• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Kann man wegen sowas traumatisiert sein?

ashnovoy
Benutzer205615  (21) Klickt sich gerne rein
  • #1
Ich (m20) habe schon immer das Gefühl gehabt, dass mein Vater mich nicht leiden kann und ich es ihm nicht recht machen kann.
Zum ersten Mal geschlagen hat er mich als ich so drei oder vier war. Zumindest ist das das erste Mal, an das ich mich erinnere. Wir waren bei der Post und ich muss wohl irgendetwas gesagt haben, das ihm nicht gefallen hat, womit ich mir draußen eine Ohrfeige verdient habe.
Zehn Jahre lang war es immer dasselbe Schema. Ich habe etwas gesagt oder getan, das ihm nicht gefiel. Daraufhin hat er mich angebrüllt, mir eine gelangt, mit das Internet ausgestellt oder meine Zimmertür ausgehängt. Später waren es dann weniger Schläge und mehr Kritik, Witze und Demütigungen. Dass meine Freundin dumm ist und ich mich mit Leuten abgebe, die unter meinem Niveau sind, dass ich naiv und leichtgläubig bin, weil ich mich impfen lassen wollte, dass ich ein "Laberfach" studiere, dass ich unselbstständig bin, dass ich "wie eine Tunte" rumlaufe, dass ich mich von jedem verarschen lasse, dass ich unreif und unselbstständig bin und keinen gesunden Menschenverstand habe usw. Ich habe irgendwann nur noch das nötigste gesagt, weil ich wusste, ich werde so oder so kritisiert und niedergemacht.
All diese "Erziehungsmaßnahmen" waren komplett sinnlos, weil ich in 90% der Fälle nicht mal wusste, was ich falsch gemacht habe oder was ich hätte anders machen sollen. Erzieherischer Effekt also gleich null.
Ich habe dadurch nur gelernt, dass ich es ihm nicht recht machen kann, nicht gut genug und in den Augen meines Vaters ein Haufen Scheiße bin, der auch noch Gelf kostet.
Manchmal denke ich, ich sollte wütend sein. Auf mich selbst, weil ich wegen ein paar Ohrfeigen und Kommentaren so ein Drama abziehe, oder auf ihn, weil er mich meine ganze Kindheit über verletzt hat. Ich bin aber einfach nur enttäuscht und resigniert und er tut mir leid, weil ich echt nicht denke, dass er unbedingt ein schlechter Vater ist, sondern selbst einfach nicht mit seinen Gefühlen klarkommt.
Wie kaputt muss man sein, ein vierjähriges Kind schlagen zu wollen? So wütend kann ich gar nicht sein, dass ich ein Kleinkind, das überhaupt kein Verständnis von der Welt an, ohrfeigen würde. Ich verstehe auch nicht, warum man immer seine Meinung sagen muss und andere nicht einfach ihr Ding machen lassen kann.
Ich bin jetzt 20 und wohne nicht mehr bei meinen Eltern. Ich sehe mir mein Leben an und befinde, dass ich eigentlich Glück habe und meine Lebenssituation gut ist. Trotzdem geht es mir - sorry - scheiße.
Vielleicht bin ich einfach kaputt auf die Welt gekommen. Ist es normal, sich so kaputt zu fühlen aufgrund von einer nicht tollen, aber insgesamt normalen Kindheit?
Ich liege nicht abends heulend im Bett und denke darüber nach, dass meinem Vater mal die Hand ausgerutscht ist und bemitleide mich selbst. Das ist hoffentlich klar. Es ist mehr so als hätten diese Dinge damals bei mir ein Gefühl ausgelöst und aus diesem Gefühlszustand komme ich nicht raus.
Dieses Gefühl, wenn man als Kind unbeabsichtigt etwas falsch gemacht hat und dafür bestraft wird. Dieser Schmerz, für etwas bestraft zu werden, das man nicht versteht. Einfach dieses Gefühl, wenn man als Kind alleine in seinem Zimmer sitzt und draußen die anderen hört, die lachen und Spaß haben und man selbst darf nicht dabei sein, weil man wieder etwas falsch gemacht hat und dafür bestraft werden muss. Dieses Gefühl, nur dass es nie weggeht.
 
