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Benutzer178241
Sorgt für Gesprächsstoff
- #1
Liebe Community
es ist für mich das erste Mal, dass ich mich mit einer Problemlage an euch wende. Dabei bevorzuge ich lieber lange ausdifferenzierte Aussagen als rein intuitive Einschätzungen, wobei ich auch für diese dankbar bin. Ich verstehe, dass das was ich gleich beshreibe kein "neues Phänomen" ist, doch weiß ich einfach nicht mehr weiter und vertraue nicht mehr meinen eigenen EInschätzungen und auch nicht die jener die mich kennen.
Ich bin 25 Jahre alt und bin mit 17 Jahren mit meinem damaligen Freund (2 Jahre älter) zusammen gekommen. Es war für uns beide die erste Beziehung überhaupt (erster Kuss, erstes mal etc.).Diese Beziehung hielt 8 Jahre lang. Innerhalb dieser Zeit haben wir uns die Basis geschaffen von dem was ich heute von dem Verständnis von Liebe und Beziehung in mir trage. Sie war auf eine gewisse Art und Weise sehr kitschig. Wir schrieben Briefe, zeichneten einander, hielten 2 Jahre lang eine Fernbeziehung, diverse Eifersüchte mit besten andersgeschlechtlichen Freunden und auch einen 7 Monatigen Work&Travel-Trip nach Neuselland aus (24h/7Tage die Woche Beziehung in einem Auto lebend). Wir durchstanden gemeinsames Zusammenleben und viele persönliche und familiäre Krisen. Wir unterschieden uns immer. Er war immer sehr bodenständig, trug jedoch immer eine Orientierungslosigkeit in sich. Ich trug immer eine große Orientierunglosigkeit und eine Entdeckerneuger in mir, die uns beide in unserer Beziehung immer wieder an neue Orte und Zustände geführt hat. Er brachte Stabilität. Diese Rastenlosigkeit führte allerdings auch dazu, dass ich mich schwer tat mich "niederzulassen", ein Haus, ein geregelten Job, der Familienplanung nachzugehen. Tief in mir wusste ich aber, dass ich mir eine Familie und einen geregeltes und bodenständiges Leben wünschen- nur nie dann wann er dazu bereit gewesen wäre. Unsere Beziehung basierte immer auf vielen Kompromissen, bei dem immer der eine oder der andere bereit war "einen Teil von sich zu leugnen", damit das WIR weiterhin bestehen konnte (Karriereentscheidungen, Wohnort etc.). Dies ging so lange gut, bis beide in eine Krise verfallen ist. Jeder für sich selbst. Beides recht existenzielle Krisen, bei denen beide so sehr damit beschäftigt waren "sich selbst zu retten", dass man übersehen hat, wie sehr die Beziehung drunter leidet. Meine Krise war sexueller und persönlicher Art, in anderen Lebensbereichen fühlte ich mich angeommen und gefestigt. Ich befand mich deshalb auch in psychologischer Begleitung und suchte mir Hilfe in Kreisen, in denen man offen über sexuelle identitätskrsen sprechen konnte. Auch entschieden wir uns die Beziehung zu öffnen, damit ich meiner Identitätskrise nachgehen konnte und im anderen zu mir selbst finden konnte. Das hat funktioniert größtenteils, hat die Beziehung aber mehr in Mitleidenschaft genommen als erhofft. Seine Krise drückte sich dadurch aus, dass er nicht mehr zufrieden war mit seiner Studienwahl und sich schwer tat (coronabedingt) einen Job zu finden. Er hatte eine Verletzung durch den Kampfsport, den wir beide leidenschaftlich gerne betrieben haben, was ihn in ein Loch fallen ließ. Er verfiel in eine Depression und ließ sich von mir nicht mehr helfen. Egal wie viel ich verscuhte seine Last mitzutragen. Seine Verzweiflung ging dann so weit, dass er mich abstieß und mich für seine Umstände und sein Unglück verantwortlich machte und nicht ertragen konnte zu sehen, wie es mir gelingt an meiner Identitätskrise zu wachsen. Wir trennten uns. Wir brauchten Freunde von außen, die uns darauf hinwiesen, dass wir einander nur noch wehtun. Ich habe ihn mit meiner sexuellen Selbstfindung verletzt und eine Regel gebrochen und damit sein vertrauen verletzt. Das macht es mir teils schwer mir selbst zu vergeben. Die Trennungszeit hat sich lange gezogen, da es schwer war zur coronazeit gleich eine leistbare WG zu finden. Von da an fiel auch ich wieder in eine Krise. Mein geliebter Job war am wanken, gemeinsame Freunde wandten sich von mir ab, weil sie meinen Hilfeschrei der sexuellen Identitätskrise nicht verstanden, meine Familie lebt weit weg und ich saß gefühlt alleine in einem Land in das ich nur zog, weil mir die Liebe und die Beziehung über allem stand.
