• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Vor die Wahl gestellt/ Freund oder Eltern

Sara54
Benutzer136704  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo liebe Leute,

nach 25 Jahren habe ich tatsächlich meinen "Traumman" gefunden. Wir kennen uns seit 5 Jahren und seit 1 1/2 Jahren sind wir ein Paar. Es ist schöner als in jedem Hollywood und Bollywood Film den ich je gesehen habe. Er war u.a. in der schwierigsten Zeit meines Lebens für mich da (Todesfall in der Familie).
Er plant bereits eine gemeinsame Zukunft und es ist sehr ernst. Ich bin ab April nicht mehr an meinen Studiumort gebunden und wir wollen danach zusammen ziehen. Er hat bereits seine kleine Wohnung gekündigt und mit seiner Mutter uns ein kleines zu Hause gefunden. Soweit ich mitbekommen habe, möchte er mir Ende nächsten Jahres einen Antrag machen. Alles wunderbar, wenn da nicht meine Eltern wären...

Mein Freund ist Deutsch, ich eigentlich auch, nur habe ich einen Migrationshintergrund. Meine Familie ist Yezidisch und die yezidischen Heiratsregeln sind sehr streng: man kann nur als Yezide geboren werden, konvertieren nicht möglich und einer Ehe mit einem Nicht-Yeziden wird mit einem Ausstoß aus Familie und Religion "bestraft".
Ich bin sehr westlich, offen und mit ganz viel Freiheit erzogen worden. Ganz tolle Eltern die mich bei allem tatkräftig unterstützt haben. Selber auch sehr modern und deutsch.
QIch dachte zumindest ich sei ein freier Mensch, bis ich erlebt habe wie meine Mutter reagiert hat als sie erfahren hat, mit wem ich mein Leben verbringen möchte. Kurz gesagt: Sie würde den Kontakt zu mir abbrechen, wenn ich ihn heiraten sollte. Ich müsse mich entscheiden zwischen Familie oder Freund. In Wahrheit aber, will ich mich für MICH entscheiden und gegen niemanden. Weder mit Gewalt, Argumenten, Verständnis und Liebe konnte ich bei meiner Mutter etwas bewirken. Sie hat in den nächsten Tagen sehr gelitten und geweint. Das ganze belastet mich total. Mein Vater weiß nichts davon, aber kann es schon ahnen. Wir hatten nämlich vorgestern zu dritt ein Gespräch und dabei hat sich herauskristallisiert, dass auch mein Vater gegen eine Heirat mit einem Nicht-Yeziden wäre. Wobei er noch zugänglicher und offener war, als meine Mutter und meine abgeneigt Einstellung bezüglich Religionen nachvollziehen kann. Dennoch: Das ist emotionale und psychische Erpressung! Jaja.. Immer diese Migranten hier Hätte ich erzählt, dass wir in ein paar Monaten zusammen ziehen wollen, hätten sie mich sicher direkt vor die Tür gesetzt. Zusammenziehen vor der Ehe ist ein absolutes No-Go.

Fazit: Keine Chance. Die yezidische Gesellschaft übt nunmal indirekt enormen Druck aus und meine Eltern legen viel Wert auf ihre Kultur und die gesellschaftlichen Vorstellungen. Diese strengen Heiratsregeln sind nicht mehr zeitgemäß, aber trotzdem: Meiner Mutter nach verlieren sie dadurch ihr Ansehen etc. Meinem Vater nach kann eine binationale Beziehung auf Dauer nicht funktionieren. Man würde dadurch seine Identität und Kultur aufgeben. Angebliche Assimilation..etc. Im Endeffekt akzeptieren sie nicht nicht meinen Freund sondern mich nicht! Ich fühle mich nunmal keiner Religion zugehörig und Kulturen sind schön und gut, aber davon mein Leben beeinflussen will ich auch nicht. Für mich ist diese Einstellung überhaupt nicht nachvollziehbar. Ich habe ein ganz anderes Weltbild und stoße gegen Wände mit allen Argumenten. Religion und Kultur kann man nun mal nicht mit Logik erklären. Es macht mich traurig, zu sehen wie meine Eltern sich (und mir) das Leben so schwer machen.

Fakt ist: Sollten mich meine Eltern abstoßen (und das werden sie), werde ich innerlich sterben und mit Sicherheit nicht glücklich werden. Wovor auch mein Freund Angst hat.

Andererseits kann ich auch nicht glücklich werden, sollte ich meinen Schatz verlassen. Beides fühlt sich wie tiefe Messerstiche an. Einerseits habe ich so großes Glück und könnte den ganzen Tag Bäume umarmen, aber im selben Moment breche ich vor Trauer zusammen und würde am liebsten vom nächsten Baum erschlagen werden.

Meine Frage ist nicht, wie ich mich entscheiden soll, sondern wie ich das ganze emotional überleben soll. Ändern kann ich meine Eltern nämlich nicht.
Wie kann ich unter diesen Umständen noch ein glückliches leben führen? Garnicht... Bis nächstes Jahr muss ich aber etwas tun, sollten wir tatsächlich zusammen ziehen. Ich möchte einfach nicht, dass niemand wegen mir leiden muss.
 