Wölfin23
Benutzer204912  (31) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #2
Du möchtest wieder einmal eine Diagnose von uns erhalten, oder? Hier sind Laien, keine Psychologen bzw. Psychotherapeuten unterwegs. Ein Trauma kann sich natürlich aufgrund einer verkorksten Kindheit entwickeln, ob du aber nun ein Trauma erlitten hast oder nicht, das vermag ich nicht zu beurteilen.
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #3
Kindheitserlebnisse sitzen oft tief und prägen lange. kann ich auch ein Lied von singen.
ob das jetzt ein Trauma ist oder nicht, keine ahnung.
das sollten Fachleute beurteilen.

was ich unabhängig davon nicht verstehe ist warum du zu deinem Vater noch kontakt hast. Spätestens mit deiner Volljährigkeit hättest du einen Cut machen können.
MIR hat Distanz geholfen.
keine ahnung, ob es dir auch hilft. Probier es aus wenn du willst.

je nachdem welche Rolle deine Mutter in dem ganzen Szenario hat wäre fachmännische Hilfe auch für sie gut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Michi04
Benutzer101233  (42) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #4
Mich wundert eher, dass du kein Wort über deine Mutter verlierst.
Was sagt sie dazu, wie hat sie sich verhalten?
 
dani_ela
Benutzer120764  (29) Sehr bekannt hier
  • #5
Ist es normal, sich so kaputt zu fühlen aufgrund von einer nicht tollen, aber insgesamt normalen Kindheit?
Ja das ist durchaus normal und verständlich, nachdem was du hier beschreibst. Kein Kind hat es verdient so behandelt zu werden.
Wie war denn deine Mutter? Was hat sie gesagt bzw getan? Warum hast du noch Kontakt zu deinem Vater?

Ob du wirklich ein Trauma entwickelt hast kann dir hier niemand so genau sagen. Möglich ist es natürlich.
Ich würde dir generell zu einer Therapie raten bei der du deine Vergangenheit aufarbeitest.
 
ashnovoy
Benutzer205615  (21) Klickt sich gerne rein
  • Themenstarter
  • #6
Ich glaube nicht, dass meine Mutter das gut fand, aber sie hat nichts dagegen unternommen. Als ich einmal versucht habe, darüber zu sprechen, hat sie weggeschaut und gesagt, dass sie das nicht hören will weil es sie traurig macht.

Ich habe noch Kontakt, weil ich a) finanziell abhängig bin (meine Eltern verdienen zu viel, dass ich viel Bafög bekommen würde) und b) weil der Rest meiner Familie ganz ok ist.

Und ich will keine Diagnose. Ich will nur wissen, ob ich übertreibe oder ob solche Dinge schon Probleme/Gefühle auslösen können, wie ich sie habe.
 
Wölfin23
Benutzer204912  (31) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #7
Jap, das können sie auf jeden Fall!
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #8
Ich will nur wissen, ob ich übertreibe oder ob solche Dinge schon Probleme/Gefühle auslösen können, wie ich sie habe.
ja natürlich kann das mit rein spielen.
Deine Abhängigkeit machts ganz sicher auch nicht besser.
 
U
Benutzer177622  Meistens hier zu finden
  • #9
Ich kenne vieles von dem, was du erzählst und kann dir sagen: das kann viel auslösen.
Bei mir hat's auch noch einiges mehr ausgelöst.
Ich hab auch jahrelang gedacht ich sei (nach professioneller Hilfe) damit "fertig". Aber nö. Ich brauche kein n Profi mehr - ich verfüge jetzt über das Handwerkszeug, das selber anzugehen. Aber fertig? Nein, da ploppen immer wieder mal Dinge auf, die man sich noch nicht angeguckt hat. Ich befürchte: Lebenslang. Und das sage ich mit Mitte 40

Mach was, bevor es schlimmer wird.
 
E
Benutzer203678  (51) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #10
Ich will nur wissen, ob ich übertreibe oder ob solche Dinge schon Probleme/Gefühle auslösen können, wie ich sie habe.
Ja, können sie (meine laienhafte Meinung).