__
In dieser Zeit des emotionalen Hin und Hers und der Destabilisation schrieb mich ein Studienkolle (7 Jahre älter) an, ich seit über 3 Jahren kenne. Wir hatten als wir uns kennenlernen eine sehr intensive Begegnung und tiefe philosophische Gespräche, die uns beide sehr ehrfürchtig werden ließen an dem einen Tag. Nach diesem intesven Kontakt bat er mich, den Kontakt zu ihm nicht mehr zu pflegen, da er in einer Bezeihung sei und merke, dass er eine Anziehung verspüre würde, die er so noch nicht kannte. Da ich auch meine Beziehung nicht gefährden wollte akzeptierte ich seine Entscheidung. Wir sahen uns immer wieder aus der Ferne in der Uni, führten höchstens Smalltalk im Gruppenkontext und mussten zufällig an einem gemeinsamen Projekt von der Arbeit ausgehend mitwirken.
In der Zeit meiner Trennung hatte er auch seine Trennung von der Beziehung die 4 Jahre ging. Wir standen aber nie im Kontakt, hatten nicht mal die Nummer des anderen. Nur die offizelle Studienmailadresse. Sein erster Gedanke nach der Trennung war mir zu schreiben. Er tat es sehr subtil, sehr vorsichtig und ließ sich keinesfalls anmerken, dass er mich nicht nur aus beruflichen- karrierebezogenen Anliegen anschrieb. Nach einer Weile des Schreibens über Arbeitsthemen wurde es immer lockerer und persönlicher. Wir entschieden uns einander zu treffen, da es nun keinen Grund mehr gab, warum es uns nicht erlaubt sei einander zu treffen. Vom ersten Treffen (rückblickend verstand ich, dass es ein Date war) an, gab es ein intesives Vertrauen, eine intesive und ehliche Gesprächsbasis und eine radikale Form der Ehrlichkeit. Beide waren durch ihre frischen und schmerzhaften Trennungen zu müde und ehrlich zu sich selbst, als das man die Energie aufbringen wollen würde "jemanden darzustellen, der man nicht ist". Ich erzählte ihm alles! Von meinen Schönheiten, Stärken, Errungenschaften, von meinen Hässlichkeiten, Schwächen und Verlusten. Er nahm sich meiner gänzlich an und verstand mich wie es bisher kein anderer Tat. Andersrum auch! Er verstand mein Päckchen, dass ich mit mir trug, weil ihn seine eigene Vergangenheit so viel Lektionen des Lebens gelehrt haben, dass er diesen tiefen Schmerz und die tiefe Sehnsucht nach Liebe kenne. Liebe zu sich selbst gleichermaßen wie in seine Partnerschaft.
