• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Verraten von der Gesellschaft?

T
Benutzer183292  (29) Ist noch neu hier
  • #1
Das ist mein erster Beitrag und ich hoffe das es ok ist das ich meine Gedanken und Geschichte einfach Teile.
Ich wurde mit 14 Jahren das erste mal von einem Praktikanten in der Schule missbraucht (dieser leitet heute ein öffentliches Amt).
Als ich es 2019 meiner Direktorin mitteilte, damit man präventiv etwas für andere Kinder an der Schule tun kann und nochmal dafür sensibilisiert wird, dass es überall passiert, wurde ich kurzerhand aus dem Büro geworfen nachdem man mir sagte, dass es 10 Jahre her sei und ich drüber hinwegkommen solle.
Mit Anfang 16 wurde ich dann von einem ca. 26 Jährigen missbraucht und mit ca. Mitte 16 schließlich das erste mal von einem 33 Jährigen vergewaltigt als ich bei ihm wohnte, weil ich von zuhause weggelaufen bin und nicht wusste wohin ich sonst sollte.
Das war mein erstes Mal.
Ich dachte bis vor kurzem noch ich wäre wirklich mit ihm zusammen gewesen und dass es alles zwar außergewöhnlich sei aber trotzdem irgendwie normal. Bis heute fällt es mir schwer das richtig einzuordnen als das was es war obwohl ich es objektiv verstanden habe.
Nicht einer seiner Freund*innen rief die Polizei oder sagte mir, dass es unrecht ist was da passiert und das es Strafbar ist. Im Gegenteil, er wurde dafür gefeiert.
Nur wenige Wochen später wurde ich von meinem Chef der ca. 35 Jahre alt war nach dem Feierabend vergewaltigt.
Als ich 17 Jahre alt war und endlich in meine erste eigene Wohnung zog lauerte der nächste und bösartigste Mensch dem ich jemals begegnet bin. Der der meine Seele systematisch und voller Kalkül restlos zerstörte.
Auch er war Mitte bis Ende zwanzig und auch da dachte ich naives kleines dummes Mädchen, dass ich mit ihm zusammen sei. Auch da machte niemand seinen Mund auf und versuchte mir irgendwie zu helfen. Im Gegenteil man führe mich immer wieder vor als sei ich ein Stück Fleisch ohne Seele und setzte mich immer wieder unter Drogen. Die Dinge die dort passiert sind erspare ich euch an dieser Stelle. Doch heute bin ich davon überzeugt, dass er mich darauf vorbereitet hat mich anschaffen zu schicken. Nun vielleicht denken sich jetzt einige von euch: "krass, all das ist wirklich passiert?" Nun es kommt noch besser denn ich wollte nicht lernen, nicht verstehen und nicht akzeptieren, dass die Welt keine gute ist und man niemandem trauen solltest. Man weiß nie...
Also fuhr ich mit ca. 18-19 Jahren mit meiner Klasse nach Paris.
Ich wollte ausgehen aber niemand sonst hatte Lust. Ich dachte ich kann auch alleine Spaß haben und tanzen gehen. Ich wollte nicht abhängig von anderen Menschen sein. Musik hat mich für kurze Zeit vergessen lassen.
Es kam jedoch wie es kommen musste und ich lernte jemanden kennen. Er war auch Mitte bis Ende zwanzig. Der Club schloss und wir beschlossen in einen anderen zu gehen. Tja was soll ich sagen. Ich stieg in sein Auto und kam nie an diesem Club an.
All die Jahre dachte ich diese Männer hätten das Recht dazu gehabt. "Dafür bin ich ja als Frau da". Das wurde mir von Anfang an klar vermittelt und ich verstand rein gar nichts. Ich hatte keinen Vergleichswert und dachte die Welt sei nun mal so.
Ihr kennt meine Geschichte jetzt im groben und nun, die Frage an jeden einzelnen von euch.
Würdest du dich von der Gesellschaft verraten fühlen, wenn du daran denkst, dass niemand etwas gesagt oder gemacht hat? Würdest du dich verraten fühlen, weil du angst haben musst das man dir nicht glaubt und vielleicht auch noch versucht dich zu irgendwas zu beschuldigen? Würdest du dich verraten fühlen, wenn nur 8,5% der Anklagen vor Gericht verurteilt werden? Würdest du dich verraten fühlen, wenn du weißt, dass wenn du endlich die Kraft haben wirst aufzustehen und für dich vor Gericht zu kämpfen und das Prozedere auszuhalten und wenn es dann wirklich zu einer Verurteilung kommen sollte, du dich darauf einstellen musst, dass es keine Haftstrafe sein wird nachdem du deine Jugend verloren hast? Ich will nicht pathetisch sein aber stell dir einmal vor deine Seele ist tot und du kannst nichts außer entweder Leere oder unerträglichen Schmerz spüren ohne zu verstehen warum es so ist. Stell dir dann vor, dass du bis auf deine Schule/ Studium und Therapie fast nur im Bett liegst und knapp 10 Jahre vergehen und du aus deinem Delirium aufwachst, dein schweigen endlich brechen kannst und anfängst zu verstehen, dass es doch nicht deine Schuld war. Würdest du dich verraten fühlen? Würdest du dich verraten fühlen, dass so wenige aufstehen und insbesondere so wenig Männer Stellung beziehen und nicht versuchen ihre Mutter/Schwesten/Töchter usw. zu beschützen? Wie sollen wir eure Kinder gesund erziehen können, wenn offiziell von jeder Dritten Frau 50% an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden?
 
