• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Schwul = Schwach..., warum?

E
Benutzer Gast
  • #1
Ich höre und lese es ab und zu mal. Leute schreiben teilweise irgendwas und meinen dann hinzufügen zu müssen, dass es ja eigentlich total schwul sei und sie ja nicht schwach seien, nur weil sie mal 'nen Slow-Jam mögen oder so. Warum fühlen sich manche Männer immer gezwungen sowas zu betonen? Ich verstehe es nicht. Einerseits leben wir in einer liberalen Gesellschaft und geben uns offen und tolerant, aber dann kommen öfter mal solche Sprüche oder Sachen wie "Ich und schwul? Um Gottes willen." ..., abfällige Bemerkungen oder eben so eine feindselige Abneigung, obwohl man vorher immer beteuert, man wäre ja so tolerant. Solche Dinge machen es nicht einfacher, sich zu outen. Man fühlt sich durch solche Bemerkungen irgendwie minderwertig, obwohl man es besser weiß. Und des hat nichts mit dem Umfeld zu tun. Ich höre sowas teilweise auch an der Uni. Würde gerne mal wissen, warum viele so denken oder das Gefühl haben, sie müssten sich jetzt distanzieren um nicht Gefahr zu laufen, selbst als homosexuell abgestempelt zu werden..., aber was ist schon dabei? :depri:
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #2
Weil Menschen doof sind :rolleyes:

Schwul wird verbunden mit "weniger männlich", oder am Ende noch mit "mehr weiblich". Und da "männlich" mit Stärke und "weiblich" mit Schwäche, und gerade für einen Mann dann auch mit Minderwertigkeit verbunden wird, haben die homophoben Menschen halt ein Problem damit und müssen sich abgrenzen. Dabei sind die Prämissen allein schon mehr als grenzwertig.

Ich persönlich krieg da immer nen Hals, wenn jemand solche Meldungen schiebt. Die männlichsten Männer, die ich kenne (bzw. bei denen ich sag, dass sind die männlichsten Männer, die ich kenne), sind übrigens schwul :cool:
 
T
Benutzer164526  Verbringt hier viel Zeit
  • #3
Ich finde man sollte da schon noch etwas differenzieren. "Ich und schwul? Um Gottes Willen ..." ist ja erst mal nichts anderes als "Ich und Marathon? Um Gottes Willen". Einfach nur die Aussage, dass man sich das für sich persönlich nicht vorstellen kann.
 
Moewmoew
Benutzer95651  (38) Beiträge füllen Bücher
  • #4
Ich finde man sollte da schon noch etwas differenzieren. "Ich und schwul? Um Gottes Willen ..." ist ja erst mal nichts anderes als "Ich und Marathon? Um Gottes Willen". Einfach nur die Aussage, dass man sich das für sich persönlich nicht vorstellen kann.
Das kann man doch so nicht sagen, wenn schwul leider immer noch oft als etwas "negatives" angesehen wird, ein Marathon-Läufer aber keinesfalls.
Hier will man sich dann ja eher vom "Negativen" abwenden, als das man "keine Lust auf sport hat" :ratlos:

Weil Menschen doof sind :rolleyes:
Das ist wohl leider die ganze Wahrheit :geknickt:
 
E
Benutzer Gast
  • Themenstarter
  • #5
@ tiefblick77

Es ist immer die Art, wie sowas gesagt wird. Es klingt wirklich so, als wäre es die größte Schande oder sonst was. Und dieses "um Gottes willen" ist ja auch schon so eine Art Ausruf des Entsetzens..., von daher.

@ Lotusknospe

Sehe ich auch so. Verstehe halt nicht, warum immer diese Angst da ist, als "homosexuell" gehalten zu werden. Macht wenig Sinn. Glaube die haben halt dieses klassische Bild von Schwulen und naja..., ach keine Ahnung. Teilweise schon echt frustrierend sowas.
 
J
Benutzer120063  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #6
Ich schließe mich Lotusknospe Lotusknospe an.
Ich glaube, dass noch hinzukommt, dass Menschen, die keine Berührungspunkte mit Schwulen haben, Homosexualität eben oft mit tuntigem, also affektiert und oft klischeehaft weiblichem Verhalten von Männern verbinden - weil das natürlich die "Schwulen" sind, die auffallen und als "schwul" wahrgenommen werden, während alle anderen Schwulen, wie z. B. Abercrombie&Fitch-Model-Freund, in der Öffentlichkeit natürlich nicht als schwul "identifiziert" wird, wenn er nicht gerade seinen Freund küsst. Deshalb haben wohl viele ein verzerrtes Bild von "den Homosexuellen".
 
efeu
Benutzer122533  (35) Sehr bekannt hier
  • #7
Das kann man doch so nicht sagen, wenn schwul leider immer noch oft als etwas "negatives" angesehen wird, ein Marathon-Läufer aber keinesfalls.
Hier will man sich dann ja eher vom "Negativen" abwenden, als das man "keine Lust auf sport hat" :ratlos:
Es ist immer die Art, wie sowas gesagt wird. Es klingt wirklich so, als wäre es die größte Schande oder sonst was. Und dieses "um Gottes willen" ist ja auch schon so eine Art Ausruf des Entsetzens..., von daher.
Hä? Also ich würde das bei mir bezogen auf Frauen genauso formulieren. Einfach, weil Frauen mir sexuell so überhaupt nichts geben und es die Vorstellung für mich (!) damit total abwegig ist.
Das hat nichts, aber auch gar nichts mit meiner Einstellung zu Homosexualität zu tun!
Okay, ich würde dabei lachen und wenn jemand dabei eher angeekelt das Gesicht verzieht, ist das natürlich ganz was anderes.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #8
@ Lotusknospe

Sehe ich auch so. Verstehe halt nicht, warum immer diese Angst da ist, als "homosexuell" gehalten zu werden. Macht wenig Sinn. Glaube die haben halt dieses klassische Bild von Schwulen und naja..., ach keine Ahnung. Teilweise schon echt frustrierend sowas.

Meiner Erfahrung nach sind das häufig Männer, die sich in ihrer Männlichkeit nicht sicher bzw. bedroht fühlen und dann mit hypermaskulinem Verhalten kompensieren. Homophobie ist da immer noch integraler Bestandteil davon.

Dabei geht es weniger spezifisch um Homosexualität, als mehr darum, wofür Homosexualität in ihren Augen steht. Ich weiß aber nicht, ob dieses Wissen es leichter erträglich macht :cautious: Ich hoffe, du lässt dich davon nicht ernsthaft runterziehen. Zum Glück hat sich die Gesellschaft bei der Thematik die letzten Jahre auch viel weiterentwickelt. Weggehen wird das aber erst, wenn die "unsicheren" Männer keine Angst mehr um ihre männliche Identität haben.
 
PhesKlNachtmusi
Benutzer152150  dauerhaft gesperrt
  • #9
Weil Menschen doof sind :rolleyes:
Danke, diese Kernaussage kann man nicht oft genug betonen!
Und ja, von Zeit zu Zeit zähle ich mich selbst auch dazu. Vielleicht liegt es daran, daß noch immer häufig mit "schwul" diese plüderrosa-Fraktion assoziiert wird, respektive aber auch der Teil der Homosexuellen, die verkrampft das genaue Gegenteil beweisen wollen, aber daran merklich scheitern.

Ich hatte selber mal einen Chef, der homosexuell ist (an ihn hat mich sein Outing wirklich verstört) und ich hab nen Kollegen der (offen) homosexuell ist....und der ist wohl so ziemlich das polare Gegenteil von "schwach" (der trieft eher vor Testosteron):tongue:.

Vorurteile sind nun mal fies....und schwer auszumerzen.
Also sollte ich mal etwas als schwul beleidigend bezeichnen (ich versuche es mir abzugewöhnen), so möge man mir bitte nachsichtig sein und nur eine kleine Schubkarre Asche für mein Haupt bereitstellen.
Ich habe nichts gegen andere sexuelle Ausrichtungen....ich bin nur blöd. Und ein bischen bluna:engel:.
 
T
Benutzer164526  Verbringt hier viel Zeit
  • #10
Das kann man doch so nicht sagen, wenn schwul leider immer noch oft als etwas "negatives" angesehen wird, ein Marathon-Läufer aber keinesfalls.

Ach so, wenn also im Umkehrschluss ein Homosexueller sagt "Ich und hetero? Um Gottes Willen ...", dann ist das also in Ordnung, oder wie?
 
efeu
Benutzer122533  (35) Sehr bekannt hier
  • #11
T
Benutzer164526  Verbringt hier viel Zeit
  • #12
Oder "Ich und Investmentbanker? Um Gottes Willen ...": Da würde sich doch niemand drüber aufregen.
Nee, ich finde echt, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird.

Es muss nicht jeder alles toll finden, und es sollte durchaus zulässig bleiben, zum Ausdruck zu bringen, was man für sich persönlich unvorstellbar findet.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #13
T tiefblick77 : Das ist halt das Ding mit marginalisierten Gruppen. Wenn man nicht missverstanden werden will, kann man sich anders ausdrücken. In einer Gesellschaft, in der jede sexuelle Ausrichtung wertegleich aufgefasst wird, würde nämlich natürlich nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.

Da wir aber nicht in so einer Gesellschaft leben, besteht die Gefahr, dass ein "Ich und schwul? Um Gottes Willen..." als Degradierung verstanden wird, vor allem, wenn man nicht weiß, ob du selbst marginalisierst oder nicht. Ich finde es jetzt nicht verwerflich, sich so auszudrücken, aber ich kann auch verstehen, dass es jetzt vielleicht nicht ultrasensibel ist (muss man aber natürlich auch nicht immer sein). Ich halte "Ich und schwul? Um Gottes Willen..." jetzt aber auch nicht für sonderlich schlimm. Ich glaube, der Gott im Ausdruck würde mich vermutlich noch am meisten irritieren, vor allem in Bezug auf seine Sichtweise zu Homosexualität :zwinker:
 
myrjanna
Benutzer91827  Beiträge füllen Bücher
  • #14
"guck mal, ein Katzenbaby! #nohomo" ging mir ja schon sehr auf den Sack.
MMn haben die sich das einfach angewöhnt und sehen die Bedeutung dahinter gar nicht. Ist doch das selbe mit "boah, wie behindert ist das denn?" oder "Mathe fällt doch nicht aus, mega schwul!"
Ich hab mich gezielt irgendwann gegen dieses Vokabular entschieden (und es war mir schon dermaßen in Fleisch und Blut übergegangen, dass es echt schwierig war) und ernte selbst dafür manchmal krumme Blicke.
Wenn sich das jemals gesamtgesellschaftlich ändern wird, wird das aber noch eine ganze weile dauern.