Schon ab dem 3. Date wurde uns klar wie gut wir einander verstehen, wie tief wir in der Lage sind zu fühlen und was für eine große Chance wir im jeweilis anderen sehen, etwas über sich selbst und die eigene Vergangenheit zu lernen. So nannten wir uns ein Paar, weil es uns das Gefühl so offensichtlich sagte auch wenn ich es nicht gleich wahrhaben wollte, da die Trennung noch zu frisch war. Wir sind erst seit 3 Monaten zusammen und bin verliebt wie eine 3 jährige auf Zucker und habe den Eindruck meine Sexuelle Krise erst im Rahmen der Bezeiehug überwunden und verarbeitet zu haben. Es ist, als hätte jede Form von sexuller Intimität die vorher stattfand keine Gültigkeit mehr und auch negative schmerzliche Erinnerungen der Vergangenheit wurden zum erstenmal im Kontext einer Bezeihung ernszaft angegangen. Ich kann mich bei ihm so fallenlassen und vertrauen wie noch nie einem Mann zuvor. Meist basiert der Sex auf der grundlage eines langen tiefen Gespräches über unsere Ängste und Sehnsüchte. Und es gab keine Sorge für die er nicht bereit war sie mit mir zu begleiten. Andersrum auch!
Diese Art der Hingabe und Gesprächsbasis bin ich nicht mehr gewohnt gewesen. Diese Fürsorge, diese Mitverantwortung, dieses schöne Gefühl wieder verliebt zu sein ist etwas was mir so lange fehlte.
Meine erste Bezeihung war sehr respektvoll, liebevoll und ehrenvoll und hielt lange trotz der ein oder anderen Schwierigkeit. Das Motto lautete "Wir gegen den Rest der Welt", doch am Ende lebte jeder für sich. Auch jetzt nach der Trennung behandelt er mich mit Respekt und ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass er nun an einem Punkt ist, an dem ihm erst bewusst wird, was er gehen hat lassen und verloren hat. Und mir geht es ähnlich, doch ich weigere mich diese Gedanken zu sehr zuzulassen, weil ich nicht möchte, dass ich dieses Bewusstsein mit in die neue Beziehung nehme. Auch wenn wir wussten, dass sich unsere Ziele unterschieden und wir einander nicht mehr guttaten, weil man sich selbst verloren hat. Unsere Familien, in die wir jeweils immer extrem eingebunden waren, können den jeweiligen Verlust nur schmerzhaft ertragen. Sie verstanden, dass wir einander derzeit nicht gut taten, wünschten sich aber insgeheim immer, dass wir wieder zusammen kommen. Das macht den Schritt in die neue Beziehung nicht leichter.
Mein neuer Freund ist sich meiner so sicher. Auch hier gibt es Briefe, Gedichte, Bilder, Tiefe. Er habe eine Liebe zu mir noch nie gespürt und noch nie erfahren. Er ist bereit so viel mit mir zu bewältigen und mich zu begleiten, ohne mir Druck zu machen, dass es mir auch so gehen müsste. Und ich fühle mich genau so wie er! Wir reden so klar und so viel miteinander über die gemeinsame Zukunft und sind uns einig, dass wir beide eine Familie wollen und wissen genau, was man sich von einem Partner und der/dem Mutter/ Vater der eigenen Kinder wünscht. Und das sehen wir im jeweilis anderen! Er musste in seinem Leben sehr viel Schmerz tragen (eigene Krebsgeschichte, Gewalt- und Depressionserfahrung seines Ziehvaters, Fehlende Bindung zum leiblichen Vater etc.), dass sie ihm eine solche Lebensklarheit und Stärke gaben, dass er nun sehr stabil und "unverwundbar" wirkt. Gleichzeitig weiß ich, wie verwundbar er sein kann, bzw ich ihn auch machen kann. Ich weiß, wie er in seinen Phasen des Alleinsiens mit sich umgeht und weiß, dass er das nie wieder will. Und auch ich möchte nicht, dass er jemals wieder in diesen Zustand der Verzweiflung gleiten muss! Er liebt es eine Art Ritter-Rolle auszuleben, gibt mir aber immer den Raum meine eigenen "Drachen" selbst zu bekämpfen, wenn ich ihn darum bitte. Wenn er sieht, dass ich ein selbstdestruktives Verhalten an den Tag lege, vermittelt er mir dies sehr ausdrücklich und in einer Form der Liebe, wie ich sie im Rahmen einer Partnerschaft nur wenig kannte. Auch er bringt Stabilität in meine Dynamik. Und es tut mir irrsinnig gut.