U
Benutzer177622  Meistens hier zu finden
  • #2
Natürlich ist es schlimm, was dir passiert ist.
Aber Verrat? Nein, so empfinde ich es nicht. Damit hält man sich nur selbst in der Opferposition.
Die Verjährungsfristen sind mit Absicht so lang und starten erst, wenn das Opfer volljährig ist.
Es gibt viel Hilfe und Unterstützung.
Von wem verlangst du denn, dass er "aufsteht"? Und was sollen diejenigen konkret tun? In wie fern fühlst du dich von wem verraten?
 
T
Benutzer183292  (29) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #3
Vom Staat und somit indirekt auch von uns als Gesellschaft. Ich verstehe nicht wie erwachsene Menschen das auch noch für gut heißen konnten. Es waren "normale gebildeten gutverdienenden" Menschen. Ich fühle mich auch verraten, wenn ich sehe das meine Seele in Augen des Staates nichts Wert zu sein scheint bei den Strafen die verhängt werden.
Zum Punkt der Opferposition kann ich nur sagen das man hier differenzieren muss. Niemand dem sowas passiert ist stellt sich gerne in die Opferposition, deswegen dauert es auch so lange bis Geschädigte begreifen was passiert ist oder ihr schweigen brechen. Die Frage ist nur was tolerieren wir als Gesellschaft und da sprechen die Zahlen denke ich mal für sich.
 
Zuletzt bearbeitet:
T
Benutzer183292  (29) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #4
Wie kann z.B. sowas in einem Rechtsstaat wie Deutschland im Jahr 2021 passieren?
 

Anhänge

  • IMG_5142.jpg
    IMG_5142.jpg
    108,9 KB · Aufrufe: 13
Zuletzt bearbeitet:
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #5
Finde ich das Maß, mit dem manche straffällig gewordene Menschen belangt werden gerecht? Nein. Insbesondere dann nicht, wenn es dabei um soetwas wie das persönliche „Ehrgefühl“ oder verwandte Werte beim Täter geht und dieser dafür weniger streng belangt wird.
Ich verstehe, dass du dich allein gelassen fühlst. Dein Leben klingt nicht leicht und es ist durchaus eine „Spirale der Eskalation“ zu erkennen. Jedoch kann ich dir aus vollem Herzen sagen, dass nicht alle Männer so sind. Dass die Mehrheit der Männer so nicht ist. Und das ist gut und wichtig, denn genau das ermöglicht vieles. Die Mehrheit der Männer möchte keine Frauen vergewaltigen. Das ist auch kein Beziehungsideal oder etwas, was man sich im Tausch für „Liebe“ gefallen lassen musst.
Es tut mir unfassbar Leid, dass dir das widerfahren ist. Noch mehr tut es mir Leid, dass du dich damit scheinbar alleingelassen fühlst. Hast du schonmal versucht, dich an den Weißen Ring zu wenden? Ich könnte mir vorstellen, dass du dort den Support bekommst, den du brauchst, um dich behaupten zu können und um langfristig die Weichen umzustellen für ein besseres Leben mit Männern, die dir gut tun. Das, was dir passiert ist, ist falsch und es ist gut, dass du überlebt hast. Jetzt gilt es, dir dein Leben zurückzuholen. Dafür kann professionelle Hilfe sinnvoll sein, denn gerade wenn man viele negative Erfahrungen erleidet, „lernt“ das Gehirn, dass diese okay sind — und das sind sie nicht. Hier wird Arbeit von Nöten sein, aber diese wird sich lohnen. Einerseits, um damit abzuschließen und andererseits, um trotz dieser Erfahrungen zu lernen, wie man sich ein glückliches und erfüllendes Leben aufbaut.
 