D
Benutzer160181  Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Puh das ist echt eine Schwierige Situation.
Ich muss dazu sagen das ich für Mich Religionen ablehne wobei ich nicht ausschließe das es eine Art Gott gibt. Es dann meiner Meinung nach Anmaßend das wir glauben etwas ist " Gottes wille " oder das irgendwas ein " Zeichen Gottes " ist ... wenn es wirklich ein Solches Allmächtiges Wesen gibt wer sind dann wir zu sagen das er möchte das wir so oder so leben sollen ? ...
Ich kann deine Situation aber nachvollziehen.
Ich sage mal was ganz mieses ist aber nicht böse gemeint oder so ...
Irgendwann kommt der Tag an dem Deine Eltern nicht mehr sind und an dem Tag wirst du vielleicht denken das du zu wenig Zeit mit ihnen Verbracht hast oder das du dich hättest lieber für Ihn entscheiden sollen. Gäbe es irgendeine Möglichkeit deinen Eltern Nachrichten zukommen zu lassen oder glaubst du Sie würden Nachrichten von dir Ignorieren ? Dann könntest du Sie darüber informieren wie dein Leben verläuft und ihnen Bilder schicken ...
Das wäre was mir spontan so einfällt da ich mich mit dem Yezidischen Glaubenslehren nicht auskenne.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #3
Puh das ist echt eine Schwierige Situation.
Ich muss dazu sagen das ich für Mich Religionen ablehne wobei ich nicht ausschließe das es eine Art Gott gibt. Es dann meiner Meinung nach Anmaßend das wir glauben etwas ist " Gottes wille " oder das irgendwas ein " Zeichen Gottes " ist ... wenn es wirklich ein Solches Allmächtiges Wesen gibt wer sind dann wir zu sagen das er möchte das wir so oder so leben sollen ? ...
Ich kann deine Situation aber nachvollziehen.
Ich sage mal was ganz mieses ist aber nicht böse gemeint oder so ...
Irgendwann kommt der Tag an dem Deine Eltern nicht mehr sind und an dem Tag wirst du vielleicht denken das du zu wenig Zeit mit ihnen Verbracht hast oder das du dich hättest lieber für Ihn entscheiden sollen. Gäbe es irgendeine Möglichkeit deinen Eltern Nachrichten zukommen zu lassen oder glaubst du Sie würden Nachrichten von dir Ignorieren ? Dann könntest du Sie darüber informieren wie dein Leben verläuft und ihnen Bilder schicken ...
Das wäre was mir spontan so einfällt da ich mich mit dem Yezidischen Glaubenslehren nicht auskenne.
Die jesidische Kultur gilt als die strengste Religionskultur, die es gibt, da sie eigentlich keinerlei Schattierungen zulässt. Es handelt sich nicht um muslimische oder christliche Abspaltung, sondern eine eigenständige Religion, die man als Außenstehender nicht ganz versteht.

Ein Austritt wird immer mit Ächtung bestraft. Es gibt leider auch immer wieder Ehrenmorde (TS, musst du davor fürchten?). Das fällt vor allem ins Gewicht, weil es so wenige Jesiden gibt.

Mit unseren westlich-christlichen Werten werden wir in dieser Diskussion nicht weit kommen. Bringt der TS auch nicht viel. Ich schreibe nachher mehr.
 
D
Benutzer167691  (53) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #4
In dem Fall kannst du dich wohl nur von deinem Traummann trennen. Religionen/Sekten haben eben auch Nachteile.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #5
In dem Fall kannst du dich wohl nur von deinem Traummann trennen. Religionen/Sekten haben eben auch Nachteile.
Man wird ja selten gefragt, in welche Familie und Kultur man hineingeboren wird...
 
G
Benutzer Gast
  • #6
Ich denke, die Antwort auf die Frage, ob du dich als Teil der Identität und Kultur deiner Eltern siehst, hast du schon gegeben. Und das sollte Ausgangspunkt für deine freie Entscheidung sein, denn es ist dein Leben und du bestimmst darüber.
 
Fessler
Benutzer147556  Meistens hier zu finden
  • #7
Hallo Sara

Vielleicht führt der gangbare Weg über deinen Vater, der gemäss deiner Beschreibung zugänglicher und offener ist als deine Mutter. Während sie einen Wertekonflikt hat (Ansehen der Familie), hadert er mit seinen Grundbedürfnissen (Identitätsverlust, Assimilation). Hier könntest du ansetzen, indem du ihm deine Unterstützung anbietest. Wichtig scheint mir, dass ihr euch bewusst seid, dass ihr alle unter der Situation leidet.

Hast du in der yezidischen Gemeinschaft Freunde oder Bekannte, die deine liberale Einstellung teilen und dich eventuell unterstützen könnten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #8
Ich würde mir nicht von meinen Eltern vorschreiben lassen, wie ich zu leben habe. So wie du schreibst wirst du in deinem Leben wahrscheinlich auch noch an ein oder zwei anderen Punkten anecken. Willst du dich da jedes mal beugen?

Ich kann natürlich deine Situation nicht nachvollziehen, ich stecke nicht in deiner Haut. Und du willst ja eh weniger Rat für die Entscheidung, als für den emotionalen Umgang. Erstmal muss es ja nicht zwingend das Ende für immer sein. Wenn deine Eltern merken, dass es dir ernst ist, ändern sie ihre Haltung vielleicht wieder.

Ansonsten, weißt du denn schon wie du dich entscheidest? Wenn du dich für einen Freund entscheidest, kann dich jemand auffangen? Emotional und sozial, aber auch in so elementaren Dingen wie einem Dach über dem Kopf etc.? Ist dein Freundeskreis sehr yezidisch geprägt, oder bunt gemischt?

Oder, falls du dich gegen deinen Freund entscheidest, wie wäre dann die Zukunft? Heirat mit einem yezidischen Mann, der vielleicht sehr strenge Vorstellungen davon hat, wie ihr zu leben habt? Oder kann das eine ernsthafte Alternative sein?

Eines solltest du nicht vergessen: Auch wenn deine Entscheidung gegen deine Familie fallen sollte, bist nicht du es die sie verstößt, es ist ihre Verantwortung (auch wenn sie da sicher unter Druck stehen). Das hilft dir vielleicht nicht praktisch, aber von deinem emotionalen Umgang damit.
 
schuichi
Benutzer135918  Sehr bekannt hier
  • #9
kaykay<3 vieleicht findest du mit ähnlichen religiösen Wutrzeln mehr Zugang als wir. Obwohl da Jesidentum einen Synkretische Religionsgemeinschaft ist.

Off-Topic:
Ich muss sagen der Begriff war mir vor dem Googlen nicht bekannt. Das würde ja auch Bedeuten, dass ich gar kein christ merh in dem Sinn bin sonder Synkretissmus betreibe !