EDIT: zu den ganzen "mit zweierlei Maß messen" jup, ist so- aber nicht, weil irgendwelche SJWs meinen, eine bestimmte Gruppe in Watte packen zu müssen, sondern weil wir bis heute nicht da angelangt sind, dass jedwede sexuelle Orientierung gleichermaßen "egal" ist.
 
simon1986
Benutzer6874  (38) Benutzer gesperrt
  • #15
Das kann man doch so nicht sagen, wenn schwul leider immer noch oft als etwas "negatives" angesehen wird, ein Marathon-Läufer aber keinesfalls.
Da hast du Recht. Wenn ich sage "Ich umd hetero? Um Gottes Willen!" dann wäre das Ironie einer Minbderheit.
Aber "schwul" gehört nun mal leider immer noch zum Diskriminierungs-Wortschatz. Beim Reden und Schreiben kann man nicht so tun als wenn alle Wörter gleich jungfäulich rein wären.
 
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J
Benutzer120063  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #50
Hach ja, es ist immer wieder schön auf Menschen zu treffen welche die Meinungsfreiheit so hoch halten. Oder für die geteilte Meinung bedeutet das man selber eine Meinung hat und alle anderen diese zu teilen haben.

Also um das mal klarzustellen: Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass solche Äußerungen irgendwie verboten gehören. Ich finde es schade, dass Menschen so denken und damit anderen Menschen das Leben schwer machen. Und es ist nicht erst schwer, wenn man körperlich attakiert wird. Gerade für Jugendliche, die ihre Sexualität erst entdecken.
Ich kann ja auch keinem verbieten zu denken, dass dunkelhäutige Menschen dumm sind - trotzdem finde ich es schlimm, wenn jemand so denkt.

Aber vorab dies, es ist Menschen aus welchen Grund auch immer, oft unangenehm sich nackt vor Menschen zu zeigenvon denen sie vermuten könnten das diese ein sexuelles Interesse haben obwohl man das selber nicht hat. Ganz egal ob diese Vermutung nun gerechtfertig ist oder nicht.
Oder um es anders zu sagen, die meisten Frauen würden sich wohl auch unwohl fühlen wenn sie unter der Dusche stehen und plötzlich kommt ein männlicher Arbeitskollege hinzu. Bei weiblichen Kollegen haben sie da oft weniger Probleme. Heißt das auch das heterosexuelle Männer grundsätzlich nicht an sich halten können, wenn sie nackte Frauen sehen?

Das kann und darf man natürlich so empfinden. Man darf sogar Scham empfinden, wenn man überhaupt nackt gesehen wird. Leider bist du gar nicht daruf eingegangen, was es mit Phasen auf sich haben könnte "in denen es nicht so läuft"?

Und Lehmann sagt nur, dass er nicht gewusst hätte wie es für ihn gewesen wäre. Ganz einfach weil dies eine Situation für ihn ist, die er so noch nicht erlebt hat und deshalb seine Reaktion nicht abschätzen kann.

Naja, er deutet schon an, dass er es unangenehm gefunden hätte, er sagt sicher nicht nur wertungsfrei, dass er seine Reaktion nicht abschätzen könnte.

Die Aussage über die Intelligenz und "das da irgendwas ist" kann man natürlich so interpretieren wie du. Man könnte natürlich auch sagen das Lehmann damit ausdrücken wollte das er nie gedacht hätte das es etwas gibt was Hitzlsperger belastet. Nämlich seine, ob nun berechtigte oder unberechtigte Angst, dass irgendjemand von seiner Homosexualität erfahren könnte.

Im Zusammenhang damit, dass Hitzelsberger ja intelligent ist, klingt es schon eher nach Verwunderung, dass dieser seinem Klischee nicht entspricht.

Jedoch, ich nehme an du hast nicht nur das ganze Interview live gesehen und nicht nur die hier eventuell aus dem zusammenhang gerissenen Zitate gelesen und zusätzlich noch mit Jens Lehmann telefoniert um dich zu versichern das deine Interpretation die Korrekte ist.

Nicht live, aber ich habs gesehen, ja. War ein Interview bei Sky. Nein, mit Jens Lehmann drüber gesprochen habe ich nicht.

Aber spielen wir das Spiel doch mal mit und nehmen jetzt mal an das Lehmann tatsächlich extrem homophob ist (wovon ich nicht wirklich überzeugt bin). Dann ist das seine Meinung und die kann man ihm schlechterdings verbieten. Man muss sie nicht gutheißen, aber ich halte es doch für arg bedenklich zu fordern das jeder gefälligst nur noch das zu denken und zu äußern hat was man selbst als gut und statthaft ansieht.

Mir ging es auch nur darum zu zeigen, dass eben auch bei ganz normalen Menschen in der heutigen Zeit noch nicht normal ist, dazu zu stehen, dass man einen gleichgeschlechtlichen Partner hat. Jens Lehmann sagt ziemlich audrücklich, dass man das verschweigen sollte, da gibts nun wenig zu interpretieren. Ja, diese Meinung darf er haben und äußern, aber die macht Homosexuellen nunmal das Leben schwer. Was ist daran für dich so schwer zu verstehen?

Noch dazu ist er weiterhin lediglich eine Einzelperson. Ihn jetzt vor den Karren zu spannen um damit eine homophobe Fussballwelt zu begründen ist irgendwie... nun leicht lächerlich. Aber das nur am Rande.

Dass ein coming out im Profifußball schwierig ist, ist wohl kaum umstritten. Schon allein statistisch müssen da doch einige ungeoutete schwule Männer sein...

Jetzt mal ehrlich, wo lebst du eigentlich? Hier in Berlin kräht kein Hahn danach ob das Pärchen das dir entgegen kommt nun aus zwei Männern, Mann und Frau oder zwei Frauen besteht. Und in allen anderen Orten wo ich hier in Deutschland war, war das genauso.

Genau darum gehts mir doch: Im Profifußball kräht eben doch ein Hahn danach. In Berlin oder Köln mag das anders sein. Aber das ist eben eher die Ausnahme. Ich kenne schwule Männer, die in San Francisco (!) aus dem Taxi geworfen wurden, weil sie sich auf dem Rücksitz geküssten haben. Ich habe selbst in einem Schwimmbad in einer deutschen Großstadt erlebt, wie der Bademeister einem schwulen Paar, das sich geküsst hat, mit dem Rauswurf gedroht hat (und nein, die haben nicht heftig und nicht-jugendfrei rumgemacht, sondern sich einfach nur geküsst, wie ca. 10 andere Paare im gleichen Schwimmbad auch - das wollte der Bademeister natürlich nicht gesehen haben, denn er war natürlich nicht homophob, sondern ihm ging es natürlich ums Küssen ganz allgemein).
Wenn kein Hahn danach kräht/krähen würde, dann ist ja alles wunderbar. Aber die Realität sieht in weiten Teilen der Welt eben doch anders aus.

Klar ein paar Idioten gibt es immer die meinen herum pöbeln zu müssen, die machen das aber Grundsätzlich weil sie vermutlich irgendwelche inneren Komplexe haben.
Aber langsam frage ich mich echt wo dieser Ort sein soll wo man als Homosexueller geteert und gefedert wird

Geteert und gefedert betrifft natürlich nicht Deutschland, aber es gibt leider noch einige Länder in dieser Welt, in denen einverständliche sexuelle Handlungen unter gleichgeschlechtlichen Partnern strafbar sind.

Ähm... ja... du verzeihst das ich mir jetzt nur den Songtext zu Gemüte geführt habe und mir nicht 9 Minuten HipHop angetan. Mit der Musikrichtung kann ich nämlich leider nichts anfangen (Disclaimer: Hiermit betone ich noch einmal, wie es sich gehört, dass ich selber zwar kein Hiphopper bin aber nur betonen kann wie mutig und toll ich es finde wenn jemand diese Musik macht)
Aber grundsätzlich wäre das Lied ja quasi sogar eher unterstützend für meine Position. Heißt es da nicht, dass es 90% egal wäre?

Nur mit dem Songtext, ohne das Video, fehlt vielleicht ein bisschen, dass da jemand seine Karriere nur unter Verleugung seiner Identität führen kann. Ja, sie sagen 90% ist es egal - aber kein Verein macht das mit, wenn du zu deiner Identität stehst, werden die Menschen nur noch das sehen, du stehst mehr im Fokus und musst mehr beweisen als alle anderen. Deshalb traut er sich am Ende nicht, dazu zu stehen. Und nicht dazu zu stehen heißt eben nicht nur, so zu tun, als ob einem das blaue Kleid der Freundin gefällt, das man in Wahrheit hässlich findet. Nicht dazu zu stehen heißt im Grunde, auf eine Beziehung zu verzichten, allenfalls sehr sehr heimlich mal jemanden zu treffen, eine Scheinbeziehung zu führen. Ist dir nicht klar, wie einschneidend es wäre, wenn du keine Beziehung haben dürfest bzw. keinesfalls eine Menschenseele von dieser erfahren dürfte?

Du siehst dich durch die Benutzung eines umgangssprachlichen Wortes zutiefst gekränkt.
Dabei vergisst du, dass dieses Wort heutzutage oft nur höchst peripher etwas mit Homosexualität zu tun hat. Es ist ein Akronym was meistenteils damit zu tun hat das alte, provozierende Aussagen (doof, scheiße usw.) heute keinen mehr vor dem Ofen hervor locken.

Das Wort "schwul" hat nicht nur peripher etwas mit Homosexualiätit zu tun, es wird synonoym dazu verwendet. Ja, das Wort hat sich in der Umgangssprache dazu entwickelt, dass es auch einfach verwendet wird, um zum Ausdruck zu bringen, dass etwas negativ ist. Aber ist dir nicht klar, dass sich genau diese doppelte Bedeutung für einige Menschen, die vielleicht noch jung und unsicher sind, Schwierigkeiten mit sich bringen kann? Als 13-jähriger, der gerade merkt, dass ihn Männer irgendwie doch mehr anziehen als Frauen, ist es vielleicht nicht so leicht, da einfach drüber zu stehen. Klar, dem gefestigten 50-jährigen schwulen Mann, der seit Jahren in einer Beziehung mit einem Mann lebt, wird das vielleicht egal sein bzw. er kann Witze drüber machen. Aber so cool kann eben nicht jeder sein. Die Suizidrate von homosexuellen Jugendlichen ist vier bis sieben Mal so hoch wie die ihrer heterosexuellen Altersgenossen. Könnte das nicht ein guter und annehmbarer Grund sein, auf die negative Verwendung des Wortes zu verzichten, weil man damit vielleicht einen winzigen Teil dazu beitragen kann, dass diese Jugendlichen sich etwas wohler fühlen können?

Ein Mensch der erklärt nicht schwul zu sein, trifft damit auch nur eine Aussage und das ist nichtmal wertend. Das wertende Element bringst ja erst du rein.

Genau. Da wird "schwul" nämlich in dem als Synonym für Homosexualität verwendet. Die negative Konnotation entsteht doch durch die andere Verwendung, nämlich zugleich aus Synonym für doof/scheiße.

Natürlich könntest du jetzt verlangen, dass niemand mehr dieses böse Wort benutzt oder maximal in einem Satz wo er dabei dreimal betont dass er damit überhaupt kein Problem hat. Aber dann würdest du ja doch Leuten etwas vorschreiben...