Zuletzt bearbeitet:
T
Benutzer183292  (29) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #6
Erstmal vielen Dank für deine Nachricht! Ich glaube nicht das alle Männer so sind aber wir Leben in einer Gemeinschaft in der wir uns umeinander kümmern sollten, besonders wenn wir uns im Vergleich zu vielen anderen Ländern in einer privilegierten Position befinden. Mir scheint es so als ob die Moral und das Verantwortungsgefühl zur Mitgestaltung, sowie das Bewusstsein dafür das wir alle tatsächlich etwas bewirken können immer weiter verloren geht. Gemeinsam können wir so stark sein...
Es gibt z.B. mittlerweile einige wenige Männer die das Thema in der Öffentlichkeit diskutieren und vieles anprangern, was mich hoffen lässt. Wir brauchen leider die Unterstützung der Männer doch viele gehen z.B. gerne schnell in die Abwehrhaltung und thematisieren lieber dass sie sowas nicht tun würden und dass die meisten gut sind. Sind sie damit Teil der Lösung oder Teil des Problems?
Es funktioniert offensichtlich nicht uns Frauen in der Erziehung Präventiv vorzubereiten. Dafür sind die Mechanismen und Voraussetzungen nicht gegeben. Es ist nicht nur unser Problem, es ist auch ein strukturelles und gesellschaftliches.
Ich bin seitdem ich 17 Jahre alt bin in Therapie (jetzt 26 Jahre alt) und habe auch einen sehr guten Therapeuten. Ich habe Gott sei dank endlich auch einen guten Anwalt und jegliche Unterstützung von meiner Mutter. Ich selbst studiere Psychologie und setzte mich selbstverständlich intensiv mit den Mechanismen und Auswirkungen auseinander und dennoch bin ich gefangen.
Auf Grundlage all meiner Informationen, ob nun objektive oder auch subjektive. Dieses Zusammenspiel aus beiden Perspektiven hat mich verstehen lassen das Sex etwas ist das so kitschig es sich vielleicht anhören mag tief mit unserer Seele verbunden ist. Da geht etwas essenzielles verloren das so auch nicht wieder zurückzuholen sein wird. Ich sage nicht das es keinen Ausweg aus dieser Falle gibt aber es ist wichtig das wir anfangen zu verstehen was es eigentlich wirklich für einen Menschen bedeutet.
 
Zuletzt bearbeitet:
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #7
Ich stimme dir zu, dass es nicht damit getan ist, zu sagen, man müsse den Mädchen und Frauen beibringen, sich zu schützen. Das Ziel sollte immer sein, dass alle innerhalb unserer Gesellschaft friedlich und sicher leben und sich so weit, wie es die anderen nicht negativ beeinträchtigt, ausleben können. Und ja, ich finde es absolut richtig, zu sagen, dass niemand Angst haben sollte, lediglich aufgrund seiner oder ihrer Geschlechtszugehörigkeit Opfer von illegalen Taten zu werden. Und ja: gerade mit Erziehung kann vieles bewirkt werden. Es können zum Beispiel gesündere Wege vermittelt werden, um mit Frust und Ohnmachtsgefühlen umzugehen — aber damit ist es eben nicht getan, denn es gibt einen deutlich höheren Anteil an Menschen, die raus aus dem Alter sind, dass sie „erzogen“ werden. Sie betrifft das genauso und jemand, der sagt, dass er oder sie nicht angefasst werden möchte überwiegt mit dem Recht auf körperliche Selbstbestimmung das Recht der anderen auf „Tradtition“ und „das haben wir schon immer so gemacht, warum sollten wir es jetzt ändern, nur weil sich ein paar Gören aufregen“. Ich finde den Einwand „nicht alle sind so“ gut, denn er macht Hoffnung — allerdings schwierig, wenn er zu Relativierung der Erfahrungen von Menschen, die entsprechendes durchlitten haben, genutzt wird. Hier sollte klarer abgegrenzt werden.
Hier im Forum kann man aus meiner Sicht durchaus recht gute Diskussionen zu dem Thema führen, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob du das mit diesem Thread bezwecken magst, weshalb ich ganz unverblümt frage: was suchst du in diesem Thread? Rat? Beistand? Verständnis? Oder magst du einfach erzählen? Auch das ist völlig in Ordnung. Es wäre aber hilfreich, zu wissen, in welche Richtung es gehen soll, um dir das zu geben, was du hier suchst.
Davon ab klingst du wie jemand, der selbst einen solchen „Untergrund“ zum Wachsen nutzen kann. Lass dich nicht entmutigen. Du scheinst auf einem guten Weg zu sein.
 