Zu dem Thema . Ich kann das Nachvollziehen, da ich auch mal eine Ähnliche Situation miterlebt habe. Damals spaltet sich nur , weil diese icht mit der Partnerwahl eines Freundes klar kamen, seine Familie ab. Es passiert also auch in unserem Kulturkreis !

Es sit eine schwierige Sache. Ich hatte das übrigens auch in der Familie. Die Familie meienr Oma (Adelshaus) hat sich von ihr abgewand sie verstoßen, weil sie eine Bauern udn Bergmann geheiratet hatte ! Sie ahtte ein Leben lang daran zu kanbbern und wurde schlussendlich Alkoholikerin . Das ist ejtz eine andere Epoche da spielte auch mein Urgroßvater mit rein der sehr Herrisch war. Jedoch musst du dir das Überlegen es sit eine schwierige und unfaire Wahl.
 
GreenAndGrey
Benutzer124223  (47) Meistens hier zu finden
  • #10
Hallo Sara,

In Wahrheit aber, will ich mich für MICH entscheiden und gegen niemanden.

ich denke, genau hier liegt der Schlüssel: Du willst Dich für Dich und Deinen Weg entscheiden. Der Partner für das Leben ist die Zukunft, die Eltern sind die Vergangenheit. Wenn Du Dir bei Deinem Partner sicher bist, spricht vieles dafür, sich für die Zukunft mit ihm zu entscheiden. Es ist keine Entscheidung gegen Deine Eltern, auch wenn es sich vielleicht so anfühlt. Wenn Du Dich für eine Zukunft mit Deinem Partner entscheidest, liegt es in der Hand Deiner Eltern, eine Entscheidung für oder gegen Dich zu treffen. Wenn sie Dich "verstoßen" sollten, so wäre das sehr traurig, aber es wäre ihre Entscheidung, nicht Deine.

Off-Topic:
Das sagt sich aus der Entfernung als unbeteiligter natürlich sehr leicht, aber darum geht es ja in einem Forum.


Alles Gute!
G.G.
 
T
Benutzer167764  Meistens hier zu finden
  • #11
Deine Möglichkeiten des emotionalen Überlebens sind begrenzt. Wenn du dich für deine Kultur (ist das überhaupt deine, wenn du so nicht erzogen wurdest?) entscheidest, musst du versuchen, eine ähnliche Liebe in deinem Kulturkreis unter Beachtung dir unter Umständen fremder Verhaltensweisen zu finden. Ein schwieriges Unterfangen, wenn du möglicherweise verbittert bist durch deine Entscheidung.

Solltest du dich für dein eigenes Leben entscheiden, verlierst du Familie, Wurzeln und die Reste deiner kulturellen Identität. Deine einzige Überlebenschance ist in diesem Szenario, selbst neue, starke Wurzeln zu bilden und in deiner (Klein-)Familie als Familienoberhaupt eine neue "Kultur" mit familiären Ritualen zu etablieren, die dir und zukünftigen Kindern Geborgenheit und Identität schenken. Du wärst dann ein abgeschnittener Trieb, der an anderer Stelle mit anderen Mitteln das Erbe deiner Eltern fortführt und versucht, das Überleben in einer neuen Umwelt besser zu meistern.

Es ist ein Schuss ins Blaue, aber rein hypothetisch bötest du deinen Eltern damit zumindest eine Alternative oder wenigstens eine Perspektive. Niemand außer dir kann es wissen, aber deine Eltern waren in der Vergangenheit inkonsequent, deswegen ist es nicht auszuschließen, dass sie erneut inkonsequent handeln und sich nach ein paar Jahren mit dir versöhnen, insbesondere wenn sie dir keine echte Lebensalternative bieten können. Deine Handlungen solltest du aber (auch aus Sicherheitsgründen) nicht von deinen Hoffnungen bestimmen lassen. Bist du eigentlich ihre einzige Tochter?
 
Caelyn
Benutzer87573  (35) Sehr bekannt hier
  • #12
Das ist ganz schön harter Tobak und eine sehr krasse Entscheidung, die du da treffen sollst.
Lass dich mal drücken :knuddel:

Das Problem hier ist: egal wie du dich entscheidest, du wirst die Verliererin sein, solange du das als Entscheidung zwischen deinem Freund und deiner Familie siehst.
Dein Freund hat Recht: dass deine Eltern dich vor diese Entscheidung stellen wird, wenn du dich für ihn entscheidest, natürlich Konsequenzen für eure Beziehung haben.
Sollte es in der Beziehung kriseln weißt du nicht, ob nicht eventuell der Gedanke aufkommt "und dafür habe ich die Beziehung zu meinen Eltern gekappt".
Andererseits wird auch die Beziehung zu deinen Eltern leiden wenn du dich trennst und dich nach einem Yeziden für die Heirat umschaust.

Ich glaube die einzige Möglichkeit das eventuell klären zu können, ohne dass man auf Ewigkeiten anderen Menschen etwas vorwirft ist die folgende: Mach dich im Geist mal frei von dem aktuellen Konflikt und schau dich selbst an.
Was sind die Werte, die dir wichtig sind? Wie möchtest du selbst gerne leben? Wo siehst du dich in 10 Jahren? Wenn du das sicher sagen kannst dann kannst du vermutlich besser eine Entscheidung treffen.
Und dann bleibt dir nichts anderes übrig, als ggf. zu deinen Eltern zu gehen und denen darzustellen wie du dich fühlst, wie du dein Leben gerne gestalten willst etc. Ich denke es ist auch wichtig, darzustellen, dass es dabei hauptsächlich um DICH und dein Wohl geht und nicht um die Wünsche deines Freundes (das unterstellen Eltern ja gerne mal).
 