Nein, man muss nicht betonen, dass man kein Problem damit hat. Angesichts dessen, dass man durch die negative Verwendung des Wortes eine gegebenenfalls junge und unsichere Minderheit noch weiter verunsichert, könnte man doch einfach drauf verzichten. Es gibt doch genug andere Worte, mit denen man ausdrücken kann, wenn einem etwas nicht gefällt.
Ich glaube, du vermischst zwei Möglichkeiten der Verwendung des Wortes "schwul". Die Verwendung synonym zu Homosexualität finden die allermeisten völlig okay. Da muss man auch nicht betonen, dass man damit kein Problem hat. Ich hab auch einen Freund, der ist schwul - sagt er auch über sich selber. Etwas anderes ist aber die Verwendung des Wortes "schwul" im Sinne von "doof/eklig/hässlich". Das ist natürlich negativ. Trotzdem kennt auch jeder noch die ursprüngliche Bedeutung und beides wird verknüpft. Und das kann verunsichern und verletzen.
 
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S
Benutzer163579  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #94
Dieser Artikel ist ein gutes Beispiel für schlechten Journalismus.

Experten sagen, durch den Schritt könnten Barber zwei Drittel aller potentiellen Sponsoren wegbrechen.

Diese Headline ist geistiger Stuhlgang. Wenn man den Artikel nämlich liest sagt genau ein Experte (kein Plural) voraus das 2/3 der Sponsoren wegfallen. In wieweit Knoll nun durch den Punkt das er ein Kommunikations- und Kulturzentrum für Schwule in München leitet zum Experten für Sportmarketing wird ist mir übrigens auch nicht ganz klar, aber er macht sich ja auch nicht die Mühe seine Aussage irgendwie zu begründen.

Fakt ist hier jedoch, dass wir ja nun wissen das Barber viel Zuspruch bekommen hat. Die Massen sind begeistert, hervorragend. Warum sollte also irgendein Sponsor jetzt sagen "Hey, der ist ja schwul. Das mögen wir nicht, also weg mit dem und wir scheißen auf die Öffentlichkeitswirkung worum es beim Sponsoring ja geht"
Im Geschäftsleben zählt nämlich zunächst einmal der Umsatz. Hätte jetzt natürlich ganz Kanada entsetzt die Nase gerümpft, hätte das natürlich anders ausgesehen.

Ich gehe sogar noch weiter, wirtschaftlich könnte sich das eher positiv auf ihn aufwirken.
Vor dem Artikel sagte mir der Name zumindest gar nix und wenn man nicht gerade Leichtathletik-Fan ist, geht es den meisten wohl ähnlich. Jetzt wird sein Bekanntheitsgrad zunehmen, er bekommt mehr Aufmerksamkeit und folglich auch seine Sponsoren.

Außerdem befindet er sich ja anscheinend derzeit nicht gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere, positiv auf Koks getestet und jetzt nur 10. geworden. Das wäre wohl eher ein Grund gewesen, dass ihm Sponsoren weg brechen.

Ich will damit nicht sagen, dass Barber das jetzt aus wirtschaftlichen Interesse gemacht hat. Aber was die SZ da fabriziert hat ist mal wieder... naja kann nicht jeder zum Journalisten geboren sein.
 
M
Benutzer163957  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #96
Oder wir nehmen Trigger, ich persönlich kriege schweißnasse Hände wenn ich die Worte "Zack, Zack!" höre. Hat seine Gründe, ist aber für niemanden sonst von Relevanz. Kann ich jetzt verlangen, das niemand mehr diese Worte sagt weil immer die Gefahr besteht das ich irgendwo in der Nähe bin und mich dadurch verletzt fühle?
Das ist aber doch etwas anderes. Nämlich die persönliche Konnotation, die ein Begriff haben kann. Wenn ich eine schlechte Kindheit hatte und meine Eltern hasse, dann schwingt bei Vater oder Mutter eben eine ganz andere Bedeutung mit, als bei Menschen mit gutem Verhältnis zur Familie. Kann ich verlangen, dass alle Menschen darauf Rücksicht nehmen, besonders Fremde, vor allem, wenn ich weiß, dass die allgemein lesbare Bedeutung eben nicht identisch mit meiner ist? Nein, weil das eine rein subjektive Bedeutung ist, die anderen Menschen gar nicht automatisch klar sein kann.

Deswegen finde ich auch die Rechtfertigung "ich verwende schwul mit negativer Konnotation, möchte damit ausdrücken, dass ich etwas doof oder schlecht finde, denke dabei gar nicht an Homosexuelle oder möchte sie auch nicht beleidigen" nicht, weil das eben dann nur deine "persönliche Konnotation" ist (wie du selbst meintest: ohne Relevanz für andere), du aber von niemanden verlangen kannst, dass er nur deine persönliche Bedeutung heraus liest (falls das überhaupt geht, es kann dir ja niemand in den Kopf schauen) und nicht berechtigter Weise (weil allgemein so lesbar!) als die Bezeichnung für Homosexualität - in einer abwertenden Weise, weil du den Begriff in einen negativen Kontext verwendest.
 
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J
Benutzer120063  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #97
Worauf genau verzichten? Versuche doch einmal die nächsten Tage etwas.Überlege dir alle Möglichkeiten bei denen sich irgendjemand, egal wie unwahrscheinlich die Umstände sein sollten, beleidigt fühlen könnte ob deiner Wortwahl. Und dann vermeide es explizit diese Worte zu benutzen. Nach spätestens 1 Stunde kriegst du Schweißausbrüche und stotterst den ganzen Tag nur rum wenn du überhaupt was heraus kriegst.

Nein, gar nicht. Ich verwende Bezeichnungen für Minderheiten allgemein nicht als Schimpfwort. Ist für mich kein Problem. Ich kann mein Missfallen auch anders ausdrücken.

Gut, wir machen das jetzt mal ganz einfach. Deine Behauptung wird sich ja leicht belegen lassen. Zitiere doch einmal wo genau gesagt wurde das es weltweit für Homosexuelle keine Probleme gäbe. Da du ja von einigen sprichst, müssten das ja auch mindestens drei sein. Ich wäre aber mit einem Beleg zufrieden.

Okay, ja, ich nehme das "weltweit" zurück. Es die Behauptung bezog sich nur auf Deutschland. Wie bereits erwähnt (und hier wurden ja auch mehrere Artikel gepostet, persönliche Erfahrungen reichten dir ja nicht) ist es auch in Deutschland noch ein Problem. Und die Tatsache, dass es in anderen Ländern strafbar (!) ist, trägt sicher auch zum Gesamtgefühl bei:

Jetzt mal ehrlich, wo lebst du eigentlich? Hier in Berlin kräht kein Hahn danach ob das Pärchen das dir entgegen kommt nun aus zwei Männern, Mann und Frau oder zwei Frauen besteht. Und in allen anderen Orten wo ich hier in Deutschland war, war das genauso.
Klar ein paar Idioten gibt es immer die meinen herum pöbeln zu müssen, die machen das aber Grundsätzlich weil sie vermutlich irgendwelche inneren Komplexe haben.
Aber langsam frage ich mich echt wo dieser Ort sein soll wo man als Homosexueller geteert und gefedert wird
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Das ist ja schön, dass du es für wünschenswert hälst. In wieweit hat man sich dann aber jetzt genau mit dem Problem auseinander gesetzt nämlich Homosexualität im 21. Jahrhundert und der gesellschaftliche Umgang damit?

Ich sage doch nicht, dass darin eine außeinandersetzung liegt. Man vermeidet einfach, versehentlich jemanden zu verletzen und ein negatives Bild von Homosexualität zu zeichen. Nicht mehr - aber auch nicht weniger.

Aus irgendeinem, mir nicht näher bekannten Grund machen die meisten Menschen ja eine interessante Entwicklung durch. Sobald man ein bestimmtes Alter, bzw. einen bestimmten Punkt im Leben erreicht hat vergisst man irgendwie, wie es damals als Jugendlicher war.
In der Pubertät will man Grenzen austesten und diese überschreiten und damit auch mal gehörig die Alten provozieren. Das schlägt sich auch in der Sprache nieder.
Nun kann man dazu natürlich nicht einfach die Worte benutzen, die in der Zeit der Eltern tabu waren. Damit schockt man diese ja nicht, also muss man was anderes finden. Und umso mehr sich die Leute darüber aufregen umso besser. Dadurch ist das Wort "schwul" ja erst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen eben auch als Akronym für andere Sachen.
Sprechen wir jetzt den Jugendlichen zukünftig ab diese Phase ihrer Entwicklung zu erleben?

Oder sagen wir einfach "Hör mal, schwul ist verletzend und provozierend. Sag das nicht mehr!"
Quasi bewirkt man doch das Gegenteil, umso mehr man sich darüber aufregt umso verlockender wird es.

Ich sage doch nicht, dass alle Jugendlichen in den Knast kommen sollen, wenn sie sowas sagen. Jugendliche machen Fehler, testen Grenzen aus. Aber das heißt ja nicht, dass man das alles gutheißen muss?! Und Ent-Tabuisierung hilft auch nicht unbedingt gegen alles. Außerdem würde das ja erstmal voraussetzen, dass es eben wünschenswert ist, soetwas nicht zu sagen. Und dem Widersprichst du doch eigentlich? Du müsstest den Jugendlichen doch zurufen: "Lasst euch "schwul" als Schimpfwort nicht nehmen, benutzt das Wort - es ist super und zeigt, wie entspannt ihr seid."

Nein, weil es hier um aktive Handlungen geht die zielgerichtet gegen eine Gruppe oder Person gehen. Dabei ist es egal ob man eine Mehrheit oder eine Minderheit angreift.

Das es keine Relevanz hat ist jedoch etwas positives. Das heißt nämlich das eine Person aufgrund eines bestimmten Faktes absolut nichts unternehmen wird.
Wenn man jemanden verprügelt, also eine aktive Handlung vornimmt braucht man dazu irgendeine Art von Antrieb. Ich kann nur jemanden diskriminieren wenn ich aktiv von einem bestimmten Umstand Kentniss nehme und darauf reagiere.
Wenn ich jemanden verprügel dann habe ich dazu einen Grund. Ob ich nun sein Handy will, mir einfach langweilig ist oder was auch immer. Das muss uns nicht nachvollziehbar erscheinen, aber für den Verprügelnden hat es irgendwo Relevanz.
Das heißt auch, wenn ich Homosexuelle verprügel eben weil sie homosexuell sind, hat ihre sexuelle Ausrichtung eben doch Relevanz für mich.

Ja, keine Relevanz ist etwas positives. Wenn du es aufgrund fehlender Relevanz für dich persönlich aber nicht für nötig hältst, die entsprechende Minderheit nicht zu verletzen, sieht es aber anders aus. Dann ist "fehlende Relevanz" eben nicht positiv.
 
S
Benutzer163579  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #99
Nein, weil das eine rein subjektive Bedeutung ist, die anderen Menschen gar nicht automatisch klar sein kann.

Also ist eine Beleidigung erst dann eine Beleidigung, wenn sie einer breiten Masse bekannt ist, bzw. bekannt sein muss. Okay, das halten wir mal so fest.