U
Benutzer183259  (52) Verbringt hier viel Zeit
  • #8
Das ist mein erster Beitrag und ich hoffe das es ok ist das ich meine Gedanken und Geschichte einfach Teile.
Ich wurde mit 14 Jahren das erste mal von einem Praktikanten in der Schule missbraucht (dieser leitet heute ein öffentliches Amt).
Als ich es 2019 meiner Direktorin mitteilte, damit man präventiv etwas für andere Kinder an der Schule tun kann und nochmal dafür sensibilisiert wird, dass es überall passiert, wurde ich kurzerhand aus dem Büro geworfen nachdem man mir sagte, dass es 10 Jahre her sei und ich drüber hinwegkommen solle.
Mit Anfang 16 wurde ich dann von einem ca. 26 Jährigen missbraucht und mit ca. Mitte 16 schließlich das erste mal von einem 33 Jährigen vergewaltigt als ich bei ihm wohnte, weil ich von zuhause weggelaufen bin und nicht wusste wohin ich sonst sollte.
Das war mein erstes Mal.
Ich dachte bis vor kurzem noch ich wäre wirklich mit ihm zusammen gewesen und dass es alles zwar außergewöhnlich sei aber trotzdem irgendwie normal. Bis heute fällt es mir schwer das richtig einzuordnen als das was es war obwohl ich es objektiv verstanden habe.
Nicht einer seiner Freund*innen rief die Polizei oder sagte mir, dass es unrecht ist was da passiert und das es Strafbar ist. Im Gegenteil, er wurde dafür gefeiert.
Nur wenige Wochen später wurde ich von meinem Chef der ca. 35 Jahre alt war nach dem Feierabend vergewaltigt.
Als ich 17 Jahre alt war und endlich in meine erste eigene Wohnung zog lauerte der nächste und bösartigste Mensch dem ich jemals begegnet bin. Der der meine Seele systematisch und voller Kalkül restlos zerstörte.
Auch er war Mitte bis Ende zwanzig und auch da dachte ich naives kleines dummes Mädchen, dass ich mit ihm zusammen sei. Auch da machte niemand seinen Mund auf und versuchte mir irgendwie zu helfen. Im Gegenteil man führe mich immer wieder vor als sei ich ein Stück Fleisch ohne Seele und setzte mich immer wieder unter Drogen. Die Dinge die dort passiert sind erspare ich euch an dieser Stelle. Doch heute bin ich davon überzeugt, dass er mich darauf vorbereitet hat mich anschaffen zu schicken. Nun vielleicht denken sich jetzt einige von euch: "krass, all das ist wirklich passiert?" Nun es kommt noch besser denn ich wollte nicht lernen, nicht verstehen und nicht akzeptieren, dass die Welt keine gute ist und man niemandem trauen solltest. Man weiß nie...
Also fuhr ich mit ca. 18-19 Jahren mit meiner Klasse nach Paris.
Ich wollte ausgehen aber niemand sonst hatte Lust. Ich dachte ich kann auch alleine Spaß haben und tanzen gehen. Ich wollte nicht abhängig von anderen Menschen sein. Musik hat mich für kurze Zeit vergessen lassen.
Es kam jedoch wie es kommen musste und ich lernte jemanden kennen. Er war auch Mitte bis Ende zwanzig. Der Club schloss und wir beschlossen in einen anderen zu gehen. Tja was soll ich sagen. Ich stieg in sein Auto und kam nie an diesem Club an.
All die Jahre dachte ich diese Männer hätten das Recht dazu gehabt. "Dafür bin ich ja als Frau da". Das wurde mir von Anfang an klar vermittelt und ich verstand rein gar nichts. Ich hatte keinen Vergleichswert und dachte die Welt sei nun mal so.
Ihr kennt meine Geschichte jetzt im groben und nun, die Frage an jeden einzelnen von euch.
Würdest du dich von der Gesellschaft verraten fühlen, wenn du daran denkst, dass niemand etwas gesagt oder gemacht hat? Würdest du dich verraten fühlen, weil du angst haben musst das man dir nicht glaubt und vielleicht auch noch versucht dich zu irgendwas zu beschuldigen? Würdest du dich verraten fühlen, wenn nur 8,5% der Anklagen vor Gericht verurteilt werden? Würdest du dich verraten fühlen, wenn du weißt, dass wenn du endlich die Kraft haben wirst aufzustehen und für dich vor Gericht zu kämpfen und das Prozedere auszuhalten und wenn es dann wirklich zu einer Verurteilung kommen sollte, du dich darauf einstellen musst, dass es keine Haftstrafe sein wird nachdem du deine Jugend verloren hast? Ich will nicht pathetisch sein aber stell dir einmal vor deine Seele ist tot und du kannst nichts außer entweder Leere oder unerträglichen Schmerz spüren ohne zu verstehen warum es so ist. Stell dir dann vor, dass du bis auf deine Schule/ Studium und Therapie fast nur im Bett liegst und knapp 10 Jahre vergehen und du aus deinem Delirium aufwachst, dein schweigen endlich brechen kannst und anfängst zu verstehen, dass es doch nicht deine Schuld war. Würdest du dich verraten fühlen? Würdest du dich verraten fühlen, dass so wenige aufstehen und insbesondere so wenig Männer Stellung beziehen und nicht versuchen ihre Mutter/Schwesten/Töchter usw. zu beschützen? Wie sollen wir eure Kinder gesund erziehen können, wenn offiziell von jeder Dritten Frau 50% an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden?