Gut, dass Du den Mut gefunden hast, Dich um Dich und Deine Probleme/Gefühle zu kümmern und Dich dazu entschlossen hast, Dir dabei professionell helfen zu lassen. Und dass Du auch nach anfänglichen Rückschlägen jetzt trotzdem weiter dran bleibst!👍
 
ashnovoy
Benutzer205615  (21) Klickt sich gerne rein
  • Themenstarter
  • #11
Vielleicht mache ich es mir auch zu einfach. Es ist leichter, zu sagen, jemand anders ist schuld, dass ich kaputt bin. Leichter als in Betracht zu ziehen, dass ich einfach etwas falsch mache.
Und trotzdem komme ich nicht damit klar, wie ungerecht es sich anfühlt. Ich kriege das nicht in meinen Schädel, wie man ein Kind ansehen kann, dass auf kindlicher Naivität oder Sorglosigkeit etwas falsch macht, und da Mutwilligkeit hineininterpretieren kann. Und denkt, dieses Kind hat es jetzt verdient, angebrüllt und geohrfeigt zu werden und dann ignoriert zu werden. Dass das Kind daraus etwas lernen wird.
Und die letzten Jahre jetzt wo er mich nur noch kritisiert hat. Wirft mir vor, dass ich unselbstständig bin und keine eigene Meinung habe, hat mich aber pausenlos kritisiert und mir gesagt, wie scheiße meine Meinung ist. Ja sorry dass ich so nicht zu einem selbstständigen und selbstbewussten Menschen geworden bin.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #12
weil ich echt nicht denke, dass er unbedingt ein schlechter Vater ist, sondern selbst einfach nicht mit seinen Gefühlen klarkommt.
Richtig, er kommt mit seinen Gefühlen nicht klar. Und das hat er am hilflosesten und abhängigsten Wesen ausgelassen, das er finden konnte: seinem eigenen Kind. Und damit ist er ein beschissener Vater.

Ich persönlich habe (zum Glück) keine Erfahrung mit so einer Art von Eltern-Trauma. Ob nun "Trauma" fachlich angemessen oder nicht, will ich auch nicht beurteilen. Aber das stelle ich mir natürlich unglaublich belastend vor, deine Darstellungen wirken für mich nicht überzogen, sondern eben so dass er da dein Leben lang seine Scheiße mit dir abzieht, und natürlich sitzt sowas tief drin.

Ich würde dir auch zu einer Therapie raten. Ich denke, sowas wird eine große Belastung sein, und professionelle Unterstützung kann dir helfen.
 
dani_ela
Benutzer120764  (29) Sehr bekannt hier
  • #13
Und ich will keine Diagnose. Ich will nur wissen, ob ich übertreibe oder ob solche Dinge schon Probleme/Gefühle auslösen können, wie ich sie habe.
Hier kann dir auch niemand eine Diagnose geben.
Aber ja, natürlich können solche Dinge Probleme und gewisse Gefühle auslösen. Ich persönlich würde schon sagen das du traumatisiert bist. Denn so eine Kindheit muss sich meiner Meinung nach auf das restliche Leben des Kindes auswirken.
 
S
Benutzer188774  Meistens hier zu finden
  • #14
Und ich will keine Diagnose. Ich will nur wissen, ob ich übertreibe oder ob solche Dinge schon Probleme/Gefühle auslösen können, wie ich sie habe.
Nein, Du übertreibst nicht. Natürlich können solche Dinge etwas auslösen und ich wage zu behaupten, dass da die wenigsten Menschen mit heiler Seele aus so einer Kindheit rauskommen.

Ich wusste als Kind auch oft nicht, wie ich mich verhalten soll, um es meiner Mutter Recht zu machen. Wenn ich gestern A hätte machen sollen, wäre nächsten Tag aber B die Handlung gewesen, die meine Mutter gewollt/ erwartet hat. Ich habe als Kind da nie den Unterschied verstanden. Den einen Tag lerne ich A, mache nächsten Tag A und höre dann, dass ja wohl klar sei, dass es nun B sein muss und ich wohl zu doof oder was auch immer sei. Irgendwann macht man da einfach dicht und hört nur noch still zu, wenn man runtergemacht wird, weil jede Diskussion eh nichts bringt und nichts verändert. Das hat sie dann zusätzlich wahnsinnig gemacht, wenn ich nur still da saß und es über mich habe ergehen lassen. Also ja, klar, Kindheit kann prägend sein. Dinge, mit denen man als Erwachsene vll schon zu kämpfen hätte, kann man als Kind kaum lösen. Man ist seinen Eltern ja in gewisser Weise schon ausgesetzt, zumindest als Kind. Ich wurde nicht geschlagen, da reichte schon die verbale Erniedrigung, aber bei Dir kommt ja noch mehr dazu. Zudem bist Du noch jünger, vll noch nicht lange ausgezogen, da ist das alles noch viel präsenter.

