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Wir werden häufig von fremden Menschen angesprochen

D
Benutzer205371  (29) Ist noch neu hier
  • #1
Hallöchen,

Ich dachte ich melde mich hier einfach mal im forum an und hoffe auf ein paar Erfahrungswerte, wie ihr damit umgeht oder umgegangen seid.

Zuerst einmal zu meiner Situation:

Ich bin mit meiner Freundin nun seit 6 Monaten zusammen und kennen uns schon einige Jahre. Sie hat bps und befindet sich derzeit in therapeutischer Behandlung.

Ich komme aus einer langzeitbeziehung mit starkem emotionalen Missbrauch, wodurch auch ich große Probleme mit meinem Selbstwertgefühl habe.

Wir beide sind Ende 20.

Nun allerdings zum eigentlichen Thema. Ich und meine Freundin sind sehr glücklich, auch wenn es mit unseren Problemchen im Kopf nicht immer ganz so einfach ist. Beide haben ein recht niedriges Selbstwertgefühl. Dauernd denken wir beide, dass wir nicht gut genug für den anderen sind, bekommen dann regelrecht Panik davor und haben trotz aller Liebe und Zuneigung Angst davor, den anderen zu verlieren.

Uns beiden wird sehr häufig Komplimente gemacht sobald wir draußen sind, sowohl als paar als auch einzeln. Nun ist es so, dass sobald ich allein unterwegs oder auf der Arbeit bin, ab und an mal von Kunden oder anderen fremden Leuten auf der Straße angesprochen werde und mir Komplimente gemacht werden. Meist aufgrund meiner ganzen tattoos.

Meine Freundin möchte auch, dass ich ihr erzähle, wenn dies mal vorkommt. Tu ich das allerdings dann, beginnt die gedankenspirale bei ihr und sie hat starke Angst davor, dass mich ihr jemand wegnehmen könnte.

Ebenso andersherum. Sie ist recht alternativ angehaucht, voll mit tattoos und hat eine tolle figur. Ich kann verstehen, dass viele Männer sie ansehen. Auch sie wird häufig angesprochen, auf einen Kaffee eingeladen oder ähnliches, was sie dann dankend ablehnt.

Mir macht es bis zu einem gewissen Punkt weniger aus, allerdings kommt es auch immer etwas auf die Situation an. Wenn ich mit ihr Hand in Hand durch die Gegend laufe, Männer mit eigener Freundin dann so stark hinterhergeiern oder glatt das laufen verlernen.. Das nervt mit der Zeit dann schon etwas. Dann erwische ich mich irgendwann selbst dabei, wie ich mehr drauf achte, ob der nächste wieder geiert, als das dann einfach auszublenden. Mache mir dann also selbst Druck und dann kommt auch bei mir das Gefühl auf, wenn das Interesse bei so vielen Männern vorhanden ist.. Das ich sie deswegen irgendwann verlieren könnte. Zudem finde ich es zeitgleich sehr respektlos mit einer eigenen Frau an der Hand anderen Frauen regelrecht nachzugeiern, dass einem bald die Augen ausfallen, aber das ist nochmal ein anderes Thema.

Wir sind beide sehr gern zuhause, sind sehr gern für uns.. Aber Unternehmungen außerhalb sollten eben auch dabei sein. Leider spielt uns beiden immer wieder die Psyche einen Streich, was auch immer mal wieder zu down Phasen führt, obwohl eigentlich alles gut ist. Bei meiner Freundin kommen zudem schlechte träume in der Nacht hinzu, in denen ich sie verlasse, sie betrüge oder jemand anderen finde..

Das es dann schon dazu führt, dass wir zb schwimmen gehen möchten, es aber dann doch lieber lassen, weil wir Angst haben wir versauen uns durch diese Gedanken und Ängste selbst den Tag. Meine Freundin möchte nichtmal mehr allein einkaufen gehen, weil sie es selbst schon als belastend ansieht, so häufig angesprochen zu werden. Und das kanns halt eben nicht sein. Trotzdem bleiben wir am Ball und raffen uns immer wieder auf und Unternehmen dann diese Dinge, aber sobald solch eine Situation wieder auftaucht, fühlt man sich indirekt bestätigt, einfach zuhause zu bleiben.