Deswegen finde ich auch die Rechtfertigung "ich verwende schwul mit negativer Konnotation, möchte damit ausdrücken, dass ich etwas doof oder schlecht finde, denke dabei gar nicht an Homosexuelle oder möchte sie auch nicht beleidigen" nicht, weil das eben dann nur deine "persönliche Konnotation" ist (wie du selbst meintest: ohne Relevanz für andere), du aber von niemanden verlangen kannst, dass er nur deine persönliche Bedeutung heraus liest (falls das überhaupt geht, es kann dir ja niemand in den Kopf schauen) und nicht berechtigter Weise (weil allgemein so lesbar!) als die Bezeichnung für Homosexualität - in einer abwertenden Weise, weil du den Begriff in einen negativen Kontext verwendest.


Ich sage doch nicht, dass darin eine außeinandersetzung liegt. Man vermeidet einfach, versehentlich jemanden zu verletzen und ein negatives Bild von Homosexualität zu zeichen. Nicht mehr - aber auch nicht weniger.

Hm, das Wort doof ist ja anscheinend okay.

Das Wort "schwul" sollte ja nicht mehr verwendet werden, weil sich Menschen dadurch verletzt fühlen können. Ein Mensch kann sich ja nur dadurch verletzt fühlen wenn er von der Beleidigung Kentniss hat. Oder anders gesagt, wenn ich alleine in meiner Wohnung sitze und ich genau weiß das alle anwesenden Personen, nämlich ich selber, sich nicht durch das Wort verletzt fühlen. Oder anders gesagt, ich könnte meinen Kühlschrank eine Stunde lang als schwul anschreien. Das wäre zwar etwas seltsam, aber objektiv wird dadurch niemanden geschadet.
Anders sieht die Sache natürlich aus wenn zwei Personen anwesend sind. Da ich nicht ausschließen kann das die zweite Person sich durch das Wort verletzt fühlt. Okay, kann ich soweit nachvollziehen. Die Wahrscheinlichkeit mag im Durchschnitt, wenn man nicht gerade bevorzugt in Örtlichkeiten mit hohen Homosexuellenanteil verkehrt, gering sein aber sie ist gegeben.

Aber jetzt kommen wir wieder zu dem Wort doof. Es gibt, das müsste euch auch bekannt sein, Menschen die in ihren geistigen Fähigkeiten eingeschränkt sind. Und das bedeutet ja doof im echten Sinne des Wortes.

Man könnte jetzt natürlich noch anbringen das Menschen die geistig behindert sind leicht zu identifizieren sind weil sie gewisse, auffällige Verhaltensweise an den Tag legen. Würde ich so nicht unterschreiben, ich könnte mir allerdings vorstellen das jemand dies aufgrund besten Wissens und Gewissens meint erkennen zu kennen.

Problem sind die anderen "Doofen", das heißt Menschen die nicht als geistig behindert gelten, aber eben nicht die Hellsten sind. Damit meine ich nicht ungebildet weil man daran (zumindest theoretisch) etwas ändern könnte. Solche Menschen können auch nichts dafür, das ihr IQ etwas geringer ist.Wenn solche Menschen nun immer wieder hören mussten dass sie doof sind, könnten sie sich dann nicht verletzt fühlen wenn jemand diese Worte in ihrer Nähe benutzt?
Warum scheint es also okay zu sein, ein solches Wort zu nutzen? Weil sich "Doofe" nicht so gut artikulieren können? Oder weil man als Sympathiebetroffener für "Doofe" keine Looby hat?
Natürlich könntet jetzt auch konsequent sein und sagen "Gut, somit habe ich Kenntniss davon das sich Menschen durch das Wort doof verletzt fühlen könnten. Also benutze ich es nicht mehr, da immer die Chance besteht das ich jemanden damit auf die Füße trete."
Könnte man übrigens noch weiter ausdehnen auf "Das stinkt mir" usw. Menschen die krankheitsbedingt einen gewissen Eigengeruch haben der nicht unbedingt angenehm ist usw. Alles im übrigens Gruppen welche einen Wert von höher als eins haben.
Und jetzt versaue ich euch euer Leben wenn ihr hier konsequent bleibst, ist es mit Wahrscheinlichkeiten so eine Sache.
Eine Null-Wahrscheinlichkeit gibt es nämlich quasi nicht. Wenn du Scherben auf dem Boden wirfst besteht tatsächlich die Möglichkeit (wenn auch sehr gering), dass sich diese selbstständig zu einem Glas formen.
Ihr habt nun Kenntniss davon das es da draußen jemanden gibt (nämlich mich) der auf die Worte "Zack, Zack" reagiert. Es besteht die Gefahr das wir uns irgendwann über den Weg laufen und ihr diese Worte benutzt. Also lieber ganz darauf verzichten. Aber ich gehe noch weiter. Wie oben beschrieben besteht jederzeit die Möglichkeit, dass sich irgendjemand irgendwo durch eure Handlungen, eure Worte usw. verletzt fühlt. Das beeinhaltet im übrigen auch das vermeiden bestimmter Dinge.
Schwule die sich durch das Wort "schwul" im negativen Konsens nicht verletzt fühlen und gar nicht wollen das ihre Mitmenschen ihnen zuliebe darauf verzichten weil sie damit deutlich zeigen würden "Du bist anders, ich respektiere deine Andersartigkeit.. Die wichtigste Eigenschaft ist deine Sexualität und auf die nehme ich Rücksicht."

Ist ein Krux, was? Wie mans macht, macht mans falsch. Deshalb nochmal die Frage: Welche Eigenschaften muss eine Minderheit haben, damit sie solch einen besonderen Minderheitenschutz genießt? Ist hier die Größe von Bedeutung? Oder die Art sich ausdrücken zu können?

Okay, ja, ich nehme das "weltweit" zurück. Es die Behauptung bezog sich nur auf Deutschland. Wie bereits erwähnt (und hier wurden ja auch mehrere Artikel gepostet, persönliche Erfahrungen reichten dir ja nicht) ist es auch in Deutschland noch ein Problem. Und die Tatsache, dass es in anderen Ländern strafbar (!) ist, trägt sicher auch zum Gesamtgefühl bei:

Das beantwortet aber nicht die Frage die ich gestellt habe. Deine Aussage war:
Ja, ich will sagen, dass es für Homosexuelle heute immer noch weltweit nicht ganz unkompliziert ist, zu ihrer sexuellen Identität zu stehen. Was einige hier offenbar nicht so recht glauben - hier wurde ja vorgetragen, da gäbs doch kein Problem.

Du hast hiermit die Behauptung aufgestellt, dass hier (der ortsbezug ist dieser Thread) vorgetragen würde das Homosexuelle keine Probleme hätten.
Nun kann es durchaus sein, dass ich bei der Fülle an Text etwas überlesen habe. Doch soweit mir bekannt ist, wurde hier lediglich über die Art des Problems bzw. um die Mittel und Wege mit diesem umzugehen diskuttiert. Das hier die Behauptung aufgestellt wurde "In Deutschland gibt es keinerlei Probleme mit dem Umgang mit Homosexuellen" ist mir nicht bekannt. Daher bat ich dich um einen kurzen Beleg, also ein entsprechendes Zitat dieses Beitrages damit wir feststellen können wir hier im Irrtum ist.

Ich sage doch nicht, dass alle Jugendlichen in den Knast kommen sollen, wenn sie sowas sagen. Jugendliche machen Fehler, testen Grenzen aus. Aber das heißt ja nicht, dass man das alles gutheißen muss?! Und Ent-Tabuisierung hilft auch nicht unbedingt gegen alles. Außerdem würde das ja erstmal voraussetzen, dass es eben wünschenswert ist, soetwas nicht zu sagen. Und dem Widersprichst du doch eigentlich? Du müsstest den Jugendlichen doch zurufen: "Lasst euch "schwul" als Schimpfwort nicht nehmen, benutzt das Wort - es ist super und zeigt, wie entspannt ihr seid."

Nö, ich reagiere darauf gar nicht. Ich habe lediglich aufgezeigt das hier ein massives "Das finden wir aber nicht gut" eher kontraproduktiv ist. Des Weiteren würde ich das durchleben der Pubertät und die aktive Weiterentwicklung der Sprache jetzt nicht gerade als Fehler bezeichnen. Wenn dem so wäre, würden wir heute ja noch alle wie Walter von der Vogelweide sprechen oder gar, uns durch Grunzlaute verständigen. Das ist nunmal ein Prozess der nicht nur "nützliche" Worte beeinhaltet sondern auch scheinbar überflüssige.
Mal ganz davon abgesehen ist Grenzen austesten und sie aktiv überschreiten genauso wichtig für die Entwicklung einer Gesellschaft.Ich weiß ja nicht wie du zu vorehelichen Geschlechtsverkehr stehst, nehmen aber mal an das du ihn durchaus praktiziert hast. Es ist noch gar nicht so lange her, da war das nicht unbedingt so cool.
Und ich nehme an in deiner Jugend hast du auch einige Dinge gemacht die du heute noch gut heißt, die aber deine Eltern, Lehrer usw. vollkommen daneben fanden.
Also war dann dein überschreiten der Grenzen okay, aber heutige Jugendliche machen damit Fehler?

Ja, keine Relevanz ist etwas positives. Wenn du es aufgrund fehlender Relevanz für dich persönlich aber nicht für nötig hältst, die entsprechende Minderheit nicht zu verletzen, sieht es aber anders aus. Dann ist "fehlende Relevanz" eben nicht positiv.

Ich halte es deshalb nicht für nötig weil mir klar ist, dass ich lediglich nach bestem Wissen und Gewissen handeln kann. Jede aktive Handlung bzw. der Verzicht darauf kann jemanden verletzten. Ich kanna auf die indiduellen Bedürfnisse bestimmter Personen zwar Rücksicht nehmen, aber nicht auf die einer nicht näher bekannten Gruppe, es sei denn ich stelle vorher bestimmte Vorgaben auf wie diese Gruppe gefälligst zu sein hat.
Nehmen wir mal hier die Schwulen die sich durch das Wort "schwul" im negativen Kontext verletzt fühlen
Wenn ich also auf diese eine, bestimmte Gruppe mehr Rücksicht nehme als auf eine andere, hebe ich damit ja ihre Abnormalität hervor. Damit nehme ich aber keine Rücksicht mehr auf die Gruppe welche eine besondere Rücksichtnahme gar nicht wünscht. Woher nimmst du dir das Recht hervor zu entscheiden welche Gruppe nun schützendswerter ist?

Um das mal an einem Beispiel zu verdeutlichen. Ich kann zwar nicht mit einem Schwulen in meinem engeren Bekanntenkreis dienen, aber mit einem Muslimen.
Wir treffen uns jeden Morgen auf Arbeit an der Kaffeemaschinen, ich mache Witze über seine Herkunft und er über meinen geistigen Zustand (da er einer der wenigen ist, den dieser Fakt bekannt ist)
Ich persönlich würde nicht wollen, dass dies aufhört und er auch nicht. Wenn er also hier auf meine unterstellten Bedürfnisse Rücksicht nehmen würde und ich auf seine, würde mich das vielleicht nicht verletzen aber sehr stören.

Desweiteren sehe ich nicht den Sinn dahinter auf bestimmte Worte zu verzichten. Soweit ich das richtig heraus lese, setzt sich ja niemand für ein aktives Verbot des Wortes ein. Das heißt diejenigen welche wirklich (aus welchem Grund auch immer) homophob sind und dies aktiv nach außen zeigen wollen werden sich davon recht wenig beeindruckt sehen.