Wenn Du Hilfe von "der Gesellschaft" erwartest, muss "die Gesellschaft" zuerst einmal über die Missbräuche Bescheid wissen.
Ich habe lange nicht verstanden, warum sich überhaupt so wenige Frauen zeitnah trauen, den Missbrauch zur Anzeige zu bringen und verstehe es bis heute nicht restlos.
Nur wie soll ein Rechtsstaat nach vielen Jahren die Tat beweisen, wenn Aussage gegen Aussage steht?
Die Chancen sind halt deutlich besser, wenn sehr zeitnah Beweise aufgenommen werden.

Wie hätte ich Dich denn schützen können, wenn ich zB Dein Vater wäre?
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #9
Es gab schon sehr sehr gute Beiträge hier, denen ich nichts hinzufügen kann und möchte.

Ich versuche aktuell noch zu verstehen, was genau dein Anliegen hier ist.
Ich verstehe absolut, dass du die Gesellschaft an sich anklagst..das System. Nur ist das System eine Summe ihrer Teile. Es ist keine Person, die man anklagen kann. Aber dein Ziel könnte es sein, dir deinem Ärger, deiner Enttäuschung und dem Verrat von schlechten Menschen Luft zu machen. Das verstehe ich. Ist es aber das einzige Ziel deines Beitrags?
Vielleicht möchtest du auch darauf aufmerksam machen, was in der Welt wirklich passiert. Das ist auch absolut legitim und es wissen noch lange nicht alle und manche wollen es nicht wahrhaben oder lieber wegignorieren.

Als Student der Psychologie wirst du dich sicherlich auch mit ein paar Menschanismen der Menschnlichen Psyche auseinandergesetzt haben. Manche tragen dazu bei, dass solche Verbrechen nicht aufgeklärt werden. Psychische Krankheiten und Persönlichkeitsstörungen nähren diese Situation und pflanzen sich auch von Generation zu Generation fort.

Es gibt mit Sicherheit viele Ansätze um die Situation zu verbessern, auch darüber kann man hier diskutieren. Wie bei allen komplexen Problemen mit vielen Gründen, sind auch die Lösungen nicht einfach, sonsten sehr komplex. Das macht die Diskussion darüber auch komplex und nicht jeder kennt sich mit der Materie gut genug aus, um da einen Überblick zu haben. Auch diese Diskussion ist legitim und wichtig.

Vielleicht willst du auch alles 3....ich bin mir aber nicht so richtig sicher...weshalb ich hier frage, sonst kann ich auch nicht richtig auf dich eingehen, was ich bei einem solchen Thema nicht möchte.
 