Wir sind beide emotional sehr feinfühlig und bekommen meistens mit, wenn der andere auch nur die kleinste Verhaltensänderung aufzeigt. Das kann mal von Vorteil sein, jedoch häufig auch das genaue Gegenteil.

Ich weiß, dass wir das eher genießen sollten, dass wir scheinbar für viele Menschen interessant sind, wir uns trotzdem beide haben und glücklich sind.. Wäre dieses mangelnde Selbstwertgefühl und diese gedankenspiralen nicht.
Wie gehen denn andere damit um? Ich freue mich über jede Antwort, egal ob von bps betroffen oder ganz gesund. Mich interessiert da die gemischte Packung 😁

Vielen Dank im voraus und liebe Grüße
 
Fußliebhaber84
Benutzer195524  (40) Öfter im Forum
  • #2
Männer mit eigener Freundin dann so stark hinterhergeiern oder glatt das laufen verlernen..
Sowas ist mir selbst noch nicht aufgefallen.
Falls es wirklich so extrem ist, lass sie glotzen und kümmere dich nicht weiter drum, ändern kannst du es eh nicht ...
Vielleicht bist du aber auch hyper sensibel und interpretierst zu viel in das Verhalten, die Gesten anderer Menschen hinein.
 
S
Benutzer188774  Meistens hier zu finden
  • #3
Ist das ansprechen (oder auch das nur angucken) denn wirklich eine Art Anbaggern? Ich frage, weil ich selbst bei Menschen, die auffallender tätowiert sind, vll auch mal mehr hinschaue (nicht zu auffallend, hoffe ich). Das Interesse gilt dann aber eher den Tattoos und/oder dem "Gesamtkunstwerk" und bedeutet nicht, dass ich mit den betreffenden Menschen in die Kiste will. Auch wenn Ihr nicht gern angeschaut werdet, aber vll hat es (von den Anderen) nicht die Bedeutung, die Ihr dem Ganzen gebt?
 
M
Benutzer203725  (28) Ist noch neu hier
  • #4
Da haben sich zwei begehrenswerte Menschen gefunden. Ist doch nicht verkehrt. Wenn es nur einem von euch so gehen würde, dann wäre das mit den negativen Gedanken nachvollziehbar, aber so.
 
G
Benutzer Gast
  • #5
Ehrlich gesagt würde mich das null interessieren, Bestätigung von außen mag zwar ab und zu ganz nett sein, ich brauch sie definitiv nicht. Vielmehr weiß ich wie du auch selbst, dass ich eine schöne und begehrenswerte Frau an meiner Seite habe, sollen sie doch schauen, alles andere bleibt mir vorbehalten :zwinker:
 
D
Benutzer205371  (29) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #6
Ist das ansprechen (oder auch das nur angucken) denn wirklich eine Art Anbaggern? Ich frage, weil ich selbst bei Menschen, die auffallender tätowiert sind, vll auch mal mehr hinschaue (nicht zu auffallend, hoffe ich). Das Interesse gilt dann aber eher den Tattoos und/oder dem "Gesamtkunstwerk" und bedeutet nicht, dass ich mit den betreffenden Menschen in die Kiste will. Auch wenn Ihr nicht gern angeschaut werdet, aber vll hat es (von den Anderen) nicht die Bedeutung, die Ihr dem Ganzen gebt

Ach um Gottes Willen, das jeder nur Baggern oder mit irgendwem in die Kiste will, das würde ich absolut nicht so sehen. Ich bin mir ja auch bewusst, dass auffallende tattoos eben auch.. "auffallen" 😅

Das man mal genauer hinsieht, das kann ich ja absolut nachvollziehen.. Es gibt genügend nette Menschen, die auch einfach nur neugierig sind.