Ahoi =)
Benutzer87146  (39) Meistens hier zu finden
  • #13
Hi,
Es wurde schon viel hilfreiches gesagt. Ich bin am ehesten bei Caelyn Caelyn .
Im Endeffekt musst du zwischen 2 möglichen Entwürfen für dein Leben entscheiden.
Beugst du dich deiner Familie hast du im Leben großen Rückhalt durch eine Gemeinschaft. Dafür wirst du Selbstbestimmung und westliche Freiheiten zum Teil aufgeben müssen.
Der andere Weg ist der der "self made woman". Du startest dann ohne großen Rückhalt und wirst dir vieles selbst erkämpfen müssen, dafür bist du frei.
Deine eigene Sicherheit solltest du in diesem Fall aber auch bedenken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Felicia80
Benutzer135804  (43) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #14
Ganz allgemein: Wer mich vor so eine Wahl stellt, hat in meinem Leben nichts verloren. Und bevor es jetzt heißt, man breche den Kontakt zu Familienmitgliedern nicht einfach ab: Ich habe genau das schon hinter mir und es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Vllt solltest du dich fragen, was eine solche Familie wert sein kann... Nicht immer ist Blut dicker als Wasser.
Damit du aber nicht um deine Sicherheit bangen musst, würde ich wohl an deiner Stelle schauen, ob es für solche Fälle nicht eine Beratungsstelle gibt.
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In dem Fall kannst du dich wohl nur von deinem Traummann trennen.
So ein Unsinn! Natürlich kann sie sich auch gegen ihre Familie entscheiden - bzw hat ihre Familie ja schon entschieden, dass sie nix mit ihr zu tun haben wollen, wenn sie ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen lebt. Und da sollte man sich mMn fragen, ob man ohne diese Menschen nicht besser dran ist.
 
G
Benutzer Gast
  • #15
Ich weiß überhaupt nicht was ich dazu sagen soll.

Es liegt absolut fernab von meiner Vorstellungskraft.
Dennoch würde ich mich persönlich für MICH und MEINE Zunkunft entscheiden, weil ich diese Werte entsprechend vertreten und mit mir vereinbaren kann.

Ich wünsche dir viel Kraft bei der Entscheidung. Ich wünschte, ich könnte mehr helfen, aber dafür müsste ich in dieser Gemeinschaft geboren worden sein.
 
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Fedora
Benutzer71015  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #16
Ich kann auch nur meine Sichtweise als Nichtbetroffene schildern. Bei so einer Entscheidung hätte für mich immer die Seite das Nachsehen, die mich zu der Entscheidung drängen will...

Erfahrungsgemäß bleiben Eltern auch nicht ewig stur. Wenn sie ihr Kind verstoßen, ist das etwas, was auch sie schmerzt und ich habe schon sehr oft gehört, dass sie das einige Jahre später bereuen und doch wieder auf die Kinder zugehen...
Darauf würde ich bauen und hoffen und dann meinen eigenen Weg gehen...
 
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LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #17
Liebe TS solltest du diesen Schritt wirklich wagen, wäre es klug, wenn du dies mit Hilfe einer Organisation tust, die dich begleitet. Ich weiß nicht, ob es spezielle Orgas für Jesiden-Aussteiger gibt. Ich kenne diese auch nur im christlichen Kontext, sprich für Konvertiten. Diese finden sich oft zusammen und bilden eine Ersatzfamilie.

Ich will kein Salz in die Wunden streuen, frage aber noch mal konkret: Musst du Gewalt oder schlimmeres von Angehörigen befürchten? Als Deutscher sagt es sich so leicht, dass man dann eben die Eltern “verlassen“ soll.

Das hat mein Mann mit Anfang 20 auch gemacht, quasi-Kontaktabbruch und Ausstieg aus der Religionsgemeinschaft der ganzen Familie. Das tat ihm scheiße weh, aber er musste keine Angst vor Übergriffen jeglicher Art haben. Außerdem war war es nie ein totaler Kontaktabbruch.

Ich kann dir Kontaktdaten zu christlichen Beratungsstellen geben, aber ich glaube, das ist nicht ganz was du suchst, oder?
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #22
Ich tendiere eher dazu, mich für mich zu entscheiden. Nicht für meinen Freund. Er soll wissen, dass nicht er der Grund wäre und das selbst wenn unsere Beziehung irgendwann nicht mehr existieren sollte, ich ihm keine Vorwürfe machen würde.
Das klingt für mich nach einer sehr guten Herangehensweise.

Ich denke du solltest erstmal alles für dich klar kriegen, und es dann kommunizieren (darum finde ich es auch gar nicht so verkehrt dich nicht jetzt gleich unter Zugzwang zu setzen). Dann können deine Eltern entscheiden. Letztlich ist es dann natürlich an ihnen, was sie daraus machen, und eine Garantie gibt es nicht. Aber es wirkt ja schon so etwas, als würde dein Vater eher Phrasen vorbringen von denen er selbst nicht 100%ig überzeugt bist, und wenn du für dich eine klare Linie gefunden hast ist das auch leichter zu vermitteln. Vermutlich hoffen deine Eltern, dich mit dem Verweis auf Tradition und Gemeinschaft umstimmen zu können, aber wenn sie merken dass du da selbstbewusst und emanzipiert bist (eine Haltung, die ich super finde, und die zu finden vermutlich nicht ganz leicht war), werden sie auch lernen sich darauf einzustellen - hoffentlich zum Guten. Du musst dir jedenfalls von niemandem dein Leben diktieren lassen.
 