T
Benutzer183292  (29) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #10
Was ich hier möchte ist eine sehr gute Frage. Ich bin leid ruhig zu sein und zu schweigen. Ich möchte das Menschen verstehen.
Das passiert einfach zu oft und ist zu selbstverständlich in dieser Gesellschaft. Ich kann verstehen, wenn das für Außenstehende schwer nachzuvollziehen ist was ich oder Menschen wie ich meinen, wenn sie das sagen. Es sind keine kranken Menschen die sowas tun auch ja aber die Masse sind Menschen wie du und ich. Das ist was meiner Meinung nach wichtig ist zu Hinterfragen.
Um dieses Konstrukt von außen Verstehen zu können muss man viele verschiedene Parameter berücksichtigen.
Zum einen sind es Gesellschaftliche Strukturen wie Rollenbilder, Medien und aber auch der Austausch untereinander und der Umgang mit einander etc.. Zum anderen haben wir intrapsychische Prozesse/ Modelle, Gedankenkonstrukte, bestimmte Interpretationsschemata und Vorerfahrungen etc. die eine Rolle bei der Verarbeitung der Ereignisse bei Geschädigten spielen. Das selbe gilt auf Täterseite. Weitergehen haben wir noch den Staat, der untätig dabei zuguckt wie Frauen zerstört werden. Ich konnte das Dilemma lange verstehen, dass man sagt "Aussage gegen Aussage" und das es schwierig sei, da etwas zu beweisen aber was ich nicht verstehen kann ist warum man sich diesem Problem nicht anpasst und indirekte Verfahren findet um herauszufinden, ob die Geschädigten einen Nachteil dadurch erfahren haben.
Psychische Störungen kommen ja nicht aus dem nichts und eine PTBS bekommt man nicht mal eben so.
In der Wissenschaft haben wir auch oft das Problem, Dinge nicht direkt messen können also muss man da anders rangehen um seine beweise zu sammeln. Wir wären doch keine Menschen, wenn wir für sowas keine Lösungen finden könnten. Das macht uns doch so einzigartig.
Ich möchte hier meine Geschichte teilen und würde mir wünschen, wenn Menschen sich Grundsätzlich ohne sich direkt ein Urteil zu bilden erstmal versuchen zu verstehen, wie sich das aus der Innensicht anfühlen muss. Ich möchte im ersten Schritt erstmal an eure Menschlichkeit appellieren, damit Außenstehende verstehen können welche Brisanz das Ganze eigentlich wirklich hat. Wir sind emotionale Wesen die auch rational denken können. Das Zusammenspiel macht's und wird uns als Mensch auch gerecht.
Im nächsten Schritt wäre es schön, dass wenn man eine Gegenposition zu diesem Thema im allgemeinen bezieht und irgendwas an den Opfern kritisiert vielleicht vorher versuchen sollte zu verstehen welche Dynamiken dahinterstecken.
Nur so können wir eine wirkliche Lösung für Probleme im allgemeinen finden.
Viele Menschen sprechen über das Thema aber ich habe das Gefühl, keiner zeigte bis jetzt der Welt was es wirklich bedeutet.

Zu dem Punkt warum es noch nicht zur Anzeige gekommen ist: Ich habe nicht verstanden das es unrecht war! Genau das ist ja mein Problem warum ich mich verraten fühle. Niemand der es mitbekommen hat, hat etwas gesagt oder die Polizei gerufen und es waren wirklich viele Menschen. Ich wurde in der Schule nicht aufgeklärt und meine Mutter hat einfach versucht mich von allem fern zu halten, weil sie genau davor angst hatte und es nicht besser wusste. Ich hatte keinerlei Erfahrungen und war zuvor meistens nur Zuhause. Ich wusste nicht was richtig und was Falsch ist und das System in dem wir leben hat mir ein ganz krankes und unterwürfiges Frauenbild vermittelt. Ich hatte keine Chance in dem Alter.
Und jetzt? Warum war ich noch nicht bei der Polizei? Weil ich von meinem privaten Umfeld als auch durch meine Recherchen enorm abgeschreckt bin. Ich habe angst davor wie man mit mir umgeht und das man mir nicht Glaubt grade weil ich keine materiellen Beweise habe. Ich habe den ein oder anderen von damals dem ich es erzählt habe und der vielleicht für mich Aussagen würde aber auch nicht in allen Fällen und selbst das ist ja nur meine Erzählung gewesen, dass ich mit denen zusammen gewesen bin usw.. Von den anderen zwei Malen weiß niemand außer mir und die Person was war. U unbeleidigte Leberwurst Hättest du keine angst, wenn du die Wahrscheinlichkeit kennst zu gewinnen und weißt, wie man mit dir umgehen wird und dann noch, wenn du noch immer komplett traumatisiert bist?
Die Belastung der man dort ausgesetzt ist, ist enorm. Der Umgang mit der Situation, wird den Umständen nicht gerecht.
Ich nehme sogar meine Therapien auf und mache mich so blank in der Hoffnung, dass man diese analysieren kann und sieht, dass ich nicht lüge und damit man sieht was es wirklich mit mir gemacht hat und dennoch erstarre ich noch immer vor angst, weil die Zahlen für sich sprechen.
Und zu der Frage was man als mein Vater tun könnte? Anfangen verstehen zu wollen was es sowohl objektiv als auch subjektiv bedeutet eine Frau in dieser Gesellschaft zu sein und welche subtilen Mechanismen noch immer wirken (gilt leider auch für viele Frauen und auch ich steckte bis vor kurzem trotz meiner Erfahrung in dieser leider antifeministischen Wahrnehmung fest).
Dann könnte mein Vater anfangen seine Freunde zurechtzuweisen, wenn sie sexistische Aussagen treffen oder Frauen schlecht behandeln. Auch wenn die Frau das zulässt. Oft versteht man es selbst nicht, so dumm es ist. Erziehung wäre auch ein wichtiges Ding. Mein Vater hätte mir beibringen können, was es bedeutet sich selbst zu lieben und hätte mir zeigen können wie man gut mit einer Frau umgeht. Aber was man noch tun kann, auch wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist das man aufstehen kann und Laut sein kann. Wir haben das Internet und wir sind als Gesellschaft so mächtig wie noch nie zuvor. Wenn wir unrecht in jeglicher Form mitbekommen und die Politik einfach nichts dafür tut, ist es dann nicht unsere Aufgabe hinter Geschädigten zu stehen und Gerechtigkeit zu erwirken? Es sind keine Einzelfälle und hier wird auf mehreren Ebenen unser Grundrecht missachtet.
 