Und wenn du mal ein paar Minuten Zeit hast, beantworte dir selber (nur dir selber, niemand anderem) folgende Frage: Verzichtest du auf bestimmte Worte, solidarisierst dich mit bestimmten Minderheiten usw. tatsächlich deshalb weil dir diese dir nicht persönlich bekannte Gruppe am Herzen liegt? Oder tust du es nur, damit du dich selber besser fühlst weil du damit ja deinen Teil für Königin und Vaterland (hier der Einsatz gegen Diskriminierung) getan hast?

Zum Schluss noch die Frage des Tages: Darf ein Schwuler, der Einfachheit nehmen wir jetzt mal einen der unter seiner Homosexualität tatsächlich schon zu leiden hatte, das Wort "schwul" im negativen Kontext verwenden, nicht Sexualitätsbezogen? Also wieder das Beispiel "Dieser Drink ist schwul!"

Drohbriefe und Osterhasenkopf vor der Tür: Lokalpolitiker Schütze erstattet Anzeige

Nicht zum ersten Mal sei in einem beleidigenden Brief auch seine Homosexualität an den Pranger gestellt worden.

Nun, über die Indiskutabilität dieser Sache brauchen wir ja nicht zu reden, auch das es strafbar ist. Aber auch hier wieder die Gretchenfrage: In wieweit kann eine Einzelperson bzw. eine kleine Gruppe von... unangenehmen Gestalten als Gradmesser für die Homophobie in Deutschland gelten? Und außerdem möchte ich nicht wissen wie viele Drohbriefe Politiker so im Durchschnitt bekommen.
 
J
Benutzer120063  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #100
Oder anders gesagt, ich könnte meinen Kühlschrank eine Stunde lang als schwul anschreien. Das wäre zwar etwas seltsam, aber objektiv wird dadurch niemanden geschadet.

Ja, das volle Zustimmung. Das ist völlig unproblematisch.

Die Wahrscheinlichkeit mag im Durchschnitt, wenn man nicht gerade bevorzugt in Örtlichkeiten mit hohen Homosexuellenanteil verkehrt, gering sein aber sie ist gegeben.

Du kannst dir natürlich die Mühe machen und das jeweils abschätzen, wie hoch da die Wahrscheinlichkeit ist. Ich finde es einfacher, das Wort nicht in dieser Bedeutung zu verwenden.

Aber jetzt kommen wir wieder zu dem Wort doof. Es gibt, das müsste euch auch bekannt sein, Menschen die in ihren geistigen Fähigkeiten eingeschränkt sind. Und das bedeutet ja doof im echten Sinne des Wortes.

Ich sehe, dass es mit diesem Wort prolematisch sein kann. Es fragt sich aber, ob sich jemand tatsächlich dieser Gruppe zugehörig fühlt. Das bezweifele ich. "Geistig behindert" oder "behindert" hingegen würde ich tatsächlich auch nicht gerne als Schimpfwort verwenden.

Welche Eigenschaften muss eine Minderheit haben, damit sie solch einen besonderen Minderheitenschutz genießt? Ist hier die Größe von Bedeutung? Oder die Art sich ausdrücken zu können?

Da kann man sicher verschiedene Grenzen ziehen. Ich finde es eben bei Homosexuellen besonders wichtig, weil diese zumindest in der Jugend oft besondere Probleme mit ihrer Identität haben. Es mag pradox anmuten, aber vielleicht ist das gerade der Tatsache geschuldet, dass die sexuelle Orientierung eben nicht von außen erkennbar ist (wie z. B. Hautfarbe) und dass man damit (auch, aber nicht nur deshalb) vielleicht erstmal ganz allein ist (anders eben als bei ethnischer Herkunft oder Religionszugehörigkeit, die man ja i. d. R. zumindest mit der Familie gemein hat).

"In Deutschland gibt es keinerlei Probleme mit dem Umgang mit Homosexuellen" ist mir nicht bekannt. Daher bat ich dich um einen kurzen Beleg, also ein entsprechendes Zitat dieses Beitrages damit wir feststellen können wir hier im Irrtum ist.

Ich habe dein Zitat doch angebracht. Du meintest, dass in Berlin und andere Städten "kein Hahn danach kräht" und das sei in allen anderen Orten genauso.

"Das finden wir aber nicht gut" eher kontraproduktiv ist.

Das sehe ich nicht so. Demzufolge dürfte man ja auch nicht vor den Folgen von Alkohol und Drogen warnen, weils das ganze ja nur noch attraktiver macht. Natürlich testen Jugendliche Grenzen aus und probieren sich aus. Aber ebenso versucht man doch zu vermitteln, was gut und was nicht so gut ist.

Mal ganz davon abgesehen ist Grenzen austesten und sie aktiv überschreiten genauso wichtig für die Entwicklung einer Gesellschaft.

Hier sagt doch keiner, dass jeder Jugendliche, der sowas einmal sagt, sofort lebenslänglich bekommen soll? Aber Grenzen austesten/überschreiten (sprachlich) setzt ja schon voraus, dass es da irgendeinen Wertemaßstab gibt. Also etwas, dass die erwachsenen "nicht gut" finden.

Ich weiß ja nicht wie du zu vorehelichen Geschlechtsverkehr stehst, nehmen aber mal an das du ihn durchaus praktiziert hast. Es ist noch gar nicht so lange her, da war das nicht unbedingt so cool.

Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Voreherlicher Geschlechtverkehr tut (heute) keinem weh - damals gab es aber auch gute Gründe dafür, dass man das nicht machte (nämlich weil eine ledige schwangere Frau ganz schön doof dastand und das mit der Verhütung noch nicht so sicher war).

Und ich nehme an in deiner Jugend hast du auch einige Dinge gemacht die du heute noch gut heißt, die aber deine Eltern, Lehrer usw. vollkommen daneben fanden.

Und da ist es doch passend, dass mir Eltern/Lehrer aufgezeigt haben, was nicht richtig ist und warum?

Also war dann dein überschreiten der Grenzen okay, aber heutige Jugendliche machen damit Fehler?

Ähm, nein? Alle Menschen machen Fehler. Grenzen testen ist normal und kann trotzdem auch falsch sein. Je nachdem. Sicherlich gehört mal "schwul" zu sagen nicht gerade zu den allerschlimmsten Jugendsünden. Trotzdem sehe ich nicht, was daran verkehrt sein sollte, seinem Kind zu erklären, dass und warum "schwul" meiner Ansicht nach kein Schimpfwort sein sollte.

Nehmen wir mal hier die Schwulen die sich durch das Wort "schwul" im negativen Kontext verletzt fühlen

Ich erklär es jetzt nochmal: Es geht nicht darum, dass jemand sich beleidigt fühlt - der kann sicher drüber stehen. Es geht darum, dass jemand, der sowieso noch nicht zu sich selbst gefunden hat noch weiter verunsichert wird. Sich nicht traut, seine sexuelle Identität zu leben, weil er Angst hat, dafür verachtet zu werden.

Wenn ich also auf diese eine, bestimmte Gruppe mehr Rücksicht nehme als auf eine andere, hebe ich damit ja ihre Abnormalität hervor. Damit nehme ich aber keine Rücksicht mehr auf die Gruppe welche eine besondere Rücksichtnahme gar nicht wünscht. Woher nimmst du dir das Recht hervor zu entscheiden welche Gruppe nun schützendswerter ist?

Ich glaube kaum, dass es jemandem auffallen wird, wenn du das Wort "schwul" nicht als Schimpfwort verwendest. Ich wurde jedenfalls noch nie auf das Fehlen des Wortes "schwul" in meinem Fluch-Vokabular angesprochen.

Das heißt diejenigen welche wirklich (aus welchem Grund auch immer) homophob sind und dies aktiv nach außen zeigen wollen werden sich davon recht wenig beeindruckt sehen.

Ja, klar, die kommen natürlich noch hinzu um diesen unsicheren jungen schwulen Menschen Sorgen zu bereiten. Das ist schlimm genug, deshalb möchte ich nicht dazu beitragen, dass jemand noch weiter verunsichert wird.
 
S
Benutzer163579  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #101
Du kannst dir natürlich die Mühe machen und das jeweils abschätzen, wie hoch da die Wahrscheinlichkeit ist. Ich finde es einfacher, das Wort nicht in dieser Bedeutung zu verwenden.

Da die Wahrscheinlichkeit niemals Null sein kann macht das nur wenig Sinn dies abzuschätzen.

Ich sehe, dass es mit diesem Wort prolematisch sein kann. Es fragt sich aber, ob sich jemand tatsächlich dieser Gruppe zugehörig fühlt. Das bezweifele ich. "Geistig behindert" oder "behindert" hingegen würde ich tatsächlich auch nicht gerne als Schimpfwort verwenden.

Meine Erinnerungen sind jetzt nicht mehr die frischsten, aber soweit ich weiß war, als das mit der aktiven Antidiskriminierung usw. anfing es überhaupt verpönt das Wort "schwul" zu benutzen weil es damals tatsächlich ein Schimpfwort in jeder Bedeutung war. Homosexuell war das einzig legitime Wort dafür. Heutzutage ist das anders, da darf man einen Schwulen ungestraft als schwul bezeichnen was an der Homosexuellenbewegung an sich liegt.. Da muss ich auch sagen, chaupeau.

Natürlich wird sich niemand als doof bezeichnen, aber wenn es als Schimpfwort verwendet wurde um jemanden immer wieder seine geistige Begrenztheit aufzuzeigen (was nichtmal eine offensichtliche Behinderung sein muss) kann dieses Wort genauso verletzten. Es hat hier ja eine negative Bedeutung. Oder wird das Wort erst dann nicht mehr in diesem Kontext okay sein wenn sich solche Menschen selber als doof bezeichnen?

Da kann man sicher verschiedene Grenzen ziehen. Ich finde es eben bei Homosexuellen besonders wichtig, weil diese zumindest in der Jugend oft besondere Probleme mit ihrer Identität haben. Es mag pradox anmuten, aber vielleicht ist das gerade der Tatsache geschuldet, dass die sexuelle Orientierung eben nicht von außen erkennbar ist (wie z. B. Hautfarbe) und dass man damit (auch, aber nicht nur deshalb) vielleicht erstmal ganz allein ist (anders eben als bei ethnischer Herkunft oder Religionszugehörigkeit, die man ja i. d. R. zumindest mit der Familie gemein hat).

Ach komm, Probleme mit der Identität hat doch jeder Jugendliche und oft genug fühlt er sich ganz alleine. Mal ganz davon abgesehen, wenn ein 13-jähriger erklärt das er schwul ist muss ich innerlich schmunzeln. In dem Alter ist man nämlich noch nicht schwul. Die sexuelle Entwicklung ist noch gar nicht abgeschlossen. Dazu später noch mehr.

Aber jetzt doch mal zu den Grenzen. Darf ich das so verstehen das nur jemand das Recht hat sich verletzt zu fühlen wenn er gefälligst grundsätzlich erstmal mit seinem Problem alleine dazustehen hat? Oder wie genau definierst du jetzt die Grenze zwischen "Du musst besonders beschützt werden" und "Sorry, für dich kann ich nix tun. Wärste mal schwul und nicht dumm geworden."