Felicia80
Benutzer135804  (43) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #23
Auf meine zentrale Frage: "Ob Ihrer Erfahrung nach Frauen ohne Familie glücklich geworden sind, konnte natürlich nicht mit einem "Ja" beantwortet werden. Ich will auch gar nicht ohne
Musst du natürlich selber wissen. Ich allerdings sehe keinen Wert in einer sogenannten "Familie", die auf mich und meine eigenen Wünsche scheißt... Ich sehe nicht, was dir diese Menschen geben können, wenn sie dich und deine Einstellung nicht mal akzeptieren, geschweige denn respektieren können.
Und ob es Menschen gibt (das Geschlecht spielt da keine Rolle), die auch ohne ihre Familie glücklich sind? Da bin ich mir sicher, ja. Weil Familie nur dann einen Wert hat mMn, wenn sich alle Beteiligten auch wirklich wie Familie verhalten. Und dazu gehören solche Dinge wie Erpressung á la "Entscheide dich zwischen uns und ihm!" nun mal nicht.
Ich persönlich kann nur sagen, klar gings mir damals ohne meinen Erzeuger Welten besser als ohne! Und das wäre auch so, wenn ich keinen neuen, richtigen Papa mehr bekommen hätte (womit ich ja auch nicht gerechnet habe). Ich hatte mit dem Thema Vater schlicht abgeschlossen, weil ich mir gesagt hab, wer mir so weh tut, ist kein Vater und hat keinen Platz in meinem Leben. Also ja, mich hat es glücklich gemacht, diese Person loszuwerden, indem ich den Kontakt damals abbrach.
 
Fessler
Benutzer147556  Meistens hier zu finden
  • #24
Felicia80 Felicia80
Ich würde die Eltern von Sara54 Sara54 nicht vorschnell verurteilen und ihre Situation nicht mit deiner eigenen vergleichen. Die familiären Hintergründe und kulturellen Konflikte sind hier wohl grundverschieden.

Es geht hier auch nicht um Erpressung, sondern um ein krampfhaftes Festhalten an einem gefestigten idealen Weltbild, das mit allen Mitteln verteidigt wird.

Abgesehen davon, ist dein Beitrag sehr egozentrisch und enthält eine Menge Hass, was hier niemandem hilft.
 
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LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #25
Musst du natürlich selber wissen. Ich allerdings sehe keinen Wert in einer sogenannten "Familie", die auf mich und meine eigenen Wünsche scheißt... Ich sehe nicht, was dir diese Menschen geben können, wenn sie dich und deine Einstellung nicht mal akzeptieren, geschweige denn respektieren können.
Und ob es Menschen gibt (das Geschlecht spielt da keine Rolle), die auch ohne ihre Familie glücklich sind? Da bin ich mir sicher, ja. Weil Familie nur dann einen Wert hat mMn, wenn sich alle Beteiligten auch wirklich wie Familie verhalten. Und dazu gehören solche Dinge wie Erpressung á la "Entscheide dich zwischen uns und ihm!" nun mal nicht.
Ich persönlich kann nur sagen, klar gings mir damals ohne meinen Erzeuger Welten besser als ohne! Und das wäre auch so, wenn ich keinen neuen, richtigen Papa mehr bekommen hätte (womit ich ja auch nicht gerechnet habe). Ich hatte mit dem Thema Vater schlicht abgeschlossen, weil ich mir gesagt hab, wer mir so weh tut, ist kein Vater und hat keinen Platz in meinem Leben. Also ja, mich hat es glücklich gemacht, diese Person loszuwerden, indem ich den Kontakt damals abbrach.
Stichwort interkulturelle Kompetenz: - oder auch: andere Länder, andere Sitten.
In der westlichen Welt ist deine Einstellung schon extrem (und auch sehr unversöhnlich). Stellen wir diese Meinubgen den vielen, vielen Kulturen gegenüber, in denen das Kollektiv mehr zählt, als das Ego, dann kommt man mit deinem Rat nicht weit. Welches System ist besser? Das in dem jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, oder das in dem jegliche Persönlichkeit dem Allgemeinwohl geopfert wird?

Ich finde ja weder noch. Egoismus mit allen Konsequenzen finde ich ehrlich gesagt auch ziemlich ekelig.

Die Eltern der TS haben ein starkes Wertesystem, wurden in dem geprägt und könnten durch den Ausstieg der Tochter nicht nur diese verlieren, sondern auch das Ansehen und damit den Kontakt zu allen Menschen, ihrem gesamten Umfeld, schlicht ihr ganzes Leben steht auf dem Spiel.

Das Verhalten der Eltern finde ich nicht gut, aber ich kann es nachvollziehen. Hass und das pochen auf Egoismus macht nur wenige Menschen glücklich. Im Gegenteil. Mmn machen Extreme viel kaputt. Vielleicht gibt es ja Mittelwege, die alle etwas besänftigen. Kompromissbereitschaft ist mmn immer der erste Schritt.

Vielleicht besänftigt es due Eltern, wenn zu einem späteren Zeitpunkt nach jesidischen Regeln geheiratet wird oder die potentiellen Enkel jesidusche Namen tragen,damit einfach eine Verbindung bestehen bleibt? In meinem Freundeskreis gibt es viele interkulturelle Paare, die einmal deutsch und einmal türkisch/amerikaniscg/koreanisch/indisch gefeiert haben. Das war selten, weil das Brautpaar das so wichtig fand, sondern weil es den Eltern einfach so unglaublich wichtig war.
 
Tischtaenzerin
Benutzer114808  (37) Beiträge füllen Bücher
  • #26
Ich bin sehr westlich, offen und mit ganz viel Freiheit erzogen worden. Ganz tolle Eltern die mich bei allem tatkräftig unterstützt haben. Selber auch sehr modern und deutsch.
Wie haben denn andere Eltern in unseren Breitengraden ihre Kinder erzogen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr als einzige vor dem Problem Moderne vs. Religion/Kultur steht. Auch wenn darüber vermutlich keiner öffentlich spricht, lohnt es sich vielleicht Kontakt zu gleichaltrigen „Abtrünnigen“ zu suchen. Auch für deine Eltern, um einen Weg zu finden um damit umzugehen.

Auf mich machst du nicht den Eindruck, als möchtest du für dich so religiös/traditionell Leben wie deine Eltern bzw. tust es auch derzeit nicht. Ist das richtig? Was sagen deine Eltern dazu - unabhängig von deinem Freund und euren Plänen?
 