Wenn ich das recht erinnere, bist Du eh auf Therapieplatzsuche? Da wäre das von Dir geschilderte sicherlich gut aufgehoben. Man vergisst es nicht, aber man kann lernen, wie man mit Dingen umgeht und sie zukünftig vermeidet und sich wehren kann.
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #15
Vielleicht mache ich es mir auch zu einfach. Es ist leichter, zu sagen, jemand anders ist schuld, dass ich kaputt bin. Leichter als in Betracht zu ziehen, dass ich einfach etwas falsch mache.
ich denke mal es ist eine Mischung.
Also an deinem Leben ist sicher nicht allein dein Vater schuld.

Ich kriege das nicht in meinen Schädel, wie man ein Kind ansehen kann, dass auf kindlicher Naivität oder Sorglosigkeit etwas falsch macht, und da Mutwilligkeit hineininterpretieren kann. Und denkt, dieses Kind hat es jetzt verdient, angebrüllt und geohrfeigt zu werden und dann ignoriert zu werden. Dass das Kind daraus etwas lernen wird.
du musst das auch nicht verstehen. Du musst nur leider mit den Konsequenzen leben, das ist noch viel viel schwerer.

Und die letzten Jahre jetzt wo er mich nur noch kritisiert hat. Wirft mir vor, dass ich unselbstständig bin und keine eigene Meinung habe, hat mich aber pausenlos kritisiert und mir gesagt, wie scheiße meine Meinung ist. Ja sorry dass ich so nicht zu einem selbstständigen und selbstbewussten Menschen geworden bin.
Du kannst aber schon was dafür tun, um so ein Mensch zu werden.
Therapeutische Hilfe benötigst du ganz sicher, aber du bist ja schon auf dem Weg dahin, wenn ich das richtig im Kopf hab.

Ich zum Beispiel hätte mich niemals von einem solchen Elternhaus abhängig gemacht. meinetwegen verzichte ich aufs Studium, wenn ich das nicht finanzieren kann, aber ich verlasse mein Elternhaus mit der Volljährigkeit, gehe arbeiten und lebe mein Leben. Denn auch eine Mutter, die bei Misshandlungen zuschaut möchte ich im Erwachsenenalter nicht mehr in meinem Leben haben. Mag sein, dass sie auch therapeutische Hilfe braucht, vielleicht sogar auch ein Opfer ist... alles möglich, aber nicht deine Baustelle. Auch deine Mutter ist erwachsen und kann gehen wohin sie will und auch sie hat die Möglichkeit sich Hilfe zu holen.
 
Manche Beiträge sind ausgeblendet. Bitte logge Dich ein, um alle Beiträge in diesem Thema anzuzeigen.
E
Benutzer203678  (51) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #16
Und trotzdem komme ich nicht damit klar, wie ungerecht es sich anfühlt. Ich kriege das nicht in meinen Schädel, wie man ein Kind ansehen kann, dass auf kindlicher Naivität oder Sorglosigkeit etwas falsch macht, und da Mutwilligkeit hineininterpretieren kann. Und denkt, dieses Kind hat es jetzt verdient, angebrüllt und geohrfeigt zu werden und dann ignoriert zu werden. Dass das Kind daraus etwas lernen wird.
Solch komplexe Gedankengänge wird Dein Vater in den entsprechenden Situationen gar nicht gehabt haben. Wenn er sie überhaupt hatte.

Aggression entsteht auch aus Überforderung. Wenn jemand nicht weiß, wie er mit einer Situation umgehen soll, nie gelernt hat, mit Wut/Enttäuschung umzugehen, dann rutscht leicht die Hand aus.

Du musst Deinen Vater nicht verstehen. Auch Deine Mutter nicht, die bei dem ganzen zugeschaut hat.
Du musst auf Dich schauen, lernen, Dich selbst zu lieben und die Erlebnisse für Dich verarbeiten. Niemand hat es verdient, angebrüllt, geohrfeigt oder niedergemacht zu werden. Du bist nicht auf der Welt, um Deine Eltern glücklich oder ihnen alles Recht zu machen. Du hast Dein eigenes Leben. Und jetzt bist Du kein Kind mehr.

Du bist noch finanziell von Deinen Eltern abhängig. Vielleicht findest Du Möglichkeiten, wie Du auch das ändern kannst. Auch das könnte den Druck aus der belasteten Beziehung zu Deinen Eltern rausnehmen. Muss nicht sofort sein. Gehe erst Mal das mit der Therapie an und dann wird sich alles andere Schritt für Schritt finden.
 
Oben
Heartbeat
Neue Beiträge
Anmelden
Registrieren