Ich habe dein Zitat doch angebracht. Du meintest, dass in Berlin und andere Städten "kein Hahn danach kräht" und das sei in allen anderen Orten genauso.

Korrekt sagte ich, das ich es noch nicht erlebt habe das es hier in Berlin ein signifikantes Problem damit gibt und dies in allen anderen Städten in Deutschland die ich besucht habe genauso war. Nun habe ich aber noch nicht ganz Deutschland besucht. Gleichzeitig sagte ich auch das es immer irgendwelche Idioten gibt die gegen andere Menschen vorgehen müssen. Oder anders gesagt, wenn morgen die Welt von einem Anti-Homostrahl getroffen wird und es nur noch heterosexuelle Menschen gibt, würden diese Gestalten sich eine andere Gruppe suchen die sie aktiv angreifen können.

Desweiteren erwähnte ich, dass es durch historisch bedingte Gegebenheiten durchaus noch eine große Gruppe gibt welche Homosexualität zwar innerlich ablehnen, aber nichts unternehmen weil es für sie keine Priorität hat.

Wichtig ist aber nur die erste Gruppe, die aktiv Diskriminierende. Bei der anderen wären wir wieder beim Kühlschrankbeispiel.

Das sehe ich nicht so. Demzufolge dürfte man ja auch nicht vor den Folgen von Alkohol und Drogen warnen, weils das ganze ja nur noch attraktiver macht. Natürlich testen Jugendliche Grenzen aus und probieren sich aus. Aber ebenso versucht man doch zu vermitteln, was gut und was nicht so gut ist.
Es kommt immer darauf wie man davor warnt. Und ja, auch viele der Antidrogen und Alkohol Kampagnen finde ich einfach nur lächerlich und kontraproduktiv.

Mal ganz davon abgesehen, und das bezieht sich auf viele Themen bin ich der Meinung, wenn man Jugendliche nicht behandeln würde als wären sie ein bissel blöde im Kopf und endlich mal anfangen würde alle Seiten einer Sache gegenüber ihnen anzusprechen und dann sagen "Jetzt kennst du alle Fakte entscheide dich was du tust." Hätten wir viel weniger Probleme mit Drogen, Alkohol oder politischem Extremismus.

Hier sagt doch keiner, dass jeder Jugendliche, der sowas einmal sagt, sofort lebenslänglich bekommen soll? Aber Grenzen austesten/überschreiten (sprachlich) setzt ja schon voraus, dass es da irgendeinen Wertemaßstab gibt. Also etwas, dass die erwachsenen "nicht gut" finden.

Du bist die einzige die immer was von "lebenslänglich" sagt, ich habe dir nie unterstellt das du oder jemand anderes das fordert. Aber Wertemaßstabe verändern sich, deshalb auch die Sache mit der Kuppelei. Wer sagt denn das die Wertemaßstäbe die wir heute als gut und richtig errachten auch wirklich korrekt sind? Hast du die selben Wertemaßstäbe wie deine Eltern?
Ich meine stell dir mal vor irgendwann hätte jemand gesagt "Die Wertemaßstäbe welche die Erwachsenen jetzt haben sind die korrekten und alles was sich in Zukunft daran verändert." Wäre ziemlich Scheiße wenn man das in Deutschland meinetwegen in den 40ern beschlossen hätte. Dann könnten wir hier nicht schreiben sondern müssten Synagogen anzünden. Übrigens auch ein gutes Beispiel dafür was passiert wenn man alle Jugendlichen auf bestimmte als "Richtig" gesehene Werte einschwört. Da stehen uns Deutschen ja immer besonders rosige Zeiten bevor.

Und da ist es doch passend, dass mir Eltern/Lehrer aufgezeigt haben, was nicht richtig ist und warum
Really? Du kannst auf deine Jugend zurück blicken und sagen. "Was immer meine Eltern und meine Lehrer mir gesagt haben war immer vollkommen korrekt auch wenn ich anderer Meinung war."
Wenn ich das machen würde, wäre ich heute zum Beispiel der Meinung das Linkshänder gefälligst zu Rechtshändern umerzogen werden sollten.

Ich erklär es jetzt nochmal: Es geht nicht darum, dass jemand sich beleidigt fühlt - der kann sicher drüber stehen. Es geht darum, dass jemand, der sowieso noch nicht zu sich selbst gefunden hat noch weiter verunsichert wird. Sich nicht traut, seine sexuelle Identität zu leben, weil er Angst hat, dafür verachtet zu werden.


Interessant übrigens, aber das nur mal am Rande, ist seid der Enttabuisierung des Themas die Zahl von Männern mit homosexuellen Kontakten stark zurück gegangen ist (wer da genaueres wissen will kann sich gerne mal Volkmar Sigusch zu Gemüte führen)
Also entweder die Menschen in Deutschland sind heute homophober als vor 40 Jahren oder nicht jeder Jugendliche der mal homosexuelle Erfahrungen hatte ist wirklich schwul und freut sich darüber wenn sich der weltoffene Bürger gleich auf ihn stürzt um sich mit ihm zu solidarisieren und ihn ermutigt seine Andersartigkeit auszuleben weil sie ganz normal ist.

Aber jetzt mal ehrlic, wir spielen das jetzt mal durch. Da sitzt also ein Homosexueller in einer Bar der sich gerne outen würde. Wenn ich jetzt einen Drink bestelle und dann sage "Der schmeckt schwul" dann fühlt er sich dadurch so verunsichert das er sagt "Oh nein, ich werde dafür verachtet werden. Dann lassen wir das mal lieber."
Es gibt sicherlich Gründe wieso einige Menschen Angst davor haben für ihre Sexualität verachtet zu werden. Aber das hier die Verwendung eines einzelnen Wortes essentiell dafür ist, das sehe ich doch eher anders.
Oder geht es hier um das typische Affenprinzip, nichts sehen, nichts hören, ncihts sagen. "Hey, niemand verwendet mehr schwul als Schimpfwort. Jetzt können sie alle aus ihrem Versteck kommen! Ist das Leben nicht schön?"

Ähm, nein? Alle Menschen machen Fehler. Grenzen testen ist normal und kann trotzdem auch falsch sein. Je nachdem. Sicherlich gehört mal "schwul" zu sagen nicht gerade zu den allerschlimmsten Jugendsünden. Trotzdem sehe ich nicht, was daran verkehrt sein sollte, seinem Kind zu erklären, dass und warum "schwul" meiner Ansicht nach kein Schimpfwort sein sollte.
Das kannst du sicherlich tun, es ist ja deine Meinung. Allerdings musst du im Zweifelsfall dann halt auch tolerieren wenn dein Kind da anderer Meinung ist und das eben besonders in dem Kontext das dieses Wort dann halt eine andere Bedeutung für das Kind hat und nichts mit der Sexualität zu tun.

Ich glaube kaum, dass es jemandem auffallen wird, wenn du das Wort "schwul" nicht als Schimpfwort verwendest. Ich wurde jedenfalls noch nie auf das Fehlen des Wortes "schwul" in meinem Fluch-Vokabular angesprochen.
Also wenn das Thema des Threads sich nicht massiv geändert hat, ist das ja auch nicht essentiell. Es geht ja nicht darum, dass du gefälligst ab sofort das Wort schwul zu verwenden hast, egal in welchem Kontext. Es ist nicht deine Persönlichkeit, gehört nicht zu deinem Wesen und das ist auch gut so.

Aber jetzt guck mal an dich runter, welche Hose du gerade trägst. Nehmen wir mal an irgendjemand könnte sich durch diese Hose in irgendeiner Weise verunsichert/verletzt ect. fühlen. Sofern es nciht dein Lieblingshose ist oder du umstandshalber nur eine hast, wäre es für dich keine große Einschränkung sie nicht mehr zu tragen.. Aber du würdest hier doch ein Stück deiner Persönlichkeit, deines Wesens aufgeben denn aus irgendeinem Grund hast du sie ja gekauft.
Ein Stück RiaSommer das stirbt, vielleicht ist das sogar ganz angenehm für die Gesellschaft weil die Hose extrem hässlich ist, aber glaubst du wirklich das alle Menschen die durch diese Hose evtl. gefährdet sein könnten wollen würden das du sie aufgibst? Das du dich veränderst für sie?
Das ist sicherlich ein recht abstraktes Beispiel, aber ich hoffe du verstehst worum es geht.
 
M
Benutzer163957  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #102
Natürlich wird sich niemand als doof bezeichnen, aber wenn es als Schimpfwort verwendet wurde um jemanden immer wieder seine geistige Begrenztheit aufzuzeigen (was nichtmal eine offensichtliche Behinderung sein muss) kann dieses Wort genauso verletzten. Es hat hier ja eine negative Bedeutung. Oder wird das Wort erst dann nicht mehr in diesem Kontext okay sein wenn sich solche Menschen selber als doof bezeichnen?
Jemand der immer "hässlich" genannt wurde, wird sich am Begriff "hässlich" stören, jemand der als "Langweiler" gemobbt wurde, an "langweilig". Da sind wir wieder beim der persönlichen Konnotation.
Aber jetzt kommen wir wieder zu dem Wort doof. Es gibt, das müsste euch auch bekannt sein, Menschen die in ihren geistigen Fähigkeiten eingeschränkt sind. Und das bedeutet ja doof im echten Sinne des Wortes.
Die allgemeine Bedeutung von doof ist: einfältig und beschränkt, aber auch uninteressant, langweilig und ärgerlich; es bezeichnet keine festgelegte oder definierbare Gruppe, oder einen bestimmten "Typ Mensch" oder dessen Verhaltensweisen und grundsätzliche Befähigung und kann sowohl auf Menschen als auch auf Sachen bezogen werden
Es ist immer beleidigend/wertend, niemals neutral. Wer Menschen mit geistiger Behinderung generell als "doof" bezeichnet, drückt schon damit aus, dass er nicht viel von diesen Menschen hält.
Auch wenn ich einen einzelnen Menschen doof nenne, hat das völlig kontextfrei immer einen beleidigenden Charakter für die bezeichnete Person, der Interpretationsspielraum ist sehr begrenzt (Ironie wäre so ein Mittel, durch das es anders gemeint wäre, als gesagt; das müsste dann aber durch Kontext oder Betonung deutlich werden). Und beim Sprecher schwingt in der Äußerung "doof" immer ein persönliches Missfallen mit!
Du kannst einen Vortrag von Stephan Hawking berechtigterweise doof finden, weil er dich langweilt. Du kannst das Wetter doof finden, weil du dich ärgerst, dass dein geplanter Tagesausflug ins Wasser fällt. Du kannst einen Menschen insgesamt doof finden, oder nur eine seiner Verhaltensweisen oder eine einzelne Aussage von ihm, die dir auf die Nerven geht. Doof (ebenso wie häßlich, schön, interessant, nervig, eklig, angenehm) ist nicht objektiv mit Ja oder Nein zu beantworten, sondern ist immer subjektive Äußerung. In meinen Augen/aus meiner Perspektive ist jemand oder etwas doof, häßlich, schön, eklig, langweilig, lustig; ich werde aber i.d.R keine allgemeine Zustimmung dafür erwarten können, oder es kann zumindest immer jemanden geben, der das berechtigterweise anders sieht.