Felicia80
Benutzer135804  (43) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #27
Egoismus mit allen Konsequenzen finde ich ehrlich gesagt auch ziemlich ekelig.
Ich auch - aber um Egoismus in diesem Sinne ging es mir bei meinen Kommentaren hier nicht. Sondern schlicht um reinen Selbstschutz... Vor Menschen, die einen immer wieder herunterziehen, weil sie einen nicht akzeptieren und schätzen, wie man ist. Und sowas ist eben mMn (spreche ja aus Erfahrung) extremst ungesund und schädlich für einen selbst.
Das in dem jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, oder das in dem jegliche Persönlichkeit dem Allgemeinwohl geopfert wird?
Genau diese Art der Gesellschaft ist es, die mir gegen Strich geht. Ich bin ja- wie wohl fast jeder, der hier schon eine Weile online ist und meine Beiträge kennt, bereits weiß - ein sehr moralischer Mensch, der sich jede Menge Gedanken um andere Lebewesen macht. Daher widerstreben mir beide deiner genannten Szenarien zutiefst.
Mein Ideal ist vielmehr eine Gesellschaft, in der jeder natürlich auch auf sich und seine Bedürfnisse achtet (da alles andere schlimm enden kann) und zugleich möglichst rücksichtsvoll mit anderen umgeht.
 
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G
Benutzer Gast
  • #28
Ich finde ja weder noch. Egoismus mit allen Konsequenzen finde ich ehrlich gesagt auch ziemlich ekelig.

Die Eltern der TS haben ein starkes Wertesystem, wurden in dem geprägt und könnten durch den Ausstieg der Tochter nicht nur diese verlieren, sondern auch das Ansehen und damit den Kontakt zu allen Menschen, ihrem gesamten Umfeld, schlicht ihr ganzes Leben steht auf dem Spiel.

Das Verhalten der Eltern finde ich nicht gut, aber ich kann es nachvollziehen. Hass und das pochen auf Egoismus macht nur wenige Menschen glücklich. Im Gegenteil. Mmn machen Extreme viel kaputt. Vielleicht gibt es ja Mittelwege, die alle etwas besänftigen. Kompromissbereitschaft ist mmn immer der erste Schritt.

Aber kann man diese Last/Verantwortung über das eigene Leben anderen aufbürgen? Der eigenen Tochter? Ich finde das schon ziemlich hart.

Ich kann das wie gesagt nicht nachvollziehen, weil mir solche Denkweisen völlig fremd sind.

Es ist für mich keine Frage von Egoismus, sondern von Nächstenliebe, Toleranz und Respekt.

Sie lebt ja auch sehr liberal und ich sag es mal so, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Die Freiheiten wurden ihr sehr früh eingeräumt, so dass sie problemlos "den falschen Weg" einschlagen konnte. Das läuft in andern Familien sicherlich anders.

Da hätten die Eltern mal früher ein Auge drauf legen sollen, wenn es ihnen denn so wichtig erscheint.
Anstatt dessen schickten sie ihre Tochter in die große weite Welt und predigen ihr jetzt Tradition...hmmm
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #29
Aber kann man diese Last/Verantwortung über das eigene Leben anderen aufbürgen? Der eigenen Tochter? Ich finde das schon ziemlich hart.

Ich kann das wie gesagt nicht nachvollziehen, weil mir solche Denkweisen völlig fremd sind.

Es ist für mich keine Frage von Egoismus, sondern von Nächstenliebe, Toleranz und Respekt.

Sie lebt ja auch sehr liberal und ich sag es mal so, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Die Freiheiten wurden ihr sehr früh eingeräumt, so dass sie problemlos "den falschen Weg" einschlagen konnte. Das läuft in andern Familien sicherlich anders.

Da hätten die Eltern mal früher ein Auge drauf legen sollen, wenn es ihnen denn so wichtig erscheint.
Anstatt dessen schickten sie ihre Tochter in die große weite Welt und predigen ihr jetzt Tradition...hmmm
Ich finde das auch nicht gut. GHerade der Vorwurf "wenn du gehst, dann machst du unsere Familie kaputt", obwohl sie diejenigen sind, die diese Regel der Ächtrung durchziehen würden. Das ist unfair und schlicht nach meinem Empfinden nicht richtig.
Nur hilft es nicht, wenn wir jetzt alle empört schreien "das geht doch so nicht!", "In Deutschland gibt es andere Regeln!", etc. Der erste Ansatz um Kompromisse zu schließen muss es immer sein, sich in die Sichtweise des anderen hineinzuversetzen, so verquer sie einem sein mag. Was sind die Wünsche, Bedürfnisse und Ängste des Gegenübers? Was ist mir wichtig? Was brauche ich? Wo haben wir einen gemeinsammen Nenner und wo können wir uns annähern?

Mögliche Kompromisse wären:
- Zusammenzug erst nach der Hochzeit
- Behalten des jesidischen Nachnamens
- Versprechen bei Feiertagen anwesend zu sein (auch wenn man nicht religiös ist, feiern hier viele Omi zu Liebe ja auch Weihnachten, o.ä.)
- Vorstellen des Freundes als Lebenspartner an einem neutralen Ort
- Gemeinsames Gespräch bei einer Beratungsstelle/ mit einem religiösem Oberhaupt

(Es gibt sicher noch viele andere, das sind jetzt Dinge, die mir spontan einfallen, in wie weit die des Rätsels Lösung sind kann ich nicht beurteilen. Ich weiß, dass ähnliche Kompromisse bei muslimischen Freundinnen die konservativen Eltern sehr beruhigt hat, auch wenn der Partner deutsch war.)

Ich denke, die Eltern haben eine riesige Verlustangst: Ihre Tochter, ihr Ansehen, ihre Kultur, einfach alles was ihnen in ihrem Leben wichtig ist. Im Alter werden Menschen oft wieder konservativer und besinnen sich etwas auf ihre Wurzeln zurück. Vielleicht ist dies auch hier der Fall (Ausgelöst durch Angst vor dem Tod). Ich denke, dass sie mit der Androhung versuchen möglichst viel von dem Vertrauten festzuhalten - schließlich ist das die übliche Gangart in ihrer Kultur- und merken gar nicht, dass sie damit den Stein erst wirklich ins Rollen bringen.