Ich stehe vor dem Problem, dass ich das Gefühl habe, dass ich beide Männer auf ganz unterschieldiche Art und Weise schätze, liebe und sehe. Ich möchte keinen unnötigen Schmerz bereiten, keinem. Auch nicht mir selbst. Doch fällt es mir gerade so schwer selbst klar zu sehen. Ich bin so ankerlos, wenn mein neuer Freund nicht in meiner Anwesenheit ist, dass ich mich selbst kaum ertragen kann. Die kurze Single-Zeit von 2 Monaten ist nach einer so langen Beziehung zu kurz, dessen bin ich mir im klaren. Doch nacch welchem Normalitätsverständnis richtet sich eine "angemessene Verarbeitungszeit" schon?! Es gelingt mir eigentlich gut meine Prozesse zu fühlen und zu durchlaufen, wenn ich allein bin oder sie gemeinsam mit meinem Partner zu bewältigen. Ich darf alle Gedanken äußern, auch die die ihn verletzten, da wir einander so viel Vertrauen und Zuverischt ineinander haben, dass diese zwischenmenschliche Verbindung die Wahrheit verträgt. Und wenn nicht, dann muss er mich wohl oder übel gehen lassen, bis ich über die nötige Klarheit verfüge...
Ich habe den Eindruck als könnte ich in meiner neuen Beziehung durch das schmerzhafte Feuer "der Wahrheit", ohne dabei verbrennen zu müssen, wobei meine erste Beziehung eine weiche Wolke der Schwerelosigkeit und Leichtigkeit war, da wir uns immer im Schutze der Familie wiegen konnten und in unserer Bubble der Einfachheiten leben durften. Das Leben mit meinem neuen Freund stelle ich mir sehr lebendig, reibungsvoll und erkenntnisreich vor. Das Leben mit meinem alten Freund harmoniebedürftig, unreflektiert und einfach.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter und traue mir selbst nicht mehr. Ich möchte mich nicht blenden lassen vom Schein des Verliebtseins und auch nicht vom Schein der Unkompliziertheit. Ich weiß dass ich beide auf eine andere Art und Weise sehe und ehre. Ich besitze momentan aber zu wenig Weitsicht und Klarheit, um für mich die "richtige" Abzweigung zu erkennen. Ich möchte und kann in meiner Entwicklung nicht zurücktreten (Entscheidung für die neue Beziehung), kann mich aber auch nicht von der Illusion der Einfachheit (Entscheidung für die alte Beziehung) lösen. Mit der Einfachheit wäre z.B. gemeint, dass man weiß auf wen man sich einlässt und dass die Familie uns in der Familienplanung stützen würde. Aber ich habe den Eindruck die Jahre haben unsere ohnehin schon immer vorhandene Unterscheldichkeit noch größer gemacht und mein jetziger Partner passt besser zu meinem jetzigen "Sein" und "Entwicklungsstand". Allerdings wird die alte Beziehung nie mehr so sein, wie sie mal war, nach all dem was vorgefallen ist.. was eben in eine unschöne Sache ausarten kann.
Ich bin verzweifelt und gestatte euch gerne auch harte Worte der Klarheit zu äußern, wenn ihr meint dass ich sie bräuchte oder verdient hätte.
Ich brauche uninvolvierte Außeneinschätzungen und Feedback, denn ich traue mir selbst nicht.
Ich habe Angst der Wahrheit und der Stärke der neuen Beziehung nicht gewappnet zu sein. Ich habe Angst, das Herz eines Mannes so zu brechen, dass es nachhaltig negativ prägt (worin auch langfristig Erlösung und Heilung liegen kann). Und letztendlich habe ich auch Angst keiner ihrer Lieben verdient zu haben und am Ende alleine dazustehen, weil mir selbst die nötige Klarheit fehlt...
