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Warum wird Freundlichkeit nie wertgeschätzt?

Stormy
Benutzer120069  (43) Benutzer gesperrt
  • #1
Hallo,

nach einiger Zeit melde ich mich mal zurück hier.

Ich habe viel über meine Schwierigkeiten in meinem derzeitigen Job im Altenheim geschrieben.
Mitte November war es soweit, dass man sich meiner entledigen wollte. In der Tagespflege war ich jedenfalls nicht mehr tragbar, und das nicht nur wegen meiner Bindung zu dem alten Herrn.
In einem Gespräch mit der Heimleiterin überzeugte ich sie davon, dass ich mir diesen Job weiterhin vorstellen könne. Sie gab mir daraufhin noch eine zweite Chance im "richtigen" Altenheimbetrieb.
Auch wenn sie mir sagte, dass die Kolleginnen aus der Tagespflege da für mich schwarz sehen.

Seit über drei Wochen arbeite ich nun also in einem Wohnbereich mit 25 Bewohnern.
Ich bin zu allen freundlich, ohne den Fehler zu wiederholen, mich noch einmal auf jemanden zu fixieren.
Leider bekomme ich auch dort wenig Wertschätzung und Anerkennung, obwohl ich mein bestes gebe. Manchmal verzichte ich auch auf meine Pause.
Ich bemerke desöfteren, dass man mich belächelt.
Da ich mich ständig beeilen möchte, habe ich mir einen sehr schnellen Gang angewöhnt, der jetzt auch schon nachgeäfft wurde.
Dabei wollte ich doch nur beweisen, dass ich nicht immer nur zu einem Schneckentempo fähig bin.

Eine Sache hat mich jetzt besonders enttäuscht.
Ich glaubte, einen ganz netten Kontakt zu einer bestimmten Frau aufgebaut zu haben, ohne auf sie fixiert zu sein.
Nur ist sie halt sehr redselig und erzählte mir recht schnell viel von ihrem Leben und ihren Sorgen.
Sie hat sich auch bei mir ausgeweint, weil sie ihre Einwilligung geben musste, im Falle eines erneuten Herzinfarkts nicht an Maschinen ansgeschlossen zu werden.
Ich tröstete sie so gut ich konnte.
Alle paar Tage bittet sie mich auch für sie einkaufen zu gehen.
Ich habe das bereitwillig erledigt.
Doch am Donnerstag gewann ich sehr stark den Eindruck, dass sie mich nicht so mag, wie es den Anschein hat.
Ich kam aus der Pause zurück, als ich hörte, wie diese Bewohnerin zu der Praktikantin sagte:"Ich brauche wieder Zigaretten. Wo ist denn Madame?"
Als ich in die Wohnküche kam, fragte sie gleich, ob ich heute einkaufen gehen könne.
Also war mit "Madame" ja eindeutig ich gemeint!
Zumindest in unserer Region ist das eine abwertende Bezeichung. Im allgemeinen bezeichnet man damit gern eine Person, die sich für etwas besseres hält und hochnäsig wirkt. Was ja bei mir nicht der Fall sein kann, da ich eher schüchtern und sehr gutmütig wirke!

Für mich war das ein Zeichen, dass diese Frau mich im Grunde ablehnt.

Der Mann einer anderen Bewohnerin kotzte mich vor einigen Tagen an, nachdem ich seiner Tischnachbarin hilfsbereit das Essen auf dem Teller zerkleinert hatte. Er herrschte mich an, dass die Frau das Essen doch gar nicht sehen könne!
Sorry, aber das hatte mir niemand gesagt und ihr ist das Essen auch nie angereicht worden.
Somit ging ich davon aus, dass sie allein klar kommt.

Irgendwie habe ich ständig das Gefühl, ich kann nett und zuvorkommend sein so viel ich will, ich werde trotzdem abgelehnt. Dabei bin ich ganz bestimmt nicht arschkriecherisch.

Könnt ihr mir sagen, was ich falsch mache?
Ist es besser laut und unfreundlich aufzutreten, um sich Respekt zu verschaffen?

