rückwirkungen auf die betroffenen Menschen.
 
Daylight
Benutzer15352  Beiträge füllen Bücher
  • #17
Off-Topic:
Wie kommst du darauf?
Ich habe mal einen Artikel dazu gelesen (ich glaube, in der NEON), in dem ein Transexueller interviewt wurde und wenn ich mich recht entsinne, wurde ihm/ihr erst nach einer vollständigen Geschlechtumwandlung (inklusive Entfernung der Gebärmutter) sein "wahres" Geschlecht zugestanden. Und was ist, wenn man Kinder möchte? Man wird quasi zur Unfruchtbarkeit gezwungen :ratlos:...
 
B
Benutzer99782  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • #18
Naja nachdem was ich in Psychologie gelernt hab, ist ein Mensch krank in seinen Verhalten krank, wenn es den Kriterien des Normalbegriffes widerspricht, also die subjektive ,objektive und soziokulturelle Einschätzung alle das gezeigte Verhalten als unnormal bezeichnen würden (Anzeichen einer Neurose) bzw. wenn die Person in ihrer subjektiven Wahrnehmung ein Verhalten als normal deklariert welches aber Tests und sozialen Normen widerspricht ist es ebenfalls krank (Psychose)
 
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