Danke fürs lesen und eure Antworten! Ich vermute die Richtung der Antworten, weil ich mir während des Schreibens selbst schon klarer wurde, - freue mich aber schon sehr über eure Wahrnehmungen. Es fällt mir schwer mich hier so zu entblößen, doch ich würde es nicht tun, wenn es mir nicht notwendig erscheien würde.
es ist für mich das erste Mal, dass ich mich mit einer Problemlage an euch wende. Dabei bevorzuge ich lieber lange ausdifferenzierte Aussagen als rein intuitive Einschätzungen, wobei ich auch für diese dankbar bin. Ich verstehe, dass das was ich gleich beshreibe kein "neues Phänomen" ist, doch weiß ich einfach nicht mehr weiter und vertraue nicht mehr meinen eigenen EInschätzungen und auch nicht die jener die mich kennen.
Ich bin 25 Jahre alt und bin mit 17 Jahren mit meinem damaligen Freund (2 Jahre älter) zusammen gekommen. Es war für uns beide die erste Beziehung überhaupt (erster Kuss, erstes mal etc.).Diese Beziehung hielt 8 Jahre lang. Innerhalb dieser Zeit haben wir uns die Basis geschaffen von dem was ich heute von dem Verständnis von Liebe und Beziehung in mir trage. Sie war auf eine gewisse Art und Weise sehr kitschig. Wir schrieben Briefe, zeichneten einander, hielten 2 Jahre lang eine Fernbeziehung, diverse Eifersüchte mit besten andersgeschlechtlichen Freunden und auch einen 7 Monatigen Work&Travel-Trip nach Neuselland aus (24h/7Tage die Woche Beziehung in einem Auto lebend). Wir durchstanden gemeinsames Zusammenleben und viele persönliche und familiäre Krisen. Wir unterschieden uns immer. Er war immer sehr bodenständig, trug jedoch immer eine Orientierungslosigkeit in sich. Ich trug immer eine große Orientierunglosigkeit und eine Entdeckerneuger in mir, die uns beide in unserer Beziehung immer wieder an neue Orte und Zustände geführt hat. Er brachte Stabilität. Diese Rastenlosigkeit führte allerdings auch dazu, dass ich mich schwer tat mich "niederzulassen", ein Haus, ein geregelten Job, der Familienplanung nachzugehen. Tief in mir wusste ich aber, dass ich mir eine Familie und einen geregeltes und bodenständiges Leben wünschen- nur nie dann wann er dazu bereit gewesen wäre. Unsere Beziehung basierte immer auf vielen Kompromissen, bei dem immer der eine oder der andere bereit war "einen Teil von sich zu leugnen", damit das WIR weiterhin bestehen konnte (Karriereentscheidungen, Wohnort etc.). Dies ging so lange gut, bis beide in eine Krise verfallen ist. Jeder für sich selbst. Beides recht existenzielle Krisen, bei denen beide so sehr damit beschäftigt waren "sich selbst zu retten", dass man übersehen hat, wie sehr die Beziehung drunter leidet. Meine Krise war sexueller und persönlicher Art, in anderen Lebensbereichen fühlte ich mich angeommen und gefestigt. Ich befand mich deshalb auch in psychologischer Begleitung und suchte mir Hilfe in Kreisen, in denen man offen über sexuelle identitätskrsen sprechen konnte. Auch entschieden wir uns die Beziehung zu öffnen, damit ich meiner Identitätskrise nachgehen konnte und im anderen zu mir selbst finden konnte. Das hat funktioniert größtenteils, hat die Beziehung aber mehr in Mitleidenschaft genommen als erhofft. Seine Krise drückte sich dadurch aus, dass er nicht mehr zufrieden war mit seiner Studienwahl und sich schwer tat (coronabedingt) einen Job zu finden. Er hatte eine Verletzung durch den Kampfsport, den wir beide leidenschaftlich gerne betrieben haben, was ihn in ein Loch fallen ließ. Er verfiel in eine Depression und ließ sich von mir nicht mehr helfen. Egal wie viel ich verscuhte seine Last mitzutragen. Seine Verzweiflung ging dann so weit, dass er mich abstieß und mich für seine Umstände und sein Unglück verantwortlich machte und nicht ertragen konnte zu sehen, wie es mir gelingt an meiner Identitätskrise zu wachsen. Wir trennten uns. Wir brauchten Freunde von außen, die uns darauf hinwiesen, dass wir einander nur noch wehtun. Ich habe ihn mit meiner sexuellen Selbstfindung verletzt und eine Regel gebrochen und damit sein vertrauen verletzt. Das macht es mir teils schwer mir selbst zu vergeben. Die Trennungszeit hat sich lange gezogen, da es schwer war zur coronazeit gleich eine leistbare WG zu finden. Von da an fiel auch ich wieder in eine Krise. Mein geliebter Job war am wanken, gemeinsame Freunde wandten sich von mir ab, weil sie meinen Hilfeschrei der sexuellen Identitätskrise nicht verstanden, meine Familie lebt weit weg und ich saß gefühlt alleine in einem Land in das ich nur zog, weil mir die Liebe und die Beziehung über allem stand.