Ich würde mir immer das Gegenbeispiel überlegen: Welche deutschen Eltern wären happy, wenn die Tochter einen gläubigen Muslim heiraten würde, nur noch im Tschador herumlaufen würde, und sich weigern würde Weihnachten und Ostern die Familie zu besuchen? Ja, auch mit den Enkelnamen Mohammed, Ali und Aisha müsste man sich wohl erst anfreunden. Auch wenn man der Tochter immer die Freiheit gepredigt hat, ist es vielleicht doch schwer zu verstehen, wenn sie sich nun für diese Form der Freiheit entscheidet, schließlich haben wir in Deutschland Religionsfreiheit und dürfen tragen was wir lustig sind. Ähnlich geht es vielleicht den Eltern der TS.

Wie gesagt, mein Mann war in einer ähnlichen Situation, wenn auch eine andere Religionsgemeinschaft. Er hat sich von der Gemeinschaft und den Eltern abgewandt und hat sich für ein freies Leben mit eigenen Regeln entschieden (zu dem Uni und ich gehörten). Aber es war bitter und hart und hat uns beiden - und sicher auch den Eltern - so manche Träne gekostet.

Auch wenn wir heute nicht beste Freunde sind, bin ich froh, dass sich das Verhältnis zu meiner Schwiegerfamilie zumindest wieder angenähert hat.
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #30
Fühle dich erstmal zumindest virutell gedrückt! :knuddel:

Deine Situation ist ja wirklich beschissen. Aber ich finde es sehr beeindruckend, wie rational, reflektiert und differenziert du das alles betrachten kannst. Davor kann ich wirklich nur meinen Hut ziehen!

Meine ganz persönliche Meinung zu deiner Situation:
In der jezidischen Gemeinschaft mit ihrem Glauben (den du nicht teilst) und allen damit verbundenen Regeln und Traditionen sehe ich für dich beim besten Willen keine sinnvolle Zukunftsperspektive. Da hättest du zwar deine Familie, aber müsstest permanent ein Leben führen, das überhaupt nicht zu dir passt.

Bei einer Entscheidung für ein leben in der freien, westlichen Gesellschaft zusammen mit deinem Freund sehe ich dagegen durchaus die Chance auf eine bessere Zukunft für dich. Das wird sicherlich eine schlimme Zeit für dich und es gibt keine Garantie, dass du das alles packst. Aber es gibt zumindest die Chance, dass du dir ein ordentliches Leben aufbauen kannst.
Eine Bekannte von mir hat es geschafft, sich aus einer wohl nicht ganz so schlimmen, aber trotzdem zumindest teilweise ähnlichen Situation heraus ein ziemlich tolles Leben zusammen mit einem tollen Mann aufzubauen. (Dazu gerne mehr per PN, aber nicht hier in der Öffentlichkeit.)
 
G
Benutzer Gast
  • #31
Meine Frage ist nicht, wie ich mich entscheiden soll, sondern wie ich das ganze emotional überleben soll.

Du hast an anderer Stelle schon erwähnt, dass du wohl psychische Unterstützung in Anspruch nehmen wirst, und ich denke, das wird dir auch gut tun.

Ändern kann ich meine Eltern nämlich nicht.

Das ist eine ganz, ganz wichtige Erkenntnis und hilft sicher auch, das ganze etwas rationaler zu betrachten.

Wie kann ich unter diesen Umständen noch ein glückliches leben führen?

Ich glaube, dass das in der derzeitigen Form gar nicht möglich ist.

Der Loslösungsprozess von den eigenen Eltern ist meistens auf die ein oder andere Weise anspruchsvoll und schwierig, selbst wenn man keine "religiösen Probleme" hat.

In meinem Fall wurde bspw. kritisiert, dass ich unverheiratet als Single von daheim vom Dorf in die Stadt ziehe, das würde sich nicht gehören, weil ja dann gar keine Kontrolle mehr möglich wäre. - Das Argument kam v.a. von meiner Großmutter.

Jahre später wurde kritisiert, dass ich unverheiratet mit meinem damaligen Partner zusammengezogen bin und wir im selben Doppelbett geschlafen haben. - Alles Sünde. Wieder v.a. von den Großeltern kritisiert.

Heute werde ich dafür kritisiert, dass ich diesen Partner verlassen habe und offensichtlich schon mit mindestens zwei Männern unehelichen Sex hatte (dass es tatsächlich aber nur zwei Beziehungspartner und ein paar andere Bekanntschaften waren, wissen sie nichtmal) - also bin ich unrein und umtriebig.

Deine Situation ist mit meiner in kaum einer Form vergleichbar, weil es viel "sanfter" war, ich konnte gehen, zwar mit entsprechendem Protest und durchaus heftigen Streitereien, aber letzten Endes durfte ich gehen und hatte außer schnippischer Kommentare kaum etwas zu befürchten.

Auch wenn du heute dir ganz sicher bist, dass dir nichts geschehen wird, wenn du dich zum Gehen entscheiden und für deinen Partner entscheiden solltest - bitte lass dich trotzdem begleiten von einschlägigen Organisationen. Selbst wenn deine Eltern dir nichts antun würden, auf Umwegen würden es wohl andere eurer Glaubensgemeinschaft erfahren, die da vielleicht weniger Skrupel haben. Pass auf dich auf!
 