Zuletzt bearbeitet:
G
Benutzer Gast
  • #11
hy du ...
ich nehm an, alles was du "in der gesellschaft" bewirken willst, wird von verschiedenen (frauen)gruppierungen bereits angegangen - keine lust, diese im net aufzuspüren und dich anzuschließen?
 
Frau Antje
Benutzer166598  Öfter im Forum
  • #12
Mir hat mal jemand gesagt, "Recht und Gerechtigkeit sind 2 unterschiedliche paar Schuhe". Das hat sich sehr bei mir eingebrannt. Und so könnte man wie ich finde auch Gesellschaft und die Ausführung des Gesetzes voneinander trennen. Ich bin nun wirklich keine Juristin (und könnte diese Verantwortung wahrscheinlich niemals tragen) aber ich verstehe das Gesetz so, dass nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner gesucht wird.

Was Dir wiederfahren ist, ist furchtbar und ich würde Dir empfehlen hierzu professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber die Gesellschat an sich hat hier nicht viel mit zu tun.
 
T
Benutzer183292  (29) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #13
SAMSARA doch tatsächlich sehr große und ich bin auch schon dabei. :smile: Frau Antje Frau Antje Ich gebe dir absolut Recht, dass leider "Recht und Gerechtigkeit zwei paar Schuhe sind" aber nur weil es so ist bedeutet es nicht das es so sein sollte. Systeme die wir entwickeln sollten unseren Bedürfnissen bestmöglich dienen. Wie gesagt, ich habe professionelle Hilfe auf verschiedenen Ebenen und leider auch nicht erst seit gestern. Das ist aber auch nicht das entscheidende in diesem Kontext. In meinen Augen hat die Gesellschaft sehr wohl etwas damit zutun, denn unsere Realität erschließt sich aus der Summe all unserer Ansichten. Für alles was auf der Welt passiert trägt jeder von uns eine Gewisse Verantwortung. Nur weil wir viele sind, glauben wir das es schon irgendjemand richten wird oder wir selbst keinen Einfluss haben. Diese Annahme ist ein Trugschluss. Es ist ein psychologischer Effekt der hier einsetzt. Leider Fällt mir der Name nicht mehr aus anhieb ein aber nach meinen Klausuren werde ich gerne nochmal nachschauen wie man diesen nennt. Ich weiß, dass es unbequem ist das anzunehmen. Denn wenn es so ist müssen wir alle anfangen anders zu handeln. Das ist anstrengend, unbequem, für manche vielleicht beängstigend oder auch unrealistisch, da es nicht möglich erscheint aber wenn wir so weiter machen und diese Einstellung weiterhin vertreten das wir als Gesellschaft keine Verantwortung tragen und wer anderes schon eingreifen wird, dann sind als Menschheit gesehen Vergewaltigungen unser geringstes Problem in vergleich zu dem was aktuell auch auf anderen Ebenen auf uns zurollt.
Alles im Leben ist Sache der Perspektive. Das habe ich auf die harte Tour gelernt aber es gibt auch Fakten an denen wir uns orientieren können um nicht mehr nach den Meinungen einzelner zu gehen, die gerne auch die schwächen des Mensch für sich nutzen.
Es wäre gut wenn wir unseren Geistigen und Wissenschaftlichen Fortschritt anfangen zu nutzen, um nach gewissen Regeln zu "spielen", die unsere Lebensqualität im jeglichen Bereich steigen anstatt diese zu senken oder uns nicht gerecht zu werden.
 