Auch wir schauen gern mal hin, wenn jemand anderes auffallende tattoos hat.

Häufig ist es eben dann einfach der Kopf, wie bereits erwähnt, der einem dann diese flausen einsetzt, weil man sich die Sachen dann kaputtdenkt oder eben zu sensibel darauf reagiert. Dem sind wir uns beiden auch bewusst. Allerdings bleiben diese verlustängste dann doch oft im Hinterkopf und Wirken sich auf gewisse Dinge aus..

Dieses loslassen und genießen. Das fällt sehr schwer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anna1309
Benutzer166007  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #7
Was soll man dir da groß raten, oder die erzählen, wie es bei einem selbst ist? Das hilft dir auch nicht sonderlich weiter …. 🤷🏻‍♀️

Du müsstest halt an deinem Selbstwertgefühl arbeiten, es aufbauen und stabilisieren.

Meine ganz persönliche Erfahrung mit unsicheren Menschen: sie übersehen ihre eigenen negativen Eigenschaften schon sehr. Neigen selbst sehr zum Konkurrenzdenken und treten daher ständig in Konkurrenz zu ihren Mitmenschen. Das macht sie sehr unsympathisch, weswegen sie im näheren Kontakt öfter auf Ablehnung treffen, was sie dann wiederum in ihrer Selbstannahme stützt.

Aus diesem Teufelskreis kommt man nur raus, wenn man da ansetzt, wo dieses Verhalten herrührt: die Annahmen über sich selbst.
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #8
Zum Einen seid ihr beide nicht gesund und stabil und tut euch deswegen auch gegenseitig gar nicht gut. Diese Taktik "wir mögen uns beide nicht besonders also lieben wir uns umso mehr" geht nicht auf.
Ihr stärkt euch nicht gegenseitig, sondern ihr schwächt euch. Es ist aber leider auch normal, dass ihr das nicht seht.

Jeder von euch hat Baustellen, jeder von euch muss erst mal mit sich klar kommen, sich selbst als Person wahrnehmen und überhaupt erst mal finden.

Ob dieses angeschaut werden wirklich immer Bewunderung ist, das bezweifle ich. Aber es spielt letztlich gar keine Rolle. Entscheidend ist was ihr wahrnehmt und ein Leben voller Ängste ist eben ein Leben voller Ängste. Aus der Spirale kommt ihr nur jeder für sich raus, nicht gegenseitig.
 
Berglöwe
Benutzer195152  (62) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #9
D Dozy ich meine Euer Dreh- und Angelpunkt ist das geringe Selbstwergefühl und vielleicht beim einen oder anderen von Euch fehlende, stabile Beziehungen, vermutlich da, wo sie am wichtigsten gewesen wären: in Eurer Kindheit. Liege ich mit Letzterem richtig?

Wichtig ist es, in einer guten Therapie (und die dauert...) an den Grundannahmen (z.B.: "Ich bin nichts wert") zu arbeiten, zu schauen, wie Ihr zu dieser Annahme gekommen seid und dem etwas entgegen zu setzen. Letzteres ist aber erst möglioch, wenn die sichere Überzeugung "ich bin nichts wert" ins Wanken gerät.

Welche Art der Therapie macht sie denn? Meine eigene Erfahrung ist (ich habe nebst anderem, ebenfalls BPS-Anteile und jahrzehntelange Therapieerfahrung), daß die Verhaltenstherapie spezialisiert auf entweder DBT oder Schematherapie oder eine Kombi von beidem sehr gut sind, bzw. sein können. Von der tiefenpsychologisch fundierten Therapie habe ich Abstand genommen. Sie hat mir nicht geholfen.

In dem Maße, in dem Euer Selbstwert steigt, werdet Ihr robuster gegen die Einflüsse von außen. Es ist jedoch ein Prozeß, der viel Zeit braucht.
 
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