Sara54
Benutzer136704  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #32
Hallo
Ich weiß es ist viel Zeit vergangen, aber ich wollte mich dennoch nochmal bei allen herzlich für die warmen Worte und Ratschläge bedanken.
Ich dachte es könnte den ein oder anderen interessieren, wie sich meine Situation damals weiterentwickelt hat:
Ich habe mich damals, so wie angekündigt, für ein freies Leben entschieden. Meine Eltern haben alles erfahren. Beide waren extrem aggressiv und uneinsichtig. Es gab wochenlang Telefonterror und Beleidigungen. Ganz schlimm: Mein Vater hat meinen damaligen Freund angerufen und ihm gedroht. Mir wurde gesagt, ich sei als Tochter tot. Auch mir wurde gedroht. Mein Freund sah keinen anderen Ausweg und machte Schluss und brach radikal den Kontakt zu mir ab. Das war 3 Wochen bevor wir zusammen ziehen wollten und ich mein Wg-Zimmer gekündigt hatte. Ich war psychisch ziemlich am Ende. Habe emotionalen Halt bei meinen Eltern gesucht (ich weiß nicht wieso ich zu ihnen gefahren bin.) sie haben mich nur beleidigt und ignoriert. Erst als ich mehrere Nervenzusammenbrüche hatte und 9 Tage weder gegessen noch getrunken habe, hat sich meine Mutter Sorgen gemacht und sich um mich gekümmert, indem sie mir zwanghaft Wasser gegeben hat. Sie waren erleichtert, das die Beziehung zu Ende war. Machten sich lustig über ihn und meine Beziehung. Sahen sich bestätigt. Trotzdem warfen sie mich aus ihrem Haus, weil ich mich weiterhin geweigert habe, etwas einzusehen. Meine Ankündigung nicht mehr leben zu wollen, haben sie ignoriert. Es war ihnen egal. Das hat so wehgetan. Und ja, ich stand tatsächlich kurz davor...
Ich war danach komplett auf mich allein gestellt. Alle anderen Menschen aus meiner Familie haben sich nicht mehr für mich interessiert. Ich hatte kein Geld mehr und keine Unterkunft. Mein Ex hat sich nie nach meinem Wohlergehen erkundigt. (Bis heute nicht.) Ich stand kurz vor der Obdachlosigkeit und suchte mir Notunterkünfte. Selbst dort wurde ich abgewiesen. Ich wusste nicht mehr was ich tun sollte ubd hatte keine Kraft. Ich sah keinen anderen Ausweg, als Essen im Supermarkt zu klauen. Es war einfach schrecklich... Und dann stand auch noch meine Masterarbeit an und der Druck aus der Uni. Irgendwann konnte ich mich einer Freundin anvertrauen (mir war die ganze Situation so extrem unangenehm, dass ich niemandem davon erzählen konnte). Sie half mir dabei, in eine 700km entfernte Stadt zu ziehen und unterstütze mich finanziell. Und da war ich: Allein in einer großen Stadt. Eltern die sich nicht mehr gemeldet haben. Ein Ex der sich nie wieder gemeldet hat.
Es hat viel Kraft, Tränen und Zeit gekostet, wieder Glück empfinden zu können. Den Kontakt den meine Mutter irgendwann zu mir gesucht hat, habe ich ignoriert. Über 10 Monate lang wollte ich nichts mehr von ihnen hören. Sie haben geweint und wollten mich nicht verlieren.
Da wurde ich schwach und gab ihnen eine Chance.

4 Jahre später lebe ich immer noch in dieser Stadt. Habe ein neues Leben angefangen. Das Verhältnis zu meinen Eltern hat sich wieder gebessert. Beide haben sich bei mir entschuldigt. Vorallem meine Mutter hat eine starke Wandlung hinter sich. Heute würde sie alle meiner Entscheidungen unterstützen. Ich habe heute einen neuen Partner der auch nicht yezidisch ist. Diesmal weiß es meine Mutter und akzeptiert meine Entscheidung. Auch wenn sie sich schwer tur und ihn nicht kennenlernen möchte, bin ich stolz auf sie.
Aber der Weg war ein langer und beinahe hätte ich aufgegeben und mich gegen das Leben entschieden. Doch ich bin dadurch gewachsen und stärker geworden. Noch ist der Kampf nicht gewonnen.
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #33
Schön, dass Du Dich nochmal meldest, ich glaube, das ganze Forum hat damals mit Dir mit gelitten, gehofft, gebangt! Und auch echt schön, zu hören, dass es Dir jetzt recht gut geht und Du voller Zuversicht nach vorne blickst.
Ich wünsche Dir weiter viel Glück und ganz viel Kraft!
 
Fleurbleu
Benutzer186166  (40) Öfter im Forum
  • #34
Ich habe heute das erste Mal von Deiner Geschichte hier gelesen und sie hat mich tief berührt!
Ich denke, du bist auf einem guten Weg. Leb Dein Leben nach Deinen Vorstellungen, das ist der einzige Weg glücklich zu werden, meine Meinung.
Ich freue mich dass der Kontakt zu Deinen Eltern zumindest besteht auch wenn ich das Verhalten Deiner Familie nicht gutheissen kann.
Ich schätze, in Eurer Lebenswelt kann niemand so einfach raus. Nicht raus aus der Gemeinschaft und nicht raus aus der eigenen Haut.
Wir hier in Deutschland können das wohl kaum nachvollziehen.

Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe weiterhin dass Du Dein Glück findest.
Oder nein, ich hoffe es nicht, ich weiss es.
 
Hryna
Benutzer36171  Beiträge füllen Bücher
  • #35
Sara54 Sara54 Danke für die Rückmeldung nach all der Zeit! Schön, dass es dir inzwischen gut geht.

Alles Gute weiterhin!
 
Caelyn
Benutzer87573  (35) Sehr bekannt hier
  • #36
Sara54 Sara54 schön, dass du uns nochmal von Deinem Werdegang berichtet hast.

Es tut mir sehr leid, dass es zwischendurch so schlecht für dich lief, und dass dein Ex dich nicht unterstützt hat.

Du kannst sehr stolz auf dich sein, das alles so gut gemeistert zu haben! Pass weiter gut auf dich auf und ich wünsche Dir alles Gute für deinen weiteren Lebensweg :rose:
 
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