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In dieser Zeit des emotionalen Hin und Hers und der Destabilisation schrieb mich ein Studienkolle (7 Jahre älter) an, ich seit über 3 Jahren kenne. Wir hatten als wir uns kennenlernen eine sehr intensive Begegnung und tiefe philosophische Gespräche, die uns beide sehr ehrfürchtig werden ließen an dem einen Tag. Nach diesem intesven Kontakt bat er mich, den Kontakt zu ihm nicht mehr zu pflegen, da er in einer Bezeihung sei und merke, dass er eine Anziehung verspüre würde, die er so noch nicht kannte. Da ich auch meine Beziehung nicht gefährden wollte akzeptierte ich seine Entscheidung. Wir sahen uns immer wieder aus der Ferne in der Uni, führten höchstens Smalltalk im Gruppenkontext und mussten zufällig an einem gemeinsamen Projekt von der Arbeit ausgehend mitwirken.
In der Zeit meiner Trennung hatte er auch seine Trennung von der Beziehung die 4 Jahre ging. Wir standen aber nie im Kontakt, hatten nicht mal die Nummer des anderen. Nur die offizelle Studienmailadresse. Sein erster Gedanke nach der Trennung war mir zu schreiben. Er tat es sehr subtil, sehr vorsichtig und ließ sich keinesfalls anmerken, dass er mich nicht nur aus beruflichen- karrierebezogenen Anliegen anschrieb. Nach einer Weile des Schreibens über Arbeitsthemen wurde es immer lockerer und persönlicher. Wir entschieden uns einander zu treffen, da es nun keinen Grund mehr gab, warum es uns nicht erlaubt sei einander zu treffen. Vom ersten Treffen (rückblickend verstand ich, dass es ein Date war) an, gab es ein intesives Vertrauen, eine intesive und ehliche Gesprächsbasis und eine radikale Form der Ehrlichkeit. Beide waren durch ihre frischen und schmerzhaften Trennungen zu müde und ehrlich zu sich selbst, als das man die Energie aufbringen wollen würde "jemanden darzustellen, der man nicht ist". Ich erzählte ihm alles! Von meinen Schönheiten, Stärken, Errungenschaften, von meinen Hässlichkeiten, Schwächen und Verlusten. Er nahm sich meiner gänzlich an und verstand mich wie es bisher kein anderer Tat. Andersrum auch! Er verstand mein Päckchen, dass ich mit mir trug, weil ihn seine eigene Vergangenheit so viel Lektionen des Lebens gelehrt haben, dass er diesen tiefen Schmerz und die tiefe Sehnsucht nach Liebe kenne. Liebe zu sich selbst gleichermaßen wie in seine Partnerschaft.