Kannst du als subjektive Aussage deinen Cocktail "schwul" bezeichnen? Ja, bestimmt - nur was möchtest du dann eigentlich damit sagen und was sagt das über deine Sichtweise?
Warum wählst du ausgerechnet dieses Wort um dein Missfallen deutlich zu machen, was genau möchtest du mit "schwul" ausdrücken, welche Worte würdest du synonym zur Beschreibung verwenden? Passiert das wirklich frei von schwul=homosexuell und damit assoziierten klischeehaft zugeschriebenen Eigenschaften und Vorurteilen? Und wie losgelöst davon können andere Menschen deine Verwendung verstehen, oder was sind berechtigte Interpretationen? Und wieso ist die Verwendung für dich ein wichtiger Ausdruck oder Bestandteil deines Wesen/deiner Persönlichkeit? Und die Fragen meine ich tatsächlich ernst, die Antworten würden mich interessieren.

Bisher habe ich niemanden (ich kann mich zumindest nicht erinnern) etwas als "schwul" bezeichnen hören, was nicht im Kontext als eine Abgrenzung zu einer stereotypen Männlichkeit fungiert hätte.
Da sind wir auch wieder bei dem Titel des Threads.
Schwul als Schimpfwort bedient sich bei der Konnotation häufig aus einer Schublade, in der "weiblich" steckt, (wie auch das sehr deutlich abwertende "tuntig" und "tuckig" - beide Worte haben ein starkes Augenmerk auf das "feminine Gebaren"-Klischee eines Homosexuellen) und wird für "weiblich" bis abwertend "weibisch" besetzte Eigenschaften verwendet: unmännlich, schwach, körperlich unterlegen, dramatisch/hysterisch, weich, irrational, eitel/aufs äußere Bedacht, launisch, rosa/pink, gefühlsbetont/emotional, empfindlich, süß, besorgt, (über)fürsorglich etc.

Der Cocktail wird (soweit ich das mitbekommen habe ) deshalb als "schwul" bezeichnet, weil jemand ausdrücken will, dass er ihm wahlweise "zu rosa", "zu süß", "zu schwach", zu "tuntig" oder zu sehr Frauen/Weiber/Pussygetränk ist.

Emotional ansprechende Inhalte in sozialen Netzwerken teilen mit "#nohomo" dahinter, "schwul" als Schimpfwort für vermeintlich "weibische" Dinge, Eigenschaften und Verhaltensweisen - das erscheint wie eine permanente und reflexhafte Selbstvergewisserung/Rekonstruktion eines stereotypen (heterosexuellen) Männlichkeitsbegriff und somit werden abwertende und "entmännlichende" Vorurteile gegenüber homosexuellen Männern immer reproduziert und gleichzeitig auch noch sexistische Klischees gegenüber Frauen genutzt und verfestigt und abgegrenzt;
"Schwul" als Schimpfwort wurde (in den mir bekannten Kontexten) immer mit diesem sexistischen und klischeehaften Bezug verwendet;
andererseits wird es vielleicht tatsächlich teilweise schon als allgemeines "mag ich nicht/ finde ich kacke" verwendet - aber wie soll man als Rezepient das dann unterscheiden und wie kann man verhindern, dass es dadurch wiederum zu einer unbewussten negativen Wahrnehmung/Konnotation des allgemeinen Begriffes für Homosexualität kommt? Schon allein deswegen weil es das gleiche Wort ist und die Möglichkeit der Assoziation oder eines Rückbezuges oder einer Wechselwirkung immer irgendwie bestehen bleibt.

Beispiel: Ich bezeichne (beleidige) einen Autofahrer, der einen Auffahrunfall verursacht hat als schwul. Woher soll er (und eventuelle andere Zuhörer) jetzt wissen, ob ich ihn/seinen Fahrstil jetzt "nur" schlecht finde, oder ob ich sexistisch darauf anspielen will, dass er "wie eine Frau"/"kein richtiger Mann" fährt, ihn einfach plump als schwul bezeichne, weil ich homosexuell als eine hervoragende Beleidigung für einen (heterosexuellen) Mann ansehe, oder ich ihn aufgrund seines Autos/Kleidungsstil/Verhaltens/what ever als tatsächlich homosexuell einstufe und ihn über seine mutmaßliche sexuelle Orientierung angreifen/beleidigen will? Alle Deutungen sind möglich und es ist schwer abzugrenzen, was wo mitschwingt und alle Deutungsmöglichkeiten sind durch den Kontext eindeutig negativ aufgeladen, unabhängig von meiner Intention.

Ob ich will oder nicht, die Verwendung von "schwul" in einem negativen Kontext, erschafft ein Spannungsfeld/einen Interpretaionsrahmen, in dem es immer wertend bis beleidigend in Bezug auf Homosexualität interpretiert/verstanden werden kann, egal wie es gedacht ist; dadurch das es noch keine eindeutig voneinander losgelöste und unbeeinflussende Parallel-Existenz der Begriffsverwendungen von
1. schwul="wertfrei homosexuell" zu
2a. schwul=Schimpfwort -> abwertend "weiblich"/vorurteilsbehaftete Sichtweise auf Homosexuelle und somit auch immer eindeutig mit Rückbezug/Wechselwirkung auf 1.
und
2b. "schwul"=Schimpfwort ("neutrales" schlecht/mag ich nicht) gibt.

Es gibt sicherlich Gründe wieso einige Menschen Angst davor haben für ihre Sexualität verachtet zu werden. Aber das hier die Verwendung eines einzelnen Wortes essentiell dafür ist, das sehe ich doch eher anders.
Oder geht es hier um das typische Affenprinzip, nichts sehen, nichts hören, ncihts sagen. "Hey, niemand verwendet mehr schwul als Schimpfwort. Jetzt können sie alle aus ihrem Versteck kommen! Ist das Leben nicht schön?"

Sprache und Denken sind eng miteinander verbunden und haben eindeutige Auswirkungen aufeinander . Nicht nur kann Sprache Ausdruck einer Einstellung oder Weltsicht sein, sie kann umgekehrt auch Einstellungen und Weltsicht prägen. Das gilt sowohl für Einzelne, als auch für eine Gesellschaft. Natürlich wird ein Wortverzicht oder eine Änderung der Begrifflichkeit nicht automatisch vor Diskriminierung/Ablehnung schützen oder zwingend die Denkweise jedes einzelnen verändern; aber wie soll Diskriminierung/Abwertung/Vorverurteilung/Klischee aus den Köpfen verschwinden, wenn Vorurteile und Abwertungen immer wieder sprachlich reproduziert, gefestigt oder neu erstellt werden (und sei es nur durch uneindeutigen/missverständlichen Gebrauch)?
 
Zuletzt bearbeitet:
Papalapap
Benutzer138994  (42) Meistens hier zu finden
  • #103
Beispiel: Ich bezeichne (beleidige) einen Autofahrer, der einen Auffahrunfall verursacht hat als schwul. Woher soll er (und eventuelle andere Zuhörer) jetzt wissen, ob ich ihn/seinen Fahrstil jetzt "nur" schlecht finde, oder ob ich sexistisch darauf anspielen will, dass er "wie eine Frau"/"kein richtiger Mann" fährt, ihn einfach plump als schwul bezeichne, weil ich homosexuell als eine hervoragende Beleidigung für einen (heterosexuellen) Mann ansehe, oder ich ihn aufgrund seines Autos/Kleidungsstil/Verhaltens/what ever als tatsächlich homosexuell einstufe und ihn über seine mutmaßliche sexuelle Orientierung angreifen/beleidigen will? Alle Deutungen sind möglich und es ist schwer abzugrenzen, was wo mitschwingt und alle Deutungsmöglichkeiten sind durch den Kontext eindeutig negativ aufgeladen, unabhängig von meiner Intention.
Na er soll es garnicht wissen. Wenn ich einen Autofahrer beleidigen will mit schwul ist es unerheblich, wie er es aufasst. Denn ich will ihn ja beleidigen. Und wenn er sich noch beleidigter fühlt wie ich es vorhatte zu tun, na um so besser. Das war dann doch das Ziel was ich damit erreichen wollte.
 
M
Benutzer163957  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #104
Denn ich will ihn ja beleidigen.
Das ist schon klar. Beleidigen soll es in dem Beispiel auf alle Fälle, aber eigentlich nur den konkreten Fahrer. Es geht aber gerade um die Frage, inwiefern "schwul" als Schimpfwort/Beleidigung lösgelöst von der allgemeinen Bezeichnung schwul=homosexuell verwendet und verstanden werden kann, bzw. ob es gerechtfertigt ist, hinter "schwul" als Schimpfwort, egal für was, eine generelle Abwertung und Abgrenzung oder Beleidigung von Homosexualität/Homosexuellen zu sehen oder nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
A
Benutzer160853  Sehr bekannt hier
  • #105
Ich bin ein wenig verwundert. In meinem vermutlich normalen Umfeld kommt der Ausdruck "Schwul" jenseits von Homosexualität nicht vor. Etwas ist wahlweise öde, langweilig, einfältig usw.
Daher wundere ich mich über gemachte Erfahrungen in diesen Zusammenhang.

Der Kern der Sache ist aber doch grundsätzlich, ob eine "Sprachbereinigung" den Betroffenen hilft. Sprache und Denken gehören sicherlich zusammen, aber ändert ein "Unwort" gleich den Diskurs einer Gesellschaft? Ich bin sehr skeptish.
Im Zweifel kann jede Zuschreibung sprachlich missbraucht werden. Es wäre ein Kampf gegen einen Januskopf.
Ich halte es für den besseren Weg die Betroffenen zu stärken. Dies ist im Kleinen vermutlich sogar nicht wichtiger als in irgendwelchen Metadebatten. Ich bin davon überzeugt, dass Vorurteile bei persönlichen Kontakten ohnehin instabil werden.

Off-Topic:
Die künstliche Aufgeregtheit wird an einem Beispiel von zwei Outings im Sport. Deutschland war glücklich als es seinen ersten schwulen Fußballer gefunden hatte und die jahrelang, teils hysterische, Suche beendet wurde. Als es den ersten schwulen Boxer an der Weltspitze gab war dies in der Fachpresse sehr,sehr randständig. Dazu muss man wissen, dass besagter Boxer auch noch aus Mittelamerika kommt, ergo einem sehr katholisches Gebiet
 
F
Benutzer162422  Verbringt hier viel Zeit
  • #106
Es gibt so "Klischee-Schwule" - die wirken dann eher schwach bzw. fast weiblich in ihrer Art. Die sprechen mich dann auch nich an. Ich würde mich selber als bi einschätzen aber mit Kerlen ... da mag ich nur wenn so muskulöse knallharten Sex haben und zum Beispiel so Anime/Hentai (Yaoi ... wo die Kerle alle so "hübsch" gezeichnet sind) mag ich gar nich obwohl ich das mit weiblichen Charakteren durchaus mag.