U
Benutzer183259  (52) Verbringt hier viel Zeit
  • #14
U unbeleidigte Leberwurst Hättest du keine angst, wenn du die Wahrscheinlichkeit kennst zu gewinnen und weißt, wie man mit dir umgehen wird und dann noch, wenn du noch immer komplett traumatisiert bist?
Die Belastung der man dort ausgesetzt ist, ist enorm. Der Umgang mit der Situation, wird den Umständen nicht gerecht.
...
Und zu der Frage was man als mein Vater tun könnte? Anfangen verstehen zu wollen was es sowohl objektiv als auch subjektiv bedeutet eine Frau in dieser Gesellschaft zu sein und welche subtilen Mechanismen noch immer wirken (gilt leider auch für viele Frauen und auch ich steckte bis vor kurzem trotz meiner Erfahrung in dieser leider antifeministischen Wahrnehmung fest).
Dann könnte mein Vater anfangen seine Freunde zurechtzuweisen, wenn sie sexistische Aussagen treffen oder Frauen schlecht behandeln. Auch wenn die Frau das zulässt. Oft versteht man es selbst nicht, so dumm es ist. Erziehung wäre auch ein wichtiges Ding. Mein Vater hätte mir beibringen können, was es bedeutet sich selbst zu lieben und hätte mir zeigen können wie man gut mit einer Frau umgeht.

Als Mann kann ich Deine Situation wahrscheinlich nicht annähernd nachempfinden.

Mir ist bewusst, dass es alles andere als ein Spaziergang ist.
Ich denke mir aber, dass man die Täter trotzdem anzeigen muss, weil sie das sehr wahrscheinlich von weiteren Taten abhalten wird. Auch wenn er nicht verurteilt wird, kannst Du damit anderen Frauen helfen.

Ich habe 2 Söhne, denen ich zu Hause vernünftige Werte vorlebe.
Ich führe mit meiner Frau eine Beziehung auf Augenhöhe, was meiner Beobachtung nach auch bei den Kindern so angekommen ist und sie ihre Freundinnen ebenso behandeln.
Auch ansonsten lebe ich das natürlich, dass ich Frauen auf Augenhöhe begegne.
Aber was kann ich denn sonst noch tun?

Ich denke, dass Du mit Deinem Problem gar nicht so alleine bist.
Meine Schwägerin wurde vor vielen Jahren vergewaltigt. Sie war am nächsten Tag bei der Polizei und ich kann nur sagen, dass es ernst genommen wurde.
Die Polizei hat sich gekümmert und der Täter konnte (wenn auch erst Jahre später) gefasst werden. Sie hatte Rückhalt in der Familie und bei Freundinnen, war mehrfach zur Kur/Reha und hat in Selbsthilfegruppen Leidensgenossinnen kennengelernt.
Da muss ich schon sagen, dass "die Gesellschaft" funktioniert hat.
Dazu bedarf es aber auch ein Stück weit Eigeninitiative. Es klappt nicht, wenn Du erwartest, dass jemand an Deine Tür klopft und Dir hilft, wenn niemand Dein Problem kennt...
 
Frau Antje
Benutzer166598  Öfter im Forum
  • #15
Dann kommen wir schon in Richtung Philosofie. Aber die Gesellschaft an den Taten von Verbrechern zu messen finde ich unfair denjenigen gegenüber, die wirklich versuchen den Unterschied zu machen, sei es im "kleinen" Kreis der Familie wie U unbeleidigte Leberwurst oder wie diejenigen die beispielsweise die meetoo Bewegung begründet haben. T timeforchange .
 
Manche Beiträge sind ausgeblendet. Bitte logge Dich ein, um alle Beiträge in diesem Thema anzuzeigen.
Yurriko
Benutzer174969  (31) Sehr bekannt hier
  • #16
Es tut mir leid, was dir passiert ist.

Ich denke aber, das nicht die Gesellschaft dich verraten hat. Ich denke auch nicht, dass es "die" Gerechtigkeit gibt.

Und ich denke, dass es richtig ist, wenn nicht nur aufgrund einer Behauptung jemand gerichtet wird.

Das die Urteile manchmal maximal fragwürdig sind, möchte ich auch nicht leugnen. Dann sollte dort auch angesetzt werden.

Ich denke aber vor allem, dass das Thema nicht so einfach ist vor allem wenn es um "Gerechtigkeit" geht.
 
Oben
Heartbeat
Neue Beiträge
Anmelden
Registrieren