Schon ab dem 3. Date wurde uns klar wie gut wir einander verstehen, wie tief wir in der Lage sind zu fühlen und was für eine große Chance wir im jeweilis anderen sehen, etwas über sich selbst und die eigene Vergangenheit zu lernen. So nannten wir uns ein Paar, weil es uns das Gefühl so offensichtlich sagte auch wenn ich es nicht gleich wahrhaben wollte, da die Trennung noch zu frisch war. Wir sind erst seit 3 Monaten zusammen und bin verliebt wie eine 3 jährige auf Zucker und habe den Eindruck meine Sexuelle Krise erst im Rahmen der Bezeiehug überwunden und verarbeitet zu haben. Es ist, als hätte jede Form von sexuller Intimität die vorher stattfand keine Gültigkeit mehr und auch negative schmerzliche Erinnerungen der Vergangenheit wurden zum erstenmal im Kontext einer Bezeihung ernszaft angegangen. Ich kann mich bei ihm so fallenlassen und vertrauen wie noch nie einem Mann zuvor. Meist basiert der Sex auf der grundlage eines langen tiefen Gespräches über unsere Ängste und Sehnsüchte. Und es gab keine Sorge für die er nicht bereit war sie mit mir zu begleiten. Andersrum auch!
Diese Art der Hingabe und Gesprächsbasis bin ich nicht mehr gewohnt gewesen. Diese Fürsorge, diese Mitverantwortung, dieses schöne Gefühl wieder verliebt zu sein ist etwas was mir so lange fehlte.
Meine erste Bezeihung war sehr respektvoll, liebevoll und ehrenvoll und hielt lange trotz der ein oder anderen Schwierigkeit. Das Motto lautete "Wir gegen den Rest der Welt", doch am Ende lebte jeder für sich. Auch jetzt nach der Trennung behandelt er mich mit Respekt und ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass er nun an einem Punkt ist, an dem ihm erst bewusst wird, was er gehen hat lassen und verloren hat. Und mir geht es ähnlich, doch ich weigere mich diese Gedanken zu sehr zuzulassen, weil ich nicht möchte, dass ich dieses Bewusstsein mit in die neue Beziehung nehme. Auch wenn wir wussten, dass sich unsere Ziele unterschieden und wir einander nicht mehr guttaten, weil man sich selbst verloren hat. Unsere Familien, in die wir jeweils immer extrem eingebunden waren, können den jeweiligen Verlust nur schmerzhaft ertragen. Sie verstanden, dass wir einander derzeit nicht gut taten, wünschten sich aber insgeheim immer, dass wir wieder zusammen kommen. Das macht den Schritt in die neue Beziehung nicht leichter.
Mein neuer Freund ist sich meiner so sicher. Auch hier gibt es Briefe, Gedichte, Bilder, Tiefe. Er habe eine Liebe zu mir noch nie gespürt und noch nie erfahren. Er ist bereit so viel mit mir zu bewältigen und mich zu begleiten, ohne mir Druck zu machen, dass es mir auch so gehen müsste. Und ich fühle mich genau so wie er! Wir reden so klar und so viel miteinander über die gemeinsame Zukunft und sind uns einig, dass wir beide eine Familie wollen und wissen genau, was man sich von einem Partner und der/dem Mutter/ Vater der eigenen Kinder wünscht. Und das sehen wir im jeweilis anderen! Er musste in seinem Leben sehr viel Schmerz tragen (eigene Krebsgeschichte, Gewalt- und Depressionserfahrung seines Ziehvaters, Fehlende Bindung zum leiblichen Vater etc.), dass sie ihm eine solche Lebensklarheit und Stärke gaben, dass er nun sehr stabil und "unverwundbar" wirkt. Gleichzeitig weiß ich, wie verwundbar er sein kann, bzw ich ihn auch machen kann. Ich weiß, wie er in seinen Phasen des Alleinsiens mit sich umgeht und weiß, dass er das nie wieder will. Und auch ich möchte nicht, dass er jemals wieder in diesen Zustand der Verzweiflung gleiten muss! Er liebt es eine Art Ritter-Rolle auszuleben, gibt mir aber immer den Raum meine eigenen "Drachen" selbst zu bekämpfen, wenn ich ihn darum bitte. Wenn er sieht, dass ich ein selbstdestruktives Verhalten an den Tag lege, vermittelt er mir dies sehr ausdrücklich und in einer Form der Liebe, wie ich sie im Rahmen einer Partnerschaft nur wenig kannte. Auch er bringt Stabilität in meine Dynamik. Und es tut mir irrsinnig gut.