Liebe Grüße,
Stormy
 
Zuletzt bearbeitet:
kami_katze
Benutzer109402  Meistens hier zu finden
  • #2
Nein, bleib weiterhin nett- aber zieh deine Grenzen für dich selbst stärker. Geh nicht mehr für die Kollegin einkaufen, wenn du das Gefühl hast, ausgenutzt zu werden. Mach deine Arbeit gut, verstell dich nicht und glaub auch wirklich an dich- dann brauchst du auch nicht die Bestätigung durch die anderen. Wenn du authentisch bleibst, wirst du deinen Weg machen und dir Respekt und Anerkennung verschaffen bei Leuten, die dir auch gut tun. Und nochwas: polarisiere deine Aussagen nicht so stark, zum Beispiel "nie wird wertgeschätzt, wie ich mich anstrenge und das ich höflich bin..'. Sag dir, 'das eben war jetzt aber von XY nicht so höflich nach meinem Empfinden' und hak es ab, lass die Gedanken daran los! Konzentrier dich jeden Tag auch auf die positiven Dinge und konzentrier dich vor allem nicht nur auf die Arbeit. Ich hoffe das konnte dir ein bisschen helfen, alles Gute!
 
Stormy
Benutzer120069  (43) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #3
Ich weiß auch nicht.
Ich habe halt schon so oft die Erfahrung gemacht, dass ich immer wieder auf Bösartigkeit, Demütigungen und Zurückweisungen stoße. Denke dann, dass es an mir liegt und ich ständig etwas falsch mache.
Andere werden integriert, man möchte Kontakt mit ihnen, sie werden respektiert.
Ich hingegen bin immer außen vor. :cry:
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #4
Ich würde die Probleme mit alten Menschen und mit Kollegen trennen.

Bei den alten Menschen würde ich die Toleranzschwelle jedenfalls deutlich höher ansetzen, als im allgemeinen Leben. Viele von denen fühlen sich gelangweilt, oder abgeschoben, und die steigende Hilflosigkeit und Abhängigkeit ist sicher auch nicht schön. Bei einigen von denen wird noch eine mehr oder weniger schwere Altersdemenz hinzu kommen. Kurz: Es ist nicht verwunderlich, dass manche Menschen aus unterschiedlichen Gründen auf das Alter noch richtig unausstehlich werden. Selbstverständlich nicht alle, gibt ja auch viele sehr freundliche, aber in einem Altersheim wird immer der ein oder andere dabei sein, der nach gängigem Verständnis eine Zumutung ist, dem man das aber auch kaum übel nehmen kann.

Ich glaube in der Hinsicht solltest du einfach ein dickes Fell haben. Das ist natürlich schwierig weil du durch deine Vorgeschichte verunsichert bist - und deine Kolleginnen möglicherweise nur auf einen Fehltritt warten. Ist es vielleicht möglich, dass du deinen Arbeitsplatz wechselst (also ein anderes Altersheim)?
 
J
Benutzer123568  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • #5
Also da ich och in der pflege arbeite würde ich dir raten dein nettes verhalten (auch wenn es nur gut gemeint is) zurückzuschrauben. Ich kenne das nur zu gut. In dem betrieb in denich jetzte arbeite kanns du es auch keinem recht machen egal wie du dich drehst und dich wendest. Und ich komm mit jedem zu recht und akzeptiere die menschen wie sie sind (auf kollegialer basis) da ich in einem multikulti haus arbeite is es meist auch recht schwierig ruhig zu bleiben wenn man merkt das die menschen über einen reden egal ob kollege oder bewohner. Ich habe mir ein maß an gesundem egoismus angeeignet. Da dir in diesem leben keiner was schenkt. Das würde ich dir auch raten. :zwinker:
 