Ich denke viele kennen halt nur das - und wissen deshalb nicht, dass es durchaus auch viele "echte Kerle" gibt bei den Schwulen (also richtig muskulös). Und das führt dann auch mal zu Fehlinterpretationen wenn ein Kerl sich weibilch verhält bzw. wirkt und man meint er sei schwul (was nich bei allen der Fall ist).

Bei Frauen gibt es ja auch dieses "Butches" und "Femme" wo eine davon sehr burschikos und männlich wirkt und dann abwertend "Kampflesbe" gesagt wird - obwohl nich alle die nach außen so wirken lesbisch sind. (Und nich mal in allen homosexuellen Beziehungen bei Frauen es diese Aufteilung gibt.)
 
S
Benutzer163579  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #107
Jemand der immer "hässlich" genannt wurde, wird sich am Begriff "hässlich" stören, jemand der als "Langweiler" gemobbt wurde, an "langweilig". Da sind wir wieder beim der persönlichen Konnotation.

Und das gilt dann beim Wort schwul nicht weil?



Die allgemeine Bedeutung von doof ist: einfältig und beschränkt, aber auch uninteressant, langweilig und ärgerlich; es bezeichnet keine festgelegte oder definierbare Gruppe, oder einen bestimmten "Typ Mensch" oder dessen Verhaltensweisen und grundsätzliche Befähigung und kann sowohl auf Menschen als auch auf Sachen bezogen werden

Wo wir wieder den Punkt haben. Doof kann heute für viele Dinge gelten und muss nicht zwangsläufig etwas mit der Intelligenz zu tun haben. Allerdings liegt das auch an der sprachlichen Entwicklung, das selbe was wir jetzt bei dem Wort schwul erleben. Warum ist es da nicht okay?



Du kannst einen Vortrag von Stephan Hawking berechtigterweise doof finden, weil er dich langweilt. Du kannst das Wetter doof finden, weil du dich ärgerst, dass dein geplanter Tagesausflug ins Wasser fällt. Du kannst einen Menschen insgesamt doof finden, oder nur eine seiner Verhaltensweisen oder eine einzelne Aussage von ihm, die dir auf die Nerven geht. Doof (ebenso wie häßlich, schön, interessant, nervig, eklig, angenehm) ist nicht objektiv mit Ja oder Nein zu beantworten, sondern ist immer subjektive Äußerung. In meinen Augen/aus meiner Perspektive ist jemand oder etwas doof, häßlich, schön, eklig, langweilig, lustig; ich werde aber i.d.R keine allgemeine Zustimmung dafür erwarten können, oder es kann zumindest immer jemanden geben, der das berechtigterweise anders sieht.

Wenn man diesen Gedanken konsequent zuende denkt, kann ich ihn auch schwul finden. Doof heißt nunmal in seiner ursprünglichen Bedeutung geistig beschränkt. Das ist ja nun Hawking sicherlich nicht. Wenn es in Bezug auf langweilig genutzt wird, wird damit dieses Wort in einem Sinne verwendet der sich erst später entwickelt hat. Das selbe haben wir dann beim Wort schwul.



Kannst du als subjektive Aussage deinen Cocktail "schwul" bezeichnen? Ja, bestimmt - nur was möchtest du dann eigentlich damit sagen und was sagt das über deine Sichtweise?

Vielleicht ist Cocktail hier ein schlechtes Beispiel, weil dann natürlich jeder ein rosafarbenes Getränk vor Augen hat. Mit dem Wort schwul würde ich nun tatsächlich aussagen das er eher schlecht war. Ich benutzte nun das Wort schwul nicht soo häufig, entgegen dem was man vermuten möge.

Was das über meine Sichtweise sagt? Witzigerweise gar nichts, denn ich verwende lediglich einen Termini aus der Jugendsprache der nicht viel mit der ursprünglichen Bedeutung zu tun hat. Es sagt vielleicht maximal über meine Sichtweise aus, dass ich auch mit über 30 noch Begriffe aus dem heutigen Jugendslang verwende. Ob ich das tue weil ich tatsächlich im Herzen jung geblieben bin oder ob ich versuche damit die Realität aus Haarausfall und Steuererklärungen in den Hintergrund zu rücken würde jetzt sicherlich zu weit führen.



Warum wählst du ausgerechnet dieses Wort um dein Missfallen deutlich zu machen, was genau möchtest du mit "schwul" ausdrücken, welche Worte würdest du synonym zur Beschreibung verwenden? Passiert das wirklich frei von schwul=homosexuell und damit assoziierten klischeehaft zugeschriebenen Eigenschaften und Vorurteilen? Und wie losgelöst davon können andere Menschen deine Verwendung verstehen, oder was sind berechtigte Interpretationen?



Wie gesagt, die passende Beschreibung wäre wohl "nicht so toll" und damit wirklich frei von Eigenschaften und Vorurteilen. Was nun andere Menschen da rein interpretieren ist zweigeteilt. Die Person zu der ich das sage wird mich kennen und es deshalb richtig verstehen. Was eventuell Dritte die irgendwo in Hörweite sind da hinein interpretieren ist im wesentlichen ihr eigenes Problem.



Und wieso ist die Verwendung für dich ein wichtiger Ausdruck oder Bestandteil deines Wesen/deiner Persönlichkeit? Und die Fragen meine ich tatsächlich ernst, die Antworten würden mich interessieren.

Ich hatte es weiter oben schon erwähnt, es geht mir nicht explizit um dieses eine Wort. Das verwende ich tatsächlich nur selten, es geht mir allgemein darum das man das Gut der Redefreiheit nicht allzu leicht davon geben sollte. Weil man selbst mit den besten Intentionen da durchaus einen gefährlichen Weg einschlagen würde. Für viele Menschen hört Rede/Meinungsfreiheit leider da auf, wo es nicht mehr mit ihrer eigenen Meinung konform geht. Für mich aber nicht.

Wer entscheidet am Ende was persönliche Konnotation ist und was nicht?



Der Cocktail wird (soweit ich das mitbekommen habe ) deshalb als "schwul" bezeichnet, weil jemand ausdrücken will, dass er ihm wahlweise "zu rosa", "zu süß", "zu schwach", zu "tuntig" oder zu sehr Frauen/Weiber/Pussygetränk ist.

Wie gesagt, Cocktail war tatsächlich ein schlechtes Beispiel. Ein Cocktail der in rosa daher kommt würde ich maximal noch scherzhaft als "Oh, wie männlich" bezeichnen. Oder ihn wahrscheinlich einfach kommentarlos trinken, weil ich ihn ja bestellt habe.






Emotional ansprechende Inhalte in sozialen Netzwerken teilen mit "#nohomo" dahinter, "schwul" als Schimpfwort für vermeintlich "weibische" Dinge, Eigenschaften und Verhaltensweisen - das erscheint wie eine permanente und reflexhafte Selbstvergewisserung/Rekonstruktion eines stereotypen (heterosexuellen) Männlichkeitsbegriff und somit werden abwertende und "entmännlichende" Vorurteile gegenüber homosexuellen Männern immer reproduziert und gleichzeitig auch noch sexistische Klischees gegenüber Frauen genutzt und verfestigt und abgegrenzt;

"Schwul" als Schimpfwort wurde (in den mir bekannten Kontexten) immer mit diesem sexistischen und klischeehaften Bezug verwendet;

andererseits wird es vielleicht tatsächlich teilweise schon als allgemeines "mag ich nicht/ finde ich kacke" verwendet - aber wie soll man als Rezepient das dann unterscheiden und wie kann man verhindern, dass es dadurch wiederum zu einer unbewussten negativen Wahrnehmung/Konnotation des allgemeinen Begriffes für Homosexualität kommt? Schon allein deswegen weil es das gleiche Wort ist und die Möglichkeit der Assoziation oder eines Rückbezuges oder einer Wechselwirkung immer irgendwie bestehen bleibt.

Auch das ist wieder ein Problem des Empfängers. Für den Anfang würde ich erstmal den Kontext vorschlagen. Sieh es mal so, wenn dein Freund zu dir sagt "Ohje, der Gummi ist gerissen" während ihr auf einer Fahrradtour seid wird das sicherlich für dich auch eine andere Bedeutung haben als wenn er es während einer Kuschelstunde sagt, oder?



Ob ich will oder nicht, die Verwendung von "schwul" in einem negativen Kontext, erschafft ein Spannungsfeld/einen Interpretaionsrahmen, in dem es immer wertend bis beleidigend in Bezug auf Homosexualität interpretiert/verstanden werden kann, egal wie es gedacht ist; dadurch das es noch keine eindeutig voneinander losgelöste und unbeeinflussende Parallel-Existenz der Begriffsverwendungen von

1. schwul="wertfrei homosexuell" zu

2a. schwul=Schimpfwort -> abwertend "weiblich"/vorurteilsbehaftete Sichtweise auf Homosexuelle und somit auch immer eindeutig mit Rückbezug/Wechselwirkung auf 1.

und

2b. "schwul"=Schimpfwort ("neutrales" schlecht/mag ich nicht) gibt.

Das kann aber jedes Wort sein, dir ist ja die persönliche Konnotation so wichtig. Die ist hier aber auch gegeben.



Sprache und Denken sind eng miteinander verbunden und haben eindeutige Auswirkungen aufeinander . Nicht nur kann Sprache Ausdruck einer Einstellung oder Weltsicht sein, sie kann umgekehrt auch Einstellungen und Weltsicht prägen. Das gilt sowohl für Einzelne, als auch für eine Gesellschaft. Natürlich wird ein Wortverzicht oder eine Änderung der Begrifflichkeit nicht automatisch vor Diskriminierung/Ablehnung schützen oder zwingend die Denkweise jedes einzelnen verändern; aber wie soll Diskriminierung/Abwertung/Vorverurteilung/Klischee aus den Köpfen verschwinden, wenn Vorurteile und Abwertungen immer wieder sprachlich reproduziert, gefestigt oder neu erstellt werden (und sei es nur durch uneindeutigen/missverständlichen Gebrauch)?



Gegenfrage, wie soll Diskriminierung/Ablehnung verschwinden wenn immer wieder eine positive Diskriminierung statt findet? Der Mensch an sich ist ein Neidhammel sondersgleichen und wenn er das Gefühl hat das er gegenüber jemand anderem zu kurz kommt pisst ihn das unglaublich an. Gleichfalls wird es immer Demagogen geben die genau das ausnutzen um Hass zu schüren. Historisch gesehen kann man das am Antisemitismus beweisen. Der war ja nun keine Erfindung des österreichischen Postkartenmalers sondern ist ein jahrhunderte altes Phänomen. In der breiten Bevölkerung aber nicht dadurch gefestigt dass man diese ganze Kreuzigungssache so eng sah, sondern am vermeintlichen Wohlstand des Juden. Der kam aber aus einem einfachen Grund zustande, Juden durften Geld verleihen was Christen verboten war. Ich sage jetzt nicht das Schwulenbars brennen wenn es gesellschaftlicher Usus wird aus Rücksicht auf eine bestimmte Gruppe dieses Wort zu vermeiden. Aber die Saat ist gesäht und normal wird es damit nie werden.
 
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