Ich stehe vor dem Problem, dass ich das Gefühl habe, dass ich beide Männer auf ganz unterschieldiche Art und Weise schätze, liebe und sehe. Ich möchte keinen unnötigen Schmerz bereiten, keinem. Auch nicht mir selbst. Doch fällt es mir gerade so schwer selbst klar zu sehen. Ich bin so ankerlos, wenn mein neuer Freund nicht in meiner Anwesenheit ist, dass ich mich selbst kaum ertragen kann. Die kurze Single-Zeit von 2 Monaten ist nach einer so langen Beziehung zu kurz, dessen bin ich mir im klaren. Doch nacch welchem Normalitätsverständnis richtet sich eine "angemessene Verarbeitungszeit" schon?! Es gelingt mir eigentlich gut meine Prozesse zu fühlen und zu durchlaufen, wenn ich allein bin oder sie gemeinsam mit meinem Partner zu bewältigen. Ich darf alle Gedanken äußern, auch die die ihn verletzten, da wir einander so viel Vertrauen und Zuverischt ineinander haben, dass diese zwischenmenschliche Verbindung die Wahrheit verträgt. Und wenn nicht, dann muss er mich wohl oder übel gehen lassen, bis ich über die nötige Klarheit verfüge...
Ich habe den Eindruck als könnte ich in meiner neuen Beziehung durch das schmerzhafte Feuer "der Wahrheit", ohne dabei verbrennen zu müssen, wobei meine erste Beziehung eine weiche Wolke der Schwerelosigkeit und Leichtigkeit war, da wir uns immer im Schutze der Familie wiegen konnten und in unserer Bubble der Einfachheiten leben durften. Das Leben mit meinem neuen Freund stelle ich mir sehr lebendig, reibungsvoll und erkenntnisreich vor. Das Leben mit meinem alten Freund harmoniebedürftig, unreflektiert und einfach.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter und traue mir selbst nicht mehr. Ich möchte mich nicht blenden lassen vom Schein des Verliebtseins und auch nicht vom Schein der Unkompliziertheit. Ich weiß dass ich beide auf eine andere Art und Weise sehe und ehre. Ich besitze momentan aber zu wenig Weitsicht und Klarheit, um für mich die "richtige" Abzweigung zu erkennen. Ich möchte und kann in meiner Entwicklung nicht zurücktreten (Entscheidung für die neue Beziehung), kann mich aber auch nicht von der Illusion der Einfachheit (Entscheidung für die alte Beziehung) lösen. Mit der Einfachheit wäre z.B. gemeint, dass man weiß auf wen man sich einlässt und dass die Familie uns in der Familienplanung stützen würde. Aber ich habe den Eindruck die Jahre haben unsere ohnehin schon immer vorhandene Unterscheldichkeit noch größer gemacht und mein jetziger Partner passt besser zu meinem jetzigen "Sein" und "Entwicklungsstand". Allerdings wird die alte Beziehung nie mehr so sein, wie sie mal war, nach all dem was vorgefallen ist.. was eben in eine unschöne Sache ausarten kann.
Ich bin verzweifelt und gestatte euch gerne auch harte Worte der Klarheit zu äußern, wenn ihr meint dass ich sie bräuchte oder verdient hätte.
Ich brauche uninvolvierte Außeneinschätzungen und Feedback, denn ich traue mir selbst nicht.
Ich habe Angst der Wahrheit und der Stärke der neuen Beziehung nicht gewappnet zu sein. Ich habe Angst, das Herz eines Mannes so zu brechen, dass es nachhaltig negativ prägt (worin auch langfristig Erlösung und Heilung liegen kann). Und letztendlich habe ich auch Angst keiner ihrer Lieben verdient zu haben und am Ende alleine dazustehen, weil mir selbst die nötige Klarheit fehlt...
Danke fürs lesen und eure Antworten! Ich vermute die Richtung der Antworten, weil ich mir während des Schreibens selbst schon klarer wurde, - freue mich aber schon sehr über eure Wahrnehmungen. Es fällt mir schwer mich hier so zu entblößen, doch ich würde es nicht tun, wenn es mir nicht notwendig erscheien würde.
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