Xhexenia
Benutzer123649  Planet-Liebe ist Startseite
  • #6
Altenpflege ist kein leichter Job, absolut nicht. Aber Freundlichkeit, Respekt und Höflichkeit sind unbedingt notwendig. Viele Bewohner leiden unter Demenz und Alzheimer, was ohnehin ein Faktor für aggressives Verhalten ist. Des weiteren haben diese Menschen oft altersbedingte Krankheiten, die sie plagen und reizbar machen. Für im Kopf klare Menschen ist es wiederum schwer zu akzeptieren, auf permanente Hilfe angewiesen zu sein und schämen sich höchstwahrscheinlich auch. Es gibt etliche Faktoren. Dein Job jedoch ist es, diese Menschen zu pflegen und ihnen Lebensqualität zu bieten. Dass sie es nicht schätzen, dass man freundlich zu ihnen ist, hat vielerlei u.a. oben beschriebene Gründe. Viele freuen sich auch über Zuwendung, gleichermaßen kann es sein, dass ein Bewohner eine Pflegerin überhaupt nicht leiden kann oder generell unfreundlich ist. Tief durchatmen, lächeln, weiterarbeiten. Natürlich gibt es Grenzen, wie z.B. geschlagen und bespuckt werden (meine Mutter ist Altenpflegerin, da kenne ich eigene Geschichten). Hier solltest du klare Ansagen machen, aber zehn Minuten später wieder genauso freundlich sein. Freundlichkeit heißt jedoch nicht, dich ausnutzen zu lassen. Freundlichkeit heißt nicht, es jedem Recht machen zu wollen. Freundlichkeit heißt nicht, sich abzurackern.
Ich glaube, dass deine Arbeitskollegen dich als über-emsige und leicht auszunutzende Frau sehen. Übertriebene Dauerfreundlichkeit hat hin und wieder diese Wirkung. Sei im Umgang mit deinen Kollegen natürlich. Höflichkeit und Respekt ist auch hier wichtig, aber wenn dir etwas nicht passt, sag es. Mache auf dich aufmerksam, zeig, dass du einen eigenen Kopf hast. Mache deine Pausen, unterhalte dich. Zeige deine Persönlichkeit. Anfänge sind nicht immer einfach.
 
Stormy
Benutzer120069  (43) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #7
Danke für eure Antworten.
Ich bin sicherlich mit falschen Erwartungen an diesen Job herangegangen.
Ich wollte gutes tun und alten Menschen Hilfestellung leisten. Bin immer freundlich und geduldig und habe wohl einach ein bisschen Dankbarkeit erwartet. Doch die bekommt man eben nicht.
Nur fehlende Dankbarkeit wäre noch nicht mal das schlimmste. Schlimm ist aber, dass man oft wie der letzte Dreck behandelt wird! Das kann ich auch nicht mit Frust und Unzufriedenheit der Bewohner entschuldigen.

Heute bin ich wieder beleidigt worden. Von dem Typ - der Mann einer Bewohnerin, der aber selbst nicht im Altenheim wohnt - der mich letzte Woche beim Essen anschnauzte, als ich seiner Tischnachbarin das Essen zerkleinerte.
Als ich heute mit meiner Schicht begann und in die Wohnküche kam, sagte er:"Da ist ja Klein-Doofi wieder!"

Sorry, vielleicht bin ich zu sensibel, aber muss ich mir solche Unverschämtheiten bieten lassen?
Denn er weiß genau, was er sagt, da er noch sehr klar im Kopf ist.
Natürlich würde ich gern zurückbeleidigen, aber dann wäre ich den Job ja auf der Stelle los.
Also bleibt mir jetzt nur, ihn nicht mehr zu grüßen und ihm die Mahlzeiten vor die Nase zu knallen, ohne ihm einen guten Appetit zu wünschen.

Wie geht ihr, die im Altenheim arbeiten, mit Beleidigungen um?

LG
Stormy
 
J
Benutzer123568  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • #8
Also ich kenn das auch gut mit den beleidigungen.. Aber es bleibt eim nix übrig als sie nett aber trotzdem bestimmend daraf hinzuweisen dass das nich richtig is was sie da machen. Ansonsten links rein rechts raus und zusammen reißen was anderes kanns mich machen.
 
girl_next_door
Benutzer96776  Beiträge füllen Bücher
  • #9
Nein, ich glaube nicht, dass du so gesehen wirklich was falsch machst.
Bei alten Leuten braucht man besonders viel Verständnis und Einfühlungsvermögen, zu "harsch" würde ich da nicht auftreten und laut (außer derjenige ist schwerhörig) oder gar unfreundlich schon gar nicht.

Es ist leider oft im Leben so, dass Freundlichkeit nicht wertgeschätzt wird oder man eins auf den Deckel kriegt obwohl man es nur gut meint.
Dankbarkeit kann man sich sowieso nicht erwarten... :schuettel:

Ich denke das Problem liegt am Job, besser gesagt dem Altenheim an sich. Das du dort abgestempelt bist und ein "schwarzes Schaf".
Da würde ich mich nach einem Wechsel evtl. schon mal erkundigen, vl. wird dann deine Arbeit woanders ja mehr wertgeschätzt....

Aber es gibt auch alte Menschen, die einfach von Natur aus total mürrisch und grießgrämig sind, das lässt sich leider nicht ändern und gehört zum Beruf dazu, ich verstehe das das hier nicht das Thema ist aber darauf sollte man sich einstellen können/ müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
E
Benutzer125026  (36) Benutzer gesperrt
  • #10
Danke für eure Antworten.
Ich bin sicherlich mit falschen Erwartungen an diesen Job herangegangen.
Ich wollte gutes tun und alten Menschen Hilfestellung leisten. Bin immer freundlich und geduldig und habe wohl einach ein bisschen Dankbarkeit erwartet. Doch die bekommt man eben nicht.
Nur fehlende Dankbarkeit wäre noch nicht mal das schlimmste. Schlimm ist aber, dass man oft wie der letzte Dreck behandelt wird! Das kann ich auch nicht mit Frust und Unzufriedenheit der Bewohner entschuldigen.

Heute bin ich wieder beleidigt worden. Von dem Typ - der Mann einer Bewohnerin, der aber selbst nicht im Altenheim wohnt - der mich letzte Woche beim Essen anschnauzte, als ich seiner Tischnachbarin das Essen zerkleinerte.
Als ich heute mit meiner Schicht begann und in die Wohnküche kam, sagte er:"Da ist ja Klein-Doofi wieder!"

Sorry, vielleicht bin ich zu sensibel, aber muss ich mir solche Unverschämtheiten bieten lassen?
Denn er weiß genau, was er sagt, da er noch sehr klar im Kopf ist.
Natürlich würde ich gern zurückbeleidigen, aber dann wäre ich den Job ja auf der Stelle los.
Also bleibt mir jetzt nur, ihn nicht mehr zu grüßen und ihm die Mahlzeiten vor die Nase zu knallen, ohne ihm einen guten Appetit zu wünschen.

Wie geht ihr, die im Altenheim arbeiten, mit Beleidigungen um?

LG
Stormy

Liebe Stormy,
man muss sich auch in der Altpflege nicht beleidigen lassen, wenn dich jemand respektlos behandelt, dann sag demjenigen das. Beleidigen solltest du natürlich niemanden, aber darauf hinweisen, dass du erwartest mit demselben Respekt behandelt zu werden, wie du ihn denjenigen entgegen bringst.
Unverschämte Menschen, werden von mir danach meist mit ausgesuchter (aufgesetzter) Höflichkeit behandelt, während ich mir in meinem Kopf nur "Arschloch" denke.
Und lass nicht immer alles so nah an dich heran, die Art wie du dich den Bewohnern näherst wirkt ja beinahe distanzlos.
Das sind nicht deine Verwandten, Oma, Opa mit denen du da arbeitest. Du bist eine Dienstleisterin, es erwartet doch niemand von dir, dass du dich mit den alten Leuten anfreundest. Im Gegenteil, dass kann dir schaden. Du wirst noch oft zurückgewiesen werden.

Das andere Thema ist das Verhalten im Team. Ist es wirklich so, dass man dir nicht aufgeschlossen begegnet und dir nicht helfen will dich im Team zu integrieren oder ist es vielleicht nur deine Wahrnehmung? Ist die Kritik nur negativ, wird von mehreren Personen Kiritk geäußert?
Ich würde auf jeden Fall das Gespräch mit der Stationsleitung suchen und nochmal darüber reden.
Gibt es jemanden den du vom Team gut leiden kannst? Wenn ja, dann versuche dich mit demjenigen anzufreunden, tauscht euch über persönliches aus.

Wenn alles nichts fruchtet, dann ist es vielleicht nicht das Richtige für dich, schließlich bist du ja jetzt schon auf einer zweiten Station.
Du wirkst aus deinen Beiträgen heraus auch einfach wenig selbstbewusst, vielleicht ist es dann nicht der richtige